Leseprobe | Klaus Klingler

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K l a u s G r a f i k e n

K l i n g l e r

A q u a r e l l e

Ö l b i l d e r

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Residenz Verlag


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Klaus Klingler Grafiken – Aquarelle – Ölbilder

Residenz Verlag


INHALT 7

Erinnerungen Peter Daniell Porsche

9 Die Welt malend begreifen … Klaus Klingler über sein Leben aufgezeichnet von Maria-Christine Leitgeb 20

ÖLBILDER

37 Anmerkungen zu Klaus Klingler Michael Fischer 40

Aquarelle

87 Ja, so ist es! Georg Kreisler 88

Zeichnungen und Grafiken

109 Biografie 110

Einzelausstellungen


Die Welt malend begreifen …

9

Klaus Klingler über sein Leben aufgezeichnet von Maria-Christine Leitgeb Ist es Zufall oder Bestimmung, wenn man in seinem Leben zur Verwirklichung bringen kann, wozu man am besten geeignet ist? Oder kommt der Zufall in einem glücklichen Moment der Bestimmung zu Hilfe? Diese Fragen kann ich nicht beantworten – wer kann das schon? –, ich bin jedoch unendlich dankbar dafür, dass es so gekommen ist und es sich, auf welche Weise auch immer, gefügt hat, dass ich zu dem Maler geworden, der ich nun bin. Solange ich meine Hände bewegen und sehen kann, werde ich nicht aufhören, zu malen. Die Malerei ist kein Beruf, sie ist Berufung, sie ist mein Weg, die Gestalthaftigkeit der Welt in Bilder zu fassen und wiederzugeben. Mein Leben und meine Kunst sind untrennbar ineinander und mit­ einander verwoben. Isoliert voneinander sind sie für mich nicht denkbar.

Stillleben, 1993, Öl auf Leinwand, 50 × 65 cm, bez. rechts unten ›K. K. 93‹


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Marionettenspieler, 1965, ­Federzeichnung, 43 × 61 cm, bez. rechts unten ›Klaus Klingler 1965‹

Ich bin in einem künstlerischen Haushalt aufgewachsen. Es waren jedoch Bilder anderer Art, mit denen ich zunächst konfrontiert war, Bilder, die mit Worten gemalt waren und Geschichten erzählten, denn meine Eltern waren beide Schauspieler. Literatur, und zwar nicht nur die dramatische, bildete den Nährboden für meine Erziehung. Das Fach, das mein Vater lange Zeit abdeckte, war das des jugendlichen Liebhabers. Der Tatsache, dass ihm meine Mutter, ihres Zeichens die Tochter des ersten Intendanten, der ihn engagiert hatte, nicht widerstehen konnte, verdanke ich mein Leben. Von Schweidnitz, wo sich das Theater meines Großvaters befand, zogen meine Eltern weiter nach Salzburg, wo mein Vater zu einem fixen Ensemble­ mitglied des Landestheaters wurde. Hier kam ich auf die Welt – gewissermaßen mit einem Stift in der Hand, wie die Familienlegende kolportiert. Es gab kaum etwas, das ich nicht mit meinen Zeichnungen versehen hätte, kein weißes Blatt und zum Leidwesen meiner Eltern auch keine Seite des Magazins Welt des Wissens, das sie abonniert hatten. Zu zeichnen war meine Art und Weise, mich auszudrücken, mehr

als durch Worte, und zwar immer schon. Weder mein Vater noch meine Mutter konnten vor dieser Tatsache die Augen verschließen, zumal auch mein Onkel, der ebenfalls Schauspieler war, sie mehrfach auf mein Talent hinwies. Sie zermarterten sich schon früh den Kopf darüber, wie ich diese Begabung einmal gewinnbringend würde umsetzen können. Immerhin würde ich ja irgendwann einmal meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten müssen. Als Maler? Das kam ihnen ein wenig zu riskant vor. Mein Vater, der in der Zwischenzeit eine Trafik in Salzburg geerbt hatte, ergriff die Initiative: Jedes Mal, wenn ein Kunde, auf dessen Meinung er Wert legte, die Trafik betrat, fragte er ihn, was man denn werden könne, wenn man so zeichnerisch begabt sei wie sein Sohn. Man könne die Malerei ja schließlich mit einem Lehramt verbinden, als Lehrer sei man angesehen und wäre auch finanziell abgesichert, erhielt er eines Tages als Antwort. Da war er, der alles entscheidende Moment, die glückliche Fügung, die mein Leben so nachhaltig bestimmen sollte. Mit einem Mal hatte sich mir eine Perspektive eröffnet, eine Perspektive, der auch meine Eltern etwas abgewinnen konnten. Nach Abschluss der Realschule machte ich 1955 die Aufnahmeprüfung auf die Akademie der bildenden Künste in Wien. Ich war damals gerade achtzehn Jahre alt geworden und hatte wiederum Glück:


Ich wurde in die Meister­klasse von Robin ­Christian Andersen (1890–1969) aufgenommen. Genre-, Porträt-, Landschafts- und Stilllebenmalerei – es gab kaum ein Fach, das er nicht beherrschte und für das ich nicht gebrannt hätte. Ich hätte keinen besseren Lehrer finden können. Robin Christian Andersen hat meine Stilfindung und damit zugleich auch meine Stil­bildung damals maßgeblich beeinflusst. Den sogenannten Abendaktkurs, eine Pflichtveranstaltung für alle Studierenden der Akademie, leitete Herbert Boeckl (1894–1966). Sein stark expressionistischer Stil machte Eindruck auf mich. ›Man muss immer so zeichnen, als wäre es das erste Mal!‹ Dieser Forderung Boeckls, die er einmal an uns Studierende gerichtet hat, bin ich ein Leben lang nachgekommen. Kunst und Fertigkeit unterscheiden sich wohl vor allem darin, dass Erstere ursprünglich ist, Letztere aber wiederholbare Ergebnisse zeitigt. Jedes meiner Bilder ist eine Neuschöpfung. Es steht für sich und ist auch nicht wiederholbar. ›Malen, als wäre es das erste Mal …‹ Ein künstlerischer Akt ist für sich genommen jeweils einzigartig und sein Resultat ein Unikat. Oskar Kokoschka (1886–1980) hat später einmal zu mir gesagt: ›Wenn du mit der rechten Hand zu geschickt bist, nimm die linke!‹ Nie dürfen das Zeichnen oder das Malen zur Geschicklichkeit, zur Routine werden,

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denn beide schließen den schöpferischen Akt, der jedem Kunstwerk zugrunde liegt, aus. Sie sind ihm geradezu gegenläufig. Bilder, die das Ergebnis von geschicktem, routiniertem Vorgehen sind, mögen zwar die Wirklichkeit detailgenau abbilden, sie sind jedoch tot. Alles in allem waren es wunderbare und äußerst bereichernde fünf Jahre, die ich in Wien an der Akademie zubrachte, wäre da nicht noch das Zweitfach

Stillleben mit Sessel, frühes Beispiel, 1971, Öl auf Leinwand, 45 × 65 cm, bez. unten rechts ›Klaus Klingler 71‹


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gewesen, das ich als zukünftiger Lehrer zu absolvieren hatte: Geschichte. Was hatte ich mit Kriegen, Jahreszahlen oder politischen Entwicklungen schon am Hut, geschweige denn mit den schwer zu durchschauenden Konstruktionen lateinischer Sätze, die ich für das Kleine Latinum pauken musste! Das eine wie das andere war eine Qual für mich und ich habe es der großzügigen Nachsicht meiner Lehrer am Institut für Geschichte zu verdanken, dass ich auch dieses Studium zu einem positiven Abschluss bringen konnte. Ich erinnere mich noch gut an eine Prüfungssituation, deren positiver Ausgang an einem seidenen Faden hing. Als Polen sozusagen schon verloren war, fragte mich der Pro­ fessor nach meinem Zweitfach. Als ich ihm erzählte, dass ich an der Akademie Malerei studierte, änderte sich sein Tonfall schlagartig. ›Ein Maler?‹, fragte er, ›das ist dann natürlich etwas anderes. Möglicherweise stehe ich ja einmal vor einem Gemälde von Ihnen und muss mir dann eingestehen, dass ich Sie durchfallen habe ­lassen!‹ Daraufhin fragte er mich, wie Kaiser Franz ­Joseph denn ausgesehen habe. Da war ich nun in meinem Element. Detailgenau schilderte ich ihm das Gemälde, das Franz Xaver Winterhalter (1805–1873) von ihm angefertigt hatte – und kam durch. Mir waren und sind die größeren Zusammenhänge der Welt und des Lebens nie allein durch das Anhäufen von Wissen zugänglich, sie offenbaren sich mir

