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USA: Schwacher Start ins laufende Jahr
ausgeführt als vor Jahresfrist, aus den Vereinigten Staaten 8,2 Prozent. Trotz des kräftigen Anstiegs konnten die Rückgänge aus den beiden Jahren zuvor nicht kompensiert werden. Die Warenexporte aus dem Euroraum fielen um 0,6 Prozent niedriger aus als im Jahr 2018 und die aus den Vereinigten Staaten um 4,1 Prozent. Das Vereinigte Königreich musste im Jahr 2021 das dritte Mal in Folge Exporteinbußen hinnehmen (minus 1,4 Prozent) und verfehlte damit das Niveau des Jahres 2018 um knapp ein Fünftel. Die Exporte aus den restlichen entwickelten Volkswirtschaften stiegen mit plus 7,7 Prozent deutlich und konnten die Einbußen aus dem Vorjahr mehr als kompensieren.
Am aktuellen Rand haben die Handelsaktivitäten weiter zugenommen. Die weltweiten Exporte stiegen im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent. Die Exporte aus den entwickelten Volkswirtschaften stiegen zum Jahresbeginn um 2,1 Prozent. Die Ausfuhren aus den Schwellenländern erhöhten sich mit plus 6,2 Prozent deutlich stärker. Für das Jahr 2022 ist mit einem Anstieg des Welthandels um fünf Prozent zu rechnen.
USA: Schwacher Start ins laufende Jahr
Konjunkturelle Entwicklung
Nachdem die US-Wirtschaft im Jahr 2020 stark von der Corona-Krise getroffen wurde und um 3,4 Prozent schrumpfte, schloss sie für das Jahr 2021 insgesamt stark mit einem Wachstum von 5,7 Prozent. Dabei handelte es sich um das kräftigste Wachstum seit dem Jahr 1984. Dieses war vor allem dem starken privaten Konsum, privaten Investitionen und einer Ausweitung beim Wohnungsbau aufgrund der Lockerungen der Corona-Maßnahmen und der generellen Entspannung der pandemischen Lage zu verdanken. Im laufenden Jahr dämpfen jedoch die Zinswende der Fed, der angespannte Arbeitsmarkt, die Null-Covid-Strategie in China und auch der Krieg in der Ukraine das Wachstum. Obwohl der Krieg in der Ukraine keinen so starken wirtschaftlichen Einfluss auf Nordamerika hat wie auf die Volkswirtschaften in Europa, sind auch in den USA negative Auswirkungen durch das kriegsbedingte geringere Wachstum bei wichtigen US-Handelspartnern und durch höhere Rohstoffpreise zu erwarten. Im ersten Quartal 2022 schrumpfte das US-amerikanische BIP auf das Jahr gerechnet nach der zweiten Schätzung des Bureau of Economic Analysis (BEA) preisbereinigt um 1,5 Prozent. Gründe sind ein Rückgang der privaten Lagerinvestitionen, der Exporte und der Staatsausgaben sowie ein Anstieg der Importe. Private Konsumausgaben und Anlageinvestitionen stiegen dagegen (BEA 2022a).
Für die Jahre 2022 und 2023 erwartet die OECD nunmehr ein Wachstum von 2,5 Prozent beziehungsweise 1,2 Prozent (OECD 2022). Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht in seiner Prognose vom April noch von 3,7 Prozent im Jahr 2022, 2,3 Prozent in 2023 und deutlich schwächeren 1,4 Prozent in 2024 aus (IWF 2022). Die Europäische Kommission erwartet ein Wachstum von 2,9 Prozent im laufenden und 2,3 Prozent im kommenden Jahr (Europäische Kommission 2022). Wir rechnen mit drei Prozent realem Wachstum im laufenden Jahr.
