Büren / Seeland
Nr. 20 | Donnerstag, 16. Mai 2013
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Leuzigen im Wilden Westen LEUZIGEN Letzte Woche war in Leuzigen ziemlich grosses Kino angesagt: Die Theaterfalle Basel drehte auf den Gleisen beim Bahnhof eine Filmszene für ein Theaterstück. Mit dabei waren 60 Statisten aus dem Dorf sowie Matula-Darsteller Claus Theo Gärtner.
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STEFAN KAISER (TEXT, BILD)
Kamera läuft!», «Ton läuft!», «Bitte Ruhe auf dem Set!» -, nach dieser kurzen Befehlskette wurde es augenblicklich ruhig am Bahnhof in Leuzigen. Von ferne hörte man nur noch die Autobahn rauschen und ab und zu dröhnte ein Sportflugzeug am Himmel. Allmählich übertönte jedoch der einfahrende Dampfzug alle unerwünschten Nebengeräusche und die kurze Abschiedsszene am Bahnhof Leuzigen aus dem vorletzten Jahrhundert nahm ihren Lauf. Gut zwei Dutzend Theater- und Filmleute aus Basel standen im Bereich hinter der Kamera. Von Samstag letzter Woche bis diesen Sonntag hatten sie sich in Leuzigen
Aufbruch in den Westen: Die Theaterfalle Basel drehte in Leuzigen eine Filmszene über Schweizer Auswanderer im 19. Jahrhundert. einquartiert und die Dreharbeiten von Freitag und Samstag vorbereitet.
Lebendige Geschichte Nachdem die externen Fotografen angewiesen wurden, während des Drehs nicht zu knipsen, weil die hohen Geräusche ungleich schwerer aus dem Film zu filtern seien als der dumpfe Lärm von Autobahn und Flugplatz, nahm sich die künstlerische Leiterin Ruth Widmer kurz Zeit für ein paar Ausführungen: «Ich ken-
ne This und Sabrina Schwendimann vom Ess-Bahnhof schon länger. Sie haben als ‹Engel im Hintergrund› schon bei mehreren Theaterproduktionen mitgeholfen und das Catering übernommen und Transporte durchgeführt.» Bei einem Besuch vor zwei Jahren habe sie dann die Idee gehabt, dass sich das Umfeld des Bahnhofs gut für eine Szene im Wilden Westen eignet. Alle zwei Jahre startet die Theaterfalle Basel eine mobile Produktion im öffentlichen Raum. Dabei wolle GSA: Herr Gärtner, was verschlägt einen prominenten Schauspieler wie sie nach Leuzigen zu den Dreharbeiten eines Nebenfilms? Claus Theo Gärtner: Meine Frau Sarah führt hier bei den Dreharbeiten Regie. Und ich habe derzeit drehfrei. So ergab eines das andere. Sie haben also keinen Bezug zu Leuzigen und der Region Grenchen? Nein. Ich wohne zwar gelegentlich in Basel und hatte auch schon mehrere Theaterauftritte in der Schweiz. Wie
man Orte ins Blickfeld rücken, wo man sonst nicht rankommt, oder Leute zusammenbringen, die üblicherweise nicht zusammenkommen. Der eigentliche Austragungsort der diesjährigen mobilen Produktion werden ab August aber die alten Lagerhallen des Bahnhofs St. Johann in Basel sein. Im Stück «Im Wilden Westen» von Paul Steinmann werden die Theaterbesucher als «potenzielle Investoren für ein Immobilienprojekt» von Geschäftsmann Galliker (gespielt von Heinz Margot) auf einen fiktiven Rundgang mitgenommen. Dabei treffen sie auf eine Filmcrew, die gerade in einer der Hallen einen Film über die Schweizer Auswanderer des 19. Jahrhunderts dreht. Die Lage spitzt sich allerdings zu, und am Ende kommt es zum Showdown.
«Im Wilden Westen» bildet Leuzigen also nur einen Nebenschauplatz, etwa zehn Minuten dauert der Filmstreifen aus Leuzigen im Theaterstück. Doch dafür wurde ein enormer Aufwand betrieben: Von der Dampfbahn Bern wurde eine Zugskomposition gemietet, der ausgediente Bahn-
hof musste für anno dazumal hergerichtet werden, sprich: Neonlampen mussten verdeckt, das moderne Vorstandshäuschen mit einem Bretterverschlag kaschiert und alles im Bildausschnitt von den «zivilisatorischen» Spuren der letzten hundertfünfzig Jahre befreit werden. Schliesslich galt es auch, die Statisten zu instruieren: Über hundert Leute aus Leuzigen hatten dafür ihr Interesse angemeldet, doch am Ende wurden nur etwa 60 für die Szene am Bahnhof gebraucht. Neben Heinz Margot, der der Crew mit seiner französischen Bulldogge am Freitag einen kurzen Besuch abstattete, tummelte am Set noch eine weitere prominente Person herum: Claus Theo Gärtner, der Hauptdarsteller der bekannten TV-Krimi-Serie «Ein Fall für Zwei», nahm sich aber für einmal etwas zurück und spielt in der Bahnhofszene nur den Lokführer (siehe Interview). Seine Frau Sarah war für die Regie der Filmarbeiten in Leuzigen verantwortlich. Das Stück «Im Wilden Westen» von Paul Steinmann wird am 8. August 2013 auf dem Areal des Basler Bahnhofs St. Johann uraufgeführt. Weitere Infos unter www.theaterfalle.ch.
sagten Sie, Grenchen? Dort gastierte ich in meiner Zeit beim Schiller-Theater auch zweimal im Parktheater mit den Stücken «Endstation Sehnsucht» und «Revanche».
geplant, doch wir müssen schauen, wie das Ganze anläuft. Vorher machen meine Frau und ich aber noch eine Reise mit dem Wohnmobil über die Seidenstrasse in die Mongolei.
Nach 300 Folgen ist «Ein Fall für Zwei» für Sie ja nun abgeschlossen. Was planen Sie als nächstes? Wir planen eine neue Reihe für Matula. Ich wollte da mal was Neues wagen: Matula als Rentner und Kneipier, der in diverse Fälle verwickelt wird. Vorerst sind vier Serien zu 90 Minuten
Worin liegt das Geheimnis einer guten Geschichte für Film oder Theater? Um eine Geschichte gut rüber zu bringen, ist es wichtig, authentisch zu sein. Das ist das ganze Geheimnis. So wie hier in Leuzigen, wo mit vielen Details die 1870er-Jahre realistisch wieder aufleben.
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