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B&I Magazin 2022
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Wolff Publishing
DIE INDUSTRIE-ZEITUNG
MAGAZIN 2022
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2001
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30. ͵ 31. MÄRZ 2022 MESSE DORTMUND
Instandhaltung innovativ nachhaltig lösungsorientiert
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Unsere Ausgaben
2021
18.–19.10.2022 Messe Stuttgart
Ausgabe 1
Ausgabe 1 | FEB inkl. B&I Messezeitung
Ausgabe 2
Ausgabe 2 | APR
Ausgabe 3
Ausgabe 3 | JUN inkl. Messespecial
Ausgabe 4
Ausgabe 4 | AUG
Ausgabe 5
Ausgabe 5 | OKT inkl. B&I Messezeitung
Ausgabe 6
Ausgabe 6 | NOV
Instandhaltung schafft und bewahrt Werte Erleben Sie industrielle Instandhaltung und Services in Ihrer ganzen Bandbreite! Auf der IN.STAND in Stuttgart finden Sie Produkte und Lösungen für Antriebe und Steuerungen, Ersatzteilmanagement und Retrofit, Automation und Regelungstechnik, Software, Predictive Maintenance sowie AR/VR und smarte Services. Dazu haben Sie neben der Fachausstellung die Gelegenheit, sich im Fachforum und in der Akademie Expertenwissen anzueignen. Guided Tours führen Sie themenspezifisch zu Anbietern.
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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der B&I, sicherlich kennen Sie die Redewendung „zwischen den Jahren“? Eigentlich ein Unsinn, denn zwischen den Jahren gibt es nicht – entweder ist es noch das alte oder bereits das neue Jahr. Und dennoch ist dies eine überaus passende Bezeichnung für die Tage zwischen Weihnachten und Silvester. Und genau in diesen Tagen, die ihren ganz eigenen Reiz und Zauber innehaben, sitze ich im Büro und bringe die Zeilen für dieses Editorial zu Papier – oder besser gesagt tippe diese in die Textverarbeitung. Und das passt genau, denn „zwischen den Jahren“ ist die Zeit, Bilanz zu ziehen und aufzuarbeiten, was im alten Jahr passiert, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Und natürlich blickt man erwartungsvoll nach vorne, stimmt sich auf das neue Jahr ein und versucht vorherzusehen, welche Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen dieses neue Jahr wohl so mit sich bringen wird. Und genau deshalb ist „zwischen den Jahren“ die beste Zeit, die einleitenden Worte für das B&I Jahresmagazin, dessen Ausgabe 2022 Sie in den Händen halten oder auf dem Bildschirm lesen, zu finden. Schließlich blicken wir mit dieser Jahresausgabe auch Volker Zwick zurück – und zwar mit einer Auswahl der besten FachChefredakteur B&I und Anwenderartikel, die in der B&I im Jahr 2021 veröffentlicht wurden. Artikel, die mit inspirierenden Lösungen beispielhaft zeigen, wie man den vielfältigen Herausforderungen, denen sich die Instandhaltung stellen muss, begegnen kann. Artikel, die neue Lösungen für alte Probleme oder neue Herausforderungen aufzeigen. Übrigens: Sollten Sie einen bestimmten Fachbeitrag vermissen, der in der B&I im Jahr 2021 erschienen ist, so ist dies kein Problem: Über die QR-Codes auf der allerletzten Seite können Sie alle Ausgaben in Gänze noch einmal auf den Bildschirm holen. Doch wir wollen mit dem Jahresmagazin 2022 nicht den Blick zurück, sondern auch nach vorne richten, was allerdings angesichts der zahlreichen Herausforderungen –, und hier spreche ich nicht nur, aber natürlich auch über Corona - alles andere als einfach ist: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Change Management, Probleme in den Lieferketten, die Frage, wie das Wissen der „alten Hasen“ strukturiert gesammelt und weitergegeben werden kann, die hohen Energiepreise – all das sind nur einige Parameter, welche die Branche im kommenden Jahr prägen werden. Wie ausgewiesene Instandhaltungsexperten außerhalb der Redaktion die Situation und welche Herausforderungen sie für das Jahr 2022 sehen, lesen Sie ab Seite 6 in dieser Ausgabe. Dabei freue ich mich ganz besonders, dass Professor Dr. Lennart Brumby von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit einem Gasteditorial vertreten ist. Außerdem finden Sie im Jahresmagazin eine Zusammenstellung der wichtigsten Messen und Veranstaltungen des Jahres 2022, wobei die Erfahrung gezeigt hat, dass die Auswirkungen der Pandemie auf das Messegeschehen kaum vorhersehbar sind. Dennoch konnte im vergangenen Jahr die In.Stand-Fachmesse in Stuttgart in Präsenz stattfinden und wir hoffen, dass im Jahr 2022 wieder mehr Messen stattfinden können, denn der persönliche Kontakt ist und bleibt wichtig. Und nun lade ich Sie ein, im neuen B&I Jahresmagazin 2022 zu schmökern. Ich freue mich über Kritik und Anregungen, was wir in Zukunft anders oder besser machen können. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an redaktion@b-und-i.de
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Inhaltsverzeichnis Instandhaltungsexperten haben das Wort Herausforderungen der Instandhaltung in 2022 Gasteditorial von Prof. Dr. Lennart Brumby, Duale Hochschule Baden-Württemberg Die drei wichtigsten Trends in der Instandhaltung Markus Ahorner nimmt für den FVI Stellung zu den Entwicklungen des Jahres 2022 Benchmarking, digitaler Normling & Warenkorb Dr. Andreas Weber, 1. Vorsitzender vom 4.OPMC e.V. Turbulente Zeiten und neue Herausforderungen ... ... für die Instandhaltung: „Also nichts Neues!“, meint Andreas Dankl
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Die B&I-Themen des Jahres Ohne Bodeneingriff, dafür aber mit U-Turn Wie Linde-Stapler die Vormontage seiner neuen Staplergeneration abwickelt Was man über technische Federn wissen sollte Klein, unscheinbar, aber von großer Bedeutung und immenser Vielfalt Brauerei senkt Energiekosten um 25 Prozent ... ... durch den Einsatz von Kompressoren mit Permanentmagnetmotoren ohne Getriebe Vorausschauend und proaktiv Experten erklären, wie eine Lagerinspektion per Ultraschall funktioniert Perfekt geschweißt, da perfekt gereinigt In der Silofahrzeugproduktion von Feldbinder kommen spezielle Sauger zum Einsatz BASF: Dienstleister sorgt für Punktlandung Bedeutung des Engineering für prozesstechnische Elektro- und Automatisierungstechnik Dichtigkeit ist bei Weitem nicht alles Nur gut gelüftete Gehäuse verhindern Kondensat effektiv und dauerhaft Einfach ins Web einloggen und sofort loslegen Greengate lanciert browserbasierte Instandhaltungssoftware Keine Kür, sondern absolute Pflicht Die Instandhaltung im Wandel: Entwicklungen und Trends bei digitalen Lösungen Warum billig in der Praxis häufig teurer ist Es reicht bei C-Teilen nicht, nur auf den Anschaffungspreis zu achten Stadtwerke Rosenheim nutzen Kälte aus Wärme Mit thermischer Kühlung die Energieeffizienz steigern und Emissionen senken So schlau ist Predictive Analytics Predictive Maintenance bekommt durch die Digitalisierung und IIoT eine neue Bedeutung Kritische Assets immer im Blick Vom Sensor kabellos zum Gateway und zur Auswertung ins Live-Asset Portal
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Inhaltsverzeichnis Wenn ein Roboter Produktionsreste absaugt Mit modernster Technik übernahm ein Dienstleister die Tankreinigung bei BASF Alleskönner für die Hydraulik-Instandhaltung Mess- und Diagnosegerät unterstützt bei der vorbeugenden Instandhaltung Sicherheit erhöhen, Betriebskosten senken Automatische Überwachungselektronik beugt (nicht nur) Unfällen vor Berührungslose Blitzschutzmessung bei WKA Wie sich Blitzschäden vermeiden lassen und welche Rolle Drohnen dabei spielen Systemabscheider für Leichtflüssigkeiten Wasseraufbereitung und Abwassertechnik (nicht nur) für die Industrie Perfekter Service fürs stille Örtchen Dienstleister für WC-Anlage arbeitet mobil, nachhaltig und verstärkt digitalisiert Produktion in wenigen Wochen optimiert Hersteller von Verpackungen vernetzen Maschinen, unabhängig vom Alter und Funktion Probleme sehen, die 124 Mikros hören Neue akustische Bildgebungskamera von Flir im Einsatz bei SPI Inspections Obsoleszenz sinnvoll managen Das Obsoleszenz-Management entwickelt sich zur relevanten Kernstrategie Die richtige unter 30.000 Lösungen finden Bedeutung der Klebetechnik nimmt (auch) in der Instandhaltung zu So werden Öltanks handliche Blechstreifen Dienstleister übernimmt die Demontage - mit viel Erfahrung und passenden Werkzeugen Prozesssicherheit ist ein Verkaufsargument Warum Rosenbauer elektromechanische Funk-Drehmomentschlüssel einsetzt Augmented Reality trifft auf eLearning Digitale Anleitungen sorgen für mehr Effizienz und Sicherheit Mit Strukturdämpfern Endlagen schützen Struktur- und Crash-Dämpfer für die Automatisierung und das Handling Software, aber einfach – so wählt man richtig Intuitiv bedienbare IT senkt die Fehleranfälligkeit Im direkten Vergleich sparsamer Hydraulikflüssigkeit überzeugt in Spritzgussmaschinen dank spezieller Additivtechnologie Metallpulver: Richtig lagern, Risiken vermeiden Durch die additive Fertigung wird die Lagerung der Metallpulver immer wichtiger Mehr Sicherheit beim Schleifen Checkliste von Chicago Pneumatic hilft, die Risiken in den Griff zu bekommen
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Termine 2022: Messen und Veranstaltungen
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Das kleine Glossar der Instandhaltung
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Impressum und Auflistung der beteiligten Institutionen, Vereine, Verbände und Firmen
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Herausforderungen der Instandhaltung in 2022 Gasteditorial von Prof. Dr. Lennart Brumby, Duale Hochschule Baden-Württemberg Die zurückliegenden Monate der Jahre 2020 und 2021 waren für viele Menschen nicht leicht. Viele mussten ins Homeoffice wechseln und sich dort neu organisieren. Aus anfänglichen lokalen Lieferengpässen beim Klopapier sind globale Lieferengpässe bei Schlüsselkomponenten wie Computerchips geworden. Viele unserer früheren Gewohnheiten mussten angepasst werden, und auch wenn wir das Homeoffice wieder verlassen durften, so sehen wir doch, dass unser „früheres Arbeiten“ in dieser Form wohl nicht mehr wiederkommen wird. Das digitale Arbeiten u. a. über Online-Meetings, das wird anfangs noch missmutig hingenommen haben, zeigt uns mehr und mehr die Vorteile auf, insbesondere dann, wenn wir wieder im morgendlichen Verkehrsstau oder am kalten Bahnsteig stehen. So erlebte die Digitalisierung einen enormen Entwicklungsschub in den letzten Monaten. Und es ist zu erwarten, dass dieser Schub auch in 2022 andauern wird. Die Unternehmen sind daher angehalten, weiter in digitale Technologien zu investieren, zumal viele LösunProf. Dr. Lennart Brumby, Studiengangsleiter Service Engineering gen ihre Kinderschuhe verlassen haben und mehr und Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim mehr praxistauglich werden. So werden Datenbrillen verstärkt auch in der praktischen Anwendung anzutreffen sein. AR-Lösungen helfen, das Wissen von Experten schnell an den Shopfloor zu bringen und so frühere Verschwendungen durch unnötige Reisetätigkeiten zu vermeiden. Eine solche Remote-Unterstützung leistet auch einen kleinen Beitrag zur Reduzierung des Fachkräftemangels. Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt aber auch die Datenmenge, die der Instandhaltung zur Verfügung steht. Hierfür existieren immer bessere Werkzeuge, um diese Datenmassen in produktives Wissen zu verwandeln. Die Instandhaltung von morgen erfordert Qualifikationen mit umfassenden Informatik-Kompetenzen, damit die Vision der Predictive Maintenance in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden kann. Neben den Herausforderungen der Digitalisierung und Vernetzung werden in 2022 verstärkt auch die zu erwartenden Klimamaßnahmen der Politik die Instandhaltung beschäftigen. Hierbei sind zwei Hauptrichtungen hervorzuheben: Zum einen gilt es, bestehende Anlagen und Maschinen hinsichtlich ihrer Energieeffizienz weiter zu optimieren. Leckage-Ortung und -Beseitigung werden in diesem Zuge zu einer Pflichtaufgabe der Instandhaltung. Zum anderen wird sich die Instandhaltung verstärkt damit beschäftigen, die Nutzungsdauer der vorhandenen Anlagen und Maschinen zu verlängern, um damit im Sinne der Circular Economy den Materialkreislauf zu minimieren. „Keep production in use“ kann der neue Schlachtruf der Instandhaltung werden. Es wird in 2022 nicht unbedingt leichter für die Instandhaltung, aber es bestehen gute Gründe, dass die Instandhaltung stärker in den Fokus der Geschäftsführungen rückt. Dies ist eine gute Chance, die es zu nutzen gilt.
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Experten haben das Wort Was sind die Themen der Zukunft? Wohin entwickelt sich die Instandhaltung?
Markus Ahorner nimmt für den FVI Stellung zu den Entwicklungen des Jahres 2022 Markus Ahorner
„Eigentlich wird alles zu Services ...“
Dr. Andreas Weber, 1. Vorsitzender vom 4.OPMC e.V.Open Production & Maintenance Community, mahnt:
„Nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleichen ...“
Andreas Weber
Dipl.-Ing. Dr. Andreas Dankl, Geschäftsführer dankl+partner consulting | MCP Deutschland:
Andreas Dankl
„Turbulente Zeiten und neue Herausforderungen für die Instandhaltung ...“
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Markus Ahorner (https://ahornerinnovators.com) ist Geschäftsführer der Ahorner & Innovators GmbH. Das Unternehmen aus Hannover entwickelt und berät Industrieunternehmen in den Bereichen künstliche Intelligenz, KI-Systeme und Datenanalyse. Markus Ahorner ist ein ehrenamtlicher Vorstand im FVI und aktiv im Round Table „Industrieservice Digital“. Bild: Ahorner & Innovators
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Die drei wichtigsten Trends in der Instandhaltung Markus Ahorner nimmt für den FVI Stellung zu den Entwicklungen des Jahres 2022 Nicht nur die technologische Entwicklung schreitet unaufhaltsam voran. Nun kommen auch die gesellschaftlichen Themen mit Wucht auf Produktion und Technik zu: Neben der Digitalisierung und Smart Maintenance werden zukünftig auch Servitization, Digitales Asset Management und Sustainability die Ausrichtung der Instandhaltung maßgeblich beeinflussen. Das Forum Vision Instandhaltung FVI e.V. stellt sich diesen Entwicklungen und bietet einzigartige Services für seine Mitglieder an. Trend 1: Servitization
verankern müssen – wenn es nach der neuen EU-Richtlinie geht, die sich aktu„Eigentlich wird alles zu Services“, ell im Entwurf befindet? könnte man diesen Trend vereinfacht Aber auch ohne gesetzliche Vorgaben beschreiben. Immer weniger Unterneh- wird Nachhaltigkeit zu einer gesamtgemen wollen in langfristige Aktivposten sellschaftlichen Aufgabe. Unternehmen, investieren, um mit dem Cashflow bes- die ihren Carbon Footprint angeben ser ihr Kerngeschäft auszubauen. und das Life-Cycle-Assessment ihrer Servitization bedeutet, dass Zulieferer Produkte und Services messen, werden und Anlagenbauer nur noch das Resul- einen Wettbewerbsvorteil erhalten. tat der Anlage verkaufen, und nicht die Nicht alle Hersteller und Dienstleister Anlage selbst. sind auf diesen fundamentalen Wandel Beispiel: Bei einer Druckluftanlage wird vorbereitet! nur noch die erzeugte und verbrauchte Druckluft abgerechnet. Dies stellt In- Die Leistungen des FVI standhaltung und Industrieservices vor Der FVI ist aufgestellt, um seine Mitglievöllig neue Herausforderungen. der optimal auf diese Trends vorzubeTrend 2: Digitales Asset Management reiten und sie bei der Umsetzung zu unterstützen. Die Anlagenwirtschaft wird immer digitaler. Das Management von Anlagen- Neu: Die FVI-Akademie buchhaltung, Instandhaltung, Risiko und Lebenszyklus wächst in vielen Un- Gemeinsam mit der Akademie der ternehmen zunehmend zusammen. Ruhr-Universität Bochum und unter BeKI-Anwendungen und Data Mining un- teiligung verschiedener Lehrstühle der terstützen das Management von Ko- RUB und der Hochschule Ruhr-West hat sten und Verfügbarkeit, indem Anla- der FVI ein einzigartiges Programm entgenteile in ihrem Verhalten vollautoma- wickelt, um Unternehmen fit für die Antisch überwacht und prognostiziert forderungen der Zukunft zu machen. werden. Sowohl langfristig (über das Geld) als Seminare und Workshops auch kurzfristig (über den Zustand und die Leistung). Der FVI bietet ein einzigartiges Workshop- und Seminarprogramm an, mit Trend 3: Nachhaltigkeit dem Unternehmen einen schnellen Einstieg in die Smart Maintenance, in Ist Ihnen bewusst, dass ab 2023 nicht die Data-Analytics für die Instandhalnur Großunternehmen, sondern auch tung und in die Predictive Maintenance viele Mittelständler den Nachhaltig- und zum Einsatz von Condition-Monikeitsbericht in ihrem Geschäftsbericht toring-Systemen bekommen.
Das Programm wird ständig aktualisiert und ausgebaut. Regelmäßiger Austausch und Treffen Das Format der FVI-Treffen hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen: In einer Mischung aus Vortrag und gemeinsamer Diskussion, mit Theorie- und Praxisteil, tauschen sich unsere Mitglieder regelmäßig über Innovationen und Best Practices aus. Die digitale Arbeitsweise per RemoteKonferenz funktioniert reibungslos und reduziert die Reisezeiten. Auf zukünftige Präsenztreffen freuen wir uns! Digitaler Round Table Industrieservice Der Round Table wird nun ein Jahr alt und hat sich mittlerweile als kleine Institution etabliert. Er wird gemeinsam veranstaltet mit dem Lehrstuhl für Industrial Sales and Service Engineering an der RUB und der Ahorner & Innovators GmbH. Hier finden sich die Innovatoren aus Service, Marketing, Vertrieb, Messe, Instandhaltung, Produktion und Anlagenbau, um gemeinsam neue Geschäftsmodelle vorzustellen, zu diskutieren und weiterzuentwickeln.
Mehr zum Thema FVI-Forum Vision Instandhaltung e.V. Tel. +49 (0) 21 02 / 5 79 19 04 info@fvi-ev.de https://ipih.de/
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Dr. Andreas Weber, Vice President Customer Interface and Development bei Evonik Operations GmbH, Business Line Technischer Service, ist der erste Vorsitzende des Vereins 4.OPMC e.V. und ein ausgewiesener Spezialist im Bereich Digitalisierung. Bilder: 4.OPMC e.V.
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Benchmarking, digitaler Normling & Warenkorb Dr. Andreas Weber, 1. Vorsitzender vom 4.OPMC e.V.- Open Production & Maintenance Community Die Masse an Digitalisierungsthemen, die sich während der Transformation von Industrieanlagen im Kontext der Industrie 4.0 ansammeln, sind in der Kürze der vorhandenen Zeit kaum für eine Organisation allein zu bewältigen. 4.OPMC (Open Production & Maintenance Community) ist ein branchenübergreifender und gemeinnütziger Verein, der alle Stakeholder vom Anlagenbetreiber bis zum Technologieanbieter der Industrie miteinander vernetzt und sie bei dieser Transformation unterstützt. Die Digitalisierung hat auch tiefgehende Veränderungen in den Strukturen des Produktions- und Instandhaltungssektors zur Folge. Mit der Masterinitiative Benchmark hat 4.OPMC eine Interaktionsgruppe wesentlicher Entscheidungsträger und namhafter technischer Anlagenbetreiber ins Leben gerufen, die sich der zentralen Fragestellung widmet: „Wie wird ein unternehmensübergreifender Benchmark in Zukunft aussehen – und lässt sich dies aussagekräftig abbilden?“ Nicht „Äpfel mit Birnen“ vergleichen Bisher werden zum Benchmarking Kennzahlenübersichten verschiedener Institutionen verwendet, die sich jedoch selten eins zu eins auf das eigene Unternehmen projizieren lassen. Diese Vorgehensweise macht den Benchmarking-Prozess kompliziert, da Unternehmen rasch in eine Rechtfertigungsposition geraten und emotionalen Widerstand aufbauen, statt sich zu „Lernenden Organisationen“ „weiterzuentwickeln“. Angesichts des Cross-Industry Benchmarks darf es metaphorisch also zu keinem Vergleich von Äpfel mit Birnen kommen. Die Entwicklung eines industrieübergreifenden „Normlings“, der als „digitaler Apfel“ die gemeinsame Grundlage des Vergleichs bildet, löst diese problematische Barriere. Spezifischer handelt es sich um ein Modell einer virtuellen Standardanlage, die bis ins Detail beschrieben ist. Die Equipments sind so gewählt, dass die Anlage in möglichst vielen Unterneh-
men der Prozessindustrie realisiert werden könnte. „Virtueller Apfel“ ermöglicht Cross-Industry Benchmarks Hierbei werden gängige Equipments und wiederkehrende Prüfungen in Verbindung mit einem Standardwarenkorb und dessen Leistungen abbildet. „Wir bauen einen virtuellen Apfel, den wir vergleichen können.“ Es entstehen im ersten Schritt zwei Stränge, die im Benchmarking helfen werden: Prozessbenchmarks und Kostenbenchmarks. Da alle die gleiche Anlage „nicht“ haben, arbeiten alle an der gleichen Hypothese, also rein auf Planungsbasis. Somit können Cross-Industry Benchmarks generiert werden, gegen die jeder Teilnehmer seine Instandhaltungsprozesse und Leistungen spiegeln kann. Diese Anlage wird in DIN SPEC 77220 fixiert. Im Prozessbenchmark werden z.B. Standardwartungen von Equipments von Behältern, Kesseln und Rohren beschrieben, oder ein Instandsetzungsprozess in gelebter Praxis dokumentiert und verglichen. Dies schafft Transparenz, Vergleichbarkeit und die Möglichkeit eines compliancekonformen, standort- und unternehmensübergreifenden Austausches. Im Kostenbenchmark wurde ein Standardwarenkorb für technische Dienstleistungen erstellt, dessen Umfang 400 Positionen aus Standardleistungsverzeichnissen beinhaltet und einen Marktvergleich auf Preisbasis ermöglicht.
4.OPMCs digitaler Normling in 3D.
Die Trennung von Daten und Absender wird notariell überwacht und es entsteht ein Marktspiegel, der für Preissteigerungsindizes verwendet werden kann. Vor diesem Hintergrund kann unter Einhaltung von Kartell- und Compliancevorgaben eine sehr hohe pragmatische Schärfe und Transparenz von Eigen- & Fremdleistungen gegenüber dem Markt geschaffen werden. Auch der Warenkorb wird aktuell in einer DIN SPEC definiert. Damit sind dies erste Schritte hin zu einer „selbstlernenden Organisation“. Benchmarking als Enabler!
Mehr zum Thema 4.OPMC e.V. - Open Production & Maintenance Community Tel. +49 (0) 30 / 72 39 04 77 info@4opmc.com www.4opmc.com
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Andreas Dankl, geschäftsführender Gesellschafter von dankl+partner consulting | MCP Deutschland, engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für das Thema Instandhaltung mit Fokus auf Instandhaltungsmanagement und Asset Management. Er ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer der Trainingsakademie für Instandhaltung und Produktion sowie des Forschungs-Hotspots zum Thema Instandhaltung 4.0, des MCC Maintenance Competence Centers. Bild: dankl+partner consulting
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Turbulente Zeiten und neue Herausforderungen ... ... für die Instandhaltung: „Also nichts Neues!“, meint Andreas Dankl und erklärt, warum er das so sieht Die pandemiebedingte Ausnahmesituation der letzten beiden Jahre hat dazu beigetragen, dass in vielen Betrieben ein technologischer und organisatorischer Umbruch stattgefunden hat, der davor nicht denkbar gewesen wäre. Effiziente Webmeetings, Verknüpfung von Echtzeitdaten aus Anlagensensorik und Condition Monitoring, Anwendung von Diagnose- und Simulationssoftware für die Optimierung der Produktionsprogramme und Instandhaltungsmaßnahmen (Predictive Maintenance), die Nutzung von Auto-ID- und Remote-Techniken sowie Mobilgeräten und Datenbrillen. Das sind nur einzelne Beispiele, wie u.a. auch die Instandhaltung lernen musste, unter veränderten Bedingungen und mit weniger Personalressourcen das Tagesgeschäft zu bewältigen, um die Anlagenverfügbarkeit/-zuverlässigkeit sicherzustellen. Jetzt gilt es, die aus dieser „Ausnahmesituation“ resultierenden technischen und organisatorischen Änderungen zu konsolidieren. Vor allem vor dem Hintergrund des sich immer deutlicher abzeichnenden Fachkräftemangels. Dieser wird seit Jahren diskutiert, nachhaltige Gegenmaßnahmen zur Beseitigung der Ressourcen- und Qualifikationsengpässe wurden aber kaum gesetzt. Unser Anspruch darf nicht darin begrenzt bleiben, „Ausnahmesituationen mit Notlösungen zu überstehen“, weil der Fachkräftemangel unser zukünftiger Normalzustand sein wird. Es gilt, das Tempo beizubehalten und die Änderungen systematisch, mit den richtigen Prioritäten vorzunehmen, um die verbundenen Produktivitätsvorteile zu nutzen. Wir sprechen, belegt durch Studien und eigene Optimierungsprojekte, von Produktivitätssteigerungen zwischen 15 und 25 Prozent (auf Basis der direkten Instandhaltungskosten) durch erhöhte Instandhaltungseffektivität (u.a. durch TPM, zustandsorientierte/voraussagende IH-Maßnahmen, Anlagenverbesserungen) und gesteigerte Instandhaltungseffizienz (u.a. durch verbesserte Planung bzw. Vermeidung von Verlustzeiten). Die Optimierungspotenziale durch eine verbesserte Anlagenverfügbarkeit/-zuverlässigkeit auf der Produktionsseite betragen i.d.R. ein Vielfaches der eingesparten Instandhaltungskosten. Sie lassen sich primär erzielen durch
Senkung der Ausfallkosten (= entgangener Deckungsbeitrag, ungenutzter Verbrauch von Produktionsressourcen und Zusatzkosten wie z.B. Lieferverzugspönalen) und Erhaltung der Anlagensubstanz und Vermeidung von frühzeitigen Ersatzinvestitionen. Diese Potenziale sind nicht neu. Auch die praxisbewährten Ansätze zur Optimierung der Instandhaltungsorganisation und der eingesetzten Instandhaltungsmethoden und -techniken sind nicht neu. Stark verändert hat sich das Angebot für Sensorik, Auto-ID-Techniken, Mobilgeräte oder IT-Applikationen zur Datenanalyse/-aufbereitung; diese Tools sind vielfältiger in ihrer Funktionalität, praktikabler und gleichzeitig viel kostengünstiger als vor wenigen Jahren. Für das Konsolidieren der IH-Organisation ist eine kritische Bestandsauf-
Praxistipp Gemeinsam mit ausgewählten Produktions- und Energieerzeugungsunternehmen hat MCP / dankl+partner einen Leitfaden mit praxisbewährten, kurz- bis langfristig wirksamen Ansätzen zur Beseitigung bzw. Vermeidung dieser Defizite bei InstandhaltungsFachkräften erstellt; dieser ist in Kürze als kostenfreier Download unter www.mcp-dankl.com verfügbar.
nahme notwendig, um daraus Optimierungsansätze abzuleiten, die für das Unternehmen bzw. die Instandhaltung den größten Mehrwert schaffen. Folgende Vorgehensschritte haben sich in der Praxis bewährt: 1. Kritische Prüfung der Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten (z.B. mittels Web-Tool www.excellence-radar.com) und der verfügbaren digitalen Tools und Techniken 2. Prioritäten für Optimierungsansätze und Umsetzung festlegen 3. Rahmenbedingungen für die Umsetzung schaffen (Commitment des Managements / der Produktion, Zeit, Budget, aktive Mitwirkung des Instandhaltungspersonals) 4. Umsetzen der Optimierungsansätze – auch in „kleinen“ Schritten 5. Ergebnisse / Verbesserungen transparent darstellen und vermarkten
Mehr zum Thema dankl+partner consulting gmbh | MCP Deutschland GmbH Tel. +49 (0) 89 / 22 84 06 80 -0 Tel. +43 (0) 662 / 85 32 04 -0 office@mcp-dankl.com www.mcp-dankl.com
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Alphabetische Auflistung ... ... aller beteiligten Institutionen, Vereine, Verbände und Firmen
Seite 4.OPMC e.V. - Open Production & Maintenance Community ACE Stoßdämpfer GmbH Addinol Lube Oil GmbH asecos GmbH CompAir Drucklufttechnik dankl+partner consulting | MCP Deutschland Desoutter GmbH, Markenvertrieb Chicago Pneumatic Duale Hochschule Baden-Württemberg Filteron GmbH Fluke (Reliability) Deutschland GmbH Forum Vision Instandhaltung FVI GESTRA AG GreenGate AG Günther Spelsberg GmbH + Co. KG Gutekunst Federn Industrie Informatik GmbH Knoll Maschinenbau GmbH LK Metallwaren GmbH Lobbe Industrieservice GmbH & Co KG Membrain GmbH Neumann & Neumann Software und Beratungs GmbH RODIAS GmbH Rösberg Engineering GmbH Ruwac Industriesauger GmbH SolarNext AG Stahlwille Eduard Wille GmbH & Co. KG Teledyne Flir LLC tepcon GmbH TOP seven GmbH & Co. KG TRUMPF Werkzeugmaschinen Deutschland Vertrieb + Service GmbH + Co. KG UE Systems Germany VTH Verband Technischer Handel e.V. VWH GmbH Walter Stauffenberg GmbH & Co. KG Weicon GmbH & Co. KG Werma Signaltechnik GmbH + Co. KG Fachmesse Control, P. E. Schall Fachmesse FMB und FMB Süd, Easyfairs Deutschland Fachmesse Hannover Messe, Deutsche Messe Fachmesse In.Stand, Landesmesse Stuttgart Fachmesse maintenance Dortmund, Easyfairs Deutschland Fachmesse Motek 2022, P. E. Schall Fachmesse SENSOR+TEST 2022, AMA Service Fachmesse WindEnergy Hamburg, Hamburg Messe und Congress
10 77 81 83 21 12 85 6 37 43 8 49 33 31 18 41 16 55 45 35 79 57 27 25 39 71 61 74 52 68 23 65 63 47 66 59 20 92 96 2 100 94 73 91
Impressum B&I Magazin eine Sonderpublikation der BETRIEBSTECHNIK & INSTANDHALTUNG B&I Die Industrie-Zeitung Erscheinungsjahr: 2022 Druckauflage: 5.000, zuzüglich elektronischer Verbreitung Herausgeber und Gesamtanzeigenleitung: Wolff Publishing Andreas Wolff e.K. Lothringer Str. 32 58091 Hagen Postfach 5105 58101 Hagen Tel.: +49 (0) 2331.910 8660 Fax: + 49 (0) 2331.910 8668 www.b-und-i.de / info@b-und-i.de Chefredaktion: Volker Zwick (V. i. S. d. P.) Meierhofstr. 19, 86473 Ziemetshausen Tel. +49 (0) 8284.929 90 Fax: + 49 (0) 8284.929 91 redaktion@b-und-i.de Lektorat: Dr. Gotlind Blechschmidt, Augsburg Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag Postfach 12 80 33042 Paderborn Tel. +49 (0) 5251.153-0 Fax: +49 (0) 5251.153 -104 info@bonifatius.de www.bonifatius-druckerei.de Titelbild: Gala Amarando auf Pixabay Copyright Diese Zeitschrift und alle enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Von namentlich genannten Fremdautoren oder von ausgewiesenen Unternehmen stammende Beiträge stellen nicht zwingend die Meinung der Redaktion dar. Die Publikation dient der eigenen Meinungsbildung durch die Leser.
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Die B&I-Themen des Jahres
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Ohne Bodeneingriff, dafür aber mit U-Turn Wie Linde-Stapler die Vormontage seiner neuen Staplergeneration abwickelt Vor rund einem Jahr stellte Linde Material Handling (MH) die neue Generation seiner verbren nungs mo to ri schen Gegengewichtstapler vor. Diese Hydrostaten im Traglastbereich von 2 bis 3,5 Tonnen punkten laut Hersteller nicht nur hinsichtlich Verfügbarkeit, Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit, sondern sind zu dem voll vernetzt. Verbunden mit der Entwicklung dieser neuen Stapler ge ne ra tion investierte Linde im Aschaffenburger Werk 2 unter anderem in neue Lösungen für die Großbaugruppenvormontage von Rahmen und Fahrerschutzdach, die jeweils als Variantenfließlinien (Mixed-ModeI-Assembly-Lines) konzipiert sind. Verantwortlich für Planung, Projektierung und Beschaffung solcher Vormontagelinien ist bei Linde Material Handling (MH) der Bereich Industrial Engineering. Abteilungsleiter Jan Scherthan erklärt: „Hier werden zum Beispiel Blechteile und Aggregate am Rahmen montiert. Anschließend wird diese Rahmen-Baugruppe zur Hauptlinie transportiert, wo sie mit anderen Elementen zum fertigen Fahrzeug verheiratet wird.“ Ein wesentlicher Bestandteil der Vormontagebereiche ist das jeweilige Transportsystem. Hierfür hatte Linde MH zunächst mehrere Anbieter in der Auswahl. Grundsätzlich legten die Ver-
antwortlichen großen Wert auf eine robuste Technik, wie sie ein Schleppkettenförderer mit sich bringt. Er sollte in der Lage sein, die relativ schweren Komponenten in langsamer Geschwindigkeit von bis zu 0,3 Metern pro Minute kontinuierlich zu fördern. Eine weitere wichtige Vorgabe: Die Transportanlage darf keine Bodeneinbauten erfordern, da der Aufstellungsort unterkellert ist. Andererseits sollte die Podesthöhe so niedrig wie möglich ausfallen. „Im Vergleich stellte sich heraus, dass die von Knoll angebotene Lösung auf Basis des Zugketten-Transportsystems TS-Z
am besten zu unseren konkreten Anforderungen für dieses Projekt passt“, erläutert Scherthan. Der für die Vorserienplanung der neuen Staplergeneration zuständige Projektleiter Rocco A. Inglese ist von der nun eingesetzten Lösung von Knoll überzeugt: „Uns wurde zugesagt, dass das TS-Z am Ende eine Aufbauhöhe kleiner als 60 Millimeter aufweist. Eine Benchmark für derartige Systeme, die uns sehr entgegenkommt.“ Damit ist nämlich das Auf- und Absteigen eines Werkers auf die Arbeitsebene praktisch barrierefrei möglich. Ebenso können Kommissionier- und Material-
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wagen ohne Hebetechnik hochgeschoben werden. Durch die niedrige Bauhöhe sind außerdem die Regale für die Materialbereitstellung außerhalb der Arbeitsebene optimal nutzbar. Des Weiteren sah das von Linde MH geplante Layout eine U-Form bzw. OForm der Transportstrecke vor, um kurze Rückführungswege für die Montagewagen zu ermöglichen. Danny Zinßler, zuständiger Projektmanager bei Knoll, erklärt: „Bisher hatten wir unser TS-Z nur als gerade Variante mit Drehumsetzern angeboten. Anlässlich dieses Auftrags entwickelten wir eine sogenannte Quattro-Lenkung für unsere Wagen, die damit Kurvenstrecken problemlos bewältigen können.“ Überhaupt galt den Montagewagen ein besonderes Augenmerk: Denn der Aufbau sollte individuell auf die jeweiligen Anforderungen der Rahmen- und Dachmontage hin entwickelt werden. Dabei war zu beachten, dass der Werker von allen Seiten Zugriff auf das Produkt und die Möglichkeit hat, an definierten Stellen aufzusteigen – unter Beachtung aller ergonomischen Aspekte. Auch diverse Lastaufnahmevorrichtungen, Schnittstellen zu Kommissionierwagen etc. sollten vorhanden sein. Mit im Pflichtenheft stand der modulare Aufbau des Transportsystems. „Das ist die Voraussetzung für eine langfristige, flexible Nutzung. Dabei geht es uns momentan weniger um eine anstehende Erweiterung der Anlage. Vielmehr werden die beiden Linien in absehbarer Zeit in eine andere Halle umziehen, wobei die Modularität wichtige Vorteile verspricht“, erklärt Inglese. Nach konzeptionellen Workshops und Vorgesprächen bezüglich der speziellen Anforderungen erhielt Knoll den Zuschlag – nicht zum ersten Mal. Schon in den vergangenen Jahren vertraute Linde MH bei Projekten in anderen Werken diesem Lieferanten. Im Oktober 2018 wurde der Vertrag für die Rahmenlinie und im Januar 2019 für die
Jan Scherthan und Rocco A. Inglese, beide Linde Material Handling, begleiteten die Planung und Einführung der Vormontagelinien Rahmen und Fahrerschutzdach. Knoll – vertreten durch Projektmanager Danny Zinßler – lieferte das Transportsystem. Projektleiter Inglese betont: „Durch eine enge Zusammenarbeit konnten wir mit Knoll eine auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Anlage konzipieren und realisieren. Ein Highlight ist die tatsächlich unter sechs Zentimeter liegende Bauhöhe, die quasi für Barrierefreiheit sorgt und es uns zusätzlich ermöglicht, die Materialbereitstellung optimal zu gestalten.“ Bilder: Knoll
Fahrerschutzdachlinie unterzeichnet. Jeweils acht Monate später erfolgte die Übergabe, und im Januar 2020 „pünktlich zum ‚Start of Production‘ unserer neuen Staplermodellgeneration konnte die Endabnahme des Gesamtsystems erfolgen“, erklärt Scherthan zufrieden. Inzwischen haben die Vormontagelinien ihren Betrieb aufgenommen. Die Rahmenlinie besteht insgesamt aus acht Stationsbereichen. Ein jeder umfasst einen Abschnitt von fünf Metern, die in etwa neun Minuten zurückgelegt werden. Der Ablauf startet mit dem Aufsetzen des Rahmens inklusive Antriebsachse auf den Montagewagen. Daraufhin wird der Rahmen sukzessive mit diversen Einzelteilen und Vormontagegruppen ausgestattet. Verschiedentlich sind für die Handhabung spezieller Werkzeuge Kräne im Einsatz. Diese sind den strengen Vor-
schriften entsprechend über Sicherheitseinrichtungen mit der Anlage verriegelt. Am Ende der Stationen wird der Rahmen auf ein Transportgestell gepackt und zur Montagehauptlinie befördert. Der Ablauf in der Fahrerschutzdachlinie ist vom Grundsatz her ähnlich. Jedoch sind hier elf Stationsbereiche vorhanden, an denen das Staplerdach mit Einzelteilen und Baugruppen komplettiert wird. Der Werker nutzt dafür eine definierte Arbeitsfläche auf dem etwas größer ausgeführten Montagewagen.
