Die digitalen Netze der Zukunft schaffen

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POSITION | DIGITALISIERUNG | DIGITALE INFRASTRUKTUR

Die digitalen Netze der Zukunft schaffen

Moderne und resiliente digitale Infrastruktur als Voraussetzung für die Industrie von morgen.

März 2025

Executive Summary

Konnektivität ist für die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Digitale Geschäftsmodelle, die in Verbindung mit dem Internet der Dinge (IoT), autonomen Fahrzeugen, KI sowie dem industriellen Metaverse stehen, erfordern leistungsfähige digitale Netze. Zwar hat Deutschland in den vergangenen Jahren große Fortschritte sowohl beim Ausbau von Glasfaser als auch im Mobilfunkbereich gemacht. Um eine flächendeckende Versorgung mit gigabit- und zukunftsfähiger sowie resilienter digitaler Infrastruktur zu erreichen, muss das Ausbautempo weiter an Fahrt aufnehmen.

Der Ausbau moderner digitaler Infrastrukturen ist volkswirtschaftlich von höchster Relevanz: Die Europäische Kommission schätzt, dass sich der kumulative zusätzliche BIP-Beitrag neuer digitaler Technologien in den EU-28 (EU-27 und Vereinigtes Königreich) bis 2030 auf 2,2 Billionen Euro belaufen könnte. Dies entspricht einem Wachstum von 14,1 Prozent im Vergleich zu 2017. Allerdings wird sich ein Großteil dieses Wachstums auf die weiter entwickelten Volkswirtschaften konzentrieren – die sogenannten „digitalen Vorreiter“. Um diese ökonomischen Potenziale der digitalen Transformation heben zu können, ist eine hochwertige digitale Infrastruktur Grundvoraussetzung.

Neben einer flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Internetzugängen muss auch die Resilienz digitaler Infrastruktur gestärkt werden. Hierzu zählen resiliente Lieferketten, ein funktionierender Infrastrukturwettbewerb, ein hohes Niveau an Cybersicherheit, u. a. durch Schutz sensibler Informationen während und nach digitalen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie ein europäisches Vorgehen zum besseren Schutz von Unterseekabeln Durch diese Maßnahmen können Angriffe erschwert beziehungsweise verhindert werden.

Damit die deutsche Industrie die Potenziale der digitalen Transformation durch leistungsfähige und resiliente digitale Infrastrukturen heben und deutsche Telekommunikationsnetzbetreiber ihre digitale Infrastruktur effizient betreiben und ausbauen können, muss die nächste Bundesregierung:

1. die Resilienz digitaler Infrastruktur erhöhen,

2. den Netzausbau vorantreiben,

3. die Weiterentwicklung des Rechtsrahmens durch den Digital Network Act forcieren und

4. Innovationen im Bereich digitaler Infrastruktur fördern

Resilienz digitaler Infrastruktur steigern

Telekommunikations- und Kommunikationsnetze sind zum einen selbst eine kritische Infrastruktur, zum anderen auch wesentliche Komponente weiterer kritischer Infrastrukturen, wie beispielsweise dem Energiesektor, dem Transportsektor und dem Gesundheitssektor Sie müssen mit einer stetig steigenden Anzahl von schweren Störungen und außergewöhnlichen Angriffen umgehen können und dagegen resilienter werden. Mit der derzeitigen Aufstellung der Telekommunikationsbranche sind Fälle von geringen örtlichen Ausdehnungen bereits grundsätzlich gut zu handhaben.

Eine prioritäre Energieversorgung der Netzbetreiber bei Krisen- und Katastrophenfällen ist dringend erforderlich. Eine krisensichere Stromversorgung ist die Grundvoraussetzung für resiliente Telekommunikationsnetze, da diese von der Stromversorgung abhängig sind. Zudem sind sichere und zuverlässige Lieferketten aufgrund der Abhängigkeit von globalen Lieferketten von hoher Bedeutung.

Vor der Implementierung weiterer Schutzmaßnahmen für Telekommunikationsnetze sollte eine Prüfung bereits vorhandener Notfall- und Sicherheitsvorrichtungen durchgeführt werden. Sollten zusätzliche kostenintensive Maßnahmen durch die Politik vorgeschrieben werden, muss eine faire Verteilung der Kosten erfolgen.

