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Bezirk Affoltern

Freitag, 10. August 2018

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Noch mehr Konkurrenz für den Coopark Am 4. Oktober eröffnet das Einkaufszentrum «Markthalle Affoltern am Albis» In zwei Monaten ist es so weit: Der Discounter Aldi und das Möbelhaus Conforama eröffnen in Affoltern je eine Filiale. Wer die restliche Verkaufsfläche bezieht, ist unklar – 1000 m² sind weiterhin unvermietet. ................................................... von livia häberling Noch stehen die Baugerüste, noch geben die Handwerker der Fassade den letzten Schliff, noch ist der Zutritt zum Areal verboten. Bald schon wird alles anders sein. Am 4. Oktober eröffnet Aldi in der «Markthalle Affoltern am Albis» seine erste Filiale im Säuliamt. Zwei Monate später, am 4. Dezember, wird das Möbelhaus Conforama seine neuen Räumlichkeiten einweihen. An der Industriestrasse in Affoltern ist in den letzten Monaten ein neues Einkaufscenter entstanden. Das Gebäude hat vier Geschosse, eines davon unterirdisch. Insgesamt stehen für Lager und Verkauf rund 9000 m² Fläche zur Verfügung. Conforama wird im Erdgeschoss und im 1. Stock auf 6700 m² ein Möbelhaus eröffnen, im 2. Stock hat sich der Discounter Aldi auf 1500 m² einquartiert. Was mit den restlichen 1000 m² an vermietbarer Ladenfläche passiert, war bisher unklar. Die Immobilienanlagestiftung Ecoreal hat sich über ihre Pläne nicht in die Karten blicken lassen. An Interessenten mangle es jedoch keinesfalls, teilte Ecoreal im letzten Herbst auf Anfrage des «Anzeigers» mit. Ganz im Gegenteil: Man könnte schon alles vermietet haben, wolle sich jedoch Zeit lassen und ab Anfang Januar 2018 mit der Suche nach Mietern beginnen. Acht Monate später – und acht Wochen vor Eröffnung des Centers – hat sich an dieser Ausgangslage nichts geändert: Noch immer ist eine Fläche von 1000 m² unvermietet. «Wir stehen mit verschiedenen Interessenten

Umleitung in Bonstetten Das kantonale Tiefbauamt erneuert auf der Zürcherstrasse in Bonstetten, im Abschnitt «Chrüzacher», den Deckbelag. Die Einmündung der Stationsin die Zürichstrasse ist von Dienstag bis Freitag gesperrt. Am kommenden Montag, 13. August, beginnt in Bonstetten die DeckbelagsErneuerung im Abschnitt «Chrüzacher». Die Zürcherstrasse bleibt während der Bauarbeiten bis Freitag, 17. August, in beide Fahrtrichtungen mit Einschränkungen (Lichtsignalanlage bzw. Verkehrsdienst) befahrbar. Aus Gründen der Effizienz und der Arbeitssicherheit muss für die Belags-, Markierungs- und Fräsarbeiten für die Bodenschlaufen der Lichtsignalanlage die Einmündung der Stationsstrasse in die Zürcherstrasse ab Dienstag, 14. August, 5 Uhr, bis Freitag, 17. August, 5 Uhr, gesperrt werden. Der Durchgangsverkehr wird über die Zürcherstrasse geführt und grossräumig umgeleitet. Die Postauto-Linien 200 und 205 werden für den Zeitraum der Sperrung ebenfalls umgeleitet. Es gilt, die Fahrgastinformationen an den Haltestellen, in den Bussen sowie unter www.zvv.ch zu beachten. Die Belagsarbeiten erfordern trockenes Wetter. Bei schlechter Witterung verschieben sich sämtliche Arbeiten um eine Woche. (pd.)

in Verhandlungen», erklärte Chris Duisberg auf Anfrage. Für die freie Verkaufsfläche bestehe eine rege Nachfrage, allerdings suche man einen oder maximal zwei Mieter, die gut zu Aldi und Conforama passten.

