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LAUFENTALER WOCHENBLATT

Donnerstag, 22. Dezember 2011 Nr. 51

LIESBERG

7 GRELLINGEN

Strom aus Küchenabfällen

Eine Unternehmensgeschichte Die Ziegler Papier AG feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Das soeben erschienene Buch «Papier und wir» erzählt die Entstehungsgeschichte des Grellinger Unternehmens, beleuchtet deren heutigen Erfolg und berichtet über die technischen Aspekte der Papierherstellung.

Besichtigung: Kelsag-Geschäftsführer Stefan Schwyzer erklärt den Wettbewerbsteilnehmern FOTO: JÜRG JEANLOZ die Biopower-Anlage.

jjz. In Liesberg ist seit September das Blockheizkraftwerk der Kelsag Biopower AG in Betrieb und liefert pro Jahr Strom für 600 Haushalte. Küchen- und Gartenabfälle sowie überschüssiger Mist und Gülle aus der ganzen Region werden seit vier Monaten nach Liesberg gebracht, wo sie in einem Gärprozess wertvolles Biogas liefern. Dasselbe wird einem Blockheizkraftwerk zugeführt, wo ein Generator Strom und Restwärme produziert. Der Strom wird ins Netz der EBM eingespeist, die Wärme wird der Anlage wieder zugeführt. 33 Gemeinden des Laufentals und des Schwarzbubenlandes sind an dieser Sammlung angeschlossen. «Mit Informationsständen und einem Wettbewerb bereiteten wir die Bevölkerung auf diese Aktion vor», erklärt Kelsag-Geschäftsführer Stefan Schwyzer. In einem Flugblatt mit Wettbewerbstalon, das an alle Haushalte der von der Neuerung betroffenen Gemeinden ging, wurde die Bevölkerung aufgefordert, die Küchenabfälle nicht mehr im Kehrichtsack zu entsorgen, sondern in einem kleinen Behälter mit kompostier- und vergärbaren Bio-Beuteln zu sammeln. Gleichzeitig stellte sie in jeder Gemeinde Container auf, wo die Beutel entsorgt werden können. Die Wettbewerbsfrage bestand darin, den Standort des Entsorgungscontainers in der jeweiligen Gemeinde zu benennen.

Über 2000 eingereichte Talons gingen bei der Kelsag ein. Zum Dank lud die Kelsag die Gewinner zu einer Besichtigung der Biopower-Anlage und zur Entgegennahme der Preise ein. Der erste Preis, ein E-Bike im Wert von 3500 Franken, ging an Roy Laffer aus Bärschwil, die anderen 33 Gewinner erhielten einen Früchte-Gemüse-Korb im Wert von 60 Franken. Bei der Übergabe kalauerte Schwyzer, dass er sehr erfreut wäre, wenn die Abfälle der Früchtekörbe wieder nach Liesberg gelangen könnten. «Wenn Sie uns 20 Bananenschalen liefern, produzieren wir daraus so viel Strom, dass Sie 90 Minuten lang gratis und CO2-neutral TV sehen können», beteuert Schwyzer. Bis zu 10 000 Tonnen kann die neue Anlage in Liesberg verarbeiten. Der flüssige Teil des Materials wird bei 55 Grad Celsius vergärt, die festen Bestandteile werden zu Humus weiterverarbeitet. Nach Anlaufschwierigkeiten läuft der Austausch an den 58 Containerstandorten problemlos. Der Speziallastwagen kann 16 Container laden, die in Liesberg geleert und gewaschen werden. Schwyzer betont, dass die Bevölkerung sehr diszipliniert mit dem Abfall umgehe und dass nur zu wenige Reklamationen seitens der Kelsag kommt. «Nutzen Sie dieses Entsorgungsangebot und leisten Sie gleichzeitig einen Beitrag an unsere Umwelt», appelliert Schwyzer an die Bevölkerung.

