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Baustelle des Monats
LE L E T S U BA TS A N O M DES
Text und Fotos: Flurina Schenk und zvg
Taminabrücke – mit Spannung und Vorschub über die Schlucht Seit März 2013 baut die ARGE «Taminabrücke» im Kanton St. Gallen eine von Europas längsten Spannbetonbogenbrücken. Kostenpunkt: 39,5 Millionen Schweizer Franken. Eine nicht alltägliche Baustelle. Welche Herausforderungen zu meistern waren? Wir nehmen einen Augenschein. Ein Team mit rund 15 österreichischen und 10 Schweizer Brückenbauern ist seit gut drei Jahren in Pfäfers stationiert und dort mittlerweile auch ein wenig zu Hause. «Salü, Bruggebauer. En Guata!» ruft ein Gast Ingenieur und Projektleiter Gerald Greunz zu, der mit seinem Mittagessen einen Platz sucht. Aber der Reihe nach.
Überbrückung einer Schlucht
Eindrücklich ragt die Taminabrücke über die Taminaschlucht, mit einer Länge von 475 Metern und einer Höhe von rund 200 Metern. Es ist ein nebliger, wolkenverhangener Tag und noch vor 100 Jahren war die Schlucht wohl ein fast unüberwindbares Hindernis. Heute sieht es anders aus. Baubeginn der Taminabrücke war im März 2013. Die Kosten belaufen sich auf 39,5 Millionen Schweizer Franken. Sie verbindet die beiden Dörfer Pfäfers und Valens und ersetzt die Strasse von Bad Ragaz nach
Valens, die in einem aktiven Rutschgebiet liegt und deshalb hohe Unterhaltskosten verursacht. Im Jahr 2007 hat das Tiefbauamt St. Gallen für die Überbrückung des Taminatals einen öffentlichen Projektwettbewerb ausgeschrieben. 24 Teams aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien reichten Vorschläge ein. Gewonnen hat das Projekt «TaminaBogen», eine assymetrische Spannbetonbogenbrücke, des Ingenieurbüros Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG aus Stuttgart. Mit der Bauausführung ist die ARGE «Taminabrücke» beauftragt, die sich aus der Strabag AG (60 %), der J. Erni AG (20 %) und der Meisterbau AG (20 %) zusammensetzt.
Menschen und Maschinen
In der Hauptbauzeit waren rund 40 Bauprofis auf der Baustelle. Zwei Turmdrehkrane
wurden im Bereich der Brückenkämpfer platziert. Die Masse: Seite Pfäfers 115,5 Meter Hakenhöhe; 75 Meter Auslegerlänge, Seite Valens 80 Meter Hakenhöhe; 70 Meter Auslegerlänge. Hinzu kam ein Kabelkran in der Brückenachse. In der Bogenfreivorbauphase wurde das Seil mittig durch die Pylone geführt. Nach dem Abbau erfolgt der Einbau einer Schwenkeinrichtung. Im Sitzungszimmer erklärt Greunz anhand der Pläne, wie die Brücke gebaut wurde. Und da heisst es aufpassen, nachfragen, noch einmal fragen, und hoffen, dass man’s verstanden hat. Angefangen hat alles mit dem Bau der Fundamente für die Kämpfer und die Widerlager. Diese haben eindrückliche Masse. Zuerst wurden auf der Seite Pfäfers für das 17 × 20 × 9 Meter grosse Fundament während Wochen rund 350 Tonnen Armierung verlegt. Anschliessend wurde der Kämpfer
Filigraner Brückenschlag über eine urtümliche Schlucht.
Baukader 6 2016