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«Wir müssen der Schöpfung Sorge tragen»

Wie das katholische Gotteshaus in Affoltern zum Solarkraftwerk wurde

Gerade Kirchendächer sind perfekt geeignet, um mit Sonnenenergie Strom zu produzieren. Viele Kirchen sind nach Osten ausgerichtet und haben grosse und unbeschattete Süddächer mit Neigung.

Der Synodalrat als Exekutive der Katholikinnen und Katholiken im Kanton Zürich hat «Nachhaltigkeit» zum Ziel für die Legislatur 2019–2023 erklärt

Die Kirchenpflege der katholischen Pfarrei St Josef in Affoltern setzte darum auch auf Sonnenenergie: Das Flachdach des Pfarrhauses trägt seit Juni 2021 eine Solaranlage Für die Planung und Umsetzung war Kirchenpf leger Martin Marty zuständig Mittlerweile ist er in Pension

Martin Marti, weshalb geht Nachhaltigkeit die Kirchen etwas an?

Die Kirchen sind in der Pflicht, das Thema Nachhaltigkeit auch umzusetzen und zu leben, weil wir der Schöpfung Sorge tragen sollen. Dazu gehört auch das Klima, denn starke Veränderungen wie in der aktuellen Klimakrise haben Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Menschen. Dabei werden die Menschen in verschiedenen Regionen der Welt nicht gleich betroffen Was wir hier schon schrecklich finden – die Sturmschäden und Überschwemmungen –dass bekommen Menschen in armen Ländern noch viel härter zu spüren Nachhaltig zu leben ist deshalb auch ein Ausdruck der Geschwisterlichkeit

Und Tatsache ist: Die Kirchen besitzen viele grosse Gebäude, die müssen beheizt werden. Rund 50Prozent des gesamten Ausstosses von Treibhausgasen kommen aus dem Gebäude- und Ener- giebereich Darum ganz pragmatisch gesagt: Wenn die Kirchgemeinden hier ansetzen, können sie viel bewirken.

Wo kann die Kirche sonst noch ansetzen?

Wir von der Kirchenpflege haben uns dazu auch Gedanken gemacht. Ein weiterer bedeutender Bereich ist das Gemeindeleben Unter dem Dach der Kirche kommen viele Menschen zusammen Sie feiern Gottesdienste, es treffen sich Jugendgruppen und Vereine und es finden Seniorennachmittage statt Da gibt es viele Möglichkeiten zur Nachhaltigkeit An der ökumenischen Tagung «Essen bewegt!» wurden konkrete Beispiele aufgezeigt wie man Foodwaste vermeiden oder für soziale Zwecke nutzen kann Berechnungen zeigen dass wir unseren CO2-Verbrauch um bis zu einem Drittel senken können, wenn wir bewusster essen. Wichtige Fragen sind dabei: Was essen wir? Woher kommen die Nahrungsmittel?

Welche Überlegungen gibt es zur Mobilität?

Wie wir uns innerhalb der Gemeinde fortbewegen ist von Bedeutung Fahren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder fahren alle einzeln mit dem Auto zur Messe? Wie organisieren wir unsere Ausflüge? Pilgern oder fliegen wir nach Rom? Die Kirche möchte ein Ort sein, an dem wir darüber nachdenken können, was uns wichtig ist und wie wir zusammenleben wollen. Daraus ist bereits ein nächstes Projekt entstanden Eine Ladestation für Elektrovelos und Elektroautos ist angedacht und wird weiterverfolgt werden.

Und wie soll das persönliche Engagement konkret gefördert werden?

Unsere Kirchgemeinde kann verschiedene Projekte von Freiwilligen unterstützen. Initiativen für mehr Biodiversität zum Beispiel. Gemeinden bestehen nicht nur aus Gebäuden sondern auch aus Grünflächen. Wie können wir solche so gestalten, dass sich möglichst viele verschiedene Tiere und Pflanzen darin wohlfühlen? Denkbar wäre ein Asphaltareal zu mehr Grünfläche mit verschiedenen einheimischen Blumen, Bäumen und Sträuchern umzubauen.

Was können Einzelne zum Erfolg der Nachhaltigkeitsstrategie beitragen?

Es wäre schön, wenn möglichst viele Menschen das Thema in unsere Kirchgemeinde tragen könnten und sich dort in Gruppen über die Frage austauschen:

«Was können wir als Kirchgemeinde tun?» Wenn daraus eine Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit werden soll oder man ein grösseres Projekt durchführen möchte, dazu aber die finanziel- den mit Biden?» Raffael Ullmann und Bettina Truninger haben Spass mit dem spielerischen – und gleichzeitig ernsthaften – Umgang mit Sprache. «So sind in chürzischter Ziit alli Poesie und Zeichnige vo dem Buech entstande.» Und das Beamtenschwein, das unser Amtsblatt, den «Anzeiger» liest? Nicht bös gemeint Auf dem rückseitigen Umschlag ist zu lesen: «Danke / Säuli / Du füersch mich / grossartigs Säuli / uf miinere Schwizerreisepoesie / i verschideni Dialekt us vilne Täler und Ortschafte. / Liebs Säuli dich z’begleite isch es Ehreamt / Säuli us em Säuliamt». Buchbestellung: raffiverlag@bluewin ch len Mittel oder das Know-how fehlen dann kann man sich an uns, die Kirchenpflege St. Josef, wenden.

Wie viel Energie wird produziert, und ist es denkbar, dass dem angrenzenden Wohnhaus «Vreneli» Strom geliefert werden kann?

Die 80 Module weisen eine Gesamtleistung von fast 30 Kilowatt auf Damit wird pro Jahr viel erneuerbarer Strom produziert Dies entspricht etwa dem Jahresbedarf von acht Vier-PersonenHaushalten Seit Anfang September 2021 ist die Anlage in Betrieb, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jetzt zu einem Grossteil mit Eigenstrom und wenn die Sonne scheint können wir eine reichliche Überproduktion an die EKZ verkaufen. Neben dem Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung ergibt die Eigenproduktion von Sonnenenergie auch wirtschaftlich Sinn. Vom erzeugten Strom werden rund 30 % in der Liegenschaft selbst verbraucht, was die eigenen Stromkosten senkt Der Rest wird, wie bereits erwähnt, ins Netz gespeist und durch das EKZ vergütet Nach zwölf Jahren wird die Anlage amortisiert sein und erwirtschaftet danach Jahr für Jahr einen Ertrag für unsere Kirchgemeinde Man geht bei Fotovoltaik-Modulen heute von einer Lebensdauer von über 30 Jahren aus Schön wäre es auch, wenn wir in Zukunft dem «Vrenelihaus» den überschüssigen Strom liefern oder eine Batterie installieren könnten. Wir haben uns früh genug für eine Solaranlage entschieden und sind damit richtig gelegen Mittlerweile wird es schwer überhaupt noch Handwerksbetriebe zu finden, die Zeit haben, eine Anlage zu installieren. Umso wichtiger ist es, das Thema jetzt beherzt anzugehen.

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