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Sinneswandel in Politik und Bevölkerung
Sinneswandel in Politik und Bevölkerung
Weltweite Proteste, Klimakonferenzen, Klimakatastrophen, Gletscher- und Polschwund, Dürren und Stürme bewirken bei der Bevölkerung und in der Politik ein Umdenken in Sachen Umwelt. Das Traktandum Umwelt und Energie rückte in der Agenda der meisten Organisationen weit nach oben. Erste Auswirkungen zeigen sich in verschärften Gesetzen, restriktiveren Bauvorschriften und Lenkungsabgaben.
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Im März 2019 erfolgte eine Anpassung des Leitbildes der GEbW: «Wir verpflichten uns zu einer umfassenden Nachhaltigkeit – wirtschaftlich, ökologisch und sozial. Wir berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien konsequent entlang des ganzen Lebenszyklus einer Immobilie …» und «… wir achten bei der Erstellung und im Betrieb unserer Liegenschaften auf eine hohe Energieeffizienz und geringe CO2-Emissionen. Wir analysieren unsere Immobilien regelmässig und definieren Optimierungsmassnahmen.» Den Worten folgten in rascher Folge Taten.
Die Geschäftsführung wurde beauftragt, eine umfassende bauliche, technische und energiekonsumbezogene Bestandesaufnahme des Portfolios in die Wege zu leiten, damit Handlungsfelder eruiert und entsprechende Massnahmen, inklusive Umsetzungsplan, festgelegt werden können. Die energetischen «low hanging fruits» hatte
Energieverlust nach Bauteilen
Dach 15–20% Heizung 30–35%
Wände 20–25%
Lüftung 10–20% Fenster 20–25%
Boden 5–10%
Typ Wärmeerzeugung/Heizsysteme Portfolio GEbW
Fernwärme 6 (8,22%)
Wärmepumpe 6 (8,22%)
Heizsysteme der GEbW 2020 Gas 37 (50,68%)
Öl 24 (32,88%)
die GEbW bereits in den Jahren 2009 bis 2012 erfolgreich umgesetzt. Nun ging es um eine grundlegende Änderung der Investitionspolitik.
Will man hohe Umweltziele erreichen, müssen in der Zukunft bauliche und technische Ausstattungen (Bauteile/ Wärme-Energieerzeugung) aufeinander abgestimmt werden. Im Jahr 2020 verfügte die GEbW über die in der Grafik auf Seite 52 dargestellten Heizsysteme. Heizungen, die mit fossilen Brennstoffen (Gas, Öl) betrieben werden, machten über 80% aller Heizungssysteme aus. Davon sind 13 Heizungen älter als 20 Jahre. Hier besteht erhebliches Verbesserungspotential, obwohl bei dieser Analyse kombinierte Anlagen ausser Acht gelassen worden sind, z.B. Gas/Öl mit Photovoltaik oder mit Solarthermie fürs Warmwasser.
Für eine positive energetische Bilanz ist bekanntlich nicht nur das Heizungssystem, sondern auch der Zustand eines Gebäudes (gedämmt / nicht gedämmt) wichtig. Da die GEbW diesbezüglich in der Vergangenheit viel investiert hat, erbrachte die energetische Portfolioanalyse überraschend positive Ergebnisse.
In der Betrachtung «Gesamtenergie/m2» erreichen 72% der Liegenschaften der GEbW mindestens das Label C nach GEAK23. Dieses Resultat ist Zeugnis der bereits ausgeführten energetischen Massnahmen in den letzten Jahren.
23 Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) kategorisiert Gebäude mit Labels/
Klassen von A–G. Klasse A ist die höchste Stufe: Darunter fallen Gebäude, die praktisch kein CO2 ausstossen, top gedämmt sind und wenig Energie verbrauchen.
GEAK-Effizienzklassen
A
B
C
D
E 0,0%
F 0,2%
G 0,0% 9,3%
22,5%
28,2% 39,7% 72%
Prozentualer Anteil der Gebäude der GEbW in den einzelnen Energieeffizienzklassen nach GEAK.
GEAK-Effizienzklassen (A = sehr energieeffizient).
Klasse
A B C D E F G
Effizienz Hülle in Liter Öl/m2 Gesamtenergie in kWh/m2 Gebäudealter
~ 2,5 ~ 48
~ 5,0 ~ 97 Neubau ab ca. 2010
~ 7,5 ~ 145 Neubau ab ca. 2002
~ 10 ~ 195 Neubau ab ca. 1995
~ 12,5 ~ 240
~ 15 ~ 290
> 15 > 290
Der VR hat sich für das Jahr 2030 folgende energiepolitischen Ziele gesetzt:
Der Anteil der fossilen Brennstoffe ist kleiner als 25% (heute über 80%) Mehr als 50% der Gebäude verfügen über
Photovoltaikanlagen Das Investitionsbudget «Nachhaltigkeit» beträgt bis 0,5% des jährlichen Betriebsgewinns Es sind Messzahlen eingeführt, die regelmässig überprüft werden Neubauten müssen GEAK-A-Niveau entsprechen (keine fossilen Brennstoffe) Totalsanierungen müssen GEAK-B-Niveau entsprechen Bei einfachen Sanierungen sind verschiedene
Energiequellen zu überprüfen Die GEbW macht Ernst mit der Umwelt. Die bestehenden Investitionsstrategien werden vom Fokus «baulicher Zustand» auf die Sicht «Nachhaltigkeit» umgestellt (Strom, Wärme, Energie, CO2-Emissionen). Die GEbW will die Umwelt schonen und ihre Mieter vor künftigen Umweltabgaben möglichst schützen, denn wie die «Neue Zürcher Zeitung» am 24. September 2019 in einem Artikel festhielt: «Wer nicht grün heizt, muss zahlen.» Dem gilt es vorzubeugen, denn die aktuelle CO2-Abgabe von CHF 96 pro Tonne CO2 soll gemäss CO2-Verordnung im Jahr 2022 auf CHF 120 pro Tonne CO2 steigen. Nachdem am 13. Juni 2021 die Initiative über das CO2-Gesetz mit 51,6% Nein-Stimmen abgelehnt worden ist, ist die unmittelbare gesetzliche Entwicklung diesbezüglich jedoch ungewiss.
Es liegt am Verfasser der nächsten Jubiläumsschrift, 175 Jahre GEbW, im Jahr 2047, festzuhalten, ob die GEbW die 2020 festgelegten Ziele eines umweltschonenden Portfolios erreicht hat oder nicht.