Lettre aus Berlin #16

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VERTRETUNG VON OSTBELGIEN, DER FÖDERATION WALLONIE- BRÜSSEL UND DER WALLONIE

AUS DE B ERLIN

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AUSG A BE SECHZEHN Lettre aus Berlin

2023


2 AUSGABE SECHZEHN 2023 LETTRE AUS BERLIN

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EDITORIAL

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HOCHRANGIGE POLITISCHE

BESUCHE IN DEUTSCHLAND

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BILDUNG

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K U LT U R

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T H E AT E R U N D TA N Z

1 1 L I T E R AT U R 12 FILM 14 FRANKOPHONIE 14 EUNIC 16 WIRTSCHAFT 17 TOURISMUS


AUSGABE SECHZEHN 2023 LETTRE AUS BERLIN

© Johannes Krupinski

EDITORIAL

Das Jahr 2023 neigt sich seinem Ende zu und wieder steht ein Thema ganz zentral: Frieden. Die Zahl der Konfliktherde um uns herum hat in diesem, jetzt zu Ende gehenden Jahr nochmal dramatisch zugenommen. Die Ukraine, der Westbalkan, die Kaukasusregion, das Südchinesische Meer, der nahe Osten – die Reihe ließe sich noch fortsetzen. Äußerst unruhige Zeiten, die auf viele Menschen verständlicherweise beunruhigend und beängstigend wirken. Denn ein Ende der angespannten Lage ist nicht in Sicht. Jetzt liegt die Weihnachtszeit vor uns und wir möchten mit unserer jährlichen Publikation, der ­»Lettre aus Berlin«, zurückschauen und es Ihnen erlauben, vielleicht einen Augenblick lang inne zu halten und ein wenig Abstand vom angespannten Alltagsleben zu gewinnen. Die gemeinsame Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der ­Wallonie in der belgischen Botschaft in Berlin hat 2023 wieder in mannigfaltiger Weise, deutschlandweit versucht, die Interessen der drei durch sie repräsentierten »Bundesländer« Belgiens zu vertreten. Ob am Feier­tag der Französischen Gemeinschaft mit einem besonders in Erinnerung gebliebenen Konzert des

Weltklasse-­Gitarristen Jacques Stotzem oder der Präsenz beim Bremer Musikfest mit dem Vokal­ensemble Vox ­Luminis. Ob bei Literatur, Film, der Franko­phonie oder im Verbund mit anderen Kulturinstituten der Botschaften, in Düsseldorf, München oder ­Leipzig, stets haben wir auch 2023 versucht, dem deutschen Publikum unser Land und seine ­Talente etwas näher zu bringen. Auch in der politischen Diplomatie war 2023 ein Jahr der Begegnungen und des Austauschs. Seinen Höhe­punkt fand dieser Austausch beim Staatsbesuch, der König Philippe und Königin Mathilde der Belgier im Dezember nach Berlin und Dresden führte. 2023 ein Jahr das trotz - oder vielleicht gerade wegen - der ­Krisen und Konflikte an vielen Orten der Welt, dennoch auch Momente des Dialogs, der Zuversicht und der Hoffnung bot. Verbunden mit dem innigen Wunsch nach Dialog und Frieden wünsche ich Ihnen bei der Lektüre unserer »Lettre aus Berlin« ein wenig angenehme Ablenkung und einen hoffnungsvollen Ausklang des Jahres 2023. Ihr Alexander Homann

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HOCHRANGIGE POLITISCHE BESUCHE IN DEUTSCHLAND

© Gronemberger - Belgian Royal Palace

2023 war in den Beziehungen zwischen Belgien und Deutschland ein ganz besonderes Jahr. Vom 5. bis zum 7. Dezember führte ein offizieller Staatsbesuch das belgische Könisgpaar nach Berlin und Dresden. Neben den rein protokollarischen Terminen, die bei einem Staatsbesuch natürlich wichtiger Bestandteil des Programms sind, hatten auch die Teilstaaten Belgiens die Gelegenheit, sich thematisch an Inhalt und Ablauf des Staatsbesuchs zu beteiligen. Beispielhaft sei hier der Besuch von König Philippe und Königin Mathilde am Berliner Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt erwähnt. Auf der Grundlage enger Kontakte zwischen den Instituten für Planetenforschung an der Universität ­Lüttich und dem DLR Standort Adlershof in Berlin, entstand in unserer diplomatischen Vertretung der Gedanke, dem Königspaar diese Zusammenarbeit exemplarisch vorzustellen. Zusammen mit dem Wissenschaftsreferenten und verschiedenen Abteilungen von Wallonie-Brüssel International (WBI) entstand ein »royales« Programm zur Weltraumforschung und das ­Königspaar konnte sich mit Forschern, Rektoren belgischer und deutscher Universitäten sowie nicht zuletzt mit den Astronauten ­Raphael Liègois und Frank De Winne in Berlin über den König Philippe faszinierenden Weltraum und sein Forschungspotential austauschen. Darüber ­hinaus trafen Ihre Majes­täten im School Lab des DLR Berlin auch Schülerinnen und Schüler aus Ostbelgien, die in einem Tagesprogramm dort unter fachkundiger Anleitung zahlreiche Experimente ausprobieren konnten, die ihr Interesse für naturwissenschaftliche Ausbildungen oder eine berufliche Zukunft in Luft- und Raumfahrt stimulierten.

© FM Arndt Focusmedia

STAATSBESUCH

MINISTERBESUCHE Auch 2023 hat die Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie in der Belgischen Botschaft in Berlin eine ­Reihe von politischen Delegationsreisen vorbereitet und begleitet. Für den ostbelgischen Minister­präsidenten Oliver Paasch hat unsere diplomatische Vertretung im ­Februar 2023 ein Treffen und einen Austausch mit dem Chef des Bundeskanzleramtes Wolfgang ­Schmidt möglich gemacht und begleitet. Überdies hat der ­Regierungschef aus Eupen im Jahresverlauf Termine mit der aus Ost­ belgien stammenden Bundestagsabgeordneten ­Daniela De Ridder und dem damaligen Vorsitzenden des ­Berliner Abgeordnetenhauses, Denis Buchner und der jetzt amtierenden Vizepräsidentin Bahar Haghanipour sowie dem neuen Regierenden Bürgermeister Berlins, Kai Wegner durch Vermittlung und Vorbereitung unserer Vertretung wahrnehmen können. Im Herbst kam dann auch der Vize-Ministerpräsident und Minister für Gesundheit, Soziales, Raumordnung und Wohnungswesen, Antonios Antoniadis für eine mehrtägige Dienstreise nach Berlin und Brandenburg. Für ihn bereitete die Vertretung Besuche und Begegnungen mit dem neuen Präsidenten des Robert Koch – Instituts vor, mit dem unter anderem Fragen zur Corona-Pandemie diskutiert und der Umgang mit Gesundheitsdaten für Statistiken besprochen wurden. In der Brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam schließlich traf Minister Antoniadis seinen Amtskollegen Guido Beermann, mit dem Fragen der Infrastruk­ tur und Raumplanung besprochen wurden und eine Bestandsbesichtigung im sozialen Wohnungsbau auf dem Programm stand. Das Beispiel eines Neubau­ quar­tiers mit mehreren tausend Wohnungen, die durch Tiefen-Geothermie beheizt werden, rundete den von unserer Vertretung vorbereiteten und begleiteten Teil des Arbeitsbesuches in Potsdam ab. Zum Abschluss


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seines Aufenthaltes in Brandenburg besuchte Vize-­ Ministerpräsident Antoniadis noch Deutschlands größte Photovoltaikanlage und traf zum Abschluss seiner Berlin und Brandenburg Dienstreise im Bundesgesundheits­ ministerium Gesundheitsstaatssekretär Thomas ­Steffen, mit dem Fragen der grenzüberschreitenden Notfallrettung besprochen wurden.

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Stadt ­Eupen und deren Aufstieg als Tuchmacherstadt, bis hin zu den Wander- und Fahrradwegen im ­Hohen Venn und entlang der zahlreichen Wasserläufe und Talsperren, konnten die Gäste Ostbelgien in mancherlei Hinsicht erleben und kennen lernen.

FESTTAG DER FÖDERATION WALLONIE-BRÜSSEL AM 27. SEPTEMBER

Bei der Wiederauflage des traditionellen Frühlingsfestes präsentierte sich Ostbelgien in diesem Jahr in den beeindruckenden Räumlichkeiten des Berliner Abgeordnetenhauses musikalisch mit dem herausragenden Jazz des Nadine Nix Quartett und kulinarisch mit Spezialitäten Made in Ostbelgien, und bot so einen hervorragenden Rahmen für gute Gespräche und interessantes Networking in Anwesenheit des Parlamentspräsidenten und des Minister-Präsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft. An Themen mangelte es nicht: in interessanten Vorträgen wurde das Leitthema des Abends, »das ­Wasser« durchdekliniert. Von der historischen Bedeutung des Wassers als Fundament für die Gründung der

Der diesjährige Feiertag der Föderation Wallonie-­ Brüssel am 27. September war für unsere diplomatische Vertretung Anlass, einen ganz besonderen Künstler aus der Wallonie für ein Konzert nach Berlin einzuladen. Mit ­Jacques Stotzem aus Verviers kam ein Weltklasse-Gitarrist und virtuoser Musiker in die Botschaft des Königreichs Belgien, der die Gäste des Abends buchstäblich mitgerissen hat. Stotzem war auf Deutschlandtournee und konnte nach Konzerten in West- und Süddeutschland für einen Auftritt in Berlin gewonnen werden. ­Unserer gemeinsamen Vertretung von Ostbelgien, der ­Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie ist es am 27. 9. des zu Ende gehenden Jahres damit gelungen, ­einen wirklichen Ausnahmemusiker zu präsentieren. Stotzem ist weltweit bis nach Asien ein gefragter Künstler, der gerade auch ein neues Album aufgenommen und bei einem deutschen Label herausgebracht hat. Mit seiner Technik des »Finger Picking« lässt Jacques Stotzem beim Publikum den Eindruck entstehen, als seien zwei Gitarren am Werk, dabei spielt Stotzem natürlich nur ein Instrument. Das aber so virtuos, dass es für viele der Gäste nach eigener Auskunft ein unvergesslicher Abend war. Sicherlich auch, weil nach dem Konzert im Garten der Botschaft belgische Trappistenbiere und frisch zube­reitete, zweimal frittierte »Pommes Frites« gereicht wurden.

BILDUNG SOMMERSTIPENDIUM In diesem Jahr fand – wieder in Präsenz – das erfolgreiche Sommerstipendium in Brüssel statt. Durch ­Wallonie-Brüssel International (WBI) haben deutsche Studierende die Möglichkeit, sowohl am Sprach- als auch am Literaturunterricht in französischer Sprache teilzunehmen. Die Kurse werden von der Freien Universität Brüssel (ULB) durchgeführt. Dabei haben die ausgewählten Stipendiaten die Möglichkeit, innerhalb von drei Wochen ihre mündlichen und schriftlichen Kenntnisse in Französisch zu perfektionieren sowie die französischsprachige Kultur und Literatur und insbesondere die französischsprachige Kultur und Literatur Belgiens zu entdecken. Am Ende des Praktikums wird jeweils eine

Teilnahmebescheinigung ausgehändigt. Auch im kommenden Frühjahr können sich Interessenten wieder für das umfangreiche Programm bewerben, das dann auf unserer Website veröffentlicht wird. ! www.wallonie-bruxelles.de

© Oliver Guhr

Nadine Nix Quartett © DGCFRW, rechts: Jacques Stotzem © focusmedia Frank-Michael Arndt

FRÜHLINGSFEST


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LEHRERFORTBILDUNG DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE IN DRESDEN Vom 5. bis zum 11. November 2023 erkundeten belgische Lehrkräfte im Rahmen einer anspruchsvollen Fortbildung für Deutsch als Fremdsprache (DaF) die lebendige Kulturmetropole Dresden. Ein besonderer ­Fokus lag auf der Entwicklung anregender Lehrmethoden zur Vermittlung von kulturell-historischem Wissen und landeskundlichen Themen. Während ihres Aufenthalts führten die Teilnehmer umfangreiche Recherchen zu verschiedenen Themen durch, besuchten bedeutsame Institutionen und erweiterten ihre persönlichen Erfahrungen durch inspirierende Gespräche mit Fachleuten vor Ort. Der intensive Austausch untereinander sowie durch Hospitationen, bildete den Kern des Programms. Ein vielseitiges Begleitprogramm rundete die Fortbildung ab. ! www.goethe.de/ins/be/de/spr/unt/for/deu.html

BELZ : BELGIENZENTRUM PADERBORN

© DGCFRW

Die Gäste vor dem Paderborner Rathaus © DGCFRW

Die Organisatoren des Belgientages mit den Gästen Jessy James LaFleur und Flix © DGCFRW

Das Ostbelgien-Mobil in Paderborn © DGCFRW

Im Belgienzentrum der Universität Paderborn fand am 10. Mai der 7. Belgientag statt, der diesmal die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens in den Fokus rückte. Nicht ohne Grund: im Oktober 2023 jährt sich zum 50sten Mal die erste Sitzung des Rates der damals noch »Deutschen Kulturgemeinschaft«. Organisiert wurden hochrangige politische und gesellschaftliche Diskussionen in Anwesenheit von Minis­

ter­präsident Oliver Paasch, die sich vor allem mit der Brückenfunktion Ostbelgiens im Inland und auch zu den deutschen Nachbar-Bundesländern befassten. Aber auch die Rolle des Benelux-Raumes wurde thematisiert. Der Paderborner Bürgermeister Michael Dreier empfing die belgische Delegation im Rathaus und diskutierte mit ihr über die Zukunft Paderborns und Ostbelgiens im europäischen Kontext. Das Ostbelgien-Mobil machte Halt auf dem Rathausplatz und bot Informa­tion und Kulinarisches Made in Ostbelgien. Nachmittags und abends fand ein eindrucksvolles kulturelles Rahmenprogramm statt, bei dem die ostbelgische Spoken Word Künstlerin Jessy James LaFleur die Zuhörer begeisterte. Gemeinsam mit Flix, dem deutschen Comicautor, der die Lizenz für frankobelgische Erfolgsfiguren wie ­Spirou und Marsu­pilami hat, lud sie zu Workshops für die Schüler und Schülerinnen des Gymnasium Theo­ dorianum. Abends fanden dann unter dem Titel »Produktive Grenz­überschreitungen«, Jessy James LaFleur und Flix zu einem interessanten Gespräch über Herkunft, Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Leidenschaften z­wischen Belgien und Deutschland zusammen. In der Belgischen Botschaft wurde im Juli 2023 auch der vom BELZ herausgegebene Tagungsband »Belgien – Anregend anders« vorgestellt. Hierin werden Sprachen und Kultur des Landes aus Sicht der Fachdidaktik und mit wissenschaftlichem Schwerpunkt analysiert. Prof. Sabine Schmitz diskutierte die Vielfalt der Kulturen mit den Leitern der Vertretungen der verschiedenen Gemeinschaften, Alexander Homann und Nic Vander ­Marliere und Fachleuten aus dem Bildungswesen.


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KULTUR BILDENDE KUNST

© Nora Mertes

In Kooperation mit der Vertretung von Ostbelgien, wurde am 23. November 2023 in den Räumen der Saarländischen Galerie eine Ausstellung mit den Arbeiten der ostbelgischen Künstlerin Nora Mertes eröffnet. Digitales Archiv des Manuellen Wissens: Wie sieht manuelles Wissen im analogen Raum und an der digitalen Schnittstelle aus? Mittels Video macht Nora Mertes die Intelligenz der Hand sichtbar, indem sie Hand-Objektinteraktionen bei routinierten Bewegungen in beruflichen Zusammenhängen in Zusammenarbeit mit Alberto Stievanin und Martina Pozzan filmt. Sie besuchen Einrichtungen von Handwerk, Forschung und Dienstleistung und folgen den Händen der dort arbeitenden Personen mit der Kamera. Das daraus entstandene Videoarchiv mit dem Titel »Digitales Archiv des Manuel­ len Wissens« dokumentiert weniger, als dass es den Blick auf die Haptik, Kinetik und Materialität der Hände und ihrer räumlichen Umgebung legt. Nora Mertes interessiert es, Video als etwas Plastisch-Skulpturales zu begreifen. Chatty Matter II ist eine Serie von Objekten aus Kera­ mik und Gummiband, die an Gebrauchsgegenstände erinnern. Die Funktion entzieht sich, aber in ihnen liegt eine choreografisch-bildhauerische Aufforderung. Gäste: Eingeladen zur Ausstellung hat Nora Mertes die Choreografin Isabelle Schad, die sich mit dem Körper als »Living Archive« auseinandersetzt und zusammen mit der Tänzerin Aya Toraiwa die Arbeit »Fur« zeigt. Der Kunsthistoriker Dr. Paul Mellenthin, der zur Geschichte und Theorie von Archiven forscht hat für die Ausstellung einen textlichen und bildlichen Beitrag verfasst.

© Otobong Nkanga, Footpitch, 1999. Photography, 90 x 120 cm. Courtesy die Künstlerin und Lisson Galerie.

RAND ALS ANLASS: NORA MERTES IN DER SAARLÄNDISCHEN GALERIE

JOËLLE TURLINCKX IM KW INSTITUTE FOR CONTEMPORARY ART BERLIN Skin in the Game: Eine eindrucksvolle Ausstellung enthüllte die bahnbrechenden Anfänge renommierter internationaler Künstler*innen wie Ruth Buchanan, Otobong Nkanga, Collier Schorr und die belgische Künstlerin Joëlle Tuerlinckx. Von den 1970ern bis heute reichte das Spektrum der Werke von Malerei über Skulpturen bis hin zu Videos und Fotos. Hier wurde der Augenblick sichtbar, in dem diese Künstler*innen sich der Kunst mit ganzer Leidenschaft verschrieben haben. Als pulsierende Quellen eines sich stetig wandelnden kreativen Prozes­ ses treten diese Prototypen im Laufe ihres Lebens immer wieder in Erscheinung. Ergänzt durch neue Werke entstand eine fesselnde Inszenierung, die nicht nur den Dialog zwischen Künstler*innen und ihren Schöpfungen beleuchtet, sondern auch die subtile Balance zwischen künstlerischer Hingabe und räumlicher Distanz in den Fokus rückt. ! www.kw-berlin.de/skin-in-the-game


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MUSIK SPAM - DAS NEUE BERLINER FESTIVAL FÜR ALTE MUSIK

VOX LUMINIS UND DAS RICERCAR CONSORT BEIM MUSIKFEST BREMEN

Vom 10. bis 26. Februar 2023 fand das neue Berliner Fes­ tival für Alte Musik in Berlin Spandau statt und erstreckte sich somit über die Karnevalszeit und den ­Beginn der Passionszeit. Das Programm des Festivals umfasste Kompositionen aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock, die den Charakter dieser beiden religiösen Feste musikalisch sehr eindrucksvoll widerspiegeln. Das Spektrum reichte von Tanzsätzen, Werken der Programmmusik, geistlichen Motetten und Passionsvertonungen bis hin zu Auszügen aus Karnevalsopern.

Das Bremer Musikfest hat längst internationale Anerkennung für seine außergewöhnliche Qualität erlangt. An verschiedenen Spielstätten treten Künstler aus der ganzen Welt auf. Einige der bemerkenswerten Teilnehmer waren die Ensembles Vox Luminis und das Ricercar Consort aus Belgien. Seit seiner Gründung im Jahr 2004 wird das Vokalensemble Vox Luminis unter der Leitung von Lionel Meunier weltweit für seinen einzigartigen Klang gerühmt. Es hat sich auf englisches, italienisches und deutsches ­Repertoire aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert spezialisiert und interpretiert sowohl bekannte Meisterwerke als auch musikalische Raritäten. Beim Eröffnungskonzert im Bremer St. Petri Dom erfüllte der Klang von Marc-Antoine Charpentier den Kirchenraum. Während die Melodie der Eurovisionshymne weithin bekannt ist, bleibt oft unbekannt, dass sie mit Charpentier in Verbindung steht. Sein beeindruckend besetztes Te Deum, mit Trompeten und Pauken, preist nicht nur Gott, sondern auch den Sonnenkönig Ludwig XIV. Diese Komposition stellte für Vox Luminis die perfekte Herausforderung dar, die sie mit ihrer bemerkenswerten Mischung aus vokaler Virtuosität und harmonischem Klangkörper meisterten.

Das Ende der Pest im Jahr 1631 war für die Bewohner der Stadt Venedig eine große Befreiung: Man feierte ein pompöses »festa della salute« und konnte endlich ohne Sorgen in die Zukunft blicken. Das belgische Vokalensemble Vox Luminis, das mit Unterstützung von Wallonie-Brüssel International (WBI) teilnahm sowie die Lautten Compagney Berlin, schlossen sich diesem Jubel bei der Eröffnung von SPAM am 10.02.2023 mit Kompositionen von Claudio Monteverdi, Giovanni Rigatti und anderen Venezianern an.

Vox Lumins im Konzert © Mathias Marx

! www.spam.berlin


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Das von Philippe Pierlot gegründete Ricercar Consort hat international einen exzellenten Ruf aufgebaut, insbesondere im Bereich der deutschen Barockkantaten und der Instrumentalmusik. Für das Musikfest hatte das Ensemble ein fesselndes vokal-instrumentales Programm vorbereitet, das, unter Einbeziehung der Schnitger-­ Orgel, die norddeutschen Komponisten beleuchtete, die Johann Sebastian Bach maßgeblich beeinflussten. ! www.musikfest-bremen.de/start ! www.ricercarconsort.com ! www.voxluminis.com/en

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Rie Nakajima, eine talentierte Bildhauerin mit Wohnsitz in London, verbindet in ihren Installationen und Performances geschickt motorisierte Gerätschaften mit gefundenen Objekten, um die Grenzen zwischen Skulptur und Klang auf subtile Weise zu verwischen, wobei sie dem Zufall eine bedeutende Rolle zuschreibt. Pierre Berthet hingegen nutzt Musik als eine Form alltäglicher Performance und gestaltet faszinierende Klang- und Bildinstallationen. Kürzlich hat er begonnen, getrocknete Pflanzen zu motorisieren, wobei er besonderes ­Augenmerk auf die alltäglichen Klänge der Umgebung legt. Selbst das leise Plätschern von Wassertropfen in Kombination mit verschiedenen Materialien weckt sein akustisches Interesse. ! www.swr.de/unternehmen/kommunikation/pressemeldungen/ donaueschinger-musiktage-2023-programmvorstellung-100.html

PIERRE BERTHET BEI DEN MUSIKTAGEN IN DONAUESCHINGEN Im vergangenen Oktober fanden die renommierten Donau­eschinger Musiktage unter dem Titel »colLABO­ Ration« statt. Als das älteste und traditionsreichste Fes­ti­val für Neue Musik weltweit, halten die Musiktage in Donaueschingen eine herausragende Stellung in der Musik­welt. Unter dem Festivalmotto setzen die renommierte Künstlerin Rie Nakajima und der gefeierte belgische Klangkünstler Pierre Berthet in ihrer gemeinsamen Arbeit »Dead Plants & Living Objects« häufig auf scheinbar gewöhnliche Gegenstände, die sie in der Umgebung des Veranstaltungsortes entdecken. Mit erstaunlichem Geschick verwandeln sie diese Fundstücke, um auf eindrucksvolle Weise Räume zu gestalten.

Unter der Leitung des belgischen Flötisten Gregory d’Hoop fand am 11. Dezember 2023 in der Herz-Jesu Kirche im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg das Weihnachtskonzert der Vertretungen von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie statt. Das CRADLE Ensemble, das erste bedeutende BlockflötenConsort in der Geschichte der Stadt, spezialisiert sich exklusiv auf die fünfstimmige und doppelchörige Renaissancemusik. Nach einer Darbietung besinnlicher Weihnachtsklänge lud Botschaftsrat Alexander Homann zu einem Umtrunk ein, der die Festlichkeit der Adventszeit betonte. ! www.cradleconsort.com

Gregory d’Hoop © Anna Fusek

© Rie Nakajima

WEIHNACHTSKONZERT

THEATER UND TANZ DIE RENOMMIERTE BRÜSSELER CHOREOGRAFIN MICHÈLE NOIRET BEIM PURPLE FESTIVAL IN BERLIN In ihrem faszinierenden Tanz- und Filmprojekt »Das Auge, das Ohr und der Ort« vermittelt die renommierte Brüsseler Choreografin Michèle Noiret das vielseitige

Universum der Insekten, das gleichermaßen Faszination und Bestürzung hervorruft, angesichts seiner facettenreichen Lebensweise, Struktur und Form. Die außergewöhnliche Choreografie der talentierten Tänzer*innen David Drouard und Sara Tan spiegelt gleichermaßen die Ehrfurcht vor dieser beeindruckenden Welt als auch die


Compagnie Michele Noiret © Sergine Laloux

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Trauer und den Zorn über ihr schleichendes Verschwinden wider. Auf der Bühne entfaltet sich eine magnetische Anzie­ h­ungskraft dank einer gekonnten Kombination aus Licht und elektronischem Sound, die durch die raffinierte Bühnengestaltung noch verstärkt wird. Die Aufführung wirft bedeutungsvolle ökologische und gesellschaftliche Fragen auf, die an ein junges Publikum gerichtet sind, welches maßgeblich an der Gestaltung unserer zukünftigen Gesellschaft beteiligt sein wird. »Das Auge, das Ohr und der Ort« markierte die Eröffnung von PURPLE, dem renommierten internationalen Tanzfestival für ein junges Publikum, das seine siebte Auflage dieses Jahr am HAU Hebbel am Ufer sowie an weiteren Spielstätten und Berliner Schulen präsentierte. ! www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/michele-noiret-dasauge-das-ohr-und-der-ort ! www.michele-noiret.be/en

CLAIRE HUBERT BEI DOK ART 'As we drove short short horizon-lines' ist eine beson­ dere Klangperformance von Stalin Blake, Filipa Bavčević und der belgischen Choreografin und Performerin Claire Hubert, die eine spannende Mischung aus Tanz, Gedichten und Musik bietet. Diese lebhafte Vorstellung lädt das Publikum ein, den subtilen Verläufen von Musik und Orten zuzuhören, die von Nahost über den Balkan bis nach Westeuropa reichen. Während dieser Reise entlang verschiedener Orte und Kulturen betont die Performance die Vielfalt, ohne sie zu vermischen. Sie zeigt auf faszinierende Weise die unterschiedlichen Balkanrhythmen, die Einflüsse aus dem ­Osmanischen Reich und Westeuropa vereinen, ohne sie zu einer einzigen Melodie zu verschmelzen, sondern kleine Verbindungen über große Hindernisse schlagen. Das siebte soundance festival berlin fand vom 15. bis 18. Juni 2023 statt und feierte an vier Abenden die Schönheit und Magie der Verschmelzung von Tanz und Live-Musik. ! www.dock11-berlin.de/theater/programm/spielplan/as-we-droveshort-short-horizon-lines

© cahayaeleven act festival

! www.soundance-festival.de/artists/claire-huber

AGORA THEATER Die Freiwilligen Angsthasen, das sind Pipo, Vermel und Di. Sie betreiben einen besonderen Rettungsdienst: Sie bekämpfen Angst. Dafür müssen sie sie aufspüren und ihr begegnen.


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Die Freiwilligen Angsthasen © Agora

AGORA macht grenz- und sprachübergreifendes ­Theater, das alle angeht: Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Durch seine außergewöhnliche geografische Lage – im Dreiländereck Belgien, Deutschland und Luxemburg – entwickelte sich das mehrsprachige Thea­ter in Ostbelgien zu einer Institution der Grenz-Erfahrung. Es verhandelt die Verbindungen und Differenzen zwischen deutschsprachiger, französischsprachiger und flämischer Kultur, zwischen Identität und Pluralität, und zwischen Land und Stadt. Im Oktober 2023 gastierte die Kompanie im Rahmen des »Berliner Schaufenster - Darstellende Künste für die Jüngsten« im Berliner Feld Theater. ! www.jungesfeld.de

! WWW.AGORA-THEATER.NET SALIM DJAFERI STAATSSCHAUSPIEL DRESDEN UND BEIM FESTIVAL EURO SCÈNE LEIPZIG

Making Man © Antoine Panier

Anfang November 2023 fanden mit Unterstützung von Wallonie-Brüssel International beim Labortheater der Hochschule für Bildende Künste Dresden und beim Fes­tival Euro Scene in Leipzig jeweils 2 Aufführungen des Stücks »Koulounisation« von Salim Djaferi statt. In ­seiner beeindruckenden Aufführung »Koulounisation« ­erkundet Salim Djaferi die Kraft der Sprache und ihre ­Rolle in der Geschichte zwischen Algerien und Frankreich. Er nutzt Übersetzungen, Mehrsprachigkeit und die

Geschichten seiner Gesprächspartner, um die Taktiken und Wirkungen der Kolonisierung zu enthüllen. Dabei lässt er das Publikum tief in das Wesen dieses Herrschaftsmodells eintauchen, inspiriert von Victor Klemperers Analyse und deren Bedeutung im Dritten Reich. Salim Djaferi, der am Königlichen Konservatorium (ESACT) in Lüttich Theater studiert hat, ist Schauspieler, Autor und Regisseur. Er lebt und arbeitet in Brüssel.

MAKING MAN: DUNIA DANSE THÉÂTRE Am 24. Oktober 2023 faszinierte das Dunia Dance ­Theatre im Stadttheater Landsberg mit »Making Man« das Publikum. Unter der Leitung von Harold Georg aus Sierra Leone in Brüssel etabliert, vereint die Gruppe auf kunstvolle Weise die afrikanische Kultur mit zeitgenössischem Tanz. Die Tanzproduktion erkundet einfühlsam die komplexe Reise zur männlichen Identität und hinterfragt die gesellschaftlichen Erwartungen an das Individuum. ! www.stadttheater-landsberg.de/veranstaltung/making-men ! www.duniadance.net/en/#dunia

FRANKFURTER BUCHMESSE Auch bei der 75. Frankfurter Buchmesse konnte Wallonie Brüssel International sich gemeinsam mit dem Verlegerverband ADEB und den Freien Verlegern auf einem Stand präsentieren. Zeit für Geschäfte, gute Gespräche und auch den traditionellen Umtrunk am Messestand.

Frankfurter Buchmesse © Kévin Giraud

LITERATUR


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POESIEFESTIVAL BERLIN Spoken Word ist poetisch, performativ, politisch, sozial engagiert und künstlerisch vielfältig. 10 nationale und internationale Spoken Word Artists zeigten an zwei Abenden des Berliner Poesiefestivals ihr poetisches ­Arbeiten. Die eingeladenen Autorinnen haben Texte geschrieben, die von Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung, Kampf um sexuelle Freiheit, Selbstbestimmung und Aussichten auf die Klimakatastrophe

oder einfach der Suche nach Nähe und Liebe berichten. Ob gesprochen, gesungen oder gerappt – wer hier sprach, sprach für sich, aber auch für und mit anderen. Denn schlussendlich geht es auch immer um die Fragen: Wie können wir uns gegenseitig zuhören, voneinander lernen und uns ein Zusammenleben und Zusammendichten vorstellen? Aus Ostbelgien mit dabei war Jessy James LaFleur mit einem fulminanten Auftritt in vier Sprachen.

FILM DER BESTE FILM ALLER ZEITEN…

BERLINALE

Alle zehn Jahre bittet die Zeitschrift Sight & Sound Kritiker und FilmexpertInnen, ihre Top-Ten-Wahl abzugeben. In der neuen Umfrage hat der belgische Film JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES Ende 2022 den Platz vor Hitchcocks Vertigo eingenommen. JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES (Belgien/F 1975) von Chantal Akerman wurde somit offiziell zum besten Film aller Zeiten erklärt. Es ist das erste Mal, dass eine Regisseurin die Liste anführt!

»Das Paradies«, der erste Spielfilm von Zeno Graton wurde in der Kategorie Generations14plus der 73. Ausgabe der Berlinale im Februar 2023 als Weltpremiere vorgestellt. Bei den anderen ausgewählten Titeln, fand man zwei Koproduktionen mit belgischer Beteiligung im Programm des Wettbewerbs und der Panorama-Kategorie: Giacomo Abbruzzese‘s »Disco Boy« und Patric Chiha‘s, »La Bête dans la jungle«.

Filmplakat Le Paradis © WBImages

© Cover Sight and Sound

Filmplakat mit Joely Mbundu © WBImages

Der Film von Dominique Loreau, »Une si longue marche«, wurde seinerseits im Rahmen der Woche der Kritik in Berlin vorgestellt. Auch zu erwähnen ist, dass die Produzentin Florence Sâadi mit der Unterstützung der Föderation Wallonie


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Bruxelles, am Programm Fiction Toolbox Berlin 2023 teilnehmen konnte. Das Programm Fiction Toolbox ist eine Initiative des Programmes »Diversität und Inklu­ sion« beim europäischen Filmmarkt. Last but not least, nahm eine junge Schauspielerin aus Brüssel, Joely Mbundu, Kinoheldin des letzten Films von Jean-Pierre und Luc Dardenne, Tori et Lokita, am Programm »Shooting Stars« der »EFP - European Film Promotion« teil.

mit der sie heute glückliche Kindheitserinnerungen verbindet. Sie stellte ihren international erfolgreichen Film im Oktober beim DokuArts Filmfestival in Berlin vor.

! www.berlinale.de

Zum 40. Mal fanden Anfang November 2023 die Französischen Filmtage in Tübingen, Stuttgart und Umgebung statt. Zahlreiche belgische Produktionen und Koproduk­ tionen waren auch in diesem Jahr in den verschiedensten Wettbewerben und Programmsparten zu entdecken. Mit dabei war natürlich auch »Augure« von Baloji, der belgische Kandidat für den Auslands-Oscar.

! www.doku-arts.com/de/start ! www.wip.be/films/la-vie-en-kit

FILMTAGE TÜBINGEN

Filmplakat La Vie en Kit © Affiche La Vie en Kit

Filmplakat © WBImages

! www.franzoesische.filmtage-tuebingen.de/festival/programm

FRANZÖSISCHE FILMWOCHE BERLIN

DOKUARTS FILMFESTIVAL Eine Stadt aus Stahl, die in der Nachbarschaft für Gesprächsstoff sorgt. Häuser im japanischen Stil, entworfen von ihren zukünftigen Käufern. Ein den Studierenden anvertrauter Baukasten. In Charleroi, Lüttich und Brüssel werden drei Architekten und eine Handvoll utopischer Bewohner ihre Wohnideen Wirklichkeit werden lassen. Nach dem Aufbruch im Mai 68 wollen sie das revolutionäre Potenzial der industrialisierten Architektur demonstrieren. Ein menschliches und architektonisches Abenteuer, das sie seit mehr als 40 Jahren antreibt ... Was bleibt heute von ihren Häusern von morgen übrig? Elodie Degavre, die belgische Regisseurin von La Vie en Kit, ist selbst nicht nur Architektin, sondern wuchs auch in einer solchen experimentellen Wohnanlage auf,

Am 23. November eröffnete die 23. Ausgabe der Französischen Filmwoche in Berlin, die wie in jedem Jahr neben französischen Produktionen auch eine große Anzahl an frankophonen Koproduktionen und Filmen aus Québec und der Föderation Wallonie-Brüssel präsentierte. Der belgische Beitrag war »Le syndrôme des amours passées« von Raphaël Balboni und Ann Sirot, der auch in Tübingen am Start war. Es handelt sich hierbei um einen zauberhaften Film, der von der Liebe in allen Facetten erzählt. ! www.franzoesische-filmwoche.de

DIE EUROPA FÜR CÉCILE DE FRANCE Das Internationale Filmfest Braunschweig ist das älteste Filmfestival Niedersachsens und zählt rund 27.500 Besucher und Besucherinnen.


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Cécile de France mit der Europa © DGCFRW

Mit dem europäischen Schauspielpreis DIE EUROPA zeichnet das Internationale Filmfest Braunschweig einen Schauspieler oder eine Schauspielerin aus, der bzw. die sich durch herausragende künstlerische Leistungen um die europäische Filmkultur verdient gemacht hat. Preisträgerin 2023 war die in der wallonischen Hauptstadt geborene Schauspielerin Cécile de France. Herzlichen Glückwunsch! ! www.filmfest-braunschweig.de/programm/filmreihen-2023/details/die-europa-der-europaeische-schauspielpreis-778

DÜSSELDORF Im Rahmen der Woche der französischen Sprache und der Frankophonie konnte man im Düsseldorfer ­Bambi Filmstudio im März 2023 bestes Kino aus Belgien, Frank­reich, Kanada und der Schweiz erleben. Alle Filme beschäftigten sich mit Fragen der Interkulturalität. Im Film HABIB, LA GRANDE AVENTURE (Habib, das große Abenteuer) von Benoît Mariage, konnte man den erfolglosen muslimischen Schauspieler Habib erleben, der Franz von Assisi verkörpern muss und plötzlich zum Star wird – ohne Wissen seiner Familie.

Hier möchten wir besonders den Besuchertag in der Kanadischen Botschaft hervorheben, mit der Grand ­tablée mit kulinarischen Spezialitäten der verschiedenen Länder. Außerdem gab es Musik, Märchen für Kinder, ein Programm mit Kurzfilmen sowie Spiele in französischer & deutscher Sprache und Informationsstände der franko­phonen Länder.

BERLIN Die Fête des Francophonies in Berlin, organisiert im Rahmen des gemeinsamen Vorsitzes Kanada-QuébecHaiti, bot im März 2023 zahlreiche Aktivitäten des Netzwerks der frankophonen Botschaften und Vertretungen in Berlin.

EUNIC BABYLON EUROPA Am 27. Mai präsentierte BABYLON EUROPA in der ufaFabrik ein Fest der Vielfalt mit außergewöhnlichen Künstlern aus 11 Regionen und Ländern Europas. Die KünstlerInnen erarbeiteten mehrere Tage lang eine gemeinsame Show mit dem Titel »Home in a backpack«. In diesem Jahr begleitete die Live-Hiphop-Band The Swag als Showband durch den Abend und verband die unterschiedlichen Klänge und Stile miteinander. Aus Brüssel nahm Mélanie Isaac an diesem besonde-

ren Erlebnis teil. Mit ihrer außergewöhnlichen Stimme, ihren Instrumenten und ihren poetischen Chansons war sie sicherlich ein Highlight des Abends. Künstlerisch verbunden hatte sie sich mit der ungarischen Künstlerin Vera Jonas. Der gemeinsame Auftritt verkörperte genau das Gefühl, das BABYLON EUROPA auf die Bühne bring­ en soll: künstlerischer Austausch, sprachliche Vielfalt und gemeinsames kreatives Arbeiten mit Power und Spaß. Diese künstlerische Liebeserklärung an unseren Kontinent war in diesem Jahr ein Teil des Programms vom Karneval der Kulturen Berlin. Erdacht wurde BABYLON

Die Organisatoren der Filmreihe in Düsseldorf © Isabella Profeta, AWEX

FRANKOPHONIE


AUSGABE SECHZEHN 2023 LETTRE AUS BERLIN

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EUROPÄISCHER SPRACHENTAG

Babylon Europa © Jim Kroft, Vera Jonas (HU) und Mélanie Isaac (WB) bei Babylon Europa © Jim Kroft

90 Kinder aus Berliner Grundschulen in Charlottenburg und Lichtenberg wurden in diesem Jahr anlässlich des EUNIC Projektes zum Europäischen Sprachentag am 26. September in einem Minisprachkurs in den Bezirksbibliotheken mit der Fremdsprache Französisch vertraut gemacht. Abends ging es dann noch in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Europäischen Kommission und der Senats­kanzlei des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zum mehrsprachigen Improtheater ins Berliner Kriminaltheater. Unter dem Titel »Bei uns sagt man….« fand ein kreativer Sprachenwirrwarr den Weg zu einem begeisterten Publikum. Sprachen können wirklich Spaß machen!

EUROPA LITERARISCH MIT NINA LAURINKAARI

EUROPA von EUNIC Berlin, dem Netzwerk der Euro­ päischen Kulturinstitute. Partner waren die Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters von Berlin sowie die Vertretung der Europäischen Kommission Deutschland. Der Fachhandel für Ereignisse kuratiert und produziert diese Veranstaltung.

EUNIC Berlin, das Netzwerk der europäischen Kulturinstitute in Berlin, lud am 6. November unter dem Titel »Europa literarisch« Autorinnen und Autoren aus neun Ländern zu europäischen Literaturdialogen ein: Belgien, Finnland, Österreich/Slowakei, Rumänien, Schweden, Slowenien, Spanien und Tschechien. In Lesungen und Gesprächen sollte der Frage nachgegangen werden, wie Europa aus der Perspektive der jeweiligen Literatur ­aussieht. Was hat Literatur mit dem Land zu tun, in dem sie entsteht? Wie wird in den unterschiedlichen Ländern über Europa gesprochen, wie wird Europa erzählt? Und: Gibt es ein gemeinsames literarisches Europa? Unser Gast war die gebürtige Berlinerin Nina Laurinkari, die ein facettenreiches europäisches Leben geführt hat. 11 Jahre davon verbrachte sie in Brüssel. Im deutschsprachigen belgischen Grenz-Echo Verlag publi­ zierte sie die europäische Detektivgeschichte Schuld schwarz-weiß. Heute lebt Nina Laurinkari seit einigen Jahren in Helsinki.

Nina Laurinkari in der Gesprächsrunde mit Moderatorin Sonja Hartl und der schwedischen Autorin Lotta Lundberg © privat

Improtheater zum Europäischen Sprachentag © DGCFRW

! www.eunic-berlin.eu


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WIRTSCHAFT Unterstützung bei der Entwicklung einer Go-to-MarketStrategie, die Suche nach Geschäftspartnern sowie die Erleichterung des Zugangs zu staatlichen Behörden für deutsche Unternehmen, die an einer Investition in der Wallonischen Region interessiert sind. Yves ist seit 2008 Berufsdiplomat. Fünf Jahre lang fungierte er zunächst als Handels und Technologieat­ taché in Guangzhou, China, bevor er in Houston, Texas, tätig wurde. Nach seinem 10-jährigen Aufenthalt in den USA ist Yves seit dem 1. August 2023 Wirtschafts- und Handelsattaché der Wallonie in Köln. Vor seiner Karriere im öffentlichen Dienst hatte er verschiedene Positionen in der Privatwirtschaft inne. Zunächst entwickelte Yves in der Reisebranche neue Aktivitäten im Zusammenhang mit der Liberalisierung nationaler Fluggesellschaften in Europa. Anschließend wechselte er zu Amadeus, dem in Europa ansässigen IT-Reservierungssystem, wo er zur Erarbeitung neuer Geschäftsmodelle im Rahmen der Internetentwicklung beitrug. Im Jahr 2000 war er Geschäftsführer von Travel­ price.com, dem ersten Online-Reisebüro in Belgien. Später fungierte er als Vice President Professional Services für Siemens Mobile Travel Services in München, damals ein Pionier als Anbieter mobiler Lösungen. Yves besitzt einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen von der University of Cape Town, Südafrika.

Yves Dubus © privat

© Glenn-Carstens-Peters

Als Wirtschafts- und Handelsattaché der Wallonischen Export- und Investitionsagentur AWEX entwickelt Yves Dubus seit mehr als 15 Jahren Geschäftsmöglichkeiten und technologische Partnerschaften und fördert gleichzeitig die wirtschaftliche Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Wallonie in Schlüsselsektoren wie Energie, Raum- und Luftfahrt sowie Verteidigung, Telekommunikation, Big Data und Transport. Mittlerweile in Köln ansässig, ein strategisches Einfuhrgebiet zum deutschen Markt für wallonische Unternehmen, besteht seine Hauptaufgabe darin, die Handelsund Investitionsbeziehungen zwischen der wallonischen Region Belgiens und den westlichen Bundesländern Deutschlands, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Hessen zu fördern. Ihn motiviert die Herausforderung, Lösungen für komplexe und dynamische Probleme zu finden sowie die Möglichkeit gemeinsam mit seinen Kollegen Denis ­Lahaye in Berlin und Laurent Renson in München zum Wirtschaftswachstum und der Verbreitung wallonischer Innovationen beizutragen. Durch offizielle Beziehungen und privilegierte Partnerschaften unterhält AWEX Köln ein umfangreiches Netzwerk an Kontakten, um die Entwicklung wallonischer Wirtschaftsinteressen in Deutschland zu erleichtern. Zu den von AWEX Köln angebotenen Dienstleistungen gehören Marktüberwachung und -bewertung,


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TOURISMUS

Auguste Rodin, L'âge d'Airain, 1877, bronze, N.Mba 6052, Musée des Beaux Arts Jules (héret, Nice © Ville de Nice)

! www.bam.mons.be

Musée Rodin © Bastien-Leblanc

Nach langen Umbauarbeiten im Museum der Schönen Künste in Mons freut sich das Museum darauf, seine Besucher ab April 2024 an diesem völlig neu gestalteten Ort begrüßen zu dürfen. Zu diesem Anlass wird das BAM mit einer prestigeträchtigen, Auguste Rodin gewidmeten Ausstellung wiedereröffnet. Die Eröffnungsausstellung soll das Werk des französischen Bildhauers Auguste Rodin (1840 –1917) unter dem Prisma Belgiens neu interpretieren. Dabei werden 60 Skulpturen, ebenso viele Zeichnungen sowie Gemälde und Stiche zu sehen sein. Die Werke, die vor allem aus dem Musée Rodin in Paris, aber auch aus wichtigen belgischen und europäischen Museen stammen, werden in einem neuartigen Dialog den Werken der Künstler gegenübergestellt, die Rodin während seines Aufenthalts in Belgien geprägt haben. Die Anwesenheit der wenigen existierenden Skulpturen von Jacques du ­Broeucq, dem Meister von Gianbologna, und von Werken des ­Manierismus wird Rodins anhaltendes Interesse an künstlerischen Innovationen beleuchten. Schließlich wird die Ausstellung auch auf die Weiterführung von ­Rodins Kunst in der heutigen Kreation eingehen: Werke

der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere werden als zeitgenössisches Echo einer Sensibilität präsentiert, die in der Renaissance ihren Anfang nahm und von ­Rodins Händen in eine moderne Grammatik übersetzt wurde. Neben Du Broeucq und Berlinde de Breuckere wird Rodin auf diese Weise, fast paradoxerweise, immer noch aktuell erscheinen, als ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zur zeitgenössischen Kunst. Die Ausstellung sieht auch eine Erweiterung in der Stiftskirche Sainte-Waudru in Mons vor, wo mindestens drei Bronze­ skulpturen zu sehen sein werden.

Musée Rodin © Jillian-Peterson

AUGUSTE RODIN IM MUSÉE DES BEAUX-ARTS (MUSEUM DER SCHÖNEN KÜNSTE) MONS


Philharmonie, Berlin © simone-hutsch

La Boverie ©Marc Verpoorten

KONTAKTADRESSEN IN DEUTSCHLAND DIPLOMATISCHE VERTRETUNGEN ALEXANDER HOMANN Leiter der Vertretung von Ost­belgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie c/o Belgische Botschaft Jägerstr. 52-53 D - 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 206186409 FAX: +49 (0) 30 206186411 delegation-berlin@dgcfrw.de S. E. GEERT MUYLLE Botschafter des Königreichs Belgien Jägerstr. 52/53 D - 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 206420 FAX: +49 (0) 30 20642200 berlin@diplobel.fed.be

WIRTSCHAFTS- UND ­H ANDELSATTACHÉS DENIS LAHAYE Wirtschafts - und Handelsattaché AWEX - Wallonische Investitionsund Exportförderungsagentur Berlin c/o Belgische Botschaft Jägerstraße 52-53 D - 10177 Berlin Tel.: +49 173 255 94 81 berlin@awex-wallonia.com www.awex.be

YVES DUBUS Wirtschafts- und Handelsattachée für die Wallonie - AWEX Stolkgasse 25-45 (4.OG) D - 50667 Köln Tel.: +49 (0) 221 254173 (74) FAX: +49 (0) 221 254618 cologne@awex-wallonia.com www.awex.be LAURENT RENSON Wirtschafts- und Handelsattaché der Wirtschaftsvertretung Brussels Invest & Export / AWEX c/o Honorarkonsulat von Belgien Maximilianplatz 12a D - 80333 München Tel.: +49 (0) 89 3898920 FAX: +49 (0) 89 38989220 munich@awex-wallonia.com www.awex.be

BELGIEN TOURISMUS WALLONIE BELGIEN-TOURISMUS ­WALLONIE Stolkgasse 25-45 (4.OG) D - 50667 Köln Tel.: +49 (0) 221 277590 FAX: +49 (0) 221 27759100 info@belgien-tourismus.de www.belgien-tourismus.de

BELGIENZENTRUM PADERBORN

IMPRESSUM

PROF. DR. SABINE SCHMITZ Fakultät für Kulturwissenschaften Institut für Romanistik Universität Paderborn Warburger Straße 100 D - 33098 Paderborn Tel.: +49 (0) 5251 602882 FAX: +49 (0) 5251 603740 sabine.schmitz@upb.de www.kw.uni-paderborn.de/­­ institut-fuer-romanistik

TITELBILD Plattenbau in Berlin Marzahn © simone-hutsch www.heysupersimi.com/bln-lov

WISSENSCHAFTSATTACHÉE MATHIEU QUINTYN Wissenschaftsreferent c/o Belgisches Honorarkonsulat Maximiliansplatz 12a 80333 München Tel.: +49 (0)89 23709967 m.quintyn@wbi.be

VERANTWORTLICHER HERAUSGEBER Alexander Homann Vertretung von Ostbelgien, der Föderation Wallonie-Brüssel und der Wallonie REDAKTION Alexander Homann, Nicole ­Ackermann, Susanne Debeolles LAYOUT Schimmelpenninck.Gestaltung www.schimmelpenninck.de ÜBERSETZUNG Natacha Body


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