EB 8808 Bach Orgelwerke Band 8

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Johann Sebastian Bach

Orgelwerke Complete Organ Works
Online-Fassungen Online Versions additional Edition Breitkopf 8808
the
manuscript
Sämtliche
Mit
Orgelchoräle der Leipziger Handschrift Organ Chorales of
Leipzig
Band Volume

Sämtliche Orgelwerke

cO mplete Organ wO rk S Band 8 | Volume 8

Orgelchoräle der Leipziger Handschrift („Achtzehn Choräle“) Organ Chorales of the Leipzig Manuscript (“Great Eighteen Chorales”)

herausgegeben von | edited by Jean-Claude Zehnder

Edition Breitkopf 8808 Printed in Germany
J O hann Seba S tian b ach 1685–1750

Johann Sebastian Bach · Sämtliche Orgelwerke in 10 Bänden Editionsleitung: Werner Breig, Pieter Dirksen, Reinmar Emans

Johann Sebastian Bach · Complete Organ Works in 10 Volumes Editorial Board: Werner Breig, Pieter Dirksen, Reinmar Emans

Band 8 | Volume 8 EB 8808

Orgelchoräle der Leipziger Handschrift | Organ chorales of the Leipzig manuscript herausgegeben von | edited by Jean-Claude Zehnder

Umschlaggestaltung: RAUM ZWEI, Leipzig Notengraphik: Martin Steinebrunner, Weilheim Druck: PIROL-Notendruckerei, Minden

Online verfügbar: Varianten, synoptische Ansichten, Commentary

Available online: Variants, synoptical depictions, Commentary www.breitkopf.com/bach-edirom Virtueller Forschungsverbund Edirom

© 2015 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

Inhalt / Contents

Vorwort 5 Preface 6

Einleitung 7

Introduction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Fantasia super

Komm, Heiliger Geist . . . . . . BWV 651 . . . . . . 25

Fantasia super Komm, Heiliger Geist BWV 651a 32 Frühfassung

Komm, Heiliger Geist . . . . . . BWV 652 . . . . . . 35

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott . . . BWV 652a . . . . . . 43 Frühfassung

An Wasserflüssen Babylon . . . . . BWV 653 . . . . . . 50

An Wasserflüssen Babylon BWV 653b 53 Frühfassung

An Wasserflüssen Babylon . . . . . BWV 653a . . . . . . 56 Frühfassung

Schmücke dich, o liebe Seele . . . . BWV 654 . . . . . . 60

Fantasia super

Schmücke dich, o liebe Seele . . . . BWV 654a . . . . . . 64 Frühfassung

Trio super

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend . . . BWV 655 . . . . . . 67

Trio super

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 655a 72 Frühfassung

O Lamm Gottes, unschuldig . . . . BWV 656 . . . . . . 77

O Lamm Gottes, unschuldig . . . . BWV 656a . . . . . . 83 Frühfassung

Nun danket alle Gott . . . . . . BWV 657 . . . . . . 89

Von Gott will ich nicht lassen BWV 658 92

Fantasia super

Von Gott will ich nicht lassen BWV 658a 94 Frühfassung

Nun komm der Heiden Heiland . . . BWV 659 . . . . . 98

Fantasia super

Nun komm der Heiden Heiland . . . BWV 659a . . . . . 101 Frühfassung

Trio super

Nun komm der Heiden Heiland . . . BWV 660 . . . . . 104

Nun komm der Heiden Heiland BWV 660a 108 Frühfassung

Nun komm der Heiden Heiland . . . BWV 661 . . . . . 111

Nun komm der Heiden Heiland . . . BWV 661a . . . . . 114 Frühfassung

Allein Gott in der Höh sei Ehr . . . . BWV 662 . . . . . 118

Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 662a 121 Frühfassung

Allein Gott in der Höh sei Ehr . . . . BWV 663 . . . . . 124

Allein Gott in der Höh sei Ehr . . . . BWV 663a . . . . . 130 Frühfassung

Trio super

Allein Gott in der Höh sei Ehr . . . . BWV 664 . . . . . 136

Trio super

Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 664a 142 Frühfassung

Jesus Christus, unser Heiland . . . . BWV 665 . . . . . 148

Jesus Christus, unser Heiland . . . . BWV 665a . . . . . 152 Frühfassung

Jesus Christus, unser Heiland BWV 666 157

Jesus Christus, unser Heiland . . . . . . . BWV 666a . . . . 159 Frühfassung

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist . . . BWV 667 . . . . 162

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667a 164 Frühfassung

Vor deinen Thron tret ich / Wenn wir in höchsten Nöten BWV 668/BWV 668a 167

Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

Online unter www breitkopf com/bach-edirom:

An Wasserflüssen Babylon BWV 653b nach P 802

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 655b Fassung nach Scholz

O Lamm Gottes, unschuldig BWV 656a Frühfassung nach Ms 7

Nun komm der Heiden Heiland BWV 660 Fassung nach J T Krebs

Allein Gott in der Höh BWV 664 Faksimile der Handschrift Go. S. 311.1

Commentary

Vorwort

Die vorliegende Neuausgabe von Bachs Orgelmusik ist für die Praxis bestimmt und basiert auf dem aktuellen Stand der Bachforschung Die Ergebnisse der bisher vorliegenden textkritischen Ausgaben werden berücksichtigt, aber nicht in ganzer Breite dargestellt

Die Ausgabe enthält – die Werke, die im BWV (Kleine Ausgabe 1998) als „Orgelwerke“ verzeichnet sind (BWV 525–771) sowie im Anhang aufgeführte Orgelwerke nach Maßgabe des gegenwärtigen Stands der Echtheitsdiskussion – Werke, die im BWV als „Klavierwerke“ geführt werden, für die aber die Verwendung des Pedals in den Quellen vorgeschrieben bzw aus grifftechnischen Gründen unumgänglich ist, außerdem die innerhalb des III Teils der Clavierübung gedruckten vier Duetti Werke, an deren Autorschaft Zweifel bestehen („Incerta“), werden dann in den Notenband aufgenommen, wenn ihre Echtheit nach heutiger Kenntnis hinreichend wahrscheinlich ist Werke zweifelhafter Echtheit, bei denen Bachs Autorschaft unter textkritischen Gesichtspunkten nicht ausgeschlossen werden kann, sowie Früh- und Alternativfassungen werden auf der Website www breitkopf .com/bachedirom publiziert Diese bietet die Notentexte mit Kommentar, ermöglicht synoptische Darstellungen sowie ein gezieltes Ansteuern einzelner Takte und bietet damit eine bessere und schnellere Übersicht, als es bei einer Druckwiedergabe möglich ist .

Die online angebotenen Alternativfassungen und Incerta können auch ausgedruckt werden

Ist ein Werk in mehreren authentischen Fassungen überliefert, so werden alle Fassungen abgedruckt, sofern sie sich substantiell voneinander unterscheiden Dabei wird –sofern die Chronologie feststellbar ist – die späteste („Haupt“-) Fassung zuerst geboten und danach die Frühfassung(en)

Unvollendete und fragmentarisch überlieferte Werke werden ebenso behandelt wie vollständige, im Allgemeinen aber nicht ergänzt .

Die Ausgabe erscheint in zehn Bänden:

Freie Werke

1/2 Präludien und Fugen

3 Fantasien und Fugen, einzelne Fugen

4 Toccaten und Fugen, Einzelwerke

5 Sonaten, Trios, Konzerte

Choralgebundene Werke

6 In Originaldrucken überlieferte Werke (Clavierübung III, Schübler-Choräle, Canonische Veränderungen in der Stich- und Autograph-Fassung)

7/8 Originale Sammlungen in autographer Überlieferung (Orgelbüchlein, die früher so genannten Achtzehn Choräle) mit den abweichenden Frühfassungen 9/10 Choralpartiten, einzeln überlieferte Choralbearbeitungen (einschließlich der Choräle der Neumeister-Sammlung)

Jeder Band enthält außer dem Notenteil eine Einleitung und einen Kommentar Die Einleitung gibt eine dem aktuellen Forschungsstand entsprechende Einführung in die edierten Werke (Stellung in Bachs Œuvre, Werkgeschichte, Überlieferung, ggf . Authentizität, gelegentlich Hinweise zur Aufführungspraxis) Der Kommentar enthält eine Beschreibung und Bewertung der Quellen und gibt Rechenschaft über die Entscheidungen des Herausgebers hinsichtlich der Gestalt des Notentextes Lesarten, die Bach durch autographe Korrekturen verworfen hat, werden in der Regel nicht mitgeteilt Die Zielsetzung der Ausgabe, die in erster Linie der Praxis dienen soll, bedingt eine Beschränkung in der Beschreibung der Quellen Die Ausgabe bietet den in den Quellen (Originaldrucken, Autographen, Abschriften) überlieferten Notentext, berücksichtigt aber die heute geltenden Gepflogenheiten der Notation Die besonders in frühen Werken anzutreffende „dorische“ Notierung (d-moll ohne Vorzeichen, g-moll mit einem j) wird beibehalten . Als Schlüssel finden nur Violin- und Bassschlüssel Verwendung . Werke, in denen das Pedal eine festgelegte Stimme (meist den Bass) ausführt und in dieser Funktion eindeutig zu bestimmen ist, werden mit einem eigenen Pedalsystem notiert, auch wenn in der Quelle nur zwei Systeme verwendet wurden Wenige Ausnahmen betreffen Stellen mit sehr einfacher Pedalstimme (z B Orgelpunkte), wo einer Notation auf zwei Systemen der Vorzug gegeben wird Werktitel, die Autographen oder Originaldrucken entnommen sind, erscheinen im Allgemeinen in der originalen Orthographie; wie weit dabei offensichtliche Falschschreibungen richtiggestellt werden, wird im Einzelfall entschieden Die nur in Abschriften überlieferten Titel werden normiert; die originale Schreibung ist immer aus dem Kommentar zu ersehen Ergänzungen von in der Vorlage zweifelsfrei fehlenden Vortrags- und Artikulationszeichen erscheinen in der üblichen graphischen Differenzierung (Strichelung für Bögen, Kleindruck für Vortragszeichen und Akzidentien, eckige Klammern für Vorschlagsnoten) Warnungsakzidentien werden nach praktischer Notwendigkeit und ohne Kennzeichnung ergänzt

