Donnerstag, 13. September 2012
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INHALT Amtliche Stadt Lenzburg Stellen Kirchenzettel Im Gespräch
2–5 6/7/9 8 10/11 15
Immobilien 16/18 Region 17/19/21 Agenda 25 Szene 27
IM GESPRÄCH Die bauliche Zeitreise mit Richard Buchmüller, Leiter Stadtbauamt, hinterliess bei den vielen Interessierten bleibende Eindrücke. Seite 15
PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 37, 112. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden
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Oktoberfest
Auenstein feiert
Theater
Erich Renfer blickt auf die Anfänge dieser Tradition zurück und macht gleichzeitig klar, dass auch im 2013 ein Oktoberfest in der Stadt stattfinden wird.
Das Programm zur 800-Jahr-Feier verspricht viele Höhepunkte und wird mit einem fulminanten Feuerwerk abgeschlossen.
Eine Leiche im Schrank und nicht im Keller hat die Theatergruppe Schafisheim am 21. und 22. September.
Seit 60 Jahren vereint
Salzkorn Kaugummi
Genau heute, am Erscheinungstag dieser Ausgabe des Bezirks-Anzeigers, wird an der Dragonerstrasse in Lenzburg ein besonderes Jubiläum gefeiert, nämlich die diamantene Hochzeit. 60 Jahre ist es nun her, dass Ursula und Lui Dietiker in der reformierten Kirche von Wallisellen vor dem Traualtar standen. Pia Weber
U
rsula Luginbühl ist in Zürich Schwamendingen aufgewachsen. Sie hat in der Bäckerei Speck in Oerlikon eine Ladenlehre gemacht. Lui, wie er sich selbst nennt, getauft ist er eigentlich Ludwig, ist gelernter Metzger und in Lenzburg aufgewachsen. Als er Ursula kennenlernte, arbeitete er in einer Fleischwarenfabrik in Wallisellen. Ihre gemeinsame Geschichte begann am Katzensee mit einer Enttäuschung, weil sie nicht mit ihm schwimmen gegangen sei. Beim zweiten Mal haben sie eine Bootsfahrt gemacht, und als sie ihm helfen wollte, das Boot ans Ufer zu ziehen, sei sie Kopf voran ins Wasser gefallen, erinnern sie sich lachend. So kam es doch noch zum gemeinsamen Bad. Ursulas Eltern fanden, sie sei mit ihren noch nicht einmal 20 Jahren zu jung, um zu heiraten, aber Lui erinnert sich: «Sie sah so rosig aus. Ich dachte, wir haben das gleiche Blut, die will ich heiraten.» Offensichtlich überzeugte dieses Argument. Pfarrer Grob, ein Metzgerssohn und anscheinend Seelenverwandter, hat sie getraut, und die beiden erinnern sich auch gern an das vorangehende, sehr ausgedehnte Traugespräch bei Wein und Speck zurück. Vieles haben sie erlebt seither, und was sie zu erzählen haben, ist interessant und voller Humor. Gekocht, wenn die Chefin nicht da war Die Dietikers sind in Lenzburg keine Unbekannten. Sie kennen sehr viele Leute, sei
Ursula und Lui Dietiker feiern heute ihre diamantene Hochzeit. es von der Arbeit oder von ihren zahlreichen freiwilligen Einsätzen. Ursula war bei Frau Ziegler im «Hirschen» als Serviertochter angestellt und hat auch gekocht, wenn die Chefin nicht da war. «Die Gäste sind trotzdem noch gekommen, auch wenn sie kochte», erklärt Lui grinsend und fügt noch hinzu: «Die Lenzburger Burschen haben aber bald gemerkt, dass da schon ein Platzhirsch ist.» Nach der Hochzeit hat die junge Frau bis Ende September in der Hero gearbeitet, denn es war ja Obst- und BeerenSaison. Im Oktober kam dann Tochter Beatrice zur Welt, drei Jahre später Tochter Susanne. Die Narbe sieht man noch heute Lui arbeitete 10 Jahre beim Stadtbauamt Lenzburg. In jener Zeit hat er auch am Jugendfest in der Alten Reithalle im Auftrag des Stadtbauamts Tee an die Schulkinder ausgeschenkt und erinnert sich noch genau an den grossen Milchkrug, der oben kaputt war. «Werft den doch endlich fort», meinte eine Frau. Dass er ihn darauf nahm und von Hand zerbrechen wollte, war keine gute Idee. Die Narbe an seiner rechten Hand sieht man heute noch. Später arbeitete Lui Dietiker bei der Strafanstalt als Allrounder, Nachtwache, Sicherheitsdienst, in der Landwirtschaft und als Gewerbeablöser. Der Umstand, dass er Armeeküchenchef
