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Willkommen
für die anhaltende Treue und Begeisterung, die Sie den Berliner Philharmonikern auch in der vergangenen Saison entgegengebracht haben, möchten wir uns bei Ihnen sehr herzlich bedanken.
Ursprünglich wollten wir in unserem Vorwort schreiben, dass wir positiv in die Zukunft blicken. Die Invasion russischer Kriegsverbände in der Ukraine Ende Februar hat diesem Optimismus leider die Grundlage entzogen. Wir erfahren, wie instabil das Haus des Friedens ist und wie schnell das Thema der Pandemie verdrängt wird durch ein neues, besetzt mit Angst und unendlichem Leid. Aber Musik kann immerhin Mut machen, sie kann im internationalen Kontext und Austausch Verbundenheit stiften und für Verständigung sorgen. Und sie kann grundsätzliche menschliche Fragen nach uns und unserem Platz in der Welt aufwerfen und vertiefen.
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Ohne die aktuelle Tragödie ahnen zu können, hatten wir für die Spielzeit 2022/23 einen Themenschwerpunkt »Identitäten« entwickelt. Von ihm ausgehend durchleuchten wir etliche unserer programmierten Werke nach den Kategorien von »Herkunft«, »Utopie«, »Glaube und Werte« sowie »Liebe und Sexualität«. An ihnen lässt sich viel von dem ablesen, was die menschliche Identität ausmacht. Gerade vor dem Hintergrund von Krieg, Gewalt, Vertreibung und Flucht erscheinen sie aktueller denn je. Welche Werte sind grundlegend für eine Gesellschaft, die in Freiheit und Demokratie leben möchte? Was von ihrer Identität nehmen die vom Krieg Betroffenen mit in ihre unsichere Zukunft? Wie brennt sich die Erfahrung von Gewalt in die eigene Identität ein? Werke wie Luigi Dallapiccolas Oper Il prigioniero (Der Gefangene) über die existenzielle Hoffnung auf Freiheit können hier intensive Einsichten vermitteln.
Uraufführungen von Komponistinnen und Komponisten wie Lisa Streich, Julia Wolfe, Miroslav Srnka und Toshio Hosokawa bereichern das Programm der Saison 2022/23. Esa-Pekka Salonen wird unser Composer in Residence sein – ein faszinierender Künstler, der hochexpressive Werke schreibt, die in keine Schublade passen. Auch als Dirigent eigener Kompositionen wird er zu erleben sein, darunter mit einer deutschen Erstaufführung.
Ihnen vertraute Dirigenten und geschätzte Gäste der Berliner Philharmoniker wie Sir Simon Rattle, Zubin Mehta, Herbert Blomstedt und Daniel Barenboim stehen am Pult des Orchesters, und wir erwarten spannende Debüts von Thomas Adès, Klaus Mäkelä und Maxim Emelyanychev.
Im Februar 2023 findet die zweite Biennale der Berliner Philharmoniker statt, die künstlerische Genres zusammenführt und Kooperationen etwa mit der Berlinale und der Neuen Nationalgalerie eingeht. Auf der Suche nach einer neuen Moderne – Musik und Kunst der 50er- und 60er-Jahre lautet der Titel unseres Festivals, das als Herzstück einen Schwerpunkt zum 100. Geburtstag des ungarischen Komponisten György Ligeti präsentiert.
Neben den symphonischen Programmen eröffnet unsere neue Weltmusik-Reihe World aufschlussreiche Perspektiven ebenso wie die vielgestaltigen weiteren Konzerte im Kammermusiksaal – von Klavier- und Quartett-Serien bis zu Gastspielen hochkarätiger Kammerorchester.
Unser Dank gilt dem Land Berlin und dem Bund für die nachhaltige Unterstützung auch in schweren Zeiten. Ebenso herzlichen Dank sagen wir unserem Partner, der Deutschen Bank, die uns gerade in der Corona-Zeit den Rücken gestärkt hat. Und danken möchten wir auch den Freunden und Förderern der Berliner Philharmoniker. Ohne diese Hilfen könnten wir unsere kreative Kraft kaum so entfalten, wie wir unseren Kulturauftrag verstehen.
Enden wollen wir mit einer Gratulation: Seit 20 Jahren gibt es das Education-Programm der Berliner Philharmoniker. Herzlichen Glückwunsch! Auch hier werden neue programmatische Ufer angesteuert und wichtige Impulse für das Publikum der Zukunft gesetzt.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit den Berliner Philharmonikern, mit dem attraktiven Programm des Musikfestes Berlin, den unterschiedlichsten Formaten, Reihen, Musikgenres und wunderbaren Gästen, die zu uns kommen werden. Die Philharmonie wird ein lebendiges und offenes Haus für alle sein!
Wir hoffen sehr, dass wir gemeinsam eine Spielzeit in Frieden erleben werden.
Ihre
Andrea Zietzschmann Ihr


Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko

Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker

Partner
Der Angriff auf die Ukraine im Februar hat die Welt erschüttert und bei vielen Menschen große Ängste geschürt. Zugleich belastet die Corona-Pandemie seit mehr als zwei Jahren unseren Alltag. Musik kann insbesondere in solch schwierigen Zeiten Trost spenden und Mut machen.
Die meisten Konzerte der Berliner Philharmoniker in der zurückliegenden Saison konnte das Publikum wieder vor Ort genießen – ich bin zuversichtlich, dass dies auch in dieser Spielzeit möglich sein wird. Viele andere verfolgen die Auftritte in der Digital Concert Hall mit. Dieser virtuelle Konzertsaal wurde 2009 mit Unterstützung der Deutschen Bank ins Leben gerufen und hat seither weltweit viele Tausend Freunde gefunden.
Musik kann nicht zuletzt jungen Menschen Halt und Richtung geben. Das Education-Programm der Berliner Philharmoniker feiert 2022 sein 20-jähriges Bestehen. Das Orchester und die Deutsche Bank starteten diese Initiative, um junge Menschen an Musik, Tanz und Gesang heranzuführen. Zu Beginn lag der Fokus auf den Tanzprojekten, später folgten die Vokalhelden – und heute stehen die Familienkonzerte mit Chefdirigent Kirill Petrenko im Mittelpunkt. Um nur eine Zahl zu nennen: Mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche haben mittlerweile schon am Education-Programm teilgenommen.
Auch die Veranstaltungsreihe Werkstatt.Dialog.Musik im PalaisPopulaire der Bank in Berlin bietet einen direkten und intensiven Zugang zur klassischen Musik. In diesem Kammermusik-Format präsentieren Musikerinnen und Musiker der Berliner Philharmoniker ausgewählte Werke und beantworten Fragen zur Interpretation – im unmittelbaren Austausch mit dem Publikum.
Die Musik hat Ihnen und uns durch die Pandemie geholfen und wird in Zeiten geopolitischer Spannungen Klänge des Friedens und des Ausgleichs senden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und dem Orchester eine inspirierende Konzertsaison 2022/23.
Herzliche Grüße
Ihr Christian Sewing
Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank AG
Viel zu lange mussten wir alle viel zu viel entbehren – die Pandemie zwang uns manche Bürde, manche Einschränkung und manchen Verzicht auf. Und sie tut dies noch. Mit Impfen und Vorsicht aber holen wir uns die ersehnten vollen Säle, die Kultur und den Zauber der Musik zurück.
Es begeistert mich zu sehen, mit wieviel Elan und Ideen auch die Berliner Philharmoniker in diese neue Saison gehen, voller Lust, hoffentlich und endlich wieder in gewohnter Exzellenz ihr Publikum in Berlin und auf (nachgeholten) Tourneen in der Welt zu begeistern.
Zwei Schwerpunkte möchte ich Ihnen, verehrtes Publikum, ans Herz legen: Zum einen die Fortführung einer mittlerweile kleinen Reihe, eines neuen Festivals, das sich in dieser Saison der Moderne der 50er- und 60er-Jahre und hier besonders der Musik von György Ligeti widmet, der Berlin sehr verbunden war. Hier zeigt sich, wie innovativ diese oft als »muffig« beschriebenen Nachkriegsjahre zumindest auf dem Gebiet der Musik waren. Zusätzlichen Background schafft ein 50erJahre-Schlagerabend mit Tim Fischer.
Zum anderen feiern die Berliner Philharmoniker das 20-jährige Bestehen des Education-Programms. Hier wird klassische Musik vor allem Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Stadtteilen nahegebracht.
Beides unterstreicht die Bedeutung der Philharmoniker für das lebendige, innovative Berlin: Sie sind nicht nur ein ausgezeichnetes Orchester in der Mitte der Stadt mit der Philharmonie und ihrer einmaligen Akustik – ihr Selbstverständnis als kulturelle Institution mit sozialer Verantwortung führt sie aus dem Konzertsaal heraus zu den sozialen Brennpunkten unserer Stadt.
Ich wünsche uns allen unvergessliche Konzerterlebnisse.
Herzliche Grüße
Ihr Dr. Klaus Lederer

Senator für Kultur und Europa

Gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern wollen wir hoffnungsvoll in die neue Konzertsaison starten. Wir hoffen darauf, dass sich das Haus wieder ohne Einschränkungen mit einem begeisterten Publikum füllt und die Philharmoniker wieder zu Gastspielen in die wichtigen Musikzentren der Welt reisen können. Doch der schreckliche Krieg in der Ukraine hat vieles verändert, Gräben haben sich aufgetan, die wir überwunden glaubten. Neben der Hilfe für die Menschen vor Ort und für Flüchtlinge und Vertriebene wird es jetzt wichtig sein, die kulturelle Zusammenarbeit und den künstlerischen Austausch mit den demokratischen Kräften in allen Ländern zu verstärken. Wer Musik macht, weiß: Wir müssen und wir können einander zuhören. Sie zeigt uns, wie es geht.
Im übertragenen Sinn passt da das Thema »Identitäten«, mit dem die Philharmoniker die neue Konzertsaison verknüpfen. Es geht um das Selbstverständnis und die Selbsterkenntnis von Künstlerinnen und Künstlern, es geht um Weltsichten, um Reflexionen und um Visionen von Gesellschaft. In diesem Sinne erwartet uns ein vielfältiges Programm, das uns das erneute Hören etablierter Werke, aber auch die Begegnung mit seltenen oder hier noch nie gehörten Kompositionen ermöglicht.
Ich begrüße auch sehr, dass sich das Haus in einer eigenen kleinen Reihe der Musik anderer Kulturen öffnet. Die Virtuosität kurdischen Gesangs, die unerklärliche Leidenschaft des Fado, die Klangfarben und die Stimmgewalt eines südafrikanischen Cellisten oder das Zusammentreffen indischer und europäischer Instrumente – dieser Reichtum der Musik gehört nach Berlin, gehört auch auf diese Bühne, denn sie schafft Brücken in unsere diverse Gesellschaft. Ganz in diesem Sinne muss auch die Fortsetzung des Education-Programms der Berliner Philharmoniker gewürdigt werden, das seit nun 20 Jahren beispielhaft vor allem junge Menschen an Musik und an das Singen und Musizieren heranführt.
Ich wünsche Ihnen berührende musikalische Erlebnisse und eine erfahrungsreiche Konzertsaison. Bleiben Sie gesund!
Ihre Claudia Roth MdB
Staatsministerin für Kultur und Medien