DORNECK SEEWEN
Schriftsteller und Musiker: Matinee mit Roger Monnerat.
jjz. Der Hafen von Rotterdam hat es Roger Monnerat angetan. Aus dem einstmals pulsierenden Meeranstoss mit Tausenden von Schiffen, die täglich beladen oder entladen wurden, ist heute ein stiller Ort geworden, wo nur noch Kräne und Maschinen ihre Arbeit verrichten und die Arbeiter verschwunden sind. Dreck, Lärm und öliges Wasser sind ruhigen, sauberen Hafenanlagen gewichen. Das bewegt den Schriftsteller und er schreibt sich im Buch «Am Ende der Rhein» seinen Groll von der Seele. Dabei hat er immer seinen Vater vor Augen, eine bäuerlich handwerkliche Unschuld, wie er ihn beschreibt. Der Vater, der im Spital vom Sterben gesprochen und davor auch Angst hatte. «Alles hat ein Ende, wie auch der Hafen von Rotterdam», fasst Monnerat zusammen. An der Matinee der Gesellschaft des Museums für Musikautomaten Seewen skizziert Thomas Brunnschweiler das Leben von Roger Monnerat. «Der 1949 geborene Autor aus Basel ist leider viel
Müller hat elf Stimmen mehr
FOTO: JÜRG JEANLOZ
zu wenig bekannt», bedauert Brunnschweiler, der selbst Schriftsteller ist. Monnerat habe seine Schulen in Birsfelden und Basel absolviert und die Matura am naturwissenschaftlichen Gymnasium abgeschlossen. Nebst Reisen und Gelegenheitsarbeiten habe sich Monnerat schliesslich der Neuen Linken angeschlossen. «Ich war einer der 68er-Generation, die damals mit Butter- und Fleischbergen sowie der Milchschwemme konfrontiert war», ergänzt Monnerat. Er war Mitbegründer der Wochenzeitung «WOZ» und bis 2003 auch deren Redaktor. Als gesellschaftskritischer Geist prangert er die Robotertechnologie und Digitalisierung an. Da kommt ihm das Museum für Spielautomatenmuseum gerade recht. «Sie drehen sich im Kreise», beginnt er zur Melodie von Pascal Comelade zu singen. Er meint die rührenden Puppen, verspielten Soldaten, mechanischen Uhren und Spielautomaten. «Sie sind ohne Nutzen und stellen kein Ding her, so zwecklos und geistreich, wie ich gerne wär!» Jahrmarktmusik begleitet seine tiefe Stimme, die Gäste in Seewen spenden ihm Beifall. Seine Worte sind verworren, unterhaltsam und anregend zugleich. «Ich dreh mich im Kreis wie ein Zirkuspferd, wie hab ich verdient, was mir widerfährt.»
WITTERSWIL
Herbsttage in einem Meer von Rosen
Familienbetrieb Gärtnerei Allemann: (v. l.) Ursula, Regula, Rolf, Rico und Nelly Allemann, umgeben von Rosen. FOTO: GABY WALTHER gwa. Ideales Klima herrscht im grossen Treibhaus der Gärtnerei Allemann. 25 000 Rosenstöcke gedeihen hier. Während des ganzen Jahres werden täglich Rosen geschnitten und im Laden an Privatpersonen und Blumengeschäfte verkauft. «Am beliebtesten sind momentan die weissen Rosen. Die rote Rose hat etwas an Stellenwert verloren», weiss Geschäftsführer Rolf Allemann zu berichten. Die Gärtnerei führt in ihrem Sortiment aber nicht nur Schnittrosen, sondern auch eine Vielfalt am Strauch-, Kletter- und Duftrosen. Nebst den vielen verschiedenen Rosen – sie machen rund einen Drittel des Verkaufs aus – gibt es noch viele andere Pflanzen zu bewundern. So werden unter anderem über sechzig Sorten Geranien angeboten und bereits stehen die Weihnachtssterne für den Verkauf bereit. Am letzten Wochenende stand jedoch die Königin der Blumen im Mittelpunkt. Die Gärtnerei Allemann hatte
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SEEWEN
Im Buch klingt die Melodie
An der Matinee im Musikautomatenmuseum in Seewen las Autor Roger Monnerat Geschichten aus seinem Buch «Am Ende der Rhein» und sang Lieder, die seine Gefühlswelt mit Jahrmarktmusik untermalten.
Donnerstag, 27. Oktober 2016 Nr. 43
zum Anlass «Herbsttage 2016» eingeladen. Nebst den zahlreichen Rosen konnten die kunstvollen Gestecke und Arrangements – gerade mit Hinblick auf den Feiertag von Allerheiligen, wo die Gräber neu geschmückt werden – bewundert werden. Wer wollte, konnte sich vor romantischer Blumenkulisse ablichten lassen. Festwirtschaft, Musik am Sonntag und ein Stand vom Weinbau Urban Thüring aus Ettingen ergänzten den Anlass. Der Familienbetrieb in Witterswil bietet Arbeit für 25 Vollzeitstellen. Rolf Allemann ist es wichtig, in seinem Sortiment hauptsächlich Pflanzen zu kultivieren und zu verkaufen, die robust sind und gut in unserer Region gedeihen. Als einzige Gärtnerei in der Schweiz werden hier die meisten Pflanzen noch im Ton- statt im Plastiktopf verkauft. Die Pflanzen sind dadurch widerstandsfähiger. Und natürlich stammen die Tontöpfe aus Schweizer Produktion.
An der Gemeindeversammlung vom letzten Donnerstag wurde der Gemeinderat von Seewen für mangelnde Arbeit gerügt. Am Sonntag wurde Exekutivmitglied Thomas Müller zum Gemeindepräsidenten gewählt und Patrick Watermann hatte das Nachsehen. Bea Asper
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Mit Blumen: Thomas Müller (links) verabschiedete letzten Donnerstag an der Gemeindeversammlung Philippe Weber, der im Mai als Gemeindepräsident demissioniert hat. Letzten Sonntag wurde Müller mit 155 Stimmen zum neuen GeFOTO: BEA ASPER meindepräsidenten von Seewen gewählt.
ie gesetzliche Frist umfasst sieben Tage, der Gemeinderat von Seewen hatte zehn Tage vor der ausserordentlichen Gemeindeversammlung die Bevölkerung eingeladen — und die Seewener erschienen zahlreich. Doch selbst die auf der Gemeindeverwaltung zusätzlich eingesehenen Unterlagen seien nicht ausreichend und teilweise fragwürdig, rügten Votanten letzten Donnerstagabend im Schulhaus Zelgli und beantragten bei allen Sachgeschäften Nichteintreten. Das Thema «Schaffung von Wohnraum für Asylsuchende im alten Schulhaus Gässli» wurde mit grossem Mehr zur Überarbeitung an den Gemeinderat zurückgewiesen — und es wurde nicht mit Kritik gespart. Der Gemeinderat wolle grünes Licht ohne detaillierte Kostenvoranschläge vorlegen zu können und der vom Gemeinderat beantragte Rahmenkredit von 50 000 Franken für die Bereitstellung des Wohnraums sei illusiorisch, monierten ehemalige Exekutivmitglieder. Der Gemeinderat habe seine Hausaufgaben ungenügend gemacht, das Variantenstudium fehle oder sei
nicht transparent. Weiter liessen Versammlungsteilnehmer den Gemeinderat wissen, dass sie sich übergangen fühlen: Wenn ein Gemeinderat den Umzug eines Kindergartens plane, sollte er die Betroffenen vorgängig darüber informieren und eine Meinungsfindung zulassen. Das Geschäft «Umzug Kindergarten ins Schulhaus Zelgli» wurde von der Versammlung mit Nichteintreten zurückgewiesen. Umstritten war auch der vom Gemeinderat beantragte «Umzug der Gemeindeverwaltung und der Baukommission in die Raiffeisenbank». Die Mehrheit der Versammlung stimmte den Mehrkosten aber zu und machte den Weg frei für den Umzug aus den jetzigen «Kellerräumen, in denen die Arbeitssituation menschenunwürdig ist», wie der Gemeinderat zu bedenken gab. Allerdings stimmte die Mehrheit dem Antrag aus der Versammlung zu, der
VERANSTALTUNG
SEEWEN
Ein Fürst und ein Bischof zu Gast
Ein Nachspiel ist nicht ausgeschlossen