Einkaufszentren kämpfen schweizweit mit sinkendem Umsatz Seit Jahren schrumpft in den Schweizer Shoppingcentern der Umsatz. In den letzten sechs Jahren haben die 25 grössten Schweizer Einkaufszentren mehr als eine halbe Milliarde Franken eingebüsst. Als Hauptgrund gilt das veränderte Einkaufsverhalten der Kunden. Mit ein paar Klicks sind die Schuhe und das Handy bestellt, der Gang in die Läden wird obsolet. Der Einkaufstourismus ins günstige Ausland und sinkende Preise tun ihr Übriges. Anfang November 2017 wurde in Ebikon LU die «Mall of Switzerland» eröffnet. Mit 65 000 m² Gesamtfläche ist sie das zweitgrösste Einkaufscenter der Schweiz. Das allerdings scheint für die Läden als Standortfaktor nicht mehr auszureichen: 20 Prozent der Verkaufsflächen sind noch immer frei, und bereits ist der erste Mieter – eine Kaffeekette – wieder aus dem Vertrag ausgestiegen. Sind Einkaufszentren für Unternehmen als Standorte überhaupt noch attraktiv? «Das traditionelle Shopping-Center ist ein Auslaufmodell», so Alexandra Scherrer, Digital Business Consultant bei Carpathia AG. Und auch Chris Duisberg räumt ein: «Der Einzelhandelsmarkt befindet sich in jedem Fall in einem Umbruch.». Dass die freien Flächen noch nicht besetzt seien, habe jedoch andere Gründe: «Wir hatten die Suche nach weiteren Mietern bis Juni 2018 zurückgestellt, weil der Rohbau dann abgeschlossen wurde. Für kleinere Mieter ist es erfahrungsgemäss wichtig, dass sie die Flächen zumindest im Rohbau besichtigen können.»

Bald werden die Baugerüste weichen: Am 4. Oktober feiert der Discounter Aldi Eröffnung. Acht Wochen später, ab dem 4. Dezember, gibt es in der «Markthalle Affoltern am Albis» auch Möbel zu kaufen. (Bild Livia Häberling) «Pop-up»-Flächen statt langfristige Vermietungen Gerade in diesen Zeiten des Wandels seien neue Konzepte gefragt. «Unternehmen, die sich auf den OnlineHandel spezialisieren, suchen oftmals nach physischen Räumlichkeiten, um ihre Waren vorzustellen.» Auf diese Nachfrage reagiere man mit sogenannten «Pop-up»-Flächen. Hierzu werde es im neuen Einkaufscenter im Erdgeschoss eine 530 m² grosse Markthalle geben. Diese werde gemeinsam genutzt und biete Platz für verschiedene «Marktstände», die kurzfristig an lokale Firmen vermietet würden. Bauern, Lebensmittel-

produzenten und andere Gewerbetreibende sollen hier eine Plattform erhalten, um ihre Produkte einem breiten Publikum vorzustellen, so Duisberg weiter.

Discount-Preise bei Aldi, Gelassenheit bei Coop Bis sämtliche Mieter in der «Markthalle Affoltern am Albis» bekannt sind, dürfte es noch eine Weile dauern. Fest steht jedoch, dass mit Aldi und Conforama zwei Discounter in die unmittelbare Nähe des Einkaufscenters Coopark ziehen. Aldi Suisse lässt ausrichten, man freue sich, der Säuliämtler Bevölkerung im neuen Laden

dauerhaft günstige Preisen zu bieten. Von Anfang an habe man die eigenen Stärken ausgespielt. Dazu gehöre das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Seit dem Markteintritt 2005 stelle sich Aldi Suisse dem Wettbewerb im Schweizer Detailhandel und man sei überzeugt, dass die Konsumenten von diesem Wettbewerb nur profitieren – zum Beispiel von grösseren Wahlmöglichkeiten und sinkenden Preisen. Bei Coop gibt man sich im Hinblick auf die nahende Discount-Konkurrenz gelassen. «Coop nimmt grundsätzlich jeden Mitbewerber ernst, wir sind mit dem Coopark jedoch bestens aufgestellt», lässt Mediensprecherin Alena Kress ausrichten.

Als David Künzler noch Landarzt in Hausen war

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s geht nicht um Leben und Tod». An diese Worte erinnere ich mich hin und wieder, wenn ich an David Künzler denke, der in unserer Nähe in Hausen am Albis praktizierte. Ich hörte sie von ihm zum ersten Mal vor Jahrzehnten mitten in der Nacht, nachdem er auf meinen bekümmerten Telefonanruf hin zu mir gekommen war. Meine damals noch relativ kleinen Kinder (jetzt sind sie über 40) schliefen bei mir, wie immer, wenn der Vater im Militär war. Aufmerksam verfolgten sie nun des Arztes Tun. David Künzler verabreichte mir als Erstes eine Beruhigungsspritze und blieb, bis ich mich tatsächlich beruhigt hatte. Es war eine Erleichterung, zu wissen, dass David Künzler zu den Patienten nach Hause kam, wann immer er gebraucht wurde. Er sagt heute: «Ich wollte Doktor werden und nicht Geschäftsmann. Ich machte gerne Hausbesuche, führte, wenn nötig, kleine Operationen aus, ich wollte helfen, damit es den Patienten besser gehe.» Anfang der Siebzigerjahre hatte er als alleiniger Arzt die Praxis von Paul Alder in Hausen am Albis übernommen. Er liess hierauf sein eigenes Haus bauen, das 1974 bezugsbereit wurde. Und darin wohnte und praktizierte er gut 20 Jahre bis zum Pensionsalter. Er beschäftigte Medizinstudenten, die in diesem weitverbreiteten Einzugsgebiet viel zu tun hatten. Dann verkaufte er das Haus seinem Nachfolger und zog in ein neuerstell-