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Was man über technische Federn wissen sollte Klein, unscheinbar, aber von großer Bedeutung und immenser Vielfalt Was bedeutet der Begriff „technische Federn“? Welche Metallfederarten sind damit gemeint? Für welche Kraftzustände und Anwendungen werden sie verwendet? Diese Fragen klären die Experten von Gutekunst Federn, einem Hersteller von technischen Federn aus Runddraht, und Gutekunst Formfedern, einem Hersteller von technischen Federn aus Flachmaterial. Ganz grundsätzlich bezeichnet der Begriff technische Federn alle Metallfedern, die in technischen Anwendungen eingesetzt werden. Ihre besondere Eigenschaft ist ihre reversible Formänderung bei Belastung. Ermöglicht wird dies durch die spezielle Formgebung und den verwendeten Federwerkstoff. Die Grundtechnik aller technischen Federn beruht also auf ihrem Vermögen, potenzielle Energie zu speichern und diese kontrolliert in kinetische Energie umzuwandeln und umgekehrt. Nachfolgend ein paar Beispiele, für welche Kraftzustände häufig technische Federn eingesetzt werden: Rückstellkraft: Die Federkraft wird hierbei als Gegenkraft eingesetzt, um die bewegte Masse in die vorherige Ruhelage zurückzuführen. Diese Rückstellkraft ist die häufigste Anwendung von technischen Federn. Sie wird von Formfedern, Flachfedern,
Druckfedern, Zugfedern und speziellen konischen Druckfedern Schenkelfedern in gleichem Maße bereitstellt. bereitgestellt. Antriebskraft: Durch die VorspanHaftkraft: In kraftschlüssigen Verbinnung einer technischen Feder wird dungen stellen Sicherungs- und FeEnergie gespeichert, die dann bei derscheiben Druck- und Haftkräfte Entspannung freigesetzt wird und bereit, die einer ungewollten Lockebewegliche Geräte antreibt. Mit Spirung, zumeist von Schrauben und ralfedern werden beispielsweise meMuttern, entgegenwirken. chanische Uhren angetrieben oder Ausgleichskraft: Bei Form-, Maßflexible Hundeleinen eingerollt. oder Positionsänderungen anderer Schwingungs- und DämpfungsBauteile werden technische Federn kraft: Mit der Aufnahme von kinetioft verwendet, um einen Ausgleich scher Energie durch eintreffende zu schaffen oder die elektrische VerKräfte oder Stöße verformt sich die bindung aufrechtzuerhalten. Hierfür technische Feder. Beim Ausschwineignen sich je nach Aufgabe Formfegen der Masse wird diese kinetische dern, Flachfedern, Kontaktfedern, Energie wieder in potenzielle Energie Druck- oder Schenkelfedern. umgewandelt. Gewichtskraft: Die Feder wird zur So sorgen beispielsweise Blattfedern gleichmäßigen Lastverteilung zwifür eine sichere Ladung vor einwirschen Körpern genutzt. Ein Beispiel, kenden Kräften und Stößen. das jeder kennt, ist die Federkernma- Das Ziel bei der Neuentwicklung einer tratze, die diese Gewichtskraft mit technischen Feder ist es, für die gege-
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bene Anwendung eine Feder zu finden, die unter Berücksichtigung aller Umstände perfekt passt. Funktion, Form und Abmessungen müssen dabei so gewählt werden, dass die technische Feder die geforderte Federarbeit optimal erfüllt. Dabei spielen verschiedene Faktoren in der Federentwicklung eine wichtige Rolle – etwa, welche Aufgabe die technische Feder erfüllen muss, welche Federbewegung gewünscht ist, wie groß der vorhandene Bauraum ist und welche Anschlussbauteile vorliegen. Dazu kommen Eigenschaften und Besonderheiten aus der Gesamtkonstruktion und aus den Einsatzbedingungen. So sind oft Korrosionsbeständigkeit, elektrische Leitfähigkeit oder eine möglichst wirtschaftliche Fertigung zu berücksichtigen beziehungsweise Grundlage der Federkonstruktion. Allgemein gilt es, für technische Federn folgende Anforderungen zur Federentwicklung zusammenzuführen: Aufgabe und Funktion: Wofür wird die technische Feder eingesetzt (Medizintechnik, Lebensmitteltechnik, Elektrotechnik etc.) und welche Funktionen – wie Kraftzustand, Kraftentfaltung (Federkennlinie) und eventu-
Die Federkennlinie – hier diverse Kennlinien im Überblick – visualisiert die Belastung der Feder im Verhältnis zum Weg. Dabei gilt: Je steiler die Kennlinie, desto geringer ist bei einer gleichen Belastung die Verformung. Bei einer linearen Federkennlinie sind die Belastung und die Verformung zueinander proportional. Das bedeutet: Aus der doppelten Federkraft folgt auch der doppelte Federweg. Bilder: Gute-
elle Zusatzfunktion (elektrisch leitend, unmagnetisch, isolierend, säurebeständig etc.) – werden benötigt? Einbausituation und Einbauraum: Wie erfolgt die Krafteinleitung (Druck-, Zug-, Torsions- oder Biegespannung) und welcher Einbauraum steht hierzu zur Verfügung? Federart und Federform: Welche Federart ist für die Aufgabe geeignet und mit welcher Federform kann dies im vorhandenen Einbauraum realisiert werden? Benötigte Kräfte und Federwege: Welche Federkräfte werden bei bestimmten Federwegen oder -längen benötigt? Einsatztemperatur und Umgebung: Bei welcher Einsatztemperatur und in welcher Umgebung (Luft, Salzwasser, Motoröl etc.) wird die technische Feder eingesetzt? Belastungsart und Lebensdauer: Welche Belastungsart liegt vor (statische konstante Belastung oder dynamische Belastung mit veränderlichen Beanspruchungen und Hubspannungen)? Für welche Gesamtlebensdauer soll die technische Feder angefertigt werden? Damit sind die Grundlagen für technische Federn gelegt, doch die Thematik ist deutlich komplexer. Das zeigt sich schon daran, dass allein Gutekunst
Federn – das Unternehmen mit Hauptsitz in Metzingen in Baden-Württemberg und fünf weiteren Niederlassungen in Deutschland und Frankreich ist auf die Entwicklung und Fertigung von Druckfedern, Zugfedern, Schenkelfedern sowie Befestigungsteilen und Drahtbiegeteilen aus Federstahldraht spezialisiert – ein Lagerprogramm mit 12.603 Federbaugrößen betreibt. Zudem fertigt das Unternehmen nach eigenen Angaben jede gewünschte individuelle Metallfeder bis 12 Millimeter Drahtstärke in Kleinmengen und Großserien. Gutekunst Formfedern aus Pfalzgrafenweiler fertigt beispielsweise individuelle Formfedern, Flachfedern, Blattfedern, Kontaktfedern, Stanzteile, Stanzbiegeteile, Laserteile , Federklammern und Rechteckfedern bis 3 mm Materialstärke nach Kundenvorgaben. Das Programm zur Federberechnung WinFSB und der CAD-Datengenerator runden das Angebot des Federherstellers ab.
Mehr zum Thema Gutekunst Federn Tel. +49 (0) 0 71 23 / 960 -0 verkauf@gutekunst-co.com www.gutekunst-federn.de
34. Control Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung
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üägB
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Bild: Einbecker Brauhaus und Compair
Brauerei senkt Energiekosten um 25 Prozent ... ... durch den Einsatz von Kompressoren mit Permanentmagnetmotoren ohne Getriebe Das Einbecker Brauhaus wurde im 14. Jahrhundert gegründet, wobei die älteste noch vorhandene Rechnung über den Verkauf von Einbecker Bier aus dem Jahr 1378 stammt. Unlängst hat diese Brauerei, die zu den ältesten der Welt gehört, ihre Druckluftstation auf die Ultima-Technologie von Compair aufgerüstet. Dadurch konnte die Brauerei die Energiekosten der Station um bis zu 25 Prozent senken – entsprechend schnell rechnet sich diese Investition. Während die Geschichte der Brauerei also historisch sehr weit zurückgeht, investiert das Unternehmen heute fortlaufend in neue Technologien. Unlängst wurde in diesem Zusammenhang das Druckluftsystem erneuert – und das aus gutem Grund, denn das vorhandene System war bereits über 20 Jahre alt. Es bestand aus vier ölfreien Kompressoren mit fester Drehzahl. Christoph Benseler, technischer Leiter des Einbecker Brauhauses, erklärt: „In Anbetracht der hohen Qualitätsanforderungen an unsere Produkte können wir hinsichtlich der Luftqualität und Reinheit absolut keine Kompromisse eingehen.“ Doch diese hohen Qualitätsanforderungen
waren nicht die einzige Herausforderung. Aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse am Standort benötigte das Einbecker Brauhaus außerdem eine besonders kompakte neue Lösung – diese sollte auch noch besonders energieeffizient sein. „Das Brauen ist ein
energieintensiver Prozess. Wir benötigten eine Druckluftlösung mit verbesserter betrieblicher Effizienz, die zur Reduzierung unserer Energiekosten beitragen sollte und sich außerdem unter den eingeschränkten Platzverhältnissen an unserem Standort installieren ließ“, ergänzt der technische Leiter.
Ohne Druckluft läuft in einer Brauerei nichts – das gilt auch für das Einbecker Brauhaus. Hier kommt die Druckluft im Produktionsprozess beim Brauen und in der Flaschenabfüllung der berühmten Bock- und untergärigen Spezialbiere zum Einsatz.
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Letztendlich entschieden sich die Verantwortlichen der Brauerei für zwei neue 110-kW-Ultima-Kompressoren von Compair. Diese ölfrei arbeitende Baureihe punktet unter anderem mit ihrer Energieeffizienz. Dr. David Bruchof, Produktmanager EMEA für industrielle Kompressoren bei Compair, erläutert, warum dies so ist. „Die Ultima-Baureihe verfügt über zwei Permanentmagnetmotoren mit hohem Wirkungsgrad, die ein Getriebe überflüssig machen. Diese drehzahlgeregelten Motoren können bis zu 22.000 U/min gefahren werden und bieten einen höheren Wirkungsgrad als IE4Motoren.“ Herkömmliche Kompressormodelle verfügen zudem über ein Getriebe, das Reibung verursacht und zu Effizienzverlusten führt sowie viel Öl zur Schmierung der Zahnräder benötigt. „Der Motor des Ultima hingegen treibt die Verdichterstufe direkt an, sodass kein Getriebe benötigt wird, wobei die Drehzahlen der einzelnen Verdichterstufen permanent überwacht und kontinuierlich angepasst werden. Dies gewährleistet jederzeit einen maximalen Wirkungsgrad und optimale Druckverhältnisse“, verdeutlicht der Produktspezialist Dr. Bruchhof. Ultima wird standardmäßig im Leistungsbereich 75 kW bis 160 kW angeboten, wobei jede Einheit innerhalb dieses Kilowattbereiches voll aufrüstbar ist. Das bedeutet, wenn der Druckluftbedarf steigt, kann der Kunde auf Grundlage der erhöhten Kapazität die Leistung aufstocken. Dank der hohen Effizienz wurden anstelle der zuvor installierten vier Kompressoren lediglich zwei Ultima-Einheiten benötigt, um den Energiebedarf des Einbecker Brauhauses zu decken. Dies stellte sicher, dass der Standort weniger Kompressoren verwalten muss und das Brauhaus die sich daraus ergebenden Kostensenkungen realisieren konnte.
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Christoph Benseler, technischer Leiter des Einbecker Brauhauses, ist mehr als zufrieden: „Die Ultima Kompressoren bieten uns die beste technische Lösung in Verbindung mit den niedrigsten Lebenszykluskosten. Die neuen Kompressoren liefern zuverlässig hochwertige Druckluft für unsere Produktionsprozesse und werden unsere Stromkosten um bis zu 25 Prozent senken.“ Bilder: Compair
Die kompakte Größe der Ultima-Kompressoren war ein weiterer wichtiger Aspekt für das Einbecker Brauhaus. Die Maschinen benötigen eine um 37 Prozent kleinere Stellfläche als herkömmliche zweistufige Kompressoren. Die beiden neuen Kompressoren ließen sich somit problemlos in den vorhandenen Anlagenräumen installieren. Während herkömmliche Modelle noch immer Öl zum Schmieren und Kühlen der Motoren und Verdichterstufen eines Systems einsetzen, verwendet die Ultima zum Kühlen dieser Komponenten einen geschlossenen Wasserkreislauf. Dies ermöglicht eine bessere Wärmeübertragung sowie eine höhere Kühlungseffizienz. Die interne Kühlung sorgt ferner dafür, dass Kompressoren dicht nebeneinander aufgestellt werden können und so der Platzverbrauch weiterhin optimiert wird. Die Möglichkeit zur Wärmerück-
gewinnung der Ultima will das Brauhaus in der Zukunft verstärkt nutzen. Üblicherweise werden über 90 Prozent der Energie, die für den Betrieb eines Kompressors benötigt werden, in Wärme umgewandelt. Mit Ultima lässt sich diese Energie nahezu vollständig zurückgewinnen und zur Erzeugung von bis zu 85 Grad Celsius heißem Wasser nutzen. Durch die Wasserkühlung werden die Komponenten weniger belastet, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Wartungsproblemen während der Lebensdauer des Kompressors und Wartungskosten reduziert.
Mehr zum Thema CompAir Drucklufttechnik Tel. +49 (0) 67 61 / 832 -0 www.compair.de
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Vorausschauend und proaktiv Experten erklären, wie eine Lagerinspektion per Ultraschall funktioniert Mechanische Bewegung erzeugt ein breites Geräuschspektrum. Einer der Hauptgründe für diese Geräuschemissionen von mechanischen Systemen ist die Reibung. Mit Ultraschall-Messinstrumenten lässt sich ebendiese nachweisen – und zwar auch wenn diese Emissionen in einem Bereich auftreten, der für das menschliche Gehör nicht zu erfassen ist. Die Überwachung der Ultraschallpegel von Lagern hat sich als Frühwarnsystem für Lagerausfall bereits vielfach bewährt und durchgesetzt. Folgende Werte sind als Warnstufen für einen Lagerausfall ermittelt und eingeführt worden: Bei einem Anstieg des Ultraschalllevels um 8 dB ist von einem Vorausfallstadium oder Schmiermittelmangel auszugehen. Bei einem 12 dB Anstieg ist die früheste Phase des Lagerausfallstadiums erreicht; ab 16 dB Anstieg treten fortgeschrittene Ermüdungsdefekte auf. Bei einem Anstieg von 35 bis 50 dB ist schließlich mit einem katastrophalen Lagerausfall zu rechnen. Das zeigt, dass bereits kleinste Änderungen in Amplitude und Soundqualität
von Bedeutung sind. Die von einem Sys- die Ultraschallüberprüfung von Lagern: tem emittierten Ultraschallwellen lassen Der Vergleichstest: Zwei oder mehrere sich mit einem entsprechenden MessLager des gleichen Typs werden mitgerät, wie zum Beispiel dem Ultraprobe einander verglichen. Analysiert werden dabei die Unterschiede im Ultravon UE Systems, messen und nachverschallpegel. Das geht einfach und folgen, indem ein enger hochfrequenter schnell. Bereich isoliert betrachtet wird. Die Dokumentation der VeränderunDabei werden die für das menschliche gen: Hier handelt es sich um eine Ohr nicht wahrnehmbaren Ultraschallgeräusche überlagert und somit hörbar Trendanalyse. Dabei werden historigemacht. Der Geräuschpegel kann so sche Messwerte der Ultraschallemisüber den Kopfhörer abgehört werden. sionen eines Lagers mithilfe der DMSParallel können aber die Änderungen Software verglichen. So lassen sich des Ultraschalllevels auch am Anzeigelängerfristige Trends und Entwicklundisplay verfolgt und für Trendanalysen, gen erkennen. Vergleichstests und Auswertung der Der analytische Ansatz: Dieser setzt Messung verwendet werden. Insgesamt auf die Verwendung der UE Spectragibt es drei verschiedene Methoden für lyser Software, in der die Möglichkeit
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zur Berechnung des Lagerschadens (Bearing Fault Calculator) integriert ist. Werden die Lagerveränderungen für die Trendanalyse dokumentiert, so lassen sich über die DMS-Software Alarmwerte für die verschiedenen Messpunkte einstellen: Baseline-Wert durch Vergleichstest ermitteln Alarmwert 1 = Warnstufe für Schmiermittelmangel Alarmwert 2 = Warnstufe für früheste Phase des Lagerausfallstadiums Die DMS-Software von UE Systems bie- Der Unterschied vor und nach der Schmierung ist auf dem Display des Messgeräts deutlich zu erkennen. tet laut Entwickler außerdem zahlreiche Funktionen zum schnellen und einfachen Erstellen eines Prüfberichts, nachdem die Daten einer Prüfroute vom Ultraprobe-Messgerät heruntergeladen wurden. Übrigens: In etwa 60 bis 80 Prozent der Fälle ist der Ausfall eines Lagers auf eine falsche Schmierung zurückzuführen. Um dies zu verhindern, sollte für jedes Lager zunächst ein Baseline-Wert für das optimal geschmierte und einwandfrei funktionierende Lager ermittelt wer- Viel hilft viel? Nicht immer, denn auch eine Überschmierung kann das Lager schädigen. Das Messgerät Ulden. Anschließend sollte das Lager re- traprobe hilft unter anderem dabei, eine solche zu erkennen. Bilder: UE Systems gelmäßig überprüft werden. Dabei gilt es, auf den Anstieg des Ultraschalllevels zu achten. Wird ein Anstieg des Ultra- Baseline-Wert registriert und die Signal- Schmiermittelmangel vor. Das bedeuschalllevels von 8 dB im Vergleich zum qualität bleibt unverändert, so liegt tet: Schmiermittel zuführen und zwar bis der Ultraschalllevel wieder auf den Baseline-Wert sinkt. Clever: Dank der Ringschelle oder dem Gürtelholster bleiben beim Einsatz dieses einfach zu bedienenden Messinstruments die Hände für den Schmiertechniker frei, um die eigentliche Schmierung auch durchführen zu können.
Werden die Messergebnisse der Ultraschalluntersuchung für die Spektralanalyse verwendet, so lassen sich die Warnstufen sowohl am Graphen der FFT-Spektralanalyse und an der Zeitserienanalyse erkennen.
UE Systems Germany Frank Ragwitz Tel. +49 (0) 171/868 12 55 frankr@uesystems.com www.uesystems.eu
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Feldbinder verarbeitet vor allem Alubleche zu Silo- und Tankfahrzeugen. Bilder: Ruwac
Perfekt geschweißt, da perfekt gereinigt In der Silofahrzeugproduktion von Feldbinder kommen spezielle Sauger zum Einsatz Los ging es 1975, als Otto Feldbinder und Jan-Dirk Beckmann ein Unternehmen zur Fertigung von Siloaufbauten gründeten. Seit 2018 führt die zweite Generation die Geschäfte der Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH und die beiden Firmengründer sind nach 43 Jahren in den Ruhestand gegangen. Beim Silound Tankfahrzeughersteller gehören die Verarbeitung und vor allem das Schweißen von Aluminiumblechen zu Druckbehältern zur produktionstechnischen Kernkompetenz. Beim Vor- und Nachbereiten der Blechtafeln und Siloböden kommen Sauger von Ruwac in Ex-Ausführung zum Einsatz. Sie sorgen für die notwendige Sauberkeit in der Fertigung und schaffen so die Grundlage für perfekte Schweißprozesse. Die Auflieger oder Anhänger von vielen Silo- und Tankfahrzeugen werden von der Feldbinder Spezialfahrzeug GmbH mit Hauptsitz in Winsen an der Luhe gefertigt. Das Unternehmen produziert mit rund 750 Mitarbeitern kundenspezifische Fahrzeuge. Mit ihnen lassen sich die unterschiedlichsten Flüssigkeiten sowie pulver- oder granulatförmige Stoffe transportieren. Zum Einsatz kommt hier vor allem der Leichtbauwerkstoff Aluminium, da er ein sehr gutes Verhältnis von Druckbehälter-Eigengewicht und Nutzlast ermöglicht. Nur wo es technisch erfor-
derlich ist, zum Beispiel für Fahrzeuge, die Lebensmittel und Chemikalien transportieren, werden die Behälter auch aus Edelstahl gefertigt. Wichtig ist hierbei eine besonders saubere Produktion, denn sie ist die Grundlage für perfekte Schweißprozesse. Die saubere Produktion startet mit Aluminium-Tafelblechen, die zu zylinderförmigen Grundkörpern verschweißt und mit den Siloböden zum Druckbehälter komplettiert werden. Das Schweißen ist also ein Kernprozess bei der Silofahrzeugproduktion, der wiederum gut vorbereitete Kontaktflä-
chen voraussetzt. Deshalb werden die Siloböden mit einem Durchmesser von typischerweise 2.550 Millimetern vor der Verbindung mit dem Grundkörper sorgfältig vorgeschliffen und gereinigt. Für diese Aufgabe nutzen die Mitarbeiter eine Putzmaschine mit einem stationären Werkzeug, an dem die Siloböden – eingespannt auf einem Drehteller – vorbeigeführt, gereinigt und vorgeschliffen werden. Damit sich dabei der aufgewirbelte Staub nicht direkt wieder auf der Oberfläche absetzt, ist ein kompakter Sauger an der
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Maschine angeschlossen, der die Partikel direkt beim Schleifen absaugt. Damit wird zweierlei erreicht: Die Kontaktfläche bleibt sauber, das verbessert den Schweißprozess, und die Arbeitsumgebung wird nicht mit Metallpartikeln belastet. Das wiederum hat – Faktor drei – Auswirkungen auf die Betriebssicherheit, denn Aluminiumstäube sind in Verbindung mit Luftsauerstoff explosionsfähig. Aus diesem Grund kommen in der gesamten Feldbinder-Produktion ausschließlich Sauger des Herstellers Ruwac in Staub-ExAusführung zum Einsatz. Insgesamt sind es rund 30 Stück. Einer dieser Sauger wird bei der Nachbearbeitung der Schweißnähte eingesetzt, mit denen die Blechtafeln für Der Siloboden muss vor dem Schweißen gereinigt und vorgeschliffen werden. Für die Absaugung des Schleifden Grundkörper verbunden werden. staubs ist ein spezieller Sauger nötig. Nach dem Schweißen übernimmt ein handgeführtes mobiles Schleifgerät das Glätten der Schweißnaht. Auch Deshalb haben die Werker in Eigenar- Schleifwerkzeugs nimmt den Saughier soll kein Staub aufgewirbelt und beit eine Absaugung konstruiert: Eine schlauch des mobilen Ruwac-Saugers in der Halle verteilt werden. Halterung in unmittelbarer Nähe des auf, sodass abgetragenes Material direkt an der Entstehungsstelle aufgenommen wird. Laut Hersteller sind die Sauger nicht nur vielseitig und funktional, sondern auch zuverlässig und haben eine lange Lebensdauer. Peter Kuhlmann, RuwacVerkaufsberater im Raum Hamburg, betont diesbezüglich: „Von den gut 30 Saugern, die hier im Werk stehen, mussten wir noch nie ein Gerät auswechseln, weil es defekt war. Wenn es zu einer Neuanschaffung kommt, dann nur, weil sich die Produktionsanforderungen geändert haben oder weil das Unternehmen expandiert.“
Bei der Nachbearbeitung der geschweißten Aluminiumbleche kommt eine mobile Eigenentwicklung von Feldbinder zum Einsatz - mit integrierter Absaugung. Basis ist ein Sauger in Ex-Ausführung von Ruwac.
Ruwac Industriesauger GmbH Tel. +49 (0) 52 26 / 98 30 -0 ruwac@ruwac.de www.ruwac.de
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Bild: BASF Schwarzheide , Fotograf Kai Abresch
BASF: Dienstleister sorgt für Punktlandung Bedeutung des Engineering für prozesstechnische Elektro- und Automatisierungstechnik Prozesstechnische Anlagen sind oft riesig und komplex, da viele Anlagenteile verknüpft sind. Deshalb sind in der Regel die Planung und der Bau einer neuen Anlage weniger aufwendig, als eine Bestandsanlage an veränderte Anforderungen anzupassen. Und doch werden genau solche Umbauarbeiten immer wieder nö tig – so auch bei BASF Schwarzheide. Hier stand ein großer Umbau an. Trotz vielfältiger Herausforde run gen – und der Einschränkung durch die Corona-Pandemie und mit den Folgen – gingen die neuen bzw. umgebauten Produktionsreak toren pünktlich zum geplanten Termin wieder in Betrieb – nicht zuletzt, weil das Engineering und die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Planern und Monteuren vorbildlich klappte. Mit dem Neubau einer Toluylendiisocyanat-Anlage (TDI) in Ludwigshafen entschied BASF, die Produktion für diesen Werkstoff im Werk in Schwarzheide in der Region Lausitz einzustellen und Teile der dortigen TDI-Anlage stillzulegen. Nicht nur deshalb stand letzten Sommer ein Teil des Lausitzer Werks für knapp zehn Wochen still, sondern auch um verschiedene Um- und Neubauten zu realisieren. Weil die TDI-Anlage mit der Infrastruktur des Werkes und weiteren Herstellungsketten verzahnt ist, galt es neben der Stilllegung und dem Rückbau von Anla-
genteilen auch größere Umbauarbeiten am Standort durchzuführen. Zur Realisierung dieses komplexen Projektes arbeitete die BASF eng mit verschiedenen externen Planungs- und Montageunternehmen zusammen. Mit
dem Engineering der Automatisierungstechnik wurde der auf Prozessautomatisierung spezialisierte, herstellerunabhängige Systemintegrator Rösberg Engineering beauftragt. Die Automatisierungsexperten über-
Der Lausitzer Produktionsstandort gehört zur BASF-Gruppe. Teile der Produktion im Werk standen im Sommer 2020 für zehn Wochen still. In dieser Zeit wurden umfangreiche Rück-, Um- und Neubauarbeiten durchgeführt.
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nahmen das Engineering von Dokumentations- und Montageunterlagen für die Elektro- und Automatisierungstechnik. Zudem optimierten sie die Funktionspläne für die Programmierung, erstellten Ex-i-Nachweise, Stromlaufpläne sowie das Detail- und BASIC-Engineering. Christian Pöschke arbeitet als Head of Engineering Service Schwarzheide bei Rösberg und übernahm die Projektleitung. Er verdeutlicht: „Wir haben unter anderem zahlreiche Vor-Ort-Aufnahmen gemacht, um uns einen Überblick über den aktuellen Stand der Anlagen zu verschaffen. Auch der Dokumentationsabgleich mit dem As-built-Zustand der Anlage war äußerst wichtig, um den vorliegenden Anlagenstand zu kennen und davon ausgehend zu planen.“ Traten Unklarheiten auf, wurden diese mit dem Auftraggeber geklärt. „Aber auch in die andere Richtung war gute Kommunikation gefragt, damit die Montageabläufe möglichst reibungslos und ohne Verzug realisiert werden konnten“, ergänzt Pöschke.
Christian Pöschke, Head of Engineering Service Schwarzheide bei Rösberg, verdeutlicht die Dimensionen des Projekts: „Weil die verschiedenen Teilprojekte von Abbau, Umbau und Neubau miteinander verknüpft waren, war das Projekt sehr komplex. Wichtig war daher eine gute Kommunikation zwischen der BASF, Planern und Monteuren.“
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Rösberg übernahm die Planung von Dokumentations- und Montageunterlagen für die Elektro- und Automatisierungstechnik sowie das Engineering und Zeichnen von Stromlaufplänen. Bilder: Rösberg
Vorteilhaft für das Projekt war, dass die BASF bereits seit vielen Jahren mit den Automatisierungsexperten zusammenarbeitet und diese neben der eigenen örtlichen Niederlassung auch mit einem eigenen Büro auf dem Werksgelände vertreten sind. Nicht nur durch die Bereitstellung des CAE-Engineeringtools Prodok NG (siehe Kasten) für die BASF, sondern auch durch die jahrelange positive Zusammenarbeit mit den verschiedenen BASF-Standorten kennt Rösberg die verschiedenen Standards sowie Anforderungen genau. Die Planung dieses Großprojektes begann hinsichtlich der Automatisierungstechnik Anfang des Jahres 2019. Einige Zahlen verdeutlichen den Umfang dieser Aufgabe: Über 50 Apparate wurden an neuer Stelle platziert, mehr als 1.000 Geräte aus der Prozessleittechnik (PLT) verbunden und über 300 Rohrleitungen verlegt. Allein diese schiere Menge war also schon eine Herausforderung. Weil die verschiedenen Teilprojekte von Abbau, Umbau und Neubau aber miteinander verknüpft waren, entstand zudem eine
immense Komplexität, die es zu jedem Zeitpunkt des Projektes zu überblicken galt – gerade auch dann, wenn spontan Probleme auftauchten und kurzfristig umgeplant werden musste. Denn schon kleine Änderungen hatten Einfluss auf zahlreiche andere Bereiche und konnten so die Planung durcheinanderbringen. Aufgrund der vielen parallel laufenden, aber miteinander verzahnten Projekte war der Koordinations- und Kommunikationsaufwand entsprechend riesig. Eine weitere, wesentliche Herausforderung des Projektes zeigen diese Zahlen aber nicht. Pöschke erläutert: „An vielen Stellen musste der Ist-Dokumentationsstand mit der Anlagenrealität überprüft werden. Ehe wir also mit der Planung und auch der Klärung starten konnten, welche Anlagenteile noch benötigt und welche abgebaut werden, musste die Dokumentation detailliert überprüft werden.“ Schließlich galt es vor dem Abbau zuverlässig zu entflechten, welche Teile des TDI-Anlagenkomplexes auch künftig noch benötigt würden. Und dann
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war der Zeitrahmen von zehn Wochen für den Umbau ebenfalls nicht üppig. Hinzu kam, dass die aktive Phase des Umbaus direkt in die Corona-Hochphase des Frühjahrs 2020 fiel und so vor Ort auf der Baustelle die entsprechenden Vorgaben beachtet werden mussten. „Tatsächlich war für unsere Planungen das Corona-Thema nicht so sehr von Belang wie bei ausführenden Gewerken“, erinnert sich Pöschke. „Spannend war jedoch, dass wir je nach Phase des Projektes für unseren Bereich zwischen drei und zehn Mitarbeiter benötigten. Hier war also große Flexibilität gefragt und unser vor einigen Jahren eingeführtes Konzept, unsere Mitarbeiter aus den verschiedenen deutschen Standorten je nach Bedarf hinzuziehen zu können, hat sich hier wieder einmal bewährt“, so Pöschke weiter. Die Erfahrung beim Umbau zeigte wieder einmal, wie wichtig eine korrekte Anlagendoku-
mentation ist. Das betrifft Umbauarbeiten ebenso wie den zuverlässigen Betrieb. Grundsätzlich gilt ein Projekt in der Prozessindustrie daher erst als ab-
Das PLT-CAE-System Prodok NG Moderne verfahrenstechnische Anlagen können nur dann effektiv betrieben werden, wenn die Daten aus der Planungsphase auch für Betrieb, Instandhaltung und Modernisierung verfügbar sind. Anlagenrealität (asbuilt) und Dokumentation müssen verlässlich übereinstimmen. Nur wenn alle Daten konsistent sind, lassen sich kostspielige Neueingaben und unnötiger Engineering-Aufwand vermeiden. Genau hier setzt das PLT-CAE-System Prodok NG nach Angaben der Entwickler aus dem Haus Rösberg an: Es sorgt für einen integrierten Planungsprozess nach einheitlichen Regeln. Weil alle Daten in einem System gewonnen und ausgetauscht werden, gibt es keinen Ärger mehr mit lästigen Datenübertragungsfehlern. Die Funktionen umfassen Basispla-
nung, Detailplanung, Funktionsplanung, Elektrotechnik, Verfahrenstechnik im Bereich R+I, Ausführungsplanung und Montageplanung bei der Neuplanung, der Änderungsund Ergänzungsplanung sowie der Betriebsbetreuung. Dabei wird der komplette Lebenszyklus einer Anlage unterstützt. Mit seiner durchgängigen und konsistenten Dokumentation sorgt Prodok NG laut Entwickler dafür, dass sich zu jeder Zeit die Anlagenrealität in der Dokumentation widerspiegelt. Qualitäts- und Effizienzsteigerung und eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis seien die Folge. Investitionssicherheit ergebe sich durch die weite Verbreitung des Systems in der verfahrenstechnischen Industrie und aus dem Einsatz moderner Softwaretechnologie.
geschlossen, wenn die As-built-Dokumentation der Anlage an den Auftraggeber übergeben wurde. Hier war es für die Automatisierungsexperten von Vorteil, dass die BASF in Schwarzheide mit dem PLT-CAE-System Prodok NG zur Dokumentation arbeitet. Das System hat Rösberg selbst entwickelt und seine Erfahrungen im Zusammenhang mit Projektplanungen in der Prozesstechnik einfließen lassen. Pöschke resümiert: „Da das Tool durchgängig in der Planung und Umsetzung genutzt wird, ist kein nennenswerter zusätzlicher Dokumentationsaufwand nach Abschluss des Projektes nötig. Alle Pläne, verbauten Komponenten und notwendigen Dokumente werden im Erstellungsprozess in Prodok NG erfasst und stehen dann nach Projektabschluss sofort zur Verfügung. So kommt man schneller zur endgültigen Fertigstellung.“
Mehr zum Thema Rösberg Engineering GmbH Christian Pöschke Tel. +49 (0) 3 57 52 / 869 -15 christian.poeschke@roesberg.com www.roesberg.com
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Dichtigkeit ist bei Weitem nicht alles Nur gut gelüftete Gehäuse verhindern Kondensat effektiv und dauerhaft Es ist gerade bei Elektroinstallationen im Outdoorbereich ein bekanntes Phänomen: Obwohl dort zumeist Verbindungsdosen oder Verteilergehäuse mit hoher Schutzart zum Einsatz kommen, sammelt sich mit der Zeit in ihrem Inneren Feuchtigkeit. Das bedeutet nicht, dass die Funktionalität der Gehäuse nicht mehr gewährleistet ist. Viel häufiger ist die Wasserbildung auf Kondensation zurückzuführen, die durch die hohe Schutzklasse sogar noch begünstigt wird. Für die Zuverlässigkeit der Anlage ist es daher entscheidend, die Entstehung von Kondensat, vor allem innerhalb von Gehäusen, zu verstehen und effizient vorzubeugen. Als Kondenswasser wird Feuchtigkeit bezeichnet, die sich an im Vergleich zur Umgebungstemperatur kühleren Gegenständen niederschlägt. Möglich wird dies, wenn wasserdampfhaltige Luft unter ihren Taupunkt abgekühlt wird, sodass weniger Feuchtigkeit in der Luft gebunden werden kann und in einen flüssigen Aggregatzustand übergeht. Deutliche Temperaturschwankungen begünstigen diesen Effekt, den erzeugte Verlustleistungen innerhalb von Gehäusen weiter verstärken. Kommen im Außenbereich besonders dichte Gehäuse zum Einsatz, entste-
hen bei einem starken An- oder Abstieg der Temperatur zudem Unterschiede in den Druckverhältnissen zwischen dem Gehäuseinneren und der Umgebung. So ist es möglich, dass feuchte Luft von außen in das Gehäuse gesogen wird, dort verbleibt und sich bei einer folgenden Temperaturerhöhung auf einer kalten Fläche, beispielsweise am Deckel niederschlägt. Im weiteren Verlauf ergeben sich dabei zwei Probleme: Zum einen ist der Prozess der Kondensation innerhalb des Gehäuses nur bedingt reversibel. Zum anderen führt ein erhöhter Schutzgrad
dazu, dass das Wasser nicht abfließen kann. Je nach Wassermenge und Kondensationshäufigkeit drohen erhebliche Schäden an bestehenden Elektroinstallationen wie Fehlfunktionen, Kurzschlüsse oder Ausfälle der Systeme. Besteht in der konkreten Anwendung der Gehäuse die Gefahr, dass Kondensation auftreten und sich damit Wasser ansammeln kann, müssen nach DIN VDE 0100-520 entsprechende Vorkehrungen für die Abführung von Feuchtigkeit getroffen werden. Hersteller wie Spelsberg beispielsweise treffen aus diesem Grund ver-
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schiedene Vorkehrungen ab Werk und bieten Kunden zusätzlich weiteres Zubehör, mit dem ein kontinuierlicher Luftaustausch und Druckausgleich sowie das Ableiten von Wasser sichergestellt werden. So verfügen Verbindungsdosen der verschiedenen Produktgruppen des Herstellers Spelsberg beispielsweise über ausbrechbare Kondenswasseröffnungen an den hinteren Gehäusebzw. Montageflächen. Damit auftretendes Kondensat durch diese entweichen kann, müssen bei der Montage entsprechende Schritte beachtet werden: Die Ausbrüche müssen so vorgenommen werden, dass sie im Installationszustand an der Unterseite des Gehäuses liegen. Darüber hinaus gilt es einen Wandabstand von zwei Millimetern einzuhalten, damit das Wasser ausreichend Raum hat, um ungehindert abzufließen. Werden allerdings erhöhte Anforderungen an den Berührungs- und Fremdkörperschutz des Gehäuses gestellt, sind Kondensatöffnungen nicht die richtige Wahl. Spelsberg setzt in diesem Fall beispielsweise auf spezielle Belüftungsstutzen (BST). Die Produkte mit Labyrinthdichtung sind in der Größe M20 in grauer und schwarzer Ausführung erhältlich und können an der Unterseite sowie den Seitenflächen des Gehäuses eingebaut werden. Empfohlen wird eine Anordnung links und rechts in verschiedenen Höhen, die einen sogenannten „Kamineffekt“ erzeugt. Bei sachgerechter Montage bieten die BST M20
Speziell für den Outdoorbereich hat Spelsberg das Belüftungselement BEL Air entwickelt.
