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Donnerstag, 5. Februar 2015

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PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 6, 116. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden

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Marschhalt

Besucherrekord

Um die Gemeindefinanzen im Griff zu behalten, prüft der Gemeinderat Schafisheim unter anderem verschiedene Varianten für den Schulraum.

Schon nach zwei Monaten Laufzeit dürfen sich die Veranstalter der Ausstellung «Geld. Jenseits von Gut und Böse» über einen neuen Besucherrekord freuen.

Per Videokonferenz zum Doktor

Salzkorn Schwarz-Malerei

Wer schon einmal die Sicherheitsschranken der JVA Lenzburg passiert hat und Einblick hatte in das Leben hinter den Mauern, der weiss: Das Gefängnis funktioniert ein wenig wie ein eigenes Dorf. Nebst Bäckerei, Landwirtschaft und diversen Gewerbebetrieben sind sogar Gesundheitsdienst und Zahnarzt vor Ort. Jennifer Degen

B

erührungsängste darf die Zahnärztin Katrin Schürch keine haben: Auf ihrem Stuhl nehmen Männer Platz, die einiges auf dem Kerbholz haben. Mord, Vergewaltigung, Menschenhandel und Diebstahl, um nur einige der Delikte zu nennen. Katrin Schürch lässt sich davon nicht schrecken und kommt seit zehn Jahren jeden Mittwoch als «GefängnisZahnärztin» in die JVA Lenzburg. In einer komplett eingerichteten Praxis auf dem Grundriss dreier Zellen behandelt sie rund zwölf Fälle pro Woche. «Wer Schmerzen hat, wird behandelt», sagt sie, die im Gefängnis zum Sozialtarif arbeitet. Die Leistungen bezahlen die Gefangenen in der Regel selbst. Bei einem Tagesverdienst von rund 25 Franken liegen Luxusbehandlungen nicht drin. Im Vordergrund steht der Erhalt der Kaufähigkeit. Anders als in ihrer eigenen Praxis muss die Zahnärztin hier noch stärker auf die Kosten achten, muss Kostenvoranschläge schreiben und zum Teil mit Behörden verhandeln, wenn eine teure Behandlung dringend notwendig ist. «Zum Teil haben Gefangene schon falsche Vorstellungen und möchten das komplette Gebiss saniert haben. Diesen Zahn habe ich ihnen aber schnell gezo-

Arztzimmer im 2011 errichteten Zentralgefängnis der JVA Lenzburg. gen», lacht Schürch, die ihr Engagement im Gefängnis auch als Dienst an der Allgemeinheit sieht. Gefangene sind häufiger krank Eine wichtige Anlaufstelle in der JVA ist auch der Gesundheitsdienst im Pavillon des «Fünfsterns.» Hier hat der Leiter Gesundheitsdienst seine Praxis eingerichtet. Er behandelt intern fast alles, von Bluthochdruck über Diabetes bis hin zu Infusionstherapien. Gefangene seien häufiger krank als Menschen draussen, sagt er. Gefangene würden schneller altern und eine Haftstrafe sei generell etwas Unphysiologisches. Überdurchschnittlich viele litten unter Bluthochdruck und Fettleibigkeit, viele Insassen rauchten, und auch der psychische Druck fördere bei manch einem Krankheiten. Muss ein Gefangener auswärts zum Arzt, so etwa für eine Operation oder für ein MRI, wird dies schnell sehr teuer. Aus Sicherheitsgründen müssen mindestens ein JVA-Angestellter und ein Polizist mit-

Foto: JD

gehen, und es braucht ein geeignetes Transportfahrzeug. Um noch mehr Behandlungen intern durchführen zu können und somit Kosten zu sparen, fasst die JVA ein Versuchsprojekt ins Auge, bei dem sich Spezialisten per Videokonferenz zuschalten und so eine Diagnose stellen können. Gerade im Hinblick darauf, dass je länger je mehr Menschen im Gefängnis alt werden, dürfte dies eine zukunftsweisende Perspektive sein.

HINWEIS Im Zuge der Ausstellung des Museums Burghalde zum 150-Jahr-Jubiläum Justizvollzugsanstalt werden im Lenzburger Bezirks-Anzeiger während der Ausstellungsdauer jeden ersten Donnerstag im Monat Themen und Geschichten über das Leben hinter den Gefängnismauern publiziert. Nächstes Thema am 5. Februar: Jugendliche im Strafvollzug/in der UHaft.

In Deutschland wurde der Begriff «Blackfacing» zum «Anglizismus des Jahres» ausgerufen wie Shitstorm, Selfie oder Sexting. Das Fremdwort wird vorwiegend im Zusammenhang mit Rassismus-Vorwürfen verwendet: Wenn Heiner Halder sich an der Fussball-WM deutsche Fans beim Spiel gegen Ghana schwarz schminkten, beim Sternsingen ein Mohr mitmacht, in Holland der Schmutzli als «Zwarte Piet» auftritt, Birgit Steinegger sich als Oprah Winfrey beim Täschli-Kauf schwärzt. Wenn sich Weisse als Schwarze ausgeben, behandeln sie die Identität schwarzer Menschen als Kostüm, das sie wieder ausziehen können. Auch der deutschsprachige Begriff «anschwärzen» ist schlechtmacherisch, denunzierend. Und das ist rassistisch. Die grossen Zeiten der Black and White Minstrel Show von 1958–1978 an der BBC-Television sind endgültig vorbei. Was bedeutet das für Lenzburg? Sind die Freischaren Rassisten, wenn sie als Indianer mit roten Köpfen ins Feld ziehen oder als muslimische Araber rund um die Burg galoppieren? Wie steht es mit dem Standesbewusstsein der Piraten, dem Selbstbewusstsein der Schotten und dem Ego der Ex-DDR-Matrosen? Weil sie ohnehin immer verlieren, leiden sie alle unter doppelter Schmach. Auch wenn langbärtige Taliban, Neger mit Baströckchen und gelbe Chinesen im Manöver keine Rolle mehr spielen, werden die meisten männlichen Freischaren nach wie vor mit schwarzer Schuhwichse ver(un)ziert; die dunklen Schatten an den roten Backen der Marketenderinnen nach dem Freischarentanz sind offensichtlicher Beweis dafür. Um sich künftig vor dem Vorwurf des «Blackfacing» zu schützen, müssen sich die Freischaren wohl vorsehen. Gut, haben sie bis zum nächsten Landschaftstheater noch ein Jahr Zeit, um sich ein neues Gesicht zu geben. Heiner Halder, Lenzburg

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