B&I MAGAZIN 2024 - "Instandhaltung - Garant für Nachhaltigkeit"

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DIE INDUSTRIE-ZEITUNG

MAGAZIN 2024

Instandhaltung – Garant für Nachhaltigkeit Wolff Publishing info@b-und-i.de www.b-und-i.de


INSTANDHALTUNG SCHAFFT UND BEWAHRT WERTE www.in-stand.de #instand24

08. – 09.10.2024 → Messe Stuttgart Die IN.STAND ist der Branchentreff für Instandhaltung und Services in Süddeutschland. Nutzen Sie die Chance, Ihr Unternehmen, Ihre Leistungen und Services einem breiten Fachpublikum zu präsentieren. Treffen Sie Partner sowie bestehende und neue Kontakte persönlich.


B&I Magazin 2024

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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der B&I, die vierte Ausgabe des B&I-Jahresmagazins widmet sich intensiv dem Thema Nachhaltigkeit, einem Thema, das eng mit der Instandhaltung verwoben ist, denn Wartungs- und Instandsetzungsexperten sorgen nicht nur dafür, dass Maschinen und Anlagen in ihren vorgegebenen Normen funktionieren, sondern kümmern sich auch darum, dass bei einem Fehler oder Stillstand diese wieder instand gesetzt und in Betrieb genommen werden. Genau genommen kümmern sie sich darum, dass ein Problem so frühzeitig erkannt und behoben wird, dass es zu gar keinen Ausfällen und Stillständen kommt. Und – wir erinnern uns an die DIN 31051, welche die Grundlagen der Instandhaltung beschreibt und hierbei die vier Grundmaßnahmen Wartung, Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung festlegt –, die Experten verbessern vorhandene Systeme, Maschinen und Anlagen. Ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und beispielsweise die Digitalisierung im Brownfield miteinschließt und so den Weg für moderne Technologien wie Smart Maintenance im großen Stil ebnet. Verbesserungen sind nachhaltig, beispielsweise wenn in Druckluftsystemen nach Leckagen gesucht und Volker Zwick diese beseitigt werden oder durch einen Retrofit ältere Chefredakteur B&I Maschinen oder Anlagen beispielsweise durch sparsamere Motoren oder eine leistungsfähige Sensorik fit für die Zukunft gemacht werden. Viel Nachhaltigkeitspotenzial steckt auch darin, wenn Maschinen vom Hersteller von Grund auf überholt und modernisiert werden oder wenn durch die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung bietet, die Effizienz verbessert wird. Zahlreiche praxisnahe Beispiele hierfür finden sich in diesem B&I-Jahresmagazin. Durch diese neuen Aufgaben und Möglichkeiten ändern sich sowohl das Berufsbild des Instandhalters als auch das Standing der Abteilung im Unternehmen insgesamt – und zwar zum Guten. Wir sind mittendrin in diesem Wandel und es wird spannend sein zu sehen, ob und wie sich dies auf die Attraktivität des Berufsbilds nach außen auswirkt und ob es der Branche gelingen wird, für junge Menschen attraktiv zu sein. Es wird eine der größten Herausforderung für die Branche werden, junge Menschen zu Spezialisten aus- und weiterzubilden, auch wenn diese nicht die optimalen Eigenschaften mitbringen und beispielsweise Sprachprobleme haben. Wir werden es uns aber zukünftig nicht mehr leisten können, diese zu übersehen. Doch trotz dieser unzähligen kleinen und größeren Stellschrauben, an denen die Instandhaltung drehen kann und welche die Effizienz der produzierenden Firmen verbessern und den Energieverbrauch reduzieren, wird es in der Summe nicht reichen. Denn eine klimaneutrale Industrie wird es nur dann geben, wenn wir die erneuerbaren Energien massiv ausbauen, die Effizienz der Prozesse verbessern, eine Wasserstoffwirtschaft auf Basis der Erneuerbaren aufbauen und dort, wo es sich nicht verhindern lässt, den CO2-Ausstoß kompensieren beziehungsweise durch neue Technologien der Umwelt entziehen. Und das kostet Geld, viel Geld, das allerdings mittel- und langfristig gut angelegt ist. Auf Dauer jedenfalls ist es deutlich teurer, hier nicht zu investieren. Deshalb glaube ich nicht, dass wir uns mit der gegenwärtigen Form der Schuldenbremse einen Gefallen tun, da zwingend notwendige Investitionen dadurch verhindert werden. Und so bleiben derzeit nur die vielen kleinen Stellrädchen, die (nicht nur, aber eben vor allem) in der Instandhaltung gedreht werden können. Und nun lade ich Sie ein, im neuen B&I Jahresmagazin 2024 zu schmökern. Ich freue mich über Kritik und Anregungen.


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Inhaltsverzeichnis Instandhaltungsexperten haben das Wort

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Gasteditorial von Prof. Dr. Lennart Brumby FVI: „Maintain Your Excellence“ ... ... empfiehlt Markus Ahorner vom FVI und thematisiert das Thema Nachhaltgkeit Instandhaltung, Asset Management & Öko-Effizienz Expertenbeitrag Andreas Dankl, GF dankl+partner consulting | MCP Deutschland So wird man nachhaltig in Krisenzeiten Situation ist eine Chance für den Industrieservice, meint Dr. Dietmar Kestner ( VAIS) 4.OPMC: EMM – Engineering Master Data Management Stammdatenqualität als Performance Katalysator für Produktion & Nachhaltigkeit

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Die B&I-Themen des Jahres GFK-Reihenabdeckungen statt Betonplatten … … erleichtern die Kontrolle und Wartung der darunterliegenden Leitungen Wer nicht(s) hören will – muss smart werden! Einsatz von SmartMotoren in Werkzeugeinstellgeräten Fest verschraubt in allen Höhen Spezielle Schraube lässt sich mit nur einem Werkzeug montieren Versorgungssicherheit für die Smart Factory Von der Ingenieurplanung bis zur Überwachung der Bauausführung Mehr als nur Ersatzteilmanagement Warum nun aus dem Obsoleszenzmanagement die Renessenz werden soll Service weltweit, das geht nicht mit Excel Wie Kässbohrer die Serviceprozesse vereinheitlicht und digitalisiert Mit Gefahrstoffdämpfen sicher umgehen Flexible Lösung für die technische Entlüftung von Sicherheitsschränken Wie man im Lager einen Gang zulegt Digitalisiertes Lager mit Sprachkommissionierung nutzt clevere Kennzeichnung Kelvions MES-Digitalisierungsstrategie An sechs Standorten von Kelvion ist Cronetwork MES im Einsatz; das ist erst der Anfang Groß träumen, aber pragmatisch starten IIoT: Spannungsfeld zwischen Maschinenbauern und Anlagenbetreibern auflösen Die Regalbediengeräte stets im Blick Die Informationen für das eingesetzte Prolink CMS von Schaeffler liefern Sensoren Die Bedeutung des Sensormanagements … … für die intelligente Zustandsüberwachung von Maschinen, Anlagen und Gebäuden Nestlé setzt auf Automated Guided Vehicles Wie Still den innerbetrieblichen Transport im Nestlé Produktionswerk automatisiert Ein Stillstand der ganz besonderen Art Herausfordernde Erneuerung der XXL-Krananlage in einem Stahlwerk Eine leistungsstarke Kombination … … aus breitbandigem Ultraschallmessgerät und Asset-Tree-Management-Software

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Günstig in der Anschaffung, teuer im Betrieb Ulrich Bräunlich (Filteron) erklärt, worauf beim Kauf von Filtern zu achten ist Clever: Lecksuche mit Ultraschall Ein drei Millimeter großes Leck kann bis zu 650 Euro an Kosten pro Jahr verursachen Zustandsorientierte Wartung in der Energiewirtschaft Wie die Hamburger Energiewerke bei der Wartung von einer KI-Lösung profitieren Der nächste Schritt: Von reaktiv zu präventiv Wie Industrie 4.0 die Instandhaltung grundlegend verändert Die verborgenen Energieeinsparungen … … in Pumpenanlagen und -technik erschließen Genau am falschen Ende gespart … Warum verschobene Wartungen der Druckluftanlagen mehr kosten als einsparen Ultraschalltechnik überwacht Langsamläufer So konnte ein Wälzlagerschaden detektiert und der Zustand bewertet werden Alle Fertigungsprozesse fest im Blick Mit einem 360-Grad-Blick auf alle Daten laufen die Prozesse besser Brennbare Flüssigkeiten sicher lagern Beim Brand eines IBC-Containers ist mehr gefordert als eine Auffangwanne Ressourcen sparen und nachhaltiger prüfen Warum ein neues Gerät kaufen, wenn es ein gebrauchtes mit Upgrade gibt? Automatisches Wartungsmanagement Remondis optimiert seine Instandhaltung und setzt auf angepasstes IBM Maximo Mit fotorealistischen digitalen Zwillingen … … dem Fachkräftemangel in der Instandhaltung trotzen Wasserstoff beherrschen lernen Ziel für heimische Elektrolysekapazität 2030 wurde auf zehn Gigawatt erhöht Klebstoff, Pistole und Düse müssen passen Individualisierung von Kleblösungen bringt Mehrwerte Gefragt war eine ganzheitliche Lösung Drehmaschine bekommt passgenaue Druckluftversorgung und Service Betriebsmittelprüfung effizient durchgeführt Warum ein Telekommunikationsdienstleister einen externen Dienstleister nutzt Rechtssicherer Umbau und Retrofit Auswirkungen von Veränderungen auf die Sicherheitsanforderungen Bilfinger: Engineering-Allianz mit Ineos Als Allianzpartner agiert Bilfinger wie der Kunde selbst – so das Konzept Instandhaltung mit der ERP-Software? Warum es sich lohnt, auf eine Instandhaltungssoftware zu setzen Digitale Instandhaltung punktet im ÖPNV Mobile SAP-Prozesse bei der Ruhrbahn: Mehr Effektivität, höhere Verfügbarkeit Bodensanierung ohne Unterbrechungen Wie sich abgesackte oder instabile Betonböden wieder instand setzen lassen Werksübergreifendes Ersatzteilmanagement Hersteller von Hygienepapier setzt auf die SaaS-Plattform Sparetech

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Das kleine Glossar der Instandhaltung

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Impressum und Auflistung der beteiligten Institutionen, Vereine, Verbände, Messen, Experten und Firmen

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Alphabetische Auflistung ... ... aller beteiligten Institutionen, Experten, Vereine, Verbände, Messen und Firmen Experten Seite 57 AiSight GmbH Asecos GmbH b.i.g. bechtold INGENIEURGESELLSCHAFT MBH Bilfinger SE CompAir Drucklufttechnik GmbH EUCHNER GmbH + Co. KG Filteron GmbH Framence GmbH handz.on GmbH HMS Industrial Networks GmbH Industrie Informatik GmbH InterSystems GmbH KHK-Kunststoff-Handel Cromm & Seiter GmbH KLINGER GmbH Lobbe Industrieservice GmbH & Co. KG M.O.P GmbH MaintMaster Systems AB Membrain GmbH Minimax Mobile Services GmbH mobileX GmbH Moog GmbH Oltrogge GmbH & Co. KG ONK GmbH Piepenbrock Service GmbH + Co. KG Schaeffler Technologies AG & Co. KG SFS Group Germany GmbH SONOTEC GmbH SONOTEC GmbH SPARETECH GmbH Still GmbH TOM Instandhaltungssoftware by M.O.P GmbH UE Systems Germany UNI-FÖRDERTECHNIK GmbH URETEK Deutschland GmbH VTH Verband Technischer Handel e.V. VWH GmbH ZwickRoell GmbH & Co. KG

Seite 33 Seite 27 Seite 93 Seite 63 Seite 90 Seite 53 Seite 75 Seite 73 Seite 40 Seite 37 Seite 67 Seite 20 Seite 78 Seite 49 Seite 95 Seite 59 Seite 97 Seite 69 Seite 31 Seite 22 Seite 85 Seite 35 Seite 87 Seite 43 Seite 25 Seite 51 Seite 65 Seite 101 Seite 47 Seite 45 Seite 55 Seite 61 Seite 99 Seite 81 Seite 29 Seite 71

Professor Dr. Lennart Brumby Markus Ahorner (FVI) Andreas Dankl, (dankl+partner) Dr. Dietmar Kestner (VAIS) Dr. Andreas Weber, (4.opmc e.V.) Bernhard Kurpicz, (4.opmc e.V.) Nelli Kraus, (4.opmc e.V.)

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Impressum B&I Magazin eine Sonderpublikation der BETRIEBSTECHNIK & INSTANDHALTUNG B&I Die Industrie-Zeitung Erscheinungsjahr: 2024 Druckauflage: 5.000, zuzüglich elektronischer Verbreitung Herausgeber und Gesamtanzeigenleitung: Wolff Publishing Andreas Wolff e.K. Lothringer Str. 32 58091 Hagen Postfach 5105 58101 Hagen Tel.: +49 (0) 2331.910 8660 Fax: + 49 (0) 2331.910 8668 www.b-und-i.de / info@b-und-i.de Chefredaktion: Volker Zwick (V. i. S. d. P.) Meierhofstr. 19, 86473 Ziemetshausen Tel. +49 (0) 8284.929 90 Fax: + 49 (0) 8284.929 91 redaktion@b-und-i.de Lektorat: Dr. Gotlind Blechschmidt, Augsburg Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag Postfach 12 80 33042 Paderborn Tel. +49 (0) 5251.153-0 Fax: +49 (0) 5251.153 -104 info@bonifatius.de www.bonifatius-druckerei.de Titelbild: Colin Behrens auf Pixabay Copyright Diese Zeitschrift und alle enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Von namentlich genannten Fremdautoren oder von ausgewiesenen Unternehmen stammende Beiträge stellen nicht zwingend die Meinung der Redaktion dar. Die Publikation dient der eigenen Meinungsbildung durch die Leser.

Haftungsausschluss

Seite 19 Fachmesse ARBEITSSCHUTZ AKTUELL, Hinte Expo & Conference Seite 39 Fachmesse FMB, Easyfairs Deutschland Seite 77 Fachmesse Hannover Messe, Deutsche Messe Seite 02 Fachmesse In.Stand 2024, Landesmesse Stuttgart Fachmesse maintenance Dortmund 2024, Easyfairs Deutschland Seite 108 Seite 84 Fachmesse NORTEC, Landesmesse Stuttgart Seite 15 Fachmesse SENSOR+TEST 2024, AMA Service Fachmesse SPS, Mesago Messe Frankfurt GmbH Seite 89

Die Texte, Angaben und Daten in dieser Publikation wurden von den Autoren und Unternehmen mit größter Sorgfalt erstellt. Trotz sorgfältiger redaktioneller Bearbeitung erfolgt die Veröffentlichung ohne Gewähr. Für unter Umständen vorhandene inhaltliche Unrichtigkeiten übernimmt der Herausgeber keinerlei Verantwortung oder Haftung. Für die Inhalte der angegebenen Webseiten sind ausschließlich die Betreiber der jeweiligen Internetseiten verantwortlich.

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Gasteditorial von Professor Dr. Lennart Brumby Was denn? Ist das Jahr schon wieder fast vorbei und die eigene To-do-Liste noch längst nicht abgearbeitet? Ich war ein wenig erschrocken, als ich wieder die Anfrage erhalten hatte, für das B&I Jahres-MAGAZIN die aktuellen Herausforderungen der Instandhaltung kurz zusammenzufassen. Es gibt so viele Themen, die ich in 2023 anpacken wollte und bis heute leider bestenfalls nur ansatzweise behandelt habe. Eines dieser Themen ist der Beitrag der Instandhaltung zur Nachhaltigkeit. In den Jahren zuvor haben wir ja gerne mal die Nachhaltigkeit erwähnt oder eingefordert, oftmals allerdings ohne konkrete Maßnahmen und messbare Ziele zu nennen. Dies hat sich aber gerade in diesem Jahr deutlich verändert. Mit den Zielvorgaben des europäischen Green Deals und den damit einhergehenden neuen Gesetzen und Verordnungen der EU sind alle Unternehmen gezwungen, sich intensiv mit ihrem jeweiligen Beitrag zur Emissionsreduzierung und Klimaneutralität zu beschäftigen. Die hohen Energiepreise beschleunigen diesen Prozess zusätzlich. Im Zuge dessen sind die InstandhalProf. Dr. Lennart Brumby, tungsbereiche aufgefordert, systematisch nach Energieverschwendungen Studiengangsleiter Service Engineering und -verlusten in ihrer Produktion zu suchen und diese zu beseitigen. Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim Wo früher gelegentlich mal eine Druckluft-Leckage beseitigt wurde, entstehen heute in vielen Technikbereichen ganze Programme zur Energie-Effizienz-Optimierung. Mithilfe moderner Technologien u.a. zur Leckage-Detektierung und Angeboten von spezialisierten Umweltdienstleistern werden derartige Green Services fester Bestandteil im Leistungsportfolio von Instandhaltungs- und Serviceabteilungen. Ein weiterer Beitrag zur Klimaneutralität kann mit einer gezielten Modernisierung der Produktionsanlagen erreicht werden. Neben der Dekarbonisierung geht es hierbei um die Bemühung, mit einer systematischen Lebenslaufverlängerung von Maschinen den Ressourceneinsatz bei der Anlagenherstellung zu reduzieren. Auch hier ist die Instandhaltung wieder mit im Boot, gemäß dem Motto „We keep production in use!“. Das Thema Retrofit kann dabei sowohl für die Laufzeitverlängerung als auch für die digitale Nachrüstung alter Maschinen genutzt werden. Die „klassische“ reaktive und proaktive Instandhaltung wird so neben den oben genannten Green Services auch um sogenannte Life Cycle Services erweitert. Die Instandhaltung trägt damit maßgeblich zur Nachhaltigkeit und Circular Economy bei und sollte somit auch bei den anstehenden Anstrengungen der Unternehmen zur Realisierung des geforderten ESG-Reportings eine wichtige Rolle einnehmen. Ein anderes Thema, um das man heute nicht mehr vorbeikommt, ist die künstliche Intelligenz (KI). Mittlerweile zeigen sich unzählige Anwendungsbereiche für KI in der Instandhaltung, die weit über intelligente Datenauswertung und Prognosebildung bei der Predictive Maintenance hinausgehen. Mittlerweile existieren Einsatzideen entlang des gesamten Instandhaltungsprozesses, angefangen bei der KI-gestützten IH-Planung, der automatischen Muster- und Bilderkennung bei Inspektion, über die KI-gestützte Wissensdokumentation bis hin zur Nutzung generativer KI wie ChatGPT in der Instandhaltung. Die Anwendungsmöglichkeiten erscheinen schier grenzenlos und lassen uns gespannt sein auf das, was da in nächsten Monaten auch für den Bereich der industriellen Instandhaltung entwickelt wird. Der sinnvolle Einsatz von künstlicher Intelligenz kann dabei durchaus auch einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung des immer problematischer werdenden Fachkräftemangels leisten. Denn wenn schon immer weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen, dann sollten diese wenigstens effizient eingesetzt und befreit von jeglichen Routinetätigkeiten sein. Aber vollständig wird das Problem der fehlenden Fachkräfte auch mit KI nicht gelöst. Hier müssen wir weiterhin intensiv das Bild der Instandhaltung positiv prägen, um junge Menschen für die Ausbildung und das Arbeiten in der Instandhaltung zu gewinnen. Es gibt also viele Themen und Lösungsansätze, die uns – trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – hoffnungsfroh für das Jahr 2024 stimmen lassen. Betrachten Sie daher das vorliegende Jahresmagazin mit seinen vielen interessanten Beiträgen als wertvolle Anregung, um auch Ihren eigenen Verantwortungsbereich positiv und zukunftssicher weiterzuentwickeln.


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Mehr zum Thema FVI-Forum Vision Instandhaltung e.V. Tel. +49 (0) 21 02 / 5 79 19 04 info@fvi-ev.de https://ipih.de/

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Markus Ahorner (https://ahornerinnovators.com) ist Geschäftsführer der Ahorner & Innovators GmbH. Das Unternehmen aus Hannover entwickelt und berät Industrieunternehmen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, KI-Systeme und Datenanalyse. Markus Ahorner ist ein ehrenamtlicher Vorstand im FVI. Bild: Ahorner & Innovators


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„Maintain your excellence“ ... ... empfiehlt Markus Ahorner vom FVI für 2024 und thematisiert das Thema Nachhaltgkeit Viele der gesellschaftlichen Diskussionen des vergangenen Jahres standen im Licht der menschlich verursachten globalen Klimaveränderung und der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit. Doch was bedeutet dies für die Instandhaltung im industriellen Umfeld? Nachhaltigkeit ist ein Begriff aus der Dafür gibt es drei Möglichkeiten Forstwirtschaft und bedeutet sinngeVersuchen, alles so lassen, wie es mäß: Schlage nur so viel Holz, wie du heute ist: Das würde erfordern, dass wirklich benötigst, und gehe erst wieder in den Wald, wenn es nachgewaches überhaupt einen stabilen und stasen ist. tischen Punkt des Wirtschaftens Aber was passiert in der Realität? Wir gäbe. konsumieren unsere Ressourcen Aber wie wir eben gesehen haben, schneller, als sie nachwachsen können. ist unsere Wirtschaft nur im GleichUnsere industriell geprägte Welt ist gewicht, wenn sie dynamisch ist. Bei alles andere als nachhaltig. Stillstand fällt das Fahrrad um. Ganz im Gegenteil, unsere Vorstellung Versuchen, zu einem früheren, vieleines effizienten Unternehmens beleicht glücklicheren Zeitpunkt der ruht maßgeblich auf der Idee, aus der Geschichte zurückzukehren: Das begrenzten Zeit noch stets mehr herwäre die vorindustrielle Zeit, in der auszuholen. Unsere Welt besteht aus die Menschen viel weniger RessourBeschleunigung. cen verbrauchten. Einfach deshalb, weil sie es nicht konnten. Ihnen fehlStabilität aus der Dynamik ten die Maschinen, die Methoden, das Wissen – kurz: der naturwissenSie erfordert die zunehmende Synschaftliche und technische Fortchronisation aller Prozesse und Leischritt. stungen. Je besser diese gelingt, desto Dorthin zurückzukehren, würde behöher sind Profitabilität und Zuverläsdeuten, auf Nahrungsmittelversorsigkeit unserer Abläufe. gung, Pharmazeutika, MedizintechWir beziehen unsere Stabilität aus der nik und andere Zugewinne der letzDynamik – wie ein Fahrradfahrer, der ten zweihundert Jahre zu verzichten umfällt, wenn er stehen bleibt. und dabei höchstwahrscheinlich viele Milliarden Menschen dem Tod Wie können wir die Industrie am oder zumindest enormen gesundLeben und gleichzeitig unsere heitlichen und kulturellen EinUmwelt erhalten? schränkungen auszusetzen. Versuchen, in der Zukunft die bisheNun fragt man sich: Wie soll dieser rigen Fehler zu vermeiden und die Spagat gelingen? Wie sollen wir unSituation systematisch zu verbessere wirtschaftlichen Systeme immer sern: Offenbar ist das unsere beste noch effizienter machen, und dabei Chance. immer mehr Dynamik erzeugen, und Wir können das ausbauen, was wir gleichzeitig mit Materie, Energie und Menschen am besten können. Neue Information nachhaltiger umgehen? Erfindungen machen. Das Wissen Also konkret: Wie können wir unsere vermehren. Uns Informationstechnik Industrie am Leben und gleichzeitig und künstliche Intelligenz zur Löunsere Umwelt erhalten? sung unserer Probleme zunutze ma-

chen. Energien gescheiter einsetzen und so umwandeln, dass wir möglichst wenig Nutzen dabei verlieren. Stoffe trennbar machen und wiedergewinnen. Instandhaltung gewinnt (weiter) an Bedeutung Das wird die Aufgaben der Instandhaltung erweitern: Die alten Produktionsanlagen müssen umgestellt werden. Neue Anlagen müssen nicht nur erfunden und gebaut werden, sondern sie müssen danach am Leben erhalten werden. Nicht einmal, sondern immer wieder. Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen Wir müssen neue Methoden entdecken und umsetzen. Die Digitalisierung nutzen, um Energien und Informationen noch besser einsetzbar machen. Das Wissen zwischen den Menschen und Maschinen noch besser aufteilen und überall zugänglich machen. Um die Welt, die unsere Dinge produziert, jeden Tag ein bisschen besser, sauberer, wiederherstellbarer – kurz: nachhaltiger – zu gestalten. Denn wenn eine Funktion im Unternehmen schon immer wusste, was Nachhaltigkeit bedeutet, und danach gehandelt hat, dann ist es die Instandhaltung.

In diesem Sinne wünscht Ihnen das Forum Vision Instandhaltung ein wunderbares, erfolgreiches und möglichst nachhaltiges Jahr 2024!


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Andreas Dankl, geschäftsführender Gesellschafter von dankl+partner consulting | MCP Deutschland, engagiert sich seit mehr als 25 Jahren für das Thema Instandhaltung mit Fokus auf Instandhaltungsmanagement und Asset Management. Er ist Gründungsmitglied der Trainingsakademie für Instandhaltung und Produktion sowie des Forschungs-Hotspots MCC Maintenance Competence Center. Bild: Orhideal


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Instandhaltung, Asset Management & Öko-Effizienz Das sind zusammengehörende Aufgaben- und Kompetenzbereiche, erklärt Andreas Dankl Durch den Green Deal der EU ist die Ausrichtung der Unternehmen aller Wirtschaftszweige klar in eine Richtung vorgegeben, die das Asset Management (Anlagenwirtschaft) und die Instandhaltung maßgeblich beeinflussen werden. So will die EU ihre Klimaziele bis 2030 auf faire und kosteneffiziente Weise und unter Wahrung des Wettbewerbs erreichen und Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Öko-Effizienz wird in analagenintensiven Unternehmen durch die Taxonomie-Verordnung in Zukunft eine ähnliche gesetzliche Relevanz erhalten, wie heute etwa die Arbeitssicherheit, ist sich Andreas Dankl, geschäftsführender Gesellschafter von dankl+partner consulting | MCP Deutschland, sicher. Öko-Effizienz ist das Verhältnis zwischen Wirtschaftsleistung und verursachten Emissionen und Umweltbelastungen; es geht also um die Bewertung und Optimierung der Umweltauswirkungen (z.B. CO2-Fußabdruck), die durch die betriebliche Wertschöpfung (Produktion, Anlagenbetrieb) entstehen. Der Einfluss von Instandhaltung und Asset Management auf die Ziele der Öko-Effizienz sind anhand der unten in der Tabelle dargestellten Beispiele offensichtlich. Durch drei beispielhafte Ansätze sollen die Einflüsse von Instandhaltung und Asset Management auf die Optimierung der Öko-Effizienz aufgezeigt werden: A: Optimierung von Anlagenzuverlässigkeit/-verfügbarkeit: These: Durch Optimierung der Zuverlässigkeit/Verfügbarkeit von Anlagen(teilen) werden technische Anlagenverluste minimiert und durch reduzierte Anlagenausfälle/-störungen wer-

den Instandhaltungskosten, Material-, Energie- und Umsatzverluste nachhaltig gesenkt. B: Lifecycle-optimierte Auslegung und Optimierung von Anlagen bzw. Anlagenteilen: These: Lifecycle-optimierte Anlagenstrukturen bzw. Anlagen(teile) vermeiden einen vorzeitigen Anlagensubstanzverlust (und somit Ersatzkosten/investitionen) und ermöglichen einen minimierten Energieverbrauch (Abstimmung mit Ansatz C). C: Identifikation und nachhaltige Beseitigung von Energieverlusten im Produktionsprozess These: Die Identifikation und Beseitigung von Energieverlusten wurden in der Vergangenheit nachrangig gegenüber Kapazitätserweiterungen und Produktivitätsoptimierungen bei Anlagen behandelt bzw. wurden aufgrund der mangelhaften Transparenz über Energieverbrauch/-kosten nicht systematisch durchgeführt.

Praxistipp: Öko-Effizienz im Hinblick auf ein modernes Instandhaltungs- und Asset Management sehen und dementsprechend entscheiden und handeln! Tipps dazu im Webportal www.excellence-radar.com

Öko-Effizienz wird sich durch die Vorgaben aus der Taxonomie-Verordnung entscheidend auf die Ausrichtung und Optimierung von Instandhaltung und Asset Management sowie die Anlagenstrategie auswirken.

Mehr zum Thema dankl+partner consulting gmbh | MCP Deutschland GmbH Tel. +49 (0) 89 / 22 84 06 80 -0 office@mcp-dankl.com www.mcp-dankl.com


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„Unser branchenübergreifendes Netzwerk betrachtet gleichermaßen den Anlagenbau und den Betrieb und berücksichtigt als einziger Verband den Industrieservice als standortsichernden Teil der Industrie”, betont Dr.-Ing. Dietmar Kestner, Geschäftsführer Verband für Anlagentechnik und IndustrieService e.V. Bilder: VAIS

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So wird man nachhaltig in Krisenzeiten Aktuelle Situation ist eine Chance für den Industrieservice, meint Dr. Dietmar Kestner vom VAIS Deutschland befindet sich zwei Jahre nach dem Ende der Pandemie im Dauerkrisenmodus. Die Energiekrise und die Inflation, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nach sich gezogen hat, belasten sowohl private Haushalte als auch die deutsche Industrie. Zudem stehen die Kundenindustrien des Industrieservice in hartem internationalem Wettbewerb. Fü r den Service ist dies eine große Chance, denn er kann seine Kunden dabei unterstü t zen, die aktuellen 3D-Herausforderungen – Defossilisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel – zu meistern, auch und gerade in diesen herausfordernden Zeiten. Das Haushaltsurteil zum Klima- und Transformationsfonds aus Karlsruhe hat die Gestaltungskorridore der Politik in der Krise zusätzlich eingeschränkt: Die Bundesregierung hat sich mit den nun für verfassungswidrig erklärten, gegen die Schuldenbremse verstoßenden Kreditermächtigungen in eine Sackgasse manövriert, die sie nur über den Weg von Kürzungen verlassen kann. Wichtig ist jedoch, dass die Strompreisentlastung und CAPEX-Förderung für die emissions- und energieintensiven Industrien unangetastet bleiben, denn diese sind die Voraussetzung, dass die Industrien ihren internationalen Wettbewerbsnachteil wettmachen und in

Details zum VAIS Der VAIS Verband für Anlagentechnik und IndustrieService e.V. ist ein Branchenverband zur Förderung und Vertretung der Interessen von Unternehmen aus Anlagenbau, Industrieservice und Betrieb in der Energie- und Abfallwirtschaft und den Prozessindustrien. Er versteht sich als Plattform für den Aufbau und die Pflege eines Branchennetzwerks und ist der ideale Impulsgeber für themenspezifische und -übergreifende Aktivitäten. Die im VAIS organisierten Unternehmen stehen für innovative und nachhaltige technische Lösungen, effizienten Industrieservice und Instandhaltung sowie motivierte Menschen.

den Fortbestand des Standortes investieren können. Wichtig ist auch, dass diese Entlastungen nicht durch erhöhte Abgaben wieder infrage gestellt werden. Ein Festhalten an ideologisch motivierten Tabus wird die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrien weiter schwächen.

Mehr Resilienz und Nachhaltigkeit für den Industriestandort durch Service

Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass der Standort weitere Potenziale ausschöpfen kann, damit die Produktion unter den 3D-Herausforderungen krisenfester und nachhaltiger wird. Denn gerade in Zeiten aufgeschobener oder gar aufgekündigter Neu- und ErsatzinIndustrie vor den vestitionen gewinnt der Industrieser3D-Herausforderungen vice mit seiner grundlegenden Orientierung auf Substanz- und Werterhalt Die letzten Krisen haben nämlich ge- an Bedeutung und kann bei der Stabizeigt: Trotz der Bedeutung der Industrie lisierung der Industriestandorte eine ist der Standort mit seinen im interna- Schlüsselrolle spielen: tionalen und europäischen Vergleich Auch in der Defossilisierung der Prosehr hohen Energiepreisen und seiner duktion gilt: efficiency first. ServiceleiAbhängigkeit von Energie- und Roh- ster reduzieren im Tagesgeschäft durch stoffimporten höchst vulnerabel. An Innovationen und Dienstleistungen under Energieversorgung wird deutlich, mittelbar den Ressourcenverbrauch wie schwierig derzeit die Rahmenbe- Ihrer Kunden. Modernste Instandhaldingungen für die Prozessindustrien tungstechnologien wie z.B. Leckageorsind. Hinzu kommen Mehrbelastungen tung, Thermografie, Prüfdatenbanken, bei den Produktionskosten und ein im Schwingungsanalysen können zusätzinternationalen Vergleich nachteiliges lich die Effizienz von Bestandsanlagen Steuersystem. steigern. Des Weiteren sind das verDer Branchenmonitor 2023 des VAIS stärkte Recycling von Wertstoffen wie stellt fest, dass die standortgebunde- in der Chemie, aber auch mittelfristig nen und häufig mittelständischen Indu- ein Carbon Management mit CO2 als striedienstleister sich um die Zukunft Rohstoff Bausteine einer nachhaltigen der deutschen Standorte sorgen. Die Kreislaufwirtschaft. existenziellen Herausforderungen erge- Um Prozesse zu defossilisieren und das Ziel der Klimaneutralität 2045 in der Inben sich aus den drei „großen Ds“: Der Defossilisierung der Produktion dustrie zu erreichen, setzen die Kunund Energieversorgung, der Digitalisie- denindustrien auf Elektrifizierung und rung zu einer smarteren und effiziente- den Einsatz von Wasserstoff und seinen ren Produktion und dem demografi- Derivaten als Energieträger. Die Branschen Wandel, der als Fachkräfteman- che muss sich daher in der Ausrichtung gel alle Branchen immer mehr fordert. seiner Services noch stärker auf neue


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Klimaschutztechnologien und Anwendungen mit Wasserstoff- und Power-toX-Einsatz einstellen.

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vice eine hohe Bereitschaft zur eigenen digitalen Transformation. Letztendlich entscheidet der produkt- und standortspezifische Umgang mit Daten, wer im Digitale Transformation des Verhältnis von OEMs, Betreibern und Industrieservice Service der Treiber – der Orchestrator – in den Wertschöpfungsprozessen sein Durch die Digitalisierung lassen sich er- wird. hebliche Effizienzsteigerungen erzielen. Mit der erforderlichen Offenheit und Predictive Maintenance und künstliche Transparenz der Prozessdaten lassen Intelligenz sind 2023 unter den wichtig- sich bisher nicht vorstellbare Effizienzsten Innovationsthemen im Service. gewinne erreichen, die dem Mangel an Aber auch moderne Instandhaltungs- Fachkräften entgegenwirken. software und Ticketsysteme leisten ihren Beitrag. Fachkräfte als wichtigstes Schließlich umfasst die Resilienz des In- Zukunftsthema dustriestandortes beim Einsatz digitaler Technologien auch stark Aspekte Die größte Herausforderung der geder Cybersicherheit: Neben der Digita- samten deutschen Industrie bleibt der lisierung interner Unternehmenspro- demografische Wandel. Neben dem zesse und Geschäftsmodelle wird des- personalschonenden Mehrwert neuer wegen die digitale Kompetenz von In- smarter Services können Industriedustriedienstleistern in den Kundenbe- dienstleister mit ihrer hohen Kompeziehungen mit Industrien hoher Kritika- tenz in Qualifizierung und Integration lität immer wichtiger. von Fachkräften den Personaleinsatz Um bei diesen Innovationen mithalten beim Kundenunternehmen flexibilisiezu können, benötigt der Industrieser- ren und mit einer gemeinsamen Kapa-

zitätsplanung nicht nur kurzfristige Bedarfsspitzen abfedern. Aber auch die Branche selbst steht vor der Herausforderung, sich gegenüber einer jungen, digitalaffinen Generation als attraktiver Arbeitgeber mit Karrierechancen, guter Bezahlung und modernem Arbeitsumfeld immer wieder neu zu positionieren und darzustellen. Der Aufbau dieser technologischen, digitalen und personellen Kompetenzen setzt oftmals die Expertise und Orientierung eines starken Branchennetzwerkes voraus. Der VAIS unterstützt seine Mitgliedsunternehmen, diese Herausforderungen für sich und zum Nutzen seiner Kunden zu meistern.

Mehr zum Thema VAIS Verband für Anlagentechnik und IndustrieService e.V. Dr.-Ing. Dietmar Kestner d.kestner@vais.de www.vais.de


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Dr. Andreas Weber, Vice-President Customer Interface and Development bei Evonik Technology & Infrastructure Technischer Service, ist der erste Vorsitzende des Vereins 4.OPMC und ein ausgewiesener Spezialist im Bereich Digitalisierung. Bilder: 4.OPMC

Bernhard Kurpicz, Vorstand 4.OPMC e.V., adesso SE und Nelli Kraus. Sie ist Associate Business Development Manager in der prozess- und verfahrenstechnischen Industrie bei adesso SE.


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EMM – Engineering Master Data Management SAP-Stammdatenqualität als Performance-Katalysator für Produktion und Nachhaltigkeit Das Thema „EMM Engineering Master Data Management“ hat eine entscheidende Rolle im SAP als Performance-Katalysator für die Produktion und Nachhaltigkeit, insbesondere als Fundament für die umfängliche Nutzung integrierter, digitaler Lösungen. Tatsächlich sind viele Unternehmen dabei, dieses Thema insbesondere in Bezug auf die Hana S4 Einführung zu betrachten, da in vielen Fällen das EMM für die Instandhaltung nur teilweise oder gar nicht vorhanden ist. Die Experten von Adesso und des 4.OPMC e.V. erklären hier, worauf es ankommt. Sie unterstützen Unternehmen sowie Vereine und Verbände in diesem Bereich. Aber, Obacht! Denn EMM ist vielfältiger, als es im ersten Moment scheint. Daher widmet sich dieser Beitrag ausschließlich einem Teil der Stammdatenwelt – dem Bereich der Instandhaltung. Da dieses Thema nicht neu, häufig aber nicht im Fokus in der Digitalisierung und Modernisierung ist, haben sich fachkompetente und motivierte Menschen zusammengefunden, um Lösungen für diese notwendigen Anforderungen gemeinschaftlich in Kollaboration zu finden. Insbesondere zeigen die Aktivitäten der Interaktionsgruppen Normling (DIN SPEC 77221) der 4.OPMC e.V. (Open Production and Maintenance Collaboration) relevante Ergebnisse im Rahmen des Konsortialbenchmarks, basierend auf Standards und harmonisierten Stammdaten. Die 4.OPMC e.V. ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Vertretern aus Wirtschaft (Anlagenbetreiber, Dienstleistungsanbieter und Kontraktoren) und wissenschaftlichen Einrichtungen wie Universitäten und Fraunhofer-Instituten.

In Europa arbeiten etwa 6 Millionen Menschen in der technischen Instandhaltung ...

Wir alle erleben Herausforderungen wie insbesondere den demografischen Wandel und den einhergehenden Fachkräftemangel. Um diesen Herausforderungen der Existenzsicherung zu begegnen, müssen die unvollständigen und fehlenden, nicht digitalen Stammdaten kontinuierlich und strukturiert aufgearbeitet werden, um sie in digital unterstützten Prozessen barrierefrei über Organisationsstrukturen inklusive eingebetteter externer Partner verwenden zu können. Die Verwendung des EMM wird die nicht wertschöpfenden Tätigkeiten am Beispiel der industriellen Instandhaltung von 45-55 Prozent signifikant reduzieren (beispielsweise Wartezeiten oder Mehr- und Doppelarbeiten). Zusätzlich fehlt die integrierte, anlagenbetreiberübergreifende und integrative Anbindung der Kontraktoren zum Informationsbearbeitungs- und Abrechnungsaustausch. Es gibt viele Systeme, die nicht miteinander kommunizieren, aber ähnliche bis gleiche Stammdaten verwalten. Par-

... von Maschinenparks im Wert von rund 10.000 Milliarden Euro.

allel muss die Erfüllung der gesetzlichen und behördlichen Vorgaben unter den zukünftig zu erwartenden Rahmenbedingungen erfüllt werden. All diese Anforderungen müssen mit dem reduzierten Kapazitätsangebot, bedingt durch demografischen Wandel, erfüllt werden. Daher ist eine integrierte digitalisierte Prozessgestaltung eine unausweichliche Bedingung und Notwendigkeit zur Sicherstellung der Anforderungen und des kostengünstigen, performanten Betriebes von Produktionsanlagen. EMM ist ein dauerhaftes Vorhaben Somit setzen wir den Fokus auf eine hohe Datenqualität, die insbesondere die Aufwendungen für Inspektion, Wartungen und Reparaturen signifikant reduzieren kann. Gleichzeitig wird durch die Reduktion der Stillstandzeiten die Produktionsperformance gesteigert. Doch damit nicht genug, Nachhaltigkeit spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Schätzungen zufolge werden jährlich 450 Milliarden Euro für die industrielle Instandhaltung in allen Sektoren ausgegeben.

Die Instandhaltung ist unerlässlich, um die Rentabilität unserer Unternehmen zu sichern und technische Zwischenfälle zu vermeiden, die schwerwiegende Folgen für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt haben können. In der Zukunft wird es ohne Maintenance keine Made und ohne Master Data zukünftig weder Made noch Maintenance geben. Und vergesst nicht: Stammdaten sind das Schmiermittel für die Digitalisierung! No data, no beep.


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Mit qualitativ hochwertigen Daten können wir nachhaltiges Handeln fördern und langfristig einen positiven Einfluss auf die Umwelt und Gesellschaft ausüben. Durch den adesso Standort in Schwedt bei der Raffinerie PCK, wo wir seit 15 Jahren erfolgreich EMM vor Ort die Integration in das SAP-System sowie andere technische Systeme betreiben, haben wir ein umfangreiches Branchen- und Fach-Know-how sowie praktische Expertise kontinuierlich aufgebaut. Dieser Standort zeigt exemplarisch, dass EMM ein dauerhaftes Vorhaben ist. Zusätzlich unterstreicht unsere Zusammenarbeit mit dem DIN und unsere aktiven Beteiligungen an DIN-Aktivitäten die Validation unserer Expertise. Als Bestandteil der Interaktionsgruppen der 4.OPMC e.V. sind wir auch ein aktiver Treiber. Durch die Implementierung eines umfassenden EMM inklusive der vollständigen Verfügbarkeit, setzen wir unsere zukunftsweisende Vision einer vollständig integrierten, harmonisierten und digitalisierten Prozessabwicklung sowohl stationär als auch mobil in die Realität um. Standardisierter SLIM-Prozess In diesem Zusammenhang bestehen bedeutende Verbindungen zwischen dem SLIM-Prozess der Instandhaltung und dem EMM. Der SLIM-Prozess (Super Lean Industrial Maintenance)

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zielt darauf ab, Prozesse in der Instandhaltung von Anlagen, Maschinen und Geräten zu gestalten und zu optimieren. Zusätzlich sollen die Effizienz und Effektivität der Instandhaltungsprozesse erhöht, Verschwendung minimiert und somit Kosten gesenkt werden. In Kombination mit einem umfassenden EMM ergibt sich eine kraftvolle Herangehensweise zur Verwirklichung einer nahtlosen, digitalen Prozessabwicklung in der Instandhaltung. Bei der Prozessgestaltung berücksichtigen wir deshalb stets moderne integrative Gestaltungsmethodiken, insbesondere die des Lean Managements. Es geht es darum, Prozesse so zu gestalten, dass sie möglichst verschwendungsfrei sind und kontinuierlich verbessert werden. In der Instandhaltung bedeutet dies beispielsweise, dass unnötige Wartezeiten, Lagerbestände, Überproduktion oder unnötige Transporte vermieden werden sollen. Einen standardisierten und idealisierten SLIM-Prozess haben wir bereits im Rahmen der 4.OPMC e.V. erfolgreich entwickelt, welcher vom Eingang bis zum Ausgang alles abteilungs- und unternehmensübergreifend abbildet. Ein präzises und aktuelles EMM ermöglicht insbesondere eine effiziente Zuordnung benötigter Ressourcen. Diese Vorgehensweise reduziert unnötige Wartezeiten und Verzögerungen. So lässt sich der Bedarf an insbesondere Ersatzteilen frühzeitig erkennen, was Stillstandzeiten aufgrund fehlen-

der Teile minimiert. Diese Verknüpfung von EMM mit Wartungsplänen und -historien gewährleistet eine konsistente und planmäßige Instandhaltung und resultiert in einer Reduktion ungeplanter Ausfallzeiten. Ein gut gepflegtes EMM liefert wertvolle Daten für Analysen und Berichte, welche dazu dienen können, die Instandhaltungsprozesse kontinuierlich zu optimieren. In Kombination mit modernen Instandhaltungstechnologien, wie zum Beispiel IoT-Sensoren, kann EMM genutzt werden, um Echtzeitinformationen über den Zustand von Anlagen zu erfassen und abzuleiten. Diese Daten können für vorbeugende Instandhaltung und präzise Prognosen genutzt werden. Insgesamt zeigt sich deutlich, dass eine vollumfängliche Stammdatenstruktur und -qualität einen Schlüssel zur Gewährleistung einer reibungslosen und effizienten Prozessabwicklung darstellt. Die rechtzeitige Verfügbarkeit der richtigen Informationen ermöglicht es, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz der Instandhaltungsabläufe auf das Maximum zu steigern. Dieser Ansatz unterstreicht die bedeutende Rolle, die insbesondere eine optimierte Datenstruktur und ein schlanker Prozessansatz in der heutigen anspruchsvollen Unternehmenslandschaft spielen können. Autoren: Dr. Andreas Weber Nelli Kraus Bernhard Kurpicz

Bild: PCK Raffinerie GmbH

Mehr zum Thema 4.OPMC e.V. – Open Production & Maintenance Community Tel. +49 (0) 30 / 72 39 04 77 info@4opmc.com www.4opmc.com


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Bild: Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim

GFK-Reihenabdeckungen statt Betonplatten … … erleichtern die Kontrolle und Wartung der darunterliegenden Leitungen Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim haben ihre örtliche Kunsteisbahn umgerüstet. Bislang wurden nämlich die Hauptanschlussleitungen von einer massiven Betonplatte und von Pflastersteinen abgedeckt. Diesen Aufbau ersetzt jetzt eine leichte Reihenabdeckung von KHK-Kunststoffhandel. Das geringere Gewicht begünstigt eine einfache Handhabung im Rahmen der regelmäßigen Kontrolle und Wartung der darunterliegenden Leitungen. Dennoch sind diese hochbelast- und sogar befahrbar – wichtig, denn die mehrere Tonnen schwere Eisbearbeitungsmaschine muss auch darüberfahren können. Die Kunsteisbahn der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH ist ein echter Besuchermagnet in der Region. Rund 70.000 Besucher laufen pro Saison ihre Runden auf der 1.800 Quadratmeter großen Eisfläche. Neben dem geeigneten Untergrund verfügt die überdachte Eisbahn auch über einen eigenen Schlittschuhverleih, einen Umkleideraum sowie eine Cafeteria. Für den Betrieb der Eisbahn sind zahlreiche Rohre und Leitungen nötig, die unter dem 1977 errichteten Gebäude zwischen der Anschlussstelle und der Eisfläche, partiell auch unter dem da-

zwischenliegenden Besuchergehweg bar sein, denn der betroffene Bereich verlaufen. Bislang bedeckte eine muss auch von der hauseigenen Eisbeschwere Betonplatte inklusive Pflaste- arbeitungsmaschine befahrbar sein. rung die Zugangsöffnung zu dieser Das Elektrofahrzeug erreicht bereits unterirdischen Infrastruktur. unbeladen ein hohes Eigengewicht. Die massive Vorrichtung war jedoch „Sollte das Fahrzeug einmal defekt sein, unhandlich: So mussten bei Wartungs- ist es im schlimmsten Fall mit Schnee arbeiten und Kontrollen das Pflaster und Eis befüllt und damit deutlich stets aufgenommen und die Beton- schwerer – und auch dann führt der platte ausgehoben werden. Um dies Weg über die Fläche über den Anzu vereinfachen, war eine deutlich schlussleitungen, die zur Piste führen. leichtere Abdeckung gefragt, die mit Bei der Auswahl der Abdeckung mussmaximal zwei Personen geöffnet wer- ten wir diesen Aspekt also berücksichden kann. tigen“, erklärt Andreas Grimm, verantZudem sollte sie mit einem Gewicht wortlicher Projektleiter für diese Bauvon bis zu zwölf Tonnen sicher befahr- maßnahme.


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Vor diesem Hintergrund entschieden sich die Stadtwerke LudwigsburgKornwestheim für Schachtabdeckungen von KHK-Kunststoffhandel. Es handelt sich dabei um eine rechteckige Reihenabdeckung aus Glasfaser-Verbundmaterial. Robust, aber federleicht Letzteres weist ein wesentlich geringeres Eigengewicht gegenüber herkömmlichen Systemen aus Stahl oder Guss auf. Dadurch ist die Abdeckung besonders leicht und einfach in der Handhabung. So wiegt die in Ludwigsburg verbaute Flächenabdeckung lediglich 27 Kilogramm. Zwei Personen können diese problemlos hochheben – und so sind die darunterliegenden Rohre leicht erreichbar. Das geringe Gewicht spielt auch hinsichtlich des Arbeitsschutzes eine zentrale Rolle. Denn wer regelmäßig schwere Lasten bewegt, leidet häufig unter Rückenschmerzen. Durch die leichten Glasfaserverbundplatten von

Selbst starken Belastungen, wie dem Gewicht einer 12 Tonnen schweren Schneemaschine, die im Hintergrund auf dem Bild links zu sehen ist, hält die Abdeckung stand. Bild: Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim

KHK wird diesem Risiko vorgebeugt. Darüber hinaus sind die Produkte der Fibre-Industrial-Serie besonders stabil. Sie weisen eine Prüfkraft bis zu 900 Kilonewton (kN) auf. Dies entspricht der höchsten Belastungsklasse F. Somit sind die Abdeckungen zugelassen für Flächen, die mit besonders hohen Radlasten befahren werden. Bereits durch diese zwei Produkteigenschaften eignen sich die GFKSchachtabdeckungen optimal für die

Anforderungen der Kunsteisbahn Ludwigsburg-Kornwestheim. Korrosionssicher und rutschfest Ein weiterer Bereich, in dem die KHKFlächenabdeckungen punkten, ist ihre Korrosionsbeständigkeit. Diese ist besonders in feuchten Umgebungen wie Kunsteisbahnen von großer Bedeutung. Die verwendeten Glasfaserstrukturen in Kombination mit Epoxidharz reagieren nicht mit anderen Stoffen – so wird die Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Auf diese Weise wird laut Lösungsanbieter ein zuverlässiger Schutz der umliegenden Bauteile, Rohrleitungen und der weiteren, unterirdisch verlaufenden Materialien gewährleistet. Die reliefartige Struktur sorgt darüber hinaus für Rutschsicherheit beim Betreten der Platten. So bestätigt das Prüfzeugnis nach DIN 51130 mit der Klassifizierung R13/V10 bzw. DIN 51097 der Klasse C die Rutschsicherheit der KHK-Flächenabdeckungen.

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Bei der Installation in den vorhandenen Rahmen dient Epoxidharz als Ausgleichsschicht (links). In Ludwigsburg entschied man sich vor allem wegen der geforderten Revisionierbarkeit für die GFK-Reihenabdeckungen. Sie sind hochbelastbar und weisen gleichzeitig ein geringes Gewicht auf. So wurden nicht nur die Anforderungen der Kunsteisbahn berücksichtigt, sondern auch die Wartungsabläufe optimiert. Bilder: KHK

KHK-Kunststoff-Handel Cromm & Seiter GmbH Tel. +49 (0) 721 / 9 44 25 -0 info@khk-karlsruhe.de www.khk-karlsruhe.de


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Zum Einsatz kommen angepasste SmartMotoren des Typs SM23165DT samt der Drive-Enable-Option (links). War das „Beruhigen“ der Motoren zwar der erste Ansatz, zeigte sich schnell, dass die SmartMotoren mit erheblich mehr Vorteilen aufwarten können. Bilder: Kelch, Moog

Wer nicht(s) hören will – muss smart werden! Einsatz von SmartMotoren in Werkzeugeinstellgeräten Seit 2021 ersetzen Moog Animatics SmartMotoren die relativ lauten Schrittmotoren in der Kenova-Serie des Spezialisten Kelch. Die neuen Motoren schonen nicht nur das Gehör der Mitarbeitenden, sondern ermöglichen zusätzliche Effizienzsteigerung in der Arbeitsvorbereitung. Ganz grundsätzlich dienen Werkzeugeinstellgeräte der Entkopplung von Werkzeugeinstellung und Rüstzeit mit dem Ziel, der CNC-Maschine mehr reine Produktionszeit zukommen zu lassen. Das bedeutet: Die Werkzeuge für verschiedene CNC-Maschinen können bereits vorbereitet werden, während diese noch im aktuellen Bearbeitungsvorgang laufen – das spart Zeit. Eine deutlich verringerte Einrichtezeit der CNC-Maschinen wird außerdem dadurch erreicht, dass die Steuerung der CNC-Maschinen auf diesem Weg digitale, vorbereitete und vor allem korrekte Werkzeugdaten erhält – und das ohne Verzögerung. Auf diese Weise entfallen auch typische Fehler-

quellen, wie sie sich bei der manuellen Einstellung, beispielsweise durch Tippfehler, gerne mal einschleichen. Die Kenntnis der CNC-Maschine um die exakten Werkzeuggeometriedaten und die Schneidenqualität erhöht ferner die Bearbeitungsqualität am Werkstück, die Standzeit des Werkzeuges und sie reduziert ungeplante Maschinenstopps, was wiederum die Instandhalter freut. Viele Gründe also, die für den Einsatz von Werkzeugeinstellgeräten sprechen. Die Aufgabe der Motoren in einer Werkzeugeinstellmaschine ist es, alle Positionen für das Werkzeug, das Kamerasystem beziehungsweise für weitere Messaufgaben mit höchster Präzision anzufahren und genauso präzise

und hochqualitative Messungen zu ermöglichen. Das Beispiel der Kenova-Serie von Kelch zeigt, was damit gemeint ist: In der einfachsten motorischen Ausprägung dreht sich nur die Werkzeugspindel, um das zu messende Werkzeug im Umfang prüfen und messen zu können. In der nächsten Stufe werden auch die Linearachsen X und Z motorisch zugestellt und in der größtmöglichen Ausprägung, der Kenova set line V9-S, werden insgesamt vier Linear- und zwei Rotationsachsen von in der Summe sechs Motoren angesteuert. Seit dem Jahr 1982 kamen in diesen Werkzeugeinstellgeräten für diesen Zweck Schrittmotoren zum Einsatz,


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um die geforderte Genauigkeit darstellen zu können. Schritte, Positionierung und Präzision sind diesen Modellen quasi konstruktiv bereits in die Wiege gelegt, aber zu welchem Preis? Die verwendeten Schrittmotoren wurden nämlich in einem Frequenzbereich eingesetzt, der hohe Geräuschemissionen zur Folge hatte. Dies wurde von den Mitarbeitern als störend empfunden. Die Frage war nun, wie man die Geräuschemissionen der Motoren eliminieren und eventuell noch weitere Effizienzgewinne einstreichen könnte. Damit beschäftigten sich die Kelch Entwickler und suchten deshalb im Jahr 2016 den Kontakt zu den Moog Ingenieuren, um deren SmartMotoren als Lösung zu bewerten. Überzeugend war unter anderem, dass man vom SmartMotor im Grunde kein Geräusch mehr wahrnimmt. „Jetzt hört man erst mal, wie laut die eigentliche Mechanik ist“, wurde zwischenzeitlich mehrfach geäußert. Darüber hinaus konnten diese Motoren mit ihrer kompakten Bauform, dem Entfallen gesonderter Regler im Schaltschrank und dem Bedarf nur eines Netzteiles punkten, weil sie damit den Platzverbrauch des Systems erheblich reduzieren. Die Möglichkeit einer unmittelbaren Ansteuerung über PC und als tatsächlich voll integrierte Lösung die Realisierung einer direkten Kommunikation mit der Steuerungssoftware waren in den Augen der Ingenieure weitere Argumente für die SmartMotoren. Realistisch betrachtet ist es in der zeitlichen Abfolge aber nicht so, dass Entwickler vorhandene Maschinen sofort auf andere effizientere Motoren – im genannten Praxisbeispiel auf SmartMotoren – umstellen, bloß weil diese eine mögliche Lösung darstellen. Zuerst müssen diese Motoren getestet werden und ihren Wert beweisen. Von Moog wurde daher ein Musterkoffer

mit SmartMotoren den Ingenieuren von Kelch zur Verfügung gestellt; etwas, das im Zusammenspiel zwischen Maschinenhersteller und Zulieferer keine Selbstverständlichkeit darstellt, wie der Hersteller der Geräte betont. So ausgestattet konnten in der Folge Programmiertests durchgeführt und Möglichkeiten der integrierten Einund Ausgänge des Motors getestet und erprobt werden. Mit positiven Ergebnissen wurden die Tests in den folgenden vier Jahren intensiviert, die SmartMotoren für den Einsatz in den Werkzeugeinrichtemaschinen optimiert, kundenspezifische technische Modifikationen integriert und abschließend neue Vorserienmotoren geliefert. Da die Abschlusstests erfolgreich bestanden wurden, stand dann im Jahr 2021 dem Serienstart nichts mehr im Wege: Seitdem werden alle KenovaSysteme mit den Motoren von Moog ausgeliefert. Konkret rüstet Kelch seitdem die Systeme mit SmartMotoren des Typs SM23165DT aus – und zwar samt der Drive-Enable-Option. Diese separate Spannungsversorgung der Verstärkerstufe kann abgeschaltet werden, um ein ungeplantes Wiederanlaufen zu verhindern. Der Motorregler selbst bleibt spannungsversorgt und arbeitet normal weiter. Ganz wesentlich für die Positioniergenauigkeit ist die Eigenschaft, die Position auch bei Stromabschaltung beizubehalten, sodass eine erneute Initialisierung obsolet ist. Zusätzlich weist die Motorwelle eine Anpassung durch eine spezifische Abflachung an einer Seite auf. So musste beim Systemwechsel auf die SmartMotoren die bisherige Konstruktion nicht geändert werden. Nominell können Motor und Verstärkerstufe mit 24 bis 48 Volt versorgt werden, wobei die Leistung jedes Mo-

tors bei maximal 204 Watt Dauerleistung liegt. Bei 5.200 Umdrehungen liefert jeder Motor 0,52 Nm Dauerdrehmoment, die Spitzenleistung erreicht 0,84 Nm. Die Encoder-Auflösung liegt bei 4.000 Schritten pro Umdrehung; die Kommunikation mit der Steuerung, und im Fall mehrerer Motoren direkt untereinander, kann über CAN-Bus erfolgen. Hier besteht auch die Möglichkeit, über das Moog Animatics interne Combitronic-Protokoll Mehr-Achs-Anwendungen zu realisieren. Dieses Protokoll wird ebenfalls über CANopen übertragen und läuft parallel dazu. Da die Sensorik direkt im Motor integriert ist, wird die Reaktionsgeschwindigkeit im Zusammenspiel von Steuerung und Software erhöht. Den Effizienzgewinn voll ausschöpfen können die SmartMotoren laut Hersteller, wenn mehr als einer im Spiel ist: Die Daten werden nämlich in Echtzeit zwischen den Motoren transferiert und ermöglichen so koordinierte, präzise Bewegungsabläufe, wobei einer der SmartMotoren die Masterfunktion übernimmt und die anderen Motoren mitregelt. Das wiederum geht einher mit einer deutlichen Entlastung für die zentrale Steuerung. Inwieweit der Entfall von Reglern und die Entlastung der zentralen Steuerung zusätzliche Vorteile bei der Energieeffizienz hinsichtlich Verbrauch und Wärmeentwicklung bieten, wird noch Gegenstand gesonderter Messungen sein.

Mehr zum Thema Moog GmbH Tel. +49 (0) 83 31 / 984 80 -0 info.mm@moog.com www.moog.de


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Fest verschraubt in allen Höhen Spezielle Schraube lässt sich mit nur einem Werkzeug montieren Die Märker Gruppe hat unlängst an ihrem Hauptstandort im bayerischen Harburg eine neue Zementlinie errichtet. Um die Stahlbauarbeiten für die hochmoderne Industrieanlage besonders wirtschaftlich und nachhaltig auszuführen, kamen zur Befestigung der Bodenplatten besondere Gewindeformbefestiger zum Einsatz. Diese speziellen Schrauben mit patentiertem Gewinde sollen auch unter starken Beanspruchungen ein Höchstmaß an Sicherheit bieten und so zu einem nachhaltigen Gebäudezyklus beitragen. Die schwäbische Unternehmensgruppe Märker produziert an über 40 Standorten Produkte aus den Bereichen Zement, Beton, Kalk, Kies und Umwelttechnik. Um die Produktion am Hauptsitz in Harburg (Bayern) zu sichern und vor allem den Umwelt- und Klimaschutz des Werkes zu verbessern, entschied sich das Unternehmen 2019 für den Bau einer neuen Zementlinie. Diese umfasst einen modernen Drehrohrofen mit Rostkühler und Wärmetauscherturm, eine Halle zur Lagerung und Förderung von Brennstoffen sowie eine entsprechende Anlage zur Abgasreinigung. Im August 2020 wurde mit dem Fundament des rund

Clever: Während herkömmliche, mehrteilige Befestigungssysteme die Zugänglichkeit des Bauteils von oben und unten erfordern, ermöglichte der Einsatz dieses Systems die direkte Verschraubung von einer Seite aus. Bilder: Kleebauer/SFS

120 Meter hohen Wärmetauscherturms begonnen. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde der neue „Ofen 8“ schließlich im Mai 2022 eingeweiht. Der umweltfreundlichere Neubau ersetzt nun die bisherige, circa 50 Jahre alte Ofenanlage. Die IKN GmbH aus Neustadt am Rübenberge übernahm die Anlagen- und Rohrleitungsplanung der komplexen Industrieanlage. Die mechanische Montage der kompletten Zementlinie – die insgesamt rund 2.100 Tonnen Stahlbau und 2.800 Tonnen Equipment umfasste – wurde von SGS Industrial Services ausgeführt. Um in kurzer Zeit besonders sichere Ergebnisse zu


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erzielen, entschied sich das Team zur Befestigung der Stahlböden aus Tränenblech in den unterschiedlichen Ebenen für eine innovative Schraubverbindung des Schweizer Systemherstellers SFS: Der hier eingesetzte Gewindeformbefestiger nonut-TDBL ermöglichte – auch in zum Teil schwindelerregenden Höhen – die direkte Verschraubung der statisch beanspruchten Metallbauteile. Aufgrund der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten kann die Sechskantschraube als, wie das Unternehmen betont, einziger Befestigertyp für ein derart komplexes Bauprojekt eingesetzt werden. Insgesamt wurden für

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den Bau des Harburger Wärmetauscherturms über 17.000 Gewindeformbefestiger mit einer Länge von 30 Millimetern und einem Durchmesser von 13,4 Millimetern verschraubt. Warum dieser Befestigungstyp so vielseitig zu nutzen ist, zeigt der Vergleich: Während herkömmliche, mehrteilige Befestigungssysteme die Zugänglichkeit des Bauteils von oben und unten erfordern, ermöglicht der Einsatz des speziell entwickelten Systems aus nonut-TDBL und HO-Teller die direkte Verschraubung der Platten – von einer Seite aus und mit nur einer Hand. Die Konstruktion ist außerdem besonders materialsparend, denn es werden

lediglich zwei Komponenten benötigt. Zur Montage der Hochleistungsschraube sind zudem keine aufwendigen Gewindebohrungen oder Senkbohrungen erforderlich – nonut-TDBL wird in nur einem Arbeitsgang in das vorbereitete Stanzloch eingeschraubt. Da der Befestiger mit patentiertem Gewinde auch für hochfeste Stahlqualitäten geeignet ist, entscheidet lediglich die Materialstärke über den Vorbohrdurchmesser. Die Verarbeitung erfolgte anschließend mit einem Tangential-Schlagschrauber sowie den optional bei SFS erhältlichen Magnet-Bits. Mithilfe seiner Sucherspitze zentriert sich der spanlose Direktbefestiger während der Verschraubung von allein. Jede Stahlplatte wurden auf diese Weise mit mehreren Schrauben montiert. Die Anzahl der Schrauben pro Stahlplatte richtet sich dabei nach der jeweiligen Größe und Spannweite. Die Aufnahme von Bautoleranzen konnte dabei über die Größe der Bohrung für den HO-Teller im Tränenblech gesteuert werden. Die nonut-TDBL-Befestiger sind aus einsatzgehärtetem Stahl gefertigt, somit besonders belastbar, und reduzieren dadurch die Zahl der benötigten Befestigungspunkte. Die Verzahnung unterhalb des Schraubenkopfes schützt zusätzlich vor selbstständigem Lösen der Befestiger. So konnte das 65-köpfige SGS-Verarbeiterteam die statisch beanspruchten Metallbauteile des Wärmetauscherturms in kurzer Zeit sicher montieren.

Mehr zum Thema SFS Group Germany GmbH Tel. +49 (0) 61 71 / 70 02 -0 de.info@sfs.com https://de.sfs.com/


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Bilder: Jens Arbogast

Versorgungssicherheit für die Smart Factory Von der Ingenieurplanung bis zur Überwachung der Bauausführung Der Begriff „Smart Factory“ steht heute im Mittelpunkt der Industrie-4.0-Thematik und bezeichnet eine Produktionsumgebung, die sich selbst organisiert. Dazu gehören sowohl Fertigungsanlagen als auch Lager- und Logistiksysteme. Schlussendlich braucht es aber mehr als das: So ist bereits bei der Konzeption des Gebäudes eine hohe Flexibilität zu berücksichtigen, damit jederzeit Änderungen des Prozesslayouts möglich bleiben. Die Hallen müssen betreiberfreundlich ausgelegt sein, um beispielsweise Wartungsarbeiten zu ermöglichen, ohne dass die Produktion beeinträchtigt wird. Hinzu kommen höchste Anforderungen an die Versorgungssicherheit mit Strom und Netzwerktechnik, damit die Produktion reibungslos läuft. Der global tätige Spezialist für Antriebstechnik SEW-Eurodrive investiert immer wieder in neue Gebäude an seinen Standorten. Derzeit wird mit der „Halle Nord“ eine neue Fertigung beziehungsweise eine Smart Factory in GrabenNeudorf errichtet. Durch diese Investition soll die Produktionskapazität deutlich erweitert werden. Wichtige Ziele des Werkneubaus sind moderne Fertigungstechnologien und Arbeitsplätze, kurze Durchlaufzeiten sowie bestmögliche Materialflüsse bei hoher Wirtschaftlichkeit. Die Fertigstellung ist für kommendes Jahr geplant.

Eine wichtige Basis für die hochmoderne Industriehalle bildet die elektrotechnische Infrastruktur der Stark- und Schwachstromtechnik. Dafür haben die big. engineering services (siehe Kasten) mit Sitz im benachbarten Karlsruhe die Verantwortung übernommen, ebenso für die Photovoltaikanlage, die Fördertechnik und Teile der Gebäudeautomation. Die Projekte werden in allen Leistungsphasen betreut, angefangen von der Planung bis hin zur Überwachung der Bauausführung. Dabei gilt es hohe Anforderungen zu erfüllen, vor allem in

Bezug auf die Versorgungssicherheit der Strom- und Datennetze. Gleichzeitig ist bei der Auslegung Flexibilität wichtig, um jederzeit auf Änderungen des Prozesslayouts reagieren zu können. Zudem muss die Wartungsfreundlichkeit der elektrischen Anlagen während des späteren Betriebs bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Für die Karlsruher sind solche Aufgabenstellungen nicht neu: Bereits seit vielen Jahren verlässt sich SEW-Eurodrive schließlich auf das Know-how der Planungsspezialisten, nicht nur bei der Umsetzung der technischen Anforde-


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rungen, sondern auch bei der Qualitätsund Terminsicherung sowie der Kostenkontrolle. Zu den gemeinsam realisierten Projekten gehörten beispielsweise die Produktionsstätte „Halle Süd“ und das neue Kundencenter in Graben-Neudorf, die 2018 bzw. 2021 in Betrieb gingen. Aber schon davor arbeiteten die Partner eng zusammen. Weitere Projekte waren die Planung des Rechenzentrums mit einer nach TÜV Level 4 zertifizierten Stromversorgung sowie der Neubau der Elektronikfertigung mit einer ca. 27.000 Quadratmeter großen Produktionshalle. Der Aufbau der Infrastruktur für die Smart Factory in Halle Nord toppt diese Projekte aber noch einmal: Das neue Werk besteht aus der eigentlichen Produktionshalle, Hochregallager, Härterei, Bürogebäude und Technikbauten. Wenn es in Betrieb gehen wird, beträgt die Länge der im gesamten Neubau verlegten Stromleitungen rund 700 Kilometer, was in etwa der Strecke von Hamburg bis zum Bodensee entspricht. Zudem wurden zehn Kilometer Hochstromschienen geplant und verlegt. 15 Transformatoren versorgen die intelligente Fabrik mit bis zu 24 MW. Zum Vergleich: Damit ließen sich ca. 6.500 Haushalte versorgen. Die neue Photovoltaikanlage mit ca. 2,5 MWp sorgt für eine jährliche CO2-Reduktion von über 1.550 Tonnen (7,7 Millionen gefahrene Autokilometer). Die Photovoltaikanlage bringt einen Ertrag von ca. 2.250.000 kWh. Die Zahlen beeindrucken; hinzu kommen aber zahlreiche anspruchsvolle Details, die den intelligenten Fertigungsprozess unter der Hallendecke durch eine ausgeklügelte Infrastruktur erst möglich machen. Beispielsweise ist ohne das IT-Datennetz ein moderner Fertigungsprozess nicht möglich. Daraus resultiert eine hohe Anforderung an die Verfügbarkeit des Datennetzes. Wichtige Basis ist die Energieversorgung der IT-Systeme, Maschi-

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Smart Factory in Graben-Neudorf: Ziele des Werksneubaus sind modere Fertigungstechnologien und Arbeitsplätze, kurze Durchlaufzeiten sowie bestmögliche Materialflüsse bei hoher Wirtschaftlichkeit.

nensteuerungen und Gebäudeautomation. Über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung muss der zuverlässige Betrieb jederzeit gewährleistet sein. Ähnliches gilt auch für die Fördertechnik mit den Aufzugsanlagen für die fahrerlosen Transportsysteme (FTS). Die FTS können beim Heranfahren selbstständig den Aufzug anfordern und bekommen die Anweisung, vor dem ausgewählten Aufzug zu warten. Diese optimierte Steuerung und die Kommunikation zwischen FTS und Aufzug erlauben eine schnelle und flexible Anbindung der Logistiksysteme zwischen den Hallen Nord und Süd, welche über einen Tunnel miteinander verbunden sind. Ein wichtiger Pfeiler der Smart Factory ist die Gebäudeautomation der Elektrotechnik. Die eingesetzte SPS übernimmt nicht nur die helligkeitsabhängige Lichtregelung, sondern auch die Steuerung der Jalousien abhängig von Sonneneinstrahlung, Wind und Temperatur. Über 10.000 Datenpunkte werden hierfür der Gebäudeleittechnik zur Auswertung übergeben. Zur schnellen Lokalisierung von Störungen sind zudem die Anlagenzustände auf die Gebäudeautomation aufgeschaltet und visualisiert. So wissen die für die Wartung Verantwortlichen direkt, welches Bauteil an welcher Stelle ersetzt werden muss. Außerdem haben die Karlsruher Ingenieure von Anfang an die Werksunter-

haltung in die Planung einbezogen, um den späteren Betrieb zu optimieren. Die Produktions-, Förder- und Lagertechnik ist so ausgelegt, dass die Produktion bei einer vorgeschriebenen Wartung nicht gestoppt werden muss; alle Servicemaßnahmen lassen sich im laufenden Betrieb durchführen. Unterstützen lassen sich die Planungsspezialisten bei ihrer Arbeit von modernen Hilfsmitteln. Die von den Architekten zur Verfügung gestellten 3D-Modelle erleichtern beispielsweise die Koordination und Abstimmungen zwischen allen Beteiligten. Ein digitales Baumängel-Managementsystem mit Fotodokumentation via Tablet und direkten Kontakt zur ausführenden Firma verkürzt den Prozess bis zur erfolgreichen Inbetriebnahme. Die während der Projektrealisierung anfallende „Büroarbeit“ wird direkt auf der Baustelle erledigt. Autor: Moritz Meiswinkel, Projektleiter, big. bechtold-gruppe

Ihr direkter Kontakt: b.i.g. bechtold INGENIEURGESELLSCHAFT MBH Stephan Oehlert, Geschäftsführer Tel. +49 (0) 721 / 82 06 -259 oehlert.stephan@big-gruppe.com www.big-gruppe.com


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Mehr als nur Ersatzteilmanagement Warum nun aus dem Obsoleszenzmanagement die Renessenz werden soll Ein etablierter Geschäftsbereich, der einen neuen Namen bekommt, ist erst einmal keine bahnbrechende Neuigkeit. Hinter der „Renessenz", einer Wortneuschöpfung der VWH GmbH, verbirgt sich jedoch noch weit mehr als nur ein neues Kunstwort. Die Firma vereint als Experte für den Sondermaschinen- und Werkzeugbau alle Schritte von der Entwicklung über die Produktion bis zur Verpackung der Artikel unter einem Dach. Mit der Renessenz hat sie einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Der Begriff der Renessenz ist abgelei- Doch was hat Renessenz nun mit Tech- von Maschinen und Bauteilen betont. tet von dem Wort „Renaissance“. Ver- nik, mit Maschinen und Anlagen zu „Dies wird dem Sinn einer langfristigen einfacht gesagt steht die Renaissance tun? Nun, auch bewährte Maschinen und zuverlässigen Ersatzteilversorfür eine kulturgeschichtliche Epoche verdienen eine Renaissance. Eigentlich gung jedoch nicht mehr gerecht“, im 15. und 16. Jahrhundert in Europa. ist das gar nichts Neues, denn bislang meint Cornelius Neuroth, VertriebsleiSie war eine Epoche der Wiederbele- trug der Bereich der Ersatzteilversor- ter bei VWH. bung vergangener Zeiten, Technolo- gung bei VWH, so wie in vielen ande- Er ergänzt: „Zwar können sich Technogien und kultureller Strömungen. An- ren Firmen auch, den Namen logien und Anlagen durch Innovatiogelehnt an ebendiese Geisteshaltung „Obsoleszenzmanagement“. nen oder Alterserscheinungen natürist auch die Bedeutung von „Renes- Unabhängig von der Sperrigkeit und lich überholen, dies bedeutet jedoch Unaussprechlichkeit des Begriffs ist noch lange nicht, dass wertvolle Invesenz“ zu verstehen. Diese lässt sich auf drei wesentliche hier, so die Experten von VWH, vor stitionsgüter sofort zum sprichwörtKernaspekte zusammenfassen: allem ein Aspekt überarbeitungswür- lichen alten Eisen gehören. Umsichtige Sich besinnen auf Bestehendes. dig: Obsoleszenz beziehungsweise ob- Unternehmen wie die VWH stehen für Zurückgreifen auf Bekanntes und solet bedeutet nämlich veraltet, über- eine ganzheitliche und nachhaltige Bewährtes. holt oder unbrauchbar. Somit wird Betreuung ihrer Kunden und sind in Weiterentwickeln von Altgedientem. also in erster Linie die Vergänglichkeit der Lage, abgekündigte Bauteile oder


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Cornelius Neuroth, Vertriebsleiter bei VWH, beschreibt, worum es geht: „Wir möchten erreichen, dass sich mit dem neuen Begriff auch eine neue Haltung zum Thema Reparatur und Instandhaltung bei unseren Kunden und Mitarbeitenden etabliert. Überholte Technologien und abgekündigte Bauteile bedeuten nicht das Ende für Maschinen. Wir können Bauteile ersetzen, reproduzieren und sogar optimieren. Damit schärfen wir das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und leisten einen wertvollen Beitrag für Kunden und Umwelt. Erneuern – renew – Renessenz.“ Bilder: VWH

dringend benötigte Sonderanfertigungen auf den Bedarf des Kunden zugeschnitten herzustellen: schnell, passgenau und in Erstausrüsterqualität.“ Damit kann vermeintlich ausgedienten Maschinen und Anlagen neues Leben eingehaucht werden und Produktionsausfälle, Stillstände oder teure Neuanschaffungen werden vermieden. „Dieser Einstellung möchten wir deshalb auch mit einem neuen Namen für diesen Servicebereich Rechnung tragen. Renessenz soll den Blick auf die Potenziale von Erneuerung und Instandhaltung umlenken und deutlich machen, dass sich dahinter viel mehr verbirgt als der bloße Austausch von Bauteilen. Maschinen und Anlagen können erhalten und durch optimierte Bauteile sogar verbessert werden, anstatt gleich als überholt und unbrauchbar betrachtet und ausgemustert zu wer-

den“, so Neuroth weiter. Doch was kann Renessenz denn nun? Die Renessenz umfasst verschiedene Leistungen, alle den Zweck haben, die Produktlebenszyklen von Maschinen zu verlängern. Dies kann durch ein Re-Design oder ein Re-Engineering erreicht werden. Unter Re-Design ist die Wiederherstellung von Bauteilen, für die keine technischen Daten mehr vorliegen, zu verstehen. Durch taktile und optische Erfassung sind die Experten von VWH in der Lage, benötigte Bauteile exakt zu vermessen und zu reproduzieren. Je nach Umfang und Bedarf können so Bauteile als Unikate schnell und zuverlässig per 3D-Druck hergestellt oder durch Spritzguss und zerspanende Fertigung in kleinen und großen Serien bereitgestellt werden. Beim Re-Engineering können zusätzliche Optimierungen am Bauteil vorgenommen werden. Auch diese können

vorher mittels Prototypfertigung aus dem 3D-Drucker getestet und verbessert werden. Alle Maßnahmen werden begleitet durch eine kontinuierliche maschinelle und persönliche Qualitätskontrolle und eine fortlaufende Ersatzteillogistik, bestehend aus Transport und Lagerung. Dadurch garantiert das Unternehmen nach eigenen Angaben eine langfristige Versorgungssicherheit und Wertschätzung substanzieller Investitionsgüter.

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Service weltweit, das geht nicht mit Excel Wie Kässbohrer die Serviceprozesse vereinheitlicht und digitalisiert Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG ist der weltweite Marktführer für Fahrzeuge zur Pisten- und Loipenpflege, zur Strandreinigung sowie für Nutzfahrzeuge in unwegsamem Gelände. Über 24.000 Pistenbullys sorgen in den Skigebieten weltweit für gut präparierte Pisten. Allein in Europa sind dafür 80 Monteure im Einsatz, um die Fahrzeuge der etwa 2.480 Kunden zu betreuen. Für die Steuerung dieser Monteure und des Service nutzt das Unternehmen mittlerweile eine Software – und das zahlt sich aus. In Deutschland und Frankreich arbeiteten die Monteure von Kässbohrer bis dato mit einer individuell für das Unternehmen entwickelten Lösung. Der Aufwand für weitere Anpassungen wurde über die Jahre allerdings zu hoch und kostenintensiv. In allen anderen Ländern wurden die Kundenservicearbeiten sogar noch papierbasiert organisiert. Die Steuerung der Monteure erfolgte dabei teils zentral per Excel, teils dezentral. Auch die Prozesse in der Einsatzplanung und Auftragsabwicklung waren je nach Land unterschiedlich mit landesspezifischer Abbildung in SAP. Eine Situation, die die Verantwortlichen im Unternehmen

ändern wollten. Um die Serviceprozesse auf internationaler Ebene zu digitalisieren und zu vereinheitlichen, begann man bereits im Jahr 2018 mit der Suche und der Auswahl einer zeitgemäßen Field-Service-Managementlösung. Diese sollte eine offlinefähige, intuitive Standardlösung mit einem geringen Anpassungsaufwand sein, Mehrsprachigkeit bieten und eine

hohe Supportverfügbarkeit des Anbieters garantieren. Die verschiedenen Produktgruppen sollten zudem in der mobilen Anwendung abgebildet werden können. Auch Checklisten, Kostenrückmeldungen sowie die Dokumentation mit Fotos stand bei Kässbohrer auf der Wunschliste. Da die Field-Service-ManagementSuite der mobileX den Anforderungen

Bei den Aufträgen, welche die Monteure von Kässbohrer vor Ort abwickeln, handelt es sich um extern verrechenbare Leistungen.


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von Kässbohrer am besten entsprach, wurde 2019 ein Proof of Concept durchgeführt und 2020 schließlich die mobile App mobileX-CrossMIP eingeführt. Der Rollout erfolgte dabei trotz der CoronaPandemie und während der Skisaison bis 2021 termingerecht in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich. Die Einführung von mobileX-Dispatch folgte dann Ende 2021. Neben dem Einsatz von mobileX-CrossMIP in den europäischen Skigebieten für die Produktgruppe Pistenbully ist die mobile App auch schon in der Antarktis, in Pakistan, den Niederlanden, in Belgien, Schweden, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Dubai, Katar, Ägypten und im Oman für den Produktbereich BeachTech genutzt worden. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge und Gerätschaften zur Strandreinigung, zur Säuberung von Flächen mit siebbarem Untergrund in der Landwirtschaft sowie von Spiel- und Sportflächen. Ihre Einsätze vereinbaren die Monteure bei Kässbohrer zum großen Teil selbst mit ihren Kunden. Dafür legen sie in mobileX-CrossMIP einen lokalen Auftrag an. Es gibt aber auch zentral gesteuerte Monteure, die ihre Aufträge von den Disponenten der jeweiligen Landesgesellschaften über mobileXDispatch erhalten. Die Planung erfolgt dabei meist kurzfristig mit einem Vorlauf von ein paar Tagen oder wenigen Wochen. Pro Tag werden hier im Durchschnitt zwei Aufträge eingeplant. Mit der Einführung der Field-Service-Managementlösung

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Effizientes Field-Service-Management Digitale Einsatzplanung und Apps für das Field-Service-Management sorgen für effiziente Prozesse und umfangreiche Zeit- und Kostenersparnisse im technischen Service. Die mobileX GmbH aus München unterstützt Unternehmen wie Kässbohrer mit Softwarelösungen für das FieldService-Management und die Instandhaltung.

Insbesondere die von SAP zertifizierten Standardprodukte mobileX-Dispatch und mobileX-CrossMIP tragen zu einer nachhaltigen Prozessoptimierung bei. Die mobileX ist Mitglied der Solvares Group (www.solvares.com), eines Verbunds führender Softwareunternehmen für Field-Service-Management, Field-Sales-Management und Logistik.

wurde auch die Hardware der Monteure vereinheitlicht. So nutzen diese nun alle iPhones, über die sie in der mobilen App Aufträge selbst anlegen oder von den Disponenten erhalten, Informationen zu den Fahrzeugen und Kunden einsehen können und schließlich ihre Rückmeldungen mit Fotos und Dokumenten als Anhängen sowie Serviceberichte erstellen. Je nach Produktgruppe (Pistenbully oder Beach-Tech) werden die Serviceberichte passend dargestellt. Den Bericht füllt der Monteur in der jeweiligen Sprache des Kunden aus, den dieser optional mit seiner Unterschrift bestätigt und anschließend per E-Mail erhält. Den Materialverbrauch verbuchen die Monteure auch über ihre Rückmeldungen in mobileX-CrossMIP. Der Nachschub an den Monteur wird einheitlich über SAP MM geplant. Die mobile App wurde laut Kässbohrer von den Monteuren sehr gut ange-

nommen, was vor allem an der übersichtlichen und modernen Oberfläche und der intuitiven Bedienung liegt. Nach einem Jahr Einsatz der Field-Service-Managementlösung zieht Manfred Gritsch, Business Applications Manager bei der Kässbohrer Geländefahrzeug AG, ein positives Fazit: „Der Abschluss der Vorgänge erfolgt nun wesentlich rascher und wir können die Aufträge ein bis vier Wochen schneller fakturieren. Der Eingabeaufwand im Innendienst hat sich deutlich reduziert und die Kollegen können sich nun intensiver um Kundenanfragen kümmern. Zudem ist unser Auftreten bei unseren Kunden mit der mobilen App nun deutlich professioneller.“ Als nächster Schritt ist der Rollout in den USA mit weiteren 20 Monteuren geplant. Zudem soll die Checklistenlösung der mobileX, die mobileX-CrossForms, die Monteure zukünftig bei der Abwicklung von Wartungsaufträgen unterstützen. Außerdem wird die Anwendung zukünftig auch für andere Produktgruppen eingesetzt.

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Trotz der Standardisierung der Serviceprozesse lassen sich individuelle Einstellungen je Werk oder je Sparte wie zum Beispiel verschiedene Auftragsarten, Leistungsarten oder Serviceberichte über die mobile App abbilden. Bilder: mobileX, Kässbohrer

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Mit Gefahrstoffdämpfen sicher umgehen Flexible Lösung für die technische Entlüftung von Sicherheitsschränken In vielen Unternehmen gehört sie zum Alltag: die Arbeit mit Gefahrstoffen. Testen, Trennen, Kleben sind nur einige der Tätigkeiten, bei denen Chemikalien eingesetzt werden. Diese müssen sicher und bestenfalls direkt am Arbeitsplatz aufbewahrt werden. Und zwar gesetzeskonform in brandschützenden Sicherheitsschränken, die für einen sicheren Explosionsschutz entlüftet werden sollten. Als kostengünstige und flexible Lösung hat sich die technische Entlüftung in Form von steckerfertigen Umluftfilteraufsätzen bewährt. Im richtigen Mischungsverhältnis mit Luft und dem darin enthaltenen Sauerstoff können Gefahrstoffdämpfe eine explosionsfähige Atmosphäre bilden. Dann reicht schon ein kleiner Funke, der z.B. durch elektrostatische Aufladung entstehen kann. Für jeden entzündbaren Gefahrstoff ist eine untere Explosionsgrenze (UEG) ermittelt und im Sicherheitsdatenblatt entsprechend angegeben. Diese Grenze gibt die Schwelle an, unterhalb der ein Gemisch aus brennbaren Dämpfen und Sauerstoff nicht explosionsfähig ist (= mageres Gemisch). Oberste Prämisse ist es daher sicherzustellen, dass die UEG nicht überschritten wird.

Um innerhalb eines Sicherheitsschrankes eine mögliche Aufkonzentration der Gefahrstoffdämpfe und somit die Entstehung einer explosionsfähigen Atmosphäre zu verhindern, gibt es verschiedene Arten, einen Sicherheitsschrank zu entlüften: Natürliche Entlüftung Technische Entlüftung mittels Abluftführung nach außen Technische Entlüftung mittels Filtration Natürliche Entlüftung Bei natürlicher Entlüftung des Sicherheitsschrankes werden kostenintensive

Abluftleitungen gespart, jedoch müssen meist dauerhaft Explosionsschutzzonen im oder zusätzlich um den Schrank herum eingehalten werden. Zudem besteht für Mitarbeiter eine mögliche Gesundheitsgefährdung wegen austretender Dämpfe. Werden in einem natürlich belüfteten Schrank beispielsweise Gefahrstoffe gelagert, deren Flammpunkt nicht ausreichend über der Lagertemperatur liegt, und kann nicht ausgeschlossen werden, dass zum Beispiel Behälter mit äußerer Benetzung eingelagert werden, gilt im Schrankinnenraum Zone 1 und außerhalb des Schrankes Zone 2. In einem Radius von 2,5 Metern (Höhe 0,5 Meter)


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müssen meist nur wenige Schränke entlüftet werden und eine feste Fortluftanlage zu installieren ist oft unrentabel. Mit dem UFA hat Asecos, hessischer Experte für Gefahrstofflagerung und handling, jetzt eine komplett überarbeitete Neuauflage seines Gerätes auf den Markt gebracht. Der steckerfertig gelieferte UFA wird mit wenigen Handgriffen auf den Sicherheitsschrank aufgesetzt und dabei mit dem Abluftstutzen des Entlüftung mit Abluftführung Schrankes verbunden. Unmittelbar nach Anschluss an eine Stromquelle Deutliche Vorteile gegenüber der natür- nimmt das Gerät seine Arbeit auf. lichen Lüftung bietet die technische Wand- beziehungsweise DeckendurchEntlüftung. In der Praxis entfällt dadurch brüche und aufwendige Verrohrungen eine Zoneneinteilung und es ist kein Ex- fallen weg. Die Wahl des Aufstellortes plosionsschutzdokument erforderlich. der Sicherheitsschränke bleibt flexibel, Eine technische Entlüftung mit Abluft- da kein starrer Anschluss an eine techführung nach außen erfasst alle entste- nische Abluftanlage genutzt werden henden Schadgase – Lösemittel-, Säu- muss. ren- und Laugendämpfe – direkt an der Bei der Lagerung von üblichen LösemitEntstehungsstelle und verhindert somit teln (Kohlenwasserstoffverbindungen) sicher die gesundheitliche Gefährdung stehen Umluftfiltergeräte der neuesten von Mitarbeitern. Doch die kosteninten- Generation in Funktion und Sicherheit siven Abluftleitungen mit eventuell not- festen Fortluftanlagen in nichts nach. wendigen Wand- und Deckendurchbrü- Sie sorgen für einen mindestens zehnchen sowie der hohe Energieverbrauch fachen Luftwechsel pro Stunde im durch Wärmeverluste in der Abluft sind Schrank. Die eingesaugte Schrankluft große Nachteile. durchläuft ein 3,5 Kilogramm schweres, Zudem sind gebäudeseitige raumluft- mehrstufiges Filterpaket sowie einen technische Anlagen oftmals bereits Schwebstoff-Vorfilter. Die in der Luft durch Klima- und Wärmetechnik ausge- enthaltenen Schadstoffe werden in der lastet und eine flexible Aufstellung des Aktivkohle sicher zurückgehalten und Sicherheitsschrankes an der notwendi- zu 99,999 Prozent zuverlässig aus der gen Stelle ist nicht mehr möglich. Luft entfernt. Teilweise ist eine fest installierte Abluft- Die aufgereinigte Luft wird wieder an anlage nach außen auch aus gebäude- den Arbeitsraum abgegeben, nachdem technischen Gründen nicht möglich, sie noch einen zweiten Filter passiert etwa bei denkmalgeschützten Gebäu- hat. Durch den Umluftbetrieb wird den. keine geheizte oder aufbereitete Luft ins Freie geleitet, sondern in einem steEntlüftung mit Umluftfilteraufsatz ten Kreislauf wieder an den Aufstellort des Schrankes abgegeben. Es entstehen Eine flexible Lösung für die sichere Ent- keine Energieverluste. lüftung von Sicherheitsschränken stel- Die im UFA verwendete Aktivkohle len steckerfertige Umluftfilteraufsätze weist eine hochporöse Struktur auf. Die (UFA) dar. Besonders häufig werden sie Poren der Kohle sind dabei wie bei heute in Industrieunternehmen und einem Schwamm untereinander verHandwerksbetrieben verwendet: Hier bunden. Durch wirksame Oberflächenum den Schrank müssen dann nicht nur alle Zündquellen ferngehalten werden, sondern es folgen auch viele weitere Auflagen, wie beispielsweise die ausgewiesenen Ex-Zonen in einem Explosionsschutz-Dokument festzuhalten. Für die Praxis ist dies sehr aufwendig, da großflächig Raum um den Sicherheitsschrank eingeschränkt oder gar nicht nutzbar werden kann.

kräfte (Adhäsion) werden die Gefahrstoffdämpfe an der Oberfläche der Aktivkohle festgehalten. Die eingesetzte Filterkassette besteht aus korrosionsbeständigem, robustem Kunststoff und lässt sich vielfach wiederverwenden. Steht ein Filterwechsel an, beauftragt der Kunde den Hersteller des Gerätes mit dem Filtertausch. Die im Filter verwendete Aktivkohle wird dann durch den Hersteller einem Kreislauf zugeführt, fachgerecht aufbereitet und anschließend für andere, nicht so sensible, Einsatzzwecke wiederverwendet. Die Filtrationsleistung des Aktivkohlepaketes ermöglicht zwar lange Standzeiten der Geräte, dennoch ist eine sichere Überwachung der Adsorptionsleistung unerlässlich. Die UFA der neuesten Generation arbeiten daher mit einer permanenten Überwachung der Filtersättigung. Ergänzend wird auch die geförderte Abluftmenge ständig kontrolliert. Über ein Farbdisplay am Gerät kann der aktuelle Betriebszustand jederzeit eindeutig abgelesen werden. Bereits kleinste Überschreitungen von festgelegten Grenzwerten registriert die UFA-Sensorik und meldet sich entweder per optischem Signal oder bei kritischen Zuständen zusätzlich mit einem akustischen Signal. Kommt es zu einem Filterdurchbruch, schaltet sich die Entlüftung automatisch ab. Mittels eines vorhandenen, potenzialfreien Alarmkontakts kann der UFA auch von einer zentralen Leitstelle aus überwacht werden. Autor: Dipl.-Ing. Sven Sievers, Bereichsleiter Produktmanagement & entwicklung, Asecos

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Bild: Atlas Copco IAS

Wie man im Lager einen Gang zulegt Voll digitalisiertes Lager mit Sprachkommissionierung nutzt clevere Kennzeichnung Die Atlas Copco IAS GmbH bietet unterschiedliche Fügetechnologien aus einer Hand. Zum Portfolio gehören Lösungen im Bereich Kleben und Dosieren, Stanznieten und Fließlochschrauben sowie zur visuellen Qualitätssicherung. Um ihre innerbetriebliche Logistik für die Echtzeitproduktion zu optimieren, hat das Unternehmen nicht nur ein neues Lager in Bretten (Baden-Württemberg) errichtet, sondern gleichzeitig die Lagerverwaltung digitalisiert und auf Pick-by-Voice umgestellt. Bei der Kennzeichnung der mehr als 23.000 Stellplätze stand ihr mit ONK ein Partner zur Seite, der bei der praktischen Umsetzung unter die Arme griff. Im Jahr 2018 hat Atlas Copco rund sieben Millionen Euro in den Umbau des Brettener Standortes investiert. Damals wurde unter anderem ein Innovationszentrum zum Entwickeln und Testen verschiedener Fügeverfahren errichtet, um dem Wandel, insbesondere der Automobilindustrie, zu begegnen. Hintergrund: Die Atlas-Copco-Systeme für das automatisierte Kleben und Dosieren, Stanznieten und Fließlochschrauben kommen in den verschiedensten Branchen, aber unter anderem auch im Automobilbau zum Einsatz. Hier verbessern sie zum Beispiel die Crash-Performance und Fahrzeugstei-

figkeit von Autokarosserien. Sie sind auch für die Montage von E-Auto-Batterien sowie Leichtbauprojekten unerlässlich. In den Jahren 2020 und 2021 folgte bereits der nächste Ausbauschritt.„Als Teil unseres Lean-Managements produzieren wir in Echtzeit, also on demand“, erläutert Dominik Duwald, Process Planner/Inbound Logistics bei der Atlas Copco IAS GmbH.„Um die innerbetriebliche Logistik zu optimieren, brauchten wir zum einen mehr Lagerkapazitäten für unser Produktionsmaterial. Zum anderen haben wir unsere Lagerwirtschaft digitalisiert und auf Sprachkommissio-

nierung umgestellt.“ Im Zuge dessen entstand rund 1,5 Kilometer von der Produktionsstätte entfernt eine neue Lagerhalle mit mehr als 23.000 Stellplätzen. „Wir haben unsere Logistik komplett von null neu aufgebaut“, erinnert sich Duwald. „Dabei standen uns erfahrene Partner wie ONK zur Seite.“ Während des Umbaus lief die Materialbereitstellung über das an die Produktionsstätte in Bretten angebundene, bereits bestehende Logistikzentrum. Das neue Lager arbeitet nun im Wareneingang mit einer Fördertechnik nach dem First-in-First-out-Prinzip. Mittels Handscannern wird die Ware an die La-


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gerplätze gebracht.„Bisher erfolgte das senden Richtungspfeil. Ab Ebene 2 sind Kunststofffolie gekennzeichnet. An der über Papierlisten, nun mittels Hand- die Etiketten weiß und der Richtungs- untersten Regalebene sind Man-downscannern. Das garantiert, dass die Ware pfeil weist nach oben. Neben Lager- Etiketten angebracht. Darauf sind bis zu auch am richtigen Lagerplatz abgelegt platzkoordinate und Richtungspfeilen neun Barcodes mit der dazugehörigen wird“, so Duwald. sind auf allen Etiketten individuelle Prüf- klarschriftlichen Stellplatzkoordinate Dafür hat die Atlas Copco IAS GmbH ziffern aufgedruckt. und Prüfziffer abgedruckt. eine neue zweistöckige Fachbodenan- „Diese sind für die Kommissionierung Um die verschiedenen Lagerebenen auf lage sowie ein neues Palettenregallager mittels Pick-by-Voice unerlässlich“, so den schnellen Blick unterscheiden zu mit bis zu neun Ebenen errichtet. Die Duwald. Denn beim Kommissionieren können, ist jeder Barcode mit einer anmehr als 23.000 Stellplätze hat der Köl- folgen die Mitarbeiter nicht mehr Pa- deren Farbe unterlegt, z.B. Weiß für ner Spezialist für Lagerkennzeichnung, pierlisten, sondern den Anweisungen Ebene A, Orange für Ebene D und Blau ONK, gekennzeichnet. des Kommissioniersystems. Die erhält für Ebene E. Auf diese Weise können die „Wir hatten zunächst ein traditionelles der Mitarbeiter über ein Headset oder Kommissionierer vom Boden aus arbeiKennzeichnungssystem im Kopf“, be- eine Kommissionierweste mit integrier- ten. richtet Duwald. „Aber im Zuge der um- tem Lautsprecher und Mikrofon. Als Back-up und für Inventuren ist an fassenden Beratung durch ONK, die Ist er an dem vom System vorgegebe- jedem Stellplatz in den Ebenen B bis I coronabedingt per Video stattfand, sind nen Lagerplatz angekommen, bestätigt zusätzlich ein Einzelplatzetikett angewir zu dem Schluss gekommen, dass er durch Ansage der dreistelligen Prüf- bracht.„Das entspricht in Farb- und BarMan-down-Etiketten mit Farbcodes für ziffer, dass er am richtigen Lagerplatz ist. code dem Man-down-Etikett. So kann die verschiedenen Regalebenen die Erst dann gibt das Kommissioniersys- sich der Kommissionierer bei Bedarf beste Lösung für uns sind und dass tem die Stückzahl durch, die der Kom- durch einen Blick nach oben rückversiauch unterschiedliche Etikettenmate- missionierer entnehmen soll. chern, dass er die richtige Prüfziffer an rialien für die Fachboden- und Paletten- „Dadurch erhöht sich zum einen die das System durchgibt“, erläutert Duwald. regale sinnvoll sind.“ Kommissionierleistung, weil Fehl- Ist der Auftrag erfüllt, stellt der KommisHintergrund: Man-down-Etiketten bil- entnahmen ausgeschlossen sind und sionierer das Produktionsmaterial an den Stellplätze in nicht mehr scannba- wir Änderungen des Auftrags schnell einer Übergabestation ab. Das wird fünf ren Regalebenen an einer für den Kom- ins System einpflegen können und Mal am Tag von einem Lkw zur 1,5 Kilomissionierer gut erreichbaren Stelle in nicht erst neue Picklisten ausdrucken meter entfernten Produktionsstätte geSichthöhe ab. Das können Regalstän- müssen. Nach den ersten sechs Mona- bracht. der oder Regalauflagen sein, da sich ten haben wir bereits eine Erhöhung Dort werden die mit einer Nummer für die Etiketten sowohl vertikal als auch um 25 Prozent verzeichnet, obwohl die den jeweiligen Arbeitsplatz beschriftehorizontal ausrichten lassen. Prozessoptimierung noch nicht gänz- ten Paletten und Kisten vom ProduktiDas Scannen des Stellplatzes erfolgt lich abgeschlossen ist“, betont Duwald. onslogistikteam zugeordnet. „Dadurch also in einer für den Kommissionierer „Zum anderen haben die Kommissionie- können wir trotz steigender Komplexioptimalen Höhe und macht den Ein- rer beide Hände frei.“ tät die Lieferzeiten bei gleichbleibend satz von Long-Range-Scannern über- An den Durchfahrten im Palettenregal- hoher Qualität reduzieren“, sagt Duwald. flüssig. Damit Atlas Copco die verschie- lager hat ONK zunächst Schilder aus Erstaunt war Duwald auch angesichts denen Lösungen im Vorfeld ausgiebig Hartschaum-PVC in verschiedenen Aus- des Tempos des ONK-Montageteams. testen konnte, hatte ONK kundenspezi- führungen angebracht. Auf den einen „Die Mitarbeiter haben die mehr als fische Muster geschickt. Schildern sind die Stellplätze in den un- 23.000 Etiketten in wenigen Tagen an Die mehr als 22.000 Stellplätze an der geraden Regalzeilen mit jeweils barco- den Lagerplätzen angebracht.“ Fachbodenregalanlage hat das Monta- dierter und klarschriftlicher Stellplatzkogeteam von ONK mit selbstklebenden ordinate sowie einem nach links weiFolienetiketten mit Schutzlaminat ge- sendem Richtungspfeil aufgedruckt. kennzeichnet. Darauf ist die siebenstel- Auf den anderen die Stellplätze in gera- Mehr zum Thema lige Lagerplatzkoordinate (Gang, Feld, den Regalzeilen mit einem nach rechts Ebene, Stellplatz) in Klarschrift und bar- weisendem Richtungspfeil. So finden ONK GmbH codiert abgedruckt. die Kommissionierer schnell die richtige Tel. +49 (0) 22 36 / 884 64 -0 Die Etiketten für die unterste Ebene sind Regalreihe. Die rund 1.300 Stellplätze info@onk.de gelb und haben einen nach unten wei- wiederum hat ONK mit Etiketten aus www.onk.de


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Aktuell nutzen rund 1.000 Mitarbeitende die PZEFunktionalitäten und mehr als 400 MDE, BDE und Feinplanung.

Kelvions MES-Digitalisierungsstrategie An sechs Standorten von Kelvion ist Cronetwork MES im Einsatz; das ist erst der Anfang Weltweit 50 Standorte, davon acht in Deutschland: Wenn man von Kelvion spricht, kommen große Zahlen ins Spiel. Der Hersteller von Wärmetauschern setzt bei seiner Digitalisierungsstrategie in Deutschland auf Cronetwork MES, das neben SAP das wichtigste Softwaretool am Shopfloor darstellt. Entscheidend für die erfolgreiche Einführung sind laut den Verantwortlichen von Kelvion der hohe Individualisierungsgrad der Standardsoftware und die umfassende Unterstützung der konzernweiten Cloudstrategie. Kelvion, ein weltweit tätiger Hersteller schiede zum Tragen“, beschreibt Dr. Karl von industriell genutzten Wärmetau- Magdans, Project Lead und Hauptkoorschern, versorgt mit mehr als 5.000 dinator für die holdingweiten DigitaliMitarbeitenden Kunden aus unter- sierungsprojekte am Shopfloor, die Ausschiedlichen Branchen wie dem Ener- gangssituation. giesektor, Rechenzentren, erneuerba- Er führt weiter aus:„Für uns war es daher ren Energien, Kälte- und Klimatechnik, wichtig, nur auf Systeme zu setzen, die Nahrungsmittelbranche und weitere. auch eine gewisse Flexibilität mit sich Alleine in Deutschland fertigt das Un- bringen und die Unterschiede in der ternehmen an acht Standorten, mit Fertigungstiefe einheitlich abbilden teils sehr unterschiedlichen Prozessen können.“ und Produktionsbereichen. Seit mittlerweile fünf Jahren ist die Cro„Wir haben eine gewisse Varianz in unse- network MES Software von der Industrie ren Standortanforderungen. Während Informatik GmbH bei Kelvion im Einsatz sich die grobe Ausrichtung tendenziell und hat sich neben SAP als wichtigstes gleich gestaltet, kommen bei genaue- Softwaretool am Shopfloor etabliert. rem Hinsehen doch wichtige Unter- „Das liegt einerseits an der hohen Inte-

grationsfähigkeit der Software vor allem hinsichtlich ERP und andererseits an den Individualisierungsmöglichkeiten, die trotz der Updatesicherheit von Cronetwork gegeben sind“, so Karl Magdans weiter. „Das gibt uns Planungssicherheit auch für die Ausrollung an weiteren Produktionsstandorten.“ Darüber hinaus realisiert Kelvion aktuell gemeinsam mit den Experten von Industrie Informatik einen Connector zwischen Cronetwork MES und der SAP Public Cloud – ein weiterer Indikator für die zukunftssichere Partnerschaft. Schon bei der Auswahl der MES-Software (Manufacturing Execution System) vor mehreren Jahren war für Kelvion klar,


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dass nur ein Komplettanbieter infrage kommen werde, da man das Thema nach und nach ganzheitlich angehen würde. So wurden bis heute Maschinen- und Betriebsdatenerfassung, Business Intelligence und Personalzeiterfassung in bis zu sechs Werken eingeführt. Mit Feinplanung APS befindet man sich zudem an mehreren Standorten in der Implementierungsphase, einer läuft bereits produktiv. „Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie hat die Cronetwork-Implementierung hohe Priorität“, betont Karl Magdans und ergänzt:„Kontinuierliche Prozessverbesserung und -transparenz werden erst durch den Einsatz des MES-Systems möglich. Unser Ziel ist es, alle produzierenden Standorte damit auszustatten.“ Laut Magdans wird dabei versucht, möglichst eng am Cronetwork-Standard zu bleiben, obwohl es nicht „die eine Schablone“ als Einführungskonzept gibt:„Meine Aufgabe ist eine koordinierte Systemeinführung über die Werke hinweg. Der Spagat zwischen Standardsoftware und hoher Flexibilität gelingt mit Cronetwork MES sehr gut und hilft enorm dabei, lokale Prozesse bestmöglich abzubilden.“ Für ihn ist zudem die pragmatische Herangehensweise in der Implementierungsphase und der kontinuierliche Support der Industrie Informatik Mitarbeitenden nach dem Go-Live ein wichtiger Faktor. Aktuell nutzen rund 1.000 Mitarbeitende die PersonalzeiterfassungsFunktionalitäten (PZE) und mehr als 400 die Maschinendatenerfassung (MDE), die Betriebsdatenerfassung (BDE) sowie die Feinplanung. Die Akzeptanz ist speziell am Shopfloor laut Lösungsanbieter sehr hoch. Die Mitarbeitenden sind der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen und glänzen immer wieder mit innovativen Nutzungsideen, zum Beispiel hinsichtlich der optimierten Gestaltung von Terminal-User-Interfaces.

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Cronetwork MES punktet bei Kelvion – nicht zuletzt aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit trotz etablierter Updatesicherheit, der umfassenden Integrationsmöglichkeiten und der zukunftsfähigen Ausrichtung. Bilder: Kelvion

Magdans dazu: „Wir konnten beobachten, dass Anwender mehr Spaß und Akzeptanz bei der Nutzung zeigen, wenn sie von Anfang an in die Projekte miteinbezogen werden und ihre Wünsche und Ideen berücksichtigt werden.“ Zudem liegen die Nutzeneffekte klar auf der Hand, was für zusätzliches Commitment unter der Belegschaft sorgt. Karl Magdans fasst zusammen: „Wir haben jetzt einen umfassenden Blick auf Maschinenstati, Produktivitätskennzahlen und viele weitere Informationen, die unsere Prozesstransparenz und damit Effizienz am Shopfloor enorm erhöhen. Die neuen und flexibel gestaltbaren Terminals versorgen darüber hinaus unsere Werkerinnen und Werker schnell und aktuell mit den essenziellen Infos. Die flächendeckende Einführung der Personalzeiterfassung schafft ebenso Transparenz für das gesamte Unternehmen. Die digitale Erfassung von Arbeits- und Urlaubszeiten fließt

auch unterstützend in die Feinplanung mit ein.“ Im Sinne der ESG-Prinzipien (Environment, Social, Governance) ist die Schaffung einer papierlosen Fertigung ebenso ein Thema, das durch die Einführung eines MES zusätzlich an Fahrt aufgenommen hat. Autor: Tino Böhler, Fachjournalist

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5. – 7. NOVEMBER 2024

HIER TRIFFT SICH DER MASCHINENBAU

Die FMB ist der zentrale Treffpunkt für die Bereiche Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Maschinen und Anlagen. Die Messe repräsentiert das gesamte Spektrum der Zulieferindustrie für den Maschinen- und Anlagenbau, einschließlich industrieller Dienstleistungen und dem Sondermaschinenbau.

Kompetenz-Partner:


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Groß träumen, aber pragmatisch starten IIoT: Spannungsfeld zwischen Maschinenbauern und Anlagenbetreibern auflösen Das Industrial Internet of Things (IIoT) bietet fantastische Aussichten: Maschinenbauer könnten z.B. über Fernzugriff schneller auf Probleme reagieren, Reisekosten sparen und damit Service günstiger anbieten, neue Geschäftsmodelle entwickeln oder höhere Kundenzufriedenheit generieren. Anlagenbetreiber wiederum würden von höheren Anlagenverfügbarkeiten, optimierten Prozessen und damit einhergehenden Energieeinsparungen sowie vom Support durch externe Experten u.v.m. profitieren. Und dennoch geht die praktische Umsetzung von IIoT nur zögerlich vonstatten. Bedenken gibt es bei Maschinenbauern, Anlagenbetreibern und im Management gleichermaßen. Ließen sich diese durch einfach zu integrierende, aber zugleich sichere Lösungen vertreiben, entstünde eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. HMS bietet für die IIoT-Integration eine Lösung an, mit der die Maschinenvernetzung sowohl seitens der Maschinenbauer als auch seitens der Anlagenbetreiber einfach standardisiert werden kann. Zudem unterstützt das Unternehmen Kunden bei der Digitalisierung. Das Spannungsfeld, in dem sich Maschinenbauer und Anlagenbetreiber im Hinblick auf die Digitalisierung befinden, lässt sich gut an einem Alltagsbeispiel erläutern: Autofahrer sind in der Regel nicht begeistert, dem Hersteller über ihre Fahrgewohnheiten oder son-

stiges Nutzerverhalten Auskunft zu geben. Dennoch verfügen moderne Autos über eine Internetverbindung. Sie ermöglicht es beispielsweise, dass die Fahrer aktuelle Verkehrsinformationen wie Staumeldungen in Echtzeit erhalten. Die passende Fahrzeug-App gibt es für Modelle neueren Baujahrs meist gleich dazu. Mit ihr lässt sich zum Beispiel der Standort des Autos ermitteln, Fenster können geöffnet und geschlossen, Türen veroder entriegelt werden. Auch das Abfragen des Tankinhalts bzw. Akkulade-

stands und der damit verbundenen Restreichweite ist eine nützliche Funktion – bei E-Autos gerne in Verbindung mit Anzeige der nächsten Ladestation. Je nach App sind zusätzliche Motorinformationen wie beispielsweise Beschleunigung, Motorlast, Öl- und Wassertemperatur abrufbar. Insgesamt also eine nützliche Sache, die den Fahrzeugnutzern so manchen Vorteil bietet. Letztendlich sind es diese Vorteile, die dazu führen, dass die Nutzer akzeptieren, dass Informationen über ihre Nutzungs- und Fahrgewohnheiten an die


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Hersteller übermittelt werden. Diese nutzen die Informationen wiederum dazu, ihre Fahrzeuge weiter zu optimieren und besser an den Nutzergewohnheiten auszurichten. Wichtig ist bei all dem natürlich, dass der Datenzugriff sicher abläuft und klar geregelt ist, wer mit welchen Daten was tun darf. Grundsätzlich kann auch in der Automatisierung umgesetzt werden, was sich im Automobilbereich gerade bei neuen Fahrzeugen zunehmend etabliert. In der Automatisierung geht die Umsetzung der Digitalisierung allerdings noch stockend voran. Viele Anlagenbetreiber sind skeptisch, wenn es darum geht, Maschinenbauern den Zugriff auf Maschinen innerhalb ihrer Anlage zu erlauben. Denn sie möchten die Kontrolle über die Zugriffe von außen behalten. Auch Sicherheitsbedenken spielen nach wie vor eine große Rolle. Laut der Microsoft-Studie „IoT Signals“ vom Oktober 2021 scheitert ein Drittel aller Digitalisierungsprojekte bereits in der Proof-of-Concept-Phase, weil eine klare Strategie oder die Expertise fehlt, der ROI unklar ist und die Kundenanforderungen nicht im Fokus stehen. Dazu kommt, dass für die meisten Maschinenbauer Cybersicherheit ein relativ neues Thema ist, bei dem sie erst noch Know-how aufbauen müssen. Die Möglichkeit des Fernzugriffs wird seitens des Maschinenbauers oft nur im Kontext der Fehlersuche betrachtet, um im Notfall einen Einblick in die Maschine zu bekommen. Daher wird der Fernzugriff auf eine Maschine meist nur als Option angeboten, für die der Anlagenbetreiber zusätzlich zahlen muss; oder es werden alternative Lösungen eingesetzt, wie zum Beispiel eine Software-Verbindung mit dem Laptop eines Instandhaltungsmitarbeiters. Damit können auftretende Fehler meist kurzfristig gelöst werden, allerdings ist das keine Basis für ein Serviceangebot bzw. eine Digitalisierungs-

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strategie. Erst wenn Maschinenbauer Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, hier umdenken und eine Vision für ist es für Maschinenbauer nicht einfach, einen strukturierten Service entwickeln, die Anlagenbetreiber vom Fernzugriff der Anwendern wie im vorherigen Au- zu überzeugen. Sicherheitsbedenken tomobilbeispiel überzeugende Vorteile sind eine große Hürde. Für Maschibietet, kann das Spannungsfeld zwi- nenbauer ist es eine Herausforderung schen Endkundenakzeptanz und Ser- zu erklären, warum der Fernzugriff siviceangeboten der Maschinenbauer cher ist, welche Sicherheitsstandards hinterlegt sind und wie sie implemenaufgelöst werden. Aufgabe der Maschinenbauer wäre es, tiert wurden. Da der Fernzugriff in der die Nutzerakzeptanz zu erhöhen, indem Vergangenheit meist nur optional angesie das Thema Fernzugriff strategisch boten wurde, muss hier zusätzliche angehen, zuverlässige Sicherheitsver- Überzeugungsarbeit geleistet werden. fahren implementieren und den Mehr- Thierry Bieber, Industry Segment Manawert des Fernzugriffs für den Anlagen- ger bei HMS, unterstützt HMS-Kunden betreiber in den Fokus nehmen. Zum bei der Umsetzung von DigitalisierungsBeispiel, indem sie neue, gut durch- strategien. Er erläutert: „Kunden, die undachte und – ganz wichtig – nutzerori- sere Ewon-Lösung für den Fernzugriff entierte Geschäftsmodelle mit klaren standardmäßig in ihre Maschinen inteRegeln zur Datennutzung entwickeln. griert und den Service via Fernzugriff Der Maschinenbauer würde selbst ab strategisch aufgesetzt haben, konnten dem ersten Servicefall vom Fernzugriff die Nutzerakzeptanz deutlich erhöhen.“ profitieren, weil er ohne aufwendige Die Lösung muss als GrundvoraussetAnreise direkt reagieren und so eine hö- zung hohe Sicherheitsstandards unterhere Kundenzufriedenheit schaffen stützen. Der Anlagenbetreiber hat bei kann. der Ewon-Lösung von HMS auch immer IIoT lässt sich nicht einfach nebenbei noch die Möglichkeit, über einen realisieren. Der erste Schritt auf dem „Schlüsselschalter“ direkt an der MaWeg zum Ziel besteht darin, die Kon- schine die Fernverbindung für den Fernnektivität einer Anlage herzustellen. zugriff selbst freizugeben. Laut einer Studie der Arc Advisory Die Investition in den benötigten FernGroup können 63 Prozent aller routine- wartungsrouter zahlt sich schon beim mäßigen Instandhaltungsarbeiten auch ersten eingesparten Serviceeinsatz vor aus der Ferne durchgeführt werden. Al- Ort aus. Damit profitieren beide Seiten lerdings ist ein Großteil industrieller An- gleichermaßen vom Fernzugriff. lagen noch nicht für einen Fernzugriff Da der Fernzugriff heute von den Maausgelegt, obwohl die Vorteile des Fern- schinenbauern meist nur im Fehlerfall zugriffs für Anlagenbetreiber schnell eingesetzt wird, wird er nur bei Bedarf sichtbar sind. aktiviert. Ziel wäre es jedoch, den AnlaSie profitieren von einer zügigeren Feh- genbetreiber stärker einzubinden und lerbehebung, was die Anlagenverfüg- ihm einen Service zu bieten, der für ihn barkeit verbessert und haben quasi weiteren Mehrwert generiert. Denn die einen direkten Draht zum Maschinenex- Maschinenvernetzung bietet auch dem perten. Gleichzeitig hat der Maschi- Anlagenbetreiber, seinem Produktionsnenbauer geringere Kosten bei den Ser- leiter oder Instandhaltungsmitarbeitern viceeinsätzen, da Servicetechniker we- zahlreiche Vorteile. niger reisen müssen. Letzteres verbes- Der Maschinenbauer könnte im Rahsert wiederum deren Work-Life-Balance men eines verbesserten Serviceanund trägt zu einer höheren Mitarbeiter- gebots für diese Akteure Zugriffsrechte zufriedenheit beim Maschinenbauer bei. freischalten, damit sie sich selbst einen


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Überblick über den Maschinenzustand verschaffen können, um besser und schneller auf aktuelle Gegebenheiten reagieren zu können – unabhängig davon, ob sie sich gerade in der Anlage befinden oder nicht. Dafür müssten auch keine weitreichenden Nutzerrechte eingerichtet werden. In diesem Szenario würde es z.B. genügen, dem Anlagenbetreiber und dessen Mitarbeitern nur lesenden Zugriff zu gewähren. Denkbare weitere Schritte wären, relevante Maschinendaten für den Anlagenbetreiber zunächst nur lokal abzufragen, um Maschinenkennzahlen (KPIs) zu überwachen oder Alarme und Benachrichtigungen bei Abweichungen der Sollwerte zu versenden. Da in diesem Fall die Maschinendaten innerhalb der Anlage bleiben, ist dafür keine aufwendige Anbindung an eine IIoT-Plattform notwendig. Die Nutzerakzeptanz ist bei solchen Lösungen in der Regel höher, da die Einstiegshürde für den Anlagenbetreiber relativ niedrig ist. Mit all dem lassen sich die Effizienz und die Kundenzufriedenheit kontinuierlich steigern, proaktiv auf Bedürfnisse der Anwender eingehen und die Wettbewerbsfähigkeit von Maschinenbauern und Anlagenbetreibern gleichermaßen erhöhen. Die ersten beiden Schritte sind die Basis für eine standardisierte Maschinenvernetzung. Damit können Anlagenbetreiber erste Erfahrungen mit strukturierten Serviceangeboten auf Basis des Fernzugriffs sammeln. Wenn die Maschinenvernetzung mit einer offenen Lösung realisiert wird, die auch Schnittstellen für die Anbindung an gängige Cloudplattformen bietet, ist die Bahn frei für weitere Digitalisierungsthemen wie Asset-Optimierung und vorausschauende Wartung. Bieber resümiert: „Weil man in Digitalisierung am besten nach und nach hineinwächst, ist es in der Regel

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Unter der Marke Ewon bietet HMS eine Lösung an, mit der der Fernzugriff auf Maschinen sowohl seitens der Maschinenbauer als auch seitens der Anlagenbetreiber einfach standardisiert werden kann. Bilder: HMS

sinnvoll, zuerst kleine Pilotprojekte aufzusetzen und dann schrittweise weitere Bereiche hinzuzunehmen. Nach und nach ändert sich damit die Rolle des Maschinenbauers. Er ist nun nicht mehr nur Troubleshooter, der bei Problemen gerufen wird, sondern ist in der Lage, per Ferndiagnose Prognosen abzugeben z.B. zur Lebensdauer von Komponenten.“ Gleichzeitig sind seine Reaktionszeiten im Problemfall verkürzt, weil die zeitaufwendige Anreise wegfällt. Der Maschinenbauer kann aber auch bei Prozessoptimierung unterstützen. All das erleichtert dem Anlagenbetreiber die Arbeit, weil er einen Teil seiner Instandhaltungsaufgaben in externe Hände abgibt, die aufgrund ihrer Kompetenz schneller und zielgerichteter eingreifen können. Setzt man die Digitalisierung schrittweise für eine ganze Anlage um, bringt das weitere Vorteile, die Anlagenbetreiber und Management gleichermaßen erfreuen: Ungeplante Anlagenstillstände lassen sich deutlich reduzieren. Das spart jede Menge Geld und steigert zugleich die Produktivität.

Die Betreiber sind nun bei ihren Instandhaltungsarbeiten in der Lage, unmittelbarer mit externen Experten der jeweiligen Maschinenbauer zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig lassen sich viele Arbeiten komplett auslagern und Instandhalter fokussieren sich auf Tätigkeiten, die nur sie erledigen können. Im Zuge eines solchen Digitalisierungsprozesses verschieben sich zwangsläufig die Geschäftsfelder von Maschinenbauer und Anlagenbetreiber ein wenig, aber alle Beteiligten profitieren von den Vorteilen der neuen IIoT-Lösung. Autor: Thilo Döring, Geschäftsführer HMS Industrial Networks

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Die Regalbediengeräte stets im Blick Die Informationen für das eingesetzte Prolink CMS von Schaeffler liefern Sensoren Bei Zentis in Aachen sind große Regalbediengeräte für die Ein-, Um- und Auslagerung im Einsatz. Um die schwer zugänglichen beweglichen Bauteile im Kühl- und Tiefkühllager rund um die Uhr zu überwachen, suchte die Logistikabteilung eine vorausschauende Instandhaltungslösung. So sollten ungeplante Stillstände vermieden werden. Und sie wurden fündig. Seit über 125 Jahren veredelt Zentis Früchte und andere natürliche Rohstoffe. 1893 in Aachen gegründet, befindet sich das Unternehmen, das heute über 2.000 Mitarbeiter hat und in mehr als 50 Ländern aktiv ist, nach wie vor im Familienbesitz. Produziert wird mittlerweile an sechs Standorten in Deutschland, Polen, Ungarn und den USA. Das Herz des Unternehmens schlägt aber nach wie vor in Aachen. Im dortigen Kühl- und Tiefkühllager fahren die Regalbediengeräte die rund 30 Meter hohen Hochregale ständig in unterschiedlichen Richtungen ab. Pro Stunde werden dabei je Gerät circa 70 Paletten ein-, aus- oder umgelagert. Die Gesamtkapazität des Lagers liegt bei

18.500 Palettenplätzen, die über eine Stellplatzverwaltung betrieben werden. Die Fahrwerkslager der eingesetzten Regalbediengeräte, und hier insbeson-

Das Prolink CMS wurde im Kühlbereich im Schaltkasten installiert. Im Tiefkühlbereich sind diese Schaltkästen temperiert.

dere das nicht angetriebene Lager, werden bei diesen Tätigkeiten besonders beansprucht. Michael de Ben, Leiter interne Logistik im Zentis Werk, kennt die Problematik und beschreibt die Herausforderungen: „Wir suchten eine Überwachungslösung unserer Regalbediengeräte, die trotz nicht konstanter Messbedingungen und Tiefsttemperaturen verlässlich Messungen vornehmen kann, um uns vor ungeplanten Ausfällen zu schützen.“ Keine leichte Aufgabe, denn wie der Leiter der internen Logistik bereits betont hat, sind die Umgebungsvariablen durchaus anspruchsvoll. So stellen beispielsweise Temperaturen von minus 20 Grad Celsius im Tiefkühllager beson-


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dere Anforderungen an ein Messsystem. Dies zeigt sich beispielsweise bereits beim Anbringen der Sensoren an die Messstelle. Eine weitere Herausforderung war, dass im regulären Betrieb keine konstanten Messbedingungen gegeben sind. Das Unternehmen entschied sich letztendlich für das Überwachungssystem Schaeffler Prolink CMS, welches durch Schaeffler Experten und den ortsansässigen autorisierten Vertriebspartner KSA Kubben + Steinemer (KSA) auf die Kundenanforderung mit einem intelli-

„Durch den Einsatz von Lagerwächtern kann dieses Equipment in seinem Schwingungsbild permanent betrachtet und eine Abweichung frühzeitig erkannt werden. Somit leistet das Prolink CMS-System einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Produktionsversorgung bei der Zentis KG am Standort Aachen“, ist der Leiter der internen Logistik im Zentis Werk, Michael de Ben, überzeugt.

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Das Mehrkanal-Condition-Monitoring-System Prolink CMS überwacht den Zustand von Maschinen und Anlagen durch Schwingungsmessung. Es bietet dabei unter anderem Templates für die Überwachung von Wälzlagern, Motoren, Getrieben, Lüftern und Pumpen. Der Lernmodus des Systems ermöglicht darüber hinaus die individuelle Anpassung der Alarmschwellen, um die Überwachung zu optimieren. Bilder: Schaeffler

genten Messkonzept angepasst wurde. Mit ein Grund für die Entscheidung für Schaeffler war unter anderem die Tatsache, dass Zentis bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dessen Überwachungslösungen gemacht hat, beispielsweise als eine Lösung für die Palettenheber gesucht wurde. Damals baute man das Überwachungssystem Smart-Check und eine Smart-Connect Box ein. Zur Überwachung der Regalbediengeräte hingegen wurden pro Regalbediengerät je ein Schaeffler Prolink CMS mit fünf Sensoren (Lagerwächtern) installiert. Um eine aussagekräftige Schwingungsüberwachung vornehmen zu können, musste bei dem MehrkanalCondition-Monitoring-System allerdings das ursprüngliche Messkonzept geändert werden. Dies gelang, indem Schaeffler-Experten die kurzen, langsamen Fahrzeiten in viele kurze Messungen zerlegt haben. Aus diesen auf diese Weise gewonnenen Daten konnten im Anschluss beispielsweise extrem stoßhafte Ereignisse bestimmt werden. Natürlich war die Temperatur mit minus 20 Grad Celsius eine weitere Herausforderung, die wie folgt gelöst wurde: Das Prolink CMS-System, das im Kühlbereich zum Einsatz kommt, befindet sich in einem Schaltkasten. Im Tiefkühlbereich wurden sogar beheizbare Schaltschränke gewählt, die nun auf den Fahrten der Regalbediengeräte zum ständigen Begleiter wurden. Zum Einsatz kommt außerdem eine besonders kälteresistente Klebemasse. Damit konnten die Sensoren sicher und dauerhaft

an der Messstelle befestigt werden. Zur Technik des eingesetzten Prolink CMSSystems: Dieses ermöglicht einen Datenaustausch mit der vorhandenen Infrastruktur zum Beispiel für die Anlagenvisualisierungen und den Clouddienst via OPC Unified Architecture (OPC UA). OPC/UA ist ein Standard für den plattformunabhängigen Datenaustausch und bietet die Fähigkeit, Maschinendaten (Regelgrößen, Messwerte, Parameter usw.) nicht nur zu transportieren, sondern auch maschinenlesbar semantisch zu beschreiben. OPC/UA fungiert hier außerdem als Schnittstelle zu Instandhaltungsplanungssystemen wie SAP/PM und IBM Maximo. Der Austausch der Messdaten erfolgt über Feldbus, wobei eine Unterstützung für Profinet und CC-Link IE Field geplant ist. Michael de Ben ist von der neuen Lösung überzeugt und betont: „Das Prolink CMS-System leistet einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Produktionsversorgung am Standort Aachen.“ Zentis wird über eine Visualisierung (PC oder Smartphone) bei einer Überschreitung der Alarmschwelle informiert und kann so geeignete Maßnahmen einleiten.

Mehr zum Thema Schaeffler Technologies AG & Co. KG Tel. +49 (0) 91 32 / 82 -0 info.de@schaeffler.com www.schaeffler.de/lifetime-solutions


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Bild: M.O.P GmbH

Die Bedeutung des Sensormanagements … … für die intelligente Zustandsüberwachung von Maschinen, Anlagen und Gebäuden Auf dem Weg zu Predictive Maintenance digitalisieren immer mehr Instandhalter ihr Wartungssystem. Der Grundstein für eine vorausschauende Instandhaltung wird durch das Sensormanagement gesetzt. Hierbei werden verschiedene Messtechniken direkt an oder in unmittelbarer Nähe einer Maschine montiert, welche in einem festgelegten Zyklus Daten automatisch an die Instandhaltungssoftware übermitteln. Bei neuen Maschinen ist es einfach, denn sie werden zumeist schon mit einer eigenen Sensorik ausgeliefert. Um eine smarte Instandhaltung zu realisieren, muss man nun aber nicht unbedingt über eine Neuanschaffung nachdenken. Ältere Maschinen und Anlagen können nämlich „retrofit“ gemacht werden. Denn oftmals ist nur die Steuereinheit nicht mehr zeitgemäß, die Mechanik jedoch noch in einem guten Zustand. Die Vorteile eines Retrofits sind offensichtlich: Einsparungen gegenüber einer Neuanschaffung, Mitarbeiter müssen sich nicht auf die neue Anlage umgewöhnen,

es ist kein Umbau und der damit verbundene Aufwand nötig – Ausfallzeiten werden reduziert, Produktionsabläufe werden optimiert.

Die Vielfalt des Sensormanagements Werden Maschinen oder andere Objekte mit Sensoren ausgestattet, können diese – und das ist der große Vor-

Nur wenn Maschinen, Anlagen, Gebäude und andere Objekte mit Sensoren ausgestattet werden, lassen sich diese automatisiert überwachen. Dabei ist auch eine Nachrüstung von älteren Geräten, Maschinen und Anlagen mit Sensoren beispielsweise im Rahmen eines Retrofits möglich und in den allermeisten Fällen auch sinnvoll.


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teil – automatisiert überwacht werden. In einem festgelegten Intervall werden dann Daten beispielsweise schnell und zuverlässig an eine Instandhaltungssoftware wie TOM übertragen. Der Instandhalter kann also direkt über die Software die Zustände der Maschinen überwachen und erspart sich damit einen Teil der Arbeitszeit durch tägliche Rundgänge und manuelles Messen. Aufgrund der Erfahrungswerte des Instandhalters sind Norm- und Grenzwerte im digitalen Wartungsplaner hinterlegt. Misst die Sensorik grenzwertige Zustände, wird automatisch Alarm geschlagen. Der Instandhalter kann darauf sofort reagieren und mithilfe der CMMS/CAFM-Software die Situation analysieren, auswerten und entsprechende Maßnahmen einleiten. Die Einsatzmöglichkeiten des Sensormanagements sind sehr vielfältig. Neben dem klassischen Einsatz in der Industriebranche können Sensoren auch im Facility Management, in der Medizin und bei Ver- und Entsorgern den Weg zu Predictive Maintenance ebnen. Dabei können Sensoren vielfältige Zustände erfassen, wie: Temperatur Feuchtigkeit Druck Schallwellen, Klangwellen Vibrationen, Schwingungen Helligkeit Bewegung, Beschleunigung Anwesenheit von Personen oder Objekten Luftqualität (Feinstaubbelastung, CO2) Füllmenge

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Nach der Beurteilung von Symptomen können somit schnell ein Motorausfall und der einhergehende Stillstand der Produktionskette verhindert werden. Entpuppt sich der Schaden so groß, dass ein Ersatzteil benötigt wird, kann das wiederum zu Verzögerungen führen – entweder, weil das benötigte Ersatzteil wegen fehlender Dokumentation zu lange gesucht oder weil es direkt neu bestellt werden muss. Geht man vom ersten Fall aus – Ersatzteil vorhanden, nur verschwunden –, kann auch hier das richtige Management weiterhelfen. Stattet man Maschinenteile mit Sensoren aus, können ihre Signalwege mittels Empfangsgerät einfach ausgelesen werden. Somit weiß man genau, ob sich das Ersatzteil im Lager oder sogar in einer Maschine befindet. Kurz gesagt: Finden wir nicht, gibt es nicht (mehr). Eine besonders wichtige Rolle spielen Sensoren natürlich auch in der Lebensmittelverarbeitung, beispielsweise bei der Überwachung der durchgängigen Tiefkühlkette. Ob es sich hierbei um einen großen Lebensmittelhersteller, den Supermarkt oder das beliebte Restaurant um die Ecke handelt – die richtige Temperatur für das richtige Lebensmittel ist an jeder Stelle entscheidend für Qualität und Haltbarkeit. Strenge hygienische Richtlinien entscheiden, ab welchen kritischen Temperaturen die Lebensmittel nicht mehr weiterverarbeitet werden dürfen. Temperatursensoren in den Tiefkühlanlagen übermitteln den wichtigsten Umgebungsfaktor zuverlässig an das Wartungsteam.

spielsweise die Feinstaubbelastung und Frischluftzufuhr stets im Auge behalten werden, um Mitarbeiter vor gesundheitsgefährdenden Zuständen zu schützen. Über verschiedene Kanäle versorgen Frischluftanlagen die Werkshallen mittels Ventilatoren. Sensoren, die die Füllmenge in den Kanälen messen, können somit Hinweise geben, ob Ventilatoren und eingesetzte Filter einwandfrei funktionieren, oder nicht.

Sensormanagement für den Arbeitsschutz

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Sensormanagement in der Industrie In Produktionshallen müssen viele Im klassischen Anwendungsfall wer- Aspekte des Arbeitsschutzes beachtet den mittels Sensorik die Motorleistun- werden. Die Luftqualität kann dabei gen von Maschinen über Temperatur, eine große Rolle spielen. Durch den Schallwellen und Öldruck überwacht. Einsatz von Maschinen müssen bei-

Sensormanagement in anderen Bereichen Medizinische Artikel oder Produkte unterliegen strengen Anforderungen im Hinblick auf höchste Reinheit bis zur Sterilität. In Reinräumen muss deshalb stets auf eine konstante Qualität aller Umgebungsparameter geachtet werden: Temperatur, Luftfeuchte und Luftdruck werden deshalb ständig überwacht. Ständig überwacht werden beispielsweise auch die Wasserpegel und die qualität in den Versorgungsnetzen. Sensoren im Wassernetzwerk können dabei nicht nur den Wasserstand, sondern auch die Qualität durch ph-Werte, Sauerstoff und Ionen messen. Damit können mögliche Wasserverschmutzungen frühzeitig entdeckt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

TOM Instandhaltungssoftware by M.O.P GmbH Tel. +49 (0) 375 / 27 20 60 info@mop-zwickau.de www.mop-zwickau.de www.tom-instandhaltungssoftware.de


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Mit der smarten Automatisierung wurden der Warenfluss an den Linien geglättet und die Bestände an den Maschinen abgebaut. Mit Warenbeständen zugestellte Flächen an Maschinen gehören somit der Vergangenheit an und stehen nun der Produktion zur Verfügung. Bilder: Still

Nestlé setzt auf Automated Guided Vehicles Wie Still den innerbetrieblichen Transport im Nestlé Produktionswerk automatisiert Im Werk Biessenhofen (Bayern) von Nestlé produzieren knapp 650 Mitarbeiter zahlreiche Produkte. Darunter sind namhafte Marken, wie BEBA (hypoallergene Babymilchnahrung), Nestlé Health Science (Trink- und Sondennahrung für Krankenhäuser) sowie die bekannten Thomy Soßen. Zu den besonderen Herausforderungen bei diesem Brownfield-Projekt zur Modernisierung der Intralogistik im Werk mit Automated Guided Vehicles (AGVs) gehörte, dass es während der laufenden Produktion reorganisiert werden musste. Eine Aufgabe für Spezialisten. Um die Reorganisation der Intralogistik mated Guided Vehicles (AGVs) die unbestmöglich umzusetzen, stand am An- gleichen Bodenniveaus der Hallen auffang die Bestandsaufnahme. Dabei wendig nivelliert und teilweise neue wurden zunächst die betroffenen Hal- Wege geschaffen. len mit Neubau, sowie alle relevanten „Durch die enge Planung und AbstimWaren und Prozesse digitalisiert und mung mit Still sowie die pünktlichen Lieferungen aller Komponenten haben analysiert. Nestlé Projektleiter Eilert Klatt erinnert wir die Automatisierung des innerbesich: „Bei diesem Brownfield-Projekt trieblichen Transports und die Still Palmussten wir die gesamten Prozesse, im let-Shuttle-Kanallager dennoch nahezu Gegensatz zum Greenfield, in den be- reibungslos und fristgerecht ,unter laustehenden Strukturen unseres über 100 fendem Rad‘ in Betrieb nehmen könJahre gewachsenen Standorts planen nen“, bestätigt Klatt. Die Versorgung und umsetzen.“ der Produktion wurde während der Das bedeutet einen großen Aufwand: schrittweisen Installation manuell mit So wurden beispielsweise für die Auto- Staplern sichergestellt.

Aufgrund von engen Gängen kommen bei Nestlé nun vier automatisierte Hochhubwagen zum Einsatz. Die eingesetzten Still EXV iGo Sytems sind für den industriellen Dauerbetrieb konzipiert und haben sich bei zahlreichen Automatisierungsprojekten bereits bewährt. Ein Vorteil der EXV ist laut Hersteller ferner der kostengünstige Einsatz. Die zusätzliche Installation von drei Leerpaletten-Magazinen sowie Brandschutztoren runden die neue Organisation des automatisierten innerbetrieblichen Transports ab. Und so läuft die Intralogistik jetzt: An der Übergabestation der


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Rollenbahn übernehmen AGVs die Paletten. Mit einem 360-Grad-Laserscanner finden sie ihren Weg durch die teilweise engen und verwinkelten Gänge. Eilert Klatt hebt hervor: „AGVs und Passanten sowie Transporte mit Staplern können nun auch das Wegenetz nutzen.“ Denn eine starre Fördertechnik würde nur unnötig die engen Gänge verstellen. „Mit dem Transport per AGV werden unsere Produktionslinien flexibler und kontinuierlicher an 24/7 versorgt. Die Produktion wurde damit vom Pushzum Pull-Prinzip umgestellt. Eine Produktionslinie zieht nun einzelne Paletten mit Rohware und Verpackung. Ver- Die AGVs versorgen kontinuierlich und bedarfsgerecht die Produktionslinien 24/7. stellte Flächen mit Warenbestand vor den Linien konnten freigesetzt und der Warenfluss an den Linien geglättet wer- risierung erkennt ein AGV, welche der die Verpackungen auf Euro- und InduRollenbahnen zuerst bedient werden striepaletten installierte Still Palletden“, ergänzt er. Shuttle-Regalsysteme. Shuttle und FlurDie Aufgaben der AGVs sind vielfältig: muss.“ Einerseits transportieren sie Rohware Der Nestlé Projektleiter führt dazu aus: förderzeug, welche die Regalebenen in und Verpackung zur Produktion. Ande- „Das automatisierte System von Still den neuen Kanallagern bedienen, sind rerseits übernehmen die automatisier- steuert sich selbst. Es existiert keine hierbei gleichzeitig im Einsatz. ten EXV-Hochhubwagen die Wertstoff- Schnittstelle zum Nestlé Hostsystem, Bei den halbautomatischen Ein- und entsorgung und die Leerpaletten- das heißt, wir müssen uns auch nicht Auslagerungen werden die Kanalebebelieferung. um das Transportsystem kümmern, nen unabhängig voneinander mit Ware Thomas Rothbauer, Projektleiter bei denn ohne die komplexe IT-Struktur bestückt. Damit sind im Vergleich zu Still, verdeutlicht dies: „Meldet die Pro- von Nestlé organisiert es sich selbst.“ manuell bedienten Einfahrregalen duktion einen Bedarf im SAP-Host, so Eine weitere Anforderung an die neu Sicherheit, Verdichtung und Flexibilität wird im System der Rollenbahnen im organisierte Intralogistik war, sechs in den Pallet-Shuttle-Kanallagern deutLager ein Transportauftrag ausgelöst. Lager für Verpackungen und Hilfsmittel lich höher. Die induktiven Sensoren der Bahnen der Produktion aufzulösen und in Auftragsspitzen werden mit dem steuern hierbei die AGVs. Mit der Prio- einem Lager zusammenzufassen. Für gleichzeitigen Einsatz von allen Satellitenfahrzeugen schnell und flexibel abgearbeitet. Ein weiterer Vorteil ist der sichere und schonende Transport der empfindlichen Verpackungen mit den Satellitenfahrzeugen. Autor: Gerd Knehr, Fachjournalist

Mehr zum Thema Still GmbH Tel. +49 (0) 40 / 73 39 20 40 sales@still.de www.still.de


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Die Reinigung der Elektrofilteranlage erfolgt unter hohen Sicherheitsauflagen. Bilder: Lobbe

Ein Stillstand der ganz besonderen Art Herausfordernde Erneuerung der XXL-Krananlage in einem Stahlwerk Ein Stahlwerk ist eine Welt für sich, groß wie eine Kleinstadt und in unterschiedliche Areale eingeteilt, die samt und sonders auch eigene Namen tragen. Das gilt auch für die Hüttenwerke Krupp Mannesmann, kurz HKM, in Duisburg. Als integriertes Hüttenwerk ist es auf die Produktion von Stahl und Vorprodukten für die verarbeitende Industrie spezialisiert. Jedes Jahr werden dort für die notwendigen Reinigungs- und Wartungsarbeiten die Produktionsarbeiten 96 Stunden lang teilweise stillgelegt. Beim planmäßigen Stillstand im November des vergangenen Jahres waren es allerdings deutlich mehr, nämlich rund 200 Stunden – und das aus gutem Grund. Im Rahmen des 200-Stunden-Stillstan- nigung der ehemaligen Kräne beaufdes wurden, anders als sonst üblich, tragt, die danach demontiert und verauch die beiden Chargierkrane für schrottet wurden. Roheisen und Schrott in Halle 3 des Stahlwerks erneuert. HKM bereitete die Installation der neuen Kräne – ein millionenschweres Projekt – bereits seit gut 18 Monaten vor. Doch bevor die neuen Kräne installiert werden konnten, mussten die alten erst einmal raus. Deshalb wurden die Experten von Lobbe, die sonst die jährlich anfallenden Reinigungsarbeiten dort verrichten, zusätzlich mit der Rei-

Hintergrund: HKM verfügt über besonders leistungsfähige und schnelle Konverter, die das glühende Roheisen in


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hochqualitativen Stahl umwandeln. Dazu werden Zuschlagstoffe in das Eisen gemischt und per Sonde unter Einblasen von Sauerstoff nochmals auf 1.300 Grad Celsius oder mehr erhitzt. Zu den Konvertern gelangt das flüssige, kochend heiße Eisen über sogenannte Pfannen. Und ebendiese Pfannen werden mit der Krananlage transportiert. Und das sieht man den Kränen auch an. Bevor die zu ersetzenden Kräne demontiert und verschrottet werden konnten, musste deshalb erst einmal eine dicke Schicht Staub abgesaugt werden – eine typische Aufgabe für die Experten von Lobbe. Anders als in den Werken der chemischen Industrie, fällt nämlich in einem Stahlwerk immer sehr viel Staub an, der sich – mit Wasser vermengt, das zum Abkühlen in allen Produktionsteilbereichen benutzt wird – gerne in Schlamm und später in harte Rückstände verwandelt. Eine besonders sensible Aufgabe ist beispielsweise die Reinigung der Elektrofilter, kurz E-Filter genannt. Dazu müssen die Mitarbeiter in Vollschutz mit Gamaschen und Visier im gelben Schutzanzug in die niedrige, enge Kammer, um mittels HD-Schläuchen jede Wabe der Filter zu reinigen.

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Rund 300 Mitarbeiter von Lobbe waren im Rahmen des 200-Stunden-Stillstands im Einsatz.

Die Elektrofilter binden den Staub im Produktionsprozess durch die elektrische Ladung. Der Staub verfestigt sich und die so entstandenen Bröckchen setzen alles zu, sodass ohne Reinigungsarbeiten die Filteranlage nicht sinngemäß funktionieren könnte. Auch der Kühler zählte beim vergangenen Stillstand zu den beauftragten Reinigungsarealen. Die Mitarbeit der spanischen Beteiligungsgesellschaft Lagupres unterstützte Lobbe bei die-

sen Aufgaben. Dieser Anlagenbereich kühlt den in Brammen oder Knüppel gegossenen Stahl, der über ein Rollensystem transportiert wird. Im Zuge des Abkühlens platzt die obere Schicht, der Zunder, ab und sammelt sich unterhalb der Transportrollen. Dieser Zunder ist hart und fällt in Bröckchen zu Boden. Lobbe wurde damit beauftragt, in den engen, teils verwinkelten Auffangbetten diesen Zunder mit Vakuumsaugschläuchen zu entfernen. Am Ende waren fast 300 Mitarbeiter des Dienstleisters vor Ort und am Werk. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn die Anlagen konnten am Ende des Stillstandes dem Kunden HKM termingerecht übergeben werden.

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Bilder: Sonotec

Eine leistungsstarke Kombination … … aus breitbandigem Ultraschallmessgerät und Asset-Tree-Management-Software Was hat zu diesem Zustand geführt? Dies ist eine der häufigsten Fragen, die sich Instandhalter im Zuge der Inspektion von fehlerhaften oder beschädigten Wälzlagern stellen. Bei Maschinen mit rotierenden Wellen liegt dabei der Fokus auf der Überwachung der Wälzlager. Als Schnittstelle zwischen Welle und Maschinenfundament müssen sie die resultierenden Kräfte aufnehmen. Dies bedeutet aber auch, dass Fehler und Schäden in Design und Betrieb besonders starke Auswirkungen auf die verbauten Wälzlager haben. Genau dies macht sie zu den geeigneten Messpunkten. Obwohl Wälzlager zu den wichtigsten Komponenten in Maschinen gehören, fehlt es oftmals an effektiven Methoden zur Überwachung ebendieser. Dabei ist sie überaus sinnvoll, denn die Überwachung (Trending) ist geeignet, um Veränderungen beziehungsweise Verschlechterungen im Zustand erkennen zu können. Hierfür werden zumeist einfache Kennwerte durch wiederkehrende Messungen aufgenommen und deren Änderung über den zeitlichen Verlauf betrachtet. Wird ein Alarmwert überschritten, müssen Maßnahmen eingeleitet werden. Handelt es sich um eine erste

Warnstufe, wird zunächst eine detaillierte Analyse durchgeführt und gegebenenfalls das Zeitintervall bis zur nächsten Messung verkürzt. Um allerdings ein Fehler- oder Schadenmuster identifizieren zu können und die Ursachen zu ermitteln, müssen spezielle Auswertungen der Messdaten durchgeführt werden. Einfache

charakteristische Werte reichen hierfür nämlich nicht aus. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich je nach Ausprägung der Schadenstufe und der möglichen Ursache die Instandhaltungsmaßnahme entsprechend planen. Wird die eigentliche Alarmstufe überschritten, muss die Maschine entweder sofort oder so bald wie möglich

Der Sensor, der eine zuverlässige Bewertung von Lagern ermöglicht, enthält ein von Sonotec entwickeltes Piezo-Komposit-Material.


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gestoppt werden. Die Instandhaltungsmaßnahmen sind dann umgehend durchzuführen. Der neue BS40 Breitband-Körperschallsensor von Sonotec, den das Unternehmen auf der maintenance in Dortmund vorstellte, hilft dabei, Wälzlager besser instand zu halten. Der handliche und robuste Sensor eignet sich nämlich für die Zustandsüberwachung an Maschinen mit rotierenden Teilen. Das Produkt wartet mit einem lasergeschweißten Edelstahlgehäuse auf und ist laut Hersteller einfach zu monieren: Der ¼-Zoll-28 UNF-Gewindebolzen bietet viel Flexibilität bei der Montage sowie im Einsatz, da der BS40 mit Magneten für flache oder gebogene Oberflächen verwendet werden kann. Außerdem kann er auch an Klebepads mit einem Innengewinde geschraubt werden. Die optimierte Sensorcharakteristik im Bereich von 15 bis 65 kHz sorgt laut Hersteller für ein nahezu lineares Frequenzverhalten. Mit der Levelmeter-App ermöglicht das digitale Ultraschallprüfgerät Sonaphone – beide Lösungen sind eben-

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falls von Sonotec – breitbandige Messungen und die Bestimmung von Kennwerten. Durch die hohe Abtastrate von 256 kS/s können Signale bis zu 128 kHz analysiert werden. Bis zu dieser Grenze können Kennwerte berechnet und Audiosignale auf der Grundlage der Filtereinstellungen erzeugt werden. Das Sonaphone selbst bietet zwei Methoden zur Umwandlung der Ultraschallsignale in den hörbaren Frequenzbereich. Die HeterodynMethode wird verwendet, wenn eine schmalbandige Transformation (Bandbreite 4 kHz) realisiert wird, während die Vocoder-Methode für eine breitbandige Transformation geeignet ist. Das Livesignal wird als Zeitsignal, Pegelgraph und Spektrogramm angezeigt. Die Kombination aus dem Sonaphone, der Levelmeter-App, dem breitbandigen BS40-Sensor und der Software für das Management von Instandhaltungsaufgaben – Sonaphone DataSuite – ermöglicht laut Hersteller eine hohe Effizienz bei der Ultraschallzustandsüberwachung. Diese ganzheitliche Ultraschalllösung hilft dem

Instandhaltungsteam sicherzustellen, dass die Produktionsprozesse der Anlagen reibungslos laufen, da damit Probleme frühzeitig erkannt werden, um rechtzeitig Instandhaltungsmaßnahmen einzuleiten, die kostenintensive Stillstände und aufwendige Reparaturen verhindern. Ein weiterer wichtiger Punkt für Instandhalter: Auch die Entscheidungen bezüglich der Wälzlagerschmierung können anhand der akustischen Rückmeldung und nicht zeitintervallbasierend getroffen werden. Mit den in Deutschland entwickelten und hergestellten Ultraschall-Prüfgeräten ist es also nun möglich, einerseits Wälzlagerschäden frühzeitig zu erkennen und andererseits deren Schmierung zu optimieren.

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Günstig in der Anschaffung, teuer im Betrieb Ulrich Bräunlich (Filteron) erklärt im Interview, worauf beim Kauf von Filtern zu achten ist Man sollte Filtern die notwendige Aufmerksamkeit schenken, meint Ulrich Bräunlich von Filteron und erklärt auch gleich, warum: „Je effizienter die Filtration ist, desto höher sind die potenziellen Kostenersparnisse durch geringe Druckdifferenzen. Diese führen nämlich zu längeren Standzeiten und in der Folge zu einer Verlängerung der Wartungsintervalle – und das alles reduziert die Kosten.“ Welche Kostenfallen es sonst noch gibt und warum man im Vorfeld der Anschaffung einer Anlage sich auch mit deren Verschleißteilen wie den Filtern beschäftigen sollte, weiß der Experte ebenfalls. Als Spezialist für hochwertige Filter thematisieren Sie seit geraumer Zeit, dass die Qualität und eben nicht nur der Einkaufspreis bei Filtern von Bedeutung ist. Wodurch unterscheiden sich denn hochwertige Filter von ihren billigen Konkurrenten? Natürlich gibt es immer wieder Filter, die aus minderwertigem Material bestehen. Diese sollte man logischerweise überhaupt nicht einsetzen, weil sie eine geringe Standzeit und zumeist auch eine sehr geringe Funktionalität bieten. Doch allein mit der Qualität der Bestandteile, also des verwendeten Filtermaterials, ist es nicht getan. Es reicht

eben nicht, nur gutes Material zu verwenden, sondern es geht insbesondere um die technischen Details der Filter. Der Filter muss genau zur Anwendung passen und den Anforderungen gerecht werden. Ein Beispiel: Taschenfilter, die in der Zuluft eingesetzt werden. Sie bestehen aus zu Taschen vernähten Filtervliesen, gefasst in einem Rahmen aus Kunststoff oder Metall. Sie reinigen große Luftströme und sichern so das benötigte Prozessklima. Nutzt man nun aber einen Taschenfilter, der ein oder zwei Taschen weniger hat als das eigentlich vorgesehene Modell,

so macht dies den Filter im Einkauf zwar etwas günstiger, aber natürlich nicht auf Dauer. Dieser Filter hat nämlich eine geringere Standzeit mit der Folge, dass der Instandhalter den Filter früher als geplant austauschen muss. Das kostet nicht nur Geld für die Anschaffung eines weiteren Filters, sondern letztendlich auch wertvolle Arbeitszeit des Instandhalters und die Anlagen brauchen, wenn der Filter nicht passt und damit schneller verschmutzt, aufgrund des größeren Differenzdrucks, auch mehr Energie. Wer also nur auf den Einkaufspreis und nicht auf die Leistung der Filter schaut, zahlt drauf.


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Sie hatten das Thema Kosten schon angesprochen: Kann man sagen, in welcher Zeit sich die Anschaffung eines hochwertigen Filters bezahlt macht? Das kommt auf die Anwendung an. Beispiel Volumenstrom: Je mehr Fläche der eingesetzte Filter bietet, desto höher sind die Standzeiten und desto schneller rechnet er sich. Oftmals lohnt es sich aber, bei der Ausführung der Filter zu variieren und zu dokumentieren, zu welchen Ergebnissen dies führt. Dabei sind es oft Nuancen, die sich aber letztendlich bezahlt machen. Wie wichtig ist eine Fachberatung in diesem Zusammenhang? Uns ist die Fachberatung sehr wichtig, deshalb gehen wir auf Messen wie diese, um zu informieren. Ein Filter ist eben ein technisches Produkt und es lohnt sich, wenn man sich hier intensiv mit der Materie und den Details beschäftigt. Ein Beispiel: Es gibt Maschinen und Anlagen, in denen besondere Filter verbaut werden, beispielsweise von der Form oder der Dimensionen her. Der Hersteller bietet die passenden Filter natürlich an, aber die exklusiven Filter sind oftmals sehr teuer. Das kann man umgehen, indem man sich vor dem Kauf darüber informiert und die Verschleißteile mit im Fokus hat. Standardfilter, die eben nicht herstellerspezifisch sind, kosten weniger und leisten das Gleiche. Ein anderes Beispiel: Wir informieren auf den Messen auch immer darüber, wie das Filtermaterial eingesetzt wird. Häufig wird nämlich eine normale Filtermatte falsch herum installiert, dabei haben diese einen speziellen Aufbau und zwar von der Staub- zur Reinluftseite. Das sollte man beachten. Sie sprachen gerade von Standardfiltern. Ich möchte jetzt aber noch mal auf das Gegenteil zu sprechen kom-

Filter, eigentlich typische C-Teile, haben oftmals direkte Auswirkungen auf die Qualität der Produkte, auf die Umwelt und das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter. Und letztendlich auch auf die Ökonomie eines Unternehmens. „Die Beschäftigung mit der Thematik lohnt sich also“, betont Ulrich Bräunlich. Bilder: Filteron

men. Bieten Sie auch Kunden individuelle Lösungen, also Sonderanfertigungen an? Ja, denn manchmal geht es nicht anders, beispielsweise wenn räumliche Einschränkungen vorhanden sind und Standardfilter deshalb nicht eingesetzt werden können. Oder wenn Filter nachträglich an einer bestimmten Stelle installiert werden müssen. Wo werden die Filter produziert? Größtenteils innerhalb der EU, abgesehen von einem Farbnebelfilter für Lackierer, der in den USA hergestellt wird. Ansonsten stammt das Filtermaterial aus der EU. Der Zusammenbau der Filter, die Herstellung der Stanzteile und Zuschnitte, das findet für rund die Hälfte der Filter tatsächlich in Solingen statt. Der Rest wird aber ebenfalls in der EU produziert, was angesichts der Lieferproblematiken aus Asien durchaus ein wichtiger Aspekt ist.

Noch die Abschlussfrage: Sollten die Verantwortlichen aus der Wartung und Instandhaltung mehr in die Entscheidungen eingebunden werden, welche Filter angeschafft werden, und weniger das Controlling? Es muss eigentlich ein Zusammenspiel sein. Der Einkauf sollte die Filter anfragen, aber die technischen Details und Ausführung, diese Informationen sollten von der Technik kommen.

Mehr zum Thema Filteron GmbH Tel. +49 (0) 212 / 262 33 -0 info@filteron.de www.filteron.de


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Clever: Lecksuche mit Ultraschall Ein drei Millimeter großes Leck kann bis zu 650 Euro an Kosten pro Jahr verursachen Experten schätzen, dass circa 30 Prozent der gesamten industriellen Druckluft durch Lecks verloren geht, was einen enormen wirtschaftlichen und energetischen Verlust darstellt – nicht nur, aber gerade in Zeiten, in denen die Energiepreise so hoch sind wie nie zuvor, ist die Suche und Beseitigung von Leckagen besonders wichtig. Deshalb sollten sich die Wartungsteams jetzt auf die Erkennung von Druckluftlecks in ihren Industrieanlagen konzentrieren. Mit Ultraschallkameras mit Bild geht die Suche besonders einfach, schnell und effizient. Es gibt verschiedene Methoden, um Druckluftlecks aufzuspüren. Immer noch weit verbreitet ist beispielsweise das Aufspüren von Lecks mit einer Seifenwasserlösung. Diese Methode hat allerdings ein paar entscheidende Nachteile: Sie dauert sehr lange, verursacht zusätzliche Arbeit und kann auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. Eine viel effektivere, schnellere und sicherere Methode ist der Einsatz von Ultraschallprüfgeräten. Dabei kann es sich um reine Abhörgeräte oder um die neueren Ultraschall-Lecksuchkameras handeln, die die Suche noch leichter machen.

Die Eigenschaften von Ultraschall ermöglichen eine schnelle und unkomplizierte Ortung von Lecks, denn die Ausrichtung der Schallwellen erlaubt eine einfache Lokalisierung der Quelle. Zudem werden, je näher man kommt, die Geräusche, die man wahrnimmt, umso stärker (Signalintensität) und man kann mit einer festen Frequenz arbeiten. Damit ist sogar eine Leckagenortung in einer Produktionsumgebung möglich. Hintergrund: Wenn ein Gas (Druckluft, Sauerstoff, Stickstoff usw.) durch eine Lecköffnung strömt, erzeugt es eine turbulente Strömung mit messbaren

Hochfrequenzsignalen. Wenn der entsprechende Prüfbereich mit einem Ultraschallgerät abgetastet wird, hört man das Leck über den Kopfhörer als rauschenden Ton oder die Leckage wird bei modernen Geräten gleich als solche auf dem Bildschirm/Messgerät angezeigt. Je näher sich das Gerät an der Undichtigkeit befindet, desto lauter ist das Geräusch und desto höher ist der Messwert. Wenn Umgebungsgeräusche ein Problem darstellen, kann eine Gummifokussierungssonde verwendet werden, um das Empfangsfeld des Geräts einzugrenzen und es vor „konkurrieren-


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den“ (störenden) Ultraschallwellen abzuschirmen. Die Frequenzabstimmung, die bei den meisten Modellen verfügbar ist, reduziert außerdem die Störgeräusche im Hintergrund drastisch und macht die Lecksuche mit Ultraschall einfach. Eine der wichtigsten Einsatzmöglichkeiten von Ultraschall ist neben der Suche nach Leckagen, die Bewertung und die Erstellung von Berichten über dieselben. Mithilfe einer Software für Druckluftlecks können die Nutzer einen Bericht erstellen, der die Kosten pro Leck monetär darstellt und gleichzeitig die Reduzierung des CO2-Ausstoßes aufzeigt. Die Ultraschallmessgeräte dienen damit einerseits zum schnellen und einfachen Auffinden der Leckstelle, man kann damit aber auch eine Leckstelle markieren und deren Werte mit digitalen Ultraschallprüfgeräten aufzeichnen. Zudem eignen sich diese Geräte zur Erstellung von Berichten über die potenzielle Kostenvermeidung und für Reparaturberichte. Dies kann mithilfe einer Software wie der UE Systems DMS oder einer mobilen App, wie der Leak Survey Sidekick App, geschehen. Diese App ermöglicht es, ebenso wie die Software, einen Bericht über Druckluftlecks zu erstellen. Sobald die Lecks identifiziert und die Informationen eingegeben sind, werden diese Daten zur Erstellung eines umfassenden Excel-Berichts verwendet, der folgende Informationen enthält: den geschätzten LMP-Verlust

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(Liter pro Minute), die aktuelle Kostenvermeidung in Euro, Fotos von der Leckstelle (aufgenommen mit dem Smartphone oder Tablet) und die CO2Bilanz. Herkömmliche Ultraschallprüfgeräte sind effektiv, arbeiten aber lediglich mit Schall, das heißt, die Strömungsgeräusche der Leckage werden akustisch über einen angeschlossenen Kopfhörer ausgegeben. Um Lecks aufzuspüren, folgt der Benutzer diesem Leckgeräusch. Er scannt in alle Richtungen und folgt der Schallquelle, bis er die genaue Leckstelle lokalisieren kann. Das nennt man die Grob-zu-fein-Methode. Doch mittlerweile gibt es Ultraschallkameras, mit denen der Benutzer das Leck in Echtzeit auf einem Bildschirm angezeigt

bekommt. Ein Beispiel für eine solche Ultraschallkamera ist die Ultraview von UE Systems, die unter anderem auf der maintenance in Dortmund zu sehen sein wird. Instandhalter können damit Lecks in Druckluftsystemen – oder in jedem anderen Druckgassystem – noch leichter aufspüren, indem sie die Kamera einschalten und beobachten, wie und wo die Leckstellen auf dem Bildschirm angezeigt werden. So lässt sich sehr schnell ein großer Bereich abdecken und eine große Anzahl von Lecks finden – und das aus sicherer Entfernung. Die Lecksuche mit dieser Ultraschallkamera ist laut Hersteller damit effizienter als mit herkömmlichen Lecksuchmethoden.

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In einem Bericht können die reparierten und die nicht reparierten Lecks dargestellt werden, was die Qualitätssicherung vereinfacht. Bilder: UE Systems

UE Systems Germany Frank Ragwitz Tel. +49 (0) 171/868 12 55 frankr@uesystems.com www.uesystems.eu


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Zustandsorientierte Wartung in der Energiewirtschaft Wie die Hamburger Energiewerke bei der Wartung von einer KI-Lösung profitieren Nicht redundante Anlagen im Kraftwerk der Hamburger Energiewerke sind für Wartungsarbeiten bauartbedingt nur schwer zugänglich und stellen in Bezug auf die Wartung daher eine besondere Herausforderung für das ansässige Wartungsteam dar. Da ungeplante Maschinenausfälle enorme Leistungsverluste für das Kraftwerk zur Folge haben können, entschieden sich die Hamburger Energiewerke, nach einer Lösung zu suchen und stießen dabei auf AiSight. Im Jahr 2018 wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz die einfach zu integrierende Lösung AiSight entwickelt, die selbst über vorausschauende Wartung hinausgeht und bis in den Bereich der Maschinendiagnose reicht. Speziell für die Sperrlüfter der Kohlemühlen wünschten sich die Hamburger Energiewerke den Einsatz von Sensoren des genannten Herstellers. In diesem Bereich des Kraftwerks treiben Motoren Lüfter an. Die Lüfter sind verantwortlich dafür, dass kein Kohlestaub in bestimmte Bereiche der Mühle eindringt. Dadurch werden zum Beispiel Lager

und Hydraulikzylinder vor Verschmutzungen geschützt. Kommt es zu einem Ausfall solch eines Sperrlüfters, reduziert das die Leistung des Kohlekraftwerkes um ein Sechstel. Dies bedeutet, dass eine beträchtliche Menge Brennstoff fehlen würde, was wiederum sofortigen Leistungsverlust

sowie finanzielle Einbußen, je nach Strommarktpreis, zur Folge hätte. In Abstimmung mit dem ansässigen Wartungsteam und AiSight wurde vereinbart, dass jeweils ein Aion-Sensor am Motor und ein weiterer jeweils an den beiden Lagern angebracht werden. Die Aion-Sensoren wurden am 23. März

Ein Praxisfall zeigt, wie ein kostspieliger, unplanmäßiger Ausfall im Kraftwerk verhindert werden konnte.


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Sichtbare Schäden des Sperrlüfters nach Demontage bei Wartungsmaßnahmen. Bilder: AiSight

2022 an den sechs Sperrlüftern angebracht. Bereits zwei Tage später wurde eine Maschine in der Initialanalyse durch das AiSight Dashboard als auffällig eingestuft. Die Analyse ließ auf einen Lagerschaden in frühem Stadium schließen und AiSight empfahl den Hamburger Energiewerken, diese besagte Maschine beim nächsten Stillstand zu überprüfen. Knappe zwei Monate später, am 23. Mai 2022, schickte AiSight eine Warnmeldung an die Hamburger Energiewerke, da sich der Zustand des Lagers massiv verschlechtert hatte. Diagnostiziert wurde ein Lagerschaden in frühem Stadium des Lagers der Nichtantriebsseite. Die Hamburger Energiewerke meldeten, dass die betroffene Maschine laut und unruhig lief, was sich auch im Schwingungsverhalten der Maschine widerspiegelte. Ende Juni 2022 führten die

Hamburger Energiewerke Wartungsmaßnahmen durch und es stellte sich heraus, dass die Schäden von AiSight korrekt diagnostiziert worden waren. Wie auf den oben stehenden Abbildungen zu erkennen ist, wurde nach der Demontage der Lager von Sperrlüftern seitens des ansässigen Wartungsteams festgestellt, dass das Lager auf Lüfterseite bereits stark geschädigt war und auch das Lager auf der Motorenseite erste Schäden aufzeigte. In der Analyse des AiSight-Dashboards ist erkennbar, dass der Effektivwert der Schwingungsgeschwindigkeit (RMS mm/s) sowie die Beschleunigungsamplitude nach Durchführung der Wartungsarbeiten Ende Juni deutlich gesunken sind und sich wieder auf ein normales Niveau eingependelt haben. Die Maschine wurde aufgrund der Warnmeldung von AiSight seitens

des ansässigen Wartungsteams genauer beobachtet und Ende Juni 2022 auch gewartet. Nach der Wartung normalisierte sich das Schwingungsverhalten des Lagers. Die Hamburger Energiewerke waren durch die Warnmeldung seitens AiSight sehr gut vorbereitet auf die Wartung und konnten das Lager während eines planmäßigen Stillstandes der Maschine wechseln, sodass ein kostspieliger, unplanmäßiger Ausfall verhindert werden konnte.

Mehr zum Thema AiSight GmbH Tel. +49 (0) 30 / 40 36 33 99 info@aisight.de www.aisight.de


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Die korrektive Instandhaltung ist für einfach zu ersetzende oder kostengünstige Maschinen ausreichend. Aber sie ist nicht ideal für eine moderne Produktionslinie mit einem teuren Maschinenpark, vor allem wenn es darum geht, bestehende Normen für das Anlagenmanagement wie ISO 55000 einzuhalten. Bilder: Maintmaster

Der nächste Schritt: Von reaktiv zu präventiv Wie Industrie 4.0 die Instandhaltung grundlegend verändert Die intelligente Fabrik: Nach der Dampfmaschine, der Elektrizität und der Elektronik hat die vierte Revolution zur Modernisierung der Fertigung begonnen. Und immer mehr Unternehmen schließen sich dieser an. Doch welche Vorteile ergeben sich für die Instandhaltung daraus? In der Instandhaltung ist es von Nachteil, in einer modernen Welt Wartungsaufgaben auf alte Art und Weise zu erledigen. In den meisten Fällen zwingt sie die Wartung mit alter oder unzureichender Technologie nämlich, einen korrektiven Wartungsansatz anstelle eines präventiven Ansatzes zu verfolgen. Ohne die Fähigkeit, Fehler zu erkennen, bevor sie auftreten, ist die Wartung reaktiv – mit ihr ist es nur möglich, Maschinen und Anlagen zu reparieren, nachdem ein Schaden aufgetreten ist. Abgesehen von dringenden, unvorhergesehenen Maschinenausfäl-

len hat dieser Ansatz einige Nachteile. Kleinere Fehler bleiben unbemerkt und entwickeln sich zu kostspieligen Ausfällen. Es ist schwierig oder gar unmöglich, Zeitpläne zu erstellen. Fehler können den Energieverbrauch, die Umweltbelastung und sogar das Risiko von Arbeitsunfällen erhöhen. Die korrektive Instandhaltung ist demnach nur für einfach zu ersetzende oder kostengünstige Maschinen ausreichend. Aber sie ist nicht ideal für eine moderne Produktionslinie mit einem teuren Maschinenpark, vor allem, wenn es darum geht, beste-

hende Normen für das Anlagenmanagement wie ISO 55000 einzuhalten. Hier ist der präventive Ansatz eindeutig vorzuziehen. Jedoch sind sich viele Instandhaltungsleiter nicht sicher, wie sie am besten vorankommen. So könnten sie sich auf veraltete Technologie verlassen und riesige Datenmengen manuell in bunte Excel-Tabellen exportieren. Drei Säulen der Instandhaltung Zudem werden viele unweigerlich auf ungewöhnliche Lösungen ausweichen, welche unnötig kompliziert und sehr


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fehleranfällig sind. Obwohl das funktionieren kann, ist es definitiv nicht der effizienteste Weg. Instandhaltungsstandards definieren die drei proaktiven Instandhaltungssäulen als zustandsbasiert, geplant und präventiv: Zustandsbasierte Instandhaltung bedeutet, Informationen von einer Anlage zu erhalten, um die richtige Wartungsmaßnahme zur richtigen Zeit zu finden. Geplante Instandhaltung bedeutet, Aufträge gemäß Kalenderplan oder Betriebszeit auszuführen. Vorausschauende Instandhaltung ist eine Form der zustandsbasierten Instandhaltung, die sich heute oft auf das Sammeln, Analysieren und Verarbeiten von Messdaten mit intelligenter Technologie bezieht. Mit ihr ist es beispielsweise möglich, den besten Zeitpunkt für den Austausch von Öl oder einem Kugellager in einer Maschine zu ermitteln.

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sern, sind die richtigen Werkzeuge erforderlich, damit die Herausforderungen einer guten Instandhaltung gemeistert werden können. Dies ist insbesondere mit Blick auf die Einhaltung internationaler Instandhaltungsstandards der Fall. Aber es gibt einen enormen Unterschied zwischen Lösungen, die basierend auf diesen Standards erstellt wurden. Während technisch versierte ITMitarbeiter die meisten modernen LöZukunftssichere Instandhaltung sungen anpassen können, ist dies bei Um diesen drei Säulen gemäß den anderen oft ein teurer und komplizierWartungsstandards zu folgen, kann ter Weg, welcher zukünftige Anpasder Einsatz von IoT-Sensoren helfen. sungen nicht berücksichtigt. Wenn sich diese Sensoren problemlos Mit einer Lösung, die speziell auf allen von Instandhaltungsin eine CMMS-Plattform integrieren Aspekten lassen, welche Arbeitsaufträge, Ter- standards wie ISO 55000 und EN minplanung und Inventur verwalten 13306:2017 basiert, arbeitet man konkann und so einen Überblick über den form zu diesen. gesamten Maschinenpark gibt, wird Wird die Wartungssoftware wie vorgeder Einstieg in die Industrie 4.0 über- sehen eingesetzt, folgt man automaraschend einfach. Um die betriebliche tisch den internationalen Best PractiEffizienz auf breiter Front zu verbes- ces und sichert die Instandhaltungspraktiken für die Zukunft ab. „Wir bei Maintmaster glauben, dass Industrie 4.0 mit vorbeugender Wartung eine Vielzahl von Chancen bietet. Wir bieten das Maintmaster IPS und die damit verbundenen IoT-Sensoren aus einer Hand an, stets mit dem Blick auf internationale Standards – was sowohl die vorbeugende als auch die korrektive Instandhaltung zu einem Kinderspiel macht“, betonen die Experten.

Im Vergleich zu seinem reaktiven Gegenstück zielt die vorausschauende Instandhaltung darauf ab, alle unnötigen Wartungsaktivitäten zu vermeiden, um die Anlagen für ihren gesamten Lebenszyklus in Topform zu halten. Der Ansatz kann effektiv dazu beitragen, Ausfälle zu vermeiden, die betriebliche Effizienz zu erhöhen und Kosten zu senken.

Maintmaster mit neuem Büro in Iserlohn Maintmaster hat vor Kurzem ein neues Büro in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) eröffnet. Neben den bereits bestehenden Büros in Linköping und Göteborg (Schweden), London (Großbritannien) und Hamburg (Deutschland) wird das neue Büro in Iserlohn ein wesentlicher Be-

standteil der europäischen Präsenz von Maintmaster sein. Mit einem wachsenden Kundenstamm in Deutschland, von denen sich viele in der Region Nordrhein-Westfalen befinden, soll diese Expansion es dem Team ermöglichen, noch näher an bestehenden und neuen Kunden zu sein.

Mehr zum Thema MaintMaster Systems AB Tel. +49 (0) 2371 / 47 82 04 -0 hello@maintmaster.com www.maintmaster.de


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Die verborgenen Energieeinsparungen … … in Pumpenanlagen und -technik erschließen Unter allen Anlagenteilen in einem industriellen Produktionsprozess gehören Pumpensysteme zu den größten „Stromfressern“. Nach Angaben des Hydraulic Institute (USA) entfallen fast 20 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf Pumpensysteme. In Zeiten teurer und knapper Energie ist es daher von größter Bedeutung, Wege zu finden, um deren Stromverbrauch zu senken. Die typische Kostenstruktur für die Lebensdauer einer Verdrängerpumpe (PD) sieht wie folgt aus: Die Anschaffungskosten fallen nur einmal am Anfang an und sie sind im Vergleich zu den Gesamtbetriebskosten einer Pumpe eher gering. Die Hauptkosten fallen während der gesamten Lebensdauer der Anlage an. Die Energiekosten machen dabei fast die Hälfte der Gesamtbetriebskosten aus. Angesichts der aktuellen Energiepreissteigerungen sind diese Kosten wohl stärker gestiegen als andere, sodass sie möglicherweise heute einen noch höheren Anteil an den Gesamtbetriebskosten einer Pumpenanlage ausmachen. Es sind hauptsächlich zwei Bereiche, die bei der Senkung des Energieverbrauchs im Fokus stehen: die Pumpe und die Anlage Wenn man sich bei der Planung einer neuen Anlage oder bei der Optimierung einer bestehenden Anlage auf diese beiden Bereiche konzentriert, kann man in bestimmten Fällen den Energieverbrauch sogar auf ein Drittel senken. Auf dem Markt sind unterschiedliche Pumpentechnologien im Einsatz. Den größten Anteil haben Kreiselpumpen. Gerade bei diesem Prinzip gibt es einen optimalen Betriebspunkt. Abweichun-

gen von diesem führen zu einer dramatischen Verschlechterung des Wirkungsgrades und damit der Energieaufnahme. Bei Verdrängerpumpen ist die Effizienz über einen weiteren Einsatzbereich und auch bei unterschiedlichen Aufgabenstellungen meist deutlich höher. In Bezug auf den Energieverbrauch gibt es aber auch hier Unterschiede. Bei mittleren/niedrigen Viskositäten und bei gleichen Fördermengen und Druckverhältnissen können Differenzen von bis zu 40 Prozent zwischen den einzelnen Pumpentechnologien festge-

stellt werden. Bei höheren Viskositäten können die Unterschiede mitunter noch gravierender sein und bis zu 90 Prozent betragen. In beiden oben dargestellten Fällen und in den meisten anderen ist es eine Technologie, die sich als am wirtschaftlichsten erweist: die dichtungslose Ringkolbenpumpe von Mouvex. Einige Pumpentechnologien basieren auf einer Zwei-Wellen-Konstruktion mit Steuerrädern. Dabei erzeugen die Zahnräder und viele Lager eine zusätzliche Reibung, sowohl auf der Antriebsseite

Durch die Auswahl von Pumpen mit niedrigem Energieverbrauch, wie denen von Mouvex in Verbindung mit der sorgfältigen Planung neuer und der Optimierung bestehender Anlagen, können die Betreiber spürbare Energieeinsparungen in industriellen Produktionsprozessen erzielen. Bilder: Uni-Fördertechnik


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(mit Teilen, die sich im Getriebeöl drehen) als auch auf der Nassseite (Teile, die sich im Fördermedium drehen). Die Mouvex-Pumpe besitzt dagegen nur eine Welle, die mittels Doppel- oder Dreifachfaltenbalg vom Fördermedium hermetisch abgedichtet ist. Dadurch bleibt das Getriebeöl sauber und die Reibung wird auf ein Minimum reduziert. Die Technologie basiert auf nur zwei Pumpenteilen: einem statischen Zylinder und einer beweglichen Scheibe (Kolben), die sich nicht dreht, sondern einer kreisförmigen Bewegung im Zylinder folgt. Die Lineargeschwindigkeit der Scheibe zum Zylinder ist gering und an jedem Punkt der Scheibe gleich. Diese „langsame Bewegung“ erfordert weniger Energie im Vergleich zu Pumpen mit rotierenden Teilen, die mit hoher Umfangsgeschwindigkeit drehen. Einige Pumpentechnologien verwenden eine Welle, die von Gleitlagern in der Förderkammer gelagert werden. Auch wenn diese Teile aus Materialien mit niedrigem Reibungskoeffizienten gefertigt sind, gibt es dennoch Reibung. Wie bereits erwähnt, kommt bei der Mouvex-Ringkolbenpumpe die drehende Welle nicht mit dem Fördermedium in Berührung, sondern ist durch einen mehrlagigen Edelstahlbalg geschützt. Die einzigen Teile, die mit dem Produkt in Berührung kommen, sind das Gehäuse, der Faltenbalg und die Scheiben-/Zylindergruppe. Eine Gleitringdichtung verursacht Reibung zwischen rotierender und statischer Fläche. Diese Flächen weisen einen niedrigen Reibungskoeffizienten auf, aber insbesondere bei einer Konstruktion mit mehreren Dichtungen (bis zu vier Gleitringdichtungen bei Pumpen mit zwei Wellen) ist zusätzliche Energie erforderlich, um die Reibung zu überwinden. Außerdem erfordert eine doppelte Gleitringdichtung eine Sperrflüssigkeit, die ihrerseits Energie für Fluidzirkulation,

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Die Installation und die Wahl der Pumpe sind entscheidend für niedrige Energiekosten.

Steuerung usw. verbraucht. Dichtungslose Konstruktionen wie Magnetantriebe, die keine Gleitringdichtungen verwenden, benötigen aufgrund der starken Magnetfelder, die für die Drehmomentübertragung erforderlich sind, ebenfalls mehr Energie. Die Mouvex-Ringkolbenpumpe hingegen kommt ohne Gleitringdichtung und ohne Magnete aus. Die Wellenabdichtung wird durch einen Faltenbalg gewährleistet, der auf einer Seite statisch mit dem Pumpengehäuse und auf der anderen Seite mit der Scheibe verbunden ist. Dieses System erzeugt keine zusätzliche Reibung, sorgt für eine vollständige Abdichtung und verringert den Wartungsbedarf auf ein Minimum. In vielen Fällen benötigen MouvexRingkolbenpumpen bei gleichem Volumenstrom und Differenzdruck eine geringere Wellendrehzahl. So liegt die Drehzahl einer Mouvex-Pumpe im Vergleich zu anderen Technologien bei den meisten Anwendungen um das Ein- bis Zweifache niedriger. Und – eine niedrigere Drehzahl erfordert weniger Energie und verlängert die Lebensdauer der beweglichen Teile, z. B. der Lager. Die Ringkolbenpumpen von Mouvex bieten darüber hinaus einige weitere Vorteile: So können diese Pumpen trocken laufen und ein starkes Vakuum auf der Saugseite und Druckluft auf der

Druckseite erzeugen. Dadurch können Betreiber eine erhebliche Menge ihres Produkts aus den Leitungen zurückgewinnen. Wenn die Anlage eine CIP-Funktion (Clean-in-Place) erfordert, lassen sich Rohrleitungen mit weniger Produktrückständen einfacher und schneller reinigen, was ebenfalls zu Energieeinsparungen führt. Hinzu kommt ein geringerer Wartungsaufwand: Ringkolbenpumpen von Mouvex sind besonders wartungsarm, da sie keine Gleitringdichtung verwenden, keine Justierung benötigen und nur zwei leicht austauschbare Pumpenteile besitzen. Autor: Paul Cardon, Business Development Manager bei PSG Auxerre, Frankreich Dipl.-Ing. Göran Müller, Prokurist, UNI-Fördertechnik, Salzgitter

Mehr zum Thema UNI-FÖRDERTECHNIK GmbH Tel. +49 (0) 53 41 / 86 97 -50 info@uni-f.de www.psgdover.com/mouvex www.uni-f.de


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Genau am falschen Ende gespart … Warum verschobene Wartungen der Druckluftanlagen mehr kosten als einsparen Werden die empfohlenen Wartungsintervalle und Servicearbeiten an Kompressoren hinausgezögert, entlastet dies zunächst einmal das Budget – dennoch ist dieses Vorgehen meist ein Fehler. Darauf verweisen die Experten von Compair, die, wie sie betonen, mit entsprechenden Servicekonzepten steigende Betriebskosten bei der Druckluftversorgung minimieren können. Keilriemen, Abscheidepatronen, Luftfilter, Filtermatten, Kühl- und Schmierstoffe sowie Betriebsmittel sind nur einige Komponenten, deren unsachgemäße oder aufgeschobene Wartung massive Konsequenzen nach sich zieht. Das reicht von sinkenden Abscheideraten und steigenden Schmiermittelverbräuchen über Lagerschäden und einen erhöhten Materialverschleiß bis sogar im schlimmsten Fall zu Schäden am Kompressorblock. Schlimmer noch: Je nach Branche führen erhöhte Partikelkonzentrationen unmittelbar zu weitreichenden Konsequenzen. Der VDMA weist deshalb folgerichtig in seinem Leitfaden „Druckluftanlagen –

sicher und wirtschaftlich betreiben“ auf die Verantwortung der einzelnen Unternehmen hin, die diese beim sicheren Betrieb von Druckluftanlagen haben. Teil dieser Verantwortung sei unter anderem die Auswahl eines Serviceunternehmens, was bereits mit Auslieferung und Inbetriebnahme einer Druckluftanlage entsprechende Wartungsempfehlungen abgeben sollte.

Außerdem betonen die Experten des VDMA, dass auf die Verwendung von qualitativ hochwertigen, den Herstellerspezifikationen entsprechenden Teilen geachtet werden muss, um die eingangs genannten Risiken zu mindern. Weiterhin vertritt das Gremium den Standpunkt, dass die Änderungen an Arbeitsmitteln oder Arbeitsstoffen eine

Eine Wartung macht sich oftmals von selbst bezahlt, denn jede verschobene Wartung erhöht unnötig die Stromrechnung.


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Compair realisiert mit einer eigenen Kundendienstorganisation und 40 Servicetechnikern die anfallenden Wartungsaufträge und leistet so einen wertvollen Beitrag, um Mehrkosten z. B. durch zugesetzte Filterelemente und Co. in Zeiten steigender Energiepreise verlässlich zu vermeiden. Bilder: Compair

Überarbeitung der Gefährdungsbeurteilung nach sich ziehen können. In Summe sind das alles Argumente, die für die Einhaltung der empfohlenen Wartungszyklen selbst in wirtschaftlich volatilen Zeiten sprechen. Zumal sich eine Wartung oftmals von selbst bezahlt macht. Hersteller wie Compair weisen beispielsweise darauf hin, dass ein verschmutzter Luftfilter den Differenzdruck erhöht, was sich wiederum in einer erhöhten Leistungsaufnahme zeigt, die unmittelbar mit einem höheren Stromverbrauch einhergeht. Das bedeutet: Jede verschobene Wartung erhöht auch unnötig die Stromrechnung. „Angesichts des beispiellosen Anstiegs der weltweiten Energiepreise suchen Anwender von Druckluftsystemen derzeit nach neuen Wegen, um die Energieeffizienz ihrer Anlagen zu verbessern und erkennen die Vorteile eines umfassenden Servicekonzepts mit proaktiver Wartung“, ist Markus Nigbur, Serviceleiter Deutschland bei Compair, überzeugt.

Der Spezialist verweist in diesem Zusammenhang auf die smarten Servicekonzepte, die helfen, die Betriebszeit und Leistung der Druckluftstation zu optimieren und damit das Risiko steigender Energiekosten zu minimieren. Angeboten werden von Compair insgesamt drei Leistungsstufen des Servicekonzepts Assure: Assure-Complete, Assure-Plan+ und Assure-Plan. Assure-Complete bietet eine komplette Abdeckung aller Teile und Serviceleistungen sowie regelmäßige Ölproben. Das Konzept wartet mit kalkulierbaren Betriebskosten auf und hilft so bei der Budgetierung. Zudem werden die Risiken reduziert, falls Probleme auftreten. Neben der Ausfallzeitenminimierung und der Effizienzverbesserung, bietet Compair eine Garantie auf die Anlage, während der gesamten Laufzeit des Servicevertrags. Die zweite Stufe, Assure-Plan+, setzt auf geplante Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten und optimiert so die Sicherheit. Sie bietet eine frühzeitige Er-

kennung potenzieller Probleme sowie eine Überwachung des Schmiermittelzustands. Für ölfreie Verdichterstufen gilt eine Garantie von sechs Jahren, für ölgeschmierte Modelle von zehn Jahren. Für die Anlage selbst, gilt eine 12-monatige Garantie. In der Servicevereinbarung Assure-Plan ist der rechtzeitige Austausch von Verschleißteilen wie Öl- und Luftfiltern, Abscheidern und Öl enthalten. Auch hier gibt es eine 12-monatigen Garantie auf die gesamte Anlage.

Mehr zum Thema CompAir Drucklufttechnik GmbH marketing.simmern@compair.com www.compair.com


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Bild: Sonotec

Ultraschalltechnik überwacht Langsamläufer So konnte ein Wälzlagerschaden detektiert und der Zustand bewertet werden Die PD energy betreibt im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen eine Monoklärschlammverbrennungsanlage. Die Anlage ist auf eine Feuerungswärmeleistung von 19,9 MWth ausgelegt. Mit einer Verfügbarkeit von mehr als 8.000 Jahresstunden verwertet die Verbrennungsanlage jährlich bis zu 260.000 Tonnen entwässerten Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen. Die hierfür eingesetzten Klärschlammtrockner sind Langsamläufer, die mit Schwingungsmesstechnik nur schwer zu überwachen sind. Kernprozess in der Aufbereitung des „Die Verfügbarkeit beider ScheiKlärschlamms ist das Trocknen. Am bentrockner ist enorm wichtig für sie Standort kommen dafür zwei Schei- uns“, sagt Tobby Brümmer, Leiter Inbentrockner zum Einsatz. Wichtig ist standhaltung Maschinentechnik bei die Redundanz der Systeme, damit in PD Energy. jedem Fall immer ein Trockner Klär- Im Scheibentrockner wird das Material langsam von einem Ende zum anderen schlamm verarbeiten kann. transportiert und dabei die Restfeuchtigkeit reduziert. Mit Dampf beheizte Ausfallzeiten? Hier besser nicht Scheiben bilden eine große KontaktfläDie Anlagenkapazität ist so ausgelegt, che, an der eine indirekte Trocknung dass möglichst immer beide Trockner stattfindet. Der Rotor dreht sich dabei laufen, um die entsprechende Ausla- sehr langsam mit nur 7,5 Umdrehunstung erzielen zu können. Ausfallzeiten gen pro Minute. müssen also so gering wie möglich ge- Noch in der Inbetriebnahmephase halten werden. wurden an einem der beiden Trockner

Geräusche an einem Wälzlager festgestellt, woraufhin eine Schwingungsmessung initiiert worden ist. „Die Ergebnisse der Schwingungsmessung waren für uns nicht brauchbar. Sie zeigten keinen Hinweis auf einen Schaden am untersuchten Wälzlager“, sagt Tobby Brümmer. Schwingungsmessung funktioniert hier nicht Nach einer kurzen Recherche war klar, dass Ultraschallmesstechnik helfen könnte.„Wir haben daraufhin die Firma Sonotec kontaktiert und um eine Mes-


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sung mit Ultraschalltechnik gebeten“, so Brümmer. Schaden gleich erkannt Bereits bei der Messung vor Ort konnte der Schaden schnell auf das entsprechende Wälzlager eingrenzt werden. Der Messeffekt war deutlich und im Vergleich zum zweiten Trockner konnte gleich vor Ort eine Aussage über die Schwere des Schadens getroffen werden. Die anschließende Auswertung durch den Applikationsingenieur von Sonotec brachte weitere Erkenntnisse. So konnte zum einen bestätigt werden, dass es sich um einen schweren, bereits stark fortgeschrittenen Schaden am Wälzlager handeln musste.

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„Langsamläufer, wie unsere Klärschlammtrockner, sind mit Schwingungsmesstechnik schwer zu überwachen. Mit Ultraschalltechnik von Sonotec konnte ein Wälzlagerschaden detektiert und der Zustand bewertet werden“, sagt Tobby Brümmer, Leiter Instandhaltung Maschinentechnik, PD energy GmbH. Bild: PD energy GmbH

Schadensanalyse schützt vor zukünftigen Ausfällen Weiterhin ergab die Datenanalyse, dass der Außenring stark beschädigt sein musste und speziell eine Laufbahn des zweireihigen Lagers stärker betroffen war. „Solche Details sind enorm wichtig für uns, um die Ursachen möglichst genau erkennen zu können. Denn nur so lassen sich entsprechende vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um ein erneutes Auftreten des Problems verhindern zu können“, betont Brümmer. Hohe Empfindlichkeit Die Vorteile der Ultraschallprüftechnik Empfindlichkeit der Sensoren ermögaus dem Hause Sonotec kommen bei licht ein frühzeitiges Erkennen von dieser Anwendung vollständig zum Wälzlagerschäden. Speziell für langTragen. Die breitbandige Datenaus- sam laufende Wälzlager stellt die wertung ermöglicht eine optimale An- Überwachung mit Ultraschall eine wirpassung an die Bedingungen vor Ort. kungsvolle Lösung dar. So können Kennwerte im Bereich von „Wir sind begeistert, welche Aussagen 20 kHz bis 128 kHz berechnet werden. mithilfe der Ultraschalldaten möglich Frequenzbereiche mit Störgeräuschen sind. Für unsere Langsamläufer wird lassen sich mit der frei anpassbaren Fil- die Wälzlagerüberwachung mit Ultraterfunktion unterdrücken. Die hohe schall zukünftig fester Bestandteil un-

serer Instandhaltungsmaßnahmen sein“, bestätigt Tobby Brümmer.

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Bild: Hebi B. auf Pixabay

Alle Fertigungsprozesse fest im Blick Mit einem 360-Grad-Blick auf alle Daten laufen die Prozesse besser Ein zentraler 360-Grad-Blick auf alle betroffenen Prozesse und die damit verbundenen Daten, der ein tiefes Verständnis für Ursachen, rasche Entscheidungen und eine automatisierte Reaktion ermöglicht, steht schon seit Langem zu Recht auf der Wunschliste vieler Produktionsverantwortlicher ganz oben. Intersystems zeigt an vier Anwendungsbeispielen, wie innovatives Datenmanagement die vorausschauende Produktion in der Praxis voranbringt. Ein Ultimate Control Tower (UCT) sorgt stützung von Entscheidungen, die für den nötigen Rundumblick auf alle Daten in Informationen umwandeln Vorgänge in der Fertigung. Mit der Da- und damit weitere Prozesse innerhalb tenplattform InterSystems IRIS gelingt einer Smart Factory ermöglichen. dessen Umsetzung und ermöglicht „Präskriptive Analysen sind die Zukunft wirkmächtige Funktionalitäten im Pro- der Datenanalyse. Unsere Datenplattduktionsbetrieb. Damit lassen sich laut form InterSystems IRIS bietet dafür alle Lösungsentwickler Analysen direkt vor- Voraussetzungen – ein modernes nehmen, Schwachstellen identifizieren Datenmanagement und eine Vielzahl und automatisiert agieren. integrierter Funktionen. Dadurch treffen Die Datenplattform InterSystems IRIS, Unternehmen schneller bessere Entdie für das Industrial Internet of Things scheidungen und sichern damit langfri(IIoT) optimiert ist, dient dabei als stig ihre Wettbewerbsfähigkeit“, ist WerGrundlage für den Ultimate Control ner Reuß, Manufacturing Solutions ExeTower. Mit ihr erhalten Unternehmen cutive bei Intersystems, überzeugt. die Basis für eine Smart Data Fabric, Das Fundament des UCT ist also die perüber die sich alle ihre Daten zur Analyse manente Überwachung aller relevanten zusammenführen lassen. Hinzu kom- Prozesse, der damit verbundenen Mamen integrierte Funktionen zur Unter- schinen, Systeme und resultierenden

Daten – quasi in „Echtzeit“. So kann ein Verantwortlicher auf den ersten Blick feststellen, wo unmittelbar gehandelt werden muss, sei es bei drohendem Ausfall einer Maschine oder einem sich abzeichnenden Engpass bei Teilen. Da die Daten gespeichert und mit Zusatzinformationen angereichert werden können – beispielsweise welche Person welche Schritte eingeleitet oder abgelehnt hat –, entsteht ein Gesamtbild, das weitere Analysen ermöglicht, zum Beispiel zum Identifizieren von besonders anfälligen Maschinen oder Potenzialen für Energieeinsparungen. Außerdem bietet dieser Gesamtblick die Möglichkeit, zum Beispiel Abhängigkeiten in Lieferketten aufzuzeigen und Korrekturen einzuleiten.


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Die gewonnenen Maschinendaten können in einem ersten Schritt herangezogen werden, um Möglichkeiten für die Erhöhung der Maschinenauslastung zu identifizieren. Kann beispielsweise die Sequenz der Arbeitsaufträge angepasst werden, um unnötige Rüstzeiten zu verhindern, ist eine bessere Abstimmung mit den vorherigen Fertigungsschritten möglich. Solche Anpassungen können bereits große Auswirkungen auf die Auslastung haben. Außerdem können ungeplante Reparaturen vermieden werden: Aufbauend auf den historischen Daten lassen sich nämlich Modelle für eine vorausschauende Wartung aufbauen. Mit deren Hilfe können notwendige Reparaturen vor-

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gezogen und kostspielige Zeiten im Stillstand vermieden werden. Ferner lassen sich die gewonnenen Daten nutzen, um den Energieverbrauch zu optimieren. So werden zum Beispiel Maschinen mit besonders hohen Verbräuchen erkannt. Eine gezielte Analyse ermöglicht es dann, das zugrunde liegende Problem zu isolieren und zu beheben. In diese Analysen können auch weitere, standortspezifische Faktoren einbezogen werden. Produktionsbetriebe, die in mehreren Niederlassungen Artikel produzieren, die die gleichen Rohmaterialien benötigen, profitieren dank des 360-GradBlicks auf ihre Prozesse von einer verbesserten Intralogistik. Die Daten der zuvor integrierten ERP-Systeme zeigen

Verantwortlichen, an welchem ihrer Produktionsstandorte sie wie viel von einem bestimmten Rohstoff lagern. Benötigt ein Produktionsstandort nun einen bestimmten Rohstoff, können die Verantwortlichen ihn über die vorhandenen Systeme von einer anderen Niederlassung ordern, sofern er dort in ausreichender Menge vorrätig ist. Durch den gleichzeitigen Abgleich mit den Systemen für die Produktionsplanung ist sichergestellt, dass benötigte Rohstoffe und Halbzeuge immer in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Auf diese Weise lassen sich der Materialfluss und die Lagerhaltung optimieren, auf Wunsch auch automatisiert. Auch bei der Rohstoff- und Vorproduktbeschaffung von externen Lieferanten leistet ein 360-Grad-Blick auf alle Daten wertvolle Unterstützung. Das System erlaubt nämlich einen Überblick über anstehende Lieferungen samt den zugehörigen Lieferdaten. Es schlägt frühzeitig Alarm, falls die Lieferzeiten der üblichen Bezugsquelle eine fristgerechte Produktion gefährden. Optimalerweise reicht dann die Vergabe des Auftrags an einen anderen Lieferanten, um die Kontinuität der Fertigung zu gewährleisten. Dies kann bei entsprechender Konfiguration auch automatisiert geschehen. Zudem kann eine tiefergehende Analyse durchgeführt werden, um beispielsweise zu ermitteln, wo sich der betreffende Lieferant befindet und welche Routen die Produkte nehmen müssen, ebenso wie die Frage nach alternativen Anbietern in anderen Regionen.

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Brennbare Flüssigkeiten sicher lagern Beim Brand eines IBC-Containers ist mehr gefordert als eine einfache Auffangwanne Für den Transport und die Lagerung flüssiger Stoffe werden häufig Intermediate Bulk Containers (IBC) verwendet. Dabei handelt es sich meistens um quaderförmige Kunststoffbehälter mit einer Grundfläche von etwa einem Quadratmeter und 1.000 Liter Füllkapazität. Bei der Lagerung von flüssigen Gefahrstoffen sind hierbei strenge Rahmenbedin gungen zu beachten und eine Vielzahl von Vorschriften einzuhalten, um jegliche Gefahr für die Umwelt und die Mitarbeiter auf ein Minimum zu reduzieren. Zu diesen Vorschriften zählt auch die Nutzung einer Auffangwanne, die im Falle eines Lecks die gesamte Flüssigkeit aus dem IBC aufnehmen und dadurch weiteren Schaden abwenden soll. Was aber, wenn ein mit brennbarer Flüssigkeit gefüllter IBC in Brand gerät? Bei einem Brand schmilzt ein KunststoffIBC in weniger als einer Minute. Dann tritt die brennbare Flüssigkeit aus, fängt unmittelbar Feuer und entzündet die gesamte benetzte Fläche. So kann ein Brand in einem Lager mit Kunststoff-IBCs innerhalb weniger Minuten zur Freisetzung und zum Brand des gesamten Flüssigkeitsbestandes führen. Dies ist keine abstrakte Gefahr, sondern genau so in einem Reinigungsbetrieb für Chemieindustrie in Niedersachsen geschehen. Dort breitete sich das Feuer auf rund 250 mit Ölresten gefüllte KunststoffIBCs aus und brannte in voller Ausdeh-

nung. Um die Ausbreitung eines Brandes durch einen Kunststoff-IBC zu verhindern, bedarf es also weit mehr als einer reinen Wanne unterhalb des Containers. Hier ist ein Schutz erforderlich, der das Feuer von benachbarten IBCs oder anderem Lagergut abschirmt und die Flammen eindämmen kann. Genau zu diesem Zweck wurde die Brandschutzwanne BWCon 1.400 entwickelt. Sie wird nach Angaben des Anbieters, der Minimax Mobile Services GmbH, schon hundertfach in Produktionsstätten eingesetzt. Ihr Vorteil gegenüber herkömmlichen Auffangwannen: Sie ist zusätzlich mit

hohen Seitenwänden aus verzinktem Stahl umgeben, die eine unkontrollierte Ausbreitung des Brandes aus dem IBC verhindern. Der Brand kann dadurch von benachbarten IBCs, anderem Lagergut oder Personen, die sich in der Umgebung aufhalten, abgeschirmt und das Feuer eingedämmt werden. Zusätzlich schützen diese Seitenwände den Container vor Beschädigungen von außen. Bei der Brandentstehung an einem IBC schmilzt dieser und lässt die brennbare oder bereits brennende Flüssigkeit austreten. Diese läuft innerhalb der Brandschutzwanne durch die integrierte


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Flammensperre – eine Filtermatte aus Edelstahlgestrick – in den unteren Auffangbereich. Dadurch wird dem Brand an dem IBC der überwiegende Teil der brennbaren Flüssigkeit entzogen und durch die Flammensperre abgeschirmt. Der Brand oberhalb der Flammensperre kann anschließend leicht – zum Beispiel mit einem Feuerlöscher – gelöscht werden. Die genannte Brandschutzwanne fasst zudem mehr als nur den Inhalt des IBCs. Wird sie beispielsweise in einer Halle eingesetzt und eine Sprinkleranlage durch die Brandentwicklung ausgelöst, können neben den 1.000 Litern brennbarer Flüssigkeit aus dem IBC weitere 400 Liter Löschwasser aufgenommen werden, ohne dass die Brandschutzwanne überläuft. Dies entspricht der Menge, die durch eine Sprinkleranlage während einer circa 20-minütigen Löschdauer in die Brandschutzwanne eingebracht wird. Bei der Lagerung des IBCs in der Brandschutzwanne bleiben die Abfüll- und Dosiermöglichkeiten am IBC einsetzbar. Der IBC ist an der Rückwand positioniert, sodass zur Vorderseite ein Abstand von 60 Zentimetern gewahrt bleibt. Dieser Abstand erlaubt, die vordere Spritzschutzwand deutlich niedriger auszuführen.

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Außerdem kann die niedrige Spritzschutzwand zum Beladen und Entladen der Brandschutzwanne einfach heruntergeklappt werden. Die BWCon 1.400 kann überall dort eingesetzt werden, wo IBCs mit einem Volumen von maximal 1.000 Litern brennbarer Flüssigkeit zu lagern sind; beispielsweise auch in Produktionshallen. Einsatzbereiche sind vornehmlich Fertigungsstätten, in denen flüssige, brennbare Ausgangsstoffe, Vorprodukte oder Reinigungsmittel in IBCs im Produktionsprozess benötigt werden, wie in der

Selbst bei größter Umsicht, umfangreichen Sicherheitsvorschriften und den geforderten Brandschutzvorkehrungen ereignen sich in Lagern mit Kunststoff-IBCs, die brennbare Flüssigkeiten enthalten, immer wieder Großbrände. Die Brandschutzwanne BWCon 1.400, die auch das Prüfzeichen „FM-Approved“ hat, ist nicht nur eine Auffangwanne, sondern sie wurde so konzipiert, dass sie auch vor der Ausbreitung eines Brandes schützt. Bilder: Minimax Mobile Services GmbH

chemischen und pharmazeutischen Industrie, in der Lebensmittelproduktion oder in Druckereien. Einsatz findet die Brandschutzwanne auch in der Mineral- und Petrochemie, Reifenherstellung, Gummiverarbeitung, Galvanikindustrie, Leichtmetallverarbeitung, holzverarbeitenden Industrie sowie in der Textil- und Logistikindustrie – überall dort, wo brennbare Flüssigkeiten bis zu einer kinematischen Viskosität von 8,0 mm²/s im IBC gelagert werden. Die Brandschutzwanne BWCon 1.400 ist laut Anbieter so konzipiert, dass sie einfach beladen werden kann. Sie ist mit Palettenrollschienen ausgestattet, auf die der IBC mithilfe eines Gabelstaplers aufgesetzt und dann von Hand bis an den Endanschlag geschoben werden kann.

Mehr zum Thema Minimax Mobile Services GmbH Tel.: +49 (0) 71 25 / 154 -0 zentrale@minimax.de www.minimax-mobile.com https://youtu.be/ccsYZoaoFxM


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Bild: ZwickRoell

Ressourcen sparen und nachhaltiger prüfen Warum ein neues Gerät kaufen, wenn es ein gebrauchtes mit technischem Upgrade gibt? Diese Frage stellten sich die Verantwortlichen bei Vaude vor dem Kauf einer Materialprüfmaschine. Sie entschieden sich für eine gebrauchte, aber runderneuerte, Retroline Materialprüfmaschine von ZwickRoell. Auf dieser kommen nun die Stoff- und Textilproben des Outdoor-Spezialisten auf den Prüfstand – und damit an ihre „Belastungsgrenzen“. So unterstützt die Maschine das Unternehmen nicht nur bei der Materialprüfung, sondern auch bei der Nachhaltigkeitsstrategie. Bereits seit dem Jahr 2009 verfolgt Vaude, Outdoor-Spezialist für Bergund Bikesport aus Tettnang im Bodenseekreis, eine viel beachtete, ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie. So ermittelt das Unternehmen die an internationalen und am deutschen Standort verursachten Emissionen, die durch Mobilität, Materialien, Herstellungsprozess und Versand entstehen und reduziert diese systematisch. Seit 2022 ist Vaude mit allen produzierten Produkten weltweit klimaneutral, der Standort Tettnang sogar schon seit 2012. So gesehen passt die Entscheidung für eine gebrauchte, aber runderneuerte, Prüfmaschine perfekt zum nachhaltigen Ansatz. Mit dieser Maschine werden im hauseige-

nen Testcenter unterschiedliche Materialien auf Herz und Nieren geprüft.

dards. Für uns stand außer Frage, dass wir unserem hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanspruch auch im PrüfNachhaltigkeit im Blick labor mit absolut exakten Ergebnissen gerecht werden wollen. Dass dies mit Bettina Roth, Leiterin Qualitätsmana- einer runderneuerten Maschine möggement bei Vaude, erläutert: „Um die lich ist, die uns hilft, Ressourcen zu hohen funktionellen Anforderungen sparen, und unsere Nachhaltigkeitsan unsere Produkte zu gewährleisten, strategie unterstützt, freut uns dabei prüfen wir die von uns eingesetzten natürlich umso mehr.“ innovativen und nachhaltigen Mate- Konkret setzt das Unternehmen die rialien nach höchsten Qualitätsstan- Prüfmaschine Retroline unter anderem

Eine modernisierte Prüfmaschine ist funktionell gleichwertig mit einer neuen Maschine – und das bei deutlich geringeren Kosten.


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dazu ein, textile Flächengebilde – etwa für Hosen, Jacken und Zelte – gemäß der Norm DIN EN ISO 13937-2, zu prüfen, indem die Weiterreißkraft mit dem Schenkel-Weiterreißversuch bestimmt wird. Bei diesem Versuch geht es darum, das Textil anhand einer Schenkelprobe (auch genannt: „Hosenprobe“) zu zerreißen und die hierfür notwendige mittlere Kraft zu ermitteln. Das Material wird also im wahrsten Sinne des Wortes an die Belastungsgrenze gebracht. Die gebrauchte, aber runderneuerte Prüfmaschine Retroline steht dabei weder in puncto Ausstattung noch in der Leistung einer Neumaschine nach. Sie ist absolut gleichwertig zu Neumaschinen – und gerade deshalb lohnt sie sich: Sie ist zum einen nämlich durchschnittlich bis zu 30 Prozent günstiger als eine neue, zudem spart sie im Vergleich zu einer neuen Maschine – je nach Größe und Ausführung – bis zu 4,3 Tonnen CO2 ein. Mit einer Retroline, wie Vaude sie hat, war es immer noch eine beeindruckende Ersparnis von zwei Tonnen CO2. Durch den Einsatz der aktuellen Prüfelektronik testControl II in den überholten Geräten sowie der neuesten Version der Prüfsoftware testXpert III sind auch Modularität und Flexibilität für die Zukunft sichergestellt. Vaude jedenfalls ist vom Konzept „erneuern und modernisieren“ begeistert – und sehr zufrieden mit der Maschine, ihrer Prüfgenauigkeit und verlässlichen Ergebnissen, um Kundenzufriedenheit durch Qualität auf nachhaltige Art und Weise sicherzustellen.

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Bettina Roth bestätigt: „Für uns als nachhaltig denkendes und handelndes Unternehmen war es die richtige Entscheidung, eine modernisierte Retroline Maschine anzuschaffen. Damit haben wir eine ideale Verbindung von Qualität und Nachhaltigkeit.“

Und genau hier setzt die Modernisierung der Prüfmaschine an. Dabei dürfen die Umrüstung und der Austausch einzelner Komponenten nicht isoliert, sondern sie müssen ganzheitlich betrachtet werden. So können beispielsweise besondere Leistungsmerkmale einer neuen ElekWeshalb sich eine tronik und Software nur dann effizient Modernisierung lohnt genutzt werden, wenn auch der Antrieb erneuert wird. Wird der Antrieb Eine alte Prüfmaschine, effizient mo- erst später erneuert, könnten weitere dernisiert oder umgerüstet, ist so lei- Kosten durch den Ersatz der dazugestungsfähig wie eine moderne Prüfma- hörigen Elektronik und der zusätzlischine – und zudem deutlich günsti- chen Dienstleistung entstehen. ger, wie das Beispiel von Vaude ver- Für fast alle gängigen Fabrikate sind deutlicht. standardisierte ModernisierungsDoch warum und wie rechnet sich eine pakete von ZwickRoell verfügbar und solche Modernisierung? Um diese weltweit lieferbar. Dies gilt auch für Frage zu beantworten, muss genauer beratende Leistungen zur Vorbereihingesehen werden. Grundsätzlich al- tung der Modernisierung. Die Expertern alle Maschinenkomponenten ten des Messtechnikunternehmens durch Materialermüdung, Verschleiß unterstützen hier von der fachlichen oder verschiedene Umwelteinflüsse je Beratung bis zur effizienten Moderninach Funktion. sierung. Auch die Technik veraltet, weil sie Diese Modernisierungsdienstleisnicht länger dem aktuellen Stand und tungen bieten Anwendern Zukunftssiden heutigen Anforderungen ent- cherheit, da sie ihre Prüfmaschinen spricht, nicht mehr mit neueren Kom- auch zukünftig nachrüsten oder moponenten kombiniert werden kann, dernisieren können. oder auch, weil Ersatzteile nicht mehr Das können Erweiterungen der Prüfverfügbar sind. Mechanische Kompo- software – für neue Prüfverfahren – nenten hingegen, wie der Lastrahmen oder Ergänzungen der Prüfmaschine altern sehr langsam und können meist sein, wie mit neuen, digitalen Längenüber mehrere Jahrzehnte eingesetzt änderungsaufnehmern bis hin zum werden. vollautomatischen Roboter-PrüfsysIm Gegensatz dazu altern Elektronik- tem. und Informatikkomponenten wegen Übrigens bietet ZwickRoell auch Moder rasanten Entwicklung in diesen dernisierungspakete für weitere PrüfTechnikbereichen relativ schnell – ihr systeme wie Härteprüfer und servohyEinsatzzeitraum ist meist auf ein Jahr- draulische Materialprüfmaschinen an. zehnt begrenzt.

ZwickRoell bietet mit der Retroline modernisierte Maschinen, die zugleich neuesten Standards entsprechen und auch in puncto Software absolut up to date sind.

Mehr zum Thema ZwickRoell GmbH & Co. KG Tel.: +49 (0) ) 73 05 / 10 00 info@zwickroell.com www.zwickroell.com/de/


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Automatisches Wartungsmanagement Remondis optimiert seine Instandhaltung und setzt auf ein angepasstes IBM Maximo Remondis Sava betreibt in Brunsbüttel eine Sonderabfallverbrennungsanlage. Wegen des Gefahrguts steht die Anlage unter strenger Beobachtung der Behörden. Das bedeutet, dass besondere Vorgaben bezüglich Risikovorkehrungen, Sicherheitsplänen sowie der unterschiedlichen Wartungsarbeiten eingehalten und lückenlos dokumentiert werden müssen. Das Wartungsmanagement war bisher geprägt von vielen manuellen Prozessen, die sowohl zeitintensiv als auch fehleranfällig waren. Deshalb wollten die Verantwortlichen dies automatisieren und optimieren. Gelungen ist dies mithilfe des Know-hows der IT-Experten von handz.on sowie einer neuen Version der bereits im Haus eingesetzten Enterprise-Asset-Management-Lösung (EAM) von IBM Maximo. Zu den unterschiedlichen Wartungsaufgaben, die es in der Müllverbrennungsanlage durchzuführen gilt, zählen unter anderem die Überprüfung von Dichtungen, zeitlich vorgegebene Checks der Druckbehälter und Pumpen sowie der Wechsel von Flüssigkeiten und Filtern. „Bisher mussten wir einmal pro Woche im Wartungsprogramm nachsehen, welche Arbeiten aktuell fällig sind und diese dann manuell per Knopfdruck auslösen“, erinnert sich Stefan Homfeldt, Abteilungsleiter Wartung und Instandsetzung bei Remondis Sava, und gibt zu: „Da kam es natürlich schon auch einmal

vor, dass etwas vergessen wurde.“ Das ist jetzt nicht mehr so, denn mittlerweile prüft die neue, von handz.on – einem Spezialisten unter anderem für IT Service Management und Enterprise Asset

Management (EAM) – individuell angepasste Maximo-Lösung vollautomatisch, welche Wartungsarbeiten fällig sind und löst diese aus. Hierfür ist alles, was prüfpflichtig ist, in der Lösung hinter-

Als nächster Schritt ist die Einführung des Maximo Scheduler geplant. Dieser soll in Zukunft dann dafür sorgen, dass sich Ressourcen noch besser zuordnen und einplanen lassen.


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Die voll automatisierten Wartungsprozesse sorgen nun dafür, dass manuelle, fehleranfällige Prozesse entfallen und die komplette Anlage zu jeder Zeit optimal gewartet ist. Dies wiederum minimiert das Risiko von Folgeschäden und Ausfällen durch fehlerhaft oder nicht ausgeführte Wartungen. Bilder: Remondis

legt – samt sämtlichen Aktivitäten, die die jeweilige Wartung umfasst. „Von den Lüftern über größere Aggregate, Pumpen, Entschlacker, Druckkessel, aber auch Reinigungspläne – eben alles, was wiederkehrend überprüft werden muss“, verdeutlicht Homfeldt. Dabei plant das Wartungsmodul nicht nur die vorgegebenen Intervalle automatisiert ein, sondern erstellt auch die daraus resultierenden Arbeitsaufträge. Des Weiteren managt die webbasierte Lösung auch unerwartete Defekte sowie den Einkauf von benötigten Ersatzteilen für die Wartung. Diese werden automatisch reserviert und nachbestellt, falls sie nicht auf Lager sind. Zusätzlich verfügt die Software über ein Statusmanagement, über das sich zugangsberechtigte Mitarbeiter jederzeit informieren können. Dank des webbasierten Ansatzes funktioniert die Lösung auf jedem beliebigen Rechner. Da Remondis das komplette EAM, also z.B. auch die Auftragsabwicklung, die

Prüfung von Anlagen, das Bestellwesen, beiter, Ersatzteile etc. an finanziellem das Lagerwesen, den Einkauf und die Aufwand bedeuten, sind alle im System Kostenauswertung, über die Maximo- hinterlegt. Lösung abbildet, sind keinerlei Schnitt- „Wir können dazu bedarfsgerecht Bestellen zu anderen Systemen nötig. Das richte erstellen und so genau sehen, Unternehmen profitiert von einem ein- was die Anlage kostet und wie wir ihre heitlichen System. Effizienz weiter steigern können“, erklärt Die für Remondis so wichtige Doku- Homfeldt. mentation als Nachweis darüber, dass Danach gefragt, was er sich von die vom Gesetzgeber vorgegebenen handz.on beziehungsweise der Lösung Vorschriften eingehalten werden, liefert noch wünschen würde, antwortet Stedas System ebenfalls. So sind im Falle fan Homfeldt: „Eine bessere Druckfunkeines Audits beispielsweise auch nach tion. Aktuell ist das in Maximo so gelöst, zehn Jahren noch alle Aufträge bezie- dass wir gefühlt zehnmal klicken müshungsweise das komplette Lifecycle- sen, bis ein Dokument ausgedruckt wird Management der Anlage sowie einzel- – daran werden wir mit handz.on noch ner Komponenten von Einkauf über die feilen.“ Reparatur bis zur Verschrottung auslesbar; und zwar selbst dann, wenn es die betreffenden Komponenten nicht mehr gibt. Mehr zum Thema Ein weiterer Vorteil der Lösung ist laut Entwickler, dass dank der Programmie- handz.on GmbH rung durch handz.on auch eine genaue Tel.: +49 (0) 89 / 716 77 67 -0 Auswertung der Instandhaltungskosten info@on.de möglich ist, denn die Daten, was Mitar- www.on.de


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Mit fotorealistischen digitalen Zwillingen … … dem Fachkräftemangel in der Instandhaltung trotzen Sowohl der Fachkräftemangel als auch der demografische Wandel stellen Instandhalter in Produktionsstätten vor großen Herausforderungen. Viele gut ausgebildete und erfahrene Spezialisten gehen in naher Zukunft in den Ruhestand und nehmen unschätzbar wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen mit. Der Fachkräftemangel erschwert zudem die Suche nach neuem qualifiziertem Personal erheblich und macht es äußerst schwierig, Mitarbeiter langfristig an Unternehmen zu binden. Wie kann es also Instandhaltungsverantwortlichen gelingen, trotz der begrenzten Anzahl an Manpower die Qualität der Instandhaltung beizubehalten und gleichzeitig das über Jahre aufgebaute, firmenspezifische Fachwissen zu sichern? Eine vielversprechende Lösung bietet die Verwendung von fotorealistischen digitalen Zwillingen, die eine realitätsgetreue Abbildung des Ist-Zustandes einer Produktionsstätte und deren technischen Anlagen ermöglichen. Denn mit ihnen lassen sich nicht nur Mitarbeiter kosten- und zeiteffizienter einsetzen, sondern auch das gesamte Wissen rund um die Instandhaltung nachhaltig dokumentieren. Allein schon die realitätsgetreue Abbildung der Anlagen durch den fotorealistischen digitalen Zwilling schafft einen erheblichen Mehrwert. Ohne viel Aufwand, mit nur ein paar Klicks können Mitarbeiter beispielsweise den

Einbauort der Anlagen in ihrer realen Produktionsumgebung betrachten und bauliche Besonderheiten wie versperrte Zugänge identifizieren. Somit werden „böse Überraschungen“ vor Ort verhindert und unnötige Aufwände vermieden. Neben den reinen Bildinformationen bietet die Plattform die Möglichkeit, zusätzliche Daten aus Fremdsystemen anzuzeigen, sowie Hinweise, Anleitungen und Videos direkt an der entsprechenden technischen Anlage zu platzieren. So lassen sich Informationen zu Instandhaltungsmaßnahmen, Aufträge oder Arbeitsvorgänge direkt an der be-

troffenen Anlage abrufen. Auch LiveWerte oder historische Daten aus Messund Sensorsystemen können an den jeweiligen Anlagen verortet und bei Bedarf eingeblendet werden. Ähnlich wie Google Street View Zusätzlich zur Bereitstellung von vorhandenen Daten, können auch neue Informationen, Anmerkungen oder auch Dokumente im Zwilling direkt erfasst werden. Das ist besonders nützlich, wenn erfahrene Kollegen ihr Wissen über eine bestimmte Anlage weitergeben möchten, denn so bleibt das Instandhaltungswissen im Betrieb,


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selbst wenn der Techniker das Unternehmen verlässt. Als Browserapplikation lässt sich die Software auch auf Tablets oder anderen mobilen Endgeräten direkt im Werk verwenden. Zusätzlich können Augmented-Reality-Technologien (AR) zum Einsatz kommen, die Hilfestellungen, Anweisungen oder Informationen direkt auf die betreffende Anlage projizieren. Durch die Verwendung von Tablets oder Smartphones wird zum Beispiel das Personal zum entsprechenden Standort geführt und relevante Komponenten visuell hervorgehoben. Die notwendigen Instandhaltungsarbeitsschritte lassen sich im Sichtfeld des Mitarbeiters einblenden. So müssen die ohnehin schon überlasteten Experten nicht mehr den Standort besuchen, um zum Beispiel Anlagenstörungen zu beheben, denn die Techniker, die sich bereits vor Ort befinden, können anhand der in AR projizierten Anleitung sowie der direkten Fernkommunikation mit dem Experten das Problem beheben. Zur Identifikation der jeweiligen Anlagen greift die Software auf ein KI-gestütztes Verfahren zurück, um das bisher notwendige Anbringen von QRCodes zu vermeiden. Durch die KI werden die Anlagen entsprechend erkannt, die hinterlegten Anlageninformationen abgerufen und für den Anwender aufbereitet. Dadurch können nicht nur einzelne Informationen, sondern auch ganze Prozessabläufe, wie die Wartung von Anlagen, dargestellt werden. Zur Erstellung digitaler Zwillinge gibt es verschiedene Methoden. Ein Unternehmen aus dem südhessischen Bensheim, die Framence GmbH, hat nach eigenen Angaben ein besonders kostengünstiges Verfahren entwickelt, um diese digitalen Zwillinge in beeindruckender Realitätstreue zu erstellen, vergleichbar mit Google Street View. Durch einfache Fotos, aufgenommen

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mit einer handelsüblichen Digitalkamera, entsteht ein präziser, fotorealistischer digitaler Zwilling. Die Software erkennt, welche Bilder eine bestimmte Anlage oder einen Raum bilden, und fügt sie nahtlos zu einem großen 360Grad-Bild zusammen. Kostspielige 3DNachmodellierungen, wie sie bei herkömmlichen Methoden zur Erstellung digitaler Zwillinge oft notwendig sind, gehören nach Angaben der Lösungsentwickler somit der Vergangenheit an. Durch die Verwendung von hochwertigen Fotos zeichnen sich diese fotorealistischen digitalen Zwillinge gegenüber anderen Methoden durch eine hohe Genauigkeit aus. Sie geben die realen Geometrien und Farben von Anlagen und Industriestandorten äußerst exakt wieder und vermitteln so ein besonders realitätsgetreues Abbild der Situation vor Ort. Dadurch, dass der fotorealistische Zwilling exakt der Realität entspricht, können auch Techniker ohne IT-Kenntnisse problemlos die Informationen aus der Software verstehen. Instandhalter haben die Möglichkeit, durch den Zwilling zu navigieren und die virtuelle Umgebung ausgiebig zu erkunden. Für Unternehmen eröffnen sich dadurch völlig neue Perspektiven, da viele Geschäftsreisen vor Ort, um zum Beispiel Instandhaltungsaufgaben zu kontrollieren, entscheidend reduziert werden können. Der Instandhalter kann einfach am Schreibtisch die nötigen Informationen zu den einzelnen Instandhaltungsmaßnahmen im digitalen Zwilling abrufen. Bei Bedarf kann er auch in die unternehmensinterne Instandhaltungssoftware springen, um dort weiterzuarbeiten. Dank der Herstellerunabhängigkeit der Software können laut Lösungsentwickler problemlos Informationen aus verschiedenen Fremdsystemen in den fotorealistischen digitalen Zwilling integriert werden, darunter Dashboards,

Anleitungen und Videos. Diese Inhalte lassen sich präzise an der entsprechenden Anlage im fotorealistischen digitalen Zwilling verorten. Für die Verwendung der Software wird lediglich ein Endgerät mit Internetverbindung benötigt. Im Laufe der Zeit werden technische Anlagen in Unternehmen häufig ausgetauscht oder neue hinzugefügt, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden. Dieser Wandel muss auch im fotorealistischen digitalen Zwilling abgebildet werden. Nach Modernisierungsarbeiten können Instandhalter laut dem Lösungsanbieter schnell neue Fotos der aktualisierten Anlage in den Zwilling hochladen, wodurch er nahtlos auf den neuesten Stand gebracht wird. Die Erfassung dieser Fotos kann auch mit einem einfachen Smartphone erfolgen, was den Prozess unkompliziert gestaltet. Die Bilder der ausgetauschten Anlagen werden allerdings keineswegs gelöscht. Vielmehr werden sie auf einer integrierten Zeitachse auf der Software-Plattform gespeichert, sodass sie bei Bedarf jederzeit zur Verfügung stehen. Diese nachhaltige Dokumentation der Anlagen ermöglicht es Instandhaltern, eine umfassende Chronik ihres gesamten Anlagenlebenszyklus zu führen. Autorin: Alexandra Kiourtsi, Technische Redaktion, Framence

Mehr zum Thema Framence GmbH Tel.: +49 (0) ) 62 51 / 584 -0 info@framence.com www.framence.com


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Bild: Gerd Altmann, Pixabay

Wasserstoff beherrschen lernen Das Ziel für heimische Elektrolysekapazität 2030 wurde von fünf auf zehn Gigawatt erhöht Ende Juli 2023 hat das Bundeskabinett die Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Demnach soll der Markthochlauf von Wasserstoff, seinen Derivaten und Anwendungstechnologien deutlich beschleunigt werden. Um dies zu erreichen, müssen technische Hürden überwunden werden, beispielsweise auch bei der Dichtheit von Flanschverbindungen. Die Energiewende in Deutschland führt zum Bau zahlreicher neuer Anlagen zur Wasserstofferzeugung, da der aus nachhaltiger Energie gewonnene Wasserstoff als Grundlage gesehen wird, um zum einen die Schwankungen in der Energieerzeugung auszugleichen oder zum anderen als Ausgangsstoff für weitere Prozesse verwendet werden kann. Das Herzstück dieser Anlagen ist immer der Elektrolyseur. Dabei wird (grüner) Wasserstoff gewonnen, indem Wasser (H2O) mithilfe von Elektrolyseuren und (erneuerbarem) Strom in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten wird. Doch mit der Aufspaltung allein ist es nicht getan, denn der erzeugte Wasserstoff muss über eine Verrohrung zu den anderen Bestandteilen der Anlage geführt werden. Und hier wird es kompliziert, denn die Errichter der Anlagen

stehen in aller Regel vor der Herausforderung, einen Dichtheitsnachweis oder einen Nachweis über die Leckage für die Anlage vorzulegen – keine leichte Aufgabe. Hintergrund: Eine Flanschverbindung nach DIN EN 1092 gilt nach aktuellem Stand der Technik als (dauerhaft) technisch dicht, wenn ein rechnerischer Nachweis nach DIN EN 1591-1 bzw. Finite-Elemente-Analyse (FEM) für eine Leckageklasse L0,01 erbracht werden kann (TA-Luft Ausgabe 18. August 2021, VDI 2290 Ausgabe Juni 2012). Dies gilt grundsätzlich auch für H2-Anwendungen. Die für die Flanschberechnung zugrunde liegenden Dichtungskennwerte werden aber normalerweise nach DIN EN 13555 mit Helium ermittelt. Helium ist nach Wasserstoff das chemische Ele-

ment mit der zweitgeringsten Dichte und kommt hinsichtlich der Größe dem Wasserstoff am nächsten. Aufgrund der unterschiedlichen Werte für Gasviskosität und Gasdichte bei annähernd gleichen kinetischen Durchmessern, sind jedoch im Einzelfall andere Leckageraten zu erwarten. Ein allgemein gültiger Umrechnungsfaktor im Vergleich zu Helium lässt sich nach heutigem Wissensstand nicht angeben, da dieser Faktor von vielen weiteren Parametern abhängt, wie zum Beispiel den Strömungsverhältnissen, Permeations- und Adsorptionsvorgängen im Dichtungswerkstoff etc. Die Frage heißt nun: Welche Möglichkeiten stehen unter diesen Bedingungen für einen Nachweis an Flanschen gemäß DIN EN 1092-1 bis -4 zur Verfügung?


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Die erste Option ist der typbasierte Bauteilversuch zur Bestimmung der Leckagerate einer Flanschverbindung. Option 1: Typbasierter Bauteilversuch Diese Dichtheitsklassen können entweder gemäß DIN 3535-6 L0,1 mit der spezifischen Leckagerate ≤ 0,1 [mg s−1 m−1] bzw. TA-Luft L0,01 mit der spezifischen Leckagerate ≤ 0,01 [mg s−1 m−1] oder höher vergl. DIN EN 13555 Tabelle 1 - Dichtheitsklassen sein. Zuvor muss eine Temperaturauslagerung bis zur maximalen Prozesstemperatur erfolgen, um die Relaxation des Systems zu simulieren. Basierend auf diesem Nachweis ist eine Drehmomenttabelle zu entwickeln, die für alle weiteren Nennweiten der PN-Reihe eine Montageflächenpressung Qmin(LDrehmomenttabelle) garantiert, für die gilt: Qmin(LBauteilversuch) ≤ Qmin(LDrehmomenttabelle). Eine fachgerechte und qualitätskontrollierte Montage mit entsprechender Dokumentation ist Voraussetzung für einen solchen Nachweis. Diese Vorgehensweise stellt für den Anlagenbauer/Betreiber einen Mehraufwand dar und wird daher sehr wahrscheinlich nicht sehr oft zum Nachweis herangezogen werden.

Leckagekurven KlingerSIL C-4430.

Option 2: Individuelle Messung am Flansch Die Option zwei ist die individuelle Messung am Flansch in der Anlage unter Betriebsbedingungen. Diese Variante repräsentiert wohl die aufwendigste Vorgehensweise, da hier mittels der Spülgasmethode die entstehenden Leckagen unter Betriebsbedingungen gemessen werden. Dafür ist es erforderlich, die zu messenden Flansche einzuhausen. Auch diese Methode stellt für den Anlagenbauer/Betreiber einen erheblichen Mehraufwand dar und wird

Leckagekurven Klinger top-chem 2003.

daher sehr wahrscheinlich ebenfalls nicht sehr oft zum Nachweis herangezogen werden. Option 3: Berechnung nach DIN EN 1591-1 Die Berechnung nach DIN EN 1591-1 hingegen ist der gebräuchlichste Weg zum Nachweis und die Option drei.

Bei der Auslegung der Anlagen muss ein Festigkeitsnachweis des Flanschsystems erbracht werden. Es ist sinnvoll, den Dichtklassennachweis über eine Berechnung gemäß DIN EN 1591-1 bzw. Finite-Elemente-Analyse (FEM) für eine Leckageklasse LN zu nutzen, da beide Methoden gemäß VDI 2290 sowohl die Festigkeit der Flanschverbindung als auch die Dichtheit nachweisen.


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Maßgebend für die Berechnung und den Nachweis der Dichtheit in Bezug auf die Leckageklasse LN sind die Kennwerte der Dichtung, wie Mindestflächenpressung im Montagezustand Qmin(L) und die Mindestflächenpressung im Betriebszustand QSmin(L) in Abhängigkeit von der Anfangsflächenpressung QA. Dichtungskennwert Helium reicht nicht Die Dichtungskennwerte gemäß DIN EN 13555 standen bisher ausschließlich aus Messungen mit Helium zur Verfügung. Es war jedoch keineswegs sicher, ob diese Kennwerte auf Wasserstoff übertragbar sind. Daher entschied sich die die Firma Klinger Dichtungstechnik dazu, für mehrere ausgewählte Faser- und PTFE-Materialien aus dem Produktsortiment Versuche gemäß DIN EN 13555 unter Verwendung des Prüfmediums Wasserstoff durchführen zu lassen, also abweichend vom empfohlenen Prüfmedium Helium. Diese Versuche nahm das akkreditierte unabhängige Prüfinstitut AMTEC Messtechnischer Service GmbH vor. Ziel der Untersuchungen war eine seriöse Gegenüberstellung beider Messungen, da diese Werte für die Dichtheit und Festigkeit und damit für die Sicherheit der Flanschverbindung relevant sind. In vielen Fällen zeigte sich

Tabelle kinetischer Durchmesser von Molekülen und Edelgasen. Quelle: www.arnold-chemie.de

eine weitgehende Übereinstimmung der Kurven wie im Beispiel des Produkts Klingersil C-4430. Es existieren aber auch Messwerte, die zeigen, dass erhebliche Unterschiede zwischen den Messungen bestehen können, wie am Beispiel des Klinger top-chem 2003 zu erkennen ist. Im konkreten Fall liegt die Wasserstoffleckagekurve circa eine Zehnerpotenz unter

der des Heliums. Mit den erzielten Messergebnissen kann Klinger nun sowohl mit heliumbasierten als auch mit wasserstoffbasierten Dichtungskennwerten eine Berechnung nach DIN EN 1591-1 für die Druckstufen 10 bar und 40 bar durchführen und damit die Leckageklasse in Verbindung mit der Flanschfestigkeit exakt nachweisen. Mit allen getesteten Dichtungswerkstoffen ist es möglich, die Anforderungen der TA-Luft und damit auch der DIN 3535-6 einzuhalten. Autor: Dipl.-Ing. Stefan Keck, Produktmanager Dichtungen, Dichtungstechnik, Klinger

Mehr zum Thema Die sehr gute chemische Beständigkeit sowie der große Druck- und Temperatureinsatzbereich machen die Klinger-Dichtungsmaterialien zu einer ausgezeichneten Wahl – nicht nur in Wasserstoff erzeugenden Anlagen, sondern auch in angrenzenden Bereichen, in denen beispielsweise mit Ammoniak, Methylalkohol, oder mit Benzyltoluol gearbeitet wird. Bilder: Klinger

KLINGER GmbH Tel.: +49 (0) 61 26 / 40 16 -0 mail@klinger.de www.klinger.de


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Bilder: Lars Langhans

Klebstoff, Pistole und Düse müssen passen Individualisierung von Kleblösungen bringt Mehrwerte in Anwendung und Prozessen Das Kleben gilt als Innovationstechnologie unseres Jahrhunderts, funktioniert jedoch nur mit der entsprechenden Fachkenntnis und Fachberatung. Ein Fallbeispiel zeigt, wie Klebstoff, Verarbeitungsgeräte und 3D-Druck-Düse als Komplettlösung beim Kunden Anwendung finden und dort eine gleichbleibende Qualität im Fertigungs- und Instandhaltungsprozess sichern. Sie drehen sich in schwindelerregender Höhe: Windräder zur Stromerzeugung. Ingenieure streben nach nahezu unvorstellbaren Dimensionen. Statt wie bisher in etwa 130 Metern könnten Windräder die Luft zukünftig in 300 Metern Höhe durchschneiden. Schon heute übt der Wind beim Vorbeiströmen an den Rotorblättern enorme Kräfte aus, um diese in Rotation zu versetzen. Die Betreiber benötigen zusätzliche Bauteile auf der Außenseite der Rotorblätter, um die statische Stabilität, den Auftrieb und die Aerodynamik zu optimieren oder um die Schallemissionen zu verringern. „In dieser Situation sprach uns ein namhafter Maschinenhersteller an“, berichtet Michael Skora, Prokurist und Pro-

jektleiter beim Technischen Händler Hillmann & Geitz. „Er suchte eine Gesamtlösung für die Verklebung von Wind- und Vogelabweisern sowie anderen Teile.“ Individuelle Komplettlösung Gemeinsam definierten der Bremer Fachhändler und der Hersteller daraufhin die Problemstellung. Der Weg zur Lösung erfolgte über mehrere Etappen. Hillmann & Geitz suchte und fand zunächst einen geeigneten Klebstoff. Die Klebfachkräfte im eigenen Haus erprobten dann, wie der 2-K-Klebstoff optimal angewendet werden könnte. Dazu wandte man sich an einen langjährigen Partner: den Spezialisten In-

notech Rot bei Mannheim. Luca Süß, Teamleiter Verkauf bei Innotech, erinnert sich:„Gemeinsam testeten wir geeignete und leistungsstarke Austragsgeräte.“ Mit den optimalen elektrischen beziehungsweise pneumatischen Klebstoffpistolen„bewaffnet“, stellte sich für Michael Skora und sein Team die Frage, mit welcher Düse eine gleichbleibende Qualität beim Auftragen zu erreichen wäre. „Für uns wurde bald klar, dass wir eine individuelle Austragsdüse entwickeln müssten“, erinnert sich Skora. Eine individuell konzipierte Düse ermöglicht auch wenig erfahrenen Anwendern, den Klebstoff in der richtigen Schichtstärke an genau der richtigen Position aufzubringen.


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Das erleichtert gerade Wartungsunternehmen die Arbeit, die die Rotoren nach Beschädigungen durch Vogelunfälle und Ähnlichem permanent reparieren. Außerdem wirkt sich ein geregelter Klebstoffauftrag positiv auf die benötigten Arbeitszeiten und somit auf die Kostenkalkulation aus. Im Kundenbeispiel mussten fünf Klebstoffraupen in kurzer Zeit parallel zueinander in definierter Schichtstärke aufgetragen werden. Im Endergebnis fertigte Hillmann & Geitz zwei Arten von Düsen – jeweils für eine Akku- und eine Druckluft-Klebepistole für unterschiedliche Klebstoffe und unterschiedliche Anwendungen – in eigener 3D-Druck-Produktion im DLP-Druckverfahren mit Loctite-Harz. 3D-Druck wird zum Bereich der additiven, sprich aufbauenden, Fertigungs-

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Hillmann & Geitz fertigte zwei Arten von Düsen jeweils für eine Akku- und eine Druckluft-Klebepistole in der eigenen 3D-Druck-Produktion.

methoden gezählt und fasst Verfahren zusammen, mit denen durch schichtweisen Materialauftrag dreidimensio-

nale Werkstücke erzeugt werden können. Die Fertigung erfolgt aus flüssigen oder festen Werkstoffen nach

Drei Fragen an Heiko Dähnenkamp, Geschäftsführer Hillmann & Geitz Wie hat sich Ihr Blick als Technischer Händler auf die Kundenanforderungen verändert? Unser Fokus lag in der Vergangenheit auf dem Klebstoff, den Methoden der Applizierung und den Prozessen, die im Standard der Hersteller vorgesehen sind. Heute sind wir einen großen Schritt weiter und nutzen eigene Lösungen, die speziell auf die Anwendungen und Prozesse angepasst sind. Den Zugewinn an eigener Beratungsund Lösungskompetenz beobachte ich auch bei vielen meiner Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrem Betrieb im VTH Verband Technischer verbrauch und durch eine optimierte Handel e.V. organisiert sind. Applikation: Sie gewinnen sowohl Zeit als auch Qualitätssicherheit Was hat der Kunde von dieser indivi- durch die richtige Auswahl der Aufduellen Herangehensweise? tragungsgeräte nebst Düse mit ideaFür die Kunden entsteht ein Mehr- len Geometrien. wert durch weniger Klebstoff- Unter dem Strich generieren wir für

den Kunden eine Kosten- und Zeitersparnis und erhöhen die Prozesssicherheit. Sehen Sie eine Entwicklung vom produktbezogenen Handelshaus zum serviceorientierten Problemlöser? Ja, so könnte man es formulieren. Dazu zählt beispielsweise auch, dass der Fachhändler on top eine Gefährdungsbeurteilung vornimmt. Er berät eigeninitiativ, welche Persönlichen Schutzausrüstungen – Hand-, Haut-, Atemschutz etc. – der Kunde für den jeweiligen Produktionsprozess beim Kleben braucht. Der Technische Handel verfügt sowohl über genügend geprüfte DVS/EWF Klebfachkräfte / EAS als auch über geprüfte Fachberater für PSA gemäß VTH-Zertifikatslehrgang.


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einem digitalen Bauplan, welcher anhand computergestützter Designs (CAD) erstellt wird. 3D-Druck mit DLP-Technik Hillmann & Geitz verfügt über 3DDrucker, bei denen eine sogenannte badbasierte Polymerisation zum Einsatz kommt. Hier wird mithilfe von UVLicht flüssiges Harz (Resin) Schicht für Schicht gehärtet und so das Werkstück aufgebaut. Es gibt eine ganze Reihe badbasierter Druckverfahren. Beim DLP-Druckverfahren befindet sich das flüssige Harz in einem Tank mit transparentem Boden, in welchen die Fertigungsplattform abgesenkt wird. Die Abkürzung DLP steht für Digital Light Processing und beschreibt eine Projektionstechnik, mit deren Hilfe das härtende UVLicht gelenkt wird. Hierzu wird es auf eine Fläche mit unzähligen mikroskopisch kleinen Spiegeln geworfen. Die Spiegel können so umgeschaltet werden, dass sie das Licht entweder auf einen Kühlkörper oder aber durch Linsen auf den Boden

Im Rahmen der Lösungsfindung musste auch geklärt werden, wie der 2-K-Klebstoff optimal angewendet werden kann.

des Harztanks werfen. So kann für die jeweilige Schicht bestimmt werden, in welchen Bereichen das flüssige Kunstharz ausgehärtet werden soll. Durch

So erzielen Hillmann & Geitz und Innotech Rot – unabhängig vom geschilderten Fallbeispiel – eine prozesssichere Kleblösung, die den kompletten Produktionsablauf im Rahmen einer individuellen Problemstellung berücksichtigt: Festlegung der Oberflächenvorbehandlung für eine gute Haftung Definierung des Klebstoffs in geeignetem Gebinde Test von Austragsgeräten und Equipment-Kombinationen für die Automatisierung oder den manuellen Auftrag (Hand-, Akku- oder Druckluft-Klebepistole, Hobbock- bzw. Fass-Zapfanlage, Zubehör für Roboteranlagen) Auswahl eines Statikmischers, der der jeweiligen Druckkraft und den technischen Daten des Klebstoffherstellers genügt; gegebenenfalls mit individuellen Aufsätzen genaue Abstimmung von Austragsgerät, Statikmischer und Düsen auf den Klebstoff, damit die erforderliche Homogenisierung der Klebstoffkomponenten eintritt dadurch Optimierung der benötigten Klebstoffmenge und des Zeitaufwands (beides kostenrelevant) individuell gestaltete und im 3D-Druck selbst hergestellte Düsen

diese flächige Verarbeitung sind Drucker mit DLP-Technik besonders schnell. Das Bremer Unternehmen produzierte in den vergangenen drei Jahren Tausende 3D-Bauteile. In einem Gerät können beispielsweise acht Auftragsdüsen gleichzeitig gefertigt werden. Nach dem Aufbau der Düsen in 991 Harzschichten werden diese in einer UV-Kammer gehärtet und anschließend beschnitten bzw. gefeilt, um allen Ansprüchen zu genügen. Autor: Lars Langhans www.hillmann-geitz.de www.innotech-rot.de

Mehr zum Thema VTH Verband Technischer Handel e.V. Tel.: +49 (0) 211 / 44 53 22 info@vth-verband.de www.vth-verband.de



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Vollmer Kunststofftechnik aus Bielefeld fertigt Spritzwerkzeuge, Blasformen, Vorrichtungen und Gesenke für verschiedene Industriezweige. Das mittelständische Unternehmen mit 21 Mitarbeitern ist gemäß ISO 9001 zertifiziert. Bilder: Oltrogge

Gefragt war eine ganzheitliche Lösung Drehmaschine bekommt passgenaue Druckluftversorgung und Service Vollmer Kunststofftechnik aus Bielefeld fertigt seit über 40 Jahren Spritzwerkzeuge, Blasformen, sowie Vorrichtungen und Gesenke für verschiedene Industriezweige. Seit vielen Jahren ist Oltrogge Servicepartner des Unternehmens. Zur Sicherung der Druckluftversorgung für die Produktion bei Vollmer erneuerte Oltrogge die Druckluftstation und installierte dort zwei neue, besonders energieeffiziente Schraubenkompressoren von Atlas Copco. Das Bielefelder Unternehmen Vollmer Kunststofftechnik fertigt seit über 40 Jahren Werkzeuge für den Formenbau. Von Kunststoffteilen für die Automobilindustrie über Kanülen, Spritzen und Verpackungen für den medizinischen Sektor bis hin zum Kugelschreiber, Tacker und Locher für den Bürobedarf. Für die Fertigung verwenden die Ingenieure und Techniker präzise Werkzeuge und Maschinen auf dem neuesten Stand der Technik. Dazu gehört unter anderem eine zyklengesteuerte Drehmaschine E40 des Oltrogge-Part-

ners Weiler, auf der bei Vollmer Werk- „Dank der intelligenten Ausstattungszeuge und Anbauteile gefertigt wer- möglichkeiten lassen sich Produktiden. Diese kompakte und besonders onsprozesse wie Drehen oder Fräsen energieeffiziente Werkzeugmaschine – besonders wirtschaftlich umsetzen. klein in der Stellfläche, groß in der Zer- Seit ihrer Anschaffung 2013 leistet uns spanungsleistung – ist ideal für den die Maschine in der Produktion zuverhochproduktiven Bereich geeignet. lässig gute Dienste“, erklärt der

Zuverlässige Versorgung mit trockener, öl- und partikelfreier Druckluft, um unnötige Stillstandzeiten oder gar kostspielige Maschinenschäden zu vermeiden.


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Geschäftsführer Frank Vollmer. Empfohlen und letztlich installiert wurde die Werkzeugmaschine auf Anraten von Servicepartner Oltrogge, mit dem bereits 1981 die Zusammenarbeit begann. Aufgrund der großen Zufriedenheit zog Vollmer den Partner wieder zurate, als zur Sicherung der Druckluftversorgung die zentrale Druckluftstation des Unternehmens erneuert werden sollte. „Besonders wichtig für den Betrieb von Werkzeugmaschinen ist die zuverlässige Versorgung mit trockener, öl- und partikelfreier Druckluft, um unnötige Stillstandszeiten oder gar kostspielige Maschinenschäden zu vermeiden“, erläutert Jens Rottschäfer, Service und Vertrieb Drucklufttechnik bei Oltrogge. In der Produktion von Vollmer benötigt jede der zehn Werkzeugmaschinen für den aktiven Betrieb eine Liefermenge von ca. 500 Kubikmetern in der Minute. Um die Versorgung mit Druckluft dem Bedarf entsprechend zu gewährleisten, ließ Vollmer 2021 die gesamte Druckluftstation erneuern. Oltrogge stand dem Unternehmen 2021 wurde bei Vollmer Kunststofftechnik die Druckluftstation erneuert. Servicepartner Oltrogge empfahl dabei mit Rat und Tat zur Seite und zwei neue GA11+ FF-Schraubenkompressoren von Atlas Copco (v.l.n.r.: Jens Rottschäfer, Service & Vertrieb empfahl die Investition in zwei ener- Drucklufttechnik bei Oltrogge mit Geschäftsführer Frank Vollmer). gieeffiziente Schraubenkompressoren samt Druckluftaufbereitung GA11+ FF von Atlas Copco und kümmerte sich uns im Wechsellastbetrieb, das heißt umfassendes Servicepaket aus regelum Projektierung, Installation und In- beide sind gleichmäßig, aber abwech- mäßiger Wartung samt Betriebssicherbetriebnahme. selnd im Einsatz. Wir benötigen in der heitsüberprüfung ergänzt. Mehr als 25 Die Kompressoren verfügen über eine Regel nur einen Kompressor. Der Oltrogge-Servicetechniker in der Reintegrierte Druckluftaufbereitung (FF zweite schaltet sich bei Spitzenlasten gion Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe steht für „Full Feature“), das heißt sie dazu und steht für den Fall einer Stö- sorgen für die volle Funktionsfähigkeit enthalten einen Trockner und einen rung oder eines Ausfalls als Re- der Anlage und schützen Kunden vor Öl-Wasser-Abscheider, die für opti- dundanz bereit“, erklärt Frank Vollmer. ungeplanten Mehrkosten. male Druckluftqualität gemäß DIN ISO „Das verschafft uns mehr Sicherheit für 8573-1 sorgen. Der Vorteil: Die hoch- die Produktion.“ wertige Druckluft verlängert die Le- Hinzu kommt zudem die maximale bensdauer der Anlage, steigert die Ef- Energieeffizienz der Anlage und darfizienz und sichert die Qualität des über hinaus die BAFA-Förderung auf Mehr zum Thema Endprodukts. 40 Prozent des Anschaffungspreises, Bei Vollmer ist man von der Kombina- wodurch effektiv Kosten eingespart Oltrogge GmbH & Co. KG Tel.: +49 (0) 521 / 32 08 -0 tion aus Werkzeugmaschine und der werden können. empfohlenen Druckluftlösung über- Die Werkzeugmaschine wie auch die info@oltrogge.de zeugt. „Die Kompressoren laufen bei Druckluftstation werden durch ein www.oltrogge.de


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Bereits seit zwei Jahren vertraut der Telekommunikationsdienstleister und Netzbetreiber bei der Betriebsmittelprüfung auf das Know-how der Experten von Piepenbrock. Bild: envia TEL GmbH

Betriebsmittelprüfung effizient durchgeführt Warum ein Telekommunikationsdienstleister einen externen Dienstleister hierfür nutzt Die envia TEL GmbH aus Markkleeberg ist ein regionaler Telekommunikationsdienstleister und Netzbetreiber in Mitteldeutschland mit einem Glasfasernetz mit einer Gesamtlänge von 6.600 Kilometern. Das Unternehmen versorgt damit rund 40.000 Unternehmen und 80.000 private Haushalte mit schnellem Internet. Bei der Betriebsmittelprüfung vertrauen die Telekommunikationsexperten seit 2021 auf das Know-how von Piepenbrock. Doch nicht nur envia TEL profitiert von der externen Unterstützung durch den Dienstleister, sondern auch deren Kunden. Mehr als 350 Industrie- und Gewerbestandorte hat der Telekommunikationsdienstleister envia TEL bereits an das Glasfasernetz angeschlossen. Firmen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen profitieren von einer Nutzungsgeschwindigkeit bis 100 Gigabit pro Sekunde. Neben Unternehmen versorgt envia TEL auch immer mehr private Haushalte in Mitteldeutschland und Mobilfunkstandorte bundesweit mit Glasfaser. Im Datacenter Campus Leipzig sorgt der Internetknoten DE-CIX Leipzig für eine noch schnellere und stabilere An-

bindung der Metropolregion Mitteldeutschland an die weltweiten Datennetze. Dort bietet das Unternehmen seinen Geschäftskunden außerdem mit Cyber-Security-Lösungen Netzsicherheit für ihre Firmendaten. Sicher und effizient geplant Die envia TEL ist wie andere Unternehmen auch dazu verpflichtet, die rund 300 elektrischen Anlagen nach den Bestimmungen der DGUV V3 prüfen zu lassen. Dafür hat die Firma einen Dienstleister gesucht, bei dem das Ge-

samtpaket stimmt – und sich für Piepenbrock entschieden. Raik Bergmann, Service-Ingenieur bei envia TEL, erinnert sich an den Entscheidungsprozess: „Im Zuge eines Pilotprojektes haben verschiedene Dienstleister für uns Multifunktionsgehäuse geprüft. Die Qualität der Arbeit, die durchgeführte Prüfung wie auch das Preis-Leistungs-Verhältnis haben zu unserer Entscheidung für Piepenbrock geführt.“ Sich professionelle Unterstützung zu holen, war ein wichtiger und notwendiger Schritt: Denn so wie der Anteil an


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Privatkunden stetig wächst, die envia Stromanschluss, sollten diese gleich- der Zusammenarbeit eine wichtige TEL mit schnellem Internet versorgt, so zeitig geprüft werden. Die optimalen Rolle.„Egal, welches Anliegen ich habe: wächst auch der Umfang der zu prü- Routen legt der Regionalkoordinator Es ist immer jemand telefonisch für fenden Anlagen. Seit August 2021 mit Unterstützung des eigens für die mich erreichbar. Wenn ich einen Standnimmt Fabian Köhler, Prüfer bei Pie- Einsatzplanung beschafften Pla- ort suche oder vor Ort ein Problem penbrock, die elektrischen Anlagen nungssystems fest. Steht der Prüfplan, habe – die Kollegen von envia TEL von envia TEL genauestens unter die stimmen wir diesen mit envia TEL ab – haben immer ein offenes Ohr und komLupe. und melden die Termine frühzeitig in- men vorbei, um mich zu unterstützen. Nach DGUV V3 prüft er hauptsächlich tern an“, erläutert Köhler. Das ist wichtig, weil ich mich darauf verKabelverzweiger und Multifunktions- Auch die Kunden des Telekommunika- lassen muss, dass sie ihre Arbeit korrekt gehäuse, die gewerbliche Kunden mit tionsdienstleisters und Netzbetreibers erledigen. Falls nicht, darf ich die AnInternet versorgen. In den ersten fünf profitieren von einer gut vorbereiteten lage nicht abschalten und die Prüfung Monaten waren es rund 160 Geräte Betriebsmittelprüfung, denn bevor fällt aus.“ von Sachsen bis Brandenburg. Im Jahr eine elektrische Anlage geprüft wird, Dass es gut läuft, bestätigt auch Berg2022 kamen rund 70 weitere Stand- muss diese vorübergehend vom Netz mann: „Ich bin sehr zufrieden mit den orte dazu. abgeschaltet werden. Dienstleistungen von Piepenbrock. „Kein Tag ist wie der andere“, berichtet „Je eher wir unsere Verbraucher über Herr Köhler überzeugt mit hohen SachKöhler, der seinen Arbeitsplatz in Zwi- den Ausfall informieren, umso besser und Fachkenntnissen. Mit Blick in die ckau hat und täglich auf der Straße un- können sie sich darauf vorbereiten“, Zukunft kann ich mir auch vorstellen, terwegs ist. „Die Prüfung einer Anlage sagt Bergmann. weitere Tätigkeiten wie zum Beispiel dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Den unkomplizierten Austausch zwi- das Anbringen der Batteriepacks an Wie viel ich an einem Tag schaffe, schen Piepenbrock und envia TEL weiß Piepenbrock zu vergeben.“ Ein Ausblick, hängt hauptsächlich von den Fahrzei- Bergmann zu schätzen. der beim Dienstleister gut ankommt: ten ab. Wenn ich beispielsweise im 40 „Mit Herrn Köhler stehe ich für Termin- „Es würde meine Arbeit deutlich vereinKilometer entfernten Plauen im Ein- absprachen oder Rechnungsprüfungen fachen, wenn ich mich selbst um die satz bin, schaffe ich bis zu zehn Anla- in Kontakt – und natürlich, wenn es Batteriepacks kümmere. Keine leichte gen. Das klappt natürlich nicht, wenn etwas Wichtiges zu besprechen gibt. Aufgabe, aber dafür finden wir beich allein 250 Kilometer pro Strecke zu Kleine Herausforderungen können wir stimmt die passende Lösung“, gibt sich meinem weitesten Standort ins bran- spätestens mit einem Anruf klären. Bin Köhler hoffnungsvoll. denburgische Senftenberg fahre“, ich mal nicht erreichbar, kann sich Pie- Sebastian Sommer, Piepenbrock Nieschildert Köhler penbrock jederzeit an unseren Field- derlassungsleiter Prüfservice, blickt Er ergänzt: „Eines meiner wichtigsten Service-Manager wenden. Er kümmert ebenso zufrieden auf die bisherige Arbeitsutensilien ist ein riesiger sich um die Auftragsabarbeitung – und Partnerschaft: „Wir legen großen Wert Schlüsselbund. Neben dem envia TEL- steht mit Rat und Tat zur Seite.“ auf eine vertrauensvolle ZusammenarSchlüssel für Gehäuse benötige ich Auch Köhler ist mit den Abläufen zufrie- beit mit unseren Kunden sowie auf Schlüssel der unterschiedlichen Ener- den:„Zeitweise begleiten mich einzelne klare Abläufe, damit nicht ständig nachgienetzbetreiber. Prüfe ich elektrische Mitarbeiter von envia TEL draußen im justiert werden muss. Mit envia TEL ist Anlagen, muss ich auch in deren An- Feld. Die Anlagen sind mit Batterie- uns das gelungen. Wir arbeiten geschlusssäulen rein, wo die Zähler sit- packs verbunden, die die Kollegen für meinsam an Lösungen und ziehen an zen.“ mich anschließen. Damit das gelingt, einem Strang. Wenn der Austausch Damit bei der Betriebsmittelprüfung müssen wir unsere Arbeit zeitlich auf- dann noch Spaß macht, umso besser.“ alles rundläuft, ist eine gute Planung einander abstimmen.“ Sobald Köhler eine wichtige Voraussetzung. „Im In- eine elektrische Anlage geprüft hat, nendienst schaut sich unser lädt er die Protokolle im sogenannten Regionalkoordinator die zu prüfenden Sharepoint hoch. Über diese Plattform Mehr zum Thema Standorte auf einer Karte an. Wo ste- tauschen die Beteiligten ihre Daten dihen die Anlagen und wie können wir gital aus. Eine nachhaltige Methode, die Piepenbrock Service GmbH + Co. KG Tel.: +49 (0) 541 / 584 -10 Prüfungen sinnvoll miteinander ver- neben Zeit auch Papier einspart. binden? Sind zum Beispiel zwei Neben großem Vertrauen spielen auch info@piepenbrock.de Multifunktionsgehäuse an einem Unterstützung und Zuverlässigkeit in www.piepenbrock.de


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Rechtssicherer Umbau und Retrofit Maschinen und Anlagen werden verändert; oft mit Auswirkungen auf die Sicherheitsanforderungen Ist meine Maschine noch sicher, nachdem sie umgebaut, umgerüstet oder erweitert wurde? Dieser Frage müssen sich Unternehmen in allen Branchen stellen, wenn sie ihre alten Anlagen funktional erweitern oder mit einer Modernisierung auf den neuesten Stand der Technik bringen wollen. Externe Experten bieten hierbei fachgerechte Unterstützung. Veränderungen an Bestandsmaschinen sind im Produktionsbetrieb Alltag: Unternehmen stellen beispielsweise ihre Fertigung auf ein anderes Produkt oder eine andere Funktion um. Entsprechend werden Bestandsmaschinen an ihre neue Aufgabe angepasst. Mit einem Retrofit wiederum können Unternehmen ältere und technisch veraltete Maschinen wieder auf den neuesten Stand der Technik bringen und ihre Nutzungsdauer deutlich verlängern. Diese Retrofitmaßnahmen umfassen oft die Erneuerung von Antriebs-, Steuerungs- oder Automatisierungstechnik. Bei einem „digitalen Retrofit“ werden Anlagen und Maschinen mit moderner Sensor- und Kommunikationstechnik aufgerüstet, um sie für die neuesten Kommunikations- und Netzwerkanfor-

derungen bis hin zu Anwendungen im Industrie-4.0-Umfeld nutzbar zu machen. Ebenso können Unternehmen die Sicherheits- und Schutzeinrichtungen der Bestandsmaschine erneuern, um die Anforderungen an den Stand der Technik zu erfüllen. Eine Modernisierung von Maschinen und Anlagen bietet viele Vorteile: Sie kann die Effizienz von Produktionsprozessen steigern, Ausfallzeiten reduzieren, die Energieeffizienz erhöhen, die gesetzlichen Anforderungen – den Stand der Technik – erfüllen und letztlich die Lebensdauer der Maschine verlängern. Maschinenbetreiber tragen dabei eine hohe Verantwortung. Sie müssen stets einen ausreichenden Schutz der Mitarbeiter vor möglichen Gefährdungen sicherstellen. Die rechtlichen Anforde-

rungen in Deutschland dazu bilden die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Die Beachtung der Gesetzgebungen beginnt bei der Beschaffung von Maschinen und umfasst alle Lebensphasen einer Maschine. Gerade bei Veränderungs- und Modernisierungsprojekten von Bestandsmaschinen besteht in Unternehmen jedoch oft große Unsicherheit. Viele wissen nicht, worauf sie bei Modifikationen achten müssen und wie sie die rechtlichen Anforderungen erfüllen. Manche Betreiber versuchen sogar, jegliche Veränderung an einer Anlage zu vermeiden – aus Sorge, dass damit die CE-Konformität der Maschinen erlischt. Denn die entscheidende Frage lautet: Handelt es sich bei den Umbaumaßnahmen um eine „wesentliche


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Veränderung“ oder nicht? Für den Betreiber bedeutet die Einstufung als „wesentliche Veränderung, dass er zum Hersteller der umgebauten Maschine wird und entsprechend die Pflichten gemäß der Maschinenrichtlinie einhalten muss“. Das heißt: Die veränderte Maschine muss das gesamte Konformitätsbewertungsverfahren inklusive der Risikobeurteilung erneut durchlaufen und mit einer CE-Kennzeichnung versehen werden. Dies bringt folglich finanzielle und zeitliche Aufwände für den Betreiber mit sich. Was aber viele nicht wissen: Ein Großteil der Veränderungsmaßnahmen ist längst nicht so gravierend, dass dafür eine neue CE-Kennzeichnung für die Maschine erforderlich wäre. „Rund 95 Prozent aller Umbauten und Maschinenbetreiber sind verpflichtet, aktuelle gesetzliche Anforderungen der Maschinensicherheit einzuhalten. Die Beachtung der gesetzlichen Regelungen beginnt bei der Beschaffung von Maschinen und umModifikationen an Maschinen sind fasst sodann alle Lebensphasen einer Maschine. Die Sicherheitsexperten von Euchner Safety Services stekeine ‚wesentliche Veränderung‘“, hen Maschinenbetreibern in jeder Phase zur Seite. Bilder: Euchner schätzt Detlef Ullrich, Bereichsleiter von Euchner Safety Services. Er nenne diese Zahl ganz bewusst, um Betrei- bern Mut zu machen. „Wer aus Angst stuft wird, bleibt der Betreiber von vor einem neuen Konformitätsbe- einem neuen Konformitätsbewerwertungsverfahren lieber nichts an tungsverfahren verschont. Aber auch seiner Maschine umbaut, verschenkt dann hat er einiges zu beachten. unter Umständen viel Potenzial“, so „Oft gehen die Verantwortlichen davon aus, dass sie in diesem Fall keine AnaUllrich. lyse-, Bewertungs- und DokumentatiEinzelprüfung erforderlich? onspflicht haben. Dies entspricht aber nicht den Vorgaben der BetriebssiGrundsätzlich gilt: Wird eine Maschine cherheitsverordnung“, erklärt Ullrich. verändert, umgebaut oder erweitert, Verantwortliche müssen bei allen Verist immer eine Bewertung der Umbau- änderungen eine sicherheitstechnimaßnahme auf eine „wesentliche Ver- sche Beurteilung der Umänderung von Maschinen“, zum Bei- baumaßnahmen und eine Überprüspiel mithilfe des Interpretationspa- fung der gesamten Maschine auf den piers des Bundesministeriums für Ar- Stand der Technik durchführen. Dabei beit und Soziales (BMAS), notwendig. werden mögliche neue Gefahren und Dazu gehört immer eine rechtskon- Risiken ermittelt, dokumentiert und Detlef Ullrich, Bereichsleiter von Euchner Safety Services, betont das breite Spektrum des Engineeforme Dokumentation des Umbaus. bei Bedarf geeignete Schutzmaßnahrings als besondere Stärke: „Wir können ‚Safety Enmen festgelegt, die es auch zu verifigineering‘, aber eben nicht nur das. Unser Team besteht aus Konstrukteuren, Monteuren, InstallaAnalyse, Bewertung, Dokumentation zieren gilt. teuren und Programmierern, sodass wir sämtliche Die umgesetzten Veränderungen müsBereiche abdecken: Mechanik, Elektrik und Fluidik – dazu zählen Hardware, Sicherheits- und StanGelangt man über die Entscheidungs- sen am Ende validiert werden, um die dardsoftware. Und wir bieten unseren Kunden schritte zu dem Schluss, dass die Än- Sicherheit der Maschine zu gewährleizudem einen eigenen Schaltschrankbau und können sogar kleinere Teilmaschinen selbst fertigen.“ derung als „nicht wesentlich“ einge- sten.


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Individuelle Beratung und Engineering Um beim Umbau alle Pflichten rechtskonform umzusetzen, können externe Berater helfen. Ein Experte in Sachen Maschinensicherheit ist nach eigenen Angaben die Euchner Safety Services. Das Kompetenzteam unter der Leitung von Detlef Ullrich begleitet Kunden entlang des gesamten Lebenszyklus ihrer Maschinen. Die Experten unterstützen Unternehmen beispielsweise beim Umbau und dem Retrofit ihrer Bestandsmaschinen, um einen weiterhin rechtskonformen und sicheren Betrieb zu gewährleisten. Die Spezialisten bieten Consultingund Engineering-Leistungen: Sie beraten, erstellen rechtskonforme Doku- Bei Veränderungen an Maschinen und Anlagen analysiert und bewertet das Kompetenzteam von Euchmentationen für den Kunden, sie ana- ner Safety Services mögliche neue Gefährdungen, übernimmt die Dokumentation und begleitet bei Bedarf bis zur CE-Kennzeichnung der umgebauten Maschine. Das Team kann außerdem die erforderlichen lysieren und prüfen Maschinen auf baulichen Maßnahmen umsetzen. Mit den Safety-Engineering- Leistungen erhält der Maschinenbetreieine „wesentliche Veränderung“ oder ber somit ein Komplettpaket rund um die Maschinensicherheit aus einer Hand. auf die „Gesamtheit von Maschinen“. Zudem übernehmen sie die Konzeption und Planung von Sicherheitslö- Maschine eine neue CE-Kennzeichnung, einer Hand bieten“, betont Detlef Ullsungen sowie die komplette Systemin- kann Euchner Safety Services den ge- rich und erklärt weiter: „Unsere Erfahtegration einschließlich der Verifika- samten Prozess des CE-Konformitätsbe- rung zeigt, dass der Kunde genau das tion und Validierung. wertungsverfahrens durchführen. Auf sucht. Oft fehlen das notwendige Das bedeutet: Das Team setzt erforder- Wunsch können die Experten die CE- Know-how oder die Ressourcen, um liche bauliche Maßnahmen für den Kun- Kennzeichnung als Bevollmächtigter eine Lösung für eine sichere Maschine zu realisieren. Deshalb braucht er den auch um und übernimmt den ge- unterzeichnen. samten Umbau und das Retrofit von „Mit unseren Engineering-Leistungen einen zuverlässigen Partner, der dies Maschinen – von der Projektplanung bis arbeiten wir als Generalunternehmer übernimmt und bei Bedarf auch die hin zur Umsetzung und dem Probebe- und können insbesondere Maschinen- passende Technik dazu auswählt und trieb beim Kunden vor Ort. Benötigt die betreibern ein Komplettpaket aus integriert. Wir kümmern uns um die baulichen Veränderungen und um die Komponenten, die dafür benötigt werden. Das können z.B. neue Wissensvermittlung in der Euchner Akademie Schutzeinrichtungen oder SicherheitsUm die Verantwortlichen für Maschi- Betreiber von Maschinen können zuschalter sein.“ nensicherheit im Unternehmen fit zu dem zur Teilnahme an einer viermachen, bietet Euchner Safety Ser- tägigen Schulung ein abschließendes vices Herstellern und Betreibern von Zertifikat als „Experte für den sicheren Mehr zum Thema Maschinen in der „Euchner Akademie“ Betrieb von Maschinen“ erhalten. Alle ein breit gefächertes Schulungsange- Referenten haben laut SchulungsanEUCHNER GmbH + Co. KG bot – deutschlandweit, direkt bei Kun- bieter ein großes Know-how auf dem Tel.: +49 (0) 711 / 75 97 -0 den vor Ort und auf Wunsch individu- Gebiet der Maschinensicherheit. info@euchner.de ell gestaltet. www.euchner.de www.euchner.de


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Bild: Ineos

Bilfinger: Engineering-Allianz mit Ineos Als Allianzpartner agiert Bilfinger wie der Kunde selbst – so das Konzept Ineos in Köln ist mit insgesamt 21 Anlagen einer der größten Standorte des schweizerisch-britischen Chemie- und Energiekonzerns. Der petrochemische Standort ist ein wichtiger Rohstofflieferant für die chemische Industrie. Ein Hauptprodukt ist u.a. Ethylen, das in den beiden Cracker-Großanlagen in einem Crackprozess aus Naphtha erzeugt wird. Bilfinger freut sich über eine strategische Engineering-Allianzpartnerschaft mit dem Chemieunternehmen am Standort Köln. Der Vertrag, der vor Längerem unterzeichnet wurde, hat eine Laufzeit von drei Jahren mit dem Ziel einer langfristigen Zusammenarbeit. Zeit für ein Fazit. Die Hauptziele der vereinbarten Zu- stellungen und der zu bearbeitenden sammenarbeit zwischen Bilfinger und Materie von Bilfinger hat uns dazu beIneos liegen in der Steigerung von wogen, Bilfinger als Allianzpartner Qualität und Effizienz durch die Bün- auszuwählen“, erklärt Dr. Harald Joost, delung sämtlicher Engineering-Leis- Leiter der Engineering-Einheit Studies tungen bei einem Partner anstelle der und Projects von Ineos in Köln. Koordination einer Vielzahl kleinerer Dienstleister. Die Entscheidung für Bil- Bündelung des Engineerings finger wurde auf Basis eines detaillierten Auswahlverfahrens im Be- „Wir schätzen Bilfinger als starken Partreich Engineering am Standort Köln ner, der uns die Möglichkeit eröffnet, die Effizienz unserer Projekte zu steigetroffen. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit gern und so kostengünstiger, aber im Auswahlverfahren sowie das gene- auch nachhaltiger zu wirtschaften.“ relle tiefe Verständnis unserer Frage- „Die strategische Partnerschaft mit

Ineos in Köln unterstreicht unseren Anspruch, als Solution-Partner für Effizienz und Nachhaltigkeit für die energieintensive Industrie zu agieren“, ergänzt Thomas Schulz, Vorstandsvorsitzender von Bilfinger. „Unsere Kunden benötigen bei der Umsetzung ihrer Effizienz- und Nachhaltigkeitsziele zunehmend die Unterstützung kompetenter und leistungsfähiger Partner. Bilfinger kann diesen Bedarf decken.“ So ermöglichen es die Größe und Ressourcen des Bilfinger-Konzerns beispielsweise, innerhalb kürzester Zeit ein qualifiziertes Ingenieurteam aus


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Bilfinger bietet für Kunden aus der Prozessindustrie umfassende Engineering-Leistungen aus einer Hand. Bild: Bilfinger

den Bereichen Elektrische Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (EMSR), Betriebstechnik und Projektmanagement aufzubauen. Konkret übernimmt das Team aus der Unternehmenseinheit Bilfinger Engineering und Maintenance GmbH im Rahmen der Partnerschaft das Projektmanagement und die technische Unterstützung bei Brownfield-Projekten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen im einstelligen Millionenbetrag. „Als Allianzpartner agiert Bilfinger wie der Kunde selbst“, verdeutlicht Patrick Töbel, Regionalleiter Nord bei Bilfinger Engineering und Maintenance GmbH. Er betont zudem: „Dies bedeutet, dass unser Team eigenständig Lösungen finden muss, indem der Leistungsumfang herausgearbeitet, Konzepte entwickelt und die erforderlichen Informationen

eingeholt werden. Diese Art der Zusammenarbeit spart unserem Kunden wertvolle Zeit und stellt eine gleichmäßig hohe Qualität über alle Arbeiten hinweg sicher.“ Ein Beispiel für die Arbeit des Teams war die Konzeption eines großen Kolonnenstillstands, der im September 2023 stattgefunden hat. Hierfür wurden unter anderem der Stahlbau überprüft und die Montage- und Demontagearbeiten konzipiert. Auch Planungen in den Bereichen Armaturen und Rohrleitungsbau gehören zu den Aufgaben des Dienstleisters.

haltungsarbeiten dauerhaft am Kölner Standort im Einsatz. Darüber hinaus unterstützt der Industriedienstleister bei Generalrevisionen in den Spitzen mit weiterem Personal. Zudem kann Bilfinger nach eigenen Angaben bei Bedarf für die Umsetzung von Arbeiten an den Anlagen alle relevanten Gewerke aus einer Hand liefern.

Steigerung von Qualität und Effizienz

Bilfinger SE Marco van der Linden Global Product Manager Engineering marco.van.der.linden@bilfinger.com www.bilfinger.com

Neben dem siebenköpfigen Ingenieurteam der Allianzpartnerschaft sind weitere Bilfinger-Mitarbeitende für Instand-

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Bilder: M.O.P.

Instandhaltung mit der ERP-Software? Warum es sich lohnt, auf eine Instandhaltungssoftware zu setzen Wer in Zeiten von Industrie 4.0 wettbewerbsfähig bleiben möchte, kommt um transparente Geschäftsprozesse nicht herum, welche durch spezialisierte Software dokumentiert, ausgelesen sowie ausgewertet werden. Da kann es schnell geschehen, dass bestehende Managementsysteme an die Grenzen gelangen. Um diesem Wandel gerecht zu werden, suchen viele nach schnel len Lösungen, denn Not macht erfinderisch. Doch nicht immer ist die schnelle auch die passende Lösung. Viele Unternehmen vertrauen auf ihr bestehendes ERP-System. Soll zusätzlich zur Ressourcenplanung auch der gesamte Bereich der Instandhaltung oder des Facility Managements digital verwaltet werden, führt der erste Weg meist genau dorthin. Dann wird das vorhandene ERP-System mit neuen Tools für den technischen Bereich erweitert. Das System wird oftmals mit neuen Hilfsmitteln „zurechtgebastelt“ und um technische Limitierungen„herumgebogen“. Nach der Kreativität folgt oftmals die Ernüchterung, so jedenfalls die Experten der M.O.P GmbH, welche die TOM In-

standhaltungssoftware anbieten. Und sie kennen die typischen Probleme: Daten werden nicht korrekt ausgespielt, Schnittstellen funktionieren nicht, wie sie sollten.

Auch die Instandhalter sind oftmals von diesen Lösungen alles andere als begeistert, denn die Handhabung des zurechtgebastelten ERP-Systems überfordert in vielen Fällen mit überladenen

Die Digitalisierung treibt nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Anforderungen an das eigene Unternehmensmanagement voran. Die Instandhaltung ist hier nicht außen vor.


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Oberflächen und zu vielen offenen Fenstern und Masken. Die Abwicklung der Aufträge gestaltet sich dadurch kompliziert und dauert wegen zeitintensiver Informationssuchen umso länger. Aufgrund fehlender Stammdaten ergänzen Papierdokumentationen, OutlookOrdner und Excellisten das Chaos. „Die Kombination aus analogen und verschiedenen digitalen Werkzeugen sorgt auf allen Ebenen für Intransparenz. Kündigt ein Mitarbeiter oder fällt er krankheitsbedingt aus, fällt es noch schwerer, Informationen zu finden“, weiß Christian Wendler, der Geschäftsführer der M.O.P GmbH. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aufgaben eines Instandhalters oder Facility Managers ja so vielfältig sind: Ihm fällt die Verwaltung aller Objekte und Anlagen im Unternehmen zu – von der technischen Dokumentation über Prozessoptimierungen und Störungsmanagement bis hin zum kompletten Projektmanagement. „Eine nicht spezialisierte Software ist für diese Vielzahl an Aufgaben und Tätigkeiten nicht geeignet“, betont Wendler, und führt weiter aus:„Mithilfe einer modularen Instandhaltungssoftware kann das Wirrwarr aus analogen und digitalen Prozessen jedoch vereinheitlicht und vereinfacht werden.“ Seiner Meinung nach steht und fällt der erfolgreiche Einsatz eines Computer-

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Wer zukunftssicher sein möchte, kommt um die mobile Instandhaltung nicht herum. ized Maintenance Management Sy- die Frage, wie zukunftssicher die Bestems (CMMS) aber mit der Benutzer- standssoftware ist. „Wer zukunftssicher freundlichkeit. Immerhin bietet ein sein möchte, kommt um die mobile InCMMS zahlreiche Funktionen und Mo- standhaltung nicht herum“, betont er. dule. Doch welche Module werden be- Das Abrufen der Daten kann dabei einnötigt? Welche nicht? Welche Aufgaben fach per App erfolgen. Zur mobilen Infallen dem Instandhalter zu? Wie kann standhaltung zählt auch, dass das er die Übersicht und Kontrolle über das CMMS nicht nur als DesktopanwenManagement behalten? „Unnötige dung, sondern auch als App für Tablet Informationen und Tools sind für den und Smartphone angeboten wird. Instandhalter nur Ballast“, weiß Wendler Doch das Thema Zukunftssicherheit ist und betont: „Ausschließlich notwen- mit der Mobilität allein noch nicht ausdige Funktionen führen zum Ziel.“ reichend beantwortet. Kann das besteDer Experte verweist in diesem Zusam- hende System Daten von überall nutmenhang auf die Vorteile einer spezia- zen und in Echtzeit zur Verfügung stellisierten Instandhaltungssoftware wie len? Ist eine standortübergreifende TOM, die eben genau auf die Bedürf- Auswertung möglich? Auch diese Franisse der Instandhalter zugeschnitten gen müssen geklärt werden. Der Exsei. Die Kernmodule geben dem In- perte empfiehlt deshalb genau zu anastandhalter dabei alle Möglichkeiten in lysieren, ob die Software, die für die Indie Hand, die er für die Instandhaltung standhaltung und/oder das Facility Maund das Facility Management benötigt. nagement eingesetzt werden soll, all Im Sinne von Plug & Play kann ohne diesen Ansprüchen gerecht wird. großen Voraufwand mit der Arbeit be- „Effizienter können Wartungsaufträge gonnen werden. mit einer spezialisierten InstandhalEinen weiteren Aspekt bringt der Ex- tungssoftware bearbeitet werden, da perte in die Diskussion mit ein, nämlich diese individuell konfiguriert wird. Sie bietet mehr Raum für die Wünsche der Instandhalter sowie für anstehende Digitalisierungsprozesse“, betont er abschließend.

Mehr zum Thema M.O.P GmbH Tel. +49 (0) 375 / 27 20 60 info@mop-zwickau.de www.mop-zwickau.de www.tom-instandhaltungssoftware.de


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Die digitale Abwicklung von Instandhaltungsprozessen beinhaltet neben einer schnellen mobilen Erfassung von Meldungen der instand zu setzenden Objekte auch eine komplette und lückenlose Abwicklung der Materialwirtschaft. Basis der digitalen Instandhaltung bei der Ruhrbahn GmbH ist eine mobile Lösung der Firma Membrain GmbH. Damit kann die Ruhrbahn bei ihren Instandhaltungsprozessen komplett auf Papier verzichten und sämtliche Instandhaltungs- und Wartungsaufträge effektiv, schnell und per App abwickeln. Bild: Ruhrbahn

Digitale Instandhaltung punktet im ÖPNV Mobile SAP-Prozesse bei der Ruhrbahn: Mehr Effektivität, höhere Verfügbarkeit Für einen reibungslosen Betrieb bedarf es im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einer größtmöglichen Verfügbarkeit von Fahrzeugen in einem technisch einwandfreien Zustand sowie einer intakten Infrastruktur. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Betreiber eine schnelle und nahtlose Wartung und Instandhaltung ihres Equipments si cherstellen. Dies ist in der Praxis jedoch sehr aufwendig. Die Grundvoraussetzungen für einen reibungslosen Ablauf in der Wartung und Instandhaltung sind eine genaue Planung, Durchführung und Dokumentation. Und genau hierfür setzt die Ruhrbahn GmbH auf eine digitale Abwicklung der Instandhaltung. Das Nahverkehrsunternehmen, das die Städte Essen und Mülheim an der Ruhr mit Mobilität versorgt, setzt dabei auf die mobile Lösung von Membrain. Sie erlaubt es laut Anbieter, komplett auf Papier zu verzichten und sämtliche Instandhaltungs- und Wartungsaufträge effektiv, schnell und per App abzuwickeln. Die Instandhaltung bei der Ruhrbahn umfasst folgende Bereiche: Infra-

struktur (Gebäude, Tunnelanlagen etc.), Instandhaltung der technischen Anlagen (Fahrtreppen, Signalanlagen, Fahrausweisautomaten ...) und der Fahrzeugflotte (Busse, Straßenbahnen, UBahnen, Einsatz-Pkws sowie Nutzfahrzeuge) sowie die mobile Materialwirtschaft (Lagerhaltung, Bestandsabfragen, Inventuren, Wareneingangs- und ausgangsbearbeitung , Umlagerungen etc.). In diesen Bereichen sollte das Maß an verbrauchtem Papier deutlich reduziert werden. Es galt, verschiedene Sparten wie die Instandhaltung und die Materialwirtschaft standardisiert und systemisch zusammenzubringen. Besondere Augenmerke lagen dabei auf einer

vernetzten Ressourcenplanung, Materialdisposition, dem Ersatzteillager und sämtlichen notwendigen Bestellprozessen in Echtzeit. Da sowohl Windows- als auch Apple iOS-Hardware im Unternehmen im Einsatz sind, musste die Lösung Multiplattform-kompatibel sein.„Die Hauptanforderung war, dass alle SAP-basierten Instandhaltungs- und Materialwirtschaftsprozesse sowohl mobil per App als auch über eine Windows-DesktopAnwendung abbildbar sein müssen“, erläutert Bernd Duchatz, einer der beiden Projektkoordinatoren bei der Ruhrbahn. Er ergänzt: „Über die Desktop-Anwendung haben wir nun die Möglichkeit,


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auch Teammitgliedern, die auf ihren ei- „Die Mobilisierung unserer Prozesse genen Fachbereich spezialisiert sind stellt einen extrem wichtigen Baustein und nur wenige Prozesse in SAP bear- unserer zukünftigen IT-Strategie dar. beiten, eine einfache und intuitive Die jetzt erfolgte Digitalisierung der InBenutzeroberfläche zur Verfügung zu standhaltungs- und Materialwirtstellen, mit gleichem Ergebnis, aber schaftsprozesse ist ein weiterer Schritt der digitalen Ausrichtung bei der Ruhrohne komplexe Vorgänge.“ „Das ist uns mit der vorliegenden Lö- bahn“, so Jörg Lamers, Leiter des Bereisung hervorragend gelungen“, bestä- ches Telematik und Prozesstechnik und tigt Stefan Eichholz, der andere Pro- verantwortlich für alle internen IT-Projektkoordinator. zesse sowie für die IT-Sicherheit. Darüber hinaus formulierte Duchatz Des Weiteren lassen sich in der App unmit seinem Team noch weitere techni- terschiedliche Prozesse in den Fachbesche und benutzerorientierte Anforde- reichen darstellen, sodass SAP-Stanrungen an die Lösung. Die Ruhrbahn dardfunktionen je nach Anforderung setzt als zentrale Software für die Ma- individuell abgebildet werden. Für die terialwirtschaft und Instandhaltung Akzeptanz der neuen mobilen Lösung SAP ein. So erfolgt die Berech- war es besonders wichtig, dass die tigungssteuerung direkt aus diesem Fachbereiche schnell, einfach und inführenden System. tuitiv arbeiten können. Aufgrund der anspruchsvollen Umge- Aufgrund der vielschichtigen und dybung, unter anderem wegen der vielen namischen Prozesse gerieten papierTunnelanlagen des Streckennetzes, gebundene Instandhaltungsabläufe in war eine Offline-Funktionalität zudem der Vergangenheit an ihre Grenzen. Beunverzichtbar, damit ein ungestörtes sonders wünschenswert waren desund unterbrechungsfreies Arbeiten für halb eine höhere Transparenz in den die Instandhaltung gewährleistet wer- Abläufen sowie ein automatisches und den konnte. Lukas Stuchlik, Leiter der zeitnahes Verarbeiten dieser Daten in strategischen IT der Ruhrbahn, ist über- SAP durch die neue Lösung. Praktisch zeugt, dass „die Ruhrbahn damit auf bedeutet dies beispielsweise, dass eine dem Weg zur Optimierung ihrer SAP- abgeschlossene InstandhaltungsmaßProzesse einen entscheidenden Schritt nahme unmittelbar systemisch verfügvollzogen hat“. bar sein sollte. Außerdem legte das IT-Team besonde- Und das funktioniert nun: Mittels der ren Wert auf höchste Benutzerfreund- neuen App können jetzt auch SAPlichkeit und ein responsives Design, Schadensmeldungen vor Ort schnell durch das sich die Benutzeroberfläche und komfortabel von Mitarbeitenden an den unterschiedlichen mobilen ohne SAP-Kenntnisse mit wenigen Endgeräten optimal anpasst, unter an- Klicks erstellt werden. So wird beiderem hinsichtlich Auflösung, darzu- spielsweise ein defekter Fahrkartenaustellender Inhalte und wechselnder tomat per Scan anhand des Barcodes Menüs. identifiziert. Im zweiten Schritt wird Auch die Möglichkeit der einfachen Er- der Schaden klassifiziert und kann per weiterung mit anderen SAP-Modulen Spracheingabe ohne Tippen beschrie(z.B. für das Controlling, das Personal- ben werden (zum Beispiel „Display dewesen oder die Finanzbuchhaltung) fekt“). sowie Nicht-SAP-Systemen (zum Bei- Zu Dokumentationszwecken wird auch spiel Datenbanken) zu einem späteren noch ein Foto der beschädigten KomZeitpunkt, spielten eine wesentliche ponente inklusive Markierung (red-liRolle. ning) ergänzt. So wird sichergestellt,

dass Beschädigungen der Infrastruktur direkt systemisch erfasst und bearbeitet werden können. Die eingehenden Meldungen werden vom Instandhaltungsteam zentral erfasst. Aus diesen Meldungen wird dann ein Reparaturauftrag erstellt oder, falls dieser mehrfach gemeldet wurde, einem bereits bestehenden Auftrag zugewiesen. Dieser Instandhaltungsauftrag bietet alle relevanten Informationen, inklusive aller Vorgänge und optional hinterlegter Planzeiten, die nach Arbeitsabschluss direkt in das SAP-System zurückgemeldet werden können. Ein weiterer Vorteil der App ist es, sämtliches technisches Equipment mit Details mobil verfügbar zu machen. So kann zum Beispiel auf technische Dokumentationen für Bahnhöfe, Strecken, Bahnen oder Fahrkartenautomaten zugegriffen werden. Das verhindert unnötige Wege und bietet alle wichtigen Informationen sofort vor Ort. Die Mitarbeitenden sparen so täglich viel Zeit für umfangreiche Auftragsdokumen tation am PC (SAP-Client) im Nachgang; stattdessen können weitere Instandhaltungsaufträge abgearbeitet werden. Erste Erfahrungen zeigen, dass trotz anfänglicher Skepsis der Mitarbeitenden gegenüber der neuen, digitalisierten Arbeitsweise, mittlerweile eine mobile Aufbruchsstimmung in den Fachbereichen der Instandhaltung wahrzunehmen ist.

Mehr zum Thema Membrain GmbH Tel.: +49 (0) 89 / 52 03 68 -0 info@membrain-it.com www.membrain-it.com


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Bodensanierung ohne Unterbrechungen Wie sich abgesackte oder instabile Betonböden einfach wieder instand setzen lassen In einer Halle eines Herstellers von Industriefilteranlagen wurden Schäden an den Fugen des Betonfußbodens festgestellt. Diese sind kurz nach einer Umnutzung entstanden: Die ursprüngliche Nutzung als Produktionshalle wurde zugunsten einer Lagerhalle aufgegeben. Das blieb nicht ohne Folgen. Nun suchten die Verantwortlichen nach einer Lösung, um die Bauschäden zu beseitigen – und zwar möglichst ohne eine langfristige Nutzungsunterbrechung. Zum Einsatz kam letztendlich die Injektionshebetechnik von Uretek, eine besonders zeit- und kostensparende Lösung, denn Regale, Hebebühnen oder Maschinen können bei der Sanierung stehen bleiben. Die betrieblichen Abläufe müssen nicht einmal unterbrochen werden. Während der Nutzung als Produktionshalle gab es in erster Linie Beanspruchungen mit punktuellen Belastungen durch Maschinen und Anlagen. Im Zuge der Umnutzung wurde ein neuer Magnesiaestrich verlegt, um die Halle als Lagerhalle mit Schmalgangstaplern nutzen zu können. Dann wurden Bauschäden festgestellt. Vor allem an zwei Bodenplatten wurden Kippbewegungen bei dynamischer Belastung bemerkt. Bei Überfahrt, auch von geringen Lasten, waren deutliche Hohlgeräusche vernehmbar. Die Fugen

entlang der Plattenkanten waren bereits durchgerissen. Ebenso brach der Estrich an den Fugen aus. Bei dem Betonboden handelt es sich um einen 18 Zentimeter starken unbewehrten Beton zuzüglich der neuen

Magnesitestrichauflage von etwa 2 Zentimetern. Die Betonplatten sind entgegen den Planunterlagen nicht über eine Feder-Nut-Verbindung aneinandergefügt, sondern sind im Randbereich unverbunden.

Abgesackte oder instabile Betonböden beeinträchtigen betriebliche Abläufe.


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Der Unterbau baut sich aus einem ungebundenen, dicht gelagerten mineralischen Gemisch (Kies, Sand) mit einer Schichtdicke von circa 50 Zentimetern auf. Schadensursächlich war, dass wegen der starken dynamischen Belastung der Flächen durch den Staplerverkehr und die über Induktionsschleifen gesteuerten Flurförderfahrzeuge der Untergrund unter den Randbereichen der Betonplatten nachverdichtet wurde. Dadurch sind Hohlräume entstanden, in deren Folge sich an den Fugenübergängen verstärkt Bewegungen bei Lasteintrag eingestellt haben. Dazu kommt, dass sich manche Betonplatten an den Rändern geringfügig aufgeschüsselt und dadurch den Kontakt zum Unterbau im Randbereich verloren haben. Entlang der Fugen wurde das Expansionsharz direkt unter den Betonboden injiziert. Bilder: Uretek Die Gefahr bestand, dass die im Betonboden eingelassenen Induktionskabel für die Flurförderfahrzeuge brechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die entstehende Expansionskraft wurden jetzt schon aufgetretenen Bauschäden vorhandene Hohlräume aufgefüllt und auch auf bisher vom Staplerverkehr der anstehende Untergrund verdichtet, noch nicht so stark frequentierte Berei- bis der Fußboden wieder vollflächig che ausdehnen, war hoch. Deshalb und kraftschlüssig auf dem Unterbau suchten die Verantwortlichen nach auflag. einer effektiven und effizienten Lösung. Wegen der kurzen Reaktionszeit der Bei einem Ortstermin mit dem Techni- Harze kann der ganze Prozess durch Nischen Berater des Spezialtiefbau- vellierlaser genau kontrolliert und geUnternehmens Uretek Deutschland, Dr. steuert werden. Der Clou dabei: StabiliSimon Stahr, wurde besprochen, mit- sierte Bereiche konnten bereits 20 Mihilfe der Uretek Floorlift-Methode die nuten nach der letzten Injektion wieder Hohlräume unter den Randbereichen überfahren und belastet werden. Durch der Betonplatten entlang der instabilen ein abschnittsweises SanierungsvorgeFugen aufzufüllen. hen wurde der laufende Betrieb dabei Wenige Wochen später starteten die Sa- nicht gestört. nierungsarbeiten an den geschädigten Autor: Dr. Simon Stahr, Uretek Fugen. Durch 12 Millimeter große Bohrlöcher im Abstand von circa 1,0 bis 1,5 Metern, entlang der Fugen im Abstand von ca. 0,6 bis 1,2 Metern, wurde ein Zweikomponenten-Expansionsharz Mehr zum Thema flüssig und unter kontrolliertem Druck direkt unter den Betonboden in den Un- URETEK Deutschland GmbH Die Querfuge war über die Tel.: 0800 3773250 terbau gepresst. gesamte HalDurch die Volumenvergrößerung der info@uretek.de lenbreite ausgerissen. Harze (Polymerisation) und die dabei www.uretek.de


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Bilder: SPARETECH

Werksübergreifendes Ersatzteilmanagement Hersteller von Hygienepapier setzt auf die SaaS-Plattform Sparetech Sparetech vereinfacht und automatisiert Prozesse im Ersatzteilmanagement von der Identifikation bis hin zur Bestellung der Maschinen- und Anlagenersatzteile. Mithilfe der umfassenden Ersatzteildatenbank werden die Materialdaten bereinigt, um Transparenz zu schaffen und Bestände, Kosten und CO2-Emissionen zu reduzieren. WEPA konnte damit europaweit in seinen Werken die Instandhaltung optimieren; wichtig für eine Produktion, bei der unter anderem zahlreiche Papiermaschinen zum Einsatz kommen. Die WEPA Gruppe ist ein Familienunternehmen, das mit einem Umsatz von ca. 1,3 Milliarden Euro Hygienepapiere herstellt. Damit gehört WEPA zu den drei größten europäischen Herstellern für Hygienepapiere mit insgesamt 13 Produktionswerken in Deutschland, Polen, Frankreich, Italien, Großbritannien und den Niederlanden. Timo Thomas, Head of Maintenance and Spare Parts Management, und Stefan Pfannkuchen, Head of Capex Excellence and Operating Systems, von der WEPA Gruppe stellen hier ihren Weg von einer inhomogenen Datenbasis zu einem optimierten standortübergreifenden Er-

satzteilmanagement in Zusammenarbeit mit Sparetech vor. Hintergrund: In den letzten zehn Jahren hat die Unternehmensgruppe nicht nur ihre Produktionskapazitäten nahezu verdoppelt, sondern auch ihre Anzahl an Produktdatensätzen erheblich vergrößert. Durch die Integration von sieben Produktionsstandorten wurden

circa 92.000 Ersatzteilstammdatensätze aus verschiedenen ERP-Systemen und in unterschiedlichen Sprachen in den globalen Materialstamm übernommen. Dies führte zu einer inhomogenen und teilweise inkonsistenten Datenbasis innerhalb des Systems. Die unsauberen Materialstammdaten führten zu Frustration und Verärgerung

Inkonsistente Datenbasis von 170.000 Datensätzen bereinigt und mit Original-Herstellerdaten komplettiert.


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bei Mitarbeitern und beeinträchtigten die Effizienz der Produktion und Instandhaltung. Deshalb wollte man für ganz Europa ein standortübergreifendes Ersatzteilmanagement etablieren, um die Ersatzteilverfügbarkeit im Bedarfsfall zu erhöhen und gleichzeitig unnötig hohe Bestände abzubauen. Gemeinsam mit Sparetech konnte WEPA ihre inhomogene und in Teilen inkonsistente Datenbasis von 170.000 Datensätzen bereinigen und mit Original-Herstellerdaten komplettieren. Duplikate und Abkündigungen wurden erkannt, sodass die Datenqualität im globalen Materialstamm signifikant gesteigert wurde. Nach dem erfolgreichen Roll-out der Software und den für das Unternehmen

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Mittlerweile nutzen alle 13 Werke die Sparetech-App für ihre Ersatzteilsuche und Material-Neuanlage. erarbeiteten Prozessen nutzen mittler- telligente Matching-Technologie werweile alle 13 Werke die Sparetech-App den die vorhandenen Ersatzteildaten für ihre Ersatzteilsuche und Material- automatisch mit dem Materialstamm Neuanlage. Durch die Automation der und der Datenbank abgeglichen. DaProzesse konnten der manuelle Auf- durch wird die Neuanlage von Duplikawand und die Suchzeiten nach Ersatz- ten verhindert und noch nicht vorhanteilen deutlich reduziert werden. dene Produkte werden automatisiert Auch umfangreiche Ersatzteillisten mit Herstellerdaten angelegt. sowie Stücklisten von neuen Maschinen „Die Software sorgte bei den Instandhalund Anlagen können mithilfe von Spa- tern in den Werken schnell für Begeisteretech bearbeitet werden. Durch die in- rung“, erklärt Timo Thomas und führt an, dass man es gemeinsam mit Sparetech geschafft hat, „über 13 Standorte in ganz Europa hinweg, auch in Zukunft volle Kontrolle über Daten und Bestände zu erhalten“. Auch Stefan Pfannkuchen ist von der Lösung überzeugt und hebt hervor: „Die Transparenz, die Sparetech liefert, hilft uns, bei der Bestandsreduzierung keine Verfügbarkeitsrisiken einzugehen.“

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Im Bild eine neue Papiermaschine im Werk in Großbritannien. Die jährliche Produktionskapazität dieser Maschine liegt bei 70.000 Tonnen. Sie ist für die Herstellung von Hygienepapierprodukten sowohl aus Frischfasern als auch aus 100 Prozent recycelten Fasern ausgelegt. Bild: WEPA

SPARETECH GmbH Tel.: +49 (0) 711 / 25 25 07 89 info@sparetech.io www.sparetech.io


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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung A Abnutzung: Darunter versteht man den „Abbau des Abnutzungsvorrates“. Beschrieben werden damit Vorgänge, die durch eine Beanspruchung hervorgerufen werden. Das sind z.B. Reibung, Ermüdung, Alterung, Kavitation etc. Abnutzungsgrenze: Sie beschreibt einen vereinbarten oder festgelegten Mindestwert. Bei Autoreifen ist dies laut Gesetzgeber beispielsweise die Mindestrestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Abrasiver Verschleiß bzw. Abrasion: Dringen Teilchen eines Schmierstoffs oder Rauheitsspitzen eines Reibungspartners in die Randschicht ein, kommt es zu Ritzung und zur Mikrozerspanung. Den dabei entstehenden Materialverlust bezeichnet man als Abrieb. Adhäsiver Verschleiß: Dieser entsteht durch Reibung zwischen zwei Oberflächen, wobei Partikel abgerieben werden. Adhäsiver Verschleiß tritt unter anderem bei mangelnder Schmierung auf. Alterung: Bezeichnet die über die Zeit in einem Material irreversibel ablaufenden Vorgänge chemischer und physikalischer Natur. ASAP: Steht für „as soon as possible” und beschreibt Vorgänge, die so schnell wie möglich durchgeführt werden sollen. Gegenteil: ALAP („as late as possible”) Asset Management: Der Begriff bedeutet hier die Verwaltung der Anlagen eines Unternehmens. Dabei sind sowohl die Anlagen des Sachanlagevermögens wie zum Beispiel Maschinen, Industrieanlagen, Infrastruktureinrichtungen und Gebäude gemeint wie auch Teile des Umlaufvermögens wie zum Beispiel die Ersatzteile.

Es geht beim Asset Management um einen systematischen Ansatz zur Steuerung und Realisierung von Werten aus jenen Dingen, für die ein Unternehmen verantwortlich ist. Augmented Reality (AR, englisch für erweiterte Realität): Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung, wobei sich dies zumeist auf die visuelle Darstellung von Zusatzinformationen beschränkt. Bilder oder Videos werden durch Zusatzinformationen wie zum Beispiel Handlungsanweisungen oder andere Hinweise ergänzt. Die AR unterscheidet sich damit von der virtuellen Realität (VR), da sie die Realität durch Zusatzinformationen lediglich erweitert. Bei der VR hingegen taucht der Benutzer komplett in eine virtuelle Welt ein. Ausfallrate: Diese Kenngröße für die Zuverlässigkeit zeigt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Maschine oder Anlage ausfällt. Typisch ist hier die Angabe der mittleren Betriebsdauer zwischen Ausfällen („mean time between failure”). B BDE: Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist ein Sammelbegriff und steht für die Erfassung von Ist-Daten der Zustände und Prozesse in Unternehmen. Diese Daten – z.B. Personal-, Zeiterfassungs- und Maschinendaten – können unter anderem in Plant-InformationManagementsysteme eingebunden werden. Benchmarking: Vergleich von z.B. Produkten, Dienstleistungen und Methoden mit anderen Unternehmen anhand von Kennzahlen. So lassen sich die eigenen Prozesse, Ressourcen oder Produkte bewerten. In Bezug auf die

Instandhaltung ermöglicht ein Benchmarking es, die eigene Effektivität und Effizienz zu vergleichen und zu bewerten. Betriebszeit: Sie beschreibt die Zeitspanne, in der eine Maschine oder Anlage die geforderte Funktion erfüllt. Big Data: Menschen, Maschinen, Anlagen und Geräte mit Zugang zum Internet produzieren enorme, zumeist unstrukturierte Datenmengen (Data Sets). Diese Datenmengen sind z.B. zu groß, zu komplex, zu schnelllebig oder zu schwach strukturiert, um sie mit manuellen und herkömmlichen Methoden der Datenverarbeitung auszuwerten. Deshalb werden sie mithilfe sogenannter Data-Management-Plattformen analysiert und ausgewertet. Durch Analysen kann Big Data Unternehmen helfen, Prozesse zu optimieren, Trends zu ermitteln oder gezielt Kunden anzusprechen. Business Intelligence (BI): Bei diesem technologiegetriebenen Prozess werden Daten analysiert mit dem Ziel, verwertbare Informationen für Führungskräfte und andere Anwender zu generieren, die dabei helfen, fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Häufig stammen die Daten aus einem ERP-System und werden in Beziehung zueinander gesetzt. BI liefert beispielsweise Erkenntnisse zur Marktentwicklung, zu Trends bei einzelnen Geschäftsobjekten oder zu Risiken und deren Minimierung. C CAFM: Abkürzung für ComputerAided Facility Management. Es geht dabei um die Unterstützung des Facility Management durch die IT, also mithilfe von Programmen oder webbasierten Anwendungen.


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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung Condition Monitoring (englisch für Zustandsüberwachung): Das Condition Monitoring setzt auf eine regelmäßige oder permanente Erfassung von Daten. Diese Daten erlauben Rückschlüsse auf den Maschinenzustand. Gemessen und analysiert werden beispielsweise die Schwingungen, Temperaturen, die Lage oder die Qualität eines Schmierstoffs. Eine derartige Überwachung des Maschinenzustands ist zwingend notwendig, wenn eine zustandsorientierte Instandhaltung zum Einsatz kommen soll. D DIN 31051 und DIN 13306: Diese Normen legen die Grundlagen der Instandhaltung fest. Sie strukturieren sie in die vier Grundmaßnahmen Wartung, Inspektion, Instandsetzung und Verbesserung. Außerdem definieren sie Begriffe, welche die Thematik weiter beschreiben. Digitaler Zwilling: Der digitale Zwilling ist das digitale Pendant eines Objekts oder Prozesses der realen Welt. Er bildet alle Eigenschaften von realen Assets wie z.B. Maschinen oder Anlagen ab und ermöglicht es unter anderem, Was-wäre-wenn-Analysen durchzuführen, Optimierungspotenziale aufzudecken oder die Instandhaltung zu verbessern. Dispatcher: ein Mitarbeiter, der den Einsatz von zur Verfügung stehenden Mitteln steuert. In der Instandhaltung spielt er beim Field Service Management eine wichtige Rolle, also wenn es um die optimierte Einsatzplanung der mobilen Ressourcen zur Abwicklung von Service- oder Instandhaltungsaufträgen geht. Downtime: Sie bezeichnet die Ausfall-

zeit oder Standzeit einer Maschine oder Anlage. Man unterscheidet zwischen einer geplanten und ungeplanten Downtime. E Effizienz: Sie setzt die eingesetzten Mittel in Relation zum erreichten Nutzen. Leitsatz: die Dinge richtig tun. Effektivität: Effektiv ist, wenn die Handlungen oder Maßnahmen zum gewünschten Ziel führen. Leitsatz: die richtigen Dinge tun. Enterprise Asset Management (EAM): Das EAM bezeichnet das Anlagenmanagement in einem Unternehmen (Gebäude, Anlagen, Maschinenpark, Geräteausstattung). Zum Einsatz kommt zumeist eine EAM-Software, welche die Nutzung, Produktivität und Auslastung optimiert. ERP: Steht als Abkürzung für Enterprise Resource Planning. Mithilfe einer ERP-Software lassen sich abteilungsübergreifende Abläufe steuern und Geschäftsprozesse optimieren. Eine ERP-Software umfasst unter anderem die Bereiche Beschaffung, Produktion, Materialwirtschaft, Vertrieb, Finanzen und Personalwesen. ESD: Steht für Electrostatic Discharge (ESD), also elektrostatische Entladung. Diese Entladungen können Schäden anrichten. Zur Vermeidung müssen empfindliche Geräte oder Bauteile in einer geschützten Umgebung hergestellt, verpackt und gelagert werden. F Facility Management (FM): FM (oder deutsch: Liegenschaftsverwaltung) bezeichnet die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden sowie deren technischen Anlagen und Einrichtungen mit dem Ziel, diese Res-

sourcen im Hinblick auf Kosten, Zeit und Qualität optimal zu nutzen. Fehleranalyse: Laut DIN 31051 basiert die Fehleranalyse aus der Fehlerdiagnose und einer anschließenden Prüfung, ob Verbesserungen möglich und wirtschaftlich umsetzbar sind. Field Service Management: Das Field Service Management sorgt für den optimalen Einsatz der mobilen Mitarbeiter, die beim Kunden vor Ort sind, um Anlagen zu warten beziehungsweise einen Service oder eine Instandsetzung durchzuführen. Oft wird hierfür eine Software eingesetzt. H Helpdesk: Hierbei handelt es sich um eine zentrale Anlaufstelle, um Kunden bei Fragen und Problemen auf allen Kanälen eine Hilfestellung zu bieten. I IH: Abkürzung für Instandhaltung. Instandhaltung ist nach DIN EN 13306 und DIN 31051 die Kombination aller technischen und administrativen Maßnahmen sowie Maßnahmen des Managements während des Lebenszyklus eines Objekts, die dem Erhalt oder der Wiederherstellung seines funktionsfähigen Zustands dienen. Oftmals wird der Begriff mit einem zweiten, ergänzenden Terminus verwendet, wie zum Beispiel IH-Kostenrate (Zusammenfassung aller Kosten für IH-Maßnahmen geteilt durch den indizierten Anschaffungswert), IHFremdleistungsanteil (Kosten für IHMaßnahmen von Fremdfirmen geteilt durch die gesamten IH-Kosten) oder IH-Materialkostenrate (Kosten für das aufgewendete IH-Material geteilt durch den indizierten Anschaffungswert).


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Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung Zudem lassen sich unterschiedliche Arten unterscheiden, wie zum Beispiel eine aufgeschobene IH, eine ausfallabhängige IH, eine autonome IH, eine geplante IH, eine proaktive IH, eine präventive IH, eine zeitabhängige, eine mobile oder eine zustandsabhängige IH. Industriereinigung: Sie beinhaltet die Reinigung von betriebstechnischen Anlagen und Einrichtungen in Produktions- und Lagerstätten. Dabei erfordert die Reinigung von Industrieanlagen und Produktionsstätten beispielsweise durch einen Dienstleister ein umfassendes Know-how in den unterschiedlichsten Bereichen. Inspektion: Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes eines Assets. Instandsetzung: Maßnahme, um die Funktion einer fehlerhaften Einheit wiederherzustellen. K Künstliche Intelligenz (KI): KI – auch Artificial Intelligence (AI) genannt – ist ein Überbegriff, und zwar für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Dazu gehören zum Beispiel Lernen, Urteilen und Problemlösen. Beim maschinellen Lernen, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, „lernt“ ein System aus Daten und Erfahrung, um Aufgaben besser auszuführen. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP): Der KVP stärkt mit stetigen – auch kleinen – Verbesserungen die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, wobei sowohl die Produktals auch die Prozess- und die Servicequalität betrachtet werden. Korrosion: Die von Umgebungsme-

dien (Luft, Wasser, ...) ausgehende Zerstörung beziehungsweise stoffliche Veränderung eines Werkstoffs (in aller Regel Metall). L Lebensdauerschmierung: Muss ein bei einer Reibstelle einmalig hinzugefügter Schmierstoff bis zum Ende der anvisierten Nutzungsdauer weder ausgetauscht noch erneuert werden, spricht man von einer Lebensdauerschmierung. Losgröße 1: Hier geht es um die hochqualitative Fertigung von kleinen Mengen bis hin zum Einzelstück und das zum Preis heutiger uniformer Massenprodukte. Industrie 4.0 schafft die Voraussetzungen hierfür. M M2M: M2M – Machine to Machine – bezeichnet die automatisierte Kommunikation zwischen Endgeräten. Das können beispielsweise Maschinen, Automaten, Fahrzeuge und Messwerkzeuge sein. Der Austausch erfolgt über das Internet oder den Mobilfunk. M2M spielt eine wichtige Rolle bei der Fernwartung und -überwachung von Maschinen. Manufacturing Execution System (MES): Das MES (auch Fertigungsmanagementsystem) ermöglicht eine Produktionssteuerung und Produktionskontrolle in Echtzeit. Diese Systeme berücksichtigen hierbei Betriebs-, Maschinen- und Personaleinsatzdaten. Materialermüdung: Kommt es in einem Werkstoff unter Umgebungseinflüssen (z.B. mechanische Belastung, Temperatur) zu einem langsam voranschreitenden Schädigungsprozess, spricht man von Materialermüdung.

MDE: Abkürzung für Maschinendatenerfassung MRO: Steht als Abkürzung für Maintenance, Repair and Operations (deutsch: Wartung, Reparatur und Betrieb) und beschreibt alle Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Betrieb, der Instandsetzung oder Wartung stehen. Die hierbei zum Einsatz kommenden Materialien wie zum Beispiel Schmierstoffe, Ersatzteile oder Dichtungen werden als MRO-Artikel bezeichnet. O Outsourcing: Die Auslagerung und Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an externe, in aller Regel hoch spezialisierte Dienstleister wird als Outsourcing bezeichnet. Overall Equipment Effectiveness (OEE): Die Kennzahl für die Gesamtanlageneffektivität (OEE) ist ein Maß für die Wertschöpfung einer Maschine oder Anlage. Sie basiert auf einer Prozentangabe, welche beschreibt, ob eine Maschine oder Anlage in der vorgegebenen Geschwindigkeit Qualitätsprodukte produziert. Eine OEE von 100 bedeutet, dass eine Maschine oder Anlage nur gute Teile in der schnellstmöglichen Zeit und ohne Ausfälle produziert. Die OEE basiert auf den drei Faktoren Verfügbarkeit, Geschwindigkeit (Leistung) und Qualität. Die Maximierung der OEE gehört zu den obersten formalen Zielen bei der Instandhaltung von Anlagen. P Predictive Maintenance: vorausschauende Instandhaltung, siehe IH Preventive Maintenance: vorbeugende Instandhaltung, siehe IH


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B&I Magazin 2024

Das kleine Glossar der Instandhaltung Von A wie Abnutzung bis Z wie Zustandsüberwachung R RFID („radio-frequency identification”): Technologie zum automatischen und berührungslosen Identifizieren und Lokalisieren von Objekten mithilfe elektromagnetischer Wellen. Ein RFID-System besteht zumeist aus einem Transponder (RFID-Tag) und einem RFID-Lesegerät. ROI: Abkürzung für „Return on Investment“. Kennzahl zur Messung der Rentabilität einer Investition. S Smart Factory: In einer intelligenten Fabrik (Smart Factory) laufen die Produktionsabläufe automatisch über vernetzte Maschinen optimiert und gesteuert ab. Das geht, indem beispielsweise Werkstücke zusätzliche Informationen enthalten – zum Beispiel in Form eines RFID-Chips –, die von den Maschinen und Anlagen ausgelesen werden können. Der Vorteil: Smart Factories können auch kleine Losgrößen effizient herstellen. Auch hinsichtlich der Wartung und Instandhaltung bietet eine Smart Factory Vorteile. Schmierstoffe: Sie verringern die Reibung und den Verschleiß zwischen zwei Reibpartnern oder Werkstücken. Sekundärausfall: der Ausfall einer Maschine oder Anlage als direkte oder indirekte Folge, weil eine andere Einheit einen Ausfall oder einen Fehler hatte (Gegenteil: Primärausfall). SPS: Eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ist ein programmierbares Gerät zur Steuerung oder Regelung einer Maschine oder Anlage. T Total Cost of Ownership (TCO): TCO beschreibt ein Abrechnungsverfahren,

das hilft, alle anfallenden Kosten von Investitionsgütern abzuschätzen. Total Productive Maintenance (TPM): TPM ist ein Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung in allen Bereichen eines Unternehmens. Im Bereich der Instandhaltung sollen so durch Pflege und eine fachübergreifende Instandhaltung Stillstände minimiert und gleichzeitig die Effektivität und Verfügbarkeit verbessert werden. Turnaround: In der Prozessindustrie bezeichnet dieser Terminus das Management der Instandhaltungs-, Wartungs- und Optimierungsmaßnahmen, wenn Großanlagen, die normalerweise ohne Stillstand arbeiten, heruntergefahren und gewartet werden. Bei einem Großstillstand unterstützen in aller Regel zahlreiche Industriedienstleister bei den Arbeiten, damit die Anlagen nach kurzer Zeit wieder in Betrieb gehen können. U Uptime: Bezeichnet die Zeit, wenn sich eine Maschine oder Anlage im betriebsfähigen Zustand befindet (Gegenteil: Downtime). V Verfügbarkeit: Die Verfügbarkeit, die für einzelne Maschinen oder auch für ganze Fertigungsanlagen ermittelt werden kann, zeigt an, ob diese während einer festgelegten Produktionszeit tatsächlich immer gelaufen sind (Verfügbarkeit: 100 Prozent). Sie errechnet sich aus der tatsächlichen Maschinenlaufzeit geteilt durch die geplante Maschinenlaufzeit mal 100. Liegt die Verfügbarkeit unter einem Wert von 100, deutet dies auf ungeplante Stillstände hin. Verbesserung: Die Verbesserung ist

ebenso wie die Instandsetzung und Inspektion ein Bestandteil der Instandhaltung (siehe DIN 31051 und DIN 13306). Virtuelle Realität (VR): siehe Augmented Reality Vorbeugende Instandhaltung: planmäßig durchgeführte Wartung vor Eintritt eines Defekts, siehe IH. W Wartung: Die Wartung ist ebenso wie die Instandsetzung und Inspektion ein Bestandteil der Instandhaltung (siehe DIN 31051 und DIN 13306). Wertschöpfungskette: Das Konzept der Wertschöpfungskette wurde erstmals 1985 von Michael E. Porter in seinem Buch „Competitive Advantage“ veröffentlicht. Die Wertschöpfungskette (englisch Value Chain) stellt die Stufen der Produktion als eine geordnete Reihung von Tätigkeiten dar. Diese Tätigkeiten schaffen Werte, verbrauchen Ressourcen und sind in Prozessen miteinander verbunden. Wirkungsgrad: Der Wirkungsgrad beschreibt allgemein das Verhältnis zwischen zwei bestimmten Energiemengen. Im industriellen Umfeld geht es dabei zumeist um die Effizienz einer technischen Maschine oder Anlage. Hier gibt der Wirkungsgrad an, welcher Anteil der zugeführten Energie in nutzbringende Energie umgewandelt wird. Z Zentralschmierung: zentrale Schmiereinheit zur Versorgung mehrerer Schmierstellen und zur Reduzierung des Wartungsaufwandes. Zustandsüberwachung: siehe Condition Monitoring


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