Infrastrukturwettbewerb sicherstellen

Die deutsche Industrie ist auf eine funktionierende und möglichst ausfallsichere digitale Infrastruktur angewiesen. Während eine 100-prozentig resiliente Infrastruktur nie garantiert werden kann, lässt sich ihre Resilienz in Deutschland durch funktionierenden Infrastrukturwettbewerb erheblich verbessern. Dieser Wettbewerb führt zu parallelen digitalen Infrastrukturen verschiedener Betreiber, wodurch im Falle eines Ausfalls oder Angriffs auf eine Infrastruktur eine alternative digitale Infrastruktur zur Verfügung steht. Daher ist es notwendig, gute Rahmenbedingungen für Investitionen in digitale Infrastruktur und einen Infrastrukturwettbewerb zu schaffen, der die Koexistenz verschiedener Infrastrukturanbieter ermöglicht, gleichzeitig aber auch etwaige neue Monopole verhindert. Zusätzlich zu einer Steigerung der Resilienz trägt der Infrastrukturwettbewerb außerdem maßgeblich zu einem schnellen Netzausbau bei und muss deswegen unbedingt weiterhin ermöglicht und forciert werden

Komponenten für Kritische Infrastrukturen als strategisches Asset betrachten

Gigabitnetze sind Kritische Infrastrukturen. Bei den hier eingesetzten Glasfaserkabeln spielt Verfügbarkeit und Qualität daher eine wichtige Rolle. Deutschland und Europa zählen mit zu den führenden Regionen in der technologischen Entwicklung. Die Produktionskapazitäten für Glasfaserkabel sind ausreichend, um sich rein rechnerisch selbst zu versorgen: Europa hat einen jährlichen Bedarf von etwa 60 Millionen Faser-Kilometern, die Produktion der europäischen Hersteller liegt bei bis zu 70 Millionen. Es bestehen keine zwingenden strategischen Abhängigkeiten – auch nicht bei der technologischen Entwicklung. Um dies auch in Zukunft nicht nur für Glasfaserkabel, sondern auch für alle im Net-Zero Industry Act (NZIA) genannten Technologien zu gewährleisten, ist der Erhalt und Ausbau der deutschen und europäischen Produktionsstätten und Forschungs- und Entwicklungsstandorte von entscheidender Bedeutung. Diese finden sich jedoch aktuell in einem Umfeld wieder, in dem sie zu ungleichen Bedingungen mit außereuropäischer Konkurrenz mithalten müssen. So hat beispielsweise die EU-Kommission bereits 2021 Dumping und Subvention bei chinesischen Glasfaserkabel-Importeuren festgestellt und einen entsprechenden Strafzoll erhoben. Das Erfüllen von ESG-Kriterien oder Umweltvorgaben wird im Wettbewerb von den Kundinnen und Kunden nicht hinreichend genug honoriert – für den Einkauf sind die Kosten das entscheidende Kriterium. Hier muss eine richtige Balance

zwischen Kosteneffizienz und Resilienz gefunden werden, die aber den ausbauenden TKU keineswegs vorschreiben darf, welche Hardware beziehungsweise Komponenten zu verbauen sind

Schutz von Verfahren gewährleisten

Die zunehmende Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie das Vorhalten von Geoinformationssystemen haben das Potenzial, den Infrastrukturausbau nachhaltig zu beschleunigen. Unabhängig davon soll geprüft werden, wie, wo und in welchem Umfang Informationsdefizite für die Ausführer nachfolgender Baumaßnahmen bei der Identifizierung bereits gelegter Telekommunikationskabel bestehen. Ziel ist, Baumaßnahmen so effizient und kostenoptimiert wie möglich umzusetzen. Gleichzeitig birgt die digitale Veröffentlichung sensibler Informationen über digitale Infrastrukturen die Gefahr, dass unbefugte Dritte ohne größeren Aufwand Zugriff auf diese erhalten und dadurch Sabotageakte planen können. Es ist zwingend erforderlich, dass all jene Informationen, die den wirksamen Schutz Kritischer digitaler Infrastrukturen vor Spionage, Sabotage und sonstigen Formen der Wirtschaftskriminalität kompromittieren könnten, nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Insgesamt soll die nächste Bundesregierung den Schutz digitaler Infrastrukturen gegenüber Informationsinteressen der Öffentlichkeit höher gewichten als in der Vergangenheit – dies ist vor dem Hintergrund zunehmender Sabotageakte durch kriminelle Akteure aus dem Aus- und Inland dringend angezeigt. Nur so kann die Telekommunikationsbranche ihre Infrastrukturen wirksam schützen und damit den Anforderungen der Industrie, Betreibern weiterer Kritischer Infrastrukturen, Sicherheitsbehörden und der Zivilbevölkerung an die unterbrechungsfreie Bereitstellung ihrer Dienstleistungen Rechnung tragen.