Foto: PW
war und gern und gut kochte, führte dann auch dazu, dass die beiden lange Jahre in zahlreichen Kadetten-, Ski-, Schul-, Ferienund andern Lagern kochten. Es kommt heute noch vor, dass sie gefragt werden: «Waren Sie nicht mit uns im Lager?» Es gäbe noch viel zu erzählen über Ursula Dietikers Arbeit als Abwartin im reformierten Kirchgemeindehaus, Luis Zeit als Stabsfähnrich bei den Freischaren, ihre grossen Auslandreisen und viele grosse und kleine lustige Geschichten, jedoch auch die Dietikers haben nicht nur gute Zeiten erlebt. Da wäre zum Beispiel der Hirnschlag, den Lui vor rund zehn Jahren erlitt. Aber er hat sich wieder erholt und die Lähmung der einen Seite, die ihm geblieben ist, nimmt er einfach an. Mit seinem «Cadillac», dem Elektrowagen, komme er sogar noch bis zum Fünfweiher, erklärt er. «Wir hatten eine bunte Zeit, eine gute Zeit», betont Ursula zufrieden und ihr Mann stimmt ihr zu. Dass sie es so lange gut hatten miteinander, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass stets jeder die Persönlichkeit des andern achtete. Ihr seltenes Jubiläum können sie mit einer grossen Familie feiern, denn zu den zwei Töchtern und den Schwiegersöhnen sind bis heute noch sieben Gross- und drei Urgrosskinder hinzugekommen.
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«Kein Wunder, lernt dein Sohn nicht Velofahren, so ganz ohne Kaugummi», meinte meine Mutter, schaute mich streng an und zwinkerte mir nur kurz zu. Kurz und gut, nach einem Tag in Beatrice der Obhut seiner Strässle Grossmutter kam mir mein Sohn am Abend voller Freude und Stolz entgegengeradelt – mit einem Kaugummi im Mund. Das ist mittlerweile fast zwanzig Jahre her, aber es gab seither viele Augenblicke, in denen auch mir ein Kaugummi gut getan hätte – und wahrscheinlich noch so vielen anderen Mitmenschen. Es ist nicht das Kaugummikauen, das vieles erleichtert, sondern die Tatsache, dass mit ein bisschen Lockerheit der Alltag besser zu meistern ist, als verbissen die Arbeit zu tun. Sich zurücklehnen, innehalten und dann mit neuem Elan weiterfahren. Angespannt hören wir immer wieder die schlechten Wirtschaftsnachrichten und lassen uns über die seit Jahren angedrohte Krise informieren. Fast hat man das Gefühl, es müsste ein neues Berechnungsmodell über die Wirtschaftszahlen her, damit ein Minus – auch wenn nur ein kleines nach der Kommastelle – ausgewiesen werden kann. Prompt kam die Nachricht: «Wir steuern auf eine Rezession zu.» Schieben Sie sich einen Kaugummi rein und überschauen Sie ganz für sich persönlich die Situation. Ist es wirklich so schlimm? Wenn ja, dann tut es mir leid. Wenn nicht, dann besinnen wir uns doch auf die guten Dinge, wechseln mal den Kaugummi auf die andere Seite und schlussendlich müssen wir zugeben: «Es geht uns doch gut.» Nicht dass wir nun leichtsinnig werden müssen, nur vielleicht etwas locker die Dinge an die Hand nehmen, uns ab und zu über die eigene Unzulänglichkeit amüsieren, mit dem Fahrrad in der Natur herumkurven, feststellen, dass wir es wirklich gut haben. Sie können nicht Rad fahren? Funktioniert bestimmt mit Kaugummi. Beatrice Strässle, Redaktionsleiterin beatrice.straessle@azmedien.ch