Three Six O | Ausgabe 7 | Dezember 2020 | deutsch

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AT R G IS

Zeitung für Panorama und immersive Kunst | 7. Ausgabe | Oktober 2020

Sonderausgabe – Yadegar Asisi in Rouen Autor: Juliane Voigt

Mit den Sinnen sehen

Warum weiter malen ?  Ein Gespräch ziwschen Yadegar Asisi und Bazon Brock Autor: Aixa Navas Valbuena   Zwischen uns und dem Motiv Kulturelle Identitäten  Autor: Fanny Thiel mit einem Kommentar von Frédéric Sanchez


2 Éditorial

Ich habe lediglich das angeschaut, was mir die Welt gezeigt hat. Claude Monet


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Liebe Leserinnen, Liebe Leser

Monatelang standen vor Museen, Theatern oder überhaupt vor Kultureinrichtungen Schilder mit der Aufschrift „We are closed“ oder „Wir haben geschlossen“. Die Eröffnung des Panoramas „Die Kathedrale von Monet“ in Rouen wurde Anfang Juli deshalb von vielen als ein auch psychologisch wichtiger Schritt zurück in die vertraute Alltagsrealität empfunden. Ohne größeres Eröffnungszeremoniell mit einem Presserundgang wurde das Panorama eröffnet und hat bis heute zahlreiche Besucher. Viele Zeitungen und Zeitschriften, Fernsehund Radiosender in Frankreich und in Deutschland haben darüber berichtet. Es war nicht vorauszusehen, wie die Menschen in Frankreich es aufnehmen würden, wenn ein deutscher Künstler daherkommt und Claude Monet, dem französischen Nationalmaler und Säulenheiligen der Normannen, eine Art Denkmal errichtet. Der Maler legt immer sein Eigenes in sein Werk hinein, deshalb ist das Kunstwerk, wie es jetzt in Rouen zu besichtigen ist, die eigentlich subjektive Sicht eines einzelnen Künstlers mit der Hoffnung auf kollektiven Konsens. Das ist ganz wunderbar aufgegangen. Die Menschen gehen in ein Bild hinein, stellen sich in der Mitte auf eine Plattform und erleben, wie der Impressionismus aus dem Geiste des Malers Claude Monet geboren wurde. Die Versinnbildlichung dessen, was Monet emotional und eindrücklich erlebt haben muss, wenn er ganz in dem Augenblick aufging, den er festhalten wollte. Knapp 30 Gemälde hat Monet von der Kathedrale in Rouen gemalt. Die Serie, die ihn berühmt machen sollte, bildet die Grundlage für das Panoramabild von Yadegar Asisi, das den Betrachter ebenso in die Mitte eines Bildes als auch in einen Augenblick der Kunstgeschichte stellt. Das Thema wird in dieser Ausgabe von der Medien-Architektin Aixa Navas Valbuena aufgegriffen, die mit einem Virtual-Reality-Experiment den Moment der Wahrnehmung von Licht als formendes Element in Monets Werk deutlich macht. Monet ließ sich von diesem Phänomen immer mehr zur Produktion von Serien verleiten. Das Objekt trat in seiner Malerei hinter dem von ihm so genannten „l´eneveloppe“ zurück. Eine Art Licht-Hülle als künstlerisches Experimentierfeld. Gemalt hat Monet mit dieser Hingebung an das Licht auch die vielen Seerosen. Von 1917 an malte er mehrere Jahre lang auf fast schon panoramatisch großen Leinwänden nur die Seerosen in seinem Gartenreich-Teich. Auch Yadegar Asisi hat für das ImpressionismusPanorama eine mindestens so große Leinwand in seinem Atelier aufgespannt. Beharrlich hat er monatelang daran gemalt. Das waren im Frühjahr 2020 auch die ersten Monate der Corona-Pandemie. Als die Welt zu Hause bleiben sollte, verzog sich Yadegar Asisi in sein Berliner Atelier. 100 Jahre vorher hat sicherlich auch Claude Monet einen Rückzug ins Atelier für das Beste gehalten, das er tun konnte, denn von Frühjahr 1918 an wütete die Spanische Grippe und er tat gut daran, in seinem Garten zu bleiben. Zwei Künstler, die im Abstand von 100 Jahren die Bilder ihres Lebens malten, in Quarantäne.

Viel Freude beim Lesen und gute Gesundheit wünscht Juliane Voigt.


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Die Kathedrale von Monet Das Panorama von Yadegar Asisi – Eine Hommage an die Impressionisten des 19. Jahrhunderts Yadegar Asisi hat in diesem Sommer in Rouen ein Pano-

Mit Blick auf die vielen Zinnen Türmchen, Zacken und Fas-

rama eröffnet. Es zeigt die Kathedrale der Stadt im Jahre

sadenfiguren der Westfassade, die in dem Abendlicht mit

1894. Das Rundbild in der Panoramarotunde am Ufer der

Gold überzogen zu sein scheinen.