Wiesbaden, Frühjahr 2010 Die Editionsleitung

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Preface

This new edition of Bach’s organ music is intended for performance purposes and is based on the current state of Bach research The findings of the previously published text-critical editions have been taken into consideration but not rendered in their entirety

The edition contains – the works listed in the BWV (Kleine Ausgabe 1998) as “organ works” (BWV 525–771) as well as organ works contained in the Appendix, inasmuch as their inclusion is justified by the current discourse on authenticity – works listed in the BWV as “keyboard works” but for which the use of the pedal is prescribed in the sources or mandatory for technical reasons; also the four Duetti printed in Part III of the Clavierübung.

Works of dubious authenticity (“Incerta”) are included whenever present-day research makes them appear sufficiently plausible . Dubious works for which Bach’s authorship cannot be excluded for text-critical reasons, along with early and alternative versions of works, are contained at the website www breitkopf com/bach-edirom In addition to presenting the musical text with comments, this online version allows synoptic depictions and a cogent search process for specific measures, thus providing a better and faster overview than would be possible with a printed version The alternative versions and Incerta featured online can also be printed out

If a work is transmitted in several authentic versions, then all versions are reproduced, inasmuch as the difference between them is substantial Here the latest version (“main version”) of a work is given first, and is followed by the earlier version(s), provided that the chronology is ascertainable Incomplete works and pieces transmitted in fragmentary form are treated as finished compositions; they are generally left incomplete .

The edition consists of ten volumes:

Free Works

1/2 Preludes and Fugues

3 Fantasias and Fugues, single Fugues

4 Toccatas and Fugues, individual works

5 Sonatas, Trios, Concertos

Chorale-Based Works

6 Works transmitted in original prints (Clavierübung III, Schübler Chorales, Canonic Variations in the engraved and autograph versions)

7/8 Original collections transmitted in autographs (Orgelbüchlein, the works formerly called The Great Eighteen Chorales) with their divergent early versions

9/10 Chorale Partitas, individually transmitted organ chorales (including the chorales of the Neumeister Collection)

In addition to the music, each volume contains an introduction and comments

The introduction provides information on the works which reflects the current state of scholarly research (position in Bach’s œuvre, work history, transmission, authenticity, occasionally notes on performance practice) The comments contain a description and evaluation of the sources, and account for editorial decisions in matters of determining the form of the music text . Readings which Bach rejected through autograph corrections are not generally communicated . The purpose of the edition, which aims above all to serve musical practice, entails a restriction of the source descriptions .

The edition reproduces the music text as transmitted in the sources (original prints, autographs, copies), but also takes into consideration notational practices that are customary today . We have, for example, kept the “Dorian” notation (D minor without accidental, G minor with one j) that is found especially in the early works

Only the treble and bass clefs have been used Works in which the pedal has its own proper part to play (the bass, in general), and in which there is absolutely no doubt about its distinct function, are notated with their own pedal staff, even if only two staves were used in the source . There are a few exceptions concerning passages with a very simple pedal part (e g , pedal points), where it seemed better to print the music on two staves

Work titles taken from autographs or original prints are as a rule reproduced in their original orthography; the correction of obvious errors has been treated on an individual basis The titles transmitted solely in copies were standardized; the original reading can always be inferred from the comments

Additions of performance instructions and articulation signs that are clearly missing in the source are signalized by the customary graphic solutions (broken lines for slurs, small type for performance markings and accidentals, brackets for grace notes)

Cautionary accidentals are supplemented on the basis of how necessary they are; they are not identified as such Wiesbaden, Spring 2010

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The Editorial Board

Einleitung

Kaum ein anderer Komponist hat die Kunst der Choralbearbeitung so sehr ins Zentrum seines Schaffens gestellt wie Johann Sebastian Bach Dabei ist nicht nur an die Orgelchoräle zu denken, sondern auch an die großen Choralchöre des Choralkantaten-Jahrgangs 1724/25, die Passionen und an die zahllosen Arien, in die eine Choralmelodie eingewoben ist Orgelchoräle waren zweifellos schon bei Bachs ersten Organistendiensten (in Ohrdruf? oder gar schon in Eisenach?) gefragt Zunächst entstanden Werke im Stil von Johann Pachelbel oder Johann Michael Bach; bis hin zu den komplexen und hoch bedeutsamen Bearbeitungen etwa im Dritten Teil der Clavierübung war es ein weiter Weg Bis zur (ungnädigen) Entlassung aus dem Weimarer Hofdienst bekleidete Bach Organistenämter (Arnstadt, Mühlhausen, Weimar) Die Weimarer Zeit (1708–1717) „ist eigentlich die Zeitperiode, in welcher er sich nicht nur zu einem so starken Orgelspieler gebildet, sondern auch den Grund zu seiner so großen Orgelcomposition gelegt hat“ 1 Während der Kapellmeisterjahre in Köthen und in den ersten Leipziger Jahren standen andere Pflichten im Vordergrund . Doch schon 1726 wandte sich Bach mit der Publikation der ersten Cembalo-Partita BWV 825 erneut dem Tasteninstrument zu . Die sechs Partiten (Erster Teil der Clavierübung), die Orgelsonaten und der Zweite Teil der Clavierübung sind der „freien“ Claviermusik (Suite, Sonate, Konzert) gewidmet; doch ab etwa 1736 waren auch Orgelchoralbearbeitungen wieder ein wesentlicher Teil von Bachs Schaffen Diese Gattung begleitete ihn bis an sein Lebensende . Die im Druck erschienenen Sammlungen (Clavierübung III, Canonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“, Schübler-Choräle – siehe Band 6 der vorliegenden Neuausgabe, im folgenden NA) – konnten so einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden und belegen deren Bedeutung für Bach

Die Handschrift P 271 Offenbar nach der Drucklegung des Dritten Teils der Clavierübung – erschienen zur Herbstmesse 1739 – fasste Bach den Entschluss, ältere Choralbearbeitungen zu sammeln Das Zentrum der vorliegenden Ausgabe bildet Bachs große Handschrift mit Orgelmusik P 271 (Staatsbibliothek zu Berlin, Mus. ms. Bach P 271) Sie enthält in ihrem ersten Teil die sechs Orgelsonaten BWV 525–530 (Band 5 der NA), im zweiten Teil 23 Choralbearbeitungen Die Orgelsonaten hat Bach um 1730 eingetragen, die Choräle jedoch etwa zehn Jahre später „Ein auffälliges Merkmal von P 271 ist die durchgängige Verwendung einer einzigen Papiersorte […] für die beiden großen Faszikel […] Es hat demnach den Anschein, dass der Komponist bereits bei der Niederschrift der Sonaten einen größeren Papiervorrat reservierte – offenbar in der Absicht,

zu gegebener Zeit weitere Orgelwerke in definitiver Gestalt und kalligraphischer Form festzuhalten “2 Nach Yoshitake Kobayashi3 begann Bach mit der Niederschrift der Choräle „um 1739/42“ und trug die ersten 13 Stücke (bis einschließlich Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 663) in relativ rascher Folge ein . Offenbar ruhte danach die Arbeit für einige Jahre: die zwei folgenden Choräle, das Trio über Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 664 und die Pedaliter-Bearbeitung von Jesus Christus, unser Heiland BWV 665 zeigen ein späteres Schriftstadium, das „um 1746/47“ angesetzt wird . Das Ende der Handschrift, so wie sie uns heute vorliegt, wirft viele Fragen auf Zunächst ist eigenartig, dass die zwei folgenden Choräle BWV 666 und 667 die Schrift von Bachs Schüler und Schwiegersohn Johann Christoph Altnickol zeigen, dann aber mit der Autograph-Fassung der fünf Kanons über Vom Himmel hoch, da komm ich her BWV 769a wieder Bachs vertraute Schriftzüge erscheinen Noch auf der Seite mit dem Ende des letzten Kanons folgt dann, von der Hand eines nicht namentlich bekannten Kopisten, das Fragment mit der Überschrift Vor deinen Thron tret ich BWV 668 (siehe Faksimiles S 117 und 156)