Schutz digitaler Infrastrukturen vor Spionage, Sabotage und Informationsabfluss

Die Resilienz Kritischer digitaler Infrastrukturen, sowohl Glasfaserleitungen als auch 4G- und 5G-Mobilfunkinfrastrukturen, stellt einen entscheidenden Standortfaktor für die deutsche Industrie dar, die auf eine weitestgehend unterbrechungsfreie Bereitstellung von TK- und Daten-Diensten angewiesen ist, um die Potenziale der digitalen Transformation sowohl als Anbieter wie Anwender zu heben. Der BDI unterstützt weiterhin uneingeschränkt das Ansinnen des Gesetzgebers, Kritische digitale Infrastrukturen, soweit technisch und personell möglich, wirksam zu schützen. Neben Redundanzen im Netzaufbau, sind resiliente Lieferketten und die Implementierung digitaler und analoger Schutzmaßnahmen nach dem Stand der Technik notwendig, um Kritische digitale Infrastrukturen wirksam vor Sabotage, Extremismus und Spionage zu schützen. Vor Implementierung weiterer Schutzmaßnahmen respektive der Verschärfung oder Einführung neuer rechtlicher Anforderungen gilt es, die bestehenden und die kürzlich eingeführten Instrumente Wirkung entfalten zu lassen.

Resilienz von Unterseedatenkabeln steigern

Eine leistungsfähige und widerstandsfähige Unterseedatenkabelinfrastruktur ist für die Industrie von zentraler Bedeutung. So verlaufen heute ca. 98 Prozent des weltweiten Datenverkehrs über Unterseedatenkabel. Als Rückgrat des weltweiten Datenverkehrs sind sie damit auch Sabotageversuchen ausgesetzt. Die im Weißbuch der Europäischen Kommission zu digitaler Infrastruktur erfolgte Anerkennung von Unterseedatenkabeln als strategisch relevante Sicherheitsinfrastruktur und daraus folgende Maßnahmen, wie eine gemeinsame EU-Governance für Unterseedatenkabelinfrastruktur, sollten erste Schritte auf europäischer Ebene sein, um Unterseedatenkabel besser zu schützen. Angesichts der Bedeutung von Unterseedatenkabeln müssen nun aber schnell weitere Maßnahmen folgen. Deutschland muss auf die Erweiterung der Wartungs- und Reparaturkapazitäten, unter anderem durch eine Erhöhung der Anzahl an verfügbaren Reparaturschiffen in der EU hinwirken. Dies ist entscheidend, um die Auswirkungen von Unfällen oder gezielten Sabotageversuchen auf Unterseedatenkabel zu

minimieren. Zusätzlich müssen Investitionen in Unterseedatenkabel auf europäischer Ebene vereinfacht und gefördert werden, um durch Redundanzen die Resilienz von Unterseedatenkabeln zu erhöhen Da sich Unterseedatenkabel nicht durch physische Schutzmaßnahmen wie Zäune o. ä. schützen lassen, ist die beste Absicherung gegen Sabotageakte an einzelnen Kabeln eine Vielzahl voneinander unabhängiger Routen zur Erhöhung der Redundanz zu schaffen, sodass Ausfälle kompensiert werden können.

