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THEMENWOCHE GYMNASIUM LAUFEN INTERVIEW

Wie sind Sie auf das Thema gekommen? Am Radio hatte ich mal den Ausdruck «building bridges» aufgeschnappt. Das regte mich in den folgenden Wochen zu Verknüpfungen an. Wenn man mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, erkennt man, wie oft man mit diesem Thema konfrontiert wird. Einerseits finde ich Brücken vom Bau und ihrem Zweck her faszinierend, andererseits berührt mich das Thema im übertragenen Sinn. Brücken spielen im Alltag eine zentrale Rolle. An unserem Gymnasium ist eine Schülerschaft aus drei Kantonen untergebracht, Oberstufe und progymnasiale Stufe begegnen sich. Persönlich verbinde ich viele bereichernde Erlebnisse mit Brücken, auf Reisen und im Alltag.

Wer organisiert die Themenwoche und welche Idee steckt dahinter? Für die Themenwoche bildeten Christoph Keller, Sarah Werder und ich ein Organisationskomitee. Die Treffen gestalteten sich sehr konstruktiv, locker und angenehm. Im Vorfeld wurden auch Themen wie «Olympiade» oder «Schwarz-Weiss» auf den Tisch gebracht. Um eines der Themen herum sollten sich verschiedenste Kurse etablieren. Wieso einigte man sich auf das Thema «Brücken bauen»? Aufgrund der vielen Gestaltungsmöglichkeiten wurde schliesslich mein Thema «Brücken bauen» gewählt. Alle Lehrpersonen sollten sich durch ein möglichst weit gefasstes Thema mit Ausgestaltungspotential angesprochen fühlen.

Leiten Sie einen Kurs? Ich bin beim Kurs «Das Schulfest baut Brücken» mit dabei. Zusammen mit Céline, Jasmin und Sabrina kümmern wir uns um den Bereich «Information». Haben Sie einen Favoriten? Ich hätte wohl die Qual der Wahl. Es ist spannend zu erfahren, welches Programm all die angebotenen Kurse beinhalten. Eine der Verlockungen wäre «Über sieben Brücken musst du gehen» oder «Brücken bauen zwischen Berg- und Talbevölkerung». Letztlich führen alle Brücken zum Schulfest. Dieses Fest bildet die Krönung und den Abschluss der Themenwoche und stellt ebenfalls etwas Verbindendes dar. Die Schule lädt Angehörige, Freunde der Schule sowie die breite Öffentlichkeit herzlich ein, gemeinsam einen unvergesslichen Abend zu verbringen und zu geniessen.

«Es braucht Mut zur Begegnung» Im Rahmen der Themenwoche unternahmen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Laufen gemeinsam mit den Bewohnern des Behindertenwohnheims «Kästeli» einen Ausflug in den Basler Zoo. Jil Claire Schulz

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ie letzte Schulwoche vor den Sommerferien bricht an. Diese mag für manche unangenehm sein, nicht aber für die Schüler des Gymnasiums Laufen: Die Themenwoche mit dem diesjährigen Motto «Brücken bauen» steht an. Im Rahmen dieser Woche wird eine ganz besondere Brücke gebaut, als sich knapp ein Dutzend Jugendliche auf den Weg zum Zoo Basel machen, wo sie auf Bewohner des Behindertenwohnheims «Kästeli» treffen, um mit ihnen den Nachmittag im Freien zu verbringen.

Flavia Biri und Julia Gunti König der Tiere: Die Löwen begeistern.

Willkommen am Schulfest! f.b. Zum Abschluss der Themenwoche «Brücken bauen» findet heute Donnerstag, 7. Juli 2016 das Schulfest statt. Von 17.00 - 23.30 Uhr werden die Themen und erarbeiteten Produkte der insgesamt 29 Kurse im Gymnasium LaufentalThierstein präsentiert und ausgestellt. Das Neuste aus dem Chemielabor, sportliche Leistungen, Plakate, Näharbeiten aus Chipspackungen, Foto-Reportagen und etliches mehr gibt es zu bestaunen; auch sammeln Schüler und Schülerinnen Geld für Flüchtlinge.

Zudem wird ein vielfältiges Verpflegungsprogramm angeboten – unter anderem: Leckeres aus der Molekularküche, Fribourger Spezialitäten, Risotto und Fajitas. Den Höhepunkt des Abends bildet das Musical «Alice im Wunderland» der Klasse P2m. Die Vorführungen finden um 18 Uhr und um 20.30 Uhr in der Aula statt. Das Schulfest wird im öffentlichen Rahmen gefeiert. Es sind sowohl Eltern und Bekannte als auch Interessierte und Freunde des Gymnasiums Laufen herzlich eingeladen, mitzufeiern und den Abend zu geniessen.