David Künzler: «Ich wollte Doktor werden, nicht Geschäftsmann. (Bild zvg.) tes Haus, in dem er bis 2011 blieb. Heute ist er 85 und lebt im modernen Gebäude der Senevita Obstgarten in Affoltern, einer Einrichtung für ältere Menschen, die dort betreut und gepflegt werden. 2017 ist er mit seiner Frau hierhergezogen. Sie ist kurz darauf gestorben – nach 56-jähriger Ehe. David Künzler gehört nicht zu den Ärzten, die im Alter im Wohlstand leben können, denn Geschäftstüchtigkeit geht ihm ab. Nun ist er auf Sozialhilfe angewiesen. In seinem sonnigen Balkonzimmer herrscht sehr durchdachte Ordnung, Platz für Besucher jedoch hat es wenig. Manchmal erscheinen seine Adoptivsöhne, die beide mit Familie in Wollishofen wohnen. Der erste stammt aus Afrika. Dort werden Adoptionen oft verurteilt: Die

Kinder sollen dort bleiben, wo sie herkommen. David Künzler schildert, in welch jämmerlichem Zustand er den Adoptivsohn im Alter von vier Monaten in einem afrikanischen Spital antraf. Seine Mutter war gestorben, niemand wollte ihn. Bis David Künzlers Frau sagte: «Wir nehmen ihn zu uns.» Und der Arzt erzählt auch, wie Leute dann hier in der Schweiz reagierten: «Lueg emal wie herzig», riefen die einen, andere hatten wenig Verständnis für das «Mitbringsel». David Künzler hat lange in Afrika gearbeitet, sein Herz gehört immer noch Afrika. Er wäre gerne zurückgekehrt, auf die Pensionierung hin, aber seine Frau konnte sich mit dem Gedanken nicht anfreunden. David Künzlers dunkelhäutiger Adoptivsohn ist jetzt in der Schweiz sehr beliebt. Hier ausgebildet zu werden war für ihn jedoch schwer, er bedurfte ganz einfach grösserer Freiheit. Der zweite Adoptivsohn ist ein «Eingeborener» aus der Schweiz. Er ist ausgebildeter Koch.

Tiefgründige Ehrlichkeit Was an David Künzler auffällt, ist eine tiefgründige Ehrlichkeit. Ich fragte ihn einmal vor einer Behandlung, ob er eine solche schon einmal durchgeführt habe. Er antwortete, «nein, noch nie.» Spezialisten können sich bei derartigen Fragen auf ihre strikte Spezialisierung berufen, von Allgemeinpraktikern wird erwartet, Farbe zu bekennen. «Jeder Fall ist anders», resümiert

David Künzler. Als wissenschaftlicher Assistent an der Poliklinik Zürich hatte er einst dank Forschungsgeldern der Ciba 200 Franken mehr verdient als seine Kollegen, die ausschliesslich in einer Klinik arbeiteten, nämlich 950 Franken. Zum Abschluss der Assistenzzeit war er ein Dreivierteljahr am Kinderspital in Zürich tätig. Damals kam die Masernimpfung auf, es starben in der Folge weniger Kinder an Masern. Noch heute aber, stellt Künzler fest, wehren sich Menschen gegen die Impfung. Obwohl er sich noch immer in vielen Bereichen aktiv zeigt, im Kampf gegen die Folter, die Todesstrafe, für das Aufwerten der Allgemeinpraxis. Als Präsident der sogenannten «Kunstausstellung der Schweizer Ärzte», als Mitglied der Schweizer Schriftstellerärzte (er organisierte Lesungen in Zürich), nimmt Künzler sich Zeit für das, was er so sehr liebt, das Malen und Schreiben. Er verfasst Gedichte, einige wurden in Verlagen herausgegeben. Auch seine gemalten Bilder von Wanderungen kamen in Ausstellungen zur Geltung. Vom Senevita aus fährt er mit dem Postauto in verschiedene Ortschaften zu Verabredungen und an Anlässe. Zum Gehen benützt er einen Rollator. Er diskutiert mit Mitbewohnern, kritisiert, lobt. Die ganze Realität des Lebens bleibt für ihn Realität. Auch das Alter, das er ganz und gar akzeptiert. Marianne von Arx


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