Kondensat wird mittels zwei Belüftungselementen in kürzester Zeit aus dem Gehäuse transportiert. Der permanente Druckausgleich entlastet auch die Dichtung. Bilder: Spelsberg
zudem einen Spritzwasserschutz nach IP44. Dem Problem unterschiedlicher Druckverhältnisse begegnet der genannte Hersteller mit einem Druckausgleichselement (DAE) in der Größe M20. Die innen liegende Spezialmembranfolie ist luftdurchlässig, zugleich aber wasserdicht. So passen sich der Luftdruck innen wie außen kontinuierlich einander an, wodurch der beschriebene Kondensationseffekt ausbleibt. Speziell für den Fall extremer klimatischer Bedingungen, wie sie im Outdoorbereich auftreten können, hat Spelsberg das Belüftungselement BEL Air entwickelt. Dieses transportiert auftretendes Kondensat mittels seiner zwei Belüftungselemente in kürzester Zeit aus dem Gehäuse – und das unter Beibehaltung der Schutzart IP65. Durch den Luftaustausch kann sich die Luft im Inneren kontinuierlich mit der Umgebung vermischen. Der permanente Druckausgleich entlastet zeit-
gleich die Dichtung und verhindert, dass mechanische Kräfte auf das Gehäuse einwirken. Während Lösungen wie Druckausgleichsventile einen nennenswerten Druckunterschied zwischen Innenund Außenraum benötigen, um kurzfristig einen Luftaustausch zu gewährleisten, wird dieser beim BEL Air auch in Einbausituationen mit nahezu konstanter Luftfeuchtigkeit und Temperatur aufrechterhalten. Bereits die sich im Inneren durch Einbauten erwärmende Luft genügt, um eine ausreichende Zirkulation zu bewirken.
Mehr zum Thema Günther Spelsberg GmbH + Co. KG Tel. +49 (0) 23 55 / 892 -0 info@spelsberg.de www.spelsberg.de
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Einfach ins Web einloggen und sofort loslegen Greengate lanciert browserbasierte Instandhaltungssoftware Offshorespezialisten machen es, Versorger machen es und Industriedienstleister auch. Sie alle managen irgendwie ihre Instandhaltung und Betriebsführung - aber keineswegs einheitlich, sondern teils softwaregestützt, teils noch mit Klemmbrett, Zettel und Stift, teils auch hybrid. Um den Einstieg in eine durchgehend softwaregestützte Instandhaltung drastisch zu vereinfachen, setzt Greengate auf die browsergestützte ITAnwendung GS-Web. Der Anwender hat es hier mit einer einfachen Oberfläche der Anwendung zu tun, die auf allen internetfähigen Endgeräten genutzt werden kann. Die Funktionsweise von GS-Web ist einfach: Instandhalter loggen sich über das Intra- oder Internet im Smartphone, Tablet oder Desktop-PC auf einer Website ein und legen in der vorstrukturierten Anwendung sofort los. Dabei führen z.B. Kartendienste zum Ziel und umfangreiche Checklisten leiten die Instandhaltungsaufgaben an. Hinterlegt sind weiterhin Informationen wie digitale Zwillinge von Produkten, Prozessen und Anlagen, Handbücher, Zertifikate, Betriebsanweisungen etc. Die Dokumentation der geleisteten Arbeit erfolgt parallel direkt im System, das im Grundsatz ein An-
zeigen, Bearbeiten und Analysieren von Inhalten ermöglicht. Das Bereitstellen von Dokumenten ist damit ebenso einfach möglich wie das mobile Erfassen von Objekten und deren Attributen. Auf den mobilen Clients lassen sich alle wichtigen Scanmöglichkeiten wie Barcodes, QR-Codes und NFC/RFIDTags nutzen. Sprachnachrichten, Videos zur Dokumentation oder das Einstellen von Schadenfotos werden zur einfachen Nebensache. Das neu aufgesetzte Werkzeug von Greengate entspricht der Erkenntnis, dass weniger das top down verordnete
Werkzeug der zentrale Erfolgsfaktor ist, sondern die Menschen und deren Mindset. „Das von oben verordnete ,einfach mal machen‘ hat speziell in den letzten Jahren für viel Frust im Instandhaltungsumfeld und in den IT-Abteilungen der Unternehmen gesorgt“, weiß Frank Lagemann, Vorstandsvorsitzender der Greengate AG, aus Erfahrung. Er fährt fort: „Vor allem, weil mit dem lockeren Spruch die Vorstellung von Selbstläufern verbunden war. Das ist mit komplexen IT-Systemen aber nicht machbar.“ Lagemann ist der Auffassung, dass die Komplexität bei der di-
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gitalen Transformation der Instandhaltung erheblich reduziert werden muss. Er verdeutlicht: „Wir müssen bei aller Konsequenz empathisch agieren, also voraussetzungs-, aber nicht kopflos und auch nicht komplett oversized, wie die vielen fehlgeschlagenen AR-, VR- und Predictive-Analytics-Projekte aufzeigen.“ Gerade handwerklich geprägte Instandhalter – also z.B. Maschinenschlosser, Elektroniker, Bereichsmeister, Lageristen, Schweißer – forderten zu Recht einen einfachen Einstieg in eine softwaregestützte Aufgabenabarbeitung. „Bei der Konzeptionierung von GS-Web gingen wir davon aus, dass der Endnutzer das System nicht kennt und auch Neues nicht unbedingt will. Deswegen ist GS-Web als reine Deployment-Anwendung gestaltet, bei der der Nutzer außer mit der intuitiv bedienbaren Oberfläche mit rein gar nichts zu tun hat. Warum auch? Wir wollen nur einen einfachen Einstieg und die Nutzung der Anwendung, mehr braucht es doch gar nicht“, so Lagemann.
Frank Lagemann, Vorstandsvorsitzender der Greengate AG, betont: „Die Kombination aus mobil, responsiv und vor allem anderen einfach eröffnet etliche Einsatzszenarien, die auch instandhaltungsferne Mitarbeiter über GS-Web je nach Rechtekonzept einbinden.“ Bilder: Greengate
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Da passt es ins Bild, dass die Synchronisation mit der zentralen Datenbank beim Onlineeinsatz automatisch in Echtzeit vorgenommen wird. Aktuell eingesetzt wird GS-Web von Flächenversorgern, Solarparkinstandhaltern, von Offshore-/Onshore-Dienstleistern aus dem Windkraftsegment und Betrieben der Prozessindustrie mit weit verteilten Infrastrukturen. „Das hängt auch damit zusammen, dass gerade diese Branchensegmente oft Fremddienstleister mit einbinden, Schulungen aus Ressourcengründen aber flachfallen. Anwender benötigen bei GS-Web nur eine Einweisung. Im Prinzip ist es radikal einfach gedacht“, betont der Spezialist. Das prädestiniere die Lösung laut Anbieter zunächst für den Einsatz bei Instandhaltern oder Lagermitarbeitern, wobei sich die Funktionen und Ausstattungsmerkmale skalieren lassen. Zudem kann die Benutzeroberfläche umfangreich konfiguriert werden, um für jeden Anwender rollenbasiert genau die richtigen Inhalte zur Verfügung zu stellen. Benutzerberechtigungen steuern die Sichtbarkeiten von Objekten, Mitarbeitern und Ressourcen. Als zentrale Anlaufstelle für das Auftragsmanagement, die Ereignismeldung oder das Auswerten von Daten und Prozessen ist GS-Web laut Entwickler prädestiniert für das Arbeiten im Team. Über eine neue Funktion lassen sich Aufgaben parallel statt ausschließlich sequenziell bearbeiten. Möglich ist mit GS-Web unter anderem eine Objektverwaltung mit direktem Zugriff auf Betriebsobjekte, Aufgaben und Personen, Dokumentenmanagement, Reporting und Analyse, Ressourcenplanung und neben Materialwirtschaft zudem der End-to-end-Datenaustausch z.B. mit Enterprise-ResourcePlanning-Systemen. Damit bietet diese IT-Anwendung von der klassischen Mängelerfassung und Zählerablesung über die rechtssichere
Einhaltung von Normen und Standards bis hin zur Aufgabenquittierung externer Techniker die ganze Bandbreite heutiger Betriebsführung, so die Experten von Greengate. Die Anwendung lässt sich auch als Steuerungsinstrument und Informationsplattform nutzen: beispielsweise vom Instandhaltungsleiter, der sich bei der morgendlichen Zugfahrt zur Arbeit am Tablet schon einmal einen Überblick über den aktuellen Stand in der Produktion verschafft. Oder vom Betriebsmeister, der zwischendurch in Kläranlage A auf dem Smartphone prüft, was in Pumpwerk 137 rund 25 Kilometer entfernt aktuell passiert. Oder vom Schichtleiter am stationären PC, der Fremddienstleister punktgenau zu anstehenden Terminen und Aufgaben, aktuellem Stand der Instandhaltung, Rechnungen, Freigaben etc. informiert. Lagemann betont: „Es ist immer auch von Vorteil, bei Nachfragen, täglichen oder wöchentlichen Besprechungen ad hoc auf die notwendigen Informationen zurückgreifen zu können.“ Er führt weiter aus: „Die Kombination aus mobil, responsiv und vor allem anderen einfach eröffnet demnach etliche Einsatzszenarien, die auch instandhaltungsferne Mitarbeiter über GS-Web je nach Rechtekonzept einbinden.“ Die Produktion kann in GS-Web in Echtzeit an der Mangelerfassung mitarbeiten und sich mit der Instandhaltung terminlich abstimmen. Die kaufmännische Abteilung wiederum erhält Einblick in Kosten und Projekte und informiert über erteilte Freigaben.
Mehr zum Thema GreenGate AG Tel. +49 (0) 22 43 / 9 23 07 -0 info@greengate.de www.greengate.de
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Eine mobile Lösung ist unumgänglich, um dem gestiegenen Arbeitsaufkommen überhaupt noch gerecht werden zu können.
Keine Kür, sondern absolute Pflicht Die Instandhaltung im Wandel: Entwicklungen und Trends bei digitalen Lösungen Nicht zuletzt und aufgrund des pandemischen Geschehens befinden sich Unternehmen im industriellen Umfeld derzeit im Wandel. In unterschiedlichen Unternehmensbereichen wird verstärkt auf digitale Prozesse gesetzt, so auch im Bereich Instandhaltung. Deren Hauptaufgabe, eine möglichst hohe technische Verfügbarkeit von Anlagen zu gewährleisten, bedarf reibungsloser Instandhaltungsprozesse. Diese Mammutaufgabe ist aufgrund stetig wachsender Komplexi tät analog nicht mehr abbildbar. Um diese Herausforderung zu meistern, ist eine Lösung mit integriertem Ansatz, der das ERP als führende Instanz nutzt, zwingend erforderlich. Somit nimmt die Instandhaltungs-Software eine Schlüsselrolle ein: Sie sorgt für ein papierloses, produktiveres Arbeiten inklusive transaktionssicherer Prozesse, einer automatischen Dokumentation sowie einer nahtlosen Anbindung an das ERP und weiterer erforderlicher Systeme. Daraus resultieren folgende Trends und Entwicklungen. Digitalisierung hält derzeit verstärkt Einzug im Bereich der Instandhaltung. Dabei steht die Instandhaltung gegenwärtig gleich vor mehreren Herausfor-
derungen: Neben dem demographischen Wandel (Generationswechsel) herrscht ein Fachkräftemangel und die Komplexität der Aufgaben nimmt prozess- sowie systemseitig zu. Somit ist ein produktives und effizientes Arbeiten mithilfe einer mobilen Lösung unumgänglich, zumal das Arbeitsaufkommen ohnehin kaum noch zu bewältigen ist. Genau hier setzt die Digitalisierung in der Instandhaltung an und bietet mit Echtzeitinformationen stets unmittelbare Reaktionen auf Ereignisse, wie auch die Vorhersage von wahrscheinlichen Ausfällen und Störungen (Predictive Maintenance) z.B. im Produktionsprozess.
Neue Technologien sind auf dem Vormarsch, etablieren sich nachhaltig und treiben die Digitalisierung in der Instandhaltung voran. Dabei gewährleisten digitale sowie automatisierte Prozesse, dass Daten transaktionssicher zur Weiterverarbeitung direkt ins führende ERP-System gebracht werden. ERP-integrierte Lösungen ersetzen nach und nach Insellösungen, denn diese eliminieren keine menschlichen Fehler, sondern schaffen nur eine punktuelle Effizienzsteigerung und keine durchgehende Digitalisierung mit vollumfänglicher Wertschöpfung. Somit ist eine digitale Instandhaltung keine Kür, sondern absolute Pflicht, um aktuellen Her-
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ausforderungen gerecht zu werden. Vorrangiges Ziel einer InstandhaltungsSoftware ist die Beschleunigung und Vereinfachung der Arbeitsprozesse. Der ökonomische Aspekt ist natürlich entscheidend, jedoch spielen auch weiche Faktoren wie Usability und Performance eine wichtige Rolle. Die Software soll sowohl Unternehmen als auch Anwendern einen deutlichen Mehrwert bieten, indem z.B. fehlerfreie Abläufe garantiert und Prozesse oder Dokumentation automatisiert werden. Im Ergebnis werden dann schnellere Arbeitsabläufe erreicht. Eine einfache und intuitive Instandhaltungs-Software hilft dabei, die Akzeptanz der Anwender zu gewinnen. Eine weitere Grundvoraussetzung ist das vernetzte Arbeiten, gesteuert über das führende ERP-System. Nur so kann eine übergreifende Kommunikation zwischen Menschen, Maschinen und Systemen ermöglicht werden. Um eine höhere Produktivität bei der Instandhaltung zu gewährleisten und Fehler zu reduzieren, muss eine InstandhaltungsSoftware auch mit smarten Features ausgestattet sein. So können zum Beispiel Fotos dem Auftrag ergänzt, GeoInfos genutzt und Dokumentation automatisch ins führende System (SAPPM) geschrieben werden. Wie auch in vielen anderen Bereichen bietet nur eine Speziallösung, die die „Herausforderung“ der Anwender löst, einen tatsächlichen Mehrwert. Diese kann entlang der Anforderungen gezielt unterstützen und das tagtägliche Arbeiten erheblich optimieren. Ein ganzheitlicher Ansatz schafft die notwendigen Schnittstellen zu relevanten Bereichen wie z.B. dem Ersatzteillager. Außerdem bietet der integrierte Softwareansatz maximale Flexibilität und Modularität. Die Instandhaltungs-Software führt den Anwender Schritt für Schritt durch den Prozess und garantiert eine hundertprozentige Transaktionssicherheit
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Da Investitionskosten immer eine Rolle spielen, kann laut Softwareanbieter die Instandhaltungslösung Membrain PAS-PM dank vorhandener Standardkomponenten und Schnittstellen, wie z.B. mit SAP S/4HANA, schnell, einfach und kostengünstig implementiert werden. Bilder: Membrain
ins führende System. Um Projektlaufzeiten sowie Investitionskosten gering zu halten, werden Standardlösungen von den Unternehmen präferiert. Customizing ermöglicht es jedoch, die Lösung an individuelle Prozesse anzupassen. Das Thema Modularität spielt häufig eine besonders wichtige Rolle: So kann beispielsweise ein einfacher HardwareWechsel durchgeführt (in der Industrie findet aktuell ein Hardware-Wechsel zu Android-Plattformen statt) und die Lösung dank Skalierbarkeit problemlos erweitert werden. Speziell im produzierenden Bereich sorgt die mobile Instandhaltungslösung für schlankere und effizientere Prozesse. So können Aufträge oder Aufwände direkt „vor-Ort“ schnell und einfach bearbeitet sowie automatisch dokumentiert werden. Auch die Ressourcenplanung lässt sich problemlos digital steuern. Diese Ansätze sind bereits im Bereich Automotive stark etabliert, so auch bei den Kunden von Membrain. Ohne Software geht es im Bereich Instandhaltung einfach nicht mehr, so die einhellige Meinung der AutomotiveKunden. Dabei ist jedoch entscheidend zu beachten, dass eine mobile Lösung unverzichtbar ist, um SAP mobil „an der Front“ komfortabel zu nutzen. So unterstützt MembrainPAS-PM die Instand-
haltungslösung, die auf SAP aufsetzt und im Frontend einfach zu bedienen ist, auch ohne jegliche SAP-Kenntnisse. Dem Instandhalter werden so mobil alle notwendigen Informationen und Daten bereitgestellt, auch aus unterschiedlichsten Datenquellen. Während SAP-Key-User beispielsweise 24 Spalten auf ihrer ersten Seite haben, benötigen Instandhalter in der Regel nur bestimmte Daten, wie Meldedatum oder Start des Auftrags. Mit der Lösung von Membrain können die Daten, Dialoge und Abfragen so weit reduziert werden, dass nur die für den Instandhalter relevanten Kerninformationen übrig bleiben. Dank dieser digitalen, mobilen Lösung lassen sich die Instandhaltungsaufträge, Ressourcenplanung und auch die Aufwände effizienter bearbeiten und erledigen. Den größten Vorteil sehen die Automotive-Kunden von Membrain allerdings darin, dass der gesamte Instandhaltungsprozess einfacher und schneller abzuwickeln ist.
Mehr zum Thema Membrain GmbH Tel. +49 (0) 89 / 52 03 68 -0 info@membrain-it.com www.membrain-it.com
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Warum billig in der Praxis häufig teurer ist Es reicht bei C-Teilen nicht, nur auf den Anschaffungspreis zu achten, betonen Experten „Wir stellen bei Neu-, aber auch Bestandskunden immer wieder fest, dass notwendige, aber eher als ,nicht wichtige‘ angesehene Produkte wie zum Beispiel Filter von sehr vielen unter schied li chen Lieferanten zum bestmöglichen Preis bezogen werden. Dies führt zu einer großen Menge an anfallender Arbeit und Zeit, wenn man das Lieferantenmanagement, die Anzahl an Bestellungen, die Rechnungen, die Kontrolle der Lieferungen zu jedem dieser Vorgänge mitberück sich tigt“, erklärt Ulrich Bräunlich von der Filteron GmbH. Und es gibt noch weitere Nachteile ... Auch bei vielen C-Teilen – und das gilt unter anderem besonders für Filter – muss ein Unternehmen auf die Ausführung und Qualität achten. Sonst vergleicht man schnell Äpfel mit Birnen und hat auf einmal ein minderwertiges Produkt in der Hand. Eine Anwendung aus dem Bereich der Filter verdeutlicht die Problematik. So ist beispielsweise ein Taschenfilter in einem Standardmaß üblicherweise mit acht Taschen ausgestattet. Fragt man diesen aber bei verschiedenen Filterlieferanten an, ist es möglich, dass man unterschiedliche Produkte angeboten bekommt.
Die Standardabmessung stimmt zwar bei allen Angeboten überein, sonst passt der Filter ja physikalisch nicht, aber in der Produktbeschreibung und ausführung findet man unter Umständen große Unterschiede. Der teuerste Filter bietet die für die Filteranlage notwendigen acht Taschen an.
Der Filter, der zum mittleren Preis angeboten würde, hat möglicherweise nur sechs Taschen und der günstigste Anbieter schickt vielleicht sogar das Modell eines Taschenfilters mit fünf oder gerade einmal vier Taschen ins Rennen. Je nachdem, mit wie vielen Taschen der Filter hergestellt wurde, ergeben sich
Die vermeintliche Ersparnis wird oft mit einem erhöhten Energieverbrauch erkauft.
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natürlich Preisunterschiede aufgrund der Material- und der Zeiteinsparung in der Fertigung. Preisunterschiede, die dann auch an den Kunden weitergegeben werden. Auf den ersten Blick und wenn man nur die reinen Zahlen auf dem Papier betrachtet, hat man also eine deutliche Kostenersparnis, wenn man zum günstigsten Produkt greift. „Nun folgt das Große aber, auf welches wir in Kundengesprächen und bei Vorträgen immer hinweisen und weshalb wir betonen, dass Techniker und Anwender im produzierenden Gewerbe bei Einkaufsentscheidungen stets miteinbezogen werden müssen, um die korrekte Produktausführung zu bestimmen“, erläutert Bräunlich. Der Filter mit den vier Taschen hat nämlich eine deutlich kleinere Filterfläche – und das hat Folgen: Setze man nämlich den günstigsten Filter mit vier Taschen anstelle des Filters mit den vorgesehe-
Ulrich Bräunlich von der Geschäftsfeldentwicklung der Filteron GmbH betont, dass billige Filter oftmals nicht den Anforderungen gerecht werden, häufig den Energieverbrauch unnötig nach oben treiben und zumeist auch deutlich früher ausgetauscht werden müssen. „Hierdurch wird aus der vermeintlichen Kostenersparnis im Endeffekt eine Kostensteigerung“, weiß der Experte aus Erfahrung. Bilder: Filteron
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Oftmals rentiert es sich, sich von einem Experten eines Filteranbieters beraten zu lassen.
nen acht Taschen ein, versucht die Lüftungsanlage – um die vorgegebene Luftmenge zu fördern –, diese mit mehr Druck durch die kleinere Filteroberfläche zu pressen. Um diesen notwendigen Druck zu erzeugen, wird aber wesentlich mehr Energie verbraucht, als wenn man einen Filter mit den acht Taschen eingesetzt hätte. Die vermeintliche Ersparnis wird also bereits an dieser Stelle durch den erhöhten Energieverbrauch und die damit einhergehenden Kosten geschmälert. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Je mehr Staub der Filter im Laufe der Zeit speichert, umso höher wird der Gegendruck, den der Filter dem Luftstrom entgegensetzt. Nach relativ kurzer Einsatzdauer steigt der Druck bei diesem 4-Taschen-Filter nun weiter an – und das deutlich schneller als bei einem Modell mit zusätzlichen Taschen und damit größerer Filterfläche. „Bei Erreichen der voreingestellten Druckdifferenz zeigt die Anlage dann an, dass die Filter getauscht werden müssen. Dies geschieht jetzt deutlich früher, da weniger Filterfläche vorhanden ist, welche aber die gleiche Menge Staub, wie sonst auch üblich, aufnehmen muss“, verdeutlicht der Spezialist. Man benötigt also, wenn man hier auf ein vermeintlich günstigeres Modell greift, bereits nach etwa der Hälfte oder zwei Dritteln der üblichen Wechselzeitspanne einen Ersatz. Der Instandhalter braucht also nicht nur früher neue Filter, sondern muss außerdem Zeit investieren, um diese zu tauschen. „Hierdurch wird aus der vermeintlichen Kostenersparnis im Endeffekt sogar eine Kostensteigerung“, bringt es Bräunlich auf den
Punkt. Einsparungen können mit dieser Herangehensweise also nicht erreicht werden. Stattdessen empfiehlt der Experte folgende Herangehensweise: „Da es unzählige unterschiedliche Arten und Ausführungen von Filtern gibt, sollte man, um den bestmöglichen Preis und die bestmögliche Verfügbarkeit und Lieferzeit zu erreichen, mithilfe eines Filterspezialisten eine Auflistung der benötigten Produkte und wenn möglich die benötigen Jahresmengen zusammenstellen.“ „Filteron bietet anhand solch einer Verbrauchsliste Paketkonditionen an und erarbeitet mit den Kunden zusammen einen sehr risikoarmen Abrufauftrag. Dieser regelt, in welcher Zeit welche Anzahl an Produkten abgenommen wird“, ergänzt Bräunlich. „Auf diese Weise sind alle notwendigen Filter stets innerhalb kürzester Zeit verfügbar und zum bestmöglichen Preis zu bekommen“, verspricht der Filterspezialist. Oftmals rentiert es sich auch, sich von einem Experten des Filteranbieters beraten zu lassen, um auf einen anderen höherwertigen Filter umzusteigen, damit man beispielsweise eine bessere Qualität erhält oder die bisherigen Wechselintervalle reduzieren kann.
Mehr zum Thema Filteron GmbH Tel. +49 (0) 212 / 2 62 33 -0 info@filteron.de www.filteron.de
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Im Bahnhofsgelände Nord Rosenheim arbeitet die Absorptionskälteanlage „chillii Cooling Kit“ der SolarNext AG. Sie stellt mithilfe von bis zu 95 Grad Celsius heißem Wasser Kaltwasser mit 8 Grad Celsius für die Klimatisierung des Quartiers bereit. Bilder: SolarNext
Stadtwerke Rosenheim nutzen Kälte aus Wärme Mit thermischer Kühlung die Energieeffizienz steigern und Emissionen senken „Der härteste und wichtigste Kampf des 21. Jahrhunderts wird ohne Waffen geführt. Die Werkzeuge dieses Kampfes heißen: Energieeffizienz, Energie sparen und erneuerbare Energien.“ Dieses Zitat stammt vom Journalisten und Buchautor Franz Alt. Bezogen auf eine Studie der International Energy Agency, wonach Gebäude 40 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs verursachen, findet dieser Kampf im Gebäudesektor statt. Nur durch den Verzicht auf fossile Energieträger, den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien sowie eine effizientere Bereitstellung und Umwandlung der Energien können der Treibhauseffekt und die daraus resultierende Klimaerwärmung vermieden werden. Dies wird vor allem durch eine höhere Effizienz und Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Energieträger erreicht. Mit den wachsenden Bedürfnissen und Ansprüchen an den bauphysikalischen Komfort eines Gebäudes, aber auch durch die gesetzlich erhöhten Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz und nicht zuletzt durch die Klimaerwärmung hervorgerufene
Extremsituationen in den Sommermonaten steigen dagegen die Klimatisierungsanforderungen und somit der Primärenergiebedarf weiter an. Zusätzlich verschärfen moderne IT-Rechenzentren diesen Energiebedarf und sorgen für hohe Anforderungen im Bereich der Versorgungssicherheit. Dabei kommen hierzu aktuell vor allem elektrisch angetriebene Kompressionskältemaschinen mit hohem Strombedarf unter Verwendung von FGasen als Kältemittel zum Einsatz. Zur Gebäudekühlung und Deckung des Kältebedarfs stehen jedoch weitere energieeffiziente Technologien zur Verfügung, die intelligent und wirtschaftlich integriert werden müssen.
Eine Möglichkeit bietet die Verwendung thermisch betriebener Absorptionskältemaschinen, die mit dem natürlichen Kältemittel Wasser arbeiten. Diese können Wärme aus Fernwärmenetzen (zentrale KWK) und Blockheizkraftwerken (dezentrale KWK) sowie aus erneuerbaren Energien (wie zum Beispiel solarthermische Anlagen) als Antriebsenergie nutzen. Hintergrund: Ein Gebäude hat neben dem konstanten Bedarf an elektrischer Energie schwankende Anforderungen an Wärme und Kälte. Wärme wird im Bereich der Gebäudeklimatisierung hauptsächlich in den Wintermonaten, Kälte dagegen vorrangig in den Sommermonaten benötigt. Demzufolge
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werden die Nah- und Fernwärmenetze im Sommerhalbjahr durch geringe Wärmeabnahme nur wenig ausgelastet. Hier kommen Absorptionskältemaschinen ins Spiel, die die Kälte über einen thermodynamischen Prozess vorrangig aus Wärme herstellen. Der Strombedarf für solche Absorptionskälteanlagen (einschließlich Pumpen und Rückkühlwerk) ist 75 bis 90 Prozent geringer als bei Kompressionskälteanlagen. Durch die Nutzung der Nah- bzw. Fernwärme wird das bisher ungenutzte Energiepotenzial verwendet und ein effizientes und nachhaltiges Ressourcenmanagement umgesetzt. Zudem wird hierdurch auf die Produktion zusätzlichen Stroms verzichtet, d.h. das bestehende Stromnetz muss nicht wegen der Klimatisierung von Gebäuden ausgebaut werden. Ein konkretes Beispiel aus Bayern zeigt auf, was möglich ist: Die Stadtwerke Rosenheim als städtisches Versorgungsunternehmen betreiben ein Müllheizkraftwerk (MHKW), das neben der regionalen Stromproduktion überschüssige Wärme zur weiteren Wertschöpfung in das örtliche Fernwärmenetz einspeist. Dieses Netz ist von den saisonalen Schwankungen der Abnehmer betroffen. Während in den Wintermonaten eine maximale thermische Abnahmeleistung der Kunden von bis zu 75 MW erreicht wird, liegt diese in den Sommermonaten deutlich unter 10 MW. Die Stadt Rosenheim liegt inmitten eines Tourismusgebietes und bietet sich wirtschaftsgeographisch durch die Entwicklungsachsen MünchenInnsbruck und Salzburg-München als Standort für Industrie-, Forschungsund Bildungszentren an. Durch die sukzessive Bebauung des Geländes nördlich der Bahnhofsanlagen (Bahnhofsgelände Nord Rosenheim) infolge dieser Standortattraktivität will die Stadt Rosenheim deshalb ihre Funk-
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Diese beziehungsweise vergleichbare Lösungen auf Basis der thermischen Kühlung bieten sich auch zur Klimatisierung und zur Prozesskühlung im industriellen Maßstab an.
tion im Verflechtungsgebiet sichern und ihren städtischen Raum aufwerten. Indem diese Nachverdichtung der Stadt Rosenheim und das Ausbaupotenzial der Energieproduktion in den Sommermonaten durch die Stadtwerke aufeinander abgestimmt und harmonisiert werden, kann durch ein gesamtheitliches Quartierskonzept eine im Vergleich zu bestehenden Stadtgebieten zukunftsweisende und CO2-reduzierte Versorgung entwickelt werden. Im Vordergrund steht der Bau eines Versorgungsnetzes als Lösung zur Deckung der saisonal schwankenden und stetig steigenden Kühlanforderungen im Quartier. Durch die neue Kältezentrale wird der Vorteil der zentralen Kälteversorgung umgesetzt, bei der die Kunden von einer einfachen, effizienten und umweltfreundlichen Kälteversorgung profitieren. Eine solche zentrale Energiebereitstellung erzielt neben Vorteilen für den Kunden auch einen exegetischen Vorteil für
das Kältenetz gegenüber Einzelgeräten in Gebäuden. Im Zentrum der Kälteerzeugungsanlage in dieser spezifischen Anwendung steht eine Absorptionskältemaschine, die durch Antrieb von bis zu 95 Grad Celsius heißem Wasser (312 kW Heizleistung) Kaltwasser mit 8 Grad Celsius (220 kW Kühlleistung) für die Klimatisierung des Quartiers zur Verfügung stellt – das heißt „Kälte aus Wärme“. In den Sommermonaten kann somit die bei der Müllverbrennung entstandene Abwärme als effiziente und nachhaltige Lösung den Endkunden zur Kühlung der Wohnungs-, Arbeits- und Serverräume zur Verfügung gestellt werden.
Mehr zum Thema SolarNext AG Tel. +49 (0) 80 51 / 9 62 20 -0 info@solarnext.de http://solarnext.de/
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Bild: Gerd Altmann auf Pixabay
So schlau ist Predictive Analytics Predictive Maintenance bekommt durch die Digitalisierung und IIoT eine neue Bedeutung In einem aktuellen Forschungsprojekt setzte sich ein MES-Hersteller mit Kunden, Forschungs- und Bildungseinrichtungen mit dem Thema „Predictive Analytics” auseinander. Das Ergebnis ist eine Out-of-theBox-Lösung, die den Blick in die Zukunft und damit zusammen hän gende Vorhersagen etwa über Ausschüsse oder Arbeitsplatzstörungen in der Fertigung erlaubt. Transparenz ist der elementare Bestandteil einer effizienten Fertigungsumgebung. Sie durchleuchtet vergangene und aktuelle Abläufe, zeigt Potenziale auf und hilft Industriebetrieben dadurch bei der Optimierung ihrer Wertschöpfung. Mit der hereinbrechenden Digitalisierungswelle in die Fertigung steigen die Anforderungen an eine effiziente Verarbeitung der schier unbegrenzten Datenmengen, die daraus gewonnen werden – und das idealerweise in Echtzeit. Diese Datenmengen in Kombination mit neuen Erkenntnissen rund um die Themen „Künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ erlauben zuverlässige Vorhersagen.