UMFRAGE ZUR THEMENWOCHE

Stimmen aus dem Schulhaus Li Ting Luong, 12. Klasse: «Ich besuche den Kurs ‹Brücken der Hoffnung›. Wir haben zwei Gruppen. Einige nähen Taschen und Etuis aus Chipspackungen. Die andere Gruppe, in der ich bin, mixt Cocktails. Beides werden wir am Schulfest verkaufen und das eingenommene Geld kommt Flüchtlingen zugute. Ich freue mich auf die Woche und vor allem auf die Cocktails.» Ron Korak, Englischlehrer: «Ich leite bereits zum zweiten Mal einen Schachkurs, da er letztes Mal ein grosser Erfolg gewesen ist. Und auch dieses Jahr haben sich wieder viele Schülerinnen und Schüler angemeldet. Ich finde diese Themenwoche super und freue mich jedes Mal wieder. Wenn es nach mir ginge, könnte man sogar jedes Jahr eine Themenwoche machen.» Filomena Montemarano, Französischlehrerin: «Am besten gefällt mir an der Themenwoche, wenn ich sehe, wie alle an einem Strick ziehen, wie die Vorbereitungen fürs Fest immer konkreter werden und am Schluss die Nervosität steigt. Das Gymnasium Laufen als Gastgeber zeigt sich dann von der besten Seite und wir Lehrerinnen und Lehrer werden für un-

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KENNENLERNEN

Das Gymnasium Laufen baut Brücken

Interview mit Christine Kohler, Französisch-, Deutschlehrerin und OKMitglied der Themenwoche.

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seren grossen Arbeitseinsatz so kurz vor den Sommerferien nochmals belohnt.» Joshua Kauf, 8. Klasse: «Ich bin im Chemiekurs ‹Brücken in der Chemie› und finde es super. Wir erforschen die Wasserstoffbrücken. Alles ist sehr gut organisiert und wir machen viele Experimente, das heisst, alles ist sehr praxisnah und lehrreich. Am Schulfest verkaufen wir dann unsere selbst hergestellten Frozen Yoghurts und Drinks mit Trockeneis.» Jonas Linder, 9. Klasse: «Ich besuche den Kurs ‹Brücken der Region›. Wir haben spannende Informationen über verschiedene Brücken gesammelt, welche wir nun besichtigen. Wir machen verschiedene Wanderungen und Ausflüge zu diesen Brücken und stellen unsere Informationen vor Ort der ganzen Gruppe vor. Wir basteln auch grosse Plakate, die man am Schulfest betrachten kann. Bis jetzt gefällt mir die Themenwoche sehr gut.» Petra Schneider, 7. Klasse: «Ich übe mit meiner Klasse das Musical ‹Alice im Wunderland›. Es ist nicht das Originalstück, sondern eine abgeänderte Version. Am Schulfest wird es dann zweimal aufgeführt.»

Hand in Hand: Die Erdmännchen werden bestaunt.

Im «Kästeli» werden Erwachsene mit einer Behinderung betreut. Das Heim unterstützt die Bewohner in allen Lebensfacetten und fördert sie in der Entwicklung ihrer Selbstständigkeit. Bis anhin hatten die Schüler keinen Bezug zu behinderten Menschen, sie seien aber «offen für neue Eindrücke». Im Zoo angelangt, werden kleine Gruppen gebildet, um gegenseitiges Vertrauen zu gewinnen und einen intensiven Austausch zu ermöglichen. So sind auch die anfänglichen Berührungsängste bald überwunden. Hand in Hand geht es zu den schweren Elefanten, den stolzen Löwen und auch die farbenfrohen Flamingos bereiten strahlende Augen. Es wird deutlich, wie sehr die Behinderten diesen Kontakt zur Aussenwelt, gerade auch zu jungen Leuten, geniessen. Eifrig werden die Schüler über ihre Wohnorte und Familien befragt, genauso findet man aber auch Zeit, um

FOTOS: JIL CLAIRESCHULZ

über die Tagesabläufe im Wohnheim und über die persönlichen Lieblingsbeschäftigungen zu diskutieren. Das Fazit der Schüler fällt sehr positiv aus. «Bis zu diesem Treffen war uns ihre Welt vollkommen fremd. Nun können wir zurückblicken auf eine tolle und lehrreiche Erfahrung», so Céline Emch und Selina Heller. Durch die offenen Gespräche sei schnell deutlich geworden, wie viele Parallelen es zwischen den beiden Welten gibt. So machen sich alle gut gelaunt und vollbepackt mit neuen Eindrücken auf den Nachhauseweg. Auf die Frage, was unsere Gesellschaft am Umgang mit Behinderten verbessern könnte, antwortet Angelika Becker, Mitarbeiterin der Aktivierung, ganz einfach: «Mut zur Begegnung. Die Gesellschaft soll Mut haben, diese Menschen kennenzulernen, denn man wird mit grenzenloser Herzlichkeit bezahlt.»

