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Kira Balke

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Vorwort

Vorwort

Wer eine fotorealistische Abbildung des Gutsparks und Gutshauses unter den rund dreißig Arbeiten von Kira Balke sucht, die während neun Tagen Pleinair im Park entstanden sind, wird nicht fündig werden. Vielmehr schildert die Kunststudentin mit expressivem Gestus und in leuchtenden Farben ihre eigene Sicht auf einen Ort, der ihr von Kindesbeinen an vertraut ist: »Als Kladowerin erinnere ich mich aus meiner Kindheit noch an viele Ausflüge in den Gutspark. Schlittenfahren im Winter und am Wasser spielen im Sommer. Neben der idyllischen Landschaft sind es in erster Linie meine starken Erinnerungen, die ich mir als Motiv vorgenommen habe.« Der zweiwöchige Aufenthalt im Park hat Kiras Erinnerungen wiederbelebt, sie jedoch auch ihr »kindliches idyllisches Bild vom Gutspark« ablegen und die Dimensionen erweitern lassen, in denen sie Neukladow bis dahin wahrgenommen hatte.

Ihre während der Sommerakademie entstandenen Arbeiten haben dabei viele Facetten: »So vielschichtig wie der Ort war auch mein technisches Repertoire. Neben Zeichnungen und Malereien sind auch fotografische und grafische Arbeiten entstanden, die wohl verschiedener nicht sein könnten, um eben genau diese Vielschichtigkeit des Gutsparks aufzugreifen.« Allen Arbeiten von Kira ist gemein, dass es weniger das äußere Erscheinungsbild von Gutshaus und -park ist, das die Kunststudentin zur Darstellung reizt, als vielmehr ihre Empfindung von den Motiven, deren Besonderheiten sie intuitiv erfasst.

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Für sie hat die für Neukladow charakteristische Koexistenz von Altem und Neuem, von Zerfall und Erneuerung eine »starke Symbolik«: »Gebäude die restauriert wurden und wiederbelebt werden/wurden und Teile der Anlage, die immer noch zerstört oder verschollen sind, existieren nebeneinander. Uralte Bäume haben die Zeiten überdauert. Sie sind ein Teil vom Hier und Jetzt, aber auch vom Damals. Als Besucher*in bewegt man sich zwischen den Zuständen hin und her.« Ihre Sicht auf Neukladow vermittelte Kira auch den Besucher*innen des Pleinairs: »Besonders war natürlich der enge Austausch mit Gästen, die alle auch ihre eigenen

Kira Balke: Stufen, 2020, Aquarell, Acryl, Kohle, 59,4×42,0 cm

Kira Balke beim Zeichnen Geschichten zu diesem Ort zu teilen hatten. Umso interessanter fand ich es zu sehen, dass einige meiner Arbeiten den Blickwinkel einiger Besucher komplett veränderten.«

Sie selbst hält das Gutshaus aus ungewöhnlicher Perspektive fest, wenn sie rücklings auf dem Boden vor der Veranda liegend deren massive dorische Säulen ganz leicht und duftig in den Himmel stürmen lässt und die geschwungene Freitreppe zur Veranda ebenso wie die Fenster des Gutshauses in der Farbe Blau sieht und diese Sichtweise durch einen pastosen Farbauftrag in der Kombination von Aquarell- und Acrylfarbe betont. Dabei hat sie sich zu ihrer kraftvoll bunten Gestaltungsweise bisweilen auch durch die zahlreichen Graffiti im Park inspirieren lassen.

Wenn sich die Farbe Blau gleichsam als roter Faden durch Kiras Neukladower Arbeiten zieht, so erinnert dies an romantische Topoi, derer sich auch der einstige Hausherr Johannes Guthmann bediente, um seine Sicht auf Neukladow kenntlich zu machen: »Du bist Orplid – mein Land!« beschreibt Johannes Guthmann mit den Worten des romantischen Dichters Eduard Mörike sein Verständnis von Neukladow als eines Ortes, an dem die suchende Seele zur Ruhe kommt. Kira Balke empfindet den Ort ähnlich, wenn sie ihn als »eine Art Heterotopie« beschreibt: als einen »Ort, der sich der Zeit vielleicht nicht so beugt und so ein bisschen sein eigenes Leben hat und unsterblich ist.«

Kira Balke: Terrassenblick, 2020, Aquarell, Acryl, Kohle, 59,4×42,0 cm

Kira Balke: Im Gras, 2020, Aquarell, 14,8×21,0 cm

Kira Balke: Wasserläufer, 2020, Zeichnung, 14,8×21,0 cm

Kira Balke: Spuren, 2020, Digitalprint, 75×50 cm

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