Bis vor wenigen Jahren war die Meinung, Altnickol habe in Bachs Auftrag geschrieben, unangefochten Die Schriftzüge Altnickols hatte zuerst Alfred Dürr anhand von über 40 Manuskripten beschrieben . 4 Peter Wollny konnte aber eine Differenzierung vornehmen und etwa 15 Handschriften davon an Johann Christoph Farlau, einen zuvor völlig unbekannten Schreiber zuweisen 5 Auf Grund dieser Neuerkenntnis musste auch die Betrachtung von Altnickols Schriftentwicklung nochmals aufgerollt werden Peter Wollny vertritt heute die Ansicht, die beiden Choräle BWV 666 und 667 seien möglicherweise erst nach Bachs Tod in P 271 eingetragen worden 6 Diese Überlegungen werden im Kommentar noch weiter differenziert Noch komplexer sind die Fragen rund um den letzten Choral Vor deinen Thron tret ich BWV 668 Hat er zu tun mit Bachs letzten Lebenstagen? Ist also der Ausdruck „Bachs Sterbechoral“ berechtigt? Gehört er in irgendeiner Weise zur Sammlung P 271 oder wurde er ebenfalls später auf frei gebliebenem Papier nachgetragen? Die Legendenbildung um „Bachs Sterbechoral“ hat Christoph Wolff scharfsinnig analysiert; doch

2 Johann Sebastian Bach, Die achtzehn großen Orgelchoräle BWV 651–668 und Canonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ BWV 769 – Faksimile der Originalhandschrift, hrsg von Peter Wollny, Meisterwerke der Musik im Faksimile 5, Laaber 1999 [Wollny Faksimile], S VII

3 Yoshitake Kobayashi, Zur Chronologie der Spätwerke Johann Sebastian Bachs – Kompositions- und Aufführungstätigkeit von 1736 bis 1750, Bach-Jahrbuch 1988, S 7–72 Vgl auch Johann Sebastian Bach, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, hrsg vom Johann-Sebastian-Bach-Institut Göttingen und vom Bach-Archiv Leipzig, Kassel etc 1954–2007 (=NBA) Band IX/2, Die Notenschrift Johann Sebastian Bachs – Dokumentation ihrer Entwicklung, hrsg von Y Kobayashi, S . 170–173 und 207

4 Alfred Dürr, Zur Chronologie der Handschrift Johann Christoph Altnickols und Johann Friedrich Agricolas, Bach-Jahrbuch 1970, S 44–65

5 Peter Wollny, Tennstedt, Leipzig, Naumburg, Halle – Neuerkenntnisse zur Bach-Überlieferung in Mitteldeutschland, Bach-Jahrbuch 2002, S 36–47

6 Dazu auch Yoshitake Kobayashi und Kirsten Beißwenger, Die Kopisten Johann Sebastian Bachs – Katalog und Dokumentation, NBA IX/3, Textband, S 172f (Nr 233) Zu BWV 666 und 667 ist vermerkt „möglicherweise nach 1750“

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1 Johann Nikolaus Forkel, Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke, Reprint der Erstausgabe Leipzig 1802, hrsg von Axel Fischer, Kassel etc 1999, S . 6 Dasselbe, Edition – Quellen –Materialien, vorgelegt und erläutert von Christoph Wolff, Bach-Dokumente Band VII, Kassel etc 2008

auch Wolff mag nicht ausschließen, dass sich Johann Sebastian Bach in seinen letzten Lebenstagen mit diesem Choral beschäftigt und vielleicht die in P 271 überlieferten Korrekturen angebracht hat . 7 Mit diesen eigenartigen Konstellationen hat auch die unterschiedliche Bezeichnung des Zyklus zu tun Wohl zur Eintragung eines Titels hatte Bach eine Seite frei gelassen, die jedoch unbeschriftet blieb Von Wilhelm Rust, dem Herausgeber der Alten Bach-Gesamtausgabe, wurde die Bezeichnung „Achtzehn Choräle von verschiedener Art“8 in Anlehnung an die Schübler-Choräle vorgeschlagen, von Hans Klotz in der NBA aber in „Siebzehn Choräle“ korrigiert 9 Sicher zu Recht kann der letzte Choral eine Sonderstellung beanspruchen . Ist man der Ansicht, die Eintragungen von Altnickol (BWV 666 und 667) entsprächen möglicherweise nicht dem Willen Bachs, müsste man gar von „Fünfzehn Chorälen“ sprechen 10 Trotz all dieser Unwägbarkeiten sollte die Anordnung, wie sie durch die für Bachs letztes Lebensjahrzehnt so wichtige Quelle P 271 gegeben ist, beibehalten werden Fragwürdig ist auch die Bezeichnung „Leipziger Choräle“, die in vielen Konzertprogrammen und CD-Aufnahmen Verwendung findet Für die „Siebzehn Choräle“ sind erste Fassungen in Bachs Weimarer Schaffensperiode (oder früher) gesichert; und auch BWV 668 hängt mit dem (Weimarer) Orgelbüchlein zusammen . Den klarsten Hinweis auf eine Entstehung in Weimar gibt uns die Trio-Bearbeitung des Adventsliedes Nun komm der Heiden Heiland BWV 660: In diesem einen Fall steht – neben dem späteren Leipziger Autograph – auch Bachs Niederschrift mit den Schriftformen seiner mittleren Weimarer Periode auf einem in Weimar üblichen Papier zur Verfügung Doch auch die übrigen Frühfassungen können durch Abschriften im Weimarer Kreis (besonders Johann Gottfried Walther und Johann Tobias Krebs) zweifelsfrei der Vor-Leipziger Zeit zugewiesen werden Das ausdrucksvolle, oft kalligraphisch ausgearbeitete Autograph lässt nur an wenigen Stellen Fragen aufkommen Hans Klotz hatte einige vom Autograph abweichende Lesarten in seine Ausgabe (NBA IV/2) übernommen, dies in der Annahme, es handle sich um Bachs letzte Verbesserungen 11 Diese Varianten stammen aus zwei Abschriften, deren Zuverlässigkeit von der neueren Forschung weniger hoch eingeschätzt wird . Kopist der Handschrift P 1109 ist Christian Friedrich Penzel (1737–1801), der 1749 als Externer und 1751 als Alumne in die Thomasschule aufgenommen wurde; Penzels Rolle nach Bachs Tod und nach dem Tod seines Amtsnachfolgers Gottlob

7 Christoph Wolff, Johann Sebastian Bachs „Sterbechoral“: Kritische Fragen zu einem Mythos, in: Studies in Renaissance and Baroque Music in Honor of Arthur Mendel, ed Robert L Marshall, Kassel etc 1974, S 281–297; Christoph Wolff, Bach – Essays on his life and music, Harvard University Press 1993, S 282–294 („The Deathbed Chorale: Exposing a Myth“); Christoph Wolff, Johann Sebastian Bach, Frankfurt a M 2000, S 491f

8 J. S. Bach’s Werke, Gesamtausgabe der Bach-Gesellschaft (BG), Jg 25 2, hrsg von Wilhelm Rust, Leipzig 1878

9 Johann Sebastian Bach, Die Orgelchoräle aus der Leipziger Originalhandschrift, hrsg von Hans Klotz, NBA IV/2, Kassel etc 1957/58, Kritischer Bericht, S 13 Dieser Band enthält auch die Canonischen Veränderungen BWV 769/769a

10 Diese Ansicht vertritt Hans Musch, Freiburg i Br , in einem Brief an den Herausgeber

11 NBA IV/2, Kritischer Bericht, S 14

Harrer (1755) ist noch nicht restlos geklärt, ebenso der Hintergrund seiner teils fehlerhaften Bach-Abschriften 12 P 1160 trägt den Besitzvermerk „Joh Christoph Oley, Aschersleben“; Oley (1738–1789) ist jedoch – entgegen Klotz – nicht der Schreiber von P 1160 13 Dieser Band stammt vielmehr aus dem Handel mit handschriftlichen Musikalien des Hauses Breitkopf & Härtel (dazu mehr im Kommentar, S 171f ) Zu hinterfragen ist auch die These von Hans Klotz, Bach habe als Zwischenstufe zwischen der Weimarer Fassung und dem Autograph P 271 jeweils einen „Entwurf“ zur revidierten Fassung zu Papier gebracht; wiewohl naheliegend, gibt es dazu keine eindeutigen Dokumente Bachs erhaltene Skizzen und Entwürfe sind inzwischen im Supplement-Band der NBA zugänglich 14 Klotz’ oft so anschaulich wirkende Darstellung („die Bachschen Entwurfschriften […], die in den Schränken der ,Compo nierstube‘ des Leipziger Thomaskantorats aufbewahrt wurden“15) muss korrigiert oder zumindest relativiert werden 16 Der Weg von den Weimarer Erstschriften zum Autograph P 271 war möglicherweise recht kompliziert; es wird heute die Möglichkeit erwogen, Bach habe bei seiner Entlassung aus dem Weimarer Hofdienst viele Manuskripte zurücklassen müssen 17