Netzausbau vorantreiben

Digitale Verwaltungsprozesse schaffen

Die Genehmigung eines Mobilfunkmastes dauert in Deutschland aktuell im Durchschnitt 19 Monate. Damit der Gigabitausbau nicht länger durch langwierige und nicht-digitalisierte Verwaltungsverfahren ausgebremst wird, braucht es neben effizienteren Verfahren eine konsequente Digitalisierung von infrastrukturbezogenem Verwaltungshandeln Wesentliche Grundlagen für eine vollständig digitale Abwicklung der Prozesse zwischen Verwaltungen und Unternehmen sind der bundesweite Einsatz des im OZG-Änderungsgesetz vorgesehenen einheitlichen Organisationskontos für die Authentifizierung, die zügige Modernisierung der Registerlandschaft für die Verwirklichung des Grundsatzes der einmaligen Datenerfassung (Once-Only), die konsequente Ausrichtung von Gesetzen auf einen digitalen Vollzug, die Reduzierung bestehender Schriftformerfordernisse mittels Generalklausel sowie die strukturelle und kontinuierliche Einbindung von Unternehmen. Außerdem sollte der „digitale Bauantrag“, der im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) von Mecklenburg-Vorpommern nach dem Einerfür-Alle-(EfA)-Prinzip entwickelt wurde, nicht nur in elf, sondern in allen 16 Ländern Anwendung finden. Bundesweit einheitliche digitale Verwaltungsverfahren reduzieren den bürokratischen Aufwand für deutschlandweit agierende Unternehmen deutlich und reduzieren damit signifikant die Planungskosten. Um angesichts der erwarteten Verdoppelung von Genehmigungsverfahren bei gleichzeitigem Anstieg des Fachkräftemangels in der öffentlichen Verwaltung auf 765.000 Mitarbeitende bis 2030 die zügige Bearbeitung von Genehmigungsverfahren für digitale Infrastrukturprojekte sicherzustellen, sollte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgebaut werden. KI sollte insbesondere bei der Antragsbearbeitung von gebundenen Entscheidungen konsequent eingesetzt werden. Grundsätzlich müssen Ende-zu-Ende digitalisierte Verfahren geschaffen werden, um notwendige Anpassungen an Regeln in Zukunft schnell umsetzen zu können.

Bürokratische Hürden abbauen

Bund und Länder haben zuletzt verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung bürokratischer Hürden angekündigt und teilweise bereits eigeleitet Offen ist vor allem die flächendeckende Einführung einer Genehmigungsfiktion sowie einer Vollständigkeitsfiktion für Mobilfunkmasten. Dennoch bleiben gesetzliche Verbesserungen auf Bundesebene zur Beschleunigung des Netzausbaus erforderlich. Insbesondere ist es wichtig, dass dem TK-Netzausbau das „überragende öffentliche Interesse“ uneingeschränkt bescheinigt wird – sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz. Für den Mobilfunkbereich ist diese Einstufung vor dem Hintergrund der kommenden sehr ambitionierten Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur unerlässlich. Neue Berichtspflichten müssen im Sinne des Bürokratieabbaus vermieden werden.

Die Digitalisierung von Genehmigungsverfahren birgt große Chancen. Bei den Behörden muss es aber ein gewisses Niveau von Cybersicherheit geben. Der Schutz von Betriebs- und

Geschäftsgeheimnissen muss stets gewahrt werden. Sensible Daten über Lage und Verlauf Kritischer Infrastrukturen sollen nicht einfach ins Internet gestellt werden und damit für jedermann einsehbar sein.

Förderung gezielt gestalten

Der privatwirtschaftliche Ausbau im Wettbewerb verspricht am schnellsten und effizientesten die von der Bundesregierung gesetzten Ausbauziele zu erreichen. Es ist daher entscheidend, dass staatliche Förderprogramme den privatwirtschaftlichen Ausbau der Netzbetreiber nicht verdrängen. Staatliche Hilfen sollten daher auf jene Gebiete fokussiert werden, für die mittel- bis langfristig kein privatwirtschaftliches Erschließungspotenzial besteht. Die zuletzt vorgesehene Anpassung des Gigabit-Fördervolumens des Bundes auf eine Milliarde Euro im Jahr 2025 begrüßen wir. Damit die Förderung den Eigenausbau sinnvoll flankiert, aber nicht verdrängt, sollten die Bundesmittel für die FTTH-Förderung in der neuen Legislatur bei einer Milliarde Euro pro Jahr verstetigt werden.

Take-up-Rate erhöhen

Weniger als einer von vier Haushalten nutzt aktuell verfügbare Glasfaser-Anschlüsse. Die Information über Ausbauvorhaben vor Ort darf daher nicht erschwert werden, etwa durch eine Einschränkung des Haustürvertriebs, sondern kommunikative Maßnahmen müssen idealerweise durch Entscheidungsträger vor Ort unterstützt werden. Die nächste Bundesregierung sollte daher die bereits angekündigte Imagekampagne für Glasfaser fortsetzen, um die Bürgerinnen und Bürger von einem Glasfaseranschluss zu überzeugen. Die konsequente Erhöhung der Take-up-Rate ist notwendig, damit sich der privatwirtschaftliche Ausbau refinanziert.