Am kommenden Sonntag, 30. Oktober, findet der traditionelle Familiensonntag der CVP DorneckThierstein in Büren statt. Die Veranstaltung findet im neuen Ökonomiegebäude der Familie Vögtli im Gebiet «Uf Hägen» ausserhalb des Dorfes statt. Antoinette und Andreas Vögtli haben dabei Pioniergeist bewiesen und für ihren Neubau Buchenholz aus dem eigenen Wald verwendet, anstatt wie sonst üblich auf Nadelholz zu setzen. Damit möchte Andreas Vögtli, der auch als Präsident des Solothurner Bauernverbandes amtet, die Nutzung des Buchenholzes fördern, denn die einheimische Buche wächst in unserer Region wegen den kalkhaltigen Böden besonders gut. Thomas Studer, Kantonsrat und Präsident von Pro Holz Solothurn wird in seinem Referat über das Bauen mit Schweizer Holz über die neusten Entwicklungen berichten. Es gibt aber nicht nur Buchenholz zu bewundern, denn die CVP Büren hat ein reichhaltiges Programm mit hochkarätigen Gästen zusammengestellt. Nach der Begrüssung um 10.45 Uhr findet der Feldgottesdienst mit Pfarrer Kilian Maduka statt, danach gibt es das Mittagessen mit Köstlichkeiten vom Grill. Der Landammann Roland Fürst und der Ständerat Pirmin Bischof richten ihre Grussworte an das Publikum. Für Kinder und Junggebliebene wird ein Unterhaltungsprogramm angeboten. Schliesslich runden Kaffee und Kuchen das kulinarische Angebot ab. Micha Obrecht CVP Dorneck-Thierstein
Mietvertrag für die Räumlichkeiten im Bankgebäude soll vorerst für nur ein Jahr gelten anstatt für fünf Jahre. Sollte die Hauseigentümerin bei den Nachverhandlungen auf die verkürzte Kündigungsfrist nicht eingehen wollen, müsste der Gemeinderat das Geschäft wieder vor die Gemeindeversammlung bringen, hiess es. Müller wird Gemeindepräsident Trotz Kritik am Donnerstag wurde Thomas Müller, der im Mai nach der Demission von Philippe Weber ad interim die Gemeindeführung übernommen hat, am Sonntag an der Urne zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt mit 155 Stimmen. Sein Konkurrent Patrick Watermann kam auf 144 Stimmen. Er ist somit nicht im Gemeinderat. Im zweiten Wahlgang hatten 64 Seewener leer eingeworfen, vermeldete das Wahlbüro.
Hartnäckig: Patrick Watermann fordert Transparenz. FOTO: BEA ASPER
bea. Nach der Wahl ist vor der Wahl: In Seewen gehen offenbar die Auseinandersetzungen weiter. Wochenblatt: Herr Watermann, was sagen Sie zum Wahlresultat? Patrick Watermann: Ich bedanke mich bei den 144 Wählern und nehme diese Unterstützung als Ansporn, weiterhin in Seewen für Veränderungen einzustehen — und aufzuzeigen, dass es unwürdig ist, neue Ideen als bedrohlich darzustellen und als Gefahr für Bestehendes. Insgesamt fehlten nur wenige Stimmen, um die gewohnten Seilschaften zu sprengen und eine neue Ära einzuleiten. Sie hatten Thomas Müller herausgefordert, weil Sie in der Gemeinde Vetternwirtschaft vermuteten und mehr Transparenz einforderten. Wie soll es nun weitergehen? Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass in Seewen Licht ins Dunkle kommt. Ich fragte nach den Baubewilligungen für Umbauten im Dorf, bei denen der Gemeindepräsident baulich tätig war. Ich werde weiter kritisch hinschauen. Und ich mache auf die Unzulässigkeit aufmerksam, dass Peter Mül-
ler in der Baukommission das Sagen hat, während sein Sohn Thomas Müller Gemeindepräsident ist. Ich werde nun eben aus der Opposition heraus den Finger darauf halten, dass in Seewen mit gleich langen Ellen gemessen wird. An der Gemeindeversammlung vom letzten Donnerstag hatten frühere Exekutivmitglieder dem jetzigen Gemeinderat vorgeworfen, bei den Sachgeschäften zu wenig gründlich gewesen zu sein und sogar falsche Zahlen genannt zu haben. Was sagen Sie dazu? Wenn an einer Gemeindeversammlung bei drei Geschäften grosse Fragezeichen bestehen und es offensichtlich ist, dass Sachkenntnisse fehlen, dann widerspiegelt dies eben die Problematik. Ehrlich gesagt, steckt für mich darin nicht nur Unwissen, sondern eine Absicht, das Volk zu täuschen. Ich kann mir vorstellen, die Gemeindeversammlung wird noch ein Nachspiel haben. Nur die Faust im Sack zu machen, kann es in einer Demokratie nicht sein. Doch gut Ding will Weile haben. Deswegen weiss ich, es wird Zeit und Kraft brauchen, Veränderungen in Gang zu bringen.