Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Nordosten (Leseprobe)

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Gilbert H. Gornig

Zur Rechtfertigung des Tyrannenmordes Einführung Adolf Hitler überlebte etwa vierzig Attentate. Das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 war keine kurzfristig geplante Einzelaktion. Vielmehr stand eine ganze Gruppe von Persönlichkeiten dahinter, die wohl aus unterschiedlichen Motiven der tyrannischen Herrschaft Hitlers ein Ende bereiten wollte. Es war für den Fall des Todes Hitlers aber keineswegs garantiert, dass die nationalsozialistische Schreckensherrschaft zu Ende gehen würde. Graf von Stauffenberg war nämlich erst dann zum Widerstand bereit, als er den verbrecherischen Charakter der nationalsozialistischen Diktatur erkannte und die militärische Gesamtlage des Deutschen Reiches nach Stalingrad für aussichtslos betrachtete. Heute erinnert man sich aber seiner und gibt Kasernen1, Schulen2 und Straßen3 seinen Namen. Am 3. April 2000 wurde eine Büste von Stauffenberg in der Bayerischen Ruhmeshalle Walhalla enthüllt. Im »Alten Schloss« in Stuttgart wurde 2006 eine Erinnerungsstätte des Landes Baden-Württemberg eröffnet. Wie man heute weiß, haben die USA in den frühen Jahrzehnten des Kalten Kriegs Pläne wie die Tötung von die Menschenrechte verletzenden Diktatoren verfolgt, zum Beispiel die Tötung von Kubas Fidel Castro mithilfe vergifteter Zigarren. In den 90er Jahren wurde in den Medien4, aber auch in persönlichen Stellungnahmen von Politikern5 dazu aufgerufen, die Diktatoren Saddam Hussein und Slobodan Milošević zu töten. Bombardierungen der Privatresidenzen von Saddam Hussein zielten darauf ab, den irakischen Staatschef zu treffen und damit den Golfkrieg zu beenden. Bombardie1  Zum Beispiel die Kaserne der Bundeswehr in Sigmaringen trägt seit dem 20.7.1961 den Namen Graf-Stauffenberg-Kaserne. 2  In Osnabrück gibt es ein Graf-Stauffenberg-Gymnasium. 3  Zum Beispiel in Bielefeld, Bonn, Karlsruhe, Marburg, Saarbrücken Speyer, Wesel. 4  Hans Magnus Enzensberger, Hitlers Widergänger, Der Spiegel, 6/1991, S. 26, 28. 5  Vgl. Aufruf des FDP-Politikers Jürgen Möllemann, Hamburger Abendblatt vom 4.5.1999; auch der Umweltminister Jürgen Trittin von Bündnis 90/DIE GRÜNEN hielt in einer Rede vom 3.5.1999 den Tyrannenmord an Milošević für eine Alternative zu Luftschlägen der NATO, vgl. Süddeutsche Zeitung, 4.5.1999, S. 2.

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