Oberbaselbieter Zeitung vom 4. Juni 2020

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Nr. 23 22. Jahrgang Donnerstag, 4. Juni 2020 • • • • • •

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Die flache Kurve hat viel gekostet

Kolumne

Liestal

Liestal Der Unternehmertreff der Handelskammer diskutierte, wie es jetzt wirtschaftlich weitergeht

Denk ich an Liestal in der Nacht, bin nicht ich um den Schlaf gebracht. Mein Heimatort ist Baselstadt, doch jetzt hab ich die Stadt oft satt.

MARC S CHAFFNER

Mit gemischten Gefühlen – nicht pessimistisch, aber auch nicht übertrieben hoffnungsvoll – ist das regionale Gewerbe aus dem Lockdown erwacht. Der Liestaler Stadtpräsident Daniel Spinnler, beruflich Dozent für Wirtschaft, spricht als Ökonom, wenn er sagt: «Es hat viel gekostet, die Kurve nach unten zu drücken.» Als «liberaler Mensch» sei er aber auch der Meinung, dass das zum unternehmerischen Risiko dazu gehöre. Die Gewerbler am Unternehmertreff der Handelskammer beider Basel (HKBB) von letzter Woche pflichteten ihm bei. Da der Treff nicht wie geplant im Rathaus stattfand, sondern online, nutzte Daniel Spinnler die technischen Möglichkeiten, um eine Online-Umfrage durchzuführen. Die Resultate der 19 Teilnehmenden waren recht homogen: Niemand hatte die Kreditmöglichkeiten des Bundes oder die Soforthilfe des Bundes beansprucht, niemand musste bisher Entlassungen aussprechen, und die meisten waren der Meinung, dass ein Unternehmen zwei Monate überleben können sollte, ohne Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Aussage, die man in den letzten Wochen wiederholt hörte, auch in Liestal, war: «Einen zweiten Lockdown übersteht mein Unternehmen nicht.» Die teilnehmenden Unternehmer stimmten dem jedoch nicht (70 %) oder eher nicht zu. Ein Webinar-Teilnehmer warnte davor, Dinge zu beschliessen, unter dem Eindruck der Krise und dem Motto «der Staat regelt alles», die man später nicht mehr wegbringe. Wie sieht es im Herbst aus? Auf die Frage, ob die Konsumentinnen und Konsumenten nun Nachholbedarf hätten, divergierten die Antworten stark. Ein Vertreter aus dem Dienstleistungssektor berichtete, dass seine Firma im Moment sehr gut ausgelastet sei, aber dass die Nachfrage langsam sinke. Acht bis zehn Wochen hätten gefehlt, um mit Kunden zu diskutieren und Produkte vorzustellen: «Wie sieht es im September, Oktober, November aus?» Ein runderes Bild als die Online-Umfrage vermittelt eine Situationsanalyse, die die Stadt Mitte April im Stedtli durchführen liess. Nur eine kleine Zahl Unternehmen sieht ihre Zukunft gefährdet, fast alle haben Kurzarbeit angemeldet, die Soforthilfe des Kantons wurde geschätzt. Bei der Kreditmöglichkeit des Bundes hatten viele Respekt vor der Rückzahlung. Daniel Spiller stellt einen «Gap» fest zwischen denjenigen, die sofort von der Krise betroffen gewesen seien und bei denen es jetzt schon wieder aufwärtsgehe, und denjenigen, die den Einbruch erst jetzt erleben würden. Die Stadt werde zum Teil, aber nicht alle, ihre Investitionen vorziehen, um das Gewerbe über einen längeren Zeitraum mit Aufträgen zu unterstützen. Daniel Spinnler erwähnte Unterhaltsarbeiten von 200 000 Franken, den Anschluss der Wasserleitung an Bubendorf im Rahmen von 1,8 Millionen Franken und die

Ich wohn’ im Baselbiet in Reinach, dort ist es übrigens ganz fein. Ach! Nur fehlt das dörfliche Ambiente. Man sucht hier Wohnung, Ruhe, Rente. Man nimmt das Tram nach Basel auch, so ist es eben hier der Brauch. als ich das Stedtli an der Ergolz sah, da raunte es in mir: Oh lala! Ein Städtchen ist’s, das Charme hat wohl, man ist sehr gerne hier, wiewohl da gibt’s halt auch gar solche Ecken, die man am liebsten würd’ verstecken. Doch steht auch Schönes überall, fährt man nicht durch mit Überschall. Denkmäler für Spitteler und Herwegh, findest du leicht auf deinem Querweg.

Ein neuer Morgen: Das Stedtli erwacht langsam aus dem Lockdown und der letzten Nacht … Sanierung des Gitterli-Bades mit einem Kredit von 1,7 Millionen Franken. Auf neue Investitionen, die «die Stadt Liestal weiterbringen», will Daniel Spinnler ebenfalls nicht verzichten und hofft auf die Unterstützung des Einwohnerrates. Auch die Quartierpläne sollten vorangetrieben werden, damit Investoren bauen könnten. Von Finanzhilfen will Spinnler hingegen absehen, das führe zu einer «Vollkasko-Mentalität». Die Stadt versuche aber, keine Hürden aufzubauen, beispielsweise bei der Bauverwaltung und im Bewilligungswesen. Rechnungen bezahle die Stadt rasch und bei ihren Kreditoren sei sie kulant. Eine halbe Million Franken koste es Liestal, dass der Steuerverzugszins aufgeschoben sei. Steuereinnahmen sinken Wie sich die Lage entwickle, sei im Moment sehr schwierig zu sagen, meinte Peter Nefzger, Leiter der kantonalen Steuerverwaltung, der sich ebenfalls ins Webinar eingeklinkt hatte. Gemäss der Prognose von BAK Basel sähen die Zahlen 2020 und 2021 schlecht aus, in den Folgejahren gehe es wieder aufwärts.

Für Juli und Oktober habe der Kanton weitere Prognosen bestellt. Daniel Spinnler rechnete die Zahlen einer Studie, die einen Rückgang bei den Steuern natürlicher und juristischer Personen voraussagt, für die Stadt Liestal hoch. Mit zwei Millionen, die aufgrund der Unternehmenssteuerreform 17 wegfallen, kommt er auf ein Loch von 6 Millionen Franken. Mittelfristig würden Effekte auch auf Kostenseite zu spüren sein, etwa in der Sozialhilfe. Ob die Stadt die Ausgaben zurückfahren oder Konjunkturstützung leisten solle, sei eine Frage, die sich der Stadtrat stellen müsse. Export sicherstellen Auch die HKBB ist «dran an der Bewältigung dieser Zeit», sagte Andreas Meier, Abteilungsleiter Mitglieder und Netzwerk. Die Stabilisierung der Wirtschaft und Zweitrundeneffekte seien die Themen, mit denen sich die HKBB in nächster Zeit beschäftigen werde. Wichtig sei, dass es keine neuen Steuern gebe, etwa eine «Corona-Steuer», dass die Personenfreizügigkeit erhalten bleibe, die Grenzen offen blieben und

FOTO: U. ROTH

der Betrieb des Euroairports sichergestellt werde. «Damit unsere Wirtschaft wieder aus dem Vollen schöpfen kann», wie es sich Andreas Meier wünscht. Absolut zu verhindern sei das faktische Ende der bilateralen Verträge mit der EU, wie es die Annahme der «Kündigungsinitiative» am 27. September bedeuten würde. Digitalisierungsschub Corona habe auch einen Digitalisierungsschub ausgelöst, fuhr Andreas Meier fort. Die HKBB unterstütze ihre Mitglieder in diesen Fragen mit einem Beratungsangebot. Thorsten Hohmann, Abteilungsleiter Export und Import, wies auf das Tool «e-origin» für die Online-Beglaubigungen von Exportdokumenten hin. Daniel Spinnler sieht es als Chance an, wenn Liestaler Geschäfte sowohl lokal als auch mit einem Online-Shop präsent sind. Insbesondere unterstützt er eine gemeinsame Lösung für das ganze Stedtli, ein «Omnichannel-Stedtli 4.0, um Zalando und Co. entgegenzuhalten». Mehr zum Thema: Seite 6

Und mitten in dem schönen Stedtli – schau niemals jetzt aufs Gellerettli – find’st du die Stadtkirch’ ganz in Rot, mit einem Riesenangebot.. Neben Gottesdiensten gibt es da die Baselbieter Konzerte und von nah und fern strömen die Massen, um von Musik sich erfreu’n zu lassen. Die Kantonsbibliothek ist echt der Hammer, eine raffinierte Medienkammer. Auch im Museum Baselland gibt’s nie zu sehen eitlen Tand. Liestals Banntag ist befleckt, weil politisch nicht korrekt. Die Frauen sind hier ausgeschlossen, bis dass die Flinten ausgeschossen. Doch scheint an Fasnacht man das Trennen der zig Geschlechter nicht zu kennen. Der Chienbäse, nun, ich sag’s nicht fein, soll nundefaahne Weltkulturerbe sein. Noch vieles gäb›s zu sehen und zu schmecken. Doch kann ich alles nicht abdecken. «Wär’ Liestal nur näher!», sag ich fluchend, das Stedtli mit der Seele suchend. THOMAS BRUNNS CHWEILER

Daniel Spinnler informierte am Online-Unternehmertreff aus Sicht der Stadt Liestal. SCREENSHOT: M. S CH AFFNER

Die Restaurants und Geschäfte sind bereit: Wer durchs Törli schreitet, trifft auf eine einladende Szenerie. FOTO: U. ROTH


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