Bremer Heimstiftung aktuell 04/2013

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www.bremer-heimstiftung.de · Das Blog der Bremer Heimstiftung: www.lebens-weisen.de

Bremer Heimstiftung

aktuell

Nr. IV / 2013 Oktober – Dezember

Hereinspaziert, Kunst und Kultur!

Das Porträt Rasende Reporterin So lange der Geist mitmacht, will Gisela Walther schreiben

Unter dem Dach der Bremer Heimstiftung lebt Kreativität, die für viele überraschende Momente sorgt. Lesen Sie selbst in dieser Ausgabe…

Gesundheitsvortragsreihe in den Residenzen mit Heilpflanzenexpertin Bettina Burfeind und anderen Referenten


Aus dem Inhalt

Künstler frei Haus »Zimmerkultur« im Stiftungsdorf Hollergrund macht kreative Begegnungen möglich. Renate Kowarsch(l.) und weitere Bewohner bekommen regelmäßig Besuch.

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Titelthema Brückenschlag mit Kunst und Kultur Kunststipendiaten im Stiftungsdorf Hollergrund

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Eine Krähe in Pink Atelierwerkstatt »Die Kunst zu leben«

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Mit dem Rollstuhl zur VHS Im Stiftungsdorf Gröpelingen wohnt Kultur

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Faszination Afrika Die aktuelle Ausstellung im Übersee-Museum lädt ein, den schwarzen Kontinent zu entdecken. Gewinnen Sie Karten!

Gesundheit 11 Am Start: die Mobile Reha Bremen

Seite 10

13 Buchvorstellung

Unterhaltung 13 Tipps & Termine

Aus der Stiftung 15 Das Buffet ist eröffnet Neues Dorfcafé im Stiftungsdorf Osterholz Ein Leben im Ichon-Park Sigrid Madsen wohnt seit Eröffnung vor 36 Jahren in der Stiftungsresidenz und möchte an keinem anderen Ort sein. Seite 16

17 600 Werke in 18 Jahren Hildegard Frenzel schmückt die Stiftungsresidenz St. Ilsabeen 20 Rückblick Happy Birthday! Stiftungsresidenz Riensberg feiert 30. Geburtstag

Willkommen zum »Tag der offenen Tür« Stiftungsdorf Rönnebeck Stiftungsresidenz St. Ilsabeen Stiftungsdorf Arberger Mühle Stiftungsresidenz Ichon-Park Stadtteilhaus Kattenturm Stiftungsresidenz Riensberg Stadtteilhaus St. Remberti Stiftungsdorf Hollergrund Stiftungsresidenz Marcusallee Stiftungsdorf Blumenkamp Stiftungsresidenz Landhaus Horn Stiftungsresidenz Luisental Haus in der Neustadt

jeden ersten Samstag im Monat 14-17 Uhr Samstag, 26. Oktober 14-16 Uhr Mittwoch, 9. Oktober 11-16 Uhr Sonntag, 20. Oktober 11-18 Uhr Samstag, 26. Oktober 11-16 Uhr Sonntag, 27. Oktober 14.30-17 Uhr Sonntag, 1. Dezember 16.30-18 Uhr Dienstag, 29. Oktober 15-17 Uhr Dienstag, 19. November 15-17 Uhr Samstag, 9. November 11-17 Uhr Mittwoch, 13. November 15-18 Uhr Mittwoch, 13. November 10-13 +15-17 Uhr Sonntag, 17. November 10.30-17 Uhr Mittwoch, 20. November 10-17 Uhr Samstag 30. November 14-18 Uhr

Impressum Herausgeber Bremer Heimstiftung, Marcusallee 39, 28359 Bremen, verantwortlich: Alexander Künzel Produktion kontext kommunikation, info@kontext-kommunikation.com Text + Redaktion Sandra Wagner, Tine Klier, Janina Heyn Gestaltung PfeifferDesign, info@PfeifferDesign.de Fotos Martin Rospek, Rainer Geue, Übersee-Museum Bremen (Fotograf: Matthias Haase), Kiepenheuer & Witsch Verlag Nächster Erscheinungstermin 16. Dezember 2013

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Editorial

Kurz notiert

Erfolgreiche Kooperation

Guten Tag, »Kunst und Kultur in der Bremer Heimstiftung« – so lautet das Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Im Vorfeld fragten wir uns, ob mit diesem Thema ein ganzes Heft der BHS aktuell zu füllen sei. Zu unserem Erstaunen kamen so viele Geschichten, so viel Lesestoff zusammen, dass wir eigentlich eine Fortsetzungsserie planen müssten! Dies beweist, dass Kunst und Kultur in den Häusern der Bremer Heimstiftung zu Hause sind und hier das Leben prägen – auch im Prozess des Älterwerdens und sogar bei Demenz. Denn der Mensch ist nicht nur auf Essen, Trinken und soziale Kontakte angewiesen. Zu seiner Entfaltung bedarf es eben auch der Kunst und Kultur. Wen das schreckt, weil er gleich an strenge Klassik oder schwer verdauliche abstrakte Kunst denkt, der sei beruhigt mit den Berichten auf den folgenden Seiten. Kunst und Kultur sind lebendig und können lebendig stimmen; sie führen hinaus in die weite Welt, wie etwa die Kunst-Stipendiaten aus unseren Partnerstädten zeigen. Also, machen Sie mit, wenn es wieder einmal irgendwo in der Stadt heißt »Kunst und Kultur bei der Bremer Heimstiftung« – bis dahin viel Neugier bei der Lektüre. ● Beste Herbstgrüße Ihr Alexander Künzel Vorstandsvorsitzender Bremer Heimstiftung

Die älter werdende Gesellschaft erfordert verlässliche, anpassungsfähige Angebote für Menschen mit Pflegebedarf. Unsere Stiftung »Bremer Sparer-Dank« widmet sich daher Themen, die insbesondere ältere Menschen betreffen – zum Beispiel Demenz. Daraus entstanden ist die Initiative »Aktiv mit Demenz«, die wir 2009 gemeinsam mit der Bremer Heimstiftung ins Leben gerufen haben. Ich bin froh, dass wir mit der Heimstiftung einen kompetenten, erfahrenen Partner zur Umsetzung des Vorhabens gewinnen konnten. Durch die hervorragende Zusammenarbeit und das große Netzwerk aus Kooperationspartnern sind schnell vielfältige Angebote entstanden – und das Spektrum wächst beständig. »Aktiv mit Demenz« ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Kooperation. Durch das abwechslungsreiche Kurs- und Werkstattangebot mit Kunst-, Kultur-, Bewegungs- und Informationsveranstaltungen ist es gelungen, Angehörige zu unterstützen und mit den Betroffenen zu zeigen: »Lebensfreude ist unvergesslich«. Im Juli ist das neue Programm für das zweite Halbjahr erschienen – schauen Sie doch einmal hinein. Es liegt in den Filialen der Sparkasse sowie in den Häusern der Bremer Heimstiftung aus und ist auf unseren Internetseiten zum Download hinterlegt. Viele Bremerinnen und Bremer profitieren von der fachkundigen Unterstützung und den Angeboten für Betroffene. Ich bin sehr stolz darauf, was wir zusammen mit der Bremer Heimstiftung in so kurzer Zeit aufgebaut haben. ● Dr. Tim Nesemann Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bremen AG

