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THEMA DER WOCHE
Blickpunkt KW 20/14
Das Ensemble der „Missionen der Schönheit“: v.l. Julia Maronde, Carolin Schär, Teresa Trauth, Patricia Coridun, Victoria Voss und Renate Knollmann
Foto: Ludwig Olah
Vom Schönsein und Gefallenwollen Die „Missionen der Schönheit“ feierten im Medizinhistorischen Museum Premiere Von Melanie Arzenheimer Sie sind Gewaltopfer, Mörderinnen, Prostituierte oder Schönheitsoperierte – die Frauen, die von ihren Schicksalen berichten. Schonungslos. „Missionen der Schönheit“ sind sieben Monologe von Sibylle Berg, die im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt als Inszenierung des Stadttheaters zu sehen sind. Das erste Zusammentreffen von Publikum und den sieben Judits (als Inspiration gilt die biblische Judit, die Holofernes zunächst bezirzt und dann enthauptet) findet im Erdgeschoss im Gartensaal statt. Judit und die Kraft Mit einer Feile bearbeitet die erste, jugendliche Judit (Patricia Coridun) einen Stöckelschuh. „Vielleicht wollte ich schon immer ein Junge sein“, meint sie und erzählt von ihrer Kindheit, in der sie sich sinnlos und hässlich fühlte. Die Mutter verlässt das Bett nicht mehr, der Vater ein Gewalttäter, der Bruder zur Oma abgeschoben, sie selbst unerwünscht: „Mit jemandem wie mir umgibt man sich nur, wenn man ihn aus Versehen geboren hat.“ Judit und die Experimente Diese Judit (Teresa Trauth) legt gern selbst Hand an sich – oder lässt Hand anlegen. Um Schönheitsdefizite zu beheben. „Mich anzusehen ist kein erfreulicher Zeitvertreib“, erklärt die Außenseiterin: „Im Universum der Kinder gab es nur die Schönen.“ Ihre Mutter habe ihre guten schulischen Leistungen als Entschuldigung für das mangelhafte Aussehen ins Feld geführt. „Wenn man ein Mädchen ist, das aussieht wie ich, kann man mehrere Nobelpreise haben, es ist nicht von Belang.“
an dem sie sich von ihnen verabschiedete, sei nichts Besonderes vorgefallen. Aber „die Ruhe, die seit jenem Tag vorherrscht, ist eine absolute!“ Herzlicher Schlussapplaus aus dem Garten nach knapp einer Stunde. Regisseurin Leni Brem hat das Thema Museum geschickt in ihre Inszenierung aufgenommen und so präsentieren fünf der sieben Frauen ihre Monologe zwischen den Vitrinen als lebende „Ausstellungsobjekte“ auf grauen Podesten, die aussehen, als hätten sie schon immer in diesem Museum gestanden. „Missionen der Schönheit“ ist ein Abend zum „Beeindruckender Abend“ fanden Marinus und Karoline Luegmair ebenso wie viele weitere Premierengäste, darunter Lydia Halbhuber-Gassner (r.) Fotos: Arzenheimer Mit- und Nachdenken, einer, der wegen seiner textlichen Direktheit Judit und die Ruhe hört, ist heftig: ihren Mann und die den Finger in manch eine Wunde Judit und die Ehe Judit und die Unruhe zwei Söhne hat sie (Renate Knoll- legt. Das passt hervorragend in Diese Judit gießt Blumen auf mann) umgebracht. „Mein Mann ein Medizinhistorisches Museum. „Er würde mein letzter Mann Brutal, was diese Judit (Julia Maronde) zu sagen hat. Weil die Welt sein“, meint diese Judit (Carolin dem Balkon des Museumsbaus, und die beiden Jungen liegen seit Weitere Termine am 1. und 5. genau so brutal ist. „Gut auszuse- Schär). Und zunächst sah auch al- während das Publikum vom Ana- Jahren im Keller.“ Ja, Frauen tau- Juni, Karten und Infos unter hen bedeutet, dass Du häufiger les nach der großen Liebe aus. „Ich tomiegarten aus zuhört. Was es gen zum Giftmord. An dem Tag, www.theater.ingolstadt.de vergewaltigt wirst als die ande- hatte den Mann zum alt werden ren.“ Sie kauert auf einem Podest, gefunden.“ Einen, der sie in den spricht leise und analysiert fast Mittelpunkt seines Daseins stellte. sachlich das Unfassbare. „Wenn Zumindest für ein Jahr. Dann wurMänner Schönheit verehren, dann den die schweigsamen Phasen und heißt das, sie wollen sie besitzen.“ die des Bierkonsums immer mehr, Diese Judit, die das Opfer körper- die Erotik baute trotz diverser Verlicher und sexueller Gewalt gewor- führungsversuche ab. Was folgte den ist, schließt ihren Monolog mit war eine ganz normale Ehe. „Aber der grausamen, erschütternden ich wollte keine normale Ehe.“ Feststellung: „Es ist ein Vorteil Judit und die Zeit nicht mehr schön zu sein.“
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Die biologische Uhr tickt. Bedeutet frau sein automatisch auch Sie sei mehrfach zur „Miss Po“ Mutter werden? Judit (Victoria gewählt worden, berichtet die Voss) bezweifelt, ob der Bauch eivierte Judit (Joana Tscheinig) im ner Schwangeren immer auch ein Videostatement. Ihr großer Traum, Kind „enthalte“. Es könnten sich ein Cover Shooting für den Play- ja auch „Tiere, Zombies, Radios“ boy, hat sich dabei (noch) nicht darin befinden. „Ich wollte nie geerfüllt. Dafür posiere sie für Foto- fallen, ich befinde mich im Krieg“, grafen und spiele in Filmen mit, in meint sie. „Ich habe mich gerächt denen sie nicht nur mit ganz vielen für tausend Jahre genetischen Männern..... Sie wissen schon. Kur- Ungleichgewichts.“ Diese Rache ze Pause, das Publikum begibt sich an den Männern fiel blutig aus. nach oben. Hier erwarten sie die Und doch. „Die Menschen taugen nichts. Ich tauge nichts.“ nächsten „Holofernesmomente“. Judit und die Karriere
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