Experten sprechen von „Data Analytics“. Algorithmen, Big-Data-Anwendungen und KI erkennen gewisse Muster in den Daten des IIoT. Dies erlaubt Vorhersagen über zu erwartende Zustände und neue Trends. Data Analytics generiert mit entsprechenden Modellen daraus fundamentale Einsichten. Dabei erzeugen Geschäftstätigkeiten genau die Daten, die durch Analyse wieder zu weitreichenden Erkenntnissen, aktuellen Entscheidungen und am Ende vielleicht sogar in neue Geschäftsmodelle münden können. Der in das Forschungsprojekt involvierte Universitätsprofessor Dr. Alfred Taudes, Wirtschaftsuniversität Wien,
Department für Informationsverarbeitung und Prozessmanagement, Institut für Produktionsmanagement, kennt die Stärken dieser Technologie nur zu gut: „Mittels Predictive Analytics können Fertigungsunternehmen heute durch Sensoren generierte Datenmengen sinnvoll für eine bessere Planung einsetzen. Eine genauere Prognose des Ausschussanteils etwa führt zu verbesserter Kapazitätsauslastung, Termintreue und geringeren Lagerständen.“ Er ergänzt: „Die in der Vergangenheit im MES erfolgten Aufzeichnungen zu Ausschuss, Maschinenausfall, Störungen und Produktqualität im jeweiligen Umfeld – Maschine, Personal, Umwelt, Material, Auftrag und Zeit – geben unter
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Einsatz geeigneter Methoden Aufschluss über Konstellationen, in denen diese Probleme gehäuft auftreten.” „Diese Muster werden bei der Vorhersage der Qualitätsmetriken bei künftigen Planungen angewandt“, so Taudes. Dass Predictive Analytics kein neues Thema ist, weiß Industrie-InformatikMitbegründer und Head of Strategic Product Management, Thomas Krainz, natürlich. Für ihn ist allerdings die Herangehensweise entscheidend: „Unser Ziel war es, eine Out-of-the-Box-Lösung zu entwickeln, mit der unsere User schnell, einfach und natürlich leistbar zu Ergebnissen kommen. Vor allem mittelständischen Unternehmen soll so der Umgang mit großen Datenmengen und damit der Zugang zu umfassenden Digitalisierungsmaßnahmen ermöglicht werden. Das ist im Bereich der Predictive-Themen keine Selbstverständlichkeit.“
„Das Ergebnis aus dem Forschungsprojekt ist einerseits ein Out-of-the-Box-Technologie-Stack, der sowohl in der Cloud als auch On-Premises einsetzbar ist. Des Weiteren haben wir ein Data-Preprocessing-Modell entwickelt, das dem Anwender hilft, Daten aus Cronetwork MES im ersten Schritt zu bereinigen und aufzubereiten, bevor eine KI die laufende Bewertung und Interpretation der daraus gewonnenen Informationen vornimmt”, so Industrie-Informatik-Mitbegründer und Head of Strategic Product Management, Thomas Krainz. Bild: Industrie Informatik
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Die Lösung verspricht Effizienzvorteile durch eine rasche Umsetzbarkeit.
Der Weg zum markttauglichen Produkt führte über ein mehrjähriges Forschungsprojekt, an dem mehrere Instanzen maßgeblich beteiligt waren. Den theoretischen, wissenschaftlichen Zugang ermöglichte die Wirtschaftsuniversität Wien. Mit der RISC Software GmbH hatte man zudem ein etabliertes und international anerkanntes Forschungsunternehmen an Bord. Die gemeinsam gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in Fallbeispielen von ausgewählten Kunden erarbeitet. Im Fokus stand die Erarbeitung möglicher Anwendungsfelder auf Basis vorhandener Daten, sowie die Ausarbeitung, Entwicklung, Erprobung und Bewertung von Algorithmen, Verfahren und Technologien zu Prognosezwecken. „Das Ergebnis aus dem Forschungsprojekt ist einerseits ein Out-of-the-BoxTechnologie-Stack, der sowohl in der Cloud als auch On-Premises einsetzbar ist. Zudem haben wir ein Data-Preprocessing-Modell entwickelt, das dem Anwender dabei hilft, Daten aus Cronetwork MES im ersten Schritt zu bereinigen und aufzubereiten, bevor eine KI die laufende Bewertung und Interpretation der daraus gewonnenen Informationen vornimmt“, so Thomas Krainz. Dass all diese Vorgänge auf dem Standard-Datenmodell von Cronetwork MES basieren, schafft für den User große Effizienzvorteile, die sich in der raschen Umsetzbarkeit der PredictiveAnalytics-Methoden niederschlagen. Hinzu kommt die Verwendung des Random-Forest-Modells als Lernalgorithmus, welches bekannt ist für schnelle Durchlaufzeiten und gute Interpretierbarkeit der Ergebnisse.
„Die meisten Daten sind bereits vorhanden, es fehlt lediglich an einer passenden Analyse und bedienergerechten Integration in den Planungsprozess“, so Uni-Professor Taudes. Neben den Prozessdaten könnten beim Qualitätsmangement auch textuelle oder visuelle Informationen relevant sein. „Hier stehen wir erst am Anfang der Analyse, insbesondere die Integration heterogener Datenbestände ist ein aktives Forschungsgebiet.“ Thomas Krainz ergänzt: „Erfolgsentscheidend ist am Ende die Anpassung all dieser Technologien und Funktionen an die jeweilige Datensituation und vor allem die Erwartungshaltung der Kunden. Künstliche Intelligenz und Predictive Analytics sind keine Wunderheiler. Sie sind weder besser noch intelligenter in ihren Aufgaben als ein Mensch. Ihr Vorteil liegt in der Nachbildung von menschlichem Know-how – und das bei hoher Geschwindigkeit und außerdem rund um die Uhr. Daraus leiten sich viele Möglichkeiten ab.“ Konkret gemeint sind damit Prognosen zu relativen Ausschüssen und Arbeitsplatzstörungen in Folgeschichten sowie zu Qualitätsstati nach Fertigungsschritten. „Alleine mit diesen Informationen könne man verborgene Einsparungspotenziale aufdecken und die Effizienz am Shopfloor massiv optimieren“, so Krainz.
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Bilder: Fluke Reliability
Kritische Assets immer im Blick Vom Sensor kabellos zum Gateway und von dort zur Auswertung ins Live-Asset-Portal Fluke Reliability präsentiert mit dem 3563, der bis Ende Juni verfügbar sein soll, nicht nur einen hochfrequenten kabellosen Sensor, sondern ein gesamtes Analysesensorsystem, das aus den Sensoren, dem Gateway und vor allem einer cloudbasierten Auswertung der Daten besteht – ideal, um produktionskritische Assets rund um die Uhr komfortabel zu überwachen. Die Zustandsüberwachung hilft, ungeplante Ausfallzeiten zu verhindern. Probleme können so frühzeitig identifiziert und korrigiert werden – und zwar bevor es zu kostspieligen Fehlern oder gar ungeplanten Ausfällen kommt. Doch viele Lösungen zur Zustandsüberwachung sind nicht nur teuer, sondern auch aufwendig zu installieren und zu konfigurieren. Und auch die Auswertung der Daten ist oftmals alles andere als einfach. Dass – und vor allem wie – es anders geht, beweisen die Experten von Fluke Reliability mit dem neuen 3563 Analyse-Vibrationssensor. Dabei handelt es sich nur auf den ersten Blick um
einen kabellosen Sensor, denn in der Kombination aus Gateway und Analyse der Daten in der Cloud wird laut Hersteller daraus eine Komplettlösung, die eine Schwingungsüberwachung auch im großen Maßstab – ermöglicht. Dabei ist die Lösung nach Angaben der Entwickler nicht nur einfach einzubauen und zu konfigurieren, sondern auch die Auswertung ist – z.B. dank
bereits hinterlegter Vorgaben (Templates) – einfach. Auf Wunsch unterstützen Experten von Fluke Reliability bei der Installation, Überwachung, Auswertung und Interpretation der Daten. Technisches Herzstück ist der runde Sensor, der einen piezoelektrischen Hochfrequenzsensor mit zwei Sensoren auf Basis mikro-elektromechani-
Die besten Ergebnisse liefert der Sensor, wenn er fest mit der Maschine oder Anlage, die es zu überwachen gilt, verschraubt ist.
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scher Systeme (MEMS) in sich vereint. Diese Kombination bietet laut Hersteller das Beste aus zwei Welten, denn die MEMS-Sensoren sorgen für eine lange Akkulaufzeit, während der Piezohochfrequenzsensor sehr genau und zuverlässig arbeitet. Damit eignen sich die Daten des Messsystems sowohl zum Screening als auch für eine genaue Analyse. Der 3-Achsen-Vibrationsaufnehmer arbeitet dabei in einem Frequenzband von 2 Hz bis 10.000 Hz bei der Achse Z beziehungsweise von 0 Hz bis 1.000 Hz bei den Achsen X und Y. Das mit Batterien ausgestattete und nach IP67-zertifizierte Gerät wird entweder mit der Maschine fest verschraubt oder verklebt. Die dafür passenden Halterungen zum Verschrauben oder zum Verkleben sind beim genannten Hersteller des Analyse-Vibrationssensors erhältlich. Die besten Ergebnisse liefert der Sensor, der in einem Temperaturbereich von minus 20 Grad Celsius bis plus 85 Grad Celsius betrieben werden kann, wenn er fest mit der Maschine oder Anlage, die es zu überwachen gilt, verschraubt ist. Der Sensor selbst kommuniziert kabellos bis zu einer Entfernung von maxi-
Der Vibrationsaufnehmer 3563 verfügt über einen piezoelektrischen Hochfrequenzsensor und über zwei Sensoren auf Basis mikro-elektromechanischer Systeme (MEMS).
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Innerhalb der Software können Benutzer Gesamtwerte und Schmalbandwerte analysieren. Die integrierten Alarmschwellenwerte sind für jedes Asset spezifisch und lassen sich individuell anpassen.
mal 100 Metern mit dem Fluke 3503 Wireless Gateway, das wiederum entweder über WLAN oder Ethernet die Daten in die Cloud schickt. Über das Gateway können auch die Daten mehrerer Sensoren übertragen werden. Wie oft der 3563 Analyse-Vibrationssensor entsprechende Daten an das Gateway liefert, lässt sich individuell konfigurieren. Mit WPA und WPA2 werden dabei die Daten vom Gateway, die über WLAN laufen, zeitgemäß verschlüsselt. Die eigentliche Auswertung der Daten erfolgt dann im Live-Asset-Portal, einer Cloudanwendung von Fluke. Hier werden in einem ersten Schritt auch die zu überwachenden Assets festgelegt, wobei zur schnellen und einfachen Konfiguration der Anwendung hier Vorlagen, sogenannte Templates hinterlegt sind. Diese vorgegebenen Parameter können übernommen oder auch individuell angepasst werden, wobei der Hersteller verspricht, dass das gesamte Setup für einen Sensor in wenigen Minuten zu erledigen ist.
Eine erste Übersicht, wie es um die „Gesundheit“ einer Maschine oder Anlage bestellt ist, liefert dann das Dashboard, das unter anderem mit Trendwerten und grafischen Darstellungen für einen schnellen Überblick aufwarten kann. Zudem überwacht das System den Maschinenzustand ständig und warnt, wenn vorgegebene oder individuell festgelegte Grenzwerte überschritten werden. Die Software unterstützt außerdem, wenn es darum geht, einen bestimmten Fehler zu isolieren, zum Beispiel über Frequenzbandmessungen, oder die Komponente zu identifizieren, die einen Fehler verursacht hat. Auch die Schwere des Fehlers lässt sich nach Herstellerangaben bestimmen.
Mehr zum Thema Fluke (Reliability) Deutschland Tel. +49 (0) 89 / 9 96 16 -420 salessupport.frs@fluke.com www.fluke.com/3563sensors
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Nach seinem Einsatz wurde der Tankroboter gründlich gereinigt.
Wenn ein Roboter Produktionsreste absaugt Mit modernster Technik übernahm ein Dienstleister die Naphta-Tankreinigung bei BASF Insgesamt 39 Meter im Durchmesser hat der Tank, in dem BASF Ludwigshafen Naphta lagert. Naphtha – auch Rohbenzin genannt – bezeichnet eine relativ leichte Erdölfraktion, die in einer Raffinerie aus Rohöl durch fraktionierte Destillation gewonnen wird und ist einer der wichtigsten Rohstoffe in der Petrochemie. An diesem Tank standen im Frühjahr Wartungsarbeiten an. Kein leichtes Unterfangen, denn dafür musste der Tank erst einmal entleert werden. Der Tank ist umgeben von einem Betonmantel. Der Zugang zum eigentlichen Tank ist über zwei Mannlöcher möglich, die allerdings lediglich einen Durchmesser von 60 Zentimetern aufweisen. Dennoch musste ebendieser Tank im Frühjahr dieses Jahres für Wartungsarbeiten entleert und gereinigt werden. Hierfür wandte sich BASF an die Experten von Lobbe Industrieservice. Sie planten und koordinierten das gesamte Projekt. Dabei setzten sie zum wiederholten Mal auf die bewährte Zusammenarbeit mit ST-Cleaning, einem Unternehmen, das sich auf die Themen Tankreinigung, Industriereinigung, Kanalreinigung, Hochdruckreinigung,
Transport und umweltfreundliche Entgasung spezialisiert hat. Wichtig war in diesem Projekt, dass die flüssigen Reste wirklich nur aufgesaugt werden sollten. Eine Wasserhöchstdruckreinigung mit dem Roboter war also nicht vorgesehen, denn durch das zusätzliche Wasser bei einer HD-Reinigung hätte sich in der Folge auch das Volumen der Produktreste vergrößert. Damit wäre also eine deutlich größere Menge an zu entsorgendem Material angefallen – und genau dies wollte man umgehen, was aber dann doch im weiteren Verlauf des Projektes nötig wurde. Doch dazu später.
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Außerdem sollte die Absaugung automatisiert erfolgen. Hierfür mussten die Teams vor Ort einiges an Equipment direkt vor dem Tank aufbauen – eine Brennkammer für das Abfackeln der Naphta-Ausgasungen beispielsweise, aber auch der Steuerungscontainer für den Tankroboter und die Saugfahrzeuge brauchten einen Platz. Nach der Freimessung des Tanks hatte das Team an einem geöffneten Mannloch einen Flansch installiert, von dem aus per Unterdruck die Gase, die zur Brennkammer geleitet werden sollten, abgesaugt wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde im zweiten Schritt der vormontierte Tankroboter von ST Cleaning in den Tank eingebracht. Dazu hob ein Kran den Roboter zunächst in den Ringraum auf die vor dem Mannloch aufgebaute Arbeitsbühne. Von hier aus rollte der Roboter dann selbstständig über eine Rampe ins Tankinnere. Die Bewegungen des Roboters wurden von außen in der Schaltzentrale per Joystick gesteuert – und das jederzeit unter Sichtkontrolle, denn entsprechende Ka-
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Das Saugfahrzeug von Lobbe nahm die flüssigen Abfallstoffe aus dem Tank auf. Bilder: Lobbe
meras am Roboter zeigen genau, was vor sich geht. Fahrtrichtung und Geschwindigkeit lassen sich aus der Ferne ebenfalls stufenlos einstellen. Die vom Roboter aufgesaugten Produktreste wurden direkt in den Saugwagen von Lobbe geleitet, während die gasförmigen Ausdünstungen in die Fackeleinheit eingebracht und sofort ver-
brannt wurden. Eine echte Überraschung wartete auf das Team des Dienstleisters dann auch: In der Mitte des Tanks verlaufen mehrere Rohrleitungen. Diese waren nicht bekannt, eine Konstruktionszeichnung des 50 Jahre alten Behälters gab es nicht. Aus diesem Grund montierte das Team vor Ort in Absprache mit dem Auftraggeber dann doch eine HD-Lanze, um die übrigen Produktreste auszuspülen. Durch die Entleerung des Tanks vor dem Start der Arbeiten ruhte das Schwimmdach des Tanks auf den rund 100 Stützen auf zwei Meter Höhe. Insgesamt waren sieben Mitarbeiter des Dienstleisters im Zweischichtbetrieb, einem Sattelsaugwagen und einer Wasserringpumpe vor Ort. Lobbe konnte diesen automatisierten Reinigungsauftrag innerhalb von einer Woche abschließen.
Durch dieses Mannloch wurde der Reinigungsroboter eingebracht, um die Produktreste abzusaugen.
Lobbe Industrieservice GmbH & Co KG Tel. +49 (0) 23 74 / 504 -0 info@lobbe.de www.lobbe.de
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Alleskönner für die Hydraulik-Instandhaltung Mess- und Diagnosegerät unterstützt bei der vorbeugenden Instandhaltung Wenn der Betreiber einer Hydraulikanlage das Condition Monitoring – das heißt die Erfassung von be triebs relevanten Daten – nur als „Momentaufnahme“ verwendet, schöpft er die Möglichkeiten der Betriebszustandsanalyse nur unzureichend aus. Viel aussagekräftiger ist die regelmäßige Analyse von Parametern wie Temperatur, Druck und Volumenstrom an der immer gleichen Messstelle. Ein neues, kompaktes und robustes Mess- und Diagnosegerät aus dem Diagtronics-Programm von Stauff unterstützt dabei. Betreiber, die die relevanten Parameter wie Temperatur, Druck und Volumenstrom im Hydrauliksystem erfassen, wissen einfach mehr. Sie können die über die Zeit gesammelten Daten vergleichen und damit frühzeitig Hinweise auf Alterung, Verschleiß, Unregelmäßigkeiten und eventuell bevorstehende Ausfälle erhalten. Oder aber die Daten geben ihnen die Gewissheit, dass alles „im grünen Bereich“ ist und keine Wartungsarbeiten erforderlich sind. So wird das Condition Monitoring zur Grundlage für die Umsetzung von Konzepten zur vorbeugenden Instandhaltung (Preventive Maintenance).
Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, stellt sich die Frage: Mit welcher Technik geht man das an? Und wie schafft man in der Hydraulikanlage die nötigen Schnittstellen für die Erfassung der Daten? Letzteres wird mit den Messkupplungen aus dem Produktprogramm der Serie Stauff Test beantwortet. Sie lassen sich gut in den Hydraulikkreislauf integrieren und ermöglichen den Anschluss diverser Sensoren z.B. für Betriebsdruck, Druckspitzen, Temperatur etc. – ohne Werkzeug, leckagefrei und unter Systemdruck. Außerdem muss die Frage beantwortet werden: Wie erfolgt die Auswer-
tung der Daten? Eine Lösung dafür ist das neue PPC-Pad-Plus von Stauff. Dieses mobile Messgerät – vom Format her einem Tablet für Heavy-DutyUmgebungen entsprechend – ermöglicht den Check der relevanten Parameter mit einem einzigen kompakten Diagnosegerät. Das gilt sowohl für die bereits erwähnten hydraulischen Kenngrößen als auch für die maschinenspezifischen Parameter wie Schaltzustände, Kraftund Wegmessungen oder Drehzahl. Als Mensch-Maschine-Schnittstelle nutzt das PPC-Pad-Plus einen beleuchteten 7-Zoll-Farbtouchscreen. Die Menüführung erlaubt eine intuitive Bedie-
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nung auch angesichts der zahlreichen Möglichkeiten für die Datenerfassung und Auswertung. Der Anwender kann sich individuelle Setups konfigurieren, sodass wiederkehrende Messaufgaben mit geringem Aufwand durchgeführt werden können – er muss nur die entsprechenden Sensoren an das Gerät anschließen. Das Design des Diagnosegerätes ist für den Feldeinsatz sowohl in der Stationär- als auch in der Mobilhydraulik ausgerichtet. Mobil oder stationär Das vielseitig einsetzbare Mess- und Diagnosegerät PPC-Pad-Plus ist kompakt und robust. Bilder: Stauff
Die Schutzart IP 65 gewährleistet einen zuverlässigen Betrieb auch bei Feuchtigkeit sowie in staubiger beziehungsweise verschmutzter Umgebung. Angespritzte Weichkunststoffelemente absorbieren Stöße und das Gerät lässt sich gut in der Hand halten. Bis zu hundert Kanäle können angeschlossen, automatisch aufgezeichnet und direkt am Display interpretiert werden. Die gesammelten Daten werden in einem integrierten großen Messwertspeicher gesammelt und können für die Auswertung mittels Analysesoftware auf einem PC zur Verfügung gestellt werden. Dabei sind mit einer Abtastrate von bis zu einer Millisekunde verschiedene Arten von Erfassungs- und Auswertungsarten möglich. Mit diesen Funktionalitäten sind auch komplexe Diagnoseaufgaben mit entsprechend hohem Erkenntnisgewinn möglich, zum Beispiel an KunststoffSpritzgießmaschinen, Anlagen der Umformtechnik sowie an größeren mobilen Arbeitsmaschinen mit komplexem Hydrauliksystem. In der Praxis kann der Instandhalter auf diese Weise zehn oder zwanzig Messwerte gleichzeitig ableiten. Und er kann mit jeder einzelnen Messung tiefen Einblick in das System nehmen, indem er zum Beispiel komplette Ma-
schinenzyklen mit der benötigten Taktrate aufzeichnet und anschließend auswertet beziehungsweise die Werte mit früheren Messungen vergleicht. Eine wesentliche Voraussetzung für die hohe Flexibilität ist die Vielfalt der Schnittstellen. So kann der Anwender nicht nur die Stauff-Sensoren nutzen, sondern erstmalig auch in bestehende CAN-Busse (CANopen, SAE-J 1039 …) eines Hydrauliksystems „hineinhorchen“ und sogar CAN-Fremdsensoren anschließen.
elektrischen Werte zueinander in Beziehung setzen kann. Mit diesen Eigenschaften bietet sich das PPC-Pad-Plus für die umfassende Zustandsanalyse des Hydrauliksystems an. Insbesondere der Vergleich von Messwerten über einen längeren Zeitraum ermöglicht es, Unregelmäßigkeiten zu erkennen und bei Bedarf gegenzusteuern. Ebenso nützlich macht sich das PPCPad-Plus aber auch, wenn an der Maschine Fehlfunktionen auftreten, die von der Hydraulik verursacht werden. Austauschbare Inputmodule In diesem Fall schließt der Instandhalter mit wenigen Handgriffen StauffGesteigert werden die Analysemög- Sensoren zur schnellen Fehleranalyse lichkeiten durch den modularen Auf- an, ohne dass die Sensoren eigens einbau des Diagnose- und Messgerätes. gerichtet werden müssten. Auf diese Der Anwender kann aus verschiede- Weise erhält er umgehend detaillierte nen steckbaren Sensoranschlussmo- Informationen über den Zustand des dulen wählen, darunter ein CAN- Hydrauliksystems bzw. der Maschine. Modul mit zwei separaten CAN-BusNetzen sowie ein analoges Inputmodul mit und ohne galvanische TrenMehr zum Thema nung. Unter anderem profitiert der Anwender davon, dass er sich mit einem ein- Walter Stauffenberg GmbH & Co. KG zigen Messvorgang ein umfassendes Tel. +49 (0) 23 92 / 916 -0 Bild vom Hydrauliksystem beziehungs- shop@stauff.com weise von der Maschine machen und https://stauff.com/de/ die erfassten hydraulischen und landing-pages/ppc-pad-plus
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Bei der Kesselausrüstung SPECTORconnect vereinen sich unter anderem Universalbegrenzer, Niedrigwasser-, Hochwasser- und Leitfähigkeitselektroden mit Temperaturtransmittern und kapazitiven Niveausonden. Das System erreicht im Rahmen der Leitfähigkeitsbegrenzung eine SIL 2-Freigabe.
Sicherheit erhöhen, Betriebskosten senken Automatische Überwachungselektronik beugt (nicht nur) Unfällen vor Dampfkesselanlagen sollen möglichst lange im Dauerbetrieb ohne Beaufsichtigung laufen können. Daher ist es umso wichtiger, die zuverlässige, automatische Überwachung aller kritischen Stellen und Parameter wie Füllstand oder Leitfähigkeit des Kesselwassers zu gewährleisten. Ist beides zu hoch oder zu niedrig, wirkt sich das nicht nur negativ auf den erzeugten Dampf aus. Schlimmstenfalls kann es für das Personal lebensgefährlich werden, wenn der Kessel durch Überhitzung aufgrund von Wassermangel zu explodieren droht. Daher müssen die eingesetzten Elektroden sowie die Signalübermittlung zwischen Sensoren, Leitstelle und den Komponenten am Kessel sehr präzise und schnell in beide Richtungen arbeiten können. Beim Betrieb moderner Kesselanlagen zur Dampferzeugung hängt alles von der richtigen Balance von Wasserstand sowie Wassermenge, Kesselfläche und Hitze ab, um jederzeit mit maximaler Effizienz arbeiten zu können. Dafür müssen aber gleichzeitig Kesselstein, Korrosion und Überdruck vermieden werden, weshalb beispielsweise kontinuierlich Kesselwasser abgelassen und entsprechend nachgefüllt wird. So lässt sich die Bildung von Niedrigoder Hochwasser vermeiden und die Leitfähigkeit bleibt innerhalb des vorab eingegebenen Toleranzwertes. Anson-
sten besteht das Risiko, dass Risse an gen zurückgegriffen, die einen unbeaufden Feuer- und Rauchrohren oder ein sichtigten Betrieb ermöglichen sollen, zu hoher Dampfdruck zu einer Über- ohne dadurch ein Sicherheitsrisiko zu druckreaktion führen. Dies bedeutet ein schaffen. fatales Verletzungsrisiko für die Mitar- „Konventionelle Automatisierungssysbeiter, falls es zur Explosion des Kessels teme sind jedoch durch eine meist anakommt. loge, einseitige Datenübertragung häuDaher ist die Überwachung und Kali- fig in ihrer Kommunikations-Funktionabrierung maßgeblicher Parameter wie lität beschränkt, sodass dennoch ein Leitfähigkeit, Kesseldruck oder Wasser- Eingreifen des Personals beispielsweise stand entscheidend. Damit hierzu nicht für die Abschaltung notwendig wird“, ständig Personal anwesend sein und an berichtet Peter Portmann, General Maden Sensoren und Kesselbestandteilen nager Domestic Sales Germany bei der Inspektionen durchführen muss, wird GESTRA AG. „Zudem kann es vorkomzunehmend auf automatisierte Lösun- men, dass die einzelnen Messsonden
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und Sicherheitsschalter von verschiedenen Herstellern stammen und sowohl die Abstimmung als auch die Kalibrierung dadurch umständlicher werden." Anders bei der Lösung der GESTRA AG: Das Unternehmen bietet mit dem SPECTORconnect-System eine automatische Kesselausrüstung aus einer Hand, deren Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Zertifizierte Messsonden und Regler sowie eine abgestimmte Kommunikationsroutine zwischen ihnen und der Leitstelle sorgen für eine effiziente Messdatenauswertung und präzise Ansteuerung. „Die einzelnen Komponenten entsprechen allen gängigen Normen und sind für den Einsatz in Dampf- und Heißwasserkesselanlagen nach EN 12952 und EN 12953 ausgelegt“, erklärt Portmann. Damit ist ein unbeaufsichtigter Dauerbetrieb bis zu 72 Stunden möglich. „Wir legen beim SPECTORconnect-System großen Wert auf Konnektivität und Fernwartung, ohne dem Kunden dabei das Handling unnötig zu erschweren oder Möglichkeiten der Feinkalibrierung zu nehmen“, so Portman. „Dafür sorgen an den kritischen Kesselstellen unter anderem wartungsarme und verschleißfreie Elektrodensysteme ohne bewegte mechanische Teile.“ Das gesamte Dampfsystem … Die selbstüberwachende Kesselausrüstung ist dabei nicht fest vordefiniert und kann im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und der jeweiligen Anlagenanforderungen sinnvoll miteinander kombiniert werden. Hier vereinen sich unter anderem Universalbegrenzer, Niedrigwasser-, Hochwasser- und Leitfähigkeitselektroden mit Temperaturtransmittern und kapazitiven Niveausonden. Um stets einen guten Überblick über die aktuellen Messwerte und Systemmeldungen zu haben, verfügen alle Sensoren über ein eigenes Display im
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Einen guten Überblick über die aktuellen Messwerte und Systemmeldungen gibt das Display an jeder Sonde. Mithilfe eines integrierten, versenkten Bedienknopfs können Systemeinstellungen wie die Kalibrierung von Schwellenwerten vorgenommen werden, ohne dass hierfür das Sondengehäuse geöffnet werden muss.
Einheit dient somit als Schnittstelle zwischen den Sensoren, Reglern und der Leitwarte. Damit sich der durch Erhitzung entstehende Kesselstein im Wasser vermeiden lässt und Korrosionsschäden an der Anlage verhindert werden, die aufgrund zu hoher Konzentrationen an Salzen, Phosphaten und Karbonaten im Kesselwasser entstehen, muss dieses in regelmäßigen Abständen durch frisches Speisewasser ersetzt werden. Für einen automatisierten Austausch setzt GESTRA auf Leitfähigkeitselektroden und -sonden, die in Kombination mit einem Regler und dem Universalbegrenzer zu einem selbstarbeitenden System werden: Der eingetauchte Sensor erfasst dabei permanent die Leitfähigkeit im Wasser. Das kontinuierliche Signal der Sonde wird in ein sicheres Schaltsignal umgewandelt und an den angeschlossenen Regler sowie an den Begrenzer übermittelt. Weicht der voreingestellte Sollwert zu stark ab, schaltet sich der Regler auf das angekoppelte Absalzventil und lässt die entsprechende Menge verbrauchtes Kesselwasser entweichen. Werden Grenzwerte verletzt, schaltet der Universalbegrenzer die Anlage ab. „Dieses Prinzip kann auch auf andere Parameter im Rahmen der Dampferzeugung umgesetzt werden, um ausreichend Schutz für das Personal und die Anlage selbst zu gewährleisten“, erklärt Dominik Mahne, Produktmanager Kesselautomatisierung bei GESTRA. … auf einen Blick
Sondenkopf. Mithilfe eines integrierten Bedienknopfs können Systemeinstellungen (wie beispielsweise die Kalibrierung von Schwellenwerten) vorgenommen werden, ohne dass dabei das Sondengehäuse geöffnet werden muss. Außerdem besteht die Möglichkeit, über das zentrale Bediengerät URB 60 alle Werte auf einem Gerät einzusehen und Einstellungen vorzunehmen. Die
„Über unsere Universal-Sicherheitsschalter lassen sich bis zu vier sicherheitsgerichtete Sensoren verarbeiten. Es können folglich auch Wassermangelelektroden oder Temperaturverstärker damit kombiniert werden, um beispielsweise die Beheizung im Falle einer Grenzwertüberschreitung automatisch zu unterbrechen.“ Dank der temperaturkompensierten Messung und Regelung direkt in
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GESTRA bietet eine auf die Dampfanlage abgestimmte Kesselautomatisierung. Verschiedene selbstüberwachte Messsonden erstellen automatisch Messwerte oder auch Fehlermeldungen, die an übergeordnete Leitsysteme übermittelt und ebenso anhand von angekoppelten Anzeigegeräten leicht abgerufen und kalibriert werden können. Um die Mitarbeiter zu schützen, wird im Falle eines Problems wie einer Grenzwertüberschreitung ein Signal an entsprechende Regler gesendet, die automatisch eine Ventilöffnung oder einen Anlagenstopp einleiten. Bilder: GESTRA
der Kesseltrommel werden die Messwerte präzise erfasst und helfen somit, die Absalzmenge auf ein Minimum zu reduzieren und generell die Standzeit des Kessels zu verlängern. Aufgrund der direkten Plug-and-playInstallation und einer durchgängig einfachen Bedienung gelingt die gesamte Überwachung der Anlage auch mit wenig Personal. Dank der guten Sichtbarkeit der Displays am Sensor sowie der einfachen Kalibrierungsmöglichkeiten lässt sich beispielsweise auch das Nachjustieren der Messwerte – beziehungsweise der Schwellenwerte – zügig erledigen. Dadurch wird das Personal vor einer ungewollten Falscheingabe bewahrt und die sichere Einstellung der Anlage geht leicht von der Hand.
Die integrierten Fehlerspeicher helfen zudem dabei, im Wartungsfall anhand der Historie genau nachzuvollziehen, welche Funktion wann ausgefallen ist oder abgeschaltet wurde. Dadurch kann ein Servicetechniker den Schaden beheben, ohne lange auf Fehlersuche gehen zu müssen. Neben den codierten Fehlermeldungen, die das SPECTORconnect automatisch erstellt und die in der Leitstelle sowie an den Sensoren abrufbar sind, können sich die GESTRA-Techniker auf Anfrage des Kesselbetreibers mithilfe einer tiefergehenden Fehleranalyse-Software auf die einzelnen Sonden und Regler per Fernzugriff aufschalten. Dadurch lassen sich detailliertere Informationen bezüglich Störungen abrufen.