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Titelthema

Brückenschlag mit Kunst und Kultur Bereits seit zehn Jahren fördern die Bremische Bürgerschaft und die Bremer Heimstiftung mit einem Kunststipendium den kulturellen Austausch zwischen der Hansestadt und ihren sieben offiziellen Partnerstädten. Mit einer freistehenden Hausmeisterwohnung in der Stiftungsresidenz Landhaus Horn und dem Wunsch, Kulturen und Generationen zusammenzubringen, fing im Jahr 2003 alles an. Seitdem sind unter dem Dach der Bremer

mittlerin bei der Bremer Heimstiftung und Ansprechpartnerin für die Stipendiaten im Landhaus Horn. Wenn diese ihre entstandenen Werke in der Bremer Bürgerschaft ausstellen, macht sich regelmäßig eine Gruppe von Senioren aus dem Haus auf den Weg dorthin. Auch Christian Weber, Präsident der Bremischen Bürgerschaft, ist dann gerne zugegen, wenn es seine Verpflichtungen zulassen. Das Kunststipendium, das er einst mit ins Leben gerufen hat, liegt ihm am Herzen: »Ob aktuell aus Izmir, aus Haifa, Danzig oder Riga – mit den Stipendiaten aus den Partnerstädten Bremens kommt Vitalität und Kreativität aus diesen Städten hierher nach Bremen. Im Gegenzug nehmen sie einiges mit aus unserer Stadt und tragen es in die Welt.«

Naturlandschaften und Wolkenbilder Die aktuelle Stipendiatin Didem Dogan vor einem ihrer Werke

Heimstiftung wechselnde Künstler aus Polen, China, Südafrika, Israel, Lettland oder der Türkei auf Zeit zu Hause. Während eines drei bis fünf monatigen Stipendiums arbeiten sie im Landhaus Horn – bei freier Kost und Logis. In der Hansestadt sorgen sie für anregende und neue Impulse; im Haus ebenfalls. »Wenn die Wohnung mal leer steht, fragen die Bewohner gleich, wann der nächste Stipendiat kommt. Viele sind interessiert, welche Themen die Künstler bewegen und mit welchen Ausdrucksformen sie diese kommunizieren. Die Begegnungsmöglichkeiten inspirieren die Senioren, denn Kunst kennt ja bekanntlich kein Alter«, erzählt Ute Duwensee, Kulturver-

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Die derzeitige Stipendiatin Didem Dogan arbeitet an Motiven aus der Natur, an Landschaften und Wolkenformationen. Spannend fänden das die Bewohner, doch leider könnten sie sich mit der Künstlerin diesmal nicht verbal austauschen, erzählt Ute Duwensee, denn sie spräche nur wenig englisch. »Eigentlich sollen die Stipendiaten deutsch und/oder englisch sprechen können, um sich mit Kollegen in Bremen auszutauschen. Aber die Verständigung kann auch auf anderen Wegen klappen«, erklärt die Kuratorin des Stipendiums, Dr. Katerina Vatsella, die die Stipendiaten mit der Kunst- und Kulturszene vor Ort verknüpft. Mit Erfolg: Ingrida Irb aus Riga etwa konnte nach ihrem Aufenthalt im Landhaus Horn in einer Bremer Galerie ausstellen. ●


Eine Krähe in Pink Atelierwerkstatt von »Aktiv mit Demenz« bringt Farbe ins Leben. Gerd de Haan muss nicht lange überlegen. Gezielt sucht er sich Buntstifte in Pink und Lila heraus und beginnt zu malen. Heute will der 71-Jährige eine Arbeit abschließen, die er in der Atelierwerkstatt der Initiative »Aktiv mit Demenz« einen Monat zuvor begonnen hat: die Zeichnung einer Krähe. »Ich bin immer wieder erstaunt über seine Farbwahl, und

Gerd de Haan (l.) und Manfred Witt

denke, wenn das Bild fertig ist: Das sieht richtig gut aus«, erklärt Manfred Witt. Als ehrenamtlicher Helfer begleitet er den an Demenz erkrankten Senior zu den Treffen und wird hier unter Anleitung der Kunstpädagogin Ute Duwensee und der Künstlerin Ulrike Schulte auch selbst kreativ. »Ich bin allerdings etwas ungeübt«, sagt der 61-jährige Manfred Witt kritisch, aber gut gelaunt. Schließlich habe er 45 Jahre keinen Pinsel mehr in der Hand gehalten, bevor er im Frühjahr das erste Mal den Kurs im Atelier der Bremer Volkshochschule mit Gerd de Haan besucht hatte. Der Bewohner der Stiftungsresidenz Marcusallee war über ein anderes Angebot von »Aktiv mit

Demenz« auf die Veranstaltung aufmerksam geworden: über Führungen durch das Paula Modersohn-Becker Museum. »Was die Teilnehmer dort sehen, können sie bei uns zu Papier bringen. Sie dürfen sich aber auch gerne zu völlig anderem und neuem inspirieren lassen«, erklärt Ute Duwensee, Mitarbeiterin der Bremer Heimstiftung, die »Aktiv mit Demenz« gemeinsam mit der Sparkassenstiftung Bremer Sparer-Dank ins Leben rief. »Ich mach’ Pause«, verkündet Gerd de Haan, keine drei Minuten später füllt er seinen detaillierten Vogel weiter mit Farbe. »Dabei«, so verrät Manfred Witt, »wollte er erst nicht mitkommen.« Das sei manchmal so, aber im Nachhinein tue der Ausflug in die Stadt ihm gut und bereite ihm Freude. Genau das will das Angebot auch erreichen, sagt Kursleiterin Ulrike Schulte: »Menschen mit Demenz kommen mal raus, können sich ausprobieren, erleben Austausch und Gemeinschaft.« Die Atelierwerkstatt steht auch Neueinsteigern offen. Nächster Termin: 30. Oktober, 15.30 -17 Uhr im Bamberger-Haus der Bremer Volkshochschule. ●


