4 minute read

A&W-Tag: Vorträge und Podiumsdiskussionen

Vorteile für beide Seiten

In ihrem Vortrag sprachen Mag. Vincent Schneider und Dr. Wendelin Moritz über Vor- und Nachteile des Agentursystems.

Das Thema Agentursystem ist seit Jahren immer wieder modern gewesen, dann wurde es wieder vergessen, aber jetzt geht es damit richtig los“, sagt Rechtsanwalt Mag. Vincent Schneider. „Allen ist dabei ein bisschen mulmig, den Händlern ist besonders mulmig“, so Schneider weiter. Doch der Rechtsanwalt beruhigt: „Ich glaube, in ein paar Jahren werden wir hier stehen und sagen, so schlimm war es gar nicht.“ Für beide Seiten gebe es beim Agentursystem Vor- und Nachteile. „Der Vorteil des Agenten ist, dass er die Fahrzeuge nicht einkaufen muss“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Wendelin Moritz. Dadurch treffe ihn auch das Absatzrisiko nicht mehr, allerdings habe er das Risiko, nicht genug zu verkaufen und dadurch weniger Provision zu erhalten. Generell sei es in Sachen Agenturvertrieb und der damit einhergehenden Diskussion wichtig, zwischen „echten“ und „unechten“ Agenten zu unterscheiden, sagt Moritz. Ein „echter“ Agent dürfe nämlich keine vertrags- oder marktspezifischen Risiken tragen. Ein weiteres großes Thema sei die Preisgestaltung, erklärt Schneider: „Für den Vertragshändler kann der Importeur vielleicht einen Höchstpreis festlegen, aber sicher keinen Mindestverkaufspreis. Anders ist es beim Agenten. Weil es das Geschäft des Importeurs ist, kann der Agent nicht zulasten des Importeurs einen Nachlass geben.“ • (VER)

Mag. Vincent Schneider und Dr. Wendelin Moritz: „Agentursystem: Gut? Schlecht? Und für wen eigentlich?“

29. OKTOBER 2019 • WIEN, HOFBURG

2022

Weder gut noch schlecht

V.l.: Günther Kerle, Bernhard Kalcher, Wendelin Moritz und Peter Pixner

Über das Thema „Agentursystem: Neue Chance?“ diskutierten Importeurssprecher Günther Kerle, VÖK-Obmann Bernhard Kalcher, RA Wendelin Moritz und Peter Pixner, Sprecher der heimischen Mercedes-Agenten.

Grundsätzlich sei ein Agentursystem weder gut noch schlecht, die Triebfeder für die Hersteller sei nicht das Büchl-Urteil gewesen, sondern das Ziel, die Kosten des Vertriebes zu reduzieren, wie Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure meinte. VÖK-Obmann Bernhard Kalcher betonte, dass der VÖK Agentursystemen grundsätzlich offen gegenüberstehe, wenn diese sauber und korrekt abgewickelt würden. Wie man allerdings an das Thema herangehe, wie man praktisch die Betroffenen – nämlich die Händlersysteme – darüber informiere oder miteinbinde, darüber könne man geteilter Meinung sein.“ Das funktioniere bei dem einen besser und bei dem anderen schlechter. „Preisstabilität ist auch für uns Händler nicht schlecht, weil damit der Inner-BrandWettbewerb entfällt. Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Preise steigen, aber der Wettbewerb findet nicht unter Mercedes-Händlern statt, sondern auf der Pkw-Seite mit BMW und mit Audi und auf der Transporter-Seite mit VW und Ford. Hier muss man wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Mag. Peter Pixner, Sprecher der Mercedes-Agenten in Österreich. „Am Ende haben bei Etablierung von Preisstabilität vor allem auch Stammkunden vielleicht ein gutes Gefühl, wenn sie nicht mehr verhandeln müssen“, so Rechtsanwalt Dr. Wendelin Moritz. • (DSC)

Gemeinsam den Weg gehen

Die Denzel Auto AG ist sowohl als Importeur als auch als Händler tätig. Wie gelingt dieser Spagat?

Mag. Gregor Strassl, Vorstand der Denzel Auto AG, bekräftigte in seinem Vortrag zum Thema „Importeur und Händler gleichzeitig: Wie gelingt dieser Spagat?“, dass „wir als Importeur eine Partnerschaft auf Augenhöhe wollen, wir haben ehrlichen Respekt vor allen, die am Ende eines Jahres eine Bilanz vorzulegen und Arbeitsplätze abzusichern haben.“ Also versuchen wir, 3 Dinge immer unter einen Hut bringen: die Kunden-, die Händler- und Werkstatt- sowie die Hersteller- und Importeur-Bedürfnisse. Als Importeur von Hyundai sei man 2018 im A&W-Händlerradar ins untere Drittel abgerutscht. „Wir als Importeur wollen das aber nicht, wir wollen mit unseren Händlern eine Geschäftspartnerschaft auf Augenhöhe haben, weil wir der Überzeugung

„Teufel steckt im Detail“

Dr. Martin Brenner erläuterte, worauf bei einem bevorstehenden Wechsel zum Agentursystem geachtet werden muss.

Mittlerweile sind meines Wissens nach rund 50 Prozent der Marken so weit, dass sie sagen, der Agenturvertrieb in Österreich kommt, weitere 30 Prozent denken darüber nach“, sagt Dr. Martin Brenner im Rahmen seines Vortrags „Agentursystem: Worauf Sie achten müssen“. Wichtig ist laut Brenner, in dieser Phase der Umstellung als Händler aktiv dabei zu sein: „Sie haben jetzt als Händler und Händlerverbände die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken bei der Gestaltung des Agentursystems. Es ist tatsächlich ein neues System, das auf Sie zukommt.“ Das Agentursystem sieht der Rechtsexperte dabei nicht als per se negativ: „Grundsätzlich stehe ich auf dem Standpunkt, dass ein echtes Agentursystem ein faires System für beide Seiten sein kann.“ Vorteile für Agenten sieht Brenner beispielsweise in puncto Haftung: „Wenn es dazu kommt, dass ein Kunde sein Auto aus irgendwelchen Gründen abgibt, sind das alles Dinge, die völlig von Ihnen losgelöst sein sollten.“ Einen weiteren Vorteil sieht der Experte darin, dass das Risiko für Lagerbestände beim Agenten entfällt. Allerdings stecke auch beim Agentursystem der Teufel im Detail: „Es kann beispielsweise sein, dass der Hersteller beim Gebrauchtwagenankauf den Preis vorgibt. Theoretisch könnte es auch sein, dass der Hersteller dem Kunden vorgibt, wo er sein Auto abholt, wenn er online kauft.“ Dies sei in Sachen Kundenbindung und Provision relevant. • (VER)

Mag, Gregor Strassl

sind, dass Importeur und Händler und Werkstatt 90 Prozent des Weges gemeinsam gehen und die Kraft Richtung Kunden ausrichten sollen. Wir haben ein ganzes Bündel an Maßnahmen getroffen und sind mit der Händlerschaft zusammengerückt, was 2 Jahre später von dieser insofern gewürdigt wurde, als wir 2021 wieder unter den Top 3 im A&W-Händlerradar waren.“ Es käme zu einem Strukturwandel im Handel, dem Markteintritt von 10 chinesischen OEMs in Europa sowie 360-Grad-Omni-ChannelVertrieb, „und wir glauben nicht, dass bis 2030 alle Autos online verkauft werden – ein Teil der Kunden wird auch Beratung im Autohaus brauchen oder wünschen.“ • (DSC)

29. OKTOBER 2019 • WIEN, HOFBURG

2022

Dr. Martin Brenner: „Agentursystem: Worauf Sie achten müssen!“