ABA_25_2011

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Bezirk Affoltern

Dienstag, 29. März 2011

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Im Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Bewahrung Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker beim Ämtler Hauseigentümerverband über die Verkehrsinfrastrukturen Sorge tragen zu den nationalen Verkehrsinfrastrukturen im Kanton Zürich – und andererseits die Lebensqualität erhalten: Das ist die Kernbotschaft, die Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker an der Generalversammlung des Hauseigentümerverbandes Albis (HEV) deponierte. Und einen Spagat erfordert. ................................................... von werner schneiter «Zürcher Verkehrsinfrastrukturen: Motor der Wirtschaft oder Last für die Bevölkerung?», lautete das Referat von SVP-Regierungsrat Ernst Stocker an der Generalversammlung des HEV Albis am Freitag in Bonstetten. Seine Betrachtungen begannen mit der Feststellung, dass die A4 die Dörfer im Knonauer Amt von 30 bis 65 Prozent des Durchgangsverkehrs befreit hat – und nun in diesem Sommer die flankierenden Massnahmen realisiert werden, die vorübergehend zu Erschwernissen führen werden. Und zum soeben verabschiedeten Kredit für die Umfahrung Ottenbach sagte Stocker: «Nach langem Hin und Her, an dem ja die Gemeinden nicht ganz unschuldig waren, konnten wir nun eine Linienführung erarbeiten, die sowohl im Kanton als auch in den Gemeinden mehrheitsfähig ist.» Welche Herausforderungen an den Kanton gestellt werden, zeigte der

Volkswirtschaftsdirektor an einigen Beispielen auf: Vier der sieben grössten Bahnhöfe der Schweiz liegen im Gebiet des Zürcher Verkehrsverbundes. In die Durchmesserlinie, grösstes Bauwerk neben der Neat, werden im Kanton Zürich zweieinhalb Milliarden investiert. Durch sie erreichen Pendler aus dem Knonauer Amt direkt die Arbeitsplatzgebiete in Zürich-Nord. Einnahmen aus dem gesamtschweizerischen SBB-Regionalverkehr werden zu mehr als der Hälfte von der Zürcher S-Bahn generiert. Das Verkehrsaufkommen auf Zürichs Nordumfahrung ist grösser als dasjenige am Gotthard; die A1 bei Wallisellen erreicht täglich bis zu 166 000 Fahrzeuge. Und im Wirtschaftsraum Zürich werden jährlich 71 Millionen Tonnen Güter transportiert. In den letzten zehn Jahren sind kantonsweit rund 100 000 neue Stellen entstanden.

Grosser Wert, aber auch Belastungen All diese Zahlen zeigen laut Ernst Stocker das Spannungsfeld: auf der einen Seite haben Verkehrsinfrastrukturen «eminent grossen Wert» für Wirtschaft und Gesellschaft im Kanton, andererseits produzieren sie Belastungen. Und in diesem Spannungsfeld von wirtschaftlicher Entwicklung, Raumplanung, Finanzmittel und Standortattraktivität müsse eine pragmatische Verkehrsplanung bewerkstelligt werden. Gebe es keine gut ausgebauten Strassen, komme es zu Staus, die volkswirtschaftlichen Schaden anrich-

ten. Laut Stocker belaufen sich die jährlichen Staukosten allein im Kanton Zürich auf 80 bis 140 Millionen Franken. 2008 seien es auf Zürcher Strassen 7100 Staustunden gewesen. Gegensteuer gibt der Kanton mit einem 60-Millionen-Franken-Paket zur regionalen Verkehrssteuerung in der Agglomeration. «Wenn wir nichts tun, wachsen die Staustunden weiter an, denn der Verkehr nimmt jährlich weiterhin um 2 bis 3 Prozent zu», so Ernst Stocker, für den verkehrstechnisch gut erschlossene Gebiete prosperieren, wie das auch im Knonauer Amt der Fall ist. «Schon allein dieses Beispiel zeigt, dass der positive Effekt von Strassen, Schienen und Flughafen auf die Wirtschaft sehr gross ist. Anderseits sei der Kanton aktiv bei der Bekämpfung der negativen Auswirkungen, wie mit dem Vorantreiben des Projekts einer Einhausung der Autobahn beim Schwamendingen. Vor dem Hintergrund eines grossen Siedlungsdrucks komme der Raumplanung entscheidende Bedeutung zu.

Wirtschaftsmotor Flughafen Um Nutzen und Schaden dreht sich die Diskussion insbesondere beim Flughafen – ein Motor der Wirtschaft. Rund um den Flughafen gebe es ein Wachstum von 2%, im übrigen Kantonsgebiet ein solches von 1,1%. Gerade hier zeige sich die Unmöglichkeit, eine Lösung zu finden, die allen gerecht werde. Zwar sei man mit dem SIL-Prozess auf der Zielgeraden, aber

Regierungsrat Ernst Stocker (l.) und Jakob Schneebeli, Präsident des Hauseigentümerverbandes Albis, im Bonstetter Gemeindesaal. (Bild Werner Schneiter) dennoch gebe es Hürden. «Aber wenn wir weiter pragmatisch vorgehen, so bin ich zuversichtlich», fügte Stocker bei. Ihm sei das Gespräch mit den betroffenen Gemeinden wichtig. Nur so sei Vertrauen möglich. Im Falle von Deutschland aber führen laut Stocker die Gespräche nicht mehr weiter. «Ich denke, es ist an der Zeit, die Schweizer Position bei der Flughafenpolitik mit mehr Nachdruck zu vertreten. Der Kanton Zürich müsse Sorge tragen zu seinen wichtigen nationalen

Stelldichein der Hausbesitzer Generalversammlung des Hauseigentümerverbandes Albis in Bonstetten

Luftseilbahn Adliswil – Felsenegg mit Sommerfahrplan Der Sommerfahrplan trat am 27. März in Kraft und dauert bis zum 29. Oktober 2011. Während der Sommerzeit findet die Betriebsaufnahme eine Stunde früher statt. An allen Tagen werden die ersten Fahrten um 8.05 Uhr respektive um 8.20 Uhr (Talfahrt) stattfinden. Von Sonntag bis Freitag verkehrt die Luftseilbahn bis 21.50 Uhr (Bergfahrt) respektive 22.05 Uhr (Talfahrt). An Samstagen bleiben die Betriebszeiten unverändert. Die letzte Möglichkeit für die Bergfahrt ist um 22.50 Uhr und ins Tal um 23.05 Uhr. Um die monatlich notwendigen Unterhaltsarbeiten durchführen zu können, wird der Betrieb jeweils am ersten Montag im Monat, ausser Feiertagen (z.B. 1. August 2011), eingestellt. Erstmals ist dies am 4. April der Fall.

Die 47. Generalversammlung des Hauseigentümerverbandes Albis (HEV) zeigte sich ein weiteres Mal als ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis im Säuliamt. Gastreferent war Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker. ................................................... von martin mullis Bereits beim Apéro im Foyer des Gemeindesaals in Bonstetten war unschwer festzustellen, dass es sich um einen gesellschaftlich wichtigen Anlass handeln muss. Allerlei bekannte Gesichter, Kantonsräte und mehrere Gemeindepräsidenten aus dem Knonauer Amt unterhielten sich mit den Gästen, die der HEV Albis zur 47. Generalversammlung eingeladen hatte. Weit über zweihundert Mitglieder füllten den Gemeindesaal in Bonstetten bis auf den letzten Platz. Jakob Schneebeli, Präsident des HEV Albis und Kantonsrat, überblickte denn auch am Rednerpult sichtlich zufrieden den festlich geschmückten Raum. Er begrüsste seine Gäste eloquent, nicht ohne festzustellen, dass die GV des HEV ganz offensichtlich eine beliebte Veranstaltung mit grosser Tradition sei. Das Interesse und der grosse Aufmarsch der Mitglieder sei ein wichtiger Grund, auch künftig die Generalversammlung des HEV Albis in diesem Stil, mit einem prominenten Gastreferenten und Nachtessen, weiterzuführen. Infolge der unmittelbar bevorstehenden Wahlen und seiner dementsprechend prall gefüllten Agenda, sprach Gastreferent Regierungsrat Ernst Stocker gleich zu Beginn der Veranstaltung (vgl. oben).

Verkehrsinfrastrukturen. Ohne sie sei der Lebensstandard, der den Kanton heute auszeichne, nicht möglich. Genauso wichtig sei aber der Erhalt der Lebensqualität, einhergehend mit dem Kampf gegen übermässigen Lärm und Umweltbelastungen. In diesem Spannungsfeld müsse sich die Zürcher Verkehrspolitik bewegen: pragmatisch, vorwärtsgerichtet und gleichzeitig bewahrend. «Alle dogmatischen Bevormundungen sind hier fehl am Platz», schloss Ernst Stocker.

Infos zum Fahrplan unter www.laf.ch oder www.zvv.ch

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Vorstandsmitglieder des Hauseigentümerverbandes Albis, von links: Annemarie Bischofberger, Erwin Höfliger, Thomas Käser, Andreas Mohni, Urs Furrer und Manfred Suter. (Bild Werner Schneiter) Gedankenaustausch Die Geschäfte der Traktandenliste wurden anschliessend allesamt einstimmig und zügig abgehakt. Der Jahresbericht des Präsidenten erntete Beifall, der Mitgliederbeitrag bleibt unverändert. Die Wahl des Vorstandes und der Revisoren verlangte für die Amtsdauer bis ins Jahr 2014 zwei Bestätigungen. Gewählt wurden als Fachmitglied im Vorstand Andreas Mohni und als Revisor René Homberger. Im Jahresprogramm 2011 sind am 12. September ein Tagesausflug und am 3. November eine Herbst-Veranstaltung

geplant. Jakob Schneebeli informierte kurz über die gegenwärtige Sachlage der kantonalen Volksinitiative «Grundstückgewinnsteuer Ja – aber fair». Die Interessenvertreter der Hauseigentümer in den kantonalen Gremien, bemühen sich um die Erarbeitung eines gangbaren Gegenvorschlages. Über die Weiterentwicklung dieses Geschäfts wird die Monatszeitschrift «Der Zürcher Hauseigentümer» orientieren. Der Präsident des HEV Albis dankte am Ende seiner Ausführungen herzlich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Er hofft, dass die Mitglieder weiterhin so zahlreich an den Veran-

staltungen des HEV Albis teilnehmen werden. Der Schluss der offiziellen Generalversammlung war dann aber sozusagen der Start zu einem der wohl wichtigsten und bereits traditionellen gesellschaftlichen Ereignisse im Säuliamt. Die intensiven Gespräche und der Gedankenaustausch beim anschliessenden Nachtessen machten deutlich, dass die Hausbesitzer im Säuliamt es schätzen, einmal im Jahr unter ihresgleichen diskutieren zu können. Selbstverständlich waren auch die bevorstehenden Kantons- und Regierungsratswahlen ein Thema bei den Tischgesprächen.


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