LENZBURGER WOCHE
DONNERSTAG, 23. AUGUST 2018
Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.
PP 5600 Lenzburg · Nummer 34 · Post CH AG
SALZKORN Zugfahrt in die Kindheit Kürzlich fuhr ich mit dem Zug von Chur nach Poschiavo. Die Bahnfahrt dauert gut vier Stunden. Auf einer meterbreiten Schmalspur schlänRolf Kromer gelt sich die Rhätische Bahn von Chur dem Rhein entlang, vorbei an der blocherschen Ems-Chemie nach Bonaduz. Bald lässt sie die letzte grosse Fabrik, die Mineralwasserquelle Rhäzüns, hinter sich. In Thusis beginnt die Unesco-Welterbe-Strecke, welche bei Filisur über den millionenfach fotografierten Landwasserviadukt und später durch den Albulatunnel nach Samedan führt.
Die Teilnehmer am Podium «Bringen Schlösser Arbeitsplätze?»: Claude Wagner (Dozent für Standortmarketing FHNW), Mani Sokoll (Leiterin Standortförderung LLS), Regierungsrat Urs Hofmann und Unternehmer Rolf Kasper. Foto: Melanie Solloso
«Innovativer Genuss» als Marke? Lenzburg Wie soll die Region Lenzburg-Seetal vermarktet werden? Über den Vorschlag «Innovative Genussregion» wurde am Forum «Wirtschaft trifft Politik» diskutiert. ■
FRITZ THUT
B
ereits zum vierten Mal lud der Gemeindeverband «Lebensraum Lenzburg-Seetal» (LLS) zum Forum «Wirtschaft trifft Politik» in den Alten Gemeindesaal nach Lenzburg. Der Titel «Bringen Schlösser Arbeitsplätze?» sei «bewusst etwas provokativ» ausgefallen, räumte LLS-Präsident Daniel Mosimann in seiner Begrüssung ein. Es ging um mehr als Schlösser, es ging um Standortförderung generell, wie Claude Wagner, Dozent für Standortmarketing an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), in seinem einleitenden Referat ausführte. Zusammen mit seinem Team hatte Wagner die
Region Lenzburg-Seetal analysiert und dabei Stärken und Chancen offengelegt. Damit wurden Grundlagen geschaffen, um festzulegen, unter welcher Marke der Raum Lenzburg im inner- und interkantonalen Wettbewerb seine Position als Standort für Arbeitsplätze verbessern kann. Aufgrund der beiden eruierten Stärken Innovation (vor allem im Bereich Maschinenbau) und Genuss (mit Betrieben in allen drei Wirtschafts-Sektoren) schlägt Wagner «Innovative Genussregion» als Marke vor. Rund um diesen Input von aussen drehte sich die anschliessende Podiumsdiskussion.
Böju statt Luzern für Chinesen?
Regierungsrat Urs Hofmann lobte dabei den LLS, das Thema Standortmarketing aktiv zu bewirtschaften. Mani Sokoll, die seit Februar Leiterin der LLS-Standortförderung ist, schilderte die Schwierigkeiten, schon eine solch kleine Region mit 26 angeschlossenen Gemeinden auf einen einheitlichen Kurs zu bringen: «Es ist ein Riesenspagat.»
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Dies wurde deutlich, als das Podiumsgespräch in Richtung Tourismusdebatte abdriftete. Für den Hotel- und Gastro-Unternehmer Rolf Kasper gibt es hier noch grosses Potenzial: «Die Region schläft touristisch.» Am Hallwilersee sehe er sehr selten Autos mit ausländischen Nummernschildern. Dies rief Wirtschaftsminister Hofmann auf den Plan. Man habe in den letzten Jahren viel für den Tourismus getan, doch gehe es nicht darum, «Chinesen von Luzern nach Böju umzulenken». Er sehe durchaus Vermarktungspotenzial beim Standort Lenzburg und bei den Schlössern: «Der Hallwilersee ist international gesehen vielleicht doch nicht das Nonplusultra.» Vor einer Fokussierung auf die Schlösser warnte hingegen Fachmann Wagner: «Dieser Begriff ist bei vielen Jungen eher negativ besetzt.» Das Podium kam nicht zu einer einvernehmlichen Beurteilung, doch lieferten die teilweise amüsanten Aussagen eine schöne Grundlage für die anschliessenden Apéro-Diskussionen.
Wir sagten früher Samaaden. Im Zuglautsprecher kündigt eine Damenstimme Sameeden an. Was auch immer stimmt; mich erinnert diese Ortschaft an die Kindheit. Hier war ich in der Primarschule im Sommerlager und in der Oberstufe im Skilager. Manchmal hatte ich Heimweh. Aber das Lenzburger Ferienhaus wurde für mich auch eine zweite Heimat. Einmal lag ich mit Scharlach im Bubenzimmer und wollte nur noch heim. Ein anderes Mal tschutteten wir im Sommer auf dem Sportplatz neben dem Schulhaus und ich schoss ein Eigentor. Auch zwanzig Jahre später kann ich mir noch immer nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass der Ball an mein Bein und von dort in unser Tor prallte. Einmal führten wir am letzten Abend einen Sketch auf, der so gut ankam, dass ich mir einbildete, ein wahnsinnig talentierter Schauspieler zu sein. Woran ich mich komischerweise nicht erinnere, ist die Grösse von Samedan. Der Blick aus dem Zugfenster auf Samedan stimmt nicht mit meiner Erinnerung überein. Ich sehe eine Kleinstadt, kein Bergdorf. Aber vielleicht war Samedan schon vor zwanzig Jahren eine Kleinstadt und es ist mir einfach nicht aufgefallen, weil anderes wichtiger war. Den Bach zu stauen zum Beispiel oder dem Fussball hinterherzujagen. Rolf Kromer, Lenzburg