Seine ist ein auf das riesenfache vergrößertes Öl-Gemälde. Erstmals präsentiert der Berliner Künstler ein Panorama auf

Einst war sie Krönungsort und Grablege der normanni-

der Grundlage eigener Malerei. Mehrere Jahre sind seit der

schen Herzöge, und kurzzeitig war sie sogar auch mal das

Idee bis zu dem Tag der Eröffnung vergangen. Es zeigt

höchste Gebäude der Welt. Eigentlich gilt sie sogar als eine

mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist.

der schönsten gotischen Kirchen Frankreichs. Aber die Kathedrale von Rouen ist vor allem „Monets Kathedrale“.

Es ist großes Kino auf 3500 Quadratmetern. Von der Platt-

In den Jahren zwischen 1892 und 1894 hat der sie mehr

form in der Mitte der Panoramarotunde blickt man hinunter

als 30 Mal gemalt. Dafür quartierte er sich gegenüber der

auf den Kathedralplatz. Notre Dame de Rouen ragt über-

Kirche ein. Schon für andere Serien hatte er gleichzeitig an

mächtig in die Höhe. Um den Platz herum stehen herausge-

mehreren Staffeleien gemalt. Sie wurden in Reih und Glied

putzte Bürgerhäuser aus der Zeit der Belle Époque: Cafés,

aufgestellt - für seine Kämpfe mit dem Licht, wie sein Freund

Geschäfte und Wohnhäuser. Botenjungen eilen vorüber.

George Clemenceau diese Barrikade verstand, hinter der

Damen in Rock-Ungetümen und wagenradgroßen Kopfbe-

Monet in Stellung ging, um schnell wie ein Pfeil reagieren

deckungen flanieren, Herren lüften die Zylinder, ein Fotograf

zu können, wenn die Sonne das Motiv in Licht und andere

duckt sich hinter seine Plattenkamera. Im Hintergrund steht

Farben tauchte. Und so gibt es die Kathedrale als flirrende

eine Gruppe befrackter Herren: Kritiker, Galeristen und

Kompositionen in Blau, Grün, Orange oder Gelb, mal ist

Malerkollegen der Zeit. Sie scheinen zu diskutieren. Denn in

sie nebelverhangen oder verschwimmt ganz und gar im

Rouen und anderen Orten der Normandie gab es in der Zeit

grauvioletten Winterdunst. Offensichtlich vergaß Monet bei

eine Gruppe junger Künstler, die der akademische Kunstbe-

seinem konzentrierten Beobachten und Insichgekehrtsein,

trieb als „außerirdisch“ und „wahnsinnig“ ansah. Ihre Kritiker

dass er sich nicht wie sonst alleine mitten in der Natur oder

stehen auf dem Bild zurückgesetzt in die Dämmerung einer

wenigstens unter freiem Himmel befand, sondern in den

grauen Vorzeit. An einem Fenster visavis der Kathedrale

Verkaufsräumen eines Strumpf- und Trikotagengeschäftes

ist der Maler Claude Monet zu erkennen. Er arbeitet unge-

– und regte sich fürchterlich auf, wenn Kundinnen hinter ihm

rührt von dem Geschehen auf der Straße an einer Staffelei.

herumraschelten.


Photo: Maurine Tric Š asisi

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6 Die Kathedrale von Monet

Bilder von links nach rechts: Claude Monet – „La Cathédrale de Rouen, façade ouest“, 1894, Courtesy National Gallery of Art, Washington Claude Monet – „La cathédrale de Rouen, façade ouest, lumière du soleil“ , 1894, Courtesy National Gallery of Art, Washington Claude Monet – « La cathédrle de Rouen, la façade à la lumière du soleil », 1892–1894, Courtesy Clark Art Institute

Das Panorama „Die Kathedrale von Monet“ ist eine

„Wie jeder andere habe ich schon festgestellt, dass in

Inszenierung aus Bild, Licht und Sound. Die Wände

der Entfernung von der Leinwand, wo Monet sich not-

sind 30  Meter hoch, das Bild darin 100  Meter lang. Der

wendigerweise zum Malen aufstellte, der Besucher nur

Betrachter wird hineingezogen in einen ganz normalen

ein wildes Durcheinander von Farben wahrnimmt. Geht er

Spätsommer-Tag des Jahres 1894. Glockengeläut kündigt

jedoch einige Schritte rückwärts so erlebt er wie auf dieser

den Abend an. Aber schon bald auch eine neue Zeit. Viel-

selben Leinwand sich die Natur wieder wunderbar zusam-

mehr eine Zeit zwischen den Zeiten. Das Licht dämmert

menfügt, sich anordnet mitten im unentwirrbaren Durch-

in erdigen Herbst-Farben, Klavierarabesken verschwim-

einander vielfarbiger Flecke die uns beim ersten Anblick

men in einem lauter werdendem Chaos aus Tönen und

bestürzen. An die Stelle des unentwirrbaren Gestrüpps

Geräuschen, Jazzfetzen wehen herüber, Harmonien ver-

tritt eine zauberhafte Symphonie von Farbtönen.“ (George

schwimmen. Plötzlich schießen Farben durch die Luft wie

Clemenceau)