Die Sammlung umfasst fast alle Typen der „großen“ Pedaliter-Choralbearbeitung der Weimarer Schaffenszeit Sie bildet damit eine Ergänzung zum Orgelbüchlein („kleiner“ Orgelchoral), zu den Choralfughetten (BWV 696–699 und 701–704) und zu den Manualiter-Bearbeitungen (BWV 695, 711, 713, 717, 734) Die Formen reichen vom großen Pedal-cantus-firmus (BWV 651, 661) über die für Weimar typischen kolorierten Choräle (BWV 653, 654, 659, 662) bis zu motivgeprägten Stücken in Analogie zum Orgelbüchlein (BWV 656, 658) Als relativ frühe Beiträge können die beiden „Choralricercari“ (auch als Choralmotetten bezeichnet) BWV 652 und 665 und das ihnen nahestehende BWV 666 gelten 18 Durch eine besonders reiche abschriftliche Überlieferung zeichnen sich die beiden Choraltrios (BWV 655 und 664) aus: offensichtlich waren diese moderneren Formen sehr aktuell

12 Hans-Joachim Schulze, Studien zur Bach-Überlieferung im 18. Jahrhundert, Leipzig 1984, S 93f

13 Unzutreffend ist auch Klotz’ Angabe, Oley sei Bach-Schüler gewesen (NBA IV/2, Kritischer Bericht, S 50) Zu Oley vgl Andrew Talle, Nürnberg, Darmstadt, Köthen – Neuerkenntnisse zur Bach-Überlieferung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Bach-Jahrbuch 2003, besonders S 162–165

14 Beiträge zur Generalbass- und Satzlehre, Kontrapunktstudien, Skizzen und Entwürfe, hrsg von Peter Wollny, NBA Supplement, Kassel etc 2011

15 NBA IV/2, Kritischer Bericht, S 50

16 Die Argumentation von Klotz beruht weitgehend auf einer musikalisch-stilistischen Einschätzung der Varianten des Notentexts: reicher ausgeschmückte Lesarten gelten als späte oder gar als letzte Verbesserungen Bachs Der Band IV/2 der NBA gehört zu den frühen Bänden der Neuen Bach-Ausgabe (Notenband 1958, Kritischer Bericht 1957); an eine Neubewertung der Quellen war methodisch noch nicht zu denken Sie erforderte Vorarbeiten von vielen Jahren und die Mitarbeit zahlreicher Forscher Dennoch sind die Hypothesen von NBA IV/2 bis ins BWV gedrungen Allenfalls kann man bei BWV 664 Spuren einer Entwurfsfassung erwägen (vgl den Kommentar zu diesem Choral)

17 Weimarer Orgeltabulatur – Die frühesten Notenhandschriften Johann Sebastian Bachs sowie Abschriften seines Schülers Johann Martin Schubart, hrsg von Michael Maul und Peter Wollny, Kassel etc 2007, Vorwort, S XI

18 Jean-Claude Zehnder, Die frühen Werke Johann Sebastian Bachs – Stil, Chronologie, Satztechnik, Schola Cantorum Basiliensis Scripta 1, Basel 2009, S 226, 307–311 und 478 Russell Stinson, J. S. Bach’s Great Eighteen Organ Chorales, Oxford University Press 2001, S 4–6 .

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Die Frühfassungen

Das Autograph der Frühfassung des Trios über Nun komm der Heiden Heiland BWV 660a besteht aus einem selbständigen Bogen mit Titelseite, zwei beschriebenen Innenseiten und einem Überhang von zwei Takten, die auf der Rückseite platziert wurden (P 271 Anhang, später vereinigt mit dem Hauptcorpus von P 271; siehe Faksimile S . 107) In vergleichbarer Form müssen wir uns die Weimarer Autographe der übrigen Choräle vorstellen Bachs Schriftzüge in P 271 Anhang werden von Kobayashi auf „1714/17“ datiert 19 Die kräftigen Formen der Noten und Balken sind wohl etwas später als die noch recht zierlichen Schriftzüge des Kantatenschaffens von 1714 einzuordnen; der Weimarer Ursprung wird auch durch das Wasserzeichen bestätigt . 20 Der Glücksfall, dass eine Frühfassung in Bachs Autograph erhalten ist, setzt uns in den Stand, die Zuverlässigkeit von Johann Tobias Krebs zu überprüfen . Seine Kopie von BWV 660a in P 802 ist bis in Balkung und Form der Verzierungszeichen eine getreue Abschrift nach Bachs Vorlage Als Hauptquellen der Frühfassungen müssen demnach die Weimarer Abschriften von Johann Tobias Krebs und Johann Gottfried Walther herangezogen werden (siehe Faksimiles S 42 und 59) Die Mehrzahl dieser Abschriften ist in der umfangreichen Handschrift P 802 überliefert, die abwechselnd die Schriftzüge von Walther, von Johann Tobias Krebs und dessen Sohn Johann Ludwig (spätere Nachträge) zeigt Eine willkommene Ergänzung bieten die Abschriften von Johann Gottlieb Preller, dessen Biographie ebenfalls Beziehungen zu Weimar aufweist (siehe Faksimile S 63) Mit Ausnahme von BWV 665 und 666 sind die Choräle gleichen Titels in den Frühfassungen einzeln aufgezeichnet . Bach hat also erst in der Leipziger Zeit die beiden Bearbeitungen zu Komm, Heiliger Geist (BWV 651 und 652) zusammengestellt und die Dreier-Gruppen über Nun komm der Heiden Heiland und Allein Gott in der Höh sei Ehr (BWV 659–661, 662–664) gebildet Dennoch ist anzunehmen, dass Bach bei der Komposition von vornherein an eine bestimmte Strophe gedacht hat Besonders evident ist dies beim Zyklus zu Nun komm der Heiden Heiland, wo die Trio-Bearbeitung mit ihren oft kanonisch geführten „due bassi“ wohl der Strophe „Der du bist dem Vater gleich“ zugedacht ist 21 Für Bachs künstlerische Persönlichkeit bezeichnend ist die Tatsache, dass er diese Choräle – mehr als 25 Jahre nach der Komposition – als gültige Werke beglaubigt und ihnen in seiner plastischen Notengraphik eine definitive Gestalt verliehen hat .

Die Anordnung der NA bringt den Nachteil mit sich, dass die Werkfolge des Autographs durch Einfügung der Frühfassungen unterbrochen wird Als Vorteil ist jedoch zu verbuchen, dass der unmittelbare Vergleich der Fassungen erleichtert wird: in vielen Fällen sind aus der Frühfassung wertvolle Hinweise zur Spielweise zu gewinnen .

Zu den Werken

Fantasia super Komm, Heiliger Geist BWV 651

Peter Williams vertritt die Ansicht, die längere Fassung könnte gleichzeitig mit der Fassung BWV 651a entstanden sein 22 Zu bedenken ist aber, dass Bach im Duett Komm, lass mich nicht länger warten der 1714 entstandenen Pfingst-Kantate Erschallet, ihr Lieder BWV 172 ebenfalls einen verkürzten cantus firmus dieses Liedes eingeflochten hat Russell Stinson meint zu erkennen, dass Bachs Schrift bei den neu komponierten Abschnitten, besonders beim Halleluja (T . 89), „sein ausgewogenes kalligraphisches Erscheinungsbild“ verliere; der Unterschied ist freilich gering Am überzeugendsten sind Werner Breigs Argumente, dass die hinzugefügten Takte eine spätere stilistische Position Bachs repräsentieren 23

Komm, Heiliger Geist BWV 652

Für die Interpretation wichtig ist das Faktum, dass es sich nicht um eine eigentliche cantus firmus-Bearbeitung handelt, sondern um ein „Choralricercar“: Jede Choralzeile wird imitierend, als Fughette mit vier (einmal fünf) Themen durchgeführt Die Registrierung der Mittelstimmen sollte also den kontrapunktischen Ansprüchen gerecht werden (sprich, nicht zu leise sein), um den langen zweistimmigen Abschnitten genügend klangliches Profil zu geben In der Frühfassung wird die Kolorierung des Soprans mit kleinen Nötchen notiert; dies erinnert an die Ornamentierung französischer Sarabanden und weiterer Tanzsätze, insbesondere von Marin Marais und François Couperin 24 Auch Taktart und Charakter von BWV 652 sind Sarabanden-artig Französisch ist außerdem die Verwendung des Doppelschlagzeichens, das Bach wohl bei seiner Abschrift der Verzierungstabelle von Jean Henry d’Anglebert kennengelernt hat (siehe Faksimile S 23 und den Abschnitt „Zu den Verzierungen“) .

An Wasserflüssen Babylon BWV 653

Die Frühfassungen dieses Chorals bieten ein besonderes Problem, handelt es sich doch um zwei Versionen, die in den Quellen unmittelbar nacheinander notiert sind (sei es durch die Bemerkung „alio modo“ oder gar durch die Bezeichnungen „Vers 1 – Vers 2“) 25 Welche von beiden Versionen die Urfassung darstellt, ist umstritten,

22 Peter Williams, Johann Sebastian Bachs Orgelwerke, Bd 2, Mainz etc 1998, S 170; ders The Organ Music of J. S. Bach, vol II, Cambridge University Press 1980 [Williams 1980/1998], S 131

23 Stinson, J. S. Bach’s Great Eighteen Organ Chorales (wie Anm 18), S 42–45; Werner Breig, Zu Bachs Umarbeitungsverfahren in den „Achtzehn Chorälen“, in: Festschrift Georg von Dadelsen zum 60 Geburtstag, hrsg . von Thomas Kohlhase und Volker Scherliess, Neuhausen-Stuttgart 1978, S 35–37 Erweiterte Fassung: Werner Breig, The „Great Eighteen“ Chorales: Bach’s Revisional Process and the Genesis of the Work, in: J S Bach as Organist, ed by George Stauffer and Ernest May, Indiana University Press 1986, S 103–110

19 NBA IX/2 (Kobayashi, Die Notenschrift Johann Sebastian Bachs – Dokumentation ihrer Entwicklung), S 207

20 NBA IX/1, Katalog der Wasserzeichen in Bachs Originalhandschriften, Textband, S 46, Wasserzeichen 36

21 Helene Werthemann, Johann Sebastian Bachs Orgelchoral „Nun komm, der Heiden Heiland“ a due bassi e canto fermo, Musik und Gottesdienst 1959 [Werthemann 1959], S 161–167 Vgl Anm 32

24 Thomas Synofzik, Avec les Agréments – Beobachtungen zur Verzierungspraxis des Bachkreises, in: Bachs Musik für Tasteninstrumente, Bericht über das 4 Dortmunder Bach-Symposion 2002, hrsg von Martin Geck, Dortmund 2003, S 52

25 Thomas Synofzik, Neues aus Bachs Werkstatt – Die Choralbearbeitung „O Lamm Gottes unschuldig“ aus der Sammlung Mempell-Preller, kommentiert und hrsg von Thomas Synofzik, Concerto Jg 17 (2000), Heft 155, S 26, bemerkt, Walthers Formulierung Vers 1 – Vers 2 könnte auf einen „aufeinanderfolgenden Vortrag beider Sätze“ hinweisen

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doch sei darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Doppelpedals um 1710/12 in Mitteldeutschland eine extreme spieltechnische Herausforderung darstellte Noch kaum diskutiert ist zudem der recht experimentelle Satz der fünfstimmigen Version: man sehe etwa den Klang H-c1-a1 (letztes Achtel in T . 70) und dessen unorthodoxe Weiterführung Manche ungewöhnliche Stellen sind in der Handschrift P 802, wahrscheinlich durch Johann Ludwig Krebs, normalisiert worden (siehe Faksimile S . 59) Vor diesem Hintergrund ist die vierstimmige Version sowohl als spieltechnische Erleichterung wie auch als satztechnische Glättung und deshalb wohl als sekundäre Version zu betrachten

Schmücke dich, o liebe Seele BWV 654

Das wohl bekannteste Werk der Sammlung wurde berühmt durch Mendelssohns legendäres Leipziger Orgelkonzert im Jahr 1840 Robert Schumann schreibt in seinen Erinnerungen an Mendelssohn, dieser habe ihm „mit dem innigsten Ausdruck“ gesagt, „wenn mir das Leben alles genommen hätte, dies Stück würde mich wieder trösten“ 26 Der im Text geforderte „Schmuck“ wird von Bach musikalisch durch subtile Verzierungen („Ausschmückungen“) umgesetzt Auch wenn die beiden Fassungen nicht stark differieren, lassen sich aus dem Vergleich wertvolle Hinweise zur Ausführung der Ornamente gewinnen Einige der Feinheiten, die jede Spielerin, jeden Spieler in besonderem Maße herausfordern, werden im Abschnitt „Zu den Verzierungen“ angesprochen .

Trio super Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 655 Sehr wahrscheinlich sind die beiden Choraltrios BWV 655 und 664 die frühesten konzertanten Orgeltrios „à 2 Clav et Ped .“ überhaupt Georg Böhm kennt eher „empfindsame“ Choraltrios, etwa Vers 3 im Zyklus Auf meinen lieben Gott; aber die italienische „Sonata a tre“ auf die Orgel zu transferieren, war wohl Bachs Idee Ein konzertanter Teil, in dem ein kurzes Ritornell auf mehreren Tonartstationen erklingt, und ein Choral-Teil sind zwar durch das aus dem Anfang der Choralmelodie gewonnene Hauptthema verknüpft, stehen aber doch recht isoliert nebeneinander Man vergleiche dazu die Bemerkungen zur C-dur-Toccata BWV 564 27

O Lamm Gottes, unschuldig BWV 656 Eine zweite Frühfassung in einer Kopie von Johann Gottlieb Preller (Ms. 7) wurde durch Thomas Synofzik bekannt 28 Sie ist auf der Website greifbar Vielleicht hat dieses Stück eine längere Vorgeschichte: die drei Verse könnten ursprünglich selbständig gewesen sein Darauf deuten eine Fermate zu Ende von Vers 1 und die Notation des Übergangs von Vers 2 zu Vers 3 in der Abschrift von Johann Tobias Krebs (P 802) 29

26 Zitiert nach Matthias Pape, Mendelssohns Leipziger Orgelkonzert 1840, Wiesbaden 1988, S 22 Der Programmzettel des Orgelkonzerts ist faksimiliert im Band 4 der NA, S 26 .

27 NA, Bd 4, S 10

28 Synofzik, Neues aus Bachs Werkstatt (wie Anm 25)

29 So schon Williams, Bachs Orgelwerke (wie Anm 22), Bd 2, S 187

Da die Verse im Ms. 7 zusammenhängend aufgezeichnet sind und dort die Figuration reicher ist, könnte die Fassung P 802 schon vor Bachs Weimarer Schaffenszeit entstanden sein, und Ms. 7 wäre als „Weimarer Fassung“ zu bezeichnen

Nun danket alle Gott BWV 657

Bei den zweimanualigen Chorälen mit koloriertem cantus firmus (BWV 652, 653, 654, 659, 660, 662 und 663) verwendet Bach drei Systeme, hier dagegen nur zwei . Anlass dafür war wohl die Tradition des mitteldeutschen Orgelchorals mit unverziertem cantus firmus im Sopran (Pachelbel, Johann Michael Bach), in dem der „cantus planus“ nicht auf solistischem Manual gespielt wurde; diese Stücke verzichten freilich auch auf das Pedal BWV 657 lässt sich ohne Probleme auf einem Manual (natürlich mit Pedal) aufführen, was auf kleineren Orgeln dem kraftvollen Lobcharakter dieses Chorals entgegenkommen mag

Von Gott will ich nicht lassen BWV 658 In P 1160 (Breitkopf-Kopist) wird beim Pedaleinsatz (c f , T 4) vermerkt „Pedal 4 Fuss“, vielleicht in Analogie zu den Schübler-Chorälen Für die 4’-Registrierung spricht die Beobachtung von Bernhard Haas, dass bei einer achtfüßigen Pedalregistrierung Quintparallelen entstehen (T . 19, zwischen Pedal und Alt) 30

Nun komm der Heiden Heiland BWV 659

Das weite Ausspinnen der Choralmelodie schließt sich an Modelle von Georg Böhm an: Jeweils nach den ersten Tönen einer Choralzeile wird ein Intervall in freier Weise sequenziert, was den eigenartig schweifenden Charakter und damit den Affekt der Erwartung (Advent) hervorruft Beachtung verdient auch der in Achteln schreitende andante-Bass („nun komm“), der nach der zeitgenössischen Lehre marcato zu spielen ist 31

Trio super Nun komm der Heiden Heiland BWV 660

Die beiden sich ständig kreuzenden Bass-Stimmen verlangen eine Registrierung in gleicher Lage (in den meisten Fällen 8’) Einen Bezug zur Strophe „Der du bist dem Vater gleich, führ hinaus den Sieg im Fleisch“ hat Helene Werthemann wahrscheinlich gemacht . 32 Diese wenig bekannt gewordene Deutung stützt sich auf die Analogie zu Duetten mit christologischem Text in der h-moll-Messe Roswitha Bruggaier und Pieter Dirksen haben über Urfassungen für Sopran, Gambe und Basso continuo

30 Bernhard Haas, Zur Registrierung der canonischen Veränderungen über „Vom Himmel hoch da komm ich her“ BWV 769/769a von J. S. Bach, Ars Organi 2008 [Haas 2008], S 165

31 Gerhart Darmstadt, Andante und Mystik – Zur Symbolik des Weges in der Barockmusik, in: Symbolon, Jahrbuch für Symbolforschung, Neue Folge, Bd 12, Frankfurt a M etc 1995, S 43–104, besonders S 55

32 Werthemann 1959 (wie Anm 21) Diese Strophe findet sich auch in Satz 6 der Adventskantate Schwingt freudig euch empor (BWV 36, spätere Fassung) Zusammen mit der ersten Strophe (Satz 2) und der Schlussstrophe (Satz 8) erhalten wir ein plausibles Textmodell für die Orgelchoräle BWV 659, 660 und 661

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beziehungsweise Oboe, Gambe und Basso continuo nachgedacht . 33 In diesem Zusammenhang kann zudem auf die Arie Lass mein Herz die Münze sein in der 1715 komponierten Kantate Nur jedem das Seine BWV 163/3 verwiesen werden; mit zwei obligaten Celli – nebst der vom Bass gesungenen Vokalstimme – wird in dieser Arie die tiefe Klanglichkeit noch deutlicher favorisiert Beide Werke werden durch Ritornelle eröffnet, deren Struktur vergleichbar ist; BWV 660a kann innerhalb der „Leipziger Choräle“ als besonders später Beitrag gelten