Gaby Walther

P

apier ist allgegenwärtig, sei es im Büro, im Haushalt oder in Bereichen, wo man es auf den ersten Blick sicher nicht vermuten würde, zum Beispiel in der Elektroindustrie. Drei Fabriken stellten im Laufental Papier her. Übrig geblieben ist nur die Ziegler Papier AG, die in diesem Jahr ihr 150jähriges Bestehen feiern konnte. «Die Geschichte der Ziegler Papier AG in Grellingen steht exemplarisch für die Erfolgsgeschichte der Schweizer Wirtschaft», schreibt Bundesrat Johann Schneider-Ammann im Geleitwort zu «Papier und wir». René L. Frey hat die Publikation zum Jubiläum herausgegeben. Das Buch solle nicht nur die Unternehmensgeschichte vor dem Vergessen bewahren, sondern die Herstellung von Papier erklären, zeigen wie Spezialisierung, Prozess- und Produktinnovation sowie Qualität und Nachhaltigkeit zu Erfolgsfaktoren wurden und mit welchen Herausforderungen in Zukunft zu rechnen ist, so das Mitglied des Verwaltungsrats.

Weiterhin ein Familienunternehmen Seit dem 16. Jahrhundert wird im Laufental Papier produziert, anfangs in der Papiermühle in Laufen. Damaliger Rohstoff waren Lumpen. Mit der Erfindung der Papiermaschinen und dem Holzschliff wurde die Produzierung in grossen Mengen möglich. Die Papierfabrik in Grellingen, gegründet vom Solothurner Josef Maria Ziegler, wurde 1961 in Betrieb genommen. Der Standort an der

Papier, ein alltägliches Produkt: 70 000 Tonnen Papier werden in der Papierfabrik in GrelFOTO: ZVG lingen hergestellt.

Birs mit Nähe zu Basel war optimal. Fünf Generationen bauten die Fabrik aus. Sie hatten mit verschiedenen Schwierigkeiten wie Brände, Überschwemmungen und Weltkriegen zu kämpfen. Als sich in den 1960er-Jahren die Märkte in Europa öffneten und die Schweiz in grossem Stil Papier importierte, hatte die heimische Papierindustrie einen schweren Stand. Dank Sanierungen und rigorosem Restrukturierungsprogramm gelang es dem Unternehmen in Grellingen, sich im Gegensatz zu den Papierfabriken Laufen und Zwingen, die 1972 und 2004 schlossen, durchzusetzen. Als eine sechste Generation fehlte, um das Familienunternehmen weiterzuführen, entschieden sich die Verantwortlichen dagegen, die Firma an einen Grosskonzern zu verkaufen und begaben sich auf die Suche nach geeigneteren Käufern. 2009 übernahm schliesslich das Ehepaar Philipp und Isabel Kuttler Frey die Ziegler Papier AG und führt die Firma nun als Familienunternehmen weiter. Heute arbeiten bei Ziegler Papier 180 Personen, 70 000 Tonnen Papier werden hergestellt und der Jahresumsatz beträgt 100 Millionen Franken.

nimmt die Leserinnen und Leser mit auf einen bebilderten Rundgang durch die Fabrik. In verständlichen Worten werden die wichtigen Punkte, zur Herstellung, aber auch zum wirtschaftlichen Erfolg der Ziegler Papier AG erklärt. Denn damit das Unternehmen sich auf dem Markt positionieren konnte, musste sie mit innovativen Produkten die Nischenmärkte beliefern. Nebst qualitativ hochstehendem Papier produziert die Firma Papiere, die in der Elektroindustrie, im Fahrzeug- und im Flugzeugbau Anwendung findet. So werden für den Leichtbau von Flugzeugen Carbonfasern eingesetzt, bei deren Herstellung als Trägermaterial auch Ziegler Papier verwendet wird. Ziegler Papier liefert auch die Grundlage für neuartige Klebeverbindungen, die beispielsweise in IPhones aber auch in anderen hochtechnischen elektronischen Geräten als Ersatz für Steckverbindungen zum Einsatz kommen. «Um auch in Zukunft erfolgreich bestehen zu können, erweisen sich Innovationen als der Schlüssel zum Erfolg», schreibt René L. Frey mit Blick auf die kommenden Herausforderung in den nächsten Jahren.

Papier fürs I-Phone Das Buch erzählt nicht nur die Geschichte der Papierindustrie, sondern

Das Buch «Papier und wir», Verlag Neue Zürcher Zeitung, kann bestellt werden bei Ziegler Papier AG, Postfach, 4203 Grellingen, CHF 38.–.