GESTALTEN

«Kunst ist die Brücke zwischen Mensch und Natur» Morgens um acht Uhr im Hof des Schlosses Zwingen. Eine Gruppe Jugendlicher steht im Kreis und hört aufmerksam ihrem Kunstlehrer Martin Meury zu. Dieser ist gerade dabei zu erklären, wie man die technischen Schwierigkeiten, eine Brücke zu zeichnen, überwindet. Nach einem kurzen Rundgang in der Umgebung des Schlosses, haben sich die Schülerinnen und Schüler bald alle verteilt und widmen sich ihrer Aufgabe: Brücken sammeln. Von diesen finden sich beim Schloss Zwingen nämlich einige, ob aus Stein, Holz oder moderne Brücken aus Beton. Aus allen erdenklichen Winkeln werden sie fotografiert, gezeichnet oder gemalt – teils mit unterschiedlichsten Utensilien. Für Martin Meury ist es ein Vergnügen, den gestalterischen Kurs zu leiten. «Es ist doch schön, den ganzen Tag in der Natur zu sein, Orte zu sehen, die man sonst nicht sehen würde, und draussen

kreativ zu arbeiten», findet er. Dem können auch die Schüler beipflichten. Es sei entspannend, da man beim Zeichnen draussen einfach abschalten könne. Auch Deutschlehrer Amedeo Fantozzi findet, der Kurs sei eine tolle Sache. «Die Schüler sind frei, sich ihre eigenen Motive zu suchen». Es werde engagiert gearbeitet, was schön zu sehen sei, schwärmt er. Znünizeit, Martin Meury kommt mit Einkaufstüten voller Gipfeli dahergeschritten, die er anschliessend an alle verteilt. Eine nette Geste, denn beim vertieften Arbeiten kann der Hunger schon mal vergessen gehen. Als gegen Mittag alle im Schlosshof zusammenkommen und die verschiedenen Arbeiten ausgelegt und besprochen werden, wird die kreative Bandbreite, die sich in diesem Kurs ergibt, sichtbar. Von Bleistift-, Kohle-, oder Rötelstiftzeichnungen über farbige Aquarelle bis

Bleistiftzeichnung: Mit etwas Übung kein FOTO: FABIENNE JEKER Problem. hin zu Projekten mit Zeitrafferfilm oder Lightpainting ist alles vorhanden. Es ist faszinierend, wie zu einem einzelnen Thema so viele verschiedene Arbeiten entstehen können. Zu diesem Kurs passt wohl kein Zitat besser als «Kunst ist die Brücke zwischen Mensch und Natur». Fabienne Jeker

KOCHEN

Traditionelle Gerichte von Syrien bis nach Afrika Gebratenes Fleisch, geschnittenes Gemüse und geschmolzene Schokolade – in der Schulküche der Sekundarschule Laufen herrscht ein reges Treiben. Dort haben sich 32 kochbegeisterte Gymnasiastinnen und Gymnasiasten versammelt zum Kurs «Fajitas, Orkas and Bananas». Der Sinn dahinter: kulinarische Brücken bauen zu anderen Kulturen. Auf dem heutigen Menüplan steht in der einen Küche Mezze, ein typisches Gericht aus Syrien und in der anderen Küche wird traditionell afrikanisch gekocht. Um das Schulische nicht aussen vor zu lassen, halten einige Schüler informative Kurzvorträge über exotische Gewürze, bevor sie mit dem eigentlichen Kochen beginnen. Während die einen die für Afrika typischen Süsskartoffel schälen, in Würfel schneiden und mit scharfen Chilischoten würzen, werden in der anderen Küche schon mal alle benötigten Zutaten

für Mezze bereitgestellt. Das ist ein Gericht, das sich aus vielen kleinen Speisen zusammensetzt und auf einer grossen Platte serviert wird. Die Schüler haben sich mit den acht traditionellen syrischen Gerichten Humus, Taboulé, Kubba, Fladenbrot, Kofta, Auberginenpüree, Fatusch und Basbusa einiges Lecker: Die Schüler geniessen ihr selbst gemachtes vorgenommen. FOTO: SINA BAMMERT Das Dessert wird auch Essen. schon vorbereitet: Glace, Frozen Joghurt und Brownies stehen auf der Das Kochen mit allem Drum und Speisekarte. Dies hat zwar nicht viel mit Dran dauert etwa zwei Stunden und ist der afrikanischen Küche zu tun, jedoch pünktlich um zwölf Uhr beendet. Nun lassen es sich die Küchenchefs nicht neh- können die hungrigen Schülerinnen und men, bei der ersten Sommerhitze ein Schüler auch endlich von ihrem Essen kühles Dessert zu servieren. Die Gruppe kosten. Alle – auch die Lehrpersonen – Syrien bleibt beim Traditionellen und scheinen sehr zufrieden mit dem Enderbackt Basbusa, einen süssen arabischen gebnis. Sina Bammert Kuchen mit Kokosnussaroma.


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