Nun komm der Heiden Heiland BWV 661 Eine Umschrift vom Á-Takt (mit Sechzehnteln) zum Notenbild des „Allabreve“ À (Achtel als schnellster Notenwert) ist auch in einigen Stücken der Kunst der Fuge zwischen der Autograph-Fassung (um 1742) und der Druckfassung (um 1749) zu beobachten Offenbar ging es Bach darum, dem Ausführenden die Idee des „schweren Vortrags“ zu vermitteln 34

Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 662

Die Verwendung des Häkchens als Zeichen für den Vorschlag (von Bach „accent“ genannt) könnte auf die Verzierungstabelle von Jean Henry d’Anglebert oder die Suiten von Charles Dieupart zurückgehen, die Bach abgeschrieben hat Siehe dazu den Abschnitt „Zu den Verzierungen“ weiter unten

Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 663

Auch diese Bearbeitung hat wahrscheinlich etwas mit Bachs Abschriften französischer Orgelmusik zu tun: in Nicolas de Grignys Pange lingua wird im dritten Vers die verzierte Melodie dieses gregorianischen cantus firmus im Tenor vorgetragen 35 Eigenartig ist der Übergang der Tenorstimme vom „Begleitmanual“ in den auf dem Solo-Manual gespielten cantus firmus (vgl besonders T 15–16 und T 44–45); dies wird meist als Zeichen relativ früher Entstehung von BWV 663a aufgefasst . 36

Trio super Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 664 Wieder, wie bei BWV 655, dokumentiert eine breit gefächerte Überlieferung die Beliebtheit der modernen Gattung Choraltrio . Bei der Frühfassung ergibt sich eine

33 Roswitha Bruggaier, Das Urbild von Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung „Nun komm, der Heiden Heiland“ (BWV 660) – eine Komposition mit Viola da Gamba?, Bach-Jahrbuch 1987, S 165–168; Pieter Dirksen, Ein verschollenes Weimarer Kammermusikwerk Johann Sebastian Bachs? Zur Vorgeschichte der Sonate e-Moll für Orgel (BWV 528), Bach-Jahrbuch 2003, S 7–36, besonders S 34

34 Eine Übersicht über Bachs Umschriften von Á zu À gibt Pieter Dirksen, Studien zur Kunst der Fuge von Joh. Seb. Bach – Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte, Struktur und Aufführungspraxis, Wilhelmshaven 1994, S . 103–107 Zu den Begriffen „schwerer Vortrag“ und „leichter Vortrag“ vergleiche man Johann Philipp Kirnberger, Die Kunst des reinen Satzes in der Musik, Berlin und Königsberg 1776–79 (Reprint Hildesheim 1968) Zweiter Teil, erste Abteilung, S 118; Daniel Gottlob Türk, Klavierschule, Leipzig und Halle 1789 (Reprint Kassel etc 1967), S 360 .

35 Nicolas de Grigny, Premier Livre d’Orgue – Edition originale 1699, Copie manuscrite de J. S. Bach, Copie manuscrite de J. G. Walther; présentation par P Hardouin, P Lescat, J Saint-Arroman et J C Tosi, Editions J M Fuzeau, Courlay 2001

36 NBA IV/2, Kritischer Bericht, S 81; Williams 1980/1998 (wie Anm 22), Bd 2, S 206

neue Sicht Seit der Alten Bach-Gesamtausgabe37 wird eine eigenartig korrumpierte Version (BWV 664b) als früheste Fassung bezeichnet Angesichts der bearbeiteten Versionen des Trios Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 655 ist jedoch auch hier an eine spätere Redaktion zu denken; genauer wird darüber im Kommentar berichtet . Die Überlieferung der Frühfassung durch Johann Tobias Krebs und Johann Gottlieb Preller zeichnet sich durch violinistische Legatobögen aus Es handelt sich um einen frühen Hinweis darauf, ein Orgel-Trio nicht großflächig wie ein Organo-pleno-Werk, sondern mit kammermusikalischen Feinheiten wiederzugeben

Jesus Christus, unser Heiland BWV 665 Dies ist das letzte von Bach selbst eingetragene Stück Wie Komm, Heiliger Geist BWV 652 ist dieses Werk ein Choralricercar; die übergeordnete Struktur ist die imitierende Gestaltung jeder einzelnen Liedzeile Das Pedal nimmt an dieser Imitation teil, sollte aber nicht wie ein cantus firmus klingen; den Rang eines solchen nimmt eher die zuletzt eintretende Sopranstimme ein, wie besonders bei der 4 . Zeile (T 47f ) deutlich zu hören ist Wie bei Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 663 ist die Position einer Stimme nicht genau fixiert; hier ist es die Bassstimme, die teils vom Manual, teils vom Pedal gespielt wird (siehe etwa in T . 5) . Diese spezielle Situation ist Anlass dafür, Bachs Notation auf zwei Systemen ausnahmsweise in die NA zu übernehmen . BWV 665 ist eines der wenigen Orgelwerke Bachs, dessen Textbezug so klar zutage tritt, dass ablehnende Kommentare meines Wissens bisher nicht geäußert worden sind Die herbe Chromatik der 3 . Choralzeile bezieht sich auf den Text „durch das bittre Leiden sein“, der plötzliche Aufschwung der 4 Zeile auf „half er uns aus der Höllenpein“

Jesus Christus, unser Heiland BWV 666 Als einziges Werk ohne obligates Pedal, aber auch durch manche stilistische Details gibt sich BWV 666 als frühes, vielleicht als das früheste Stück der Sammlung zu erkennen 38 Wie oben dargelegt, hat Johann Christoph Altnickol die Eintragung in P 271 vorgenommen, möglicherweise erst nach Bachs Tod . Da aber schon in der Abschrift J G Walthers die Frühfassungen beider Bearbeitungen BWV 665a und 666a als Paar überliefert sind, besteht eine recht große Wahrscheinlichkeit, dass die Eintragung Bachs Willen entspricht .

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist BWV 667 Weniger klar ist dies bei BWV 667: der Bezug zum gleichnamigen Choral BWV 631/631a im Orgelbüchlein lässt sogleich die Frage aufkommen, was die in Bachs Œuvre sonst sehr seltene Zusammenführung zweier Choraldarstellungen zu bedeuten habe Nur im Neumeister-Choral Du Friedefürst, Herr Jesu Christ BWV 1102, einem Frühwerk, ist eine vergleichbare Kombination zu finden . Die oft genannte Rahmen-Funktion der Pfingst-Choräle BWV 651, 652 und 667 erklärt meines Erachtens die Situation nicht restlos Bach hätte beispielsweise ein Werk wie das große Valet will ich dir geben

37 BG, Jg 25 2 (Wilhelm Rust, 1878)

38 Zehnder, Die frühen Werke (wie Anm 18), S 226

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BWV 736) als Abschluss wählen können. Sollte freilich BWV 667 erst nach Bachs Tod von Altnickol eingetragen worden sein (siehe dazu oben), so musste der Schreiber ein nicht zu langes Stück wählen, da ja die fünf Kanons über Vom Himmel hoch schon notiert waren.39

(D-dur, BWV 736) als Abschluss wählen können Sollte freilich BWV 667 erst nach Bachs Tod von Altnickol eingetragen worden sein (siehe dazu oben), so musste der Schreiber ein nicht zu langes Stück wählen, da ja die fünf Kanons über Vom Himmel hoch schon notiert waren 39

Vor deinen Thron tret ich / Wenn wir in höchsten Nöten BWV 668/668a Wie oben schon dargelegt, kommt diesem Choral eine Sonderstellung zu. Er folgt in P 271 auf die von Bach selbst geschriebenen fünf Kanons über Vom Himmel hoch, da komm ich her BWV 769a, von einem unbekannten Schreiber eingetragen (siehe dazu den Kommentar). Hier trägt er den Titel „Vor deinen Thron tret ich“; da das letzte Blatt des Faszikels abhanden gekommen ist, bricht die Niederschrift in der Mitte von T. 26 ab. Der Blattverlust scheint schon früh eingetreten zu sein: die Zahlen am unteren Blattrand stammen von der Hand Anna Carolina Philippina Bachs, der Tochter Carl Philipp Emanuels, und beziehen sich offenbar auf den Verkauf des Manuskripts.40 In vollständiger Fassung wurde BWV 668a, mit der Überschrift „Wenn wir in höchsten Nöten“, zu Ende des Originaldrucks der Kunst der Fuge BWV 1080 von den Herausgebern als Ersatz für den fehlenden Schluss von Contrapunctus 14 zugefügt, um die Käufer „schadlos zu halten“ (siehe Faksimile S. 156). Die Vorlage für die Druckfassung ist nicht bekannt. Im Vorwort findet sich erstmals die eigenartige Bemerkung, Bach habe dieses Stück „in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegereif in die Feder dictiret“.41