ZWINGEN

Von der Hair-Stylistin zur «Hair»-Darstellerin dust. Grad um die Ecke liegt das Haus «Le Théatre» nicht. Aber die Fahrt nach Kriens Mattenhof zum Musical «Hair» lohnt sich auf jeden Fall. Einerseits, weil das Kultmusical aus den 1970er-Jahren neu und absolut professionell aufgepeppt wurde. Andererseits, weil es gut möglich ist, dass Laufentaler Besucherinnen und Besucher dort Bekannte aus unserer Region treffen könnten. Auf der Bühne agiert nämlich im 19-köpfigen Darstellerteam mit Sibylle Küng eine Zwingnerin. Seit dem 22. Oktober, als «Hair» im Le Théatre in Kriens Premiere feierte, pendelt die gelernte Coiffeuse wöchentlich fünfmal mit dem Zug an den Aufführungsort, wo sie als Jeanie eine wichtige Nebenrolle besetzt. «Solistisch bin ich zwar nicht zu hören, aber die vielen Einsätze im Chor, als Tänzerin, in einigen Sprechszenen und einmal sogar im Trio fordern und machen grossen Spass», erklärt die 24-Jährige. Immerhin sei es ihr erstes Engagement als Musical-Darstellerin, fügt sie an. Ihr letztes sollte es aber auf keinen Fall sein, wünscht sich die Jungdarstellerin. «Ich werde mich mit Sicherheit in der Szene umsehen, um nach Ablauf der Spielzeit von «Hair» als Musical-Darstellerin oder Schauspielerin weiter zu machen», erklärt sie enthusiastisch. Casting als Sprungbrett Als sich Sibylle Küng auf Anraten ihrer Freundin Angela Vögtli (die Himmelriederin wurde vor einem Jahr als Masken-

In der Aufführung: Sibylle Küng zeigt ihr gesangliches und tänzerisches Talent.

Sibylle Küng: Zeigt sich auch privat gut gelaunt und aufgestellt. bildnerin beim Musical «Ewigi Liebi» im Wochenblatt portraitiert) im November 2010 für das Casting beworben hatte, arbeitete sie noch in einem Laufner Coiffeursalon. «Obschon ich meinen gelernten Beruf gerne mag, kann ich mir nicht vorstellen, in Zukunft täglich von morgens bis abends als Coiffeuse tätig zu sein», sagt sie. Deshalb setzte sie voller Zuversicht auf ihre Karriere und freute sich riesig, als sie für das Casting vom Februar 2011 eingeladen wurde.

FOTOS: MARTIN STAUB

Und als sich ihre gute Vorbereitung – Sibylle Küng nimmt schon seit längerer Zeit Gesangsunterricht – bezahlt machte, und sie zur ersten Probe am 3. September eingeladen wurde, war ihre Freude perfekt. Erfolg auf der ganzen Linie Das tägliche Pendeln zwischen Zwingen und Kriens ist zwar etwas anstrengend, die Begeisterung von Sibylle Küng ist jedoch geblieben. «Dies dürfte etwa

die 25. Vorstellung gewesen sein, und der Saal war – wie heute – praktisch immer ausverkauft», erklärt die junge Frau nach der Vorstellung, welche das Wochenblatt besuchen durfte. Dieser Erfolg veranlasste die Produktionscrew, die Aufführungen des Musical «Hair» um einen Monat, bis Ende Januar 2011, zu verlängern. Was nachher läuft, weiss Sibylle Küng noch nicht. Sie sei daran, die Fühler auszustrecken, erklärt sie und fügt

an: «Das hier ist meine Welt, da bin ich mir sicher». Ihre professionell wirkende Bühnenpräsenz unterstreicht diese Behauptung. Übrigens: Auch die Musik im Krienser Le Théatre wird bei jeder «Hair»-Aufführung von einer fünfköpfigen Band live gespielt. «Hair – Das Musical»: Le Théatre, Kriens-Luzern. Abendaufführungen (in der Regel Mi–Sa) jeweils 19.30 Uhr, sonntags 15 Uhr. Bis Ende Januar 2012. Genaue Daten und Infos unter: ‹www.musical-hair.ch›.


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