explodierende Farbbeutel, Lichtgewitter aus grellem Rot, Gelb und Grün – und dann strahlt das Bild plötzlich in den

Kunstwissenschaftler haben viele Erklärungen für diese

schönsten Farben. Es ist der Anbruch einer neuen Zeit.

einschneidende Zäsur in der Malerei gesucht. Es war eine

Die Moderne bricht in die Malerei ein, wie eine Befreiung

Zeit der beginnenden Industrialisierung. Alles beschleu-

aus starren Perspektiven und einem graubraunen Farbka-

nigte sich. In fast jeder Westentasche tickte jetzt eine Uhr.

non in einen flirrenden Farbrausch.

Dampfmaschinen nahmen Fahrt auf. Fabriken und Warenhäuser wuchsen aus dem Boden. Die Impressionisten waren junge Künstler und Künstlerinnen, allem Neuen und einem verheißungsvollen Fortschritt gegenüber staunend aufgeschlossen. Sie waren geradezu begeistert von der


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„Als ich das erste Mal vor der Kathedrale stand, wusste ich, dass ich etwas damit machen wollte. Und ich hatte sofort große Lust, die Kathedrale zu malen, um herauszukriegen, was Monet sich vielleicht dabei gedacht hat, sie so oft zu malen. Mein Ausdrucksmittel sind große und von vielen Menschen begehbare Panoramabilder, also sollte es natürlich ein Panorama sein, was am Ende dabei herauskommen würde. Aber ich wusste lange Zeit nicht wie ich es anfangen sollte. Das Bild, wie es jetzt in Rouen zu sehen ist, ist das Ergebnis eines mehrere Jahre dauernden Reifeprozesses und schließlich natürlich monatelanger Arbeit im Maleratelier.“ Yadegar Asisi

Eisenbahn, die mit einer damals rasanten Geschwindigkeit

Mit der gleichen Geschwindigkeit schlug sich auch die

von 40  Kilometern pro Stunde in schwarzen Qualm gehüllt

Fotografie ihre Schneise ins Bewusstsein der Menschen.

durch die Landschaft sauste. Sogar durch den Garten von

Eine Erfindung, die die Welt der akademischen Maler ins

Monet in Giverny schnaufte ein Mal am Tag eine Dampflo-

Wanken brachte. In ihren Bildern hatten sie sich bisher um

komotive mit einigen Personenwagen.

die größtmögliche Abbildung der Realität bemüht ( … und sich über das Geschmiere der Impressionisten erregt … )

„Die Reisenden konnten sich nicht beklagen, wenn sie an

Eine höchst aufwändige Detailtreue war oberstes Quali-

einem riesigen Blumenstrauß vorüberfuhren, und Monet,

tätsmerkmal und nun also nur noch sinnlose Verschwen-

der nur einige Schritte von ihnen entfernt war, war so in

dung dieser neuen kostbaren, wie hieß sie noch gleich,

den Spiegel seines Teiches vertieft, dass er nicht einmal

genau: Zeit! 1854 hatte Nadar in Paris sein Atelier für foto-

den Zug hörte.“ (Georges Clemenceau)

grafische Porträts eröffnet. Das Gebäude war größer als sämtliche Kunstsalons, die es in Paris bisher gegeben

Durchs Fenster aber muss sich den Reisenden im

hatte. Die Menschen strömten in die Fotoausstellungen.

Vorüberfahren der Garten als ein seltsames Bild dar-

Wer etwas auf sich hielt, ließ sich ablichten. Viele Maler

geboten haben. Ein Meer bunter Blütentupfen in ver-

legten die Pinsel beiseite und fotografierten nun selbst

schwommenem Grün mit dem weißbärtigen Monet mit

oder spielten fortan Schach, wie Marcel Duchamp. Für

Strohhut an der Staffelei: Impressionen des Impressio-

die Impressionisten aber war auch die Erfindung der Foto-

nismus.

grafie der Beginn einer neuen Freiheit. Nicht nur auf dem Bild. Wie durch Zauberhand gab es plötzlich transportable Leinwände und Ölfarbe in Tuben. Die Maler verließen die Höhlen ihrer Ateliers und traten ins Licht einer neuen Zeit. Die Moderne!