Neben der Erhöhung der Take-up-Rate von Glasfaseranschlüssen durch private Haushalte, sollte die nächste Bundesregierung gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden und den Betreibern von Kommunikations- und Telekommunikationsinfrastrukturen die Möglichkeit zur Errichtung von Campusnetzen, u. a. in industriellen Produktionsanlagen für datengestützte Anwendungen, bewerben. Durch die multiplen Krisen seit Einführung der Möglichkeit zur Beantragung und Installation eines 5G-Campusnetzes, haben zahlreiche Unternehmen entsprechende Investitionsentscheidungen zurückgestellt. Nun gilt es, auch um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen zu stärken, den Aufbau von Campusnetzen zu erhöhen und damit die zur Verfügung gestellten Frequenzen effizient zu nutzen. Lokale Netze müssen im europaweit harmonisierten Bereich realisiert werden, um europaweit arbeitenden Unternehmen entsprechende Skalierung zu ermöglichen und gleichzeitig zusätzliche Ressourcen für den öffentlichen Mobilfunk verfügbar zu machen. Des Weiteren muss im Hinblick auf die Investitionssicherheit sichergestellt werden, dass zukünftige Standards neuer Technologien abwärtskompatibel gestaltet werden, um eine technologieunabhängige Nutzung bereits bestehender Campusnetze zu ermöglichen.

Bereitstellung Liegenschaften der öffentlichen Hand vereinfachen

Zur Förderung des Mobilfunkausbaus ist die Mitnutzung von Liegenschaften und passiven Infrastrukturen der öffentlichen Hand zu guten Konditionen für Betreiber von Telekommunikationsinfrastrukturen bedeutend Es ist nicht nachvollziehbar, wieso private Grundstückseigentümer generell der Duldungspflicht hinsichtlich der Nutzung durch TK-Linienbetreiber unterliegen, während dies bei öffentlichen Grundstücksflächen nicht der Fall ist.

Regulatorischen Rahmen weiterentwickeln

Aufnahme von TK-Netzen in die EU-Taxonomie unterstützen

Die Förderung grüner Investitionen in elektronische Kommunikationsnetze und insbesondere der Vorschlag der Europäischen Kommission, TK-Netze in die EU-Taxonomie aufzunehmen, muss durch die nächste Bundesregierung in den Verhandlungen für den Digital Networks Act unterstützt werden. Die zügige Aufnahme von Telekommunikationsinfrastrukturen in die EU-Taxonomie ist entscheidend für die ökologische Transformation. In jedem Fall muss jedoch ein deutscher Sonderweg durch eigene, strengere Vorgaben vermieden werden, welcher die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts einschränken würde.

Frequenzvergabeverfahren neu ausrichten

Die hohen Kosten für den Erwerb von Spektrumlizenzen durch Auktionen haben in der Vergangenheit den Telekommunikationssektor erheblich belastet. Sie haben Unternehmen die notwendigen Investitionsmittel entzogen, die für den Ausbau von Gigabit-Netzen und die Bewältigung aktueller technologischer Herausforderungen erforderlich sind. Daher sind alternative Mechanismen, die teure Auktionen umgehen, wünschenswert. Ein Schritt in die richtige Richtung war die Ankündigung der Bundesnetzagentur, 2025 auslaufende Frequenznutzungsrechte erstmals zu verlängern und nicht erneut zu versteigern.

Kupfer-Glasfaser-Migration gestalten

Im Festnetz soll die Kupfer-Glas-Migration wettbewerbserhaltend umgesetzt werden. Wenngleich eine langfristig gesehene Abschaltung des Kupfernetzes ein sinnvolles politisches Ziel darstellt, ist die Festlegung eines bindenden Abschaltdatums zum aktuellen Zeitpunkt nicht zielführend. Eine Abschaltung darf erst erfolgen, wenn dafür alle kommerziellen Voraussetzungen erfüllt sind. Sie muss den Wettbewerb auf der Grundlage bewusster Entscheidungen von Kunden und Betreibern anerkennen und weiterhin ermöglichen.

