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Schlüsselkomponente Kleinsatelliten Handlungsempfehlungen für eine industrielle Fertigung in Deutschland
August 2021 Kernbotschaften
Deutschland ist in der Satellitenherstellung in Europa noch mit führend. Die zunehmende Miniaturisierung ermöglicht auch die steigende Produktion immer kleinerer Satelliten. Diese oft in Serie gefertigten Klein- und Kleinstsatelliten können mittlere und große Satelliten ideal ergänzen und spielen vor allem für den Aufbau von Konstellationen eine entscheidende Rolle.
Für die Teilhabe an diesem am stärksten wachsenden Marktsegment der Multi-Satellitensysteme sind in Deutschland Fähigkeiten für „Zukunftsfabriken Satellitenbau“ aufzubauen – unter Nutzung der Erfahrungen hochautomatisierter, robotischer industrieller Fertigungsprozesse. Durch die bereits bestehenden Forschungsvorarbeiten und die eingeführte Industrie 4.0 sollte Deutschland hier beste Voraussetzungen für wettbewerbsfähige Fabriken in der Raumfahrtindustrie schaffen können.
Die Nachfrage nach Kleinsatelliten steigt weltweit permanent. Kleinsatelliten sind damit eine Schlüsselkomponente und einer der wesentlichen Motoren des dynamischen Zukunftsmarktes Weltraum. Von den ca. 15.200 bis 2030 startenden Satelliten werden 90 Prozent Kleinsatelliten mit einem Gewicht von weniger als 500 Kilogramm sein. Auch Kleinstsatelliten unter 50 Kilogramm können relevante Funktionalitäten bei immer kleinerer Masse anbieten.
Klein- und Kleinstsatelliten bieten die Chance, vielfältige Raumfahrtbedarfe günstig und schnell zu realisieren, insbesondere im Bereich der Erdbeobachtungs- und Kommunikationsdienste. Sie bilden die Grundlage für den Breitbandausbau und die Digitalisierung, für effektiven Klima- und Umweltschutz und für die gesamtstaatliche Sicherheit.
Etwa 60 Prozent aller zwischen 2012 und 2019 gestarteten Kleinsatelliten wurden in den Vereinigten Staaten produziert. Mit einem Produktionsanteil von nur drei Prozent liegt Deutschland hinter China, Japan und Russland. Angesichts der regulatorischen und finanziellen staatlichen Unterstützung in anderen Ländern ist zu befürchten, dass Deutschland weiter zurückfällt.
Notwendig ist deshalb eine gesamtindustrielle Initiative der Bundesregierung für Klein- und Kleinstsatelliten. Ziel ist es, die industrielle Fertigung in Deutschland mit marktwirtschaftlichen Anreizen zu befördern und den Aufbau von automatisierten Zukunftsfabriken zu ermöglichen. Mit der Bündelung vorhandener Kompetenzen können sich hier wirtschaftlich konkurrenzfähige Perspektiven eröffnen. In Kombination mit den bereits ansässigen deutschen Microlaunchern und einer Startplattform in der Nordsee ergibt sich damit die Chance zum Aufbau einer integrierten Kleinsatelliten-Wertschöpfungskette „Made in Germany“.
Die Kleinsatelliteninitiative sollte u. a. Ankerkundenaufträge und Technologiewettbewerbe umfassen und schrittweise ausgerollt werden, um eine nachhaltige Wirkung zu entfalten. Für die Initiative sollten 50 Mio. Euro pro Jahr über eine Laufzeit von fünf Jahren zur Verfügung gestellt werden. Ziel muss sein, das Nationale Programm für Weltraum und Innovation auf Höhe des französischen Raumfahrtbudgets von 750 Mio. Euro p.a. anzuheben, um Innovationen zu befördern und die globale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen über Aufträge zu stärken.