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ARATORA (Frank W. Weber

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Kira Balke

Kira Balke

ARATORA, der an zahlreichen internationalen Pleinairs teilgenommen und viele selbst organisiert hat, kannte Neukladow »nur vom Hören, Sagen und Lesen« bevor er als Teilnehmer an der Sommerakademie 2020 an die Havel kam. Seinen ersten Eindruck vom Ort beschreibt er folgendermaßen: »Es war ein sehr heißer Sommermorgen, die Sonne stand über dem Wannsee und das Ockergelb des Gutshauses, mit hohen alten Bäumen an seinen Flanken leuchtete im Morgenlicht, ich dachte mir, ein interessanter Ort.«

ARATORA hat für Neukladow eine emblematische Formel gefunden: Gleichsam aus der Vogelperspektive führt er uns die frühklassizistische Südfassade mit ihrem charakteristischen Rundgiebel ebenso vor Augen wie die aus der Zeit um 1910 stammende Ostfassade mit Veranda und Freitreppe. Dass Natur und Architektur zusammengehören, darauf verweisen grüne Farbwolken und -spritzer, die Ockergelb und leuchtendes Rot durchziehen und den raumgreifenden Gestus der üppigen Vegetation des Gutsparks augenfällig machen. Vor dem Hintergrund, dass sich ARATORA als Künstler nicht als »reiner ›Landschafter‹« sieht, verwundert es nicht, dass er das Gutshaus »als Kernstück der Parkanlage« gleich zuerst als Motiv wählt: »Als ›Suprematist‹ habe ich das Gebäude im Kopf sofort zerlegt und war von den architektonisch genutzten grafischen Grundelementen wie Dreieck, Halbkreis und Viereck begeistert. Ich hatte ein gutes Gefühl für den Ort.«

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Dabei fand ARATORAs »Gefühl für den Ort« zunächst Niederschlag in Skizzen, in denen der Künstler seine Motive rasant »vermisst«: »Ich ›inhaliere‹ die reale Situation in fast meditativer Form und habe dann die reale Situation in Minutenskizzen erfasst. Mit diesen sehr individuellen ›Stenogrammen‹, die es mir erlauben das Gesehene in seinen Proportionen gut wiederzugeben, kann ich im Atelier und an jedem Ort der Welt meine Ideen zum Thema in meiner Holztypendrucktechnik umsetzen.« Achtzehn großformatige Skizzenblätter und vier Holztypendrucke sind auf diese Weise entstanden: »Ich war daher immer einen Tag im Park und am anderen Tag

ARATORA: Guthmannvilla, 2020, Holztypendruck, 19×19 cm

ARATORA: Zeitlose Fügung im Park, 2020, Holztypendruck, 19×19 cm

im Atelier, da meine grafische Technik den räumlichen Schutz meines Arbeitsraumes bedarf.«

Bei seiner Arbeit im Gutspark war der Künstler tatsächlich selten alleine. Gerade beim Skizzieren vor dem Gutshaus schauten ihm viele Parkbesucher über die Schulter und bewunderten die Geschwindigkeit und Präzision, mit der er sein Motiv festhielt. Wie hat Frank Weber den Besuch von Gästen im Park empfunden? »Für mich war es kein Hindernis bei der künstlerischen Arbeit. Als freiberuflicher Künstler bin ich es gewohnt, die ›Marke ARATORA‹ gut rüber zu bringen. Kunst ist auch Entertainment.« Die Gesprä-

che, die dabei stattfinden, bringen ihm den Park und seine Geschichte näher. Was er über das Naturtheater, den Grabstein der einstigen Hausbewohner Johannes Guthmann und Joachim Zimmermann im Elsengrund sowie den von dem Berliner Bildhauer August Gaul (1869 –1921) für Guthmanns innig geliebte und früh verstorbene Schwester Else entworfenen Gedenkstein erfährt, beeinflusst sein Arbeiten bis ins Atelier hinein: »Mit solchem Gesprächsinput kann ich dann auch besser druckgrafisch arbeiten, das fließt dann in die Grafik mit ein.« Und dies sieht man seinen Werken an. Wenn er beispielsweise den Kubus des Elsensteins mit dem Guthmann’schen

ARATORA: Heckentheater, 2020, Holztypendruck, 19×19 cm

ARATORA: Elsenstein – Quadratur im Park, 2020, Holztypendruck, 19×19 cm

Rechte Seite: ARATORA: Skizzen, 2020, Aquarellgraphit, 29,7×42 cm Grabstein in seinem Holztypendruck Zeitlose Fügung im Gutspark ineinander verschränkt, so entspricht dies der engen Verwobenheit Guthmanns mit seiner Schwester ebenso wie mit Neukladow – einem Ort, dem sich Guthmann zeitlebens verbunden fühlte. In seinen 1955 erschienenen Lebenserinnerungen Goldene Frucht. Begegnungen mit Menschen, Gärten und Häusern betrachtet Guthmann den Elsenstein als seinen eigenen Gedenkstein im Park. Und welche Eindrücke und Erinnerungen nimmt ARATORA von Neukladow und der Sommerakademie 2020 mit? »Für mich war es eine gute Zeit zur künstlerischen Entspannung. Die ›Chemie‹ unter den Künstler*innen hat gestimmt, die unterschiedlichen künstlerischen Techniken und Arbeitsmethoden waren gute Basis zum Austausch. […]. Das Pleinair habe ich in guter Erinnerung, die Skizzen ermöglichen es mir weiter zum Thema druckgrafisch zu arbeiten.« Wir dürfen gespannt sein …

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