Mahne betont abschließend: „Unser SPECTORconnect komplettiert jedes Dampfsystem und kann auch in Kondensatbehältern, Pumpenrückförderanlagen oder Reindampferzeugern eingesetzt werden. So wird die notwendige Balance im Dampferzeugungskreislauf sichergestellt.“
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Berührungslose Blitzschutzmessung bei WKA Wie sich Blitzschäden vermeiden lassen und welche Rolle Drohnen dabei spielen Aufgrund ihrer exponierten Lage ziehen Windkraftanlagen Blitze stark an. Die Einschläge kön nen schwerwiegende Folgen haben, von reparaturbedingten Ausfällen bis hin zur Zerstörung der Anlage. Das Blitzschutzsystem der Windenergieanlage muss deshalb zuverlässig arbeiten. Doch der äußere Blitzschutz ist seinerseits selbst den Witterungsbedingungen und hoher mechanischer Beanspruchung ausgesetzt. Beschädigungen lassen sich daher nicht vermeiden und sollten schnellstmöglich repariert werden. Der Betreiber muss also dafür sorgen, dass mögliche Schäden frühzeitig erkannt werden – keine leichte Aufgabe angesichts der Höhe dieser Anlagen. Für die Kontrolle des Blitzschutzsystems sind regelmäßige visuelle Inspektionen notwendig. Diese wurden zunächst fast ausschließlich von Industriekletterern durchgeführt. Mittlerweile kommen aber auch mit Kameras bestückte Drohnen zum Einsatz, die spezialisierte Piloten steuern. Beide Methoden weisen Nachteile auf, unter anderem hohe Kosten und die Notwendigkeit, externes Fachpersonal einzu setzen. Stattet man jedoch die Drohne mit künstlicher Intelligenz (KI)
und speziellen Sensoren aus, dann kann die Inspektion völlig automatisiert ablaufen, erklären die Experten der TOP seven GmbH & Co. KG. Defekte lassen sich auf diesem Wege schnell, kostengünstig und mit hoher Zuverlässigkeit detektieren. Blitzeinschläge in Windkraftanlagen sind keine Seltenheit. Deshalb haben die Anlagen ein Blitzschutzsystem. Das äußere Blitzschutzsystem dient dazu, den dabei eingehenden elektrischen Strom ins Erdreich abzuleiten und so
Rotorblätter oder Gondel vor Beschädigungen zu schützen. Versagt der Blitzschutz, sind die Folgen gravierend: Es können nicht nur Überladungsschäden in der elektrischen Steuerung auftreten, sondern auch die Rotorblätter abknicken. Da die Lufttemperatur innerhalb des Blitzkanals schlagartig auf einige Zehntausend Grad Celsius steigt, können auch leicht Brände entstehen. Windkraftanlagen bestehen überwiegend aus Kohlefaserverbundstoffen,
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die zwar besonders leicht sind, aber schlecht elektrisch leiten. Ohne Blitzschutz würde die Energie eines Blitzes daher schlecht in den Boden abfließen mit der Folge, dass eine solche Anlage abbrennt. Das Ganze lässt sich auch in Zahlen fassen: 2019 bezifferte der europäische Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst Cordis die jährlichen Schäden, die den Betreibern von Windkraftanlagen durch Blitzeinschläge entstehen, auf 1,5 Millionen Euro. Neben Reparaturkosten zählen auch die entgangenen Einnahmen dazu. Es liegt daher im eigenen Interesse der Betreiber, ihre Anlagen regelmäßig zu warten, um den desaströsen Folgen von Blitzeinschlägen vorzubeugen. Im Hinblick auf mögliche Gefährdungen, die Versorgungssicherheit und die entstehenden Kosten verlangen auch der Gesetzgeber sowie die Versicherungsunternehmen eine normierte Prüfung des Blitzschutzes. Dazu gehören Sichtprüfungen bei der Inbetriebnahme und regelmäßige Wiederholungsprüfungen. Nicht nur die Art, sondern auch die Frequenz der Prüfungen sind in der Norm IEC 62305 festgelegt. Darüber hinaus müssen die Betreiber von Windkraftanlagen bei der Blitzschutzprüfung die Vorgaben der Norm IEC 61400-24, sowie in Deutschland die Arbeitsrichtlinie „Technische Richtlinie zur Prüfung der Blitzschutzanlage an Windenergieanlagen“ des Sachverständigenbeirats des BWE beachten, die im März 2021 aktualisiert wurde. Neu ist, dass nun auch alternative Prüfmethoden zugelassen sind, wenn eine unabhängige, qualifizierte Institution wie bspw. TÜV SÜD diese validiert und verifiziert hat. Die Komponenten des äußeren Blitzschutzes befinden sich viele Meter über dem Erdboden: an den Rotorblättern, dem Turm und am Maschinenhaus. Ihre
regelmäßige Sichtprüfung bzw. die Fehlersuche durch Personen gestaltet sich dementsprechend aufwendig: Man benötigt Industriekletterer, die vor Ort die Wartung und Messungen an den Blitzschutzkomponenten durchführen. So messen sie den niederohmigen Stromwiderstand zwischen den Fangeinrichtungen in den Rotorblättern sowie der Erdanschlussfahne im Turmfuß und stellen auf diesem Wege fest, ob ein Leiterbruch vorliegt. Um ihn zu lokalisieren, muss der Industriekletterer möglicherweise Löcher in die Struktur des Rotorblattes bohren und ihn mithilfe einer Endoskopiekamera auf der gesamten Länge – von der Spitze bis zur Wurzel des Rotorblattes – untersuchen. Doch professionelle Industriekletterer sind teuer und nur begrenzt verfügbar. Zu den Ressourcenengpässen und der damit verbundenen Abhängigkeit der Windkraftanlagenbetreiber von externen Spezialisten kommen noch weitere Nachteile dazu: Wegen der großen Höhe müssen die notwendigen Elektrokabel entsprechend lang sein – nicht selten bis zu 100 Meter. Zudem bergen Arbeiten in dieser Höhe ein gewisses Sicherheitsrisiko und müssen außerdem bei ungünsti-
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gem Wetter unterbrochen und gegebenenfalls neu terminiert werden. Um die Nachteile des Einsatzes von Industriekletterern zu umgehen, setzen Betreiber zunehmend Drohnen für die visuelle Inspektion der Rotorblätter und deren Rezeptoren ein. Ein spezialisierter Pilot steuert die mit einer Kamera ausgestattete Drohne. Gutachter werten das Bildmaterial anschließend aus. Diese Vorgehensweise ist preiswerter, zumal das Unfallrisiko wesentlich sinkt. Die Industriekletterer haben ihrerseits nun mehr Zeit, um notwendige Reparaturen durchzuführen. Dazu kommt, dass die Komponenten in der Höhe via Flug viel einfacher und schneller erreichbar sind. Allerdings hat die Methode mehrere Schwachstellen. So ist zum Fliegen der Drohne ein Pilot mit spezifischem Know-how notwendig, man begibt sich also in eine neue Abhängigkeit. Um den Komponenten für auswertbare Aufnahmen nahe genug zu kommen, sind zudem oft schwierige Flugmanöver erforderlich oder gar nicht machbar. Doch damit nicht genug: Es ist mit der manuellen Steuerung unmöglich, den Abstand zu den Flügeln immer konstant zu halten, was die Reproduzier-
Die drohnengestützte Inspektion einer Windkraftanlage erlaubt neben der visuellen Inspektion eine berührungslose Blitzschutzmessung. Letzteres ist bis dato einzigartig auf dem Markt.
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barkeit bei nachfolgenden Inspektionen sehr schwierig macht. Weiterhin fällt sehr viel Bildmaterial an, welches aufwendig zu analysieren ist. Da die Auswertung der Fotos erst im Nachhinein erfolgt, muss bei Unklarheiten eine weitere Inspektion durchgeführt werden. Zeitverzug und Zusatzaufwand sind die Folgen. Anders ist das bei einer mit entsprechend intelligenter Steuerung ausgestatteten Drohne. Sie führt die visuelle Inspektion komplett automatisiert durch und liefert Aufnahmen mit minimaler Überlappung von allen vier Seiten der Flügel und des kompletten Turms. Es bedarf keines spezialisierten Piloten mehr. Eine kurze Schulung genügt und die visuelle Inspektion kann selbstständig durchgeführt werden. Damit sind nicht nur die Kapazitätsengpässe und die Abhängigkeit von externen Fachleuten behoben, sondern Flexibilität und Schnelligkeit steigen enorm. TÜV SÜD hat mit seiner unabhängigen Validierung und Verifizierung bestätigt, dass das Messverfahren von TOPseven zur berührungslosen Blitzschutzmessung von Windkraftanlagen nach Technischer Richtlinie des deutschen Bundesverbandes Windenergie als alternative Prüfmethode für den Abschnitt des Blitzschutzsystems einer WEA geeignet ist, der von den Rezeptoren (Blitzfangeinrichtungen) bis zu den Blattflanschen der Rotorblätter reicht. Zudem hat ihm das Europäische Patentamt im Juli 2021 das Patent EP 3 596 570 erteilt. Der intelligent gesteuerten Inspektion geht eine detaillierte Vermessung der Windkraftanlage – Kalibrierflug oder Kalibriermission genannt – voraus. Das System erstellt aus den Daten ein sehr genaues, spezifisches CAD-Modell und berechnet mit diesen Daten die exakte und jederzeit reproduzierbare Flugroute.
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Bei der Weiterentwicklung der Technologie geht es aktuell darum, KI auch für die Bildanalyse einzusetzen. Indem sie die Fotos in der Cloud vorsortiert und optimiert, sinkt der Aufwand für den menschlichen Gutachter, während sich die Trefferquote erhöht. Bilder: TOP seven
Mit der integrierten Kamera nimmt die Drohne akribisch zusammenhängende Fotos von hoher und gleichbleibender Qualität auf – unabhängig von den Wetter- und Lichtverhältnissen. In der Regel muss der Betreiber die Anlage für die optische Inspektion aller Rotorblätter und des Turms sowie der berührungslosen Blitzschutzmessung nur noch einmal anhalten. Kommt es doch zu einer witterungsbedingten Unterbrechung, dann setzt die Drohne ihren Inspektionsflug selbstständig an exakt der gleichen Position zu einem späteren Zeitpunkt fort. Die hochauflösenden Bilder werden in Echtzeit in die Cloud übertragen und lassen sich anschließend sehr einfach begutachten. Mehr noch: Mit speziellen, in die Drohne integrierten Sensoren lassen sich Beschädigungen des Blitzschutzes auf den Punkt genau lokalisieren. Der Signalgenerator speist hierfür an der Wurzel des Rotorblatts Hochfrequenzsignale in den Blitzableiter ein und erzeugt so ein elektrisches Feld, das ein hochempfindlicher elektrischer 3D-Feldsensor vermisst. Ist die Signalstärke an der Rotorblattspitze zu
gering oder gar nicht vorhanden, dann ist der Leiter entlang des Rotorblatts beschädigt oder unterbrochen. In diesem Fall fliegt die Drohne das Rotorblatt eigenständig ab und misst die Intensität des elektrischen Feldes. So findet sie vollautomatisiert die Stelle, an der das Feld abbricht und wo demnach die Beschädigung liegt. Das System protokolliert jede Fehlerstelle, sowohl visuell als auch beim Blitzschutz, mit den exakten Positionsdaten. Defekte des Blitzschutzes können demnach sofort behoben und kleinere Schäden bei späteren Inspektionsflügen fortlaufend beobachtet werden. So kann zudem eine durchgeführte Reparatur jederzeit einfach überprüft oder eine Schadenentwicklung verfolgt werden.
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Systemabscheider für Leichtflüssigkeiten Wasseraufbereitung und Abwassertechnik (nicht nur) für die Industrie Viele Firmen suchen nach Lösungen für den individuellen Abwasserstrom und wenden sich in der Folge an die Spezialisten von LK-Metallwaren – und das aus gutem Grund, denn das Unternehmen fertigt seit über 30 Jahren Anlagen, die nahezu in allen wasserverschmutzenden Bereichen eingesetzt werden können. Die Experten bieten dabei Lösungen im Bereich von Abscheideanlagen für Leichtflüssigkeiten, der Filtration, der Dreiphasentrennung, der chemisch-physikalischen Aufbe rei tung, der Osmose und der Fernüberwachung. Exemplarische Praxisbeispiele zeigen, was möglich ist. Die LK-System-H-Abscheider für Leichtflüssigkeiten kommen bei vielen Unternehmen als Vorbehandlungsstufe und vollwertige Behandlungsanlage zum Einsatz. Die Betreiber profitieren dabei von einer hohen Funktionssicherheit, geringen Betriebskosten, der Separierung abgeschiedenen Öls in einem Ölspeicher und der Anpassungsfähigkeit der Anlagen an die jeweilige Aufgabenstellung. Angeboten werden die Anlagen mit einer Leistungsfähigkeit von 1,5 bis 100 l/s je Anlage, wobei sich die Anlagen sowohl parallel als auch in Reihe kombinieren lassen.
Durch diese Möglichkeit der Kombinierbarkeit lassen sich unterschiedlichste Aufgabenstellungen bewältigen – egal ob im Bereich der Industrie, bei Flughäfen, militärischen und zivilen Einrichtungen oder bei Bahn- und anderen Verkehrsbetrieben. Die Anlagen sind laut Hersteller stets den aktuellen Anforderungen der Entwässerungsnormen gewachsen und lassen sich flexibel erweitern. Ein paar Beispiele für praktische Anwendungen zeigen, was in den unter-
schiedlichen Einsatzbereichen möglich ist. Der System-H-LK-Abscheider kommt beispielsweise für die produktionsbegleitende Entölung in Galvanikbetrieben der Halbzeug- und Fertigproduktion oft zum Einsatz. Die abgereinigten Öle aus den Entfettungsprozessen werden in der Mischung mit Wasser und Lauge bei 60 Grad Celsius bis 80 Grad Celsius über einen LK-Abscheider aus Sonderlegierung stetig beim Kreislaufbetrieb des Mediums entfernt.
In Reihe und parallel kombinierbar
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Davon profitiert der Anlagenbetreiber direkt, denn durch das Erreichen eines hohen Reinheitsgrades verlängert sich die Standzeit beträchtlich. Längere Betriebszeiten sind möglich. Der Betreiber spart außerdem bei den sonst üblichen Entsorgungsaufwendungen und reduziert die Anzahl der Anlagenstillstände. Einsetzen lässt sich der System-H-LKAbscheider aber auch bei der Kühlwassersicherung in Kraftwerken, Stahlund Hüttenwerken und in der chemischen Industrie. Hier dienen sie unter anderem zur Sicherstellung der im Kreislauf befindlichen Öl- und Wassermengen im Dauerbetrieb und punkten auch bei einem Störfall. Ein Ölfrühwarnsystem sorgt nämlich für die Information, wann die LK-Systeme im Volumenstrom zwischengeschaltet werden müssen.
Vorteile für die Wasser- und Abwasseraufbereitung: Kompakte Anlagen wie die Aquafil oder auch große Anlagen der Membranfiltration beziehungsweise Osmose-Anlagen oder auch Flotations- und Spaltanlagen arbeiten effizient, sparen Energie und chemische Zusatzstoffe ein und verringern die Menge an anfallenden Abfallstoffen deutlich. Bilder: LK-Metallwaren
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Der System-H-LK-Abscheider eignet sich auch für die produktionsbegleitende Entölung in Galvanikbetrieben. Die Anlagen mit einer Leistung von 1,5 bis 100 l/s je Anlage lassen sich in Reihe und parallel schalten.
Zudem erfolgt die sichere Sammlung des anfallenden Öls. In diesem Einsatzszenario vermeidet der Abscheider nicht nur teure Betriebseinschränkungen oder gar einen Stillstand, sondern verhindert außerdem die Kontaminierungen im Übergabebereich an Gewässer und Kanalnetze. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Nutzung der System-H-LK-Abscheider bei Kfz-Betrieben, in Tanklagern, Tankstellen sowie bei Bahn-, Nutzfahrzeugund Verkehrsbetrieben. Besonders clever: Da der LK-Abscheider freistehend und oberirdisch eingesetzt werden kann, entfällt der kostenintensive Erdeinbau. Der hoch liegende Ablauf am Abscheider ermöglicht außerdem den Verzicht von Rückstausicherung und Hebeanlage für diese Abwasserbehandlungsanlage. Dabei werden Biostofföle und mineralische Öle durch nach Herstellerangaben nahezu wartungsfreie Dauerkoa-
leszenzstufen abgeschieden und sammeln sich in dem integrierten Speicher. Ebenfalls gut zu wissen: Fehlbedienungen sind laut Entwickler durch den Verzicht auf bewegliche Teile nahezu ausgeschlossen. Es gibt noch zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten der LK-Abscheider, wobei die Nachschaltung weiterer Behandlungsanlagen nach dieser Vorbehandlung beispielsweise in Form von Anlagen für die Abscheide- und Sedimentationstechnik kein Problem darstellt, wie der Hersteller betont.
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Perfekter Service fürs stille Örtchen Dienstleister für WC-Anlage arbeitet mobil, nachhaltig und verstärkt digitalisiert Die Schweizer Restclean AG wartet als Spezialserviceanbieter Spül- und Ablaufsysteme von Toiletten. Das Unternehmen nutzt dabei unter anderem ein spezielles Reinigungsverfahren, um die Funktionsfähigkeit eines Toilettenspülsystems wieder in den Neuzustand zu versetzen sowie Kalk und Rückstände zu entfernen. Auf diese Weise hat die Schweizer Firma wohl schon Tausende Toiletten gerettet, die Funktionsfähigkeit der Spülsysteme wiederhergestellt und durch die Reinigung außerdem die Lebensdauer von WC-Anlagen verlängert. Gemeinsam mit den IT-Unter nehmen Step Ahead und Rodias wurde nun bei diesem Dienstleister der komplette Serviceprozesses digitalisiert – und das hat diverse Vorteile. Das Unternehmen Restclean mit Sitz im aargauischen Oberlunkhofen hat sich mitunter auf die Reinigung von Spülund Ablaufsystemen von Toiletten und von großen Toilettenanlagen spezialisiert. Zum Einsatz kommt hierfür unter anderem eine patentierte Reinigungsapparatur inklusive eines passenden Reinigungsmittels mit Abrasivzusatz. Die Apparatur und das Reinigungsmittel werden mobil vor Ort durch Servicetechniker angewendet. Diese umweltschonende Dienstleistung lohnt sich laut Anbieter nicht nur bei
größeren Anlagen, sondern schon beim Betrieb einer einzigen Toilette kann der Einsatz des Reinigungsverfahrens sinnvoll sein. Das Marktpotenzial ist damit riesig, denn mögliche Kunden sind neben Privatpersonen auch Unternehmen, Behörden, Hausverwaltungen und Organisationen des Gesundheitswesens. Insgesamt wurden seit dem Start im Jahr 2011 bis heute rund 60.000 WC-Anlagen erfolgreich gereinigt.
Bereits früh hat der Dienstleister für die Erfassung und Abwicklung der Aufträge auf ein dynamisches ERP- und CRM-System gesetzt und im Jahr 2014 Steps, eine Softwarelösung der Step Ahead GmbH, eingeführt. Dabei war es das mittelfristige Ziel, täglich bis zu 500 Aufträge im Innendienst abzubilden und etwa 50 bis 100 Servicetechniker per Routenplaner zu den jeweiligen Kunden zu steuern. Nun wurde die Serviceabwicklung weiter
Servicegeschichte jeder Toilette abrufbar
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digitalisiert, wobei auch der Servicetechniker vor Ort mit in die Digitalisierungsstrategie einbezogen wurde. Er sollte nicht nur einen mobilen Datenzugriff nutzen können, sondern für jeden Auftrag sollte ihm außerdem die gesamte Objekthistorie bzw. die Servicegeschichte einer Toilette verfügbar sein, so die Vorstellungen der Verantwortlichen von Restclean. Des Weiteren musste für die Servicetechniker vor Ort eine einfache und praktikable Bedienbarkeit gewährleistet werden. Zudem galt es, den papierbasierten Servicerapport in einer mobilen Lösung abzubilden. Deshalb musste eine flexible Serviceapplikation gefunden werden, die den End-to-End-Prozess digital abbildet und damit effizient unterstützt. Sie sollte außerdem für zusätzliche Module Schnittstellen bieten und im Hinblick auf weiteres Wachstum skalierbar sein. Als geeignete Lösung entschieden sich die Verantwortlichen von Restclean für das ERP-System Steps Business Solution von Step Ahead, welches durch die mobile Lösung Insight Control Panel der Firma Rodias ergänzt wurde. In Kombination gewährleisten die beiden integrierten Plattformen die durchgängige digitale Abwicklung des Gesamtprozesses, angefangen von der Kundenanfrage über die Vorbereitung der notwendigen Gebrauchsgegenstände im Lager und Steuerung der Servicetechniker bis hin zur Rechnungstellung und das Einrichten der Fahrzeuge nach Dienstende. Hierbei steht der Service für den Kunden im Zentrum. So werden schon bei einer telefonischen Kontaktaufnahme durch einen Kunden sämtli-
„Mit der mobilen Servicelösung von Rodias vereinen wir alle administrativen Prozessschritte des Serviceeinsatzes in einer App und schaffen gleichzeitig volle Transparenz für unsere Kunden und Servicetechniker. Angefangen von der integrierten Routenplanung über die Materialwirtschaft bis hin zur vollautomatisierten Abrechnung mit Fotodokumentation. Vor dem Rückimport in unser ERP-System werden die Daten über vordefinierte Fehlerprüfungen kontrolliert, was zu einer hohen Datenqualität in der Abrechnung führt und damit Kundenrückfragen eliminiert“, erklärt Restclean-Geschäftsführer Roger Mäder. Bilder: Rodias
che Servicedaten pro Toilette angezeigt. Alle für einen Arbeitstag anfallenden Aufträge werden den Servicefahrzeugen zugeordnet. Vorab werden die benötigten Arbeitsmittel sowie etwaige Ersatzteile im Lager vorbereitet. Die integrierte Routenplanung zeigt den Servicetechnikern jeweils den Weg zu ihrem nächsten Einsatz. Vor Ort sehen sie dank der App des Insight Control Panels sämtliche verfügbaren Servicedaten sowie notwendigen Ersatzteile pro Toilette. Jeder Servicemitarbeiter hat damit die Möglichkeit, sich vor einem Einsatz über die verbauten Toiletten zu informieren und eventuell notwendige Spezialteile einzupacken. Eine besonders praktische Unterstützung für den Einsatz vor Ort ist die App, wie Geschäftsführer Roger Mäder bestätigt: „Sie ist äußerst flexibel anpassbar und bietet für den Benutzer eine einfache und intuitive Bedienung.“ Der Clou: Bereits im Vorfeld sind alle be-
Der Disponent hat einen Überblick, welcher Servicetechniker wann und mit welchem Fahrzeug welchen Kunden besucht.
nötigten Ersatzteile und Servicematerialien auf dem Serviceauftrag elektronisch erfasst und für das Servicepersonal sofort abrufbar. Der Kunde muss den Auftrag abschließend lediglich digital bestätigen. Dabei erhält er volle Transparenz über die erbrachte Leistung sowie die entstandenen Kosten. Gleich nach Beendigung des Serviceeinsatzes wird das Dokument in die Disposition geschickt. Das löst eine Vorkommissionierung der im Fahrzeug entnommenen Materialien ebenso aus wie die automatisierte Rechnungsstellung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Durch die Digitalisierung des gesamten Prozesses und die mobile Servicesteuerung ist Restclean laut Lösungsanbieter in der Abarbeitung deutlich effizienter und vor allem kundenorientierter.
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Produktion in wenigen Wochen optimiert Hersteller von Verpackungen vernetzen Maschinen, unabhängig vom Alter und Funktion Vor mehr als 40 Jahren begann die Geschichte des heutigen Unternehmens Flestic – und zwar mit einigen kleinen, kundenspezifischen Modellen aus Kunststoff. Heute produziert der Mittelständler mit über 80 Mitarbeitern im niederländischen Dronten auf einer Produktionsfläche von mehr als 7.000 Quadratmetern Verpackungslösungen aus Kunststoff: Neben Flaschen, Töpfen und Verschlüssen zählen auch maßgeschneiderte Kunststoffverpackungen zum Sortiment. Das Unternehmen setzte in seinem Produktionsprozess auf standardisierte, aber flexibel einsetzbare Maschinen und Anlagen, hatte aber in der Vergangenheit keine Kennzahlen zu deren Auslastung, zum Auftragsstand oder zur Produktivität. Genau an diesem Punkt setzte ein unlängst durchgeführtes Projekt an, das die Produktion innerhalb weniger Wochen deutlich optimieren konnte. Aktuell verfügt das Unternehmen über „Wir wollten genaue, verlässliche Kenn- trahieren“, erinnert sich von Nes und 40 Extrusionsblasmaschinen, von denen zahlen und zudem auch sehen, wann gibt aber zu: „Auf lange Sicht war uns 35 intern entwickelt und gebaut wur- eine Maschine gestartet und gestoppt dies einfach nicht professionell genug.“ den. Das Problem: Es gab von diesen wird beziehungsweise was der Grund So begab sich das Unternehmen auf die Maschinen keine genauen Kennzahlen für diese Unterbrechung war. Dies war Suche und wurde auf einen Beitrag zur Auslastung, zum Auftragsstand oder bislang für uns eine Grauzone, die wir über ein neues Maschinen-Daten-Erfaszukünftig jedoch unbedingt beleuchten sungssystem (MDE-System) aufmerkzur Produktivität. Bas van Nes ist seit mehr als 25 Jahren wollten.“ sam. Das dort beschriebene System als Funktionssicherheitsingenieur bei Der Ingenieur gab sich mit der Situation „Smartmonitor“ begeisterte van Nes: Flestic tätig. Er verdeutlicht das Pro- nicht zufrieden und fing an, selbst einen „Was für ein cleveres und zugleich einfablem: „Wir konnten die Produktivität bis- Impuls von der jeweiligen Maschine ab- ches Prinzip: eine Signalampel, die mit lang nur grob anhand der von uns zugreifen. „Ich war in der Lage, aus die- einem entsprechenden Modul ergänzt selbst ermittelten Zahlen messen. Das sem Impuls eine Datenbank aufzu- wird und dann sofort alle Daten der Mawar uns einfach zu wenig.“ Er fährt fort: bauen und Informationen hieraus zu ex- schine an eine zentrale Datenbank
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sendet. Ich war sofort überzeugt.“ Er fährt fort: „Unser Geschäftsführer war auch sehr enthusiastisch, weil wir auf diese Weise jedes Starten und Stoppen der Maschinen sehen konnten – einerseits auf dem Bildschirm, aber anderseits auch auf der Maschine selbst.“ Die ersten Informationen und Berichte über Smartmonitor begeisterten Flestic so sehr, dass sie spontan eine Informationsveranstaltung des Großhändlers Itsme besuchten. Hier kamen sie in Kontakt mit einem Unternehmen, welches bereits Kunde von Werma, dem Hersteller von Smartmonitor ist, und diese Lösung bereits im Einsatz hat. „Diese Empfehlung überzeugte uns komplett von der Effizienz des Systems und wir entschieden noch an diesem Tag, zu bestellen“, berichtet van Nes. Dann ging alles ganz schnell: „Ich habe Kontakt mit Werma aufgenommen und schon zwei Tage später kam das Paket mit der kostenlosen Testbox bei uns an. Darin war alles enthalten, was wir für den Start benötigten.“ Flestic installierte die Demo-Geräte auf drei Maschinen und war von den Ergebnissen begeistert: „Wir haben dann einen Test durchgeführt, der sehr positiv ausgefallen ist.“ Inzwischen setzt Flestic seit etwas mehr als einem Jahr auf das einfache, funkbasierte MDE-System „Smartmonitor“ von Werma Signaltechnik. Dabei entsteht durch die Vernetzung von Signalsäulen eine einfache, kostengünstige und nachrüstbare Alternative zu herkömmlichen komplexen MDE-Systemen. Das System besteht aus Funksender, Funkempfänger und der Software. Das robuste Funknetzwerk (868 MHz) für das Produktionsumfeld sucht sich selbst die beste Verbindung und sorgt so für einfachste Integration in den Fertigungsprozess. Die Installation ist einfach: Der Funksender wird per Plug & Play als zusätzliches Element in die bestehende Werma-Signalsäule integriert und überwacht Zu-
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In der Fabrik sind etwa 40 unterschiedliche Maschinen im Einsatz. Seit der Installation von Smartmonitor ist visuell eindeutig ersichtlich, welche Maschinen laufen. Bilder: Werma
stände oder Stückzahlen von Maschinen, Anlagen und manuellen Arbeitsplätzen. Per Funk werden diese Zustände an den Funkempfänger übertragen, welcher alle Daten lückenlos überträgt und in einer Microsoft SQL-Datenbank sichert. Der Clou dabei: Bei Smartmonitor ist es egal, welche Art von Maschine, welchen Alters oder Herstellers es sich handelt – das MDE-System braucht nur eine Werma-Signalsäule als Schnittstelle. Dies war auch für Flestic ein wichtiges Argument: „Unsere Maschinen stammen aus verschiedenen Baujahren – wir waren begeistert, wie einfach es mit Smartmonitor ist, trotzdem alle miteinander zu vernetzen.” Auch das Zubehör überzeugte den Kunden: „Unsere Maschinen haben unter-
schiedliche Größen, die Signalsäulen waren also zunächst auf verschiedenen Höhen. Dank des cleveren Zubehörs konnten wir alle auf eine einheitliche Höhe einstellen. Auf diese Weise wirkt Ihr Maschinenpark schlank und übersichtlich.” Mithilfe der dreistufigen Signalsäulen wird optisch der Status einer jeden Maschine angezeigt: Das rote Licht zeigt an, dass die Maschine steht, Gelb leuchtet auf, wenn der Temperaturunterschied zu groß ist und Grün signalisiert einen reibungslosen Ablauf. Zudem werden diese Informationen an die Smartmonitor-Software übermittelt. „Dies gibt Aufschluss über die Prozessstabilität der Maschinen“, sagt van Nes und ergänzt: „Und natürlich besprechen wir die Werte jeden Morgen bei unserem Shopfloor Meeting in der Produktion.“ Hier werden die Anzahl der Ausfälle pro Maschine diskutiert und gezielte Aktivitäten abgestimmt. „Wir waren sehr überrascht, als wir feststellten, dass es oft keine technischen Probleme sind, die zu den Stillständen oder Ausfällen führen, sondern organisatorische Gründe dahinterstecken“, berichtet van Nes. Weitere Vorteile sieht der Spezialist in der Flexibilität des Systems: „Wir stellen unsere Maschinen von Zeit zu Zeit um, und so kann es sein, dass sich eine Maschine 10 Meter bewegen muss. Dank Smartmonitor muss ich keine zusätzlichen Kabel ziehen, da die Signalsäule bereits auf der Maschine angebracht ist. Das erspart mir eine Menge Arbeit und natürlich auch Geld.“
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Probleme sehen, die 124 Mikros hören Neue akustische Bildgebungskamera von Flir im Einsatz bei SPI Inspections Die Experten der kanadischen Firma SPI Inspections kümmern sich um Inspektionen von Stromversorgungssystemen und -infrastrukturen und setzen hier fortschrittliche Inspektionstechnologien ein. Das Team nutzt beispielsweise unbemannte Flugzeuge, Wärmebildkameras und andere Hightechausrüstung, um kompetente Inspektionsdienstleistungen, unabhängige Beurteilungen von Baustandards und die Überwachung von Stromsystemen anzubieten. Kürzlich führte das Team einen Testlauf der neuen akustischen Bildgebungskamera Si124 von Flir durch. Die Si124 ist mit 124 Mikrofonen ausgestattet und erzeugt ein präzises akustisches Bild, das Ultraschallsignale in Echtzeit über ein digitales Kamerabild geschichtet darstellt. So kann der Benutzer die Geräuschquelle visuell genau bestimmen. Auf dem Weg vom Kraftwerk zur Glühbirne können sich dem Strom viele Hürden in den Weg stellen, wenn die Infrastruktur nicht einwandfrei ist. Mithilfe langjähriger Erfahrung und fortschrittlicher Technologie erkennt das Team von SPI, wann eine Komponente gewartet werden muss. „Wir nutzen verschiedenste technologische Mittel“, so Elton Hunter, Field Manager bei SPI. Zu ihrem Arsenal gehört unter anderem die Gasdetektionskamera GF77 von Flir, mit der sie Austritte von Schwefelhexafluorid (SF6) in elektri-
schen Anlagen sowie Hotspots erkennen können. Die GF77 erkennt eine Vielzahl von Gasen. Mit einem HR-Objektiv kann die Kamera Schwefelhexafluorid sichtbar machen und mit einem LR-Objektiv Methan, Ethylen, Ammoniak und andere Gase. Die Kamera ist zudem für die Temperaturmessung kalibriert und kann somit auch als Standard-Thermografiekamera verwendet werden, mit der zahlreiche Probleme in Stromversorgungssystemen aufgedeckt werden können.
Das SPI Team setzt nun außerdem die Flir-Kamera Si124 ein. Üblicherweise werden diese Kameras für die akustische Bildgebung von Lecks in Druckluftsystemen eingesetzt, doch die Si124 ist auch für die Erkennung von Teilentladungen in Hochvoltsystemen konzipiert. Teilentladungen, die aufgrund mangelhafter elektrischer Isolierung entstehen, können erkannt werden, wenn die umliegende Luft um die Schwachstelle ionisiert wird und ein Phänomen entsteht, das als „Corona“ bezeichnet
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wird. Diese Schwachstellen lassen sich dank ihrer markanten Tonsignatur mithilfe der akustischen Bildgebung schnell ermitteln. „Das ist eine große Hilfe für uns“, sagt Hunter. Das Team verwendete zuvor UV-Technologie für die Ermittlung von Corona und war erfreut, dass es mit der Si124 etwa die gleichen Ergebnisse zu einem Fünftel des Preises erreichen kann. „Die Si124 kann es praktisch genauso gut und ist sehr benutzerfreundlich“, erklärt Brett Fleming, Corporate Manager bei SPI Inspections. „Die Kamera bietet eine hervorragende Bildschärfe im Einsatz“, fährt Hunter fort. Er erklärte, dass sein Team die Bildqualität, den einfachen Download auf einen Laptop oder in die Cloud und die Funktionen in der Benutzerschnittstelle schätze. „Wir arbeiten seit über 40 Jahren im Baugewerbe. Da hat man Arthritis und raue, geschwollene Hände von der Arbeit mit schwerem Werkzeug. Die Benutzerschnittstellen, also die Tasten und Berührungsflächen, sind sehr benutzerfreundlich. Die Arbeit damit ist sehr angenehm.“ Die Si124 macht es außerdem wesentlich einfacher, Störungen vom Boden aus zu erkennen. Bei ihrem Testlauf mit der Kamera fanden sie beispielsweise eine Störung in einer Stromleitung auf einer Höhe von etwa 67 Metern – ein schwer zu ermittelnder Fehler. „Das ist eine 25 Millionen Dollar teure Störung an einer Leitung, die erst fünf Jahre alt ist“, merkt Hunter an, und er-
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Die akustische Bildgebungskamera Si124 kann Fehler in bis zu 100 Meter Entfernung erkennen und so Gutachter aus Gefahrenbereichen fernhalten. Bilder: Flir
gänzt: „Mit der Si124 konnten wir das Problem schnell erkennen.“ Umspannwerke und andere Stromversorgungsanlagen bergen zudem zahlreiche Gefahren für Arbeiter und Inspektoren. Als das Team vor einem besonders gefährlichen Bereich im Umspannwerk stand, in dem eine Kondensatorbank defekt war, musste es außerhalb des Maschendrahtzauns um den Bereich bleiben. Mit Freude stellte man fest, dass die Si124 die Situation auch durch den Zaun auswerten konnte. „Wir konnten uns hinstellen und einfach durch den Maschendrahtzaun hindurch messen. Da sich 124 Mikrofone vor der Kamera befinden und die Kamera selbst sehr klein ist, konnten wir mit der Kamera einfach durch die kleine Lücke sehen und die Sicherheit unseres Teams gewährleisten. Das ist ein großer Vorteil für uns bei Einsätzen vor Ort“, erklärt Hunter. Das Ziel von SPI besteht darin, Probleme zu erkennen, bevor sie sich zu weit entwickeln. Mit Instrumenten wie der Si124 können sie Teilentladungen und Corona früh erkennen und Aus-
fälle vorhersagen, damit ihre Kunden diese rechtzeitig verhindern können. „Damit können wir genau sehen, was in der Stromleitung vor sich geht“, so Hunter. „Bevor es also zu einer katastrophalen Störung kommt, die einen Betriebsausfall und eine Reparatur zur Folge hat, können wir dem Kunden frühzeitig erklären, dass es zu einem Problem werden kann, wenn er das nicht behebt.“ „Wenn wir unseren Job richtig machen, weiß niemand, dass wir da draußen sind. Der Kunde weiß nicht einmal, dass wir da sind. Wir machen unsere Arbeit, geben Empfehlungen und er kann mithilfe geplanter Ausfallzeiten oder regelmäßiger Instandhaltung entsprechende Reparaturen durchführen.“ SPI Inspections ist in Kanada und China tätig.
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Obsoleszenz sinnvoll managen Das Obsoleszenz-Management entwickelt sich zur relevanten Kernstrategie Der technische Fortschritt des Industriesektors – Stichwort Industrie 4.0 – hat auch seine Schattenseiten und signifikante Auswirkungen auf langwierige Investitionen im deutschen Mittelstand. Infolge der Entwicklung wird nämlich ein langfristiger Planungshorizont erschwert, wenn Bauteile abgekündigt werden und Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind. Nicht nur die Hersteller sind schuld an dem Mangel von Bau- und Ersatzteilen, auch umweltschutzpolitische Überlegungen oder Megatrends wie IoT gehören zu den Auslösern von verkürzten Produktlebenszyklen. Um dieser Veränderung entgegenzuwirken und die Instandhaltung zu gewährleisten, wird Obsoleszenz-Management zum allgegenwärtigen Thema im deutschen Mittelstand – mit steigender Bedeutung. Die Kernproblematik der abgekündigten Bauteile liegt in der langfristigen Auswirkung auf die gesamte Produktions- und Lieferkette. Die Erschwernis liegt hierbei auf der Hand: Internationale Hersteller kündigen aus unter-
schiedlichsten Gründen die Ersatzteile bene Maschinen bis zu einem Zeitder Maschinen ab. raum von 20 Jahren instand gehalten Während das aktive Instandhaltungs- werden. management schon seit Jahren in Während in den Produktionshallen ein Branchen der Wehrtechnik oder der dauerhafter Betrieb garantiert werden Bahnindustrie zugegen ist, ziehen sich muss, betrifft das Obsoleszenz-Madie Auswirkungen der Obsoleszenz in- nagement nicht nur interne Prozesse. zwischen durch eine Vielzahl von Bran- Durch die gesamte Lieferkette sollte eine Ersatzteilverfügbarkeit sichergechen. Die betroffenen langfristigen Investiti- stellt werden, welche auch über einen onsgüter sind omnipräsent in Produk- langfristigen Zeitraum erfüllt werden tionsunternehmen im deutschen Mit- kann. telstand. Namentlich die Branchen der „Die Abkündigung der Einzelteile stellt Energieversorger, Bautechnik, Luft- kleine Mittelständler genauso wie fahrttechnik oder der industriellen Fer- große Industrieunternehmen vor tigung haben mit den Folgen von Ob- einen ökonomischen und ökologisoleszenz zu kämpfen. Diese Branchen schen Zwiespalt. Voll funktionsfähige sind darauf angewiesen, dass erwor- Maschinen müssen aufgrund fehlen-
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der Ersatzteile abgeschaltet werden“, berichtet Andreas Klatt, Technischer Leiter der VWH GmbH. Um eine universelle Grundlage des übergreifenden Obsoleszenz-Managements zu gewährleisten, ist die langfristige Bereitstellung für Deutschland über die VDMA 24903 und den europäischen Raum über die DIN EN 62402 Norm geregelt. Da viele der internationalen Lieferanten und Hersteller im Ausland sitzen, kann es trotzdem nicht verhindert werden, dass diese ohne weitergehende Informationen ihre Bauteile abkündigen. Der Mittelstand wird mit dieser Thematik alleingelassen. Um Kosten zu vermeiden und Notfälle vorbereitet anzugehen, dient das Obsoleszenz-Management als Instrument der Planungssicherheit. Die Abkündigung eines Bauteils ist meist kein Schritt, der abrupt eintritt; in einer Vorankündigung gibt es genügend Zeit zur vorsorglichen Planung. Auf Anwenderseite gilt es den Herausforderungen der Obsoleszenz mit einer effizienten Planung entgegenzustehen. Hierbei unterscheidet man zwischen dem reaktiven und dem proaktiven Obsoleszenz-Management. Während die reaktive Handlung ein direktes Handeln zum Lösen des aufgetretenen Problems ist, so ist proaktives Obsoleszenz-Management der Schlüssel zu einer dauerhaften Verfügbarkeit von Bauteilen und Ersatzteilen. Zur fortlaufenden Instandhaltung langlebiger Investitionsgüter obliegt es dem Drang nach einer systematischen Zusammenarbeit zwischen dem betroffenen Unternehmen und einem operativen Partner zur gemeinsamen Entwicklung eines Obsoleszenz-Plans. „Um eine nachhaltige Lösung für dieses Problem zu schaffen, fertigen wir für unsere Kunden adäquate Bauteile. Auf diese Weise können Maschinen für den fortlaufenden Betrieb aufgerüstet werden“, erklärt Klatt.
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Abgekündigte Bauteile stellen die Industrieunternehmen heute vor neue Herausforderungen und wichtige Entscheidungen: Voll funktionsfähige Maschinen werden aufgrund fehlender Ersatzteile abgeschaltet. Um Kosten zu vermeiden und Notfälle vorbereitet anzugehen, dient das reaktive und proaktive Obsoleszenz-Management als Instrument der Planungssicherheit. Bilder: VWH
Re-Engineering und die folgende Reproduktion der Bauteile erfordern aber eine sorgfältige Planung der Vorgehensweise. Hierzu sollte eine Dokumentation der abgekündigten Bauteile erstellt werden, welche zukünftig aufkommende Problemstellen identifizierbar macht. Anhand der Dokumentation und der zugehörigen Zeichensätzen kann der Produktionsprozess abgeleitet werden. Beginnend mit einem Re-Design bzw. Re-Engineering bietet beispielsweise die VWH GmbH, ein Spezialist für Automation, Formenbau und Sensortechnik, verschiedene Lösungswege in unterschiedlichen Produktionsformen. „Wir verfügen inhouse über eine hohe Wertschöpfungskette, um den komplexen Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Unser Leistungsspektrum umfasst unter anderem den Sondermaschinen- und Werkzeugbau“, verdeutlicht Klatt. Bei nicht vorhandenen Zeichnungssätzen kann ein Bauteil per optischer oder taktiler Vermessung nach-
vollzogen werden. Die Reproduktion erfolgt dann in der hauseigenen Fertigung und gewährleistet somit eine jahrzehntelange Produktion der Bauteile, wie das Unternehmen betont. Auch nach der Produktion sei die passende Qualitätskontrolle gewährleistet. Die fortlaufende Betreuung wird zusätzlich durch die benötigte Ersatzteillogistik sichergestellt. Wichtig ist, dass sich Unternehmen rechtzeitig mit der Problematik auseinandersetzen. Zur fortlaufenden Instandhaltung langlebiger Investitionsgüter bietet sich hierbei eine systematische Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Unternehmen und einem operativen Partner zur gemeinsamen Entwicklung eines Obsoleszenz-Plans an.
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Bilder: Weicon
Die richtige unter 30.000 Lösungen finden Bedeutung der Klebetechnik nimmt (auch) in der Instandhaltung zu Das Kleben gilt als Zukunftstechnologie unseres Jahrhunderts. Sie löst in vielen Bereichen klassische Verfahren wie Schweißen, Nieten und Nähen ab. Auch in der Instandhaltung gewinnt dieses branchenübergreifende Verfahren immer mehr an Bedeutung. Häufig arbeiten dabei Klebstoffhersteller und Technische Händler eng zusammen, um der Industrie die passenden Rezepturen und Anwendungstechniken bereitzustellen. Ein Praxisbeispiel zeigt exemplarisch auf, was möglich und wie das bestmögliche Vorgehen ist. Rund 30.000 Klebstoffe soll es geben. Jeder größere Hersteller produziert Hunderte. Und jeder Klebstoff hat - je nach Anwendungsfall – seine Stärken und Schwächen. Wer kennt sich da aus? Diese Frage stellte sich vor einiger Zeit auch die Firma Tenbrink in Stadtlohn. Sie fertigt Laden- und Objekteinrichtungen für Markenshops und Designmöblierungen für Gastronomie und Hotellerie. Aufgrund des Designs, aber auch wegen der technischen Vorteile wandten sich die Betriebstechniker dem Kleben zu. Abseits von Schrauben, Gewinden und Nägeln betraten sie damit bei diversen Einrich-
tungsgegenständen Neuland. Doch welcher Klebstoff würde der Materialvielfalt gerecht werden? Schließlich müssen die gefügten Komponenten eine dauerhafte Einheit bilden – Edelstahl mit Phenolharzplatten, Stahl mit Glas, Aluminium auf Melaminbeschichtung, Furnier auf MDF und unzählige weitere Kombinationen. „Oft ist es so, dass das, was anfangs noch gut hält, sich im Laufe der Zeit wieder löst“, berichtet Norbert Kuschel, Prokurist und Betriebsleiter der Tenbrink Ladeneinrichtungen GmbH. Nach vielen unverzagten Onlinebestellungen und zahllosen eigenen Versuchen wandte sich Tenbrink bei
einem Prestigeprojekt schließlich an ein eingespieltes Tandem: einen Technischen Händler und einen Markenhersteller. Das Besondere: Die Klebespezialisten von Elsinghorst Stahl & Technik (Bocholt) und des Traditionsunternehmens Weicon (Münster) teilen ihr Know-how miteinander und am Ende mit dem Kunden. Gemeinsam bieten sie auf diese Weise alles aus einer Hand: die komplette Range an Industrieklebstoffen, den Service, den passenden Klebstoff zu finden, die Kenntnisse für eine sichere Anwendung.
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Für die Instandhaltung: Die Reparatur von Verschleißteilen mit Plastik-Stahl Plastik-Stahl ist ein besonderer Klebstoff. Während sich der vielseitige Werkstoff unter Fachleuten längst bewährt hat, wirft er bei Berufseinsteigern zunächst noch Fragen auf: Ein Stahl aus Plastik, wie soll das denn funktionieren? Wozu soll das gut sein? Im Gespräch mit B&I spricht der Plastik-Stahl-Experte Hannes Kilian von Weicon über die zweite Chance für Verschleißteile. Herr Kilian, was ist Plastik-Stahl? Plastik-Stahl ist eine Hilfe zur Aufarbeitung von Beschädigungen an Stahlplatten, Rohren und vielen anderen Verschleißteilen. Dabei kann es sich um einen stahl-, aluminium- oder keramikgefüllten Klebstoff handeln. Unser Plastik-Stahl ist ein zweikomponentiges Epoxidharz-System, das heißt, er besteht aus einer Harz- und einer Härter-Komponente. Nach dem Vermischen beider Komponenten erhärtet Plastik-Stahl durch Exothermie zu einer abriebfesten Oberfläche. Was sind die Vorteile? Wenn ein Teil kaputt geht, muss man sich zwischen einer Neuanschaffung und einer Reparatur entscheiden. Wenn man etwas ersetzen will, muss das neue Teil zunächst aufwendig hergestellt werden. Der Guss einer neuen Pumpe kann beispielsweise bis zu zwei Jahre dauern. Manchmal ist es auch nicht möglich, Verschleißteile auszutauschen - etwa, wenn sie fest in Beton integriert sind. Eine Neuanschaffung kann also schnell teuer werden. Genau hier zeigt sich der größte Vorteil des Einsatzes von Plastik-Stahl: Alten Verschleißteilen wird neues Leben eingehaucht, indem sie aufgearbeitet und neu beschichtet werden. So muss eine stark durch natürlichen
Zum Beispiel kann ein stahlgefülltes Epoxid nicht auf Edelstahl aufgetragen werden, da dies zu einer BimetallKorrosion führen würde. Der PlastikStahl würde seine Haftung verlieren. Gibt es vergleichbare Reparaturmaßnahmen? Für viele Anwendungen gibt es keine, die an die Leistungen von PlastikHannes Kilian von Weicon betont im Interview: Stahl herankommen. „Für viele Anwendungen gibt es keine vergleichbaren Reparaturmaßnahmen.“ Wenn beispielsweise Stahlteile defekt sind, dann wäre theoretisch auch eine Abrieb beanspruchte Stahlplatte Reparatur durch Schweißen denkbar. nicht ständig ausgetauscht werden, Jedoch ist der Einsatz thermischer sondern kann über Jahre hinweg Energie in bestimmten Industriezweiimmer wieder neu mit Plastik-Stahl gen oft zu gefährlich oder problemabeschichtet werden. In Sachen Kos- tisch. Beispielsweise kann beim teneffizienz und Aufwand schlägt die Schweißen ein Verzug entstehen, der Reparatur mit Plastik-Stahl ganz klar bewirkt, dass die Bauteile nicht mehr die Neuanschaffung. richtig zusammenpassen. Gussteile kann man im Übrigen gar Wo kommt er zum Einsatz? nicht oder nur sehr schwer schweißen. Die Anwendung von Plastik-Stahl ist Da kommt Plastik-Stahl ins Spiel, in allen Bereichen der Industrie denk- denn mit diesem ist eine „kalte“ Repabar. Stark beanspruchte und ver- ratur möglich. schlissene Industrieteile können ausgebessert und repariert werden. Zum Wie langlebig ist die Reparatur? Beispiel wird er zur Beschichtung, Ab- Die Haltbarkeit einer Reparatur mit dichtung und Aufarbeitung von Indu- Plastik-Stahl entscheidet sich unter striepumpen, Rohren, Tanks oder Ma- den jeweiligen Bedingungen immer schinenteilen verwendet. individuell. In der Regel können die Reparaturen aber drei bis zehn Jahre, Gibt es einen Plastik-Stahl-Allroun- in einigen Fällen sogar 15 bis 20 Jahre der für alle Anwendungen? überdauern. Wenn Zwei-Schicht-SyNein, es gibt mehrere Produktvaria- steme zum Einsatz kommen, können tionen für Plastik-Stahl. Bei der Aus- Beschichtungen immer rechtzeitig wahl des richtigen Produkts kommt ausgebessert werden, sobald sich die es wie bei anderen Klebstoffen auf die erste Schicht langsam abgenutzt hat. Anforderungen und das Anwen- Anstatt nach beispielsweise sechs dungsgebiet an. Jahren die komplette Plastik-StahlWenn Arbeiten über Kopf ausgeführt Beschichtung zu erneuern, kann auch werden müssen, kommt z. B. nur ein schon nach ein bis zwei Jahren nur hochviskoser Plastik-Stahl-Typ infrage. die Deckschicht korrigiert werden. So Dieser tropft und verläuft nicht. bleiben Kosten und Aufwand wieder Auch muss man vermeiden, dass be- gering und die Reparatur haltbar. stimmte Stoffe miteinander reagieren. www.weicon.de
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Am Stammsitz in Münster setzte Hersteller Weicon sein eigenes Forschungsund Entwicklungsteam an die Aufgabe, Klebeversuche im Labor durchzuführen. Schließlich fanden die Spezialisten unter 150 Klebstoffen denjenigen, der für dieses Projekt am besten geeignet ist. Wie Fachleute bei solchen Anfragen zum Ergebnis kommen, weiß Marius Bernard, Weicon-Gebietsverkaufsleiter und DVS/EWF-Klebfachkraft. Er skizziert nachfolgend die hierfür notwendigen vier grundlegenden Schritte: Klären, was verklebt werden soll: Welche Materialien? Wenn sie niederenergetisch sind, müssen sie mit Primer (Haftvermittler) vorbehandelt werden. Welche Anwendung? Liegt z. B. eine Schub- oder Fügeverbindung vor? Ermitteln, wie die Dimension und Geometrie der Flächen sind: Kommt flächiges oder punktuelles Kleben infrage? Nur bei kleinen Oberflächen eignen sich Zweikomponentenklebstoffe mit kurzer Reaktionszeit. Raue oder strukturierte Oberflächen können mit entsprechenden Klebstoffen ausgeglichen werden. Welche Anforderungen werden an die Klebeverbindung gestellt? Kriterien können sein: Alterungsbeständigkeit (bei langfristig haltenden Verbindungen), Wetter- und UV-Beständigkeit, Temperaturbeständigkeit, Medienbeständigkeit (wenn in Kontakt mit anderen Medien, z. B. Schmiermittel), Optik (keine Verfärbung im Laufe der Zeit) u. a. Was muss die Verbindung aushalten können? Wirken mechanische Belastungen ein? Oder Zugkräfte? Ist das geklebte Stück in ständiger Bewegung? Ist eine hohe Haftung erforderlich (etwa beim Ersetzen einer Schweißnaht durch Klebstoff )? Ist Dehnfähigkeit von Vorteil? Sind diese Fragen im Gespräch mit dem Fachberater des Technischen Handels beantwortet, zeichnet sich ab, welche
Art Klebstoff infrage kommt. Die häufigsten Klebstoffarten, die für industrielle Anwendungen eingesetzt werden, sind Cyanacrylate, Silikone, Epoxide, Polyurethane, Methacrylate und Acrylate. Sie haben unterschiedliche Eigenschaften. So besitzen beispielsweise Silikone, Epoxide und Methacrylate eine hohe chemische und thermische Widerstandsfähigkeit. Silikon bleibt flexibel, besitzt aber nur eine geringe Festigkeit. Ist die industrielle Prozessfähigkeit das wichtigste Kriterium, können Acrylate punkten. Nach der Auswahl des richtigen Klebstoffes muss die Brücke von der Theorie zur Praxis geschlagen werden. Im Falle von Tenbrink führten Weicon und Elsinghorst gemeinsam beim Kunden aufgabenspezifische Mitarbeiterschulungen durch. In kurzer Zeit gewannen die Techniker ein umfassendes Verständnis für die Klebetechnik in der Ladenbau- und Möbelproduktion. Tenbrink-Betriebsleiter Norbert Kuschel bewertet die Klebedienstleistung des Technischen Handels positiv: „Mit der Unterstützung durch Weicon und Elsinghorst sind wir für unsere Kunden ein verlässlicher Partner geworden und fühlen uns für alle Anforderungen der Klebetechnik gut gerüstet.“ Der beste Klebstoff nutzt wenig, wenn prozess- oder personenbedingte Fehler in seiner Verarbeitung auftreten. Die fachlich korrekte Anwendung umfasst unter anderem die Oberflächenreinigung der Fügeteile, gegebenenfalls eine Vorbehandlung (Primer, Aktivator), eine möglichst großflächige Auftragung bei 20 bis 30 Grad Celsius, gegebenenfalls Hilfsmittel zur Fixierung der Fügeteile bis zur Aushärtung, das richtige Timing (Fixierdruck und Mindesthärtezeit). „Bei individuellen und komplexen Anwendungen muss das Zusammenspiel
Plastik-Stahl ist ein besonderer Klebstoff. Details zur Verwendung finden Sie im Interview auf der linken Seite.
der technischen Daten des Klebstoffs und der Rahmenbedingungen genauestens beachtet werden“, rät Elsinghorst-Teamleiter Bernd Nienhaus. Das gelte auch für neue oder erstmalige Anwendungen, die in der Instandhaltung eingeführt werden. Ein Instandhalter, der Rohrleitungen viele Jahre lang mit Hanf abgedichtet hat, muss erst einmal mit den neuen Kleb- und Dichtmaterialien vertraut gemacht werden. Er lernt beispielsweise, dass anaerobe Klebstoffe eine Rohrverbindung abdichten, ohne dass man das Gewinde bis zum Anschlag festschrauben muss. Da auch die Fachberater im Technischen Handel stets auf dem aktuellen Wissensstand bleiben müssen, hat der VTH Verband Technischer Handel e.V. 2019 die VTH-Fachgruppe „Klebtechnik“ ins Leben gerufen. Sie bietet unter anderem einen Fachberaterlehrgang an. In ihm bauen die Technischen Händler systematisch Know-how auf, um Techniker und Instandhalter unterstützen zu können.
Mehr zum Thema VTH Verband Technischer Handel e.V. Tel. +49 (0) 211 / 44 53 22 info@vth-verband.de www.vth-verband.de
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So werden Öltanks handliche Blechstreifen Dienstleister übernimmt die Demontage – mit viel Erfahrung und passenden Werkzeugen Die Jehle Technik GmbH wurde 1995 von Geschäftsführer Alexander Jehle gegründet. Das Fami lien un ter nehmen beschäftigt knapp 30 Mitarbeiter und kümmert sich um alle Belange rund um Heizöltanks sowie Industrietankanlagen in Stuttgart und Umgebung. Dabei gehören der Behäl terbau und die Erstellung von Neutankanlagen sowie die Wartung, Mängelbeseitigung, Reinigung und Aufbereitung von Öltanks mit GFK-Auskleidungen ebenso zum Geschäft wie die Stilllegung, Demontage und Entsorgung. Gerade die Demontage gewinnt an Bedeutung, denn wenn Öltanks in die Jahre kommen und die gesetzlichen Auflagen nicht mehr erfüllen, können sie nicht immer sa niert werden. Dann hilft nur noch die Demontage – ein Werkzeug ist hierfür besonders wichtig. Die Auflagen für Ölheizungen und die Prüfpflichten für die Lagerung von Heizöl werden stetig strenger. Neben dem wichtigen Umweltgedanken erkennen darin zunehmend viele private, öffentliche und industrielle Eigentümer einen Grund, zeitnah auf modernere, umweltfreundliche Heizanlagen umzusteigen. Die Bepreisung von CO 2 verstärkt dies, denn dadurch wird das Heizen mit Öl nun von Jahr zu Jahr teurer.
Dies waren auch die Gründe für die Verantwortlichen in Ostfildern, einer Stadt in Baden-Württemberg, in einer ihrer Grundschulen die alte Ölheizung durch eine kombinierte Lösung aus Pellets und Gas zu ersetzen. Im Zuge dieser Erneuerung musste die alte Heizung samt einem rund 50.000 Liter Heizöl fassenden Tank demontiert und abgetragen werden – und das möglichst schnell und sauber sowie rauch- und geruchsneutral. Eine
Aufgabe, die nur von Abbruch-Fachbetrieben erledigt werden darf, die nach WHG (Wasserhaushaltsgesetz) beziehungsweise AwSV (Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen) zertifiziert sind. Jehle Technik ist ein solcher Dienstleister, der sich diesen Herausforderungen regelmäßig stellt. Mit drei Abbruch-Trupps, bestehend aus je drei Mitarbeitern, ist das Unternehmen ständig unterwegs und demontiert
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durchschnittlich 250 Tanks pro Jahr. Welches Volumen diese haben, spielt laut Obermonteur Uwe Schwarz letztlich keine Rolle: „Wir zerlegen 1.000Liter-Öltanks genauso wie welche mit 150.000 oder 200.000 Litern.“ Dabei hat er definitiv keinerlei Befürchtungen, dass ihm seine Arbeit ausgeht. „Es gibt meines Wissens derzeit noch rund fünfeinhalb Millionen Ölheizungen. Da es tendenziell immer weniger werden sollen, bleibt für uns noch lange Zeit viel zu tun. Vor allem weil wir stets sauber, rauchfrei und schnell arbeiten. Das spricht sich herum“, betont der Obermonteur. Was er unter „schnell arbeiten“ versteht, machen Zahlen deutlich: Die 50.000-Liter-Anlage in der Wasenäcker Grundschule baute der Jehle-Trupp in gut zwei Tagen aus. Dabei ist der Arbeitsablauf bei derartigen Demontageprojekten immer ähnlich. Zuallererst saugen Uwe Schwarz und seine beiden Mitarbeiter das restliche Öl ab, reinigen den Tank von etwaigem Schlamm, anderen Abfällen und machen ihn gasfrei. Dann schneiden sie die Ecken auf und bohren erste Startlochbohrungen für ihre wichtigsten Werkzeuge – die Trutool Nibbler N 700 oder N 1000 von Trumpf.
laufen, bevor man ihn ins Material einbringt. Für die vertikalen Schnitte führen wir ihn natürlich von oben nach unten. Dann hilft uns sogar sein Eigengewicht und wir sparen Kraft“, so Uwe Schwarz. Richtig angesetzt, arbeitet sich das Werkzeug aber auch in der Horizontalen mit geringem Kraftaufwand schnell voran. „Schnell“ lässt sich dabei auch in Zahlen ausdrücken: Das Trutool N 700 läuft beispielsweise mit 1,3 Metern pro Minute durch bis zu sieben Millimeter dickes Stahlblech. Vom Werkzeughersteller durchgeführte Vergleiche weisen damit eine mehr als eineinhalbfache Geschwindigkeit gegenüber Schneidbrennern und ein mehr als vierfaches Produktivitätsplus gegenüber Tigersäge, Reziprogsäge/Säbelsäge oder Winkelschleifer nach. Werte, die Uwe Schwarz zwar nicht nachgemessen hat, aber gefühlt bestätigt. Seine Erfahrungen mit Winkelschleifern begrenzen sich allerdings primär auf das Trennen von Tankverstrebungen oder dickeren Schweißnähten, über die es der Nibbler nicht schafft.
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„An diesen Stellen müssen wir sägen oder flexen. Das sind zwar relativ kurze Strecken, die halten uns aber leider mehr auf als die vielen Meter mit dem Nibbler. Zudem ist der Verbrauch von Schleifscheiben allein bei diesen überschaubaren Einsätzen enorm“, bekräftigt Schwarz. Als ebenso wichtiges Argument für ihre Nibbler nennen die Tankprofis von Jehle Technik das rauch- und geruchsfreie sowie saubere Arbeiten – denn kleine Tanks stehen oft in Kellern von Privathäusern, von wo aus der Gestank direkt in Wohnräume ziehen würde. Bei mittelgroßen und großen Tanks liegt das Problem anders gelagert. Sie sind häufig in bestehende Keller eingebaut. Heißt: Sie wurden vor Ort verschweißt, um den Raum maximal auszunutzen. Daher bleiben in der Regel rund um den Tank nur die vorgeschriebenen 40 Zentimeter Platz – und auf eine Lüftung wird meist verzichtet. Der bei Trennverfahren wie Schneidbrennern entstehende starke Rauch würde es dann nahezu unmöglich machen, Belüftungsvorschriften einzuhalten. Und
Eigengewicht des Nibblers hilft Schwarz und seine Kollegen setzen anschließend ihren persönlichen Gehörschutz in beziehungsweise auf die Ohren. Dann nehmen zwei Arbeiter die Nibbler in die Hand und schneiden das Tankblech gleichmäßig in handliche Streifen. Der Dritte bringt sie nach draußen zum Container. Die Handhabung der Werkzeuge ist zwar relativ einfach und selbsterklärend, dennoch braucht man laut dem Obermonteur ein gewisses Gefühl für die Maschine und das Material. Außerdem gilt es, ein paar Regeln zu beachten: „Der Nibbler muss bereits
Stellt der Anwender den verstellbaren Griff richtig ein, lässt sich der Nibbler sauber führen, sodass er sich schnell und leicht durch das Material knabbert. Hilfreich ist hierbei auch die Flexibilität des Matrizenträgers. Dieser lässt sich mit einer Hand verstellen und in vier Schneidrichtungen drehen. So kann der Nibbler bedarfsgerecht nach links, rechts, vor- oder zurückgeführt werden. Bilder: Trumpf
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selbst wenn das möglich wäre, bliebe die Arbeit äußerst unangenehm, auch wenn die unabdingbaren Atemschutzgeräte verwendet würden. Arbeiten ohne Rauch und Gestank „Mit den Nibblern entsteht dieses Problem gar nicht. Da bleibt die Luft rein“, freut sich der Obermonteur von Jehle Technik und sieht auch in puncto Arbeitssicherheit klare Vorteile beim Trutool N 700: „Diese Werkzeuge sind zwar nicht gerade leise. Aber verletzungsträchtig sind sie definitiv nicht.“ Beim Einsatz von Winkelschleifern sieht das anders aus. Der Funkenflug ist enorm unangenehm, und ein gefährlicher Scheibenbruch lässt sich nicht gänzlich ausschließen. Da die Tankprofis oft stundenlang in beengten Räumen arbeiten, legen sie auch großen Wert auf Handlichkeit und Ergonomie der eingesetzten Werkzeuge. Die acht Kilogramm des Nibblers sind für die Tankprofis im Rahmen. Dabei schätzen sie auch die Möglichkeit, kleine Radien von bis zu 140 Millimetern zu schneiden. Für weniger erfahrene Kollegen hat Blechprofi Schwarz noch einen Tipp bereit: „Der Stempel muss immer
Uwe Schwarz, Obermonteur bei Jehle Technik, ist erklärter Fan der Nibbler von Trumpf. Er betont: „Ohne diese Maschinen wäre es in unserer Branche schwierig, konkurrenzfähig zu bleiben.“
scharf sein. Wer ihn nicht rechtzeitig austauscht beziehungsweise nachschleift, kommt deutlich langsamer durchs Blech. Zudem verschleißt die Matrize stärker. Ich spüre es sofort, wenn die Maschine nicht mehr sauber durchzieht. Wer neu in dem Geschäft ist und das nicht so schnell merkt, sollte als Daumenwert etwa einen halben Tag Dauereinsatz nehmen. Dann ist der Stempel meist fällig.“ Für den Stempelaustausch braucht Schwarz nur zwei bis drei Minuten. Er
löst mit einem Innensechskantschlüssel den Werkzeugkopf, schraubt den alten Stempel aus, den neuen ein und zieht den Werkzeugkopf wieder an. Schon geht es weiter. Der stumpfe Stempel kommt am Abend in die Werkstatt, wo er nachgeschliffen wird und für den nächsten Einsatz bereitsteht. Das Demontieren von Tanks ohne Nibbler kann und will sich der Obermonteur von Jehle gar nicht vorstellen: „Ohne diese Maschinen hätten wir es in unserer Branche extrem schwer, da wir viel langsamer und damit teurer wären.“ Entsprechend schnell amortisieren sich die Trumpf-Nibbler, wie Uwe Schwarz verdeutlicht: „Ich schätze mal, dass das nicht länger als zwei Tankdemontagen dauert.“
Mehr zum Thema TRUMPF Werkzeugmaschinen Deutschland Vertrieb + Service GmbH + Co. KG Tel.: +49 (0) 71 56 / 303 -33066 Elektrowerkzeuge@de.trumpf.com www.trumpf-powertools.de
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Prozesssicherheit ist ein Verkaufsargument Warum Rosenbauer elektromechanische Funk-Drehmomentschlüssel einsetzt Mit rund 500 Mitarbeitern baut die Firma Rosenbauer in Karlsruhe jedes Jahr mehr als 190 Fahrzeuge für den Brand- und Katastrophenschutz. Dabei kommen in der Fertigung mittlerweile elektromechanische Funk-Drehmomentschlüssel von Stahlwille zum Einsatz. Der Vorteil: Sie können nicht nur in eine softwaregestützte Werkerführung für Montagearbeitsplätze integriert werden, sondern erlauben nach Herstellerangaben auch eine schnelle, einfache und automatisierte digitale Dokumentation der Schraubfälle. Die Herstellung von Fahrzeugen für den Brand- und Katastrophenschutz ist beispielsweise bei der Montage von Drehleitern und Hubrettungsbühnen geprägt von vielen individuellen Lösungen und einem hohen Anteil handgeführter Schraubvorgänge. „Zahlreiche Verschraubungen müssen in einer festgelegten Reihenfolge und mit einem exakt definierten Drehmoment ausgeführt werden“, erklärt Torsten Schuster, Fertigungsplaner International und Leiter Arbeitsvorbereitung beim Feuerwehrausstatter Rosenbauer. Dabei kommt dem einzelnen Mitarbeiter ein hohes Maß an Verantwortung
bei der Selbstkontrolle zu. Eine nicht korrekt angezogene Schraube kann Auswirkungen auf die Funktionsweise des gesamten Systems haben – mit Folgen für die Kosten bei Garantieleistungen und Reklamationen. Die Digitalisierung von Schraubprozessen schafft hier Abhilfe, denn sie führt den Anwender sicher durch vorgegebene Abläufe und verkürzt Anlernphasen. Auf der Suche nach einer solchen Lösung haben die Verantwortlichen verschiedene Angebote geprüft. „Die Entscheidung für Stahlwille erfolgte gemeinsam mit den Mitarbeitern in der Fertigung“, berichtet Schuster und er-
gänzt: „Das war uns sehr wichtig, dass unsere Mitarbeiter bereits frühzeitig eingebunden waren und sich mit der Handhabung der neuen Werkzeuge vertraut gemacht haben.“ Deshalb gab es die Möglichkeit, in einer mehrwöchigen Projektphase mit der neuen Technik zu arbeiten und sie auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. Mittlerweile gibt es bei Rosenbauer am Standort Karlsruhe drei Arbeitsplätze und einen weiteren in Italien, die mit dem Drehmomentschlüssel Manoskop 766 Daptiq von Stahlwille ausgerüstet sind. Das Werkzeug arbeitet elektromechanisch: Es misst digital, lässt sich kabel-
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los per Funk einbinden und kann Daten sowohl empfangen als auch senden. „Was unsere Mitarbeiter an dem Schlüssel besonders schätzen, ist die Tatsache, dass er mit dem typischen Klick des mechanischen Pendants auslöst“, berichtet Schuster. Das sei ein wichtiges Kriterium in lauten Produktionsumgebungen und bei Arbeiten, wo die optische Anzeige auf dem Schlüssel verdeckt sein kann. Bei Rosenbauer sind die Drehmomentschlüssel direkt in das Werkerführungssystem Protight eingebunden. Wird ein Schraubprozess gestartet, empfängt das Werkzeug seine Daten von der Werkerführung per Funkübertragung und das jeweils erforderliche Drehmoment wird automatisch eingestellt. Die Darstellung der Bearbeitungsreihenfolge und die Anzeige der Montagepunkte erfolgen im konkreten Fall bei Rosenbauer in Karlsruhe visuell über einen großformatigen Monitor am Arbeitsplatz. Der Schlüssel signalisiert dreifach, ob die Verschraubung korrekt ausgeführt und das vorgegebene Zieldrehmoment erreicht wurde – mit einer LEDAmpel, mit der digitalen Anzeige im Display und mit dem bekannten Klick. Dabei wird auch erkannt, ob Schrauben vergessen oder doppelt angezogen worden sind. Fehlermeldungen können nicht ignoriert werden. In Echtzeit wird die erfolgte Verschraubung revisions- und verlustsicher an Protight zurückgemeldet, mit Zeitstempel und exaktem Drehmoment dokumentiert und das Ergebnis auf dem Monitor am Arbeitsplatz visualisiert. So ist eine lückenlose Rückverfolgung gewährleistet. Die Kommunikation des Manoskop 766 mit Protight erfolgt dabei über ein Opensource-Interface von Stahlwille. Das macht es nach Herstellerangaben besonders einfach, Schraubdaten zu
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Mit der Lösung werden die Schraubvorgänge bei Montagen in der Fertigung sicherer. Sie können zugleich auch einfach, schnell und digital dokumentiert werden. „So ist es uns möglich, unseren Kunden eine nachweisbare Qualität auf einem konstant hohen Niveau zu bieten – für uns ein wichtiges Verkaufsargument“, erläutert Torsten Schuster, Fertigungsplaner International und Leiter Arbeitsvorbereitung bei Rosenbauer. Bilder: Rosenbauer/Stahlwille
übergeben, zu speichern und für Auswertungen verfügbar zu machen. Die Einbindung des Manoskop 766 Daptiq in die vorhandene Systemlandschaft bei Rosenbauer war schnell realisiert. Vor Ort dauerte die Einrichtung der ersten Station etwa zwei Tage. „Allerdings war das mit Arbeiten verbunden, die nur einmal erforderlich sind“, erklärt Alexander Grosser, Projektmanager Industry 4.0 bei Stahlwille. Der Zeitaufwand bei den folgenden Installationen reduziert sich erheblich, denn das System ist nach Entwicklerangaben sehr einfach skalierbar. „Beim Kunden wird dann oft weniger als ein Arbeitstag benötigt. Und einmal installiert, läuft alles automatisch“, führt Grosser aus. „Die Prozesssicherheit hat sich mit der Lösung von Stahlwille deutlich erhöht“, berichtet Schuster. Er betont: „Gleichzeitig konnten die Werker von einem Großteil der bisherigen Verantwortung entlastet und von zeitraubenden Routinen befreit werden.“ Außerdem geht die Einarbeitung in neue Projekte einfacher und schneller. Die Wahrscheinlichkeit von Fehlbedie-
nungen und nicht korrekt ausgeführten Verschraubungen hat sich erheblich reduziert. Nicht zuletzt sinkt durch digitalisierte Prozesse der mit der Erstellung und Pflege von Arbeitsanweisungen auf Papier verbundene Aufwand. „Wir können sagen, dass wir unsere definierten Ziele voll und ganz erreicht haben“, freut sich Schuster. Die Lösung hat Potenzial. „Unsere Mitarbeiter in der Produktion ziehen bei manuellen Schraubfällen den Einsatz der Drehmomentwerkzeuge von Stahlwille in Kombination mit der prozessgesteuerten Werkerführung und Dokumentation allen anderen Möglichkeiten vor und fragen gezielt danach, wenn ein neuer Arbeitsplatz eingerichtet wird.“
Mehr zum Thema Stahlwille Eduard Wille GmbH & Co. KG Tel. +49 (0) 202 / 47 91-0 info@stahlwille.de www.stahlwille.de
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Augmented Reality trifft auf eLearning Digitale Anleitungen sorgen für mehr Effizienz und Sicherheit Der Fachkräftemangel sowie die erschwerten Bedingungen der COVID-19-Pandemie stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Dabei sind vor allem die Bereiche betroffen, die auf den Kontakt mit Kunden angewiesen sind. Dazu zählt neben dem Vertrieb und der Inbe trieb nahme in erster Linie auch der Service. Der Service ist eine der wichtigsten Schnittstellen und Kommunikationskanäle zum Kunden. Hier entscheidet sich, wie zufrieden ein Kunde mit seinem Hersteller oder Lieferanten und wie stark seine Bindung an das Unternehmen ist. Wie aber kann ein guter Service sichergestellt werden, wenn die Spezialisten in Zeiten von Corona ihre Kunden nicht mehr besuchen und Maschinen in Betrieb nehmen, warten oder instand setzen können? Augmented Reality wird in diesem Zusammenhang immer häufiger als Lösung genannt. In der sogenannten erweiterten Realität werden virtuelle Inhalte in die reale Umgebung eingeblendet. Dabei kann es sich um virtuelle Objekte wie Maschinen oder Anlagen handeln oder um virtuelle Informationen zu physischen Objekten. Speziell die zweite Variante kann im Service die Rolle eines Spezialisten oder Tutors übernehmen, um Mitarbeiter durch Tätigkeiten zu führen, die sie bislang noch nicht übernehmen mussten. Ganz so als würde der Spezialist neben ihnen stehen und sie Schritt für Schritt durch einen Einsatz führen.