Die US-Arbeitslosenquote lag im Mai bei 3,6 Prozent und ist somit wieder fast auf dem Stand vor der Pandemie von 3,5 Prozent angekommen (BLS 2022a). Gleichzeitig sind viele Amerikaner, die sich im Zuge der Corona-Krise aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen haben, noch nicht wieder aktiv auf Arbeitssuche: Die Erwerbsquote, also der Anteil an der Erwerbsbevölkerung, der entweder Arbeit hat oder aktiv auf Arbeitssuche ist, lag im Mai bei 62,3 Prozent und hat somit noch nicht wieder das Vor-
krisenniveau von 63,4 Prozent im Februar 2020 erreicht (BLS 2022b). Die andauernde Arbeitskräfteknappheit übt Druck auf die Löhne aus und verstärkt das Inflationsrisiko zusätzlich. Die Zahl der Beschäftigten auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt soll in den nächsten Jahren nach Schätzungen des Bureau of Labor Statistics (BLS) steigen, von 153,5 Millionen im Jahr 2020 auf 165,4 Millionen Beschäftigte im Jahr 2030 (BLS 2021). Somit dürfte auch die Arbeitslosigkeit niedrig bleiben beziehungsweise noch etwas weiter sinken. Die Europäische Kommission geht beispielsweise davon aus, dass sich die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr bei etwa 3,5 Prozent einpendeln wird (Europäische Kommission 2022).
Die Preise steigen in den USA kontinuierlich an. Laut Angaben des Bureau of Labor Statistics stieg der Consumer Price Index (All Urban Consumers, CPI-U) im Mai um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (nicht saisonbereinigt). Die Preisanstiege bei Benzin (April: 48,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat) und Heizöl (106,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat) sind besonders stark (BLS 2022c).
Die hohe Inflation und die steigenden Zinsen wirken sich auf die Konsumentenlaune aus. Die Stimmung der US-Konsumenten hat sich laut dem U.S. Consumer Confidence Survey, einem Barometer für die Verbraucherlaune, seit Jahresbeginn insgesamt verschlechtert. Im Mai lag der Consumer Confidence Index bei 106,4 Punkten, während er im Januar noch bei 113,8 Punkten gelegen hatte (The Conference Board 2022). Die privaten Konsumausgaben stiegen im ersten Quartal 2022 jedoch noch durchgehend an, zuletzt um 0,9 Prozent im April im Vergleich zum Vormonat. Gleichzeitig sank die Sparquote der privaten Haushalte stetig von sechs Prozent im Januar auf 4,4 Prozent im April. Während der Hochphasen der Pandemie hatte die Sparquote zeitweise bei über 25 Prozent gelegen (April 2020: 33,8 Prozent; März 2021: 26,6 Prozent) (BEA 2022b).
Außenhandel
Im ersten Quartal 2022 exportierten die USA Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 705 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Wachstum gegenüber dem vierten Quartal 2021 um 2,7 Prozent. Die Importe beliefen sich im ersten Quartal 2022 auf rund 988 Milliarden US-Dollar. Sie stiegen deutlich stärker gegenüber dem Vorquartal als die Exporte, und zwar um 8,4 Prozent. Das Außenhandelsdefizit (Waren und Dienstleistungen) belief sich im ersten Quartal 2022 auf rund 284 Milliarden US-Dollar (BEA 2022c). Aufgrund des derzeit starken US-Dollars ist damit zu rechnen, dass das Wachstum bei den Importen im Jahresverlauf noch weiter anhalten wird.
Fiskalische Maßnahmen der Biden-Administration und Staatsschulden
Nach dem American Rescue Plan und dem Infrastructure Investment and Jobs Act im vergangenen Jahr sind derzeit voraussichtlich keine umfangreichen Ausgabenpakete mehr in Sicht. Der Build Back Better Act, ein zentrales Element von US-Präsident Bidens innenpolitischer Agenda, sieht Ausgaben für Kinderbetreuung und Gesundheitsvorsorge sowie Investitionen in den Klimaschutz vor. Das Repräsentantenhaus verabschiedete das Gesetz im November 2021 mit den Stimmen der Demokratischen Mehrheit. Im Senat konnten sich jedoch bisher nicht alle 50 Demokratischen Senatoren, die für die Verabschiedung als budget reconciliation bill (zusammen mit der Stimme der US-Vizepräsidentin) notwendig wären, einigen. Inzwischen scheint der Build Back Better Act als Ganzes nur noch geringe Aussichten auf die Verabschiedung vor den Kongresswahlen (Midterm Elections) im November zu haben. Einzelne Elemente des ursprünglichen Gesetzespakets könnten über andere Gesetze verabschiedet werden. Die voraussichtlich ausbleibenden großen fiskalischen Anreize sind ein weiterer Grund für die gesunkenen Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft.