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«Ich brauche im Durchschnitt nur noch vier Stunden Schlaf»
from KW31_04.08.2023
by AZ-Anzeiger
Vor zehn Jahren erhielt
Tanja Steiger die Diagnose Parkinson Seit dem 1 Mai ist sie Gemeindepräsidentin von Hofstetten-Flüh. Im Interview erzählt sie, wie sie mit der Krankheit umgeht und woher sie die Energie für ihre zahlreichen Aktivitäten hernimmt
Gaby Walther
«Wochenblatt»: Frau Steiger, Sie sind seit drei Monaten Gemeindepräsidentin Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Tanja Steiger: Der Einstieg war mit viel Arbeit verbunden, aber auch sehr spannend und fordernd Ich habe viel gefragt, auch hinterfragt, um die Mechanismen in der Gemeinde zu verstehen
Drei Kandidaten hatten sich um das Amt beworben, wobei Sie mit grossem Vorsprung gewählt wurden Es gab aber auch Stimmen, die Ihnen das Amt nicht zutrauten, weil Sie an Parkinson leiden
Wie gingen Sie mit dieser Kritik um?
Das war sehr hart Ich ging immer offen mit meiner Krankheit um und erklärte den Leuten, weshalb ich zeitweise zittere Parkinson ist eine neurologische Krankheit, die die körperliche Bewegung einschränkt, jedoch nicht den Intellekt Ich bin durch Parkinson nicht geistig ge-
BÄT T WIL schwächt Das war wahrscheinlich nicht allen klar
Sie haben früh, bereits mit 48 Jahren, die Diagnose Parkinson erhalten Wie hat sich die Krankheit bemerkbar gemacht? Ich spürte einen Tremor im linken Arm
Da ich aber immer viel Sport trieb schob ich das auf eine Überbelastung Später kam eine gewisse Steifheit hinzu und im Spiegel erschrak ich über meine Gesichtszüge, die maskenhaft wirkten Der Neurologe erkannte sofort, dass ich an Parkinson leide, wobei die Krankheit nicht klinisch, sondern nur mechanisch bestätigt werden kann
Was bedeutet für Sie Parkinson im Alltag?
Anfangs hatte ich Mühe, die Krankheit einzuordnen Nach einem halben Jahr waren die Medikamente so gut eingestellt, dass ich seither meist beschwerdefrei leben kann Wichtig ist es, dass ich die Medikamente, welche das fehlende körpereigene Dopamin ersetzen, exakt zum richtigen Zeitpunkt einnehme Nehme ich sie zu spät ein, brauche ich viel Energie, um die Auswirkungen zu überdecken und wieder ins Gleichgewicht zu kommen In den Momenten wo das Zittern stärker ist oder ich mich schwach fühle, habe ich aber keine Hemmungen, andere um Hilfe zu bitten
Andere würden mit solch einer Krankheit nicht das anspruchsvolle Gemeindepräsidium übernehmen Sie hingegen führen noch eine Beratungsfirma und haben in den letzten Jahren zwei Krimi- nalromane herausgegeben Was treibt Sie an?
Eine Auswirkung der Krankheit und der Medikamente ist, dass ich eine grosse Unruhe spüre, die mich dazu antreibt, immer irgendetwas zu tun Ich kann kaum still sitzen und brauche nur noch etwa vier Stunden Schlaf Meist gehe ich erst um drei Uhr nachts ins Bett
Parkinson ist nicht heilbar Ihr Zustand wird sich schleichend verschlechtern Wie gehen Sie damit um?
Zum Glück habe ich keine Depressionen, was typisch für diese Krankheit wäre Aber man könnte natürlich daran verzweifeln Denn es ist hart, zu wissen, dass es mir nie mehr gut gehen wird und dass ich nicht mehr gesund werde Aber ich bin ein positiv eingestellter Mensch und deshalb begleiten mich diese Gedanken nicht durch den Alltag Heute lebe ich bewusster, geniesse Kleines, rege mich selten auf und mache das, was noch möglich ist Sport vor allem Gleichgewichtsübungen und Krafttraining ist sehr wichtig, um beweglich zu bleiben und Stürze zu vermeiden Ich spiele mit Begeisterung Golf, eine perfekte Sportart für Parkinsonpatienten Ich bin vier Stunden draussen bewege mich konzentriere mich auf die 18 Löcher und habe sozialen Kontakt Als Ladies-Captain vergesse ich meine Krankheit komplett Wie sollen Menschen auf Ihre Krankheit reagieren?
Ich darf direkt und offen darauf angesprochen werden und ich schätze es auch, wenn mir Hilfe angeboten wird Weniger gerne habe ich Mitleid
Rolf Gschwind gehört zum Lebensretterteam von Pferden ein Job mit vielen Emotionen
Pferde sind sein Leben nicht weil Rolf Gschwind mit seiner Familie einen Pensionsstall betreibt, sondern weil er bereit ist, für die sanftmütigen Wesen alles stehen und liegen zu lassen Zum Beispiel wenn er nachts aus dem Bett geholt wird, um einen Pferdetransport zu machen
Bea Asper
«Das Pferd ist ein Fluchttier und bringt 600 Kilogramm auf die Waage Von Natur aus steht es der menschlichen Idee, in einen Anhänger einzusteigen, sehr skeptisch gegenüber Einige Pferde haben auch schlechte Erfahrungen gemacht», weiss der Bättwiler Biobauer Rolf Gschwind Schon sein Vater war mit Leib und Seele Rösseler «Er war bei der Kavallerie und ich sass auf dem Pferd, bevor ich laufen konnte», erzählt Gschwind Er kann gut nachvollziehen dass sich ein Pferd vor dem Einsteigen fürchtet Diese Angst zu überwinden, ist lebensrettend nämlich dann, wenn der Tierarzt dem Pferd im Stall nicht mehr weiterhelfen kann und es auf dem schnellsten Weg in die Klinik gebracht werden muss In einer solchen Notsituation war Rolf Gschwind vor über zwanzig Jahren

«Das Gefühl, Teil eines Lebensretterteams zu sein hat mich dazu bewogen, diese Lücke zu füllen » JÖRG GSHW ND eingesprungen Er übernahm spontan den Fahrdienst «Das Gefühl Teil eines Lebensretterteams zu sein hat mich dazu bewogen, diese Lücke zu füllen »
Es ist ein Job, der unter die Haut geht
«Die Pferdebesitzer sorgen sich um das Wohl ihres liebgewonnenen Tieres und das Pferd ist schmerzgeplagt In dieser
Anspannung den Weg in die Klinik zu finden, ist eine besondere Herausforderung » Manchmal ist es eine schwere Last die er sich aufgebürdet hat «Auf dem Bildschirm der Videokamera muss- ten eine Besitzerin und ich mitansehen, wie das Pferd hinter uns im Hänger an seinen inneren Verletzungen erlag nur wenige Meter vor der Klinik » Doch das war die Ausnahme Die positiven Rückmeldungen ermunterten Gschwind, weiterzumachen «Natürlich kostet es Überwindung mitten in der Nacht aufzustehen oder eine Arbeit auf dem Biohof fallen zu lassen, um einzuspringen Es kommt ja immer unverhofft Doch die Liebe zu den Pferden macht dies möglich», meint Gschwind Und so befasste er sich intensiv mit dem Verladen von Pferden, erwarb die internationale Pferdetransport-Lizenz und investierte in ein sicheres Zugfahrzeug und in einen Pferdeanhänger, der den Pferden das Ein- steigen erleichtert Da gebe es einige Tricks «Das Wichtigste ist, dass die Pferde keine Rampe betreten müssen Der Hohlklang und das Nachfedern sorgen beim Pferd für Unbehagen» führt Gschwind aus. Er fand die Lösung in einem tiefergesetzten Anhänger, der zudem über zwei Vorderausstiege verfügt «Durch das Öffnen aller Türen erscheint der Hänger nicht mehr als Dunkelkammer » Um die Verletzungsgefahr einzudämmen verfügt der Hänger bei der vorderen Stützstange über eine Sollbruchstelle Sollte sich während der Fahrt ein Pferdebein darin verfangen, würde sich diese lösen Durch Eigenanfertigung sorgte Gschwind dafür, dass die Innenwände des Hängers verstärkt und gepolstert sind Mit zusätzlichen Sicherungen vor dem Vorderausstieg wird verhindert, dass das Pferd mit seinem Gewicht die Türen aufdrücken kann Damit rüstete sich Gschwind auch für die ganz schwierigen Fälle «Zum Beispiel, wenn Pferdebesitzer schon während Stunden versuchten, ihren Liebling zum Einsteigen zu bewegen » Für Gschwind ist das Einsteigen ein Vertrauensbeweis den er nicht enttäuschen möchte » Transporte in den Schlachthof kommen für mich nicht infrage Und ich lehne jede Art von Gewalt ab » Das Pferd mit einer Peitsche oder einem Besen in den Hänger zu jagen, ist seiner Meinung nach die falsche Methodik «Dass die Hängerfahrt für das Pferd zum positiven Erlebnis wird, hängt aber auch vom Fahrstil ab», gibt Gschwind zu bedenken «Ein Pferd kann eine Kurve oder einen Kreisel nicht erahnen Fährt man zu zackig, kommt das Pferd aus dem Gleichgewicht Dies kann beim Tier Panik auslösen und es schlägt um sich Deswegen muss man auch wenn es eilt, behutsam fahren » Wie es weitergeht, ist noch offen «Die Zeit ist gekommen, kürzer zu treten Ich werde mich aber um eine Nachfolgelösung bemühen möglicherweise übernimmt einer meiner vier Söhne, an die ich meine Erfahrungen und mein Wissen aktuell weitergebe Das bin ich den Pferden schuldig», sagt Gschwind



Turnen
Unvergessliche Lagerwoche in Disentis
Bereits das fünfte Jugilager des Turnvereins Büsserach wurde in den Bündner Bergen in Disentis geplant Die Anlage bietet einfach alles, was man für ein tolles und abwechslungsreiches Lager braucht
So haben sich auch dieses Jahr wieder 47 Kinder und Jugendliche für die Lagerwoche angemeldet Am Sonntag 9 Juli besammelten sich alle nach dem Mittag und freuten sich, bei grosser Hitze in den klimatisierten Heidicar einzusteigen Die Sonne hat uns durch die ganze Woche begleitet Ausser am Mittwoch kurz vor Schluss unserer Wanderung, gab es eine Dusche vom Himmel Das sportliche Programm bot viel Abwechslung Der Besuch in der Kletterhalle war ein Highlight Beim Lagerwettkampf kamen lustige Spiele und der Teamgeist nicht zu kurz Am Abschlussabend zeigten die verschiedenen Stufen ihre Vorführungen Die restliche Energie wurde dann in der Disco noch verbraucht
Auf der Rückreise war es dann sehr ruhig im Car Müde, aber zufrieden und mit vielen schönen Erlebnissen beschenkt, trafen alle am Samstag wieder in Büsserach ein Der eingeübte Lagertanz zum Song «Graubünda» wurde von den Eltern mit einem kräftigen Applaus belohnt Mit diesem Lied bleibt die Lagerwoche in wundervoller Erinnerung
Wir danken dem super Küchenteam für das fantastische Essen und allen Leiterinnen und Leiter für das grosse Engagement
Stefan Stadelmann Christine Brogli