8 Die Kathedrale von Monet

Neben einer Hommage an den Maler Monet ist das Pano-

sagen, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Es geht um

rama in Rouen auch Sinnbild für die Versprechen der

unsichtbare Prozesse und Umbrüche: Der Einzug antiker

Moderne an die damalige Zeit. Von der stetigen Fortent-

Herrscher in Rom oder Pergamon, das Kriegsgeschehen

wicklung der Fotografie zum Beispiel profitiert nämlich für

um die Völkerschlacht in Leipzig, Martin Luther und die

seine Panoramabilder auch der Künstlers Yadegar Asisi.

Reformation in Wittenberg oder das Drama um Jean d’Arc

Sie entstehen aus fotografischen Versatzstücken von

in Rouen. Oder um überwältigende oder bedrohte Natur:

Architektur- und Ausstattungselementen, er inszeniert kos-

Der Mount Everest, der Amazonas, das Great Barrier Reef

tümierte Darsteller mit aufwändigen Fotoshootings für Ein-

in Australien oder, wie aktuell in Leipzig, ein ganz nor-

zel- oder Massenszenen in die verschiedenen Bildebenen.

males Kleingarten-Biotop. Alles ist Konzept. Deshalb hat

Die neuesten Methoden der digitalen Bildbearbeitung und

Yadegar Asisi das Panorama von der Kathedrale in Öl auf

Drucktechnologie ermöglichen inzwischen fast grenzen-

Leinwand selbst gemalt.

lose Vergrößerungen. Aus Panoramabild, Licht und Sound entsteht schließlich das sinnliche Erlebnis eines narrativ erlebbaren Moments. Denn in jedem Bild versteckt sich auch eine unsichtbare Metaebene, will der Künstler mehr

Für mich gab es vorher nie die Notwendigkeit, ein Panorama zu malen. Im 19. Jahrhundert, als sich die Panoramen noch vor der Erfindung des Kinos als erstes Massenmedium etablierten, blieb den Malern gar nichts anderes übrig, als die Rotunden großflächig mit Farbe und Pinsel auszumalen. Die moderne Bildbearbeitung, Fotografie und Drucktechnik ermöglichen heute die Herstellung viel detaillierterer Bilder und erzeugen durch die höchst realistische Darstellung die größtmögliche Illusion der Realität. Wenn ich aber spüre, dass es passender ist, ein Panorama auch mal zu malen, dann male ich es. Das Panorama „Die Kathedrale von Monet“ wollte ich malen. Es soll kein impressionistisches Bild sein, obwohl es in der Manier der Impressionisten gemalt ist. Es ist ein konzeptionelles Bild, denn so male ich sonst natürlich nicht. Als Maler aber habe ich die Freiheit, alles auszuprobieren und bin so in der Lage, haptisch durch die Kunstgeschichte zu wandern. Yadegar Asisi


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Gemalt hat Yadegar Asisi immer. Nachdem er in der DDR

„Ich glaube, der Impressionismus ist ein Zufall. Das

Architektur studiert hatte, nahm er im West-Berlin der

Wesentliche entwickelt sich doch erst beim Malen. Im

1980er Jahre ein Malereistudium auf. In seinem Berliner

Prozess. Es waren Künstler neuen Typs. Die Schnelligkeit,

Atelier ist seitdem ein umfangreiches malerisches Werk

etwas zu erschaffen, hat auch eine Leichtigkeit beim Auf-

entstanden. Und ohne dieses Wissen um die Techniken

stehen morgens. Ich weiß ja, was es heißt, mehrere Jahre

und Geheimnisse und Praktiken zum Beispiel der Ölma-

an einem Werk zu arbeiten, das ist wie eine Kathedrale

lerei wäre er natürlich auch nicht auf die Idee gekommen,

zu bauen. Bei Monet gibt es diese Farbflächen, die Farb-

dieses Panorama selbst zu malen. Trotz der enormen Ver-

punkte im Garten und der Umgebung, der stand auf in

größerung auf die Größe eines Panoramabildes, wollte er

seinem Giverny und legte los. Das ist kein intellektueller

den Prozess des Malens, den Duktus, den impressionis-

Vorgang. Das macht einfach Spaß. Die Malerei damals war

tische Bilder sichtbar machen: Die Pinselstriche, Farb-

sowas wie Meditation, Erholung, ein Glas Rosé dazu, es

wülste, Lichtreflexe, Farb-Mischungen durch nebeneinan-

ging darum, die Natur zu malen, indem man sich voll auf

dergesetzte Punkte. Und er wollte es selbst erleben, was

seine Sinne verließ.“ (Yadegar Asisi)

damals die gesamt Kunstszene, die Kritiker, die Besucher der Kunst-Salons in Paris und die Menschen in Rouen

Asisi kritisiert damit auch den