BAUKADER 4/2013

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Offene Küche Doch ein Trend ist global: Koch- und Wohnbereich sind heute eins. Seine Firma habe zwar einige Meilensteine in der Küchengeschichte gesetzt. Von der ersten Einbauküche in Serie 1950 über die erste Massivholzküche 1968 bis hin zur grifflosen Küche im Jahr 2000 – doch nichts habe den Küchenbau derart revolutioniert wie die offene Gestaltung. 90 Prozent der Küchen sind offen gebaut, der Wohn-Essbereich wurde aufgewertet – zugunsten des klassischen Wohnraums, der heute viel kleiner ausfällt.

bereits mit einer Patina versehen und nicht so anfällig, wie auf Hochglanz polierter herkömmlicher Stahl.

Zusammen mit Zulieferern tüftelt Poggenpohl stets an Innovationen. Zust drückt mit dem Finger leicht auf eine Stelle neben dem Spühlbecken, etwa so, als würde er ein Smartphone bedienen. Wie von Geisterhand fährt eine Schublade langsam aus. Seit 2001 baut die Firma die sogenannte «Motion Mechanik». Motorbetrieben. Wird die Schublade nicht manuell weiter ausgezogen, verschwindet sie automatisch wieder in der Was die Materialien in der Küche angeht, Versenkung. Und zum Schliessen reicht ein so sind nicht der Fantasie, wohl aber dem kleiner Schubser – die Schublade wird Budget oft Grenzen gesetzt. Laminat, Lack automatisch langsam eingezogen. Einziger matt oder hochglanz, Holz massiv oder Nachteil: «Bei einem Stromausfall bleibt furniert, Glas, Plexiglas, alles zu», sagt Zust und «Die Globalisierung schmunzelt. Auch am InChrom oder Alu – qualitativ sind sie alle hochwertig, die nenleben der Schubladen zeichnet sich auch Wahl ist einzig eine Frage feilen die Entwickler stänin der Küche ab – des Designs. Die «Kisten», dig. So hat Poggenpohl mit nicht nur bei exoti- der Fa. Blum neue Alu-Ausdas heisst die Grundeinheiten, in die später Backofen, züge entwickelt, die sie schen Zutaten.» Geschirrschublade oder nun exklusiv für den PogMülleimerhalter eingsetzt werden, sind seit genpohl-Korpuss einsetzen kann. Dank des jeher das Kernprodukt von Poggenpohl. Leichtbausystems und 8 Millimeter dünnen Während des Krieges soll das Unternehmen Schubladenrändern bietet sich 16 Prozent zeitweilig Transportkisten gezimmer haben. mehr Stauraum. Noch heute fertigt die Firma die «Kiste» als Grundmodul einer jeden Küche im deut- Keine Küche fürs Leben schen Herford aus Holz – man nehme Span- Die Globalisierung zeichnet sich auch in der Küche ab – nicht nur bei exotischen Zutaten. platten und Kunstharz. Neben dem Steamer oder der klassischen Warm gewalzt als letzter Schrei Kochplatte haben Geräte wie Teppanyaki, Die Abdeckung, dort, wo geschnipselt, aus- wo direkt auf der Platte gekocht wird, oder gewallt und gekocht wird, bezieht der Wok-Herd für die asiatische Zubereitung, Küchenbauer meist vor Ort. Granit, Chrom- Einzug gehalten. Mit den Emotionen einher stahl oder Quarzwerkstoff bilden hier die gehen heute auch jene NebenerscheinAuswahl. Letzteres, ein aus Quarzsand ge- ungen, die früher weggeschlossen wurden. presstes Material, gibt es in allen möglichen Geräusche und Gerüche, die beim Kochen Farben und ist nicht nur leicht sondern auch entstehen, sind nicht mehr störend. Dieser resistent und daher am gefragtesten. Der Wandel vollzieht sich auch dank neuen Lüftletzte Schrei aber ist warm gewalzter ungssystemen. Denn auch der MinergieChromstahl. Teuer und schwer zwar, dafür Trend hat Einfluss auf den Küchenbau. Der

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Dampfabzug, der warme Luft nach draussen spediert, entspricht nicht der MinergiePhilosophie. Heute wird in der Küche mit Umluft gearbeitet, ein aktiv-Filter säubert den Kochdampf. 98 Prozent saubere Luft wird direkt wieder in den Raum geblasen und ausgeklügelte Fett-Schleudersysteme machen die Reinigung leichter. Die einfache Handhabung zielt nicht zuletzt auf eine neue Kundengruppe ab. Auch die demographische Entwicklung schlägt sich im Küchen-Business nieder, berichtet Adriano Zust. «Gerade ältere Leute geben heute noch einmal Gas.» Diese hätten das nötige Kleingeld, um sich eine hochstehende Küche zu leisten. Und sie finden Gefallen an den modernen Modellen. «Früher behielt man eine Küche meist ein Leben lang. Das hat sich verändert.» Schublade ist nicht gleich Schublade: Adriano Zust im Poggenpohl-Küchenstudio


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