Remote Service hat in Zeiten von SARSCoV-2 einen besonderen Schub erfahren. Beim Remote Service bekommt der Mitarbeiter vor Ort Smart Glasses mit Kamera, Mikrofon und einem kleinen Display aufgesetzt, das vor ein Auge geklappt werden kann. Das Bild, das die Kamera aufnimmt, entspricht dabei dem Blick des Mitarbeiters vor Ort und wird live zu einem erfahrenen Mitarbeiter in die Zentrale oder das Homeoffice übertragen. Der Spezialist sieht und hört das, was der Mitarbeiter vor Ort sieht und hört und kann ihn damit sicher durch Serviceeinsätze führen. Auf den ersten Blick ist dies die perfekte Lösung – sofern an
beiden Standorten Internet mit ausreichender Bandbreite für die Bild- und Tonübertragung vorhanden ist. Speziell beim Bild entscheidet sich, ob die Lösung hilfreich oder vielleicht sogar hinderlich ist. Hat das Bild eine schlechte Auflösung oder wird zeitversetzt übertragen, tritt das eigentliche Servicethema in den Hintergrund und die Steuerung des Mitarbeiters in den Mittelpunkt. Im Dialog zwischen dem Spezialisten und dem Mitarbeiter vor Ort geht es dann mehr darum, wo der Mitarbeiter hinschauen soll oder, dass dieser den Kopf stillhalten muss, damit auf dem Videobild etwas zu erkennen ist.
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Durch diese Rahmenbedingungen gerät die wesentliche Frage, die durch den Einsatz von Remote Service gelöst werden soll, aus dem Blickpunkt. Denn durch den Remote Service soll in erster Linie nicht die Abwesenheit eines Servicetechnikers kompensiert werden, sondern vielmehr ein Wissens- bzw. Know-how-Defizit der eigenen Mitarbeiter verringert werden. Dieses Defizit entsteht meistens durch fehlende Schulungen oder mangelnde Dokumentationen. Sicherlich ist es aus Kosten- und Nutzenaspekten nicht praktikabel, alle Eventualitäten im Detail zu dokumentieren. Doch etwa 90 Prozent aller Fälle können mit einer optimierten Dokumentation abgedeckt werden. Für etwa 10 Prozent der Fälle kann die RemoteService-Lösung der rettende Anker sein. Aber auch dann muss die Ursache im Blick bleiben. Wichtig ist, wann immer festgestellt wird, dass ein Mitarbeiter nicht ausreichend geschult wurde oder dass Vorgänge nicht ausreichend dokumentiert wurden, muss es das Ziel sein, dieses Wissen an Ort und Stelle nachzuerfassen. Ganz nach dem Motto: Man darf einen Fehler einmal machen, aber dann sollte man daraus lernen und ihn nicht ein zweites Mal begehen. Wie lässt sich Wissen einfach über die „augmented instructions“ digitalisieren und verteilen? Genau hier setzen die „augmented instructions“ an. Hier steht nicht nur der aktuelle Serviceeinsatz im Mittelpunkt, sondern die nachhaltige Dokumentation für zukünftige Einsätze. Erreicht wird dies über die Digitalisierung von Anleitungen und der benötigten Arbeitsschritte in der erweiterten Realität. Der Mitarbeiter wird mittels Markern, die als Overlay über dem physischen Objekt beziehungsweise dem Arbeitsfeld eingeblendet werden, schrittweise durch den Einsatz geführt. Dabei bleibt
der Gegenstand, an dem er arbeitet, weiter in seinem Fokus. Damit diese Lösung funktioniert und vom Mitarbeiter angenommen wird, sind drei Punkte zu beachten: 1. Die Anleitung muss so einfach und schnell wie möglich von der Fachkraft selbstständig im Feld erstellt werden können. Der Mitarbeiter darf nicht auf andere Abteilungen wie die IT oder Konstruktion angewiesen sein, damit die Anleitung am Stück und ohne Unterbrechung erstellt werden kann. Dabei muss der Fokus immer auf der Durchführung der eigentlichen Tätigkeit des Mitarbeiters bleiben. Die Dokumentation darf nur Beiwerk sein und muss parallel erfasst werden können, sodass der Mitarbeiter in seiner Tätigkeit nicht behindert wird. 2. Eine Anleitung kann noch so gut sein, hilft aber nicht, wenn diese nicht auch mobil im Feld verfügbar ist. In vielen Unternehmen wird über klassische Officeformate wie Word oder PowerPoint dokumentiert. Die Dokumente werden dann zentral im Dateisystem oder besser noch im Dokumentenmanagementsystem im Unternehmen abgelegt. Die Mitarbeiter im Feld haben meist aber nur eingeschränkten Zugriff auf
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diese Systeme und wenn sie Zugriff haben, dann stellt das Auffinden der richtigen Dokumentation eine Hürde dar. Dieser Vorgang kann sehr zeitaufwendig sein. Besser ist die Verlinkung der physischen Objekte mit der Dokumentation über QR-Codes oder NFCTransponder am Objekt. Im Beispiel der „augmented instructions“ sind diese direkt über QR-Codes mit den Komponenten in einer Anlage verlinkt. Wenn ein Mitarbeiter eine Dokumentation benötigt, liest er den QRCode am Objekt ein und hat in Sekundenschnelle die passende technische Dokumentation und Serviceanleitung zur Hand. 3. Ist die Anleitung erst mal erfasst und mobil verfügbar, muss noch die Qualität der Anleitung gesichert werden. Wie jedes Produkt ist auch die Dokumentation nicht statisch, sondern entwickelt sich zusammen mit dem Produkt weiter. Im ersten Schritt muss sichergestellt sein, dass jeder Handgriff dokumentiert ist und die komplexen Schritte mit Zusatzinformationen wie z.B. Videos ergänzt werden. Die Qualität einer Anleitung ist aber immer auch subjektiv und hängt stark von der Auffassungsgabe und dem Wissensstand des einzelnen
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Mitarbeiters ab. Daher muss die Qualität der Anleitung mitarbeiterübergreifend gemessen werden. Bei den „augmented instructions“ geschieht dies über die Analyse der Durchführung von Anleitungen. Wie lange benötigen die Mitarbeiter im Schnitt für einen Arbeitsschritt? Wie hoch ist die Standardabweichung? Wie oft springt der Mitarbeiter zwischen den Arbeitsschritten hin und her oder auf welche Zusatzinformationen greift er wie oft zurück? Dieses Nutzerverhalten gibt Auskunft über die Qualität der Anleitung und kann für die Nachbesserung von Anleitungen sinnvoll verwendet werden. Ziel ist es sicherzustellen, dass die Mitarbeiter selbstständig ihre Aufgaben erledigen können, ohne andere Mitarbeiter oder Abteilungen zu blockieren. Werden diese Punkte berücksichtigt, hat man mit den „augmented instructions“ nicht nur ein wirksames Mittel in Zeiten von Corona, sondern auch eine nachhaltige Lösung für den schon vor Corona existierenden Facharbeitermangel. Durch diese Form der Dokumentation wird aber nicht nur der Service sichergestellt, sondern auch die Servicequalität wesentlich verbessert. Mit jeder Dokumentation, die erfasst wird, verringert sich die Abhängigkeit vom Spezialisten und es kann schneller und flexibler auf Serviceanfragen, auch mit angelernten Servicemitarbeitern, reagiert werden. Aber auch die Qualität der durchgeführten Tätigkeit verbessert sich durch die Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die Analyse der durchgeführten Anleitungen und damit verbunden dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Verknüpft man nun diese „augmented instructions“ mit virtuellen 3D-Modellen und einem Learning-ManagementSystems (LMS), hat man die Brücke zum eLearning und eTraining geschlagen. Damit ist es möglich, die Mitar-
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Die in diesem Artikel vorgestellten Lösungen zeigen, dass Augmented und Virtual Reality echte Mehrwerte im industriellen Umfeld bieten. Dabei sind Lösungen wie die „augmented instructions“ nicht als Insellösungen zu verstehen, sondern als Basis für viele Anwendungen – angefangen vom digitalen Vertrieb/ Marketing über die Digitalisierung von Anleitungen in den Bereichen Montage, Inbetriebnahme und Service bis hin zum eLearning und eTraining, können die Augmented-Reality-Lösungen sinnvoll und gewinnbringend eingesetzt werden. Bilder: Tepcon
beiter im Service an virtuellen 3D-Modellen Anleitungen trainieren zu lassen. Im Gegensatz zu klassischen LMS-Lösungen lernen die Mitarbeiter nicht auf Basis von Folien oder Videos, sondern am „fast“ realen Objekt in der erweiterten Realität. Der Vorteil liegt auf der Hand: Durch die primäre Erfahrung und den visuellen Ansatz werden das Verständnis und die Erinnerung an die Lerninhalte gefördert. Komplexe Sachverhalte können auf diese Weise an animierten 3D-Modellen einfach, verständlich und vor allem schneller vermittelt und verinnerlicht werden. Die Schnittstelle zwischen den „augmented instructions“ und dem LMS basiert dabei, wie auch schon die Verknüpfung zu der physischen Anlage, auf QR-Codes. Dadurch kann der Mitarbeiter über den Scan des QR-Codes in den Lerninhalten des LMS direkt in die entsprechende Anleitung springen.
Selbst wenn der Mitarbeiter sich nicht an alle Inhalte eines eLearning-Trainings erinnern kann, hat er über den QR-Code an der Anlage jederzeit die Möglichkeit, direkt auf dieselben Lerninhalte und Anleitungen zurückzugreifen. Dabei kann die Analyse der durchgeführten Anleitungen für die Personalisierung der Trainings verwendet werden. Stärken und Schwächen eines Mitarbeiters können frühzeitig analysiert werden, um ihn gezielt mit individuellen Lerninhalten weiterzuschulen. Christoph Kluge, Geschäftsführer Tepcon GmbH
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Mit Strukturdämpfern Endlagen schützen Struktur- und Crash-Dämpfer für die Automatisierung und das Handling Einkäufern und Konstrukteuren stehen zum Schutz von Anlagen zahlreiche Sicherheitsprodukte zur Verfügung, sodass Ausfallzeiten minimiert und die Produktivität gesteigert werden können. Neben hydraulisch arbeitenden Klein- und Industriestoßdämpfern bietet ACE in diesem Bereich auch eine Vielzahl an preiswerten Alternativen. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn es nicht auf punktgenaues Abstoppen ankommt. Was dabei möglich ist, verdeutlichen einige Anwendungen dieser kleinen Helfer. Zum Zweck der Qualitätskontrolle im Automotive-Bereich galt es beispielsweise, einen unfallfrei arbeitenden Zuführtisch mit hochpräzisen Linearachsen zu kreieren. Sensoren überwachen dabei die erlaubte Endposition des Schlittens. Um Schäden an der Konstruktion auch bei Bedienfehlern, Hackerangriffen oder Stromausfällen auszuschließen, entschieden sich die Konstrukteure, die Endlagen durch stromunabhängige Not-Stopp-Komponenten zu sichern. Nach Berücksichtigung von Tischteillänge, Gewicht und Geschwindigkeit fiel die Wahl auf Tubus-Strukturdämpfer des Typs TA-17 von ACE.
Diese axial dämpfenden Maschinenelemente aus Co-Polyester Elastomer nehmen bei sieben Millimeter Hub 6 Nm Energie pro Hub im Dauerbetrieb auf. Im hier vorgesehenen Notfalleinsatz sind es sogar 9 Nm pro Hub. Zudem schützen sie auch vor kostspieligen Karambolagen, falls der Schlitten beim Transport nicht gesichert sein sollte. Doch auch bei der Blechumformung können die kleinen Helfer punkten. Tests im Automotive-Bereich unter dynamischen Bedingungen haben ergeben, dass das Material des Tubus dem von Dämpfern aus Polyurethan (PU) in puncto Leistungsfähigkeit um das bis
zu Dreifache überlegen ist. Aus diesem Grund hat die Tubus-Spezial-Familie die PU-Vorgänger als Niederhalterund Anhebedämpfer bei der Blechumformung abgelöst. Die Erfolgsgeschichte ist das Ergebnis einer dreijährigen Entwicklungsarbeit, betont der Stoßdämpferhersteller. Erste Testreihen fanden am Falltester statt. Dieser ist mit einem Laserwegmesssystem ausgestattet. Mit einer Kraftmessdose unterhalb der Vorrichtung wurden die Messwerte ermittelt. Im weiteren Verlauf konnte für jeden getesteten Tubus-Spezial-Typ eine Auswahlmatrix für das beauftragende Unternehmen erstellt werden. Anhand
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dieser Matrix können Werkzeugmacher leicht die Baugröße und die Anzahl der Dämpfer für die Vorgänge und entstehenden Kräfte bei der Blechumformung bestimmen. Dabei werden die Geschwindigkeit und das Gewicht des Niederhalters sowie die Pressenhubzahl berücksichtigt. Aus den Testreihen wurden weitere Auswahltabellen für verschiedene Pressenhubzahlen von ≤ 17 bis zu 40 Hüben/min erstellt und mehrere Dämpfungselemente in Reihe geschaltet. Auf diese Weise konnte ACE schnell Tubus-Spezial für Halteschrauben mit Gewindegrößen M10 bis M30 entwickeln und zur Marktreife bringen. Mittlerweile nutzen führende Kfz-Hersteller weltweit diese Dämpfer. Mit den neuen Crash-Dämpfern aus Aluminium- oder Stahlrohren stellt ACE nun erstmals auch Einweglösungen aus diesen Werkstoffen zur Verfügung. Sie eignen sich besonders zur Vermeidung von Schäden beim Einsatz von Lineareinheiten in der Robotik sowie zum Schutz von Endlagen von Werkzeugmaschinen, Förderanlagen und Hochregalbediengeräten. Im Falle eines Aufpralls falten sie sich ähnlich einer Knautschzone auf vordefinierte Weise zusammen und wandeln die entstehende kinetische Energie in
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Eine kompakte Bauform bei hoher Kraftaufnahme von 870 N bis 90.000 N zeichnen alle Vertreter der Tubus-TA-Familie aus. Sie arbeiten axial dämpfend und sind speziell für ein Maximum an Energieaufnahme im Kraftbereich von 2 Nm bis 2.951 Nm pro Hub entwickelt worden. Insgesamt umfasst die Serie der Struktur- und Sicherheitsdämpfer acht Bauarten mit über 150 Einzelprodukten. Damit ist es möglich, annähernd lineare, progressive oder degressive Kennlinien zu erzeugen.
Wärme um, die nach außen abgegeben wird. Dabei schützen sie Konstruktionen bei einer Havarie durch hohen, gleichmäßigen Energieabbau von 98 Prozent. Dank ihres Materials und des Aufbaus kombinieren ACE CrashDämpfer im Alltagsbetrieb Langzeitstabilität mit Sicherheit im Notfall. Sie sind einfach montierbar und nach einem Crash schnell austauschbar. Die neuen Sicherheitsprodukte liegen mit Außendurchmessern von 87,5 Mil-
limetern in den Alu- bzw. 63 Millimetern und 38 Millimetern in den Stahlausführungen vor. Es stehen serienmäßig zehn Grundtypen zur Verfügung, deren Energieaufnahme im Not-StoppEinsatz zwischen 670 Nm/Hub und bis zu 11.200 Nm/Hub reicht. Der maximale Hub der Komponenten beträgt dabei je nach Typ zwischen 45 Millimetern und 160 Millimetern, wobei die geringen Stützkräfte von 13.000 N bis 70.000 N entscheidend zur Sicherung von Konstruktionen beitragen. Auf Wunsch lassen sich diese Werte auch noch steigern. Wie die Strukturdämpfer der TubusSerie der genannten Applikationen aus dem Automotive-Bereich sichern auch sie Konstruktionen kostengünstig gegen Ausfallzeiten ab, wie der Hersteller betont.
Die aus Aluminium oder aus Stahl gefertigten Crash-Dämpfer werden bei einer Havarie regelrecht zusammengefaltet und bauen die Energie von Massenkräften auf einen Schlag so gut wie rückprallfrei ab. Bilder: ACE Stoßdämpfer GmbH, © GW St. Pölten
ACE Stoßdämpfer GmbH Tel. +49 (0) 2173 / 92 26 -10 info@ace-int.eu www.ace-ace.de
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Bild: e-QSS Industrie - Quelle iStock.comB4LLS
Software, aber einfach – so wählt man richtig Intuitiv bedienbare IT senkt die Fehleranfälligkeit Facility Management wird durch Software einfacher und schneller – so das Versprechen. Doch häufig sind Tools und Apps so kompliziert, dass sie von Mitarbeitern gemieden werden. Worauf man achten muss, damit das nicht passiert und wie man von Anfang an auf die richtigen Anwendungen setzt, erklären die Experten Eva und Oswald Neumann. Sie führen seit 29 Jahren gemeinsam die Neumann & Neumann Software und Beratungs GmbH im bayerischen Stein gaden. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die intelligente Digitalisierung von Qualitätsprozessen. Das Facility Management steht nicht immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit im betrieblichen Alltag. Das mag daran liegen, dass man FM-Prozesse meistens erst dann bemerkt, wenn sie einmal nicht funktionieren. Die Glühbirne im Treppenhaus ist kaputt und leider dauert es wieder viel zu lang, bis sie ersetzt wird. Noch schlimmer: Irgendetwas stimmt nicht mit den Produktionsanlagen, aber Wartung und Reparatur ziehen sich hin. Die Folge: Die Produktion stockt und Liefertermine verzögern sich. Facility Management spielt an vielen Stellen industrieller Produktionsab-
läufe eine wichtige Rolle. Mithilfe von Software und Apps lassen sich diese Prozesse viel einfacher und schneller managen. Zumal sich der Trend zu Digitalisierung und Automatisierung auch längst im Facility Management niedergeschlagen hat, zum Beispiel durch intelligente Gebäudetechnik oder durch Service-Roboter: Hier lassen sich perfekte Schnittstellen zur Software herstellen. Grund genug, vor allem die täglichen Routineabläufe bei Wartung, Reinigung, Instandhaltung und Co. mithilfe von Software steuern zu lassen. Denn
mit den richtigen IT-Anwendungen werden diese Prozesse nicht nur schneller und effizienter: Es lässt sich auch viel einfacher ein Datenaustausch mit Dienstleistern (z.B. bei der Reinigung, Technik, Wartung, etc.) herstellen und mit wenig Aufwand eine lückenlose Dokumentation organisieren. Doch im Alltag taucht dann oft eine Herausforderung auf: Nämlich dann, wenn die neue Software bei der Anwendung zu kompliziert ist. Vor allem Mitarbeiter, die sich mit dem Navigieren in digitalen Welten schwertun, schalten dann oft ab – und das gleich
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doppelt: sowohl was die persönliche Haltung angeht als auch bei der Nutzung der neu angeschafften Software. Das muss nicht sein. Denn neue, intuitiv bedienbare IT, wie das im Facility Management einsetzbare e-QSS, wird so entwickelt, dass sich das Handling einfach erschließt und dadurch die Fehleranfälligkeit sinkt. Gut beraten ist, wer schon im Vorweg möglichst exakt weiß, was Software und Apps leisten sollen und wer damit arbeiten wird. FM-Manager in der Industrie sollten vor der Entscheidung für eine bestimmte Anwendung vor allem auf Folgendes achten: Alle Mitarbeiter im Betrieb, die an FM-Abläufen beteiligt sind, sollten mithilfe der IT jederzeit Einblick zu den wichtigsten Kennzahlen (KPI) haben. Cockpit-Oberflächen nach dem Vorbild von Flugzeugen bieten sich dafür besonders an. Beim Reinigungsmanagement wird hier beispielsweise angezeigt, wie weit Auftragstickets abgearbeitet wurden, ob es zu Beanstandungen kam und ob die Mängel bereits beseitigt wurden. Sensible Kennzahlen bleiben somit jederzeit im Blick und es kann im Bedarfsfall sofort gegengesteuert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: Eine intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche sorgt dafür, dass Anwendungen sofort zu verstehen sind: Checklisten mit klar strukturierten Steuerelementen, in denen beispielsweise alle Prüfpunkte bei der Wartung von Produktionsanlagen hinterlegt werden, helfen Missverständnisse zu vermeiden und Fehler zu reduzieren. Erklärt sich die App „von allein“, entfallen Schulungen, die immer eines zeitlichen Vorlaufs bedürfen und gerade in Corona-Zeiten mit vemehrtem Aufwand verbunden sind. Neue IT-Anwendungen können darüber hinaus mit weiteren Features auftrumpfen, die die Bedienung viel einfacher machen: Anhand von hinterlegten Muster-Routen wird Anwendern Schritt für Schritt gezeigt, wie und an
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Cockpit-Oberflächen erleichtern die Bedienung. Bild: Neumann & Neumann
welcher Stelle Informationen einzugeben sind. Idealerweise sind sogar Avatare als virtuelle Ratgeber in die Benutzeroberfläche integriert und beantworten die wichtigsten Fragen, die sich im Arbeitsalltag stellen. Anwenderfilme zeigen Best-Practice-Beispiele, die einen direkten Einblick geben, wie Software und Apps in der betrieblichen Praxis eingesetzt werden. Mitarbeiter, die die neuen Tools nutzen, sehen schnell, wie andere vorgegangen sind – und können erfolgreiche Lösungswege übernehmen. Der Schulungsaufwand sinkt dadurch deutlich – im besten Fall sogar auf null. Moderne IT-Tools binden außerdem Fotos ein und ermöglichen damit eindeutige Vorgaben; beispielsweise dazu, wie perfekt gereinigte Räume aussehen sollen. Eine Erleichterung für Reinigungskräfte, die auf einen Blick erkennen, was erledigt werden muss. Auch Sprachbarrieren entfallen somit und die Abstimmung mit externen Dienstleistern wird einfacher. Gleiches gilt für Apps, die den Übersetzer bereits eingebaut haben. Inhalte lassen sich in nahezu alle Länder weltweit übertragen, was eine Nutzung jenseits von Sprachbarrieren und Landesgrenzen ermöglicht.
Nicht zu vergessen: Die neue FM-Software sollte sich nahtlos in eine bestehende IT-Landschaft im Unternehmen integrieren lassen. An Schnittstellen zu bestehenden Anwendungen darf es nicht zu Brüchen kommen. Und Apps sollten flexibel genug sein, um sich Veränderungen im Betrieb anzupassen: Stichwort „Agiles Management“. Ein wichtiger Nebeneffekt: Steigt bei Apps die Nutzerfreundlichkeit, sinkt dadurch nicht nur die Anfälligkeit für Fehler. Es wächst auch die Zufriedenheit der Anwender, weil die IT als wichtiger Helfer im Alltag empfunden wird, um die eigene Arbeit erfolgreich zu erledigen. Tipp: Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Podcast mit Oswald Neumann, den Sie über nebenstehende QR-Code anhören können.
Mehr zum Thema Neumann & Neumann Software und Beratungs GmbH Tel. +49 (0) 88 62 / 98 70 -0 info@neumann‑neumann.com www.neumann-neumann.com
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Die Hydraulikflüssigkeit Addinol HV Eco Fluid 46 ist für den Einsatz in allen Spritzgießmaschinen aus dem Hause Engel freigegeben und überzeugte im Vergleichstest bei De’Longhi. Bild: Engel Austria
Im direkten Vergleich sparsamer Hydraulikflüssigkeit überzeugt in Spritzgussmaschinen dank spezieller Additivtechnologie Nicht nur dass, sondern auch wie viel sich durch den Einsatz einer energieeffizienten Hydrau lik flüssigkeit in einer Spritzgießmaschine einsparen lässt, offenbarte ein direkter Vergleich in der Produktion von De’Longhi Romania zwischen Wettbewerbsprodukten, die an zwei Maschinen von Engel Austria unter identischen Bedingungen gegeneinander antraten. Die Firma De’Longhi produziert im Werk in der Gemeinde Jucu in Rumänien über 4,4 Millionen Espressomaschinen, Mixer und andere Haushaltsgeräte pro Jahr. Es ist damit der größte Produktionsstandort der Unternehmensgruppe vor einem Werk in China. Exportiert werden die Produkte unter anderem in das Vereinigte Königreich, nach Frankreich und nach Deutschland. Zur Herstellung der Komponenten kommen Spritzgießmaschinen der Hersteller Engel Austria und Krauss Maffei zum Einsatz. Und genau dort wollten die Verantwortlichen von De’Longhi herausfinden, ob und welche Möglichkeiten es zur Optimierung
gibt. Dabei fokussierte man sich in erster Linie auf die Hydraulikflüssigkeit, die in den Maschinen zum Einsatz kommt, und man entschied sich für einen aufwendigen Vergleichstest zwischen zwei Produkten.
Konkret trat im De‘Longhi Werk in Rumänien das Addinol HV Eco Fluid 46 in einer Maschine aus der hydraulischen Victory-Reihe von Engel gegen ein Wettbewerbsprodukt der gleichen ISO-VG unter identischen Bedingun-
Während des Testzeitraums wurde das gleiche Werkzeug eingesetzt. Rohmaterial und gefertigte Teile waren in beiden Zyklen ebenfalls identisch.
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In einem gemeinsamen Projekt von Addinol Lubricants Romania SRL und Addinol in Leuna zusammen mit Micaro Distribution und De'Longhi Romania wurde in Cluj-Napoca die Leistung einer modernen energieeffizienten Hydraulikflüssigkeit auf Herz und Nieren geprüft. Auf dem Prüfstand: Addinol HV Eco Fluid 46 in einer Spritzgießmaschine des österreichischen Weltmarktführers ENGEL Austria GmbH. Das Hauptaugenmerk des Tests lag auf dem Energieverbrauch der Anlage mit ADDINOL HV Eco Fluid im Vergleich zu einem Wettbewerbsprodukt in der gleichen ISO-VG. Bild: Gerd Altmann auf Pixabay
gen an. Die Engel Victory einer Einsparung von 7,7 Prozent beim 1350h/500W/260 combi hat ein Ölvo- Energieverbrauch das Fluid von Addilumen von 670 Litern und ist mit einer nol im direkten Vergleich zum Wettbeelektronischen Steuereinheit ausge- werbsprodukt. stattet, die eine detaillierte Überwa- Erreicht wird diese Einsparung, so die chung des Energieverbrauchs der Experten von Addinol, durch die AddiHydraulikeinheit und des Heizsystems tivtechnologie, die bei diesem Produkt sowie des Gesamtenergieverbrauchs zum Einsatz kommt. „Die sorgfältig ausgewählte Kombinaermöglicht. Über einen Zeitraum von jeweils vier tion erreicht bestes Reibverhalten und Wochen wurde die gleiche Maschine einen stabilen Viskositätsindex“, so die unter identischen Produktionsparame- Experten. Auch im Grenztemperaturtern zunächst mit dem Wettbewerbs- bereich werden so die optimale Fließprodukt und dann mit Addinol HV Eco fähigkeit des Öls gewährleistet und Fluid 46 betrieben. Dabei wurde wäh- der Wirkungsgrad erhöht. rend des Testzeitraums nicht nur das Konkret bedeutet dies eine höhere Hygleiche Werkzeug eingesetzt, sondern draulikkraft bei Volllast, eine präzisere auch das Rohmaterial und die gefer- Reaktion des Systems und vor allem tigten Teile waren in beiden Zyklen eine deutliche Senkung des Energieidentisch. verbrauchs. Auf lange Sicht kann Trotz dieser gleichen Parameter zeig- De‘Longhi Rumänien also allein durch ten sich im direkten Vergleich deutli- den Einsatz dieses Fluids den Energieche Unterschiede: So punktete mit einsatz in der Produktion deutlich re-
duzieren. Übrigens: Von beiden Ölen wurden nach dem Einsatzzeitraum von vier Wochen Ölproben genommen und von einem unabhängigen Labor untersucht. Die Ergebnisse belegen laut Addinol das überdurchschnittliche Reibverhalten von HV Eco Fluid. Es konnten nämlich keine Verschleißpartikel im Öl nachgewiesen werden. Auch die Reinheitsklasse entsprach den Anforderungen der DIN.
Mehr zum Thema Addinol Lube Oil GmbH Tel. +49 (0) 34 61 / 845 -0 info@addinol.de www.addinol.de
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Metallpulver: Richtig lagern, Risiken vermeiden Durch die additive Fertigung wird die korrekte Lagerung der Metallpulver immer wichtiger Der 3D-Druck und verwandte Verfahren der additiven Fertigung erleben einen rasanten Aufschwung. Weiterentwickelte Technologien und neue Materialien ermöglichen es nämlich, immer mehr Bauteile schnell, individuell und ressourcensparend zu fertigen. Bei aller Begeisterung über den Gewinn an Designfreiheit und die Materialersparnis der neuen Fertigungsmöglichkeiten wird jedoch leicht übersehen, welche Risiken der Umgang mit metallischen Pulvern mit sich bringt. Durch den zunehmenden Einsatz gerät die additive Fertigung daher auch in den Fokus von Sicherheits- und Gesundheitsexperten. Forscher sehen beim Laserstrahlschmelzen große Risiken für Sicherheit und Gesundheit der Anwender. Diese oft als SLM (Selective Laser Melting) bezeichnete Technik gehört zu den sogenannten Pulverbettverfahren. Dabei werden pulverförmige Ausgangsmaterialien wie Nickel- oder Kobalt-Legierungen, aber auch Stähle und TitanWerkstoffe durch Laserenergie gezielt geschmolzen und schichtweise zum gewünschten Produkt aufgebaut. Auf diese Weise können Bauteile in komplexer Geometrie gefertigt werden, die mit konventionellen Verfahren kaum oder gar nicht herstellbar wären – beispiels-
weise Produkte mit Hohlräumen oder Hinterschneidungen. Für Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen, die Metallpulver in der additiven Fertigung einsetzen, ist es nicht leicht, einzuschätzen, ob die getroffenen Schutzmaßnahmen als ausreichend und rechtskonform angesehen werden können. Gleichzeitig ist der Betreiber einer technischen Anlage stets für deren sicheren Betrieb verantwortlich. Er muss dabei eine Vielzahl an Regelungen und Pflichten beachten, um Sicherheit und Gesundheitsschutz für die Anlagenbediener und alle weiteren gefährdeten Personen zu gewährleisten.
Zu Anlagen der additiven Fertigung gibt es derzeit allerdings noch wenig konkrete Vorgaben, obwohl das Gefahrenpotenzial – insbesondere beim Einsatz von Metallpulvern – bekannt ist. Zu Entzündbarkeit und Explosionsrisiken kommen Gesundheitsgefährdungen für die Mitarbeiter, welche diese Anlagen befüllen, bedienen und reinigen. Zum einen können Metallpulver beim Aufwirbeln gefährliche explosionsfähige Atmosphären bilden. Denn in Pulverform wird auch ein vermeintlich unbrennbares Metall zündfähig und explosiv. Abgelagerte Metallstäube stellen auch eine Brandlast dar.
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Die Gefahr einer Explosion oder Selbstentzündung steigt bei Pulvern reaktiver Stoffe wie Titan oder Aluminium. Zum anderen sind die verwendeten Metallpulver mikroskopisch klein, beim Laserstrahlschmelzen liegen die Korngrößen üblicherweise bei wenigen Dutzend Nanometern. Dadurch können die Partikel beim Einatmen tief in die Lunge eindringen und Asthma oder Krebs auslösen. Dazu kommt, dass einige der verwendeten Metallpulver als CMR-Stoffe gelten. Das heißt, diese Substanzen sind als carzinogen (krebserzeugend), mutagen (erbgutverändernd) oder reproduktionstoxisch (fortpflanzungsgefährdend) eingestuft. Mitentscheidend für den Brand- und Explosionsschutz wie auch für das Minimieren der Gesundheitsbelastungen für die Beschäftigten ist das sichere Lagern sämtlicher Pulvermaterialien. Sowohl das Technische Regelwerk (TRGS 510) wie auch die VDI-Richtlinie (VDI 3405 Blatt 6.1:2019-11) empfehlen, beim Lagern von Metallpulvern mindestens den gleichen Sicherheitsstandard anzusetzen, wie er auch bei Chemikalien üblich ist. Das bedeutet, dass Metallpulver ausschließlich in speziellen Sicherheitsschränken für Gefahrstoffe gelagert werden sollte. Als optimal für das Lagern von Metallpulver gelten Sicherheitsschränke mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von mindestens 90 Minuten. Auch für die additive Fertigung gilt, dass sich die Menge gefährlicher Stoffe im Arbeitsbereich auf den Tagesbedarf beschränken sollte. Alle nicht unmittelbar zur Verarbeitung anstehenden Pulvermengen gehören in einen Sicherheitsschrank. Asecos, Hersteller für Sicherheitsschränke nach Europäischer Norm EN 14470 Teil 1 und Teil 2, bietet für die Lagerung von Metallpulver einen Sicherheitsschrank (Q-Classic-90) mit 90 Minuten Feuerwiderstandsfähigkeit an. Neben der Standard-Kennzeichnung DIN EN 14470-1 signalisiert ein spezieller Me-
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tallpulver-Aufkleber dem Anwender schon von außen, dass darin entzündbare und gesundheitsgefährdende Metallpulver gelagert werden dürfen. Die Innenausstattung mit SchwerlastGitterrosten aus verzinktem Stahlblech mit einer maximalen Traglast von je 180 Kilogramm eignet sich auch für größere Behälter und stellt eine optimale Durchlüftung im Schrank sicher, um gefährliche Pulverablagerungen auf den Lagerebenen zu verhindern. Die Türen lassen sich mit minimalem Kraftaufwand öffnen und mittels ölgedämpfter Türschließer schließen sie permanent selbstständig. So wird garantiert, dass die Schranktüren im Falle eines Brandes immer sicher verschlossen sind und der maximale Schutz der eingelagerten Metallpulver gewährleistet ist.
Um eine explosionsfähige Atmosphäre im Inneren zuverlässig zu verhindern, besitzt der Schrank laut Hersteller ein integriertes Be- und Entlüftungssystem, das sich an eine technische Entlüftung anschließen lässt. Das kann zum Beispiel eine technische Abluftanlage oder ein Entlüftungsaufsatz sein – je nach Voraussetzungen vor Ort. Ein drehendes Lüfterrad im Abluftgitter des Schranks dient als visuelle Kontrolle der Abluftfunktion.
Mehr zum Thema asecos GmbH Tel. +49 (0) 60 51 / 92 20 -0 info@asecos.com www.asecos.com
Richtlinie VDI 3405 Blatt 6.1 Forderungen zum Lagern von Metallpulvern In Abschnitt 8.2 befasst sich die VDIRichtlinie mit der sicheren Lagerung von Pulvermaterialien. An erster Stelle stehen dabei folgende drei Maßnahmen: 1. Zusammenlagerungsverbote beachten Bei den Einschränkungen zum Zusammenlagern von Stoffen verweist die Richtlinie auf das Technische Regelwerk für Gefahrstoffe. Die Richtlinie nennt als Beispiel das Zusammenlagerungsverbot von Aceton und Aluminiumpulver. Doch auch ohne Lösungsmittel kann es für das Zusammenlagern unterschiedlicher Metallpulver produktbezogene Vorgaben und Einschränkungen geben. 2. Sicherheitsschränke verwenden Bereits kleinere Mengen Metallpulver sollten in Sicherheitsschränken gelagert werden. Die Richtlinie verweist
auf die Anforderungen für Sicherheitsschränke der TRGS 510. Für das Lagern größerer Mengen Metallpulver werden Sicherheitsschränke vom Typ F90 empfohlen, denn diese Schränke mit einer Feuerwiderstandsfähigkeit von mindestens 90 Minuten können als Lagerabschnitt gelten. Beim Lagern von krebserzeugenden, keimzellmutagenen oder reproduktionstoxischen Substanzen – KMR-Stoffen – in Mengen von mehr als 200 Kilogramm müssen weitere spezifische Anforderungen berücksichtigt werden. 3. Pulvermengen am Arbeitsplatz auf den Tagesbedarf beschränken Wie im Gefahrstoffrecht üblich, sollte auch bei Metallpulver die im Arbeitsbereich vorgehaltene Menge den absehbaren Tagesbedarf nicht überschreiten.
