Angebotsengpässe und Störungen der globalen Lieferketten

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Angebotsengpässe und Störungen der globalen Lieferketten Risikofaktoren für Aufschwung und Wertschöpfung

13. Januar 2022 ▪

Angebotsengpässe bremsen die industrielle Wertschöpfung 2021 und 2022 um jeweils mehr als 50 Milliarden Euro. Selbst im kommenden Jahr ist mit weiteren Einbußen zu rechnen. Produktion und Auftragslage klaffen zunehmend auseinander: Während die Produktion seit dem zweiten Quartal 2021 rückläufig ist, entwickeln sich die Auftragseingänge weiter positiv. Ohne Engpässe wäre das Produktionsniveau deshalb bis zu zehn Prozent höher. Besonders betroffen sind die Automobil-, Elektro-, Bau- und Kunststoffindustrie sowie der Maschinenbau. Auch das Handwerk leidet darunter.

Die angebotsseitige Verfügbarkeit von Roh- und Vorprodukten hat sich seit dem vorigen Jahr massiv verschlechtert. Mittlerweile ist die Mehrzahl der Unternehmen mit Engpässen konfrontiert, wobei die Verfügbarkeit von nahezu allen Rohstoffen beeinträchtigt ist. Als besonders schwerwiegend stellt sich der Mangel an Halbleitern heraus. Die Automobilund Elektroindustrie sowie der Maschinenbau sind davon am stärksten getroffen. Zudem machen sich Engpässe im Transportwesen im Schiffs- und Straßenwarenverkehr bemerkbar.

Resultat ist ein massiver Anstieg der Preise für Roh- und Vorprodukte. Von den höheren Inputpreisen ist die verarbeitende Wirtschaft in Deutschland nahezu ausnahmslos betroffen. Die Teuerung für Öl, Gas sowie für Baustoffe und metallische Rohstoffe fällt am höchsten aus.

Der Preisanstieg der Inputfaktoren überträgt sich auf die Erzeugerpreise. Diese stiegen zuletzt mit einer zweistelligen Rate so stark wie seit den siebziger Jahren nicht mehr. Die Unternehmen haben kurzfristig nur begrenzten Handlungsspielraum, da sie den Preisdruck nicht vollständig über die Margen auffangen können.

Die Engpässe ergeben sich aus einer Kombination unterschiedlicher Faktoren, die sich gegenseitig verstärken. Dazu zählen neben pandemiebedingten Effekten wie Produktionsausfällen durch Lockdowns beispielsweise Auswirkungen (kurzfristig) begrenzter Angebotskapazitäten in der Halbleiterindustrie oder im Containerverkehr.

Material- und Lieferengpässe behindern die Produktion auch im neuen Jahr. Mit einer schnellen Entspannung ist vorerst nicht zu rechnen, weil sich die Engpässe nur langsam auflösen.


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