Innovationen unterstützen

6G-Entwicklung fördern

Die nächste Generation von Mobilfunknetzen, 6G, wird über die klassische Kommunikation hinaus neue Anwendungsfelder erschließen. Um frühzeitig Technologieführerschaft zu erlangen und technologische Souveränität in Deutschland und Europa sicherzustellen, ist es essenziell, die Entwicklung der 6G-Technologie als einen globalen Industrie-Standard gezielt zu fördern und die Zusammenarbeit mit den relevanten internationalen Partnern und Organisationen fortzusetzen. Z. B. sollte die im Rahmen des Transatlantic Trade and Technology Councils (TTC) eingeleitete transatlantische Kooperation zu 6G intensiviert und das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) ausgebaut werden Die internationale Zusammenarbeit muss sicherstellen, dass 6G wie schon 5G gemeinsam im Rahmen internationaler Standardisierungsaktivitäten als globaler Standard etabliert wird, um die Interessen der deutschen Industrie global zu wahren und die Voraussetzungen für skalierbare Anwendungen zu schaffen. Zusätzlich sollte Deutschland sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, Bürokratie in Förderprogrammen abzubauen, die Effizienz der Mittelverwendung zu steigern und die Fördermittel insgesamt zu erhöhen. Nur so können deutsche und europäische Förderprogramme bestmöglich

unterstützen, um im Vergleich zu den riesigen Investitionsprogrammen globaler Wettbewerber wettbewerbsfähig bleiben.

5G- & 6G-Anwendungslösungen in die Fläche bringen

Zuverlässige und latenzarme Kommunikation ist für die Industrie der Zukunft unverzichtbar. Dies ist bereits mit 5G und 5G-Advanced möglich, 6G erweitert die Potenziale von „Ultra Reliable and LowLatency Communication“ (URLLC) noch erheblich. Einsatzbereiche umfassen die Kommunikation in industriellen Umgebungen zur vollständigen Automatisierung, Steuerung und Bedienung. Diese Art der Kommunikation kann die Umsetzung zahlreicher Anwendungen unterstützen, wie z. B. die Interaktion von Maschinen, die Arbeit von Notdiensten, Telemedizin sowie die Überwachung der Stromübertragung und -verteilung. Damit diese Use Cases jedoch schnellstmöglich flächendeckend Realität werden, ist neben der technologischen Entwicklung, eine aktive Unterstützung des Wissensaustausches zwischen Forschungseinrichtungen und Industrie notwendig. Nur so kann die für Innovationen erforderliche Wissensvermittlung flächendeckend etabliert und in Wertschöpfungs- und Produktivitätsprozesse der Unternehmen integriert werden. Notwendige Maßnahmen sind dabei insbesondere die schnelle und praxisorientierte Umsetzung des Reallabore-Gesetzes, der Transfer aus der Forschung in die Industrie sowie eine verstärkte staatliche Förderung der Anwendungsforschung in entscheidende Bausteine

Förderfähigkeit von Standardisierungsaktivitäten ermöglichen

Um den Einsatz vernetzter Technologien (u. a. 5G, 6G) flächendeckend in der industriellen Produktion zu ermöglichen, ist die Förderung von Standardisierungsaktivitäten für Industrieplayer entscheidend. Der Einsatz standardisierter Technologien ist maßgebend für die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit industrieller Lösungen, insbesondere wenn die jeweilige zu standardisierende Technologie – hier 5G / 6G – nur ein Mittel zum Zweck und nicht Teil des Kerngeschäfts des jeweiligen Unternehmens ist Ein direktes Einbringen der Anforderungen der Industrieplayer ist jedoch in der Mobilfunkstandardisierung aufwandsbedingt ohne geeignete Fördermodelle oft nicht möglich. Ein Mitwirken mit breitem Engagement der Anwender ist aber zwingend nötig, um die Nutzbarkeit von 5G / 6G für die Industrie in der Breite sicherzustellen. Hierfür müssen geeignete Fördermodelle geschaffen werden, z. B. die Anerkennung von Normungsaufwendungen als förderfähige Aufwendungen im Rahmen von Forschungsund Vorfeldprojekten sowie eine Erweiterung der steuerlichen Forschungszulage auf die Normung

Impressum

Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI)

Breite Straße 29, 10178 Berlin www.bdi.eu

T: +49 30 2028-0

EU-Transparenzregister: 1771817758-48

Lobbyregister: R000534

Redaktion

Philipp Schweikle Referent Digitalisierung und Innovation

T: +49 30 2028-1632 p.schweikle@bdi.eu

BDI Dokumentennummer: D2024

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