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Mehr Sicherheit beim Schleifen Checkliste von Chicago Pneumatic hilft dabei, die Risiken in den Griff zu bekommen Wer ergonomisch und sicher schleifen will, sollte auf ein paar Dinge achten. So muss zum Beispiel das Schleifmittel zum Werkzeug passen. Außerdem ist es wichtig, die Schleifmaschine nicht zu überlasten. Dies verhindert z.B. eine Maschine automatisch, die mit einem Drehzahlregler und einer Drehzahlbegrenzung ausgestattet ist. Von Vorteil ist auch ein eingebauter Autoba lan cer, der die Vibrationen deutlich reduziert. Worauf man sonst noch achten soll und wie sich viele Sicherheitsrisiken beim Schleifen entschärfen lassen, wissen die Experten von Chicago Pneu matic. Sie haben die wichtigsten Tipps und eine entsprechende Checkliste zusammengestellt. Wer mit Schleifmaschinen arbeitet, sollte sich des Sicherheitsrisikos bewusst sein und unbedingt geeignete Vorkehrungen treffen. Diese richten sich zum Teil danach, ob mit Druckluftoder Elektrowerkzeugen gearbeitet wird. Elektrisch oder pneumatisch? Elektrische Schleifmaschinen beispielsweise können normalerweise nicht in feuchten Arbeitsumgebungen betrieben werden. Zudem sind ihre Kunststoffgehäuse anfällig für Beschädigun-
gen, wenn sie wiederholten Stößen und Schlägen ausgesetzt sind. Eindringende Späne und Schleifmittelstaub wiederum können die Elektromotoren lahmlegen, und wenn mit
den Maschinen an leitfähigen Metallen gearbeitet wird, wird der Bediener durch elektrischen Funkenflug gefährdet. Auch wenn ein Elektrokabel beschädigt oder durchtrennt wird, kön-
Mit der Checkliste von Chicago Pneumatic bekommen Sie die Risiken in den Griff.
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nen Stromschläge die Folge sein. Viele dieser Sicherheitsrisiken lassen sich entschärfen, indem die elektrische Energie aus der Gleichung entfernt und ein Druckluftwerkzeug eingesetzt wird. Dieses ist weniger empfindlich gegenüber Wasser und Staub und stellt keine elektrische Gefahr für den Bediener dar. Trotzdem sind auch beim Einsatz von einige Druckluft-Schleifmaschinen Punkte zu beachten, wenn man sicher mit ihnen arbeiten möchte. In der Metallbearbeitung ist für jede Aufgabe wie das Anfasen einer Stahlplatte, das Verputzen eines Gussteils, das Glätten einer Schweißnaht oder das Polieren ein spezifisches Schleifmittel erforderlich. Je nach Anwendung eignen sich klassische gebundene Schleif- oder Diamant-Trennscheiben, Hartmetallfräser oder Drahtbürsten, beschichtete Pads, Fächerscheiben oder andere. Das geeignete Schleifmittel Wichtig ist, dass das Schleifmittel zu dem Werkzeug passt, auf dem es eingesetzt werden soll. Dieses muss vor allem in der Lage sein, mit der für das ausgewählte Schleifmittel geeigneten Drehzahl zu laufen. Schleifmittel werden von ihren Herstellern für bestimmte Anwendungen, Werkstoffe und Geschwindigkeiten entwickelt, bei denen sie ihre höchste Leistung erzielen. So sind zum Beispiel die meisten 125-Millimeter-Schleifscheiben für eine maximale Drehzahl von 12.000 Umdrehungen pro Minute (min-1) ausgelegt. Auf die richtige Drehzahl im Betrieb sollten Anwender aus zwei Gründen Wert legen: Zeitersparnis und höhere Produktivität: Wenn die Schleifmittel mit der richtigen Drehzahl laufen, tragen sie in einer vorgegebenen Zeitspanne automatisch mehr Material ab. Sicherheit: Die richtige Schleifge-
Berstende Schleifscheiben und hohe Vibrationen gehören zu den größten Sicherheitsrisiken bei der Metallbearbeitung. Bilder: Chicago Pneumatic
schwindigkeit bietet zudem optimale Sicherheit für den Bediener, denn sie verhindert das Bersten der Schleifscheibe. Allgemein sollte die Leerlaufdrehzahl einer Schleifmaschine niemals die maximal zulässige Drehzahl des Schleifmittels überschreiten.
Wer mit zu hoher Drehzahl arbeitet, riskiert eine Überlastung der Schleifscheibe. Wenn diese im Betrieb bricht oder sich bei hoher Geschwindigkeit Teile lösen, können Verletzungen des Bedieners – mit schlimmstenfalls tödlichem Ausgang – die Folge sein.
Checkliste zur Sicherheit beim Schleifen
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Grundsätzlich sollte man sich – auch wenn man schon mit vielen Werkzeugen gearbeitet hat –, bei jedem neuen Gerät mit seiner Funktionsweise und dem Start- und Stoppverhalten vertraut machen. So lernt man die Möglichkeiten, Grenzen und potenziellen Gefahren am besten kennen. Beachten sollte man ferner die Angaben der Bedienungsanleitung sowie die Sicherheitshinweise des Werkzeugherstellers. Außerdem sind die Wartungsvorgaben und die empfohlenen Wartungsintervalle einzuhalten. Natürlich dürfen keine sicherheitsrelevanten Teile auseinander- oder ausgebaut werden. Sollten Komponenten wie z.B. der Drehzahlregler oder der Drehzahlbegrenzer beschädigt werden, müssen sie ausgetauscht werden. 1. Überprüfen der Leerlaufdrehzahl der Schleifmaschine Die bei einem Fließdruck von 6,3 bar gemessene Leerlaufdrehzahl darf nicht die maximal erlaubte Geschwindigkeit überschreiten, die auf der Schleifmaschine angegeben ist. Entfernen Sie die Schleifscheibe und den Außenflansch, bevor Sie die Leerlaufdrehzahl überprüfen. Wenn das Gerät zu schnell läuft, sollte es gewartet werden. 2. Verwenden Sie die Schutzhaube richtig Verwenden Sie immer die empfohlene Schutzhaube und stellen Sie sicher, dass sie nicht beschädigt ist. Sie dient der persönlichen Sicherheit und Gesundheit. Richten Sie die Schutzhaube so aus, dass sie zwischen Ihnen und der Schleifscheibe sitzt und lenken Sie den Staub- und Funkenflug so, dass Sie niemanden gefährden (auch nicht sich selbst). 3. Beachten Sie die maximale Drehzahl Vergleichen Sie die Angaben für die Drehzahl des Schleifmittels mit der des Werkzeugs und überschreiten Sie die maximal zulässige Drehzahl des Schleifmittels nicht. Sonst drohen schwere Sach- und Personenschäden durch berstende Scheiben. 4. Überprüfen Sie die Schleifscheibe Die Schleifscheibe sollte die korrekte Lochgröße aufweisen und ordnungsgemäß auf der Abtriebsspindel sitzen, um Vibrationen durch Unwuchten zu vermeiden. Stellen Sie sicher, dass die Schleifscheibe intakt ist. Beschädigte Scheiben müssen umgehend ersetzt werden, denn sie können ernste Verletzungen hervorrufen. Schleifscheiben mit Haltbarkeitsdatum dürfen nach Ablauf nicht mehr verwendet werden. Prüfen Sie bei Trennscheiben die Rissfreiheit mittels Klangprobe: Scheiben, die nicht hell und klar klingen, dürfen Sie keinesfalls aufspannen. 5. Überprüfen Sie den Flansch und den Sitz der Schleifscheibe Vergewissern Sie sich, dass Flansch und Schleifscheibe zueinanderpassen und den geltenden Richtlinien entsprechen. Stellen Sie sicher, dass Flansch und Flanschverbindungen unbeschädigt und sauber sind. Montieren Sie die Schleifscheibe mit dem empfohlenen Drehmoment. Unterbrechen Sie grundsätzlich die Druckluftzufuhr, wenn Sie die Schleifscheibe wechseln oder das Gerät einstellen. Vergewissern Sie sich, dass die Schleifmaschine ordnungsgemäß funktioniert. Lassen Sie sie dazu etwa 30 Sekunden lang im Leerlauf in einem sicheren Bereich laufen, zum Beispiel unter der Werkbank, nachdem Sie die Schleifscheibe angebracht haben. 6. Persönliche Schutzausrüstung Tragen Sie bei der Arbeit geeignete Schutzausrüstung. Dazu gehören: Augenschutz, Schutzbrille oder Visier, Gehörschutz, Handschuhe, Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen, geeignete Schutzkleidung, zum Beispiel eine Lederschürze und ein Helm (für schwerere Einsätze). Vermeiden Sie locker herabhängende Kleidungsstücke, offene Haare oder Schmuck, damit sie sich nicht in der Schleifscheibe verfangen. 7. Arbeitsumgebung Achten Sie darauf, dass andere Personen nicht zu nahe an Ihren Arbeitsplatz kommen, damit niemand verletzt werden kann. Auch Personen in der Nähe müssen Gehör- und Augenschutz tragen. Die Arbeitsumgebung sollte gut belüftet sein und die Staubabsaugung muss funktionieren. Organisieren Sie sich einen Ständer oder einen Platz, auf dem Sie das Werkzeug sicher ablegen können. Idealerweise sollten Sie in einem abgeschlossenen Bereich, wenn möglich mit Schutzwänden oder Schutzvorhängen arbeiten. Denn die Gefahr, dass berstende Schleifscheiben durch die Gegend fliegen, lässt sich trotz aller Vorsicht nie ganz vermeiden. 8. Während der Arbeit Halten Sie das Schleifwerkzeug an, wenn Sie beim Betrieb ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen wahrnehmen. Nehmen Sie keine Änderungen an der Maschine oder am Zubehör vor und prüfen Sie anfangs, ob der Starthebel richtig arbeitet. Er darf nie entfernt oder mit einem Klebeband fixiert werden! Wenn der Starter nicht richtig funktioniert, lassen Sie ihn ersetzen. Wenn Sie mit der Arbeit fertig sind, schalten Sie das Werkzeug ab und achten Sie darauf, dass sich die Schleifscheibe nicht mehr dreht, bevor Sie die Maschine ablegen.
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Eine Drehzahlbegrenzung, wie sie bei manchen leistungsstarken Schleifmaschinen verfügbar ist, reduziert das Risiko einer unbeabsichtigten Überlastung der Schleifscheibe erheblich. Wenn die Drehzahl steigt, verkleinert der eingebaute Drehzahlbegrenzer den Lufteinlass und verringert so die Luftzufuhr. Damit verhindert er, dass das Werkzeug seine maximal erlaubte Drehzahl – und damit die Höchstgeschwindigkeit der Schleifscheibe – überschreitet. Das Pendant zum Überlastschutz ist ein Drehzahlregler. Er arbeitet mit dem Druckluftmotor des Werkzeugs zusammen und wirkt wie ein Geschwindigkeitsregler: Er passt den Luftstrom an die Last an, die auf das Werkzeug beziehungsweise die Schleifscheibe aufgebracht wird. Wenn der Bediener den Andruck erhöht, lässt der Regler mehr Luft in den Motor, um die optimale Drehzahl für das Schleifmittel beizubehalten. Das wiederum ist gleichbedeutend mit optimaler Schnittgeschwindigkeit und maximalem Materialabtrag. Zudem schlägt sich eine gleichmäßig hohe Arbeitsgeschwindigkeit auch in einem ordentlicheren Schliffbild nieder.
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Ohne die korrekte PSA sollten keine Schleif- und Trennarbeiten durchgeführt werden.
Begrenzung der Vibrationen ergreifen muss, schon nach nur acht Minuten erreicht. Das Gesundheitsrisiko durch zu hohe Vibrationen lässt sich mit unterschiedlichen Maßnahmen minimieren. Der Einsatz eines geeigneten Werkzeugs ist eindeutig die wichtigste: Man sollte also eine Schleifmaschine auswählen, die möglichst wenig vibriert. Speziell bei Winkelschleifern ist zum Beispiel darauf zu achten, dass ein Autobalancer und ein vibrationsdämpfender zweiter Handgriff vorhanden sind. Im Zweifel lohnt es sich durchaus, unterschiedliche Werkzeuge auszuprobieren und jenes auszuwählen, das am angenehmsten arbeitet. Tipp: Da bezüglich der Vibrationsexposition vor allem die Zeitspanne der Anwendung zählt, sollte das Gerät möglichst leistungsstark und effizient sein, damit die Arbeit in möglichst kurzer Zeit erledigt werden kann.
Gesundheitsrisiko Vibrationen Ergonomie und Produktivität Schleifmaschinen vibrieren im Betrieb. Bei starken Vibrationen kann der Bediener innerhalb von Minuten eine gefährliche Schwingungsdosis erhalten. Vor allem das Hand-Arm-System kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher gelten insbesondere für den industriellen Dauereinsatz Grenzwerte, die unbedingt einzuhalten sind. Sie sind in Deutschland in der Lärmund Vibrations-Arbeitsschutzverordnung gesetzlich verankert. Ein Beispiel: Bei Anwendungen mit hohen Vibrationen von 20 m/s² ist der Grenzwert, bei dem ein Arbeitgeber Maßnahmen zur
Der genannte Autobalancer gilt als eine der besten Möglichkeiten zur Vibrationsdämpfung von Druckluftwerkzeugen: Er verbessert die Ergonomie und verhindert, dass der Anwender zu schnell ermüdet – womit wiederum das Verletzungsrisiko sinkt. Darüber hinaus dürfen Benutzer mit diesen Werkzeugen länger arbeiten, da die in der Vibrationsrichtlinie vorgegebene Belastungsgrenze später erreicht wird als bei der Arbeit mit Werkzeugen, die diese Funktion nicht haben. Bei dem Autobalancer handelt es sich
um eine Konstruktion, die einem Kugellager ähnelt, mit frei beweglichen Kugeln im Inneren. Der Autobalancer sitzt auf der Antriebswelle der Schleifmaschine und dreht sich daher genauso schnell wie die Schleifscheibe. Während des Drehens erzeugen die Kugeln eine Gegenkraft zu der Unwucht, die von der rotierenden Schleifscheibe verursacht wird und die zu unerwünschten Schwingungen (oder Vibrationen) führt. Die Unwucht wird vom Autobalancer automatisch ausgeglichen: Durch die schnelle Drehung wird das Werkzeug im Betrieb ausbalanciert, was die Vibrationen erheblich verringert. Ein Werkzeug mit Autobalancer bietet neben den gesundheitlichen Aspekten übrigens weitere Vorteile: Es steigert die Effizienz, Rentabilität und Produktivität und weist eine längere Lebensdauer auf, da die Laufzeiten bei gleichem Materialabtrag kürzer sind. Darüber hinaus halten die Schleifscheiben länger, weil ihr Rundlauf und damit der Kontakt zwischen dem Schleifmittel und der Schleifmaschine verbessert wird. Dadurch ist auch der Materialabtrag nach Erkenntnissen von Chicago Pneumatic um bis zu 15 Prozent höher als bei Werkzeugen ohne Autobalancer.
Mehr zum Thema Desoutter GmbH Markenvertrieb Chicago Pneumatic info.cp@cp.com www.cp.com/de-de
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Messen und Events für das Jahr 2022 Termine Stand Januar 2022 und wegen der Corona-Situation nur unter Vorbehalt
März 2022
August 2022
30. bis 31. März: maintenance Dortmund www.maintenance-dortmund.de
22. bis 26. August: Achema Frankfurt www.achema.de
Mai 2022
September 2022
03. bis 06. Mai: 34. Control Stuttgart, www.control-messe.de
13. bis 17. September: AMB Stuttgart, www.messe-stuttgart.de/amb/
10. bis 12. Mai: SENSOR+TEST 2022 Nürnberg, www.sensor-test.de
27. bis 30. September: WindEnergy Hamburg www.windenergyhamburg.com
11. bis 12. Mai: FMB Süd Augsburg, www.fmb-sued.de 30. Mai bis 3. Juni: IFAT München, https://ifat.de/ 30. Mai bis 2. Juni: Hannover Messe www.hannovermesse.de 31. Mai bis 2. Juni: LogiMAT Stuttgart, www.logimat-messe.de
Oktober 2022 4. bis 7. Oktober: Motek / Bondexpo Stuttgart, www.motek-messe.de www.bondexpo-messe.de 11. bis 13. Oktober: parts2clean Stuttgart, www.parts2clean.de 12. bis 14. Oktober: FMB Zuliefermesse Maschinenbau Bad Salzuflen, https://www.fmb-messe.de/
Juni 2022 21. bis 24. Juni: automatica 2022 München, https://automatica-munich.com/de/ 21. bis 24. Juni: METAV 2022 Düsseldorf, www.metav.de
18. bis 19. Oktober: In.Stand 2022 Stuttgart, www.messe-stuttgart.de/instand/ 18. bis 20. Oktober: ARBEITSSCHUTZ AKTUELL Stuttgart, www.arbeitsschutz-aktuell.de 24. bis 30. Oktober: bauma 2022 München, https://bauma.de/
28. bis 30. Juni: Instandhaltungstage Salzburg, www.instandhaltungstage.at 29. Juni bis 1. Juli: ZELLCHEMING-Expo Wiesbaden, www.zellcheming.de
November 2022 08. bis 10. November: SPS Nürnberg, www.sps-messe.de
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ZULIEFERMESSE FÜR MASCHINENBAU, AUTOMATISIERUNG UND PRODUKTION
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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung A Abnutzung: Darunter versteht man den „Abbau des Abnutzungsvorrates“. Beschrieben werden damit Vorgänge, die durch eine Beanspruchung hervorgerufen werden. Das sind z.B. Reibung, Ermüdung, Alterung, Kavitation etc. Abnutzungsgrenze: Sie beschreibt einen vereinbarten oder festgelegten Mindestwert. Bei Autoreifen ist dies laut Gesetzgeber beispielsweise die Mindest-Restprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Abrasiver Verschleiß bzw. Abrasion: Dringen Teilchen eines Schmierstoffs oder Rauheitsspitzen eines Reibungspartners in die Randschicht ein, kommt es zu Ritzung und zur Mikrozerspanung. Den dabei entstehenden Materialverlust bezeichnet man als Abrieb. Adhäsiver Verschleiß: Dieser entsteht durch Reibung zwischen zwei Oberflächen, wobei Partikel abgerieben werden. Adhäsiver Verschleiß tritt unter anderem bei mangelnder Schmierung auf. Alterung: Bezeichnet die über die Zeit in einem Material irreversibel ablaufenden Vorgänge chemischer und physikalischer Natur. ASAP: Steht für „as soon as possible” und beschreibt Vorgänge, die so schnell wie möglich durchgeführt werden sollen. Gegenteil: ALAP („as late as possible”) Asset Management: Der Begriff bedeutet hier die Verwaltung der Anlagen eines Unternehmens. Dabei sind sowohl die Anlagen des Sachanlagevermögens wie zum Beispiel Maschinen, Industrieanlagen, Infrastruktureinrichtungen und Gebäude gemeint wie auch Teile des Umlaufvermögens wie zum Beispiel die Ersatzteile.
Es geht beim Asset Management um einen systematischen Ansatz zur Steuerung und Realisierung von Werten aus jenen Dingen, für die ein Unternehmen verantwortlich ist. Augmented Reality (AR, englisch für erweiterte Realität): Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung, wobei sich dies zumeist auf die visuelle Darstellung von Zusatzinformationen beschränkt. Bilder oder Videos werden durch Zusatzinformationen wie zum Beispiel Handlungsanweisungen oder andere Hinweise ergänzt. Die AR unterscheidet sich damit von der virtuellen Realität (VR), da sie die Realität durch Zusatzinformationen lediglich erweitert. Bei der VR hingegen taucht der Benutzer komplett in eine virtuelle Welt ein. Ausfallrate: Diese Kenngröße für die Zuverlässigkeit zeigt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Maschine oder Anlage ausfällt. Typisch ist hier die Angabe der mittleren Betriebsdauer zwischen Ausfällen („mean time between failure”). B BDE: Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist ein Sammelbegriff und steht für die Erfassung von Ist-Daten der Zustände und Prozesse in Unternehmen. Diese Daten – z.B. Personal-, Zeiterfassungs- und Maschinendaten – können unter anderem in Plant-InformationManagementsysteme eingebunden werden. Benchmarking: Vergleich von z.B. Produkten, Dienstleistungen und Methoden mit anderen Unternehmen anhand von Kennzahlen. So lassen sich die eigenen Prozesse, Ressourcen oder Produkte bewerten. In Bezug auf die
Instandhaltung ermöglicht ein Benchmarking es, die eigene Effektivität und Effizienz zu vergleichen und zu bewerten. Betriebszeit: Sie beschreibt die Zeitspanne, in der eine Maschine oder Anlage die geforderte Funktion erfüllt. Big Data: Menschen, Maschinen, Anlagen und Geräte mit Zugang zum Internet produzieren enorme, zumeist unstrukturierte Datenmengen (Data Sets). Diese Datenmengen sind z.B. zu groß, zu komplex, zu schnelllebig oder zu schwach strukturiert, um sie mit manuellen und herkömmlichen Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten. Deshalb werden sie mithilfe sogenannter Data-Management-Plattformen analysiert und ausgewertet. Durch Analysen kann Big Data Unternehmen helfen, Prozesse zu optimieren, Trends zu ermitteln oder gezielt Kunden anzusprechen. Business Intelligence (BI): Bei diesem technologiegetriebenen Prozess werden Daten analysiert mit dem Ziel, verwertbare Informationen für Führungskräfte und andere Anwender zu generieren, die dabei helfen, fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Häufig stammen die Daten aus einem ERP-System und werden in Beziehung zueinander gesetzt. BI liefert beispielsweise Erkenntnisse zur Marktentwicklung, zu Trends bei einzelnen Geschäftsobjekten oder zu Risiken und deren Minimierung. C CAFM: Abkürzung für ComputerAided Facility Management. Es geht dabei um die Unterstützung des Facility Management durch die IT, also mithilfe von Programmen oder webbasierten Anwendungen.
40. Motek Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung
15. Bondexpo
D 04. – 07. Oktober 2022 a Stuttgart
Montageanlagen und Grundsysteme - Handhabungstechnik - Prozesstechnik zum Fügen, Bearbeiten, Prüfen und Kennzeichnen - Komponenten für den Sondermaschinenbau - Software und Dienstleistungen
@ www.motek-messe.de
Ä #motek2022
Veranstalter: SP. E. SCHALL GmbH & Co. KG
ü?ägB
f +49 (0) 7025 9206-0
m motek@schall-messen.de
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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung Condition Monitoring (englisch für Zustandsüberwachung): Das Condition Monitoring setzt auf eine regelmäßige oder permanente Erfassung von Daten. Diese Daten erlauben Rückschlüsse auf den Maschinenzustand. Gemessen und analysiert werden beispielsweise die Schwingungen, Temperaturen, die Lage oder die Qualität eines Schmierstoffs. Eine derartige Überwachung des Maschinenzustands ist zwingend notwendig, wenn eine zustandsorientierte Instandhaltung zum Einsatz kommen soll. D DIN 31051 und DIN 13306: Diese Normen legen die Grundlagen der Instandhaltung fest. Sie strukturieren sie in die vier Grundmaßnahmen Wartung, Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung. Außerdem definieren sie Begriffe, welche die Thematik weiter beschreiben. Digitaler Zwilling: Der digitale Zwilling ist das digitale Pendant eines Objekts oder Prozesses der realen Welt. Er bildet alle Eigenschaften von realen Assets wie z.B. Maschinen oder Anlagen ab und ermöglicht es unter anderem, Was-wäre-wenn-Analysen durchzuführen, Optimierungspotenziale aufzudecken oder die Instandhaltung zu verbessern. Dispatcher: ein Mitarbeiter, der den Einsatz von zur Verfügung stehenden Mitteln steuert. In der Instandhaltung spielt er beim Field Service Management eine wichtige Rolle, also wenn es um die optimierte Einsatzplanung der mobilen Ressourcen zur Abwicklung von Service- oder Instandhaltungsaufträgen geht. Downtime: Sie bezeichnet die Ausfall-
zeit oder Standzeit einer Maschine oder Anlage. Man unterscheidet zwischen einer geplanten und ungeplanten Downtime. E Effizienz: Sie setzt die eingesetzten Mittel in Relation zum erreichten Nutzen. Leitsatz: die Dinge richtig tun. Effektivität: Effektiv ist, wenn die Handlungen oder Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen. Leitsatz: die richtigen Dinge tun. Enterprise Asset Management (EAM): Das EAM bezeichnet das Anlagenmanagement in einem Unternehmen (Gebäude, Anlagen, Maschinenpark, Geräteausstattung). Zum Einsatz kommt zumeist eine EAM-Software, welche die Nutzung, Produktivität und Auslastung optimiert. ERP steht als Abkürzung für Enterprise Resource Planning. Mithilfe einer ERPSoftware lassen sich abteilungsübergreifende Abläufe steuern und Geschäftsprozesse optimieren. Eine ERPSoftware umfasst unter anderem die Bereiche Beschaffung, Produktion, Materialwirtschaft, Vertrieb, Finanzen und Personalwesen. ESD steht für Electrostatic Discharge (ESD), also elektrostatische Entladung. Diese Entladungen können Schäden anrichten. Zur Vermeidung müssen empfindliche Geräte oder Bauteile in einer geschützten Umgebung hergestellt, verpackt und gelagert werden. F Facility Management (FM): FM (oder deutsch: Liegenschaftsverwaltung) bezeichnet die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden sowie deren technischen Anlagen und Einrichtungen mit dem Ziel, diese Res-
sourcen im Hinblick auf Kosten, Zeit und Qualität optimal zu nutzen. Fehleranalyse: Laut DIN 31051 basiert die Fehleranalyse aus der Fehlerdiagnose und einer anschließenden Prüfung, ob Verbesserungen möglich und wirtschaftlich umsetzbar sind. Field Service Management: Das Field Service Management sorgt für den optimalen Einsatz der mobilen Mitarbeiter, die beim Kunden vor Ort sind, um Anlagen zu warten beziehungsweise einen Service oder eine Instandsetzung durchzuführen. Oft wird hierfür eine Software eingesetzt. H Helpdesk: Hierbei handelt es sich um eine zentrale Anlaufstelle, um Kunden bei Fragen und Problemen auf allen Kanälen eine Hilfestellung zu bieten. I IH: Abkürzung für Instandhaltung. Instandhaltung ist nach DIN EN 13306 und DIN 31051 die Kombination aller technischen und administrativen Maßnahmen sowie Maßnahmen des Managements während des Lebenszyklus eines Objekts, die dem Erhalt oder der Wiederherstellung seines funktionsfähigen Zustands dienen. Oftmals wird der Begriff mit einem zweiten, ergänzenden Terminus verwendet, wie zum Beispiel IH-Kostenrate (Zusammenfassung aller Kosten für IH-Maßnahmen geteilt durch den indizierten Anschaffungswert), IHFremdleistungsanteil (Kosten für IHMaßnahmen von Fremdfirmen geteilt durch die gesamten IH-Kosten) oder IH-Materialkostenrate (Kosten für das aufgewendete IH-Material geteilt durch den indizierten Anschaffungswert).
022 2 E S S E M R E V O H AN N
G N I M R O TR A N S F Y R T S U D N I R E H T E G TO
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HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS
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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung Zudem lassen sich unterschiedliche Arten unterscheiden, wie zum Beispiel eine aufgeschobene IH, eine ausfallabhängige IH, eine autonome IH, eine geplante IH, eine proaktive IH, eine präventive IH, eine zeitabhängige, eine mobile oder eine zustandsabhängige IH. Industriereinigung: Sie beinhaltet die Reinigung von betriebstechnischen Anlagen und Einrichtungen in Produktions- und Lagerstätten. Dabei erfordert die Reinigung von Industrieanlagen und Produktionsstätten beispielsweise durch einen Dienstleister ein umfassendes Know-how in den unterschiedlichsten Bereichen. Inspektion: Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des Istzustandes eines Assets. Instandsetzung: Maßnahme, um die Funktion einer fehlerhaften Einheit wiederherzustellen. K Künstliche Intelligenz (KI): KI – auch Artificial Intelligence (AI) genannt – ist ein Überbegriff, und zwar für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Dazu gehören zum Beispiel Lernen, Urteilen und Problemlösen. Beim maschinellen Lernen, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, „lernt“ ein System aus Daten und Erfahrung, um Aufgaben besser auszuführen. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP): Der KVP stärkt mit stetigen - auch kleinen - Verbesserungen die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, wobei sowohl die Produktals auch die Prozess- und die Servicequalität betrachtet werden. Korrosion: Die von Umgebungsme-
dien (Luft, Wasser, ...) ausgehende Zerstörung beziehungsweise stoffliche Veränderung eines Werkstoffs (in aller Regel Metall). L Lebensdauerschmierung: Muss ein bei einer Reibstelle einmalig hinzugefügter Schmierstoff bis zum Ende der anvisierten Nutzungsdauer weder ausgetauscht noch erneuert werden, spricht man von einer Lebensdauerschmierung. Losgröße 1: Hier geht es um die hochqualitative Fertigung von kleinen Mengen bis hin zum Einzelstück und das zum Preis heutiger uniformer Massenprodukte. Industrie 4.0 schafft die Voraussetzungen hierfür. M M2M: M2M – Machine to Machine – bezeichnet die automatisierte Kommunikation zwischen Endgeräten. Das können beispielsweise Maschinen, Automaten, Fahrzeuge und Messwerkzeuge sein. Der Austausch erfolgt über das Internet oder den Mobilfunk. M2M spielt eine wichtige Rolle bei der Fernwartung und -überwachung von Maschinen. Manufacturing Execution System (MES): Das MES (auch Fertigungsmanagementsystem) ermöglicht eine Produktionssteuerung und Produktionskontrolle in Echtzeit. Diese Systeme berücksichtigen hierbei Betriebs-, Maschinen- und Personaleinsatzdaten. Materialermüdung: Kommt es in einem Werkstoff unter Umgebungseinflüssen (z.B. mechanische Belastung, Temperatur) zu einem langsam voranschreitenden Schädigungsprozess, spricht man von Materialermüdung.
MDE: Abkürzung für Maschinendatenerfassung MRO: Steht als Abkürzung für Maintenance, Repair and Operations (deutsch: Wartung, Reparatur und Betrieb) und beschreibt alle Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Betrieb, der Instandsetzung oder Wartung stehen. Die hierbei zum Einsatz kommenden Materialien wie zum Beispiel Schmierstoffe, Ersatzteile oder Dichtungen werden als MRO-Artikel bezeichnet. O Outsourcing: Die Auslagerung und Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an externe, in aller Regel hoch spezialisierte Dienstleister wird als Outsourcing bezeichnet. Overall Equipment Effectiveness (OEE): Die Kennzahl für die Gesamtanlageneffektivität (OEE) ist ein Maß für die Wertschöpfung einer Maschine oder Anlage. Sie basiert auf einer Prozentangabe, welche beschreibt, ob eine Maschine oder Anlage in der vorgegebenen Geschwindigkeit Qualitätsprodukte produziert. Eine OEE von 100 bedeutet, dass eine Maschine oder Anlage nur gute Teile in der schnellstmöglichen Zeit und ohne Ausfälle produziert. Die OEE basiert auf den drei Faktoren Verfügbarkeit, Geschwindigkeit (Leistung) und Qualität. Die Maximierung der OEE gehört zu den obersten formalen Zielen bei der Instandhaltung von Anlagen. P Predictive Maintenance: vorausschauende Instandhaltung, siehe IH Preventive Maintenance: vorbeugende Instandhaltung, siehe IH
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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung R RFID („radio-frequency identification”): Technologie zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren von Objekten mithilfe elektromagnetischer Wellen. Ein RFID-System besteht zumeist aus einem Transponder (RFID-Tag) und einem RFID-Lesegerät. ROI: Abkürzung für „Return on Investment“. Kennzahl zur Messung der Rentabilität einer Investition. S Smart Factory: In einer intelligenten Fabrik (Smart Factory) laufen die Produktionsabläufe automatisch über vernetzte Maschinen optimiert und gesteuert ab. Das geht, indem beispielsweise Werkstücke zusätzliche Informationen enthalten – zum Beispiel in Form eines RFID-Chips –, die von den Maschinen und Anlagen ausgelesen werden können. Der Vorteil: Smart Factories können auch kleine Losgrößen effizient herstellen. Auch hinsichtlich der Wartung und Instandhaltung bietet eine Smart Factory Vorteile. Schmierstoffe: Sie verringern die Reibung und den Verschleiß zwischen zwei Reibpartnern oder Werkstücken. Sekundärausfall: der Ausfall einer Maschine oder Anlage als direkte oder indirekte Folge, weil eine andere Einheit einen Ausfall oder einen Fehler hatte (Gegenteil: Primärausfall). SPS: Eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ist ein programmierbares Gerät zur Steuerung oder Regelung einer Maschine oder Anlage. T Total Cost of Ownership (TCO): TCO beschreibt ein Abrechnungsverfahren,
das hilft, alle anfallenden Kosten von Investitionsgütern abzuschätzen. Total Productive Maintenance (TPM): TPM ist ein Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung in allen Bereichen eines Unternehmens. Im Bereich der Instandhaltung sollen so durch Pflege und eine fachübergreifende Instandhaltung Stillstände minimiert und gleichzeitig die Effektivität und Verfügbarkeit verbessert werden. Turnaround: In der Prozessindustrie bezeichnet dieser Terminus das Management der Instandhaltungs-, Wartungs- und Optimierungsmaßnahmen, wenn Großanlagen, die normalerweise ohne Stillstand arbeiten, heruntergefahren und gewartet werden. Bei einem Großstillstand unterstützen in aller Regel zahlreiche Industriedienstleister bei den Arbeiten, damit die Anlage(n) nach kurzer Zeit wieder in Betrieb gehen können. U Uptime: Bezeichnet die Zeit, wenn sich eine Maschine oder Anlage im betriebsfähigen Zustand befindet (Gegenteil: Downtime). V Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit, die für einzelne Maschinen oder auch für ganze Fertigungsanlagen ermittelt werden kann, zeigt an, ob diese während einer festgelegten Produktionszeit tatsächlich immer gelaufen sind (Verfügbarkeit: 100 Prozent). Sie errechnet sich aus der tatsächlichen Maschinenlaufzeit geteilt durch die geplante Maschinenlaufzeit mal 100. Liegt die Verfügbarkeit unter einem Wert von 100, deutet dies auf ungeplante Stillstände hin. Verbesserung: Die Verbesserung ist
ebenso wie die Instandsetzung und Inspektion ein Bestandteil der Instandhaltung (siehe DIN 31051 und DIN 13306). Virtuelle Realität (VR): siehe Augmented Reality Vorbeugende Instandhaltung: planmäßig durchgeführte Wartung vor Eintritt eines Defekts, siehe IH. W Wartung: Die Wartung ist ebenso wie die Instandsetzung und Inspektion ein Bestandteil der Instandhaltung (siehe DIN 31051 und DIN 13306). Wertschöpfungskette: Das Konzept der Wertschöpfungskette wurde erstmals 1985 von Michael E. Porter in seinem Buch „Competitive Advantage“ veröffentlicht. Die Wertschöpfungskette (englisch Value Chain) stellt die Stufen der Produktion als eine geordnete Reihung von Tätigkeiten dar. Diese Tätigkeiten schaffen Werte, verbrauchen Ressourcen und sind in Prozessen miteinander verbunden. Wirkungsgrad: Der Wirkungsgrad beschreibt allgemein das Verhältnis zwischen zwei bestimmten Energiemengen. Im industriellen Umfeld geht es dabei zumeist um die Effizienz einer technischen Maschine oder Anlage. Hier gibt der Wirkungsgrad an, welcher Anteil der zugeführten Energie in nutzbringende Energie umgewandelt wird. Z Zentralschmierung: zentrale Schmiereinheit zur Versorgung mehrerer Schmierstellen und zur Reduzierung des Wartungsaufwandes. Zustandsüberwachung: siehe Condition Monitoring
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