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Beitrag zur Digitalministeriums-Debatte Digitale Aufstellung der Bundesexekutive in der 20. Legislaturperiode: Koordination, Tempo und Kompetenz verbessern
22. Juni 2021 Die digitale Transformation Deutschlands wurde in den letzten Jahren politisch nicht entschlossen genug vorangetrieben. Dies wird im eklatanten Digitalisierungsdefizit von Verwaltung und Bildung ebenso deutlich wie in der unzureichenden Förderung digitaler Schlüsseltechnologien.23. Auch verschiedene Oktober 2017neu geschaffene Institutionen haben die Digitalisierung der Verwaltung, der Bildung sowie weiterer Bereiche nicht ausreichend vorangetrieben. Hoffnungen auf eine systemimmanente Bereitschaft der Ressorts, sich bei zentralen Fragen der Digitalisierung Deutschlands im Schulterschluss voran zu bewegen, haben sich nicht erfüllt. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 wird daher die Gründung eines „Digitalministeriums“ diskutiert. Die reine Existenz eines neuen Ressorts wird den Digitalisierungsgrad Deutschlands jedoch nicht voranbringen. Vielmehr gilt: Digitalisierung benötigt eine zentrale politische Steuerung und damit verbunden ein neues Ressort, das im Bereich Verwaltungsmodernisierung, Digitalkompetenz-Aufbau und digitale Infrastruktur aus einer Hand koordinierend steuert. Ein dafür einzusetzendes neues Ressort darf aber weder die bestehenden digitalen Ressortverantwortlichkeiten in sich vereinen, noch darf es „Digitalministerium“ heißen. Denn verantwortlich für die Umsetzung einzelner Digitalisierungsvorhaben müssen zwingend weiterhin die einzelnen bestehenden Ministerien bleiben. Was es leisten muss, ist die bundesweite Koordinierung der digitalen Transformation gepaart mit einer Verantwortung für ausgewählte Digitalthemen. Basis dafür müssen konkrete Befugnisse einschließlich eines ausgewiesenen Vetorechts bei allen bedeutenden Digitalisierungsvorhaben der Bundesregierung, ein ausreichendes Budget, ein klarer Zielhorizont sowie eine digitalaffine Hausleitung und Belegschaft sein. Politische Handlungsempfehlungen Digitalisierung muss als Kernelement des nächsten Koalitionsvertrags verstanden werden und muss daher frühzeitig in den Koalitionsverhandlungen adressiert werden. Digitalisierung ist bereits heute gelebte Realität in Wirtschaft und Gesellschaft und muss mit Hochdruck Einzug in staatliches Handeln finden. Vor diesem Hintergrund fordert die deutsche Industrie: ▪
Ministerium für Verwaltungsdigitalisierung, digitale Infrastruktur und Digitalrecht gründen: Der BDI setzt sich für die Schaffung eines neuen eigenständigen Ressorts ein, das eine zentral koordinierende Rolle bei der Entwicklung und Implementierung der Digitalstrategie der Bundesregierung einnimmt und so die Digitalisierung ressortübergreifend mit Tempo voranbringt. Neben der zentral koordinierenden Funktion im Bereich Digitalisierung, muss das neue Ressort konkret auch für die Verwaltungsmodernisierung, die digitale Infrastruktur, das TK- und Medienrecht sowie für den Digitalkompetenz-Aufbau in der Bundesverwaltung verantwortlich gemacht werden.
Dr. Thomas Koenen und Steven Heckler Digitalisierung und Innovation | T.Koenen@bdi.eu | S.Heckler@bdi.eu | www.bdi.eu