Titelthema

Überraschung vor der Tür Künstler frei Haus? Ein Projekt namens »Zimmerkultur« macht’s möglich. Vor eineinhalb Jahren nahm es im Stiftungsdorf Hollergrund seinen Anfang und ist ein Erfolg. Es klopft an der Tür, Renate Kowarsch ist auf Besuch eingestellt. Doch an diesem Mittwoch empfängt die Bewohnerin des Stiftungsdorfes Hollergrund nicht etwa jemanden aus der Familie. Die Künstlerin Ursula Gallenkamp-Behrmann tritt ein. Sie hat eine Auswahl ihrer Werke mitgebracht, die sie gemeinsam mit der Seniorin betrachtet und bespricht. Die Skulptur zweier Schwestern aus Ton, die sich innig umarmen – das Ölgemälde einer Gruppe im Gespräch: die Arbeiten der Bremerin beschäftigen sich mit dem Thema Begegnungen. »Genau darum geht es auch in dem Zimmerkultur-Projekt, deshalb habe ich sie ausgewählt«, erzählt Ursula Gallenkamp-Behrmann, die den Austausch genauso genießt wie ihr Gegenüber. »Ich kann nicht mehr so viel raus gehen, da empfinde ich es als Segen, dass die Kunst zu mir kommt«, sagt die 91-jährige Renate Kowarsch. Regelmäßig meldet sie sich für die wöchentlich stattfindende Zimmerkultur zu

unterschiedlichen Themen an. Mal kommen Fotografen und Bildhauer ins Haus, aber auch Clowns, Pastoren, Musiker und Aromatherapeuten waren schon da und haben interessierten Bewohnern meist ehrenamtlich verschiedene Formen der Kultur nähergebracht.

Kultur regt an »Was mir besonders daran gefällt – es steht jedes Mal eine Überraschung vor der Tür. Das ist Abwechslung vom Alltag«, findet Renate Kowarsch. Heute streicht sie über die glatte Oberfläche einer Tonfigur, hebt sie hoch und wundert sich über ihr Gewicht. »Das ging bisher allen Senioren so, bei denen ich heute war. Über die haptische Erfahrung werden Erinnerungen geweckt, über die wir reden«, erklärt Ursula Gallenkamp-Behrmann. Für Dipl.-Kulturpädagogin Annabell Karbe, die die »Zimmerkultur« im Stiftungsdorf Hollergrund etabliert hat, ist es immer wieder spannend, was die »Hausbesuche« selbst bei sehr alten Bewohnern bewirken: »Es ist ein Aufwachen und Angeregtsein, das ihnen gut tut.« Ein Ergebnis, das honoriert wird: Das Projekt ist für den vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Deutschen Engagementpreis 2013 nominiert. ●

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Kooperationspartner der Bremer Heimstiftung


Titelthema

Die Kattenescher Puppenkiste Merkwürdige Gestalten haben die Wohnung 601 im Stadtteilhaus Kattenesch in Beschlag genommen. Doch keine Angst: Sie beißen nicht und sind gänzlich ungefährlich. Vogel, Maulwurf Rainer und Co. haben nur eine ganz schön große Klappe! Was dahinter steckt: Seit Juni proben die Figurentheater GRIMMbim und Theater Papaya im Haus der Bremer Heimstiftung. Lange Monate hatten Herbert Lange, Tom Habben und Axel Brasgalla – alle drei leidenschaftliche Puppenspieler – vergeblich eine Räumlichkeit gesucht. Nach Schließung der Figurenbühne Theatrium übten sie in Schulen oder Musikeinrichtungen, »aber das war auf Dauer zu laut«, erzählt Axel Brasgalla. Über eine Bekannte von Herbert Lange und nicht zuletzt durch alte Verbindungen zur Heimstiftung – der 46-jährige Kulturwissenschaftler hat eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und in der Stiftungsresidenz Riensberg gearbeitet – kam das Arrangement im Stadtteilhaus Kattenesch zustande.

sollen »Das tapfere Schneiderlein« und »Rotkäppchen« aufgeführt werden – phantasievoll inszeniert und zum Mitmachen. »Figurentheater erreicht alle Generationen. Entsprechend gespannt bin ich auf die ersten Begegnungen«, freut sich Birgit Pfeiffer, Sozialdienstleiterin im Haus. Bis es soweit ist, ris-

Das Publikum wohnt nebenan Die Bedingungen vor Ort sind optimal, finden die Schauspieler: »Das Appartement bietet uns und unseren rund 50 Figuren ausreichend Platz und unser Publikum wohnt nebenan«, sagt der hauptberuflich als Logopäde tätige Herbert Lange mit einem Augenzwinkern. Geplant ist, dass sowohl die Senioren im Haus als auch die Kleinen der Kindertagesstätte im Erdgeschoss von der Anwesenheit der neuen Mitbewohner profitieren. Für sie sind Plätze reserviert, wenn GRIMMbim am 3. Oktober um 16 Uhr in der Guten Stube der Einrichtung »Rumpelstilzchen« zum Besten gibt. Mehr noch: Die Puppenspieler werden Alt und Jung regelmäßig einen Besuch abstatten und ihnen Einblick in die Proben zu weiteren Stücken geben. Im nächsten Jahr

Haben die merkwürdigen Gestalten und Puppenspieler Axel Brasgalla (r.) schon kennen gelernt: (v.l.) Margarete Heineking, Birgit Pfeiffer, Heinrich Müller und Kinder.

kieren die lustigen Gesellen hinter verschlossenen Türen eine große Klappe. Wer genau hinhört, dem kommen richtig kesse Sprüche zu Ohren. Herbert Lange: »Eine Puppe darf einfach alles und spielt sich dennoch ganz schnell in unsere Herzen.« ●

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Titelthema

»Wat den Eenen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigall« Sprichwörtlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Die Geschmäcker gehen dabei gerade bei kulturellen Angeboten bisweilen sehr auseinander. Im Bereich von Kunst und Kultur kommt dazu ein allgemeiner Wandel in Sicht. Im Moment sehe sie keinen Handlungsbedarf, das bestehende Kulturprogramm zu verändern, sagt Annabell Karbe, Dipl.-Kulturpädagogin im Stiftungsdorf Hollergrund: »Unser Angebot wird sehr gut angenommen – von den Vorträgen bis hin zu unserem ‚Pantoffelkino’ mit Heinz Rühmann-Filmen.« Aber: »Mit Blick auf die nächsten Jahre rechnen wir mit einem wandelnden Interesse«, fügt sie hinzu. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei: So sind die heutigen Senioren nur bedingt mit jenen vor 20, 30 oder mehr Jahren vergleichbar. Eine Begründung sieht Ute Duwensee, Kunst- und Kulturvermittlerin der Bremer Heimstiftung, in veränderten Lebensgewohnheiten: »Unsere Bewohner sind anspruchsvoller und das meine ich im positiven Sinne«, lacht sie. »Sie sind in ihrem Leben herumgekommen, haben etwas von der Welt gesehen, interessieren sich im Alter ganz selbstverständlich für viele Bereiche, von Kultur bis hin zum aktuellen Zeitgeschehen. Eigenes Mitwirken bei den Angeboten ist meines

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Erachtens besonders von Bedeutung. Hier erlebe ich einen Wandel weg von einer ausschließlichen ‚Berieselung’, wie es einmal eine Bewohnerin mir gegenüber formulierte, hin zu reger Mitgestaltung.« Auch die 68-Generation, die damals vor über 40 Jahren die Gesellschaft mit veränderte, ist jetzt im Rentenalter. Demografiestudien zufolge wird der Anteil an Singles, Menschen aus anderen Kulturen und mit höherem Bildungsgrad in den kommenden Jahren wachsen. Dazu kommt, dass wir im Alter deutlich gesünder und vitaler sind. »Die Freude daran, sich selbst mit eigenen Beiträgen einzubringen, entwickelt einen besonderen ‚Kulturgeschmack’ bei unseren Senioren«, meint Ulrike Schnieder-Eskandarian vom Kulturkreis Bremer Senioren e.V., der für kulturelle Abwechslung und Bereicherung in der Bremer Heimstiftung sorgt. So werde eine Individualität bewahrt, die sich wie eine Schatzkiste im Laufe des Lebens gefüllt hat und jetzt voller Stolz präsentiert wird. ●


Titelthema

Mit dem Rollstuhl zur VHS Wer die Nähe von und den Austausch mit Kunst und Kultur sucht, ist hier richtig: Auf dem Gelände des Stiftungsdorfes Gröpelingen führen kurze Wege zum Ziel. Das weiß die Bewohnerin Ilse Alzinger sehr zu schätzen. Im Stiftungsdorf Gröpelingen hat nicht nur das Zentrum für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. sein Zuhause. Koordiniert von Kultur vor Ort arbeiten im angrenzenden Atelierhaus Roter Hahn auch etliche Künstler und stellen ihre Werke aus. Kinder- und Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendatelier von Kultur vor Ort werden in eigenen Räumen kreativ; die Zweigstelle West der Bremer Volkshochschule lockt mit Kursen und Workshops, sich weiterzubilden. Ein gewichtiges Argument für Ilse Alzinger, in das Haus der Bremer Heimstiftung zu ziehen: »Über die VHS habe ich das Stiftungsdorf Gröpelingen überhaupt erst kennen gelernt«, erzählt die 91-Jährige. Als die Bremerin noch in ihrer eigenen Wohnung im Steffensweg lebte, besuchte sie regelmäßig den Diskussionskreis zu tagesaktuellen Themen im BambergerHaus der Volkshochschule. Ein weiterer Kurs fand in der Zweigstelle in Gröpelingen statt und Ilse Alzinger wurde sofort aufmerksam auf die Seniorenwohnungen nebenan. »Die kurzen Wege zu Kunst und Kultur fand ich sehr verlockend«, erzählt sie. Mit weiser Vor-

aussicht: Die frühere Sekretärin stürzte Anfang des Jahres schwer. »Als ich mich nicht mehr selbst versorgen konnte, war klar, wohin die Reise geht.« Gemeinsam mit ihrer Schwester bezog Ilse Alzinger ein Appartement in der ambulanten Wohn-Gemeinschaft des Stiftungsdorfes Gröpelingen. »Wir standen uns zeitlebens nah, waren 87 Jahre zusammen.« Aus diesem und einem weiteren Grund hat sie die Entscheidung nicht bereut. »Von hier kann ich im Rollstuhl zur VHS hinüber und Kurse besuchen.« Erst kürzlich hat Ilse Alzinger an einem Wochenend-Seminar mit dem Titel „Collagen mal etwas anders“ teilgenommen. »Malen gehört nach Politik und Wirtschaft zu meinen liebsten Hobbys. Ganz ohne kann ich gar nicht sein«, sagt die 91-Jährige. Deshalb hat sie sich ein Ziel gesteckt: Da sich im aktuellen Programmheft der Volkshochschule West kein politischer Gesprächskreis findet, möchte Ilse Alzinger wieder ebensolche Veranstaltungen in der Stadt besuchen. »Dafür trainiere ich intensiv laufen – jeden Tag einen Schritt mehr…« ●

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Bremen

Faszination Afrika Vom 12. Oktober 2013 bis zum 30. März 2014 läuft die neue Afrika-Ausstellung im Übersee-Museum. Sie gibt Einblick in atemberaubende Tierparadiese, kostbare Kunstschätze, spektakuläre Landschaften und hektische Metropolen. aus Geschichte, Politik und Wirtschaft beantwortet. Afrikas Bodenschätze – Erdöl, Kupfer, Gold und Diamanten – gelten dabei ebenso wegweisend für die Zukunft des Kontinents wie die koloniale Vergangenheit, die am Beispiel von Namibia aufgegriffen wird. Beeindruckend: Gezeigt werden Großdioramen mit Geparden, Giraffen und Co., antike Kostbarkeiten aus Ägypten und Benin neben zeitgenössischen Kunstwerken.

Attraktives Rahmenprogramm

Afrika – Kontinent mit zahllosen Gegensätzen, großer Geschichte und vielen Mythen. Das Übersee-Museum widmet der »Wiege der Menschheit« eine spannende Ausstellung. Neben dem Schwerpunkt zur Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens und viel Wissenswertem zur Tier- und Pflanzenwelt, steht der Lebensraum Wüste mit seinen ganz besonderen Herausforderungen an Mensch und Tier im Fokus.

Vergangenheit und Zukunft Beleuchtet wird auch das Afrika von heute, mit seinen Visionen, Konflikten und Problemen. Welche Auswirkungen zeigt der Klimawandel bereits jetzt? Wie wirkt sich die anhaltende Migrationsbewegung auf die Land- und Stadtbevölkerung aus? Authentische Geschichten aus der aktuellen afrikanischen Lebenswelt werden erzählt und Fragen

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Rund um die Ausstellung bietet das ÜberseeMuseum ein Rahmenprogramm mit Führungen, Museumsgesprächen, Vorträgen und einem Kunstworkshop. Hierbei gibt es am 30. November von 14 bis 17 Uhr ein Zusammentreffen mit dem neuen Kunststipendiaten der Bremischen Bürgerschaft und der Bremer Heimstiftung, Malibongwe Shangase. Der südafrikanische Künstler führt interessierte Teilnehmer in die Kartondrucktechnik ein. Kosten für die Veranstaltung: 12 Euro. Eine Anmeldung für den Kunstworkshop ist erforderlich unter Telefon 16038-171. ● 3 x 1 Eintrittskarte zu gewinnen! Beantworten Sie folgende Frage: Welches »königliche« Tier lebt unter der afrikanischen Sonne? Senden Sie die Lösung bis zum 1. November 2013 an: Bremer Heimstiftung, Stichwort »Afrika«, KundenCentrum, Marcusallee 39, 28359 Bremen Viel Glück!


Gesundheit

Reha zu Hause Ab sofort kommt die Mobile Reha Bremen zu älteren Menschen nach Hause, die nach einer akuten Erkrankung, einem Unfall oder bei chronischer Verschlechterung des Gesundheitszustands eine Zeit der Rehabilitation benötigen. Voraussetzung ist, dass sie in Reha- und Tagesklinik nicht angemessen versorgt werden können. Das Mobile Reha-Team besteht je nach Situation des Betroffenen aus Ärzten, Therapeuten, Pflegekräften, Psychologen oder Ernährungsberatern. Ziel ist, die Gesundheit des Patienten zu verbessern und ihn zu unterstützen, den Alltag wieder zu meistern. Mobile Reha ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bremer Heimstiftung und der kommunalen Kliniken Gesundheit-Nord. ●

Bitte vormerken! Die kostenlose Gesundheitsvortragsreihe in den Stiftungsresidenzen der Bremer Heimstiftung findet vom 10. bis 31. Oktober statt – mit interessanten Referenten und Themen.

Donnerstag, 10. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz Riensberg Wenn die Seele strauchelt, der Körper schmerzt, die Neugier verblasst Über die Schmerzen, die das Leben mit sich bringt, Prof. Dr. Annelie Keil, Gesundheitswissenschaftlerin

Dienstag, 15. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz Landhaus Horn Bewegte Augen sehen besser Ganzheitliches Sehtraining zum Mitmachen, Dagmar Wanschura, Seh-Trainerin

Informationen zur Antragstellung: Günter Ralle-Sander und Dr. Christiane von Rothkirch, Tel. 69 667-444

Haus & Grund Bremen Eigentümerschutz-Gemeinschaft mit über 110 jähriger Erfahrung

Mittwoch, 16. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz Luisental Hilfe, ich komm‘ nicht mehr aus meiner Badewanne Tipps und Anregungen für ein gesundes und selbstständiges Leben Zuhause, Ulrike Brilling, Beratungsstelle kom.fort

Mittwoch, 23. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz Marcusallee Das Sonnenschein-Vitamin D Wozu der Körper es braucht und worin es enthalten ist, Prof. Dr. Hajo Zeeb (BIPS GmbH)

Mittwoch, 30. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz Ichon-Park Tee – Gesundheit aus der Tasse Wissenswertes rund ums Heißgetränk, Bettina Burfeind, Heilpflanzenexpertin Sie genießen Ihren Ruhestand – wir arbeiten für Sie: · Immobilienvermittlung · Wertermittlung · Hausverwaltung · Wohnungseigentumsverwaltung Haus & Grund Bremen GmbH Am Dobben 3 Telefon 0421 – 3 68 04-0 28203 Bremen Fax 0421 – 3 68 04-88 www.haus-und-grund-bremen.de

Donnerstag, 31. Oktober, 15.30 Uhr Stiftungsresidenz St. Ilsabeen Ernten des Lebens Über die Fülle, den Mangel und die Leere im Leben, Prof. Dr. Annelie Keil, Gesundheitswissenschaftlerin


Herzlichen

Herzlichen Glückwunsch! 100 Jahre oder älter – das sind in Deutschland schon rund 13.000 Menschen! Innerhalb von zehn Jahren hat sich ihre Zahl mehr als verdoppelt. Ein Grund zur Freude: Nach einer aktuellen DemografieStudie der Universität Rostock leben Hochaltrige heute selbstständiger als früher und sind dank besserer Gesundheit lebensfreudiger. Eine Entwicklung, die auch wir in den Häusern der Bremer Heimstiftung beobachten. Wie schön, dass wir erneut einigen Geburtstagskindern zum dreistelligen Ehrentag gratulieren können und drei Ehepaare bei uns einen besonderen Hochzeitstag feierten. Weiterhin alles Gute, Ihr

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Gertrud Oetken, Stiftungsresidenz Riensberg, 20. Juli

Sophie Elise Schröder, Stiftungsresidenz Luisental, 8. März Else Schröder, Stiftungsresidenz Luisental, 24. April Paul Woycik, Stiftungsresidenz Riensberg, 26. Juli Ida Meyer, Stiftungsresidenz Riensberg, 3. September

70 65

Ihr

60 Alexander Künzel

Ihr André Vater

Vorstandsvorsitzender Bremer Heimstiftung

Finanzvorstand Bremer Heimstiftung

Hermann Gutmann

Heini Holtenbeen, Mudder Cordes & Co. ISBN 978-3-8278-1106-3 9.90 €

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Gnadenhochzeit Theodore und Wilhelm Buddensiek, Stadtteilhaus Huchting, 21. August

Eiserne Hochzeit Olga und Georg Wendelken, Stiftungsresidenz Riensberg, 28. August

Diamantene Hochzeit Ursula und Hans-Joachim Krüger, Stiftungsresidenz Luisental, 10. April

Der Meister der Bremer Geschichten ist zurück – mit seinem 50. Band! Edition Temmen Hohenlohestraße 21 – 28209 Bremen Telefon (0421) 34843-0 – Telefax (0421) 348094 info@edition-temmen.de – www.edition-temmen.de


Unterhaltung

Tipps und Termine

Montag, 7. Oktober, 8.30 – 16.45 Uhr Workshop mit Rollenspielen Sprachlosigkeit überwinden: Validation mit Naomi Feil Veranstaltung aus der Reihe »Aktiv mit Demenz« Bremer Shakespeare Company Einzelkarte 110 Euro, Anmeldung unter info@pgsd.de

Berührende Lektüre… …vorgestellt von und zu entleihen in der Stadtbibliothek Bremen. Viel Spaß beim Schmökern!

Peter Schneider: Die Lieben meiner Mutter. Kiepenheuer & Witsch, 2013 Der Schriftsteller Peter Schneider legt mit »Die Lieben meiner Mutter« ein sehr persönliches Buch vor: Nach vielen Jahrzehnten entschließt sich der Autor, die in Sütterlin geschriebenen Briefe seiner Mutter aus der Kriegsund Nachkriegszeit transkribieren zu lassen. Beim Lesen der Korrespondenz lernt er einen Teil ihres Lebens kennen, der ihm bisher verschlossen war. Anhand der Briefe und seiner eigenen Erinnerungen rekonstruiert Peter Schneider das Leben seiner Mutter und zugleich die Geschichte seiner Kindheit bis zu ihrem Tod als er erst acht Jahre alt war. Er entdeckt die außergewöhnliche Lebensgeschichte einer Frau, die – ungeachtet aller Konventionen – offen in einer Dreiecksbeziehung lebte. ●

Mittwochs, ab 9. Oktober, 16.45 - 17.45 Uhr Qigong für Menschen mit Demenz Kursangebot aus der Reihe »Aktiv mit Demenz« Stadtteilhaus Huchting Kosten 5 Euro pro Person / Termin, Anmeldung unter Tel. 57 22-111

Mittwoch, 16. Oktober, 15 Uhr Seniorennachmittag im Universum Vorträge im und Führungen durch das Science Center, Eintritt 15 Euro, Anmeldung unter Tel. 3346-333

Dienstag, 5. November, 17.30 - 19 Uhr Arthrose: Lebenslang Schmerzen ohne Hoffnung? Vortrag von Barbara Schilling, Leiterin des Instituts für Chinesische Medizin, »Der 1. Dienstag… Dialog, der Wissen schafft« Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung – Alte Rembertischule Eintritt frei

bis Sonntag, 27. Oktober, 18 Uhr Malerei - Gestern im Heute im Morgen Ausstellung der Künstlerin Conny Himme Stiftungsresidenz Ichon-Park Eintritt frei

Dienstag, 3. Dezember, 17.30 - 19 Uhr Lebenshistorien von älteren gleichgeschlechtlich liebenden Menschen Vortrag von Heiko Gerlach, Diplom-Pflegewirt und Coach, »Der 1. Dienstag… Dialog, der Wissen schafft« Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung – Alte Rembertischule Eintritt frei


Aus der Stiftung

Für Toleranz und Vertrauen RAT & TAT-Zentrum Bremen schult Mitarbeiter der Bremer Heimstiftung im Stadtteilhaus Kattenesch im Umgang mit Schwulen und Lesben in der Altenpflege. »Wir möchten allen Menschen ein tolerantes Zuhause bieten«, sagt Stefan Hubig, Hausleiter im Stadtteilhaus Kattenesch. Um das Personal in Pflege, Hauswirtschaft und Verwaltung für den vorurteilsfreien Umgang mit Lesben und Schwulen zu sensibilisieren, referierten im Juni dieses Jahres die Psychologin Annette Mattfeldt und der Sozialarbeiter Arno Oevermann vom RAT & TAT-Zentrum Bremen in seinem Haus zu »Vielfalt im Alter. Ältere Lesben, Schwule und Bisexuelle in der Altenpflege«. »Damit wollen wir Normalität schaffen«, erklärt der Hausleiter. Es gäbe viele ältere Menschen, die ihre Homosexualität lebenslang verheimlicht hätten. Warum dies so sei und wie damit umgegangen werden kann, konnte die Fortbildung klären, so Stefan Hubig. Neben Beispielen aus der Praxis

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blickten die Referenten auf den historischen und juristischen Hintergrund schwul-lesbischen Lebens zurück. »Die Erkenntnisse aus dieser Fortbildung möchten wir schnellstmöglich in unseren beruflichen Alltag einfließen lassen«, fügt der Hausleiter hinzu. Dazu gehöre, im Einzugsgespräch nicht nur die Erkundigung nach einem Ehepartner, sondern genauso selbstverständlich die Frage nach einer Lebenspartnerschaft zu stellen. »Unsere Formulare werden diesbezüglich überarbeitet«, betont er. Ferner sei es wichtig, Diskriminierungen als solche zu erkennen und anzusprechen, dass ein solches Verhalten nicht toleriert wird. In einem weiteren Schritt wäre nun eine Ausweitung der Fortbildung auf andere Häuser der Bremer Heimstiftung wünschenswert, meint Stefan Hubig. ●


Aus der Stiftung

Das Buffet ist eröffnet Nachbarn zum gemütlichen Plausch treffen, feine Kuchen kosten oder einfach eine schöne Tasse Kaffee nicht alleine trinken: All dies macht an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat das ehrenamtliche Dorfcafé im Stiftungsdorf Osterholz möglich. Wenn aromatischer Kaffeeduft durch die Luft im Stiftungsdorf Osterholz zieht, dann ist es wieder soweit: Das Dorfcafé öffnet seine Türen und lädt ein zur sonntäglichen Pause. Umgesetzt wurde das Café als Treff im Sinne eines nachbarschaftlichen Hilfsangebots mit dem freiwilligen Engagement von Frauen aus dem Quartier und Beschäftigten der Bremer Heimstiftung. Von den zwölf tatkräftigen Damen arbeiten jeweils drei an den offenen Nachmittagen und versorgen ihre Gäste mit frischen Backwaren zu erschwinglichen Preisen. In der Zeit von 15 bis 17 Uhr kommt mittlerweile ein wachsendes Publikum aus Nachbarn, Bewohnern und Mietern des Stiftungsdorfes sowie alleinstehenden Menschen. »Bei uns ist jeder willkommen«, da sind sich die ehrenamtlichen Unterstützerinnen einig. Seit der Eröffnung des Dorfcafés im April freut sich jede von ihnen auf »ihren« Sonntag. »Wenn wir einmal alt sind, möchten wir bestimmt auch ebensolche geselligen Stunden erleben. Vielleicht sind wir mit unserem Einsatz ein Vorbild für andere und die Idee des Cafés lebt bis dahin weiter fort.«

sind nett und die Atmosphäre gefällt mir!« Das Dorfcafé soll Treffpunkt für alle Menschen aus dem Ortsteil Ellener Feld sein. »Gerade für alleinstehende und teils auch einsame Personen sind Begegnungen und Austausch enorm wichtig«, so Markus Ihli, Mitarbeiter im Stiftungsdorf Osterholz. ●

Bodenständiges bis fruchtig-frisches Kuchenangebot Das angelieferte Kuchen-Buffet bietet für jeden Geschmack die passende Leckerei: Ob ofenfrischer Butterkuchen, Nuss-SahneSchnitte oder fruchtige Joghurt-Quark-Törtchen – wer hier zu Gast ist, hat die Qual der Wahl. Rosi Thom, Mieterin im Stiftungsdorf Osterholz, kommt immer wieder gerne: »Es schmeckt einfach alles gut, die Bedienungen

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Aus der Stiftung

Ein Leben im Ichon-Park Sigrid Madsen wohnt seit Eröffnung vor 36 Jahren in der Stiftungsresidenz der Bremer Heimstiftung in Oberneuland. Zwei rege blaue Augen sind auf alte Fotos gerichtet. Sie erinnern an Menschen, die Sigrid Madsen in ihrem Leben begleitet haben. Natürlich auch an ihre Mutter, mit der die damals 56-Jährige vor 36 Jahren als eine Bewohnerin der ersten Stunde ein Appartement in der Stiftungsresidenz Ichon-Park bezog. »Wir hatten ein sehr enges Verhältnis, deshalb habe ich sie gerne begleitet«, erin-

nert sich die heute 92-Jährige. Den außergewöhnlich frühen Schritt in eine Seniorenresidenz zu gehen – »Bekannte haben mich damals für verrückt erklärt, aus dem zentralen Walle in den ruhigen Ichon-Park zu ziehen« – empfand die frühere Chemielehrerin als Bereicherung. Sie sei »ganz normal« weiter zur Arbeit gegangen und konnte dennoch ihrer alternden Mutter nah sein. Als jüngste Bewohnerin war Sigrid Madsen sozial aktiv: Sie gründete im Ichon-Park die sogenannte Sitzwachengruppe, einen Zusammenschluss, der sich um die Begleitung von Sterbenden

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kümmerte. »Heute ist die Hospizarbeit ein fester Bestandteil in den Häusern der Bremer Heimstiftung«, erklärt die Hausleiterin Sylvia Hoven. Nach dem Tod ihrer Mutter, trat bald ein neuer wichtiger Mensch in das Leben von Sigrid Madsen. Sie verlor ihr Herz an einen Bewohner der Stiftungsresidenz. Diese Liebe im Alter »war eine sehr schöne Zeit«, erinnert sich die 92-Jährige. »Wir wollten sogar heiraten«, betont sie. Doch es blieb bei einer Verlobung. Ihren späten Freund hat die Seniorin in seinen letzten Stunden begleitet. »Nach seinem Tod bin ich regelmäßig zum Friedhof gegangen. Jetzt kann ich das nicht mehr«, bedauert Sigrid Madsen. »Aber ich habe ja sein Bild«, sagt sie und schaut wieder auf ihre Fotosammlung. Im Ichon-Park möchte sie ihr Lebensende verbringen, denn: »Woanders will ich nicht sein!« ●

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Aus der Stiftung

600 Werke in 18 Jahren Üppige Stillleben, verträumte Landschaften oder possierliche Tierbilder: Eine Vielfalt an Bildmotiven von Hildegard Frenzel schmücken Wände, Gänge und Treppenbereiche der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen. »Ohne ihre Kunstwerke kann ich mir unser Haus beim besten Willen nicht mehr vorstellen«, so die Hausleiterin Anna Harbusch von St. Ilsabeen. Bewohnerin Hildegard Frenzel hat in den nunmehr 18 Jahren, die sie in der Stiftungsresidenz lebt, der Kunst viel Zeit und Raum gewidmet. Ihre in dieser Zeit entstandenen Werke geben dem Haus heute sein unverwechselbares Gesicht. Die ehemalige Lehrerin hat sich zeitlebens künstlerisch ausgedrückt. »Ich bin Autodidaktin. Nach dem schulischen Zeichenunterricht in meinen Kinder- und Jugendjahren habe ich mir das Malen selbst beigebracht«, so die Künstlerin. Im Berufsleben stattete sie ihre Schulräume mit großflächigen Naturbildern aus. Später im Ruhestand kam die Stoffund Glasmalerei als neue Leidenschaft hinzu. »Und meine Kreativität ist noch nicht am Ende«, schmunzelt die Seniorin.

Insgesamt sechs Mal stellte Hildegard Frenzel von 1996 bis 2010 an mehreren Orten in Norddeutschland aus – unter anderem in Blumenthal, Worpswede, Schwanewede und in Carolinensiel

Nachdem sie sich lange an Motiven bekannter Maler orientiert hat, lockt sie seit Kurzem die freie abstrakte Kunst.

Kunst als Quelle der Kraft Hildegard Frenzel begreift ihre schöpferische Arbeit als große Stütze: »Das Alter bringt so manche körperliche Einschränkung. Schmerzen und Traurigkeit bleiben nicht aus. Da bedeutet mir künstlerisches Gestalten immer wieder eine große innere Hilfe.« Ob die aktive Künstlerin noch einmal wie vor einigen Jahren eine ganze Ausstellung für St. Ilsabeen bestücken wird, weiß Hausleiterin Anna Harbusch noch nicht. »Wir hoffen darauf und wünschen dürfen wir es uns ja.« ●

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Aus der Stiftung

Am laufenden Band… …ist Kunst zu Gast in der Stiftungsresidenz Riensberg. Am 25. Oktober feiert das 30-jährige Haus ein besonderes Jubiläum: die 50. Ausstellungseröffnung. Der erste Künstler, der sich im Jahr 1997 »traute«, in einer Seniorenresidenz seine Arbeiten zu zeigen, hieß Herwig Gillerke. Ihm

Helga-Lisa Eggert-Fritz vor einem Werk, das Bewohner der Stiftungsresidenz dem Haus schenkten

folgte eine Vielzahl Kreativer mit Werken, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Landschaften in Pastell, Stillleben in Öl, Webteppiche mit den Stadtmusikanten, Fotomotive aus Bremen oder chinesische Schriftzeichen. »Ich denke, da war über all die Jahre für

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jeden Geschmack etwas dabei«, meint Christa Kempf, Sozialdienstleiterin im Haus, die die Ausstellungen organisiert und Kontakte in die Künstlerwelt knüpft. Dabei bemüht sie sich, die Bewohner, Mitarbeiter, Besucher und Gäste des Hauses immer wieder zu überraschen. Der 29-jährige Johann Büsen zeigte als bislang jüngster Akteur Digital-Art. »Die Kunst der neuen Medien wurde von vielen provozierend und unverständlich empfunden. Dafür war sie aber tagelang Gesprächsthema Nummer 1 bei uns«, erinnert sich Christa Kempf schmunzelnd. Die älteste Ausstellerin, die 92-jährige Hertha Wegner aus der Stiftungsresidenz, traf mit ihren Tagebuchbildern dagegen ganz den Geschmack ihrer Mitbewohner. Darauf hoffen auch die Künstlerinnen der 50. Ausstellung im Haus: Ute Frühhaber und Inge Braun zeigen ab dem 25. Oktober kaligrafische und textile Gestaltung unter dem Titel »Wort – Malerei«. Ein Besuch lohnt sich! ● Weitere Informationen: Christa Kempf, Tel. 23 86-140


Mitarbeiter erzählen

»So lange der Geist mitmacht« Gisela Walther, Bewohnerin der Stiftungsresidenz Landhaus Horn, ist als Autorin für das Internetportal Seniorenlotse unterwegs. Mitmachen lautet die Devise – Mitstreiter sind herzlich willkommen! Als sich die Internetseite vor ihr aufbaut, freut sich Gisela Walther: Sie entdeckt einen Artikel, den sie jüngst über einen etwas anderen Geburtstag geschrieben hat. »Eingeschneit in der kanadischen Hudson Bay überlegte ich einen Tag vor meinem Ehrentag, was ich an ihm tun sollte. Ein Spaziergang führte mich zu einer kleinen Kirche. Um zu lesen, wann am nächsten Morgen der Gottesdienst stattfinden sollte, musste ich erst ein Schild davor frei kratzen. In diesem Moment kam ein Mann vorbei, dem ich von meiner Absicht erzählte, die Kirche an meinem Geburtstag zu besuchen. Es war der Pastor. Tags drauf erwarteten mich Mitglieder seiner Gemeinde mit selbstgebackenem Kuchen – das werde ich nie vergessen«, fasst die 77Jährige zusammen. Erlebnisse wie diese hält die Seniorin seit je her an ihrem Computer fest – früher als selbstständige Herausgeberin von Reiseführern, heute ehrenamtlich im Internet, wo die Themen weiter gesteckt sind. Unter www.seniorenlotse.bremen.de, der Informationsplattform für die Generation Ü-55, berichtet Gisela Walther über die unterschiedlichsten Themen, spannende Hobbys oder eigene Erfahrungen mit dem Wohnen im Alter, denn: Bereits mit 73 Jahren ist die körperlich und geistig fitte Seniorin in ein Haus der Bremer Heimstiftung gezogen. »Eine sehr gute Entscheidung«, so findet sie noch immer: »Hier kann ich tun und lassen was ich will, habe aber die Sicherheit, das jemand bemerkt, wenn ich stürze oder nicht mehr alleine zurecht komme«, sagt die heutige Bremerin; ursprüngliche Stettinerin. Auch ihrer Arbeit begegne jeder mit Verständnis.

»Wenn Textabgaben anstehen, stört mich niemand oder nimmt es mir übel, wenn ich mich

mal zurückziehe«, sagt die Vielbeschäftigte. Als Mitglied der Seniorenlotsen-Redaktion und aktiv in der Bürgerredaktion von Schwachhausen-online, die monatlich im Landhaus Horn tagt, habe sie diverse Termine und auch mal Druck – »positiven, versteht sich«, meint Gisela Walther. Sitzungen, der Austausch mit anderen Autoren, Recherchen und Interviews außer Haus – alles das gehöre zu ihrem Alltag. »Mir macht das Spaß. So lange der Geist mitmacht, bleibe ich dabei und freue mich über neue Mitstreiter im Team!« ● Interesse geweckt? www.seniorenlotse.bremen.de Andrea Barkhausen, Tel. 166974-14 seniorenlotse@bremen.de

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Rückblick

Haus Vier Deichgrafen Lese-Station und Jubiläum Trubel im Haus Vier Deichgrafen: Am 10. August machte die Veranstaltung LeserPromenade hier halt. Entlang der Vegesacker Maritimen Meile brachten insgesamt 100 Autoren und Vorleser an 15 Stationen ein vielfältiges Programm zu Gehör. Das Haus Vier Deichgrafen steuerte Plattdeutsches

Stiftungsdorf Fichtenhof Schlager helfen Beliebte Ohrwürmer und eigene Schlager gab der singende Schauspieler Tom Mandl Anfang August vormittags im Stiftungsdorf Fichtenhof und nachmittags in der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen zum Besten. Auf seiner bundesweiten Benefiz-Konzerttournee machte er hier Station, um an Demenz erkrankten Menschen ein paar vergnügliche Stunden zu bereiten. ●

V.l.: Britta Schmedemann, Hausleiterin Corinna König und Heiko Dornstedt

bei: Die Gruppe De Plattsnackers, bestehend aus Mietern des Hauses sowie Nachbarn aus dem Stadtteil, verlas maritime und andere Anekdoten. An der Vegesacker Signalstation erzählte der DeichgrafBewohner Karl-Heinz Rostalsky passend zum Standort Seemannsgarn. Nur wenige Tage später am 16. August war das Haus Vier Deichgrafen wieder voll – zur Feier seines 10-jährigen Jubiläums. Der Vorstandsvorsitzende der Bremer Heimstiftung, Alexander Künzel, hieß die Gratulanten willkommen – unter ihnen befanden sich auch der hiesige Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt sowie Britta Schmedemann von der Stadtbibliothek Vegesack. ●

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Stiftungsresidenz Riensberg Happy Birthday! 30 Jahre alt und ganz in neuer Gestalt – ein Grund zum Feiern. Am 27. August lud die modernisierte Stiftungsresidenz Riensberg zu einem Fest ein – rund 400 gut gelaunte Gäste kamen und staunten: Im Garten rockte die Band Beathovens, das Restaurant wurde zur Bühne des Improtheater Inflagranti und eine Hausgemeinschaft zum Märchenwald. Das abschließende Feuerspektakel faszinierte Alt und Jung. ●


Rückblick

Stiftungsresidenz Luisental Die »Grashüpfer« sind da Junges Leben ist mit der neu geschaffenen Kindergruppe »Grashüpfer« in die Stiftungsresidenz Luisental eingezogen. Seit Anfang August betreuen hier eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin unterstützt von einer jungen Frau im Freiwilligen Sozialen Jahr zehn muntere Kleinkinder zwischen sieben Monaten und zweieinhalb Jahren. Erste Kontakte mit den Bewohnern des Hauses wurden bereits geknüpft. So trifft man sich etwa bei den Spaziergängen durch den Garten oder beim Abholen des Mittagsmahls vor der Küche. Nach der Eingewöhnungszeit stehen gemeinsame Aktivitäten mit Jung und Alt auf der Wunschliste des Betreuerteams. ●

Stiftungsdorf Hemelingen Bildung aus der Box Das Stiftungsdorf Hemelingen probierte die silbern glänzenden Rollkoffer am 12. August aus, jetzt können sie von jedermann an den Standorten der Stadtbibliothek ausgeliehen werden. Der Inhalt dieser Medienboxen ist das besondere: In ihnen befinden sich Bücher, Filme, Musik und Spiele, die für ältere Menschen interessant sind oder Anregungen im Umgang mit ihnen geben. »Darunter sind Titel, die sich auch an Betreuer, Pflegepersonal und Ehrenamtliche richten«, sagt Barbara Lison, Direktorin der Stadtbibliothek, deren Mitarbeiter die Auswahl zusammenstellen. Die Idee dazu entstand in Zusammenarbeit mit der Bremer Heimstiftung, von der die Trolleys gesponsert wurden. Erstes Fazit im Stiftungsdorf Hollergrund: Das Angebot kommt richtig gut an! ●

Stiftungsdorf Borgfeld Junge Beine – altes Wissen Das Gärtnern führte Kinder der Grundschule Borgfelder Saatland und fünf Bewohner des Stiftungsdorfes Borgfeld zusammen. Zu sechs Terminen trafen sie sich in einer Biogärtnerei an den Wümmewiesen und bauten unter Anleitung des Vereins Rhizom Gemüse an – darunter Bohnen, Kürbis, Mais und Wildtomaten. Gemeinsam wurde das Wachstum beobachtet und im August die Ernte eingefahren. Dabei stand Arbeitsteilung auf dem Programm: »Die Generationen ergänzten sich hervorragend«, so Ute Büge, Hausleiterin des Stiftungsdorfes. Beim abschließenden Kochen des Gemüses hatten die Senioren das Sagen, die Kleinen ließen es sich umso mehr schmecken. ●

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