in Bildern. Ich muss mir die Welt als ein von Natur aus sehr sensibler Mensch erschauen. Deshalb haben mich meine Lehrer in der Malerei auch nachhaltiger geprägt als die anderen, am meisten vielleicht Oskar Kokoschka mit seiner Schule des Sehens, die er 1953 zusammen mit dem österreichischen Kunsthändler und Verleger Friedrich Welz als Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst auf der Festung Hohensalzburg gegründet hat. Gleich nach meinem Studium habe ich an seinem Unterricht dort teilgenommen. Nicht nur er selbst, sondern vor allem auch sein Assistent, Rudolf Kortokraks (1928–2014), der die Sommerakademie nach Kokoschka dann auch leitete, vermittelte uns jene Schule des Sehens großartig. Später lehrte ich dort selbst als Assistent von Max Peiffer Watenphul (1896–1976). Ich denke, dass Maler anders sehen als andere Menschen. Ob sich das einer angeborenen Fähigkeit verdankt oder der Sensibilisierung, die man durch die Beschäftigung mit der Kunst erfährt, weiß ich nicht zu beantworten. Wahrscheinlich ist es beides. ›Wir müssen hinsehen, wollen wir die Welt ­begreifen!‹, hat Leonardo da Vinci in einem seiner zahllosen Notizbücher festgehalten. Ich gebe ihm recht und es ehrt mich, dass ich einmal in einer Kritik zu einer meiner Ausstellungen als ›der Mann mit dem absoluten Blick‹ bezeichnet worden bin.


Ölbilder


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Fuerteventura, 2017, Öl auf Leinwand, 80 × 120 cm, bez. rechts unten ›K. K. 2017‹


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Capo Vaticano, 2008, Öl auf Leinwand, 100 × 150 cm, bez. rechts unten ›KK 08‹


Aquarelle


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Blumen, 1995, Aquarell auf Papier, 38 × 50 cm, bez. links unten ›Klaus Klingler 95‹


52

Farm in Castlelyons, 2001, Aquarell auf Papier, 38 × 56 cm, bez. rechts unten ›Klaus Klingler 2001‹


85

Schwertfisch, 1990, Aquarell auf Papier, 38 × 56 cm, bez. links unten ›Klaus Klingler 1990‹

Weintrauben, 1990, Aquarell auf Papier, 39 × 58 cm, bez. rechts unten ›Klaus Klingler 1990‹


Zeichnungen und Grafiken


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Festspielpause, 1988, Radierung, 45 × 68 cm, unsigniert


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Warten, 1976, Mischtechnik auf Papier, 31 × 45 cm, bez. rechts unten ›Klaus Klingler 76‹


107

Modell und Künstler, 2016, Kohle auf Papier, 50 × 70 cm, bez. rechts unten ›Klaus Klingler 24. II. 2016‹


Klaus Klingler dankt Herrn Peter Daniell Porsche, der dieses Buchprojekt großzügig unterstützt hat. Bibliografische Information der Deutschen ­Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Fotos der Gemälde: Fritz Genböck: S. 13 Cornelia Kaucic: alle anderen Fotos: Fritz Genböck: S. 2, 14, 15, 17 Privat: S. 18, 19, 108

© 2017 Residenz Verlag GmbH Salzburg – Wien

Umschlaggestaltung, grafische Gestaltung/Satz: Joe P. Wannerer – BoutiqueBrutal.com Umschlagbild: Klaus Klingler, Mühlbach/Hohe ­Tauern, 1995, Aquarell auf Papier, 42 × 52 cm

Alle Rechte, insbesondere das des auszugsweisen Abdrucks und das der fotomechanischen Wieder­ gabe, vorbehalten.

Lektorat: Marie-Therese Pitner Gesamtherstellung: Book Print Manfred Kleisel, ­Mautern

www.residenzverlag.at

ISBN 978-3-7017-3448-1

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Klaus Klinglers Bilder besitzen das Merkmal wahrer und großer Kunst: Bloßes Ansehen genügt nicht, man muss mit ihnen leben, dann kommt man ihren Geheimnissen näher, ganz ergründen kann man sie ohnehin nie. Georg Kreisler

In dieser reich bebilderten Monografie erzählt der Salzburger Künstler Klaus Klingler von seinem Zugang zur Malerei und von seiner schöpferischen Arbeit. Neben den Aquarellen – Klinglers bevorzugter Technik – umfasst der Band auch Ölbilder, Grafiken und Zeichnungen.

ISBN 978 3 7017 3448 1

residenzverlag.at


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