Vor deinen Thron tret ich / Wenn wir in höchsten Nöten BWV 668/668a Wie oben schon dargelegt, kommt diesem Choral eine Sonderstellung zu . Er folgt in P 271 auf die von Bach selbst geschriebenen fünf Kanons über Vom Himmel hoch, da komm ich her BWV 769a, von einem unbekannten Schreiber eingetragen (siehe dazu den Kommentar) Hier trägt er den Titel „Vor deinen Thron tret ich“; da das letzte Blatt des Faszikels abhanden gekommen ist, bricht die Niederschrift in der Mitte von T 26 ab Der Blattverlust scheint schon früh eingetreten zu sein: die Zahlen am unteren Blattrand stammen von der Hand Anna Carolina Philippina Bachs, der Tochter Carl Philipp Emanuels, und beziehen sich offenbar auf den Verkauf des Manuskripts 40 In vollständiger Fassung wurde BWV 668a, mit der Überschrift „Wenn wir in höchsten Nöten“, zu Ende des Originaldrucks der Kunst der Fuge BWV 1080 von den Herausgebern als Ersatz für den fehlenden Schluss von Contrapunctus 14 zugefügt, um die Käufer „schadlos zu halten“ (siehe Faksimile S . 156) Die Vorlage für die Druckfassung ist nicht bekannt Im Vorwort findet sich erstmals die eigenartige Bemerkung, Bach habe dieses Stück „in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegereif in die Feder dictiret“ . 41

Zur Formulierung „aus dem Stegereif“ ist ein Fragezeichen zu setzen, denn eigenartig, vielleicht sogar einmalig ist das Faktum, dass die vierstimmigen Abschnitte (während des Erklingens der Choralmelodie im Sopran) dem Orgelbüchlein-Choral Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641 entnommen sind. Die in BWV 641 reich kolorierte Choralmelodie wird aber in BWV 668/668a auf die Kerntöne reduziert. Die ausgeweitete Fassung BWV 668/668a dürfte Bachs letztem Lebensjahrzehnt angehören;42 jedenfalls gibt es keinen Hinweis auf Weimarer Quellen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Bach kurz nach der Komposition des Orgelbüchlein-Chorals BWV 641 eine Fassung erstellt hätte, in der die ausdrucksstarken Umspielungen der Melodie wieder entfernt wurden. Der Verzicht auf die Kolorierung passt jedoch zu den späten Leipziger Choralbearbeitungen, repräsentiert vor allem durch den Dritten Teil der Clavierübung 43 Eine Parallele zur Clavierübung III ist zudem der Choral Aus tiefer Not schrei ich zu dir BWV 687: auch hier arbeiten die Vorimitationen mit der Technik der

Zur Formulierung „aus dem Stegereif“ ist ein Fragezeichen zu setzen, denn eigenartig, vielleicht sogar einmalig ist das Faktum, dass die vierstimmigen Abschnitte (während des Erklingens der Choralmelodie im Sopran) dem Orgelbüchlein-Choral Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641 entnommen sind Die in BWV 641 reich kolorierte Choralmelodie wird aber in BWV 668/668a auf die Kerntöne reduziert Die ausgeweitete Fassung BWV 668/668a dürfte Bachs letztem Lebensjahrzehnt angehören;42 jedenfalls gibt es keinen Hinweis auf Weimarer Quellen . Es ist auch unwahrscheinlich, dass Bach kurz nach der Komposition des Orgelbüchlein-Chorals BWV 641 eine Fassung erstellt hätte, in der die ausdrucksstarken Umspielungen der Melodie wieder entfernt wurden Der Verzicht auf die Kolorierung passt jedoch zu den späten Leipziger Choralbearbeitungen, repräsentiert vor allem durch den Dritten Teil der Clavierübung . 43 Eine Parallele zur Clavierübung III ist zudem der Choral Aus tiefer Not schrei ich zu dir BWV 687: auch hier arbeiten die Vorimitationen mit der Technik der „Fuga contraria“, in

39Denkbar wäre folgendes Szenario: für die Eintragung von BWV 666 war Platz reserviert. Danach standen noch die Rückseite desselben Blattes und die wohl für einen Titel zu Vom Himmel hoch BWV 769a vorgesehene Recto-Seite zur Verfügung.

„Fuga contraria“, in der jeweils ein Thema in Normalform von seiner Umkehrung gefolgt wird. Möglicherweise ist dies als Antwort Gottes auf den Ruf des Menschen zu verstehen.44

der jeweils ein Thema in Normalform von seiner Umkehrung gefolgt wird . Möglicherweise ist dies als Antwort Gottes auf den Ruf des Menschen zu verstehen 44 Zwischen den Fassungen BWV 668 und 668a bestehen vier Varianten, die sämtlich als rhythmische Profilierung bzw harmonische Bereicherung gelten dürfen (vgl . Kommentar, S 183) Sollten diese Verbesserungen Bachs letzte Arbeit, sein letztes Streben nach Vollkommenheit in seiner Kunst gewesen sein? Dass er in diesem Moment den Titel „Vor deinen Thron tret ich“ gesetzt hätte, wäre ein eindrückliches Zeugnis seines christlichen Glaubens .

Zwischen den Fassungen BWV 668 und 668a bestehen vier Varianten, die sämtlich als rhythmische Profilierung bzw. harmonische Bereicherung gelten dürfen (vgl. Kommentar, S. 183). Sollten diese Verbesserungen Bachs letzte Arbeit, sein letztes Streben nach Vollkommenheit in seiner Kunst gewesen sein? Dass er in diesem Moment den Titel „Vor deinen Thron tret ich“ gesetzt hätte, wäre ein eindrückliches Zeugnis seines christlichen Glaubens.

Zu den Verzierungen

Zu den Verzierungen

Das Autograph P 271 zeichnet sich durch subtile Zeichensetzung bei den Verzierungen aus; ein zweiter Faktor kommt dazu: der Vergleich mit den Frühfassungen erlaubt oft einen zusätzlichen Einblick in die Werkstattder Interpretation, sei es durch konkretere Angaben zur Ausführung, sei es durch Alternativen. Die folgenden Bemerkungen möchten die Besonderheiten der Ornament-Setzung in den „Achtzehn Chorälen“ hervorheben; für das Basis-Wissen zur Verzierungslehre sei auf Frederick Neumanns umfassende Darstellung der Verzierungen von etwa 1600 bis 1800 und auf das Buch über Ornamentik von Hans Klotz verwiesen.45

Ein oft diskutiertes, in Bachs Leipziger Zeit häufiger vorkommendes Ornament ist der Vorschlag, von Bach „accent“genannt (in Frankreich meist „port de voix“), angedeutet entweder durch ein kleines Nötchen oder durch ein Häkchen. Dieses zeigt Bach in der Verzierungstabelle für Wilhelm Friedemann (1720)46 in folgender Form:

Das Autograph P 271 zeichnet sich durch eine besonders subtile Zeichensetzung bei den Verzierungen aus; ein zweiter Faktor kommt dazu: der Vergleich mit den Frühfassungen erlaubt oft einen zusätzlichen Einblick in die Werkstatt der Interpretation, sei es durch konkretere Angaben zur Ausführung, sei es durch Alternativen Die folgenden Bemerkungen möchten die Besonderheiten der Ornament-Setzung in den „ Achtzehn Chorälen“ hervorheben; für das Basis-Wissen zur Verzierungslehre sei auf Frederick Neumanns umfassende Darstellung der Verzierungen von etwa 1600 bis 1800 und auf das Buch über Bachs Ornamentik von Hans Klotz verwiesen 45 Ein oft diskutiertes, in Bachs Leipziger Zeit häufiger vorkommendes Ornament ist der Vorschlag, von Bach „accent“ genannt (in Frankreich meist „port de voix“), angedeutet entweder durch ein kleines Nötchen oder durch ein Häkchen . Dieses zeigt Bach in der Verzierungstabelle für Wilhelm Friedemann (1720)46 in folgender Form:

c c

accent accent steigendfallend

Höchstwahrscheinlich nach dem Vorbild der opulentesten französischen Verzierungstabelle von Jean Henry d’Anglebert, die Bach etwa 1709 eigenhändig kopiert hat (siehe Faksimiles S . 23 und 24) 47 In Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 662 erscheint dieser „accent“ schon in der Frühfassung Sowohl bei d’Anglebert als auch in Bachs Tabelle wird die Ausführung auf den Schlag angegeben; die Ansichten darüber sind aber damals wie heute kontrovers Den „port de voix“ vor dem Schlag zu spielen, hat in der französischen Tastenmusik eine starke Tradition, die von Nivers über Raison

dem Vorbild opulentesten französischen tabelle von Jean Henry d’Anglebert, die Bach etwa 1709 eigenhändig kopiert hat (siehe Faksimiles S. 23 und 24).47 In Allein Gott in der Höh sei Ehr BWV 662 erscheint dieser „accent“schon in der Frühfassung. Sowohl bei d’Anglebert als auch in Bachs Tabelle wird die Ausführung auf den Schlag angegeben; die Ansichten darüber sind aber damals wie heute kontrovers. Den „port de voix“vor dem Schlag zu spielen, hat in der französischen Tastenmusik eine starke Tradition, die von Nivers über Raison

40Persönliche Mitteilung von Peter Wollny.

39 Denkbar wäre folgendes Szenario: für die Eintragung von BWV 666 war Platz reserviert Danach standen noch die Rückseite desselben Blattes und die wohl für einen Titel zu Vom Himmel hoch BWV 769a vorgesehene Recto-Seite zur Verfügung

44Diese Deutung verdanke ich meinem Lehrer Anton Heiller, Wien (1923–1979).

40 Persönliche Mitteilung von Peter Wollny

41Siehe das vollständige Zitat im Kommentar, S. 182, und die in Anm. 7 genannte Literatur.

41 Siehe das vollständige Zitat im Kommentar, S 182, und die in Anm 7 genannte Literatur

42Wohl um die Mitte der 1740er Jahre hat sich Bach erneut mit dem Orgelbüchlein beschäftigt und im Autograph P 283 den Choral Helft mir Gotts Güte preisen BWV 613 nachgetragen. Siehe dazu Wollny Faksimile (wie Anm. 2), Vorwort, S. VI.

42 Wohl um die Mitte der 1740er Jahre hat sich Bach erneut mit dem Orgelbüchlein beschäftigt und im Autograph P 283 den Choral Helft mir Gotts Güte preisen BWV 613 nachgetragen Siehe dazu Wollny Faksimile (wie Anm 2), Vorwort, S VI

43Choral-Kolorierung hat Bach aus norddeutschen Quellen (Buxtehude, Böhm) aufgegriffen. Doch ab etwa 1730 scheint sie nicht mehr „à la mode“ gewesen zu sein: sie fehlt in Clavierübung III, in den Canonischen Veränderungen BWV 769 und bei den Leipziger Bach-Schülern.

43 Choral-Kolorierung hat Bach aus norddeutschen Quellen (Buxtehude, Böhm) aufgegriffen Doch ab etwa 1730 scheint sie nicht mehr „à la mode“ gewesen zu sein: sie fehlt in Clavierübung III, in den Canonischen Veränderungen BWV 769 und bei den Leipziger Bach-Schülern

44 Diese Deutung verdanke ich meinem Lehrer Anton Heiller, Wien (1923–1979)

45Frederick Neumann, Ornamentation in Baroque and Post-Baroque Music – with Special Emphasis on J. S. Bach, Princeton University Press 1978 [Neumann 1978]. Hans Klotz, Die Ornamentik derKlavier- und Orgelwerke von Johann Sebastian Bach – Bedeutung der Zeichen, Möglichkeiten der Ausführung, Kassel etc. 1984 [Klotz 1984].

45 Frederick Neumann, Ornamentation in Baroque and Post-Baroque Music – with Special Emphasis on J. S. Bach, Princeton University Press 1978 [Neumann 1978] Hans Klotz, Die Ornamentik der Klavier- und Orgelwerke von Johann Sebastian Bach – Bedeutung der Zeichen, Möglichkeiten der Ausführung, Kassel etc 1984 [Klotz 1984]

46NBA V/5, Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach, hrsg. von Wolfgang Plath, Kassel etc. 1962, S. 3.

47Frankfurt am Main, Stadt- und Universitätsbibliothek, Mus. Hs. 1538

46 NBA V/5, Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach, hrsg von Wolfgang Plath, Kassel etc 1962, S 3

47 Frankfurt am Main, Stadt- und Universitätsbibliothek, Mus. Hs. 1538

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Jesu Juva Fantasia super Komm, Heiliger Geist Canto fermo in Pedal In Organo pleno

* Quelle P286 /Source P286 : 8 4 Pedal Breitkopf EB 8802 Edition Breitkopf 8808 © 2010 by Breitkopf&Härtel, Wiesbaden
2 1 BWV651

* Siehe Kommentar, S.173./See Kommentar, p.173.

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12 Breitkopf EB 8808 26 23
* 20 16

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40 36 32 28 * Breitkopf EB 8808 20 27
* Siehe Kommentar, S.173./See Kommentar, p.173.
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Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

56 52 48 44 Breitkopf EB 8808 28 23
*
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* Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

72 68 64 60 Breitkopf EB 8808 20 29
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88 84 80 76 Breitkopf EB 8808 30 23
* Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.
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* Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

103 99 96 92 Breitkopf EB 8808 20 31
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Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

Breitkopf EB 8808
4 12 8
32 23 Frühfassung BWV651a
*
Fantasia super Komm, Heiliger Geist
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Leseprobe

* Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

28 24 20 16 Breitkopf EB 8808 8 33
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Leseprobe

* Zur Ausführung auf zwei Manualen vgl. den Kommentar./See the Kommentar for execution on two manuals.

44 40 36 32 Breitkopf EB 8808 34 23
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Komm, Heiliger Geist alio modo à 2 Clav. et Ped.

Leseprobe

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* Zu den Verzierungen vgl. die Einleitung, S.12ff./Regarding the ornaments, see the introduction, pp.20ff.

18 10
Breitkopf EB 8808
20 35 BWV652
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Sämtliche

Orgelwerke in 10 Bänden

Band 1 EB 8801

Präludien und Fugen I (D . Schulenberg)

Band 2 EB 8802 Präludien und Fugen II (D Schulenberg)

Band 3 EB 8803 Fantasien · Fugen (P . Dirksen)

Band 4 EB 8804 Toccaten und Fugen · Einzelwerke (J .-Cl . Zehnder)

Band 5 EB 8805 Sonaten · Trios · Konzerte (P . Dirksen)

Band 6 EB 8806

Clavierübung III · Schübler-Choräle Canonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ (W . Breig)

Band 7 EB 8807

Orgelbüchlein (S . Hiemke)

Band 8 EB 8808

Orgelchoräle der Leipziger Handschrift („Achtzehn Choräle“) (J .-Cl . Zehnder)

Band 9 EB 8809

Choralpartiten · Einzeln überlieferte Choralbearbeitungen I (R Emans / M . Schneider)

Band 10 EB 8810

Einzeln überlieferte Choralbearbeitungen II (R Emans / M . Schneider)

Complete Organ Works in 10 Volumes

Volume 1 EB 8801 Preludes and Fugues I (D Schulenberg)

Volume 2 EB 8802 Preludes and Fugues II (D Schulenberg)

Volume 3 EB 8803 Fantasias · Fugues (P . Dirksen)

Volume 4 EB 8804 Toccatas and Fugues · Individual Works (J -Cl Zehnder)

Volume 5 EB 8805 Sonatas · Trios · Concertos (P . Dirksen)

Volume 6 EB 8806 Clavierübung III · Schübler-Choräle Canonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ (W . Breig)

Volume 7 EB 8807 Orgelbüchlein (S Hiemke)

Volume 8 EB 8808 Organ Chorales of the Leipzig manuscript (“Great Eighteen Chorales”) (J .-Cl . Zehnder)

Volume 9 EB 8809

Chorale Partitas · Individually transmitted Organ Chorales I (R Emans / M . Schneider)

Volume 10 EB 8810 Individually transmitted Organ Chorales II (R Emans / M . Schneider)

Johann
Sebastian Bach

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Johann Sebastian Bach

Sämtliche Orgelwerke in 10 Bänden | Complete Organ Works in 10 Volumes

- Quellentreuer Notentext auf dem aktuellen Stand der Bachforschung

- Entwickelt für die Praxis durch das Zusammenwirken von Wissenschaftlern und Interpreten

- Mit allen „Clavierwerken“ Bachs, die ein selbstständiges Pedal erfordern

- Mit allen authentischen Frühfassungen und fragmentarisch überlieferten oder zweifelhaften Werken, die mit einiger Sicherheit Bach zugeschrieben werden können

- Mit umfassenden Einleitungen, ausführlichen Quellenbeschreibungen und textkritischen Anmerkungen

- Mit ergänzendem Material, teils in synoptischer Darstellung online verfügbar

- Music text faithful to the sources and reflecting the current status of Bach research

- Developed for musical practice through the cooperation of scholars and performers

- Contains all of Bach’s “clavier” works that require an independent pedal

- Contains all authentic early versions and fragmentarily transmitted or dubious works that can be attributed to Bach with a fair amount of certainty

- Features comprehensive introductions, extensive source descriptions and text-critical notes

- Features supplementary material illustrated partly synoptical online

1 Präludien und Fugen I (D. Schulenberg) Preludes and Fugues I EB 8801

2 Präludien und Fugen II (D. Schulenberg) Preludes and Fugues II EB 8802

3 Fantasien | Fugen (P. Dirksen) Fantasias | Fugues EB 8803

4 Toccaten und Fugen | Einzelwerke (J.-C. Zehnder) Toccatas and Fugues | Individual Works EB 8804

5 Sonaten | Trios | Konzerte (P. Dirksen) Sonatas | Trios | Concertos EB 8805

6 Clavierübung III | Schübler-Choräle | Canonische Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ (W. Breig) EB 8806

7 Orgelbüchlein (S. Hiemke) EB 8807

8 Orgelchoräle der Leipziger Handschrift („Achtzehn Choräle“) (J.-C. Zehnder) Organ Chorales of the Leipzig Manuscript (“Great Eighteen Chorales“) EB 8808

9 Choralpartiten | Einzeln überlieferte Choralbearbeitungen I (R. Emans, M. Schneider) Chorale Partitas | Individually transmitted Organ Chorales I EB 8809

10 Einzeln überlieferte Choralbearbeitungen II (R. Emans, M. Schneider)

Individually transmitted Organ Chorales II EB 8810

www.breitkopf.com

9790004183779 9790004183779

Band Volume
ISMN979-0-004-18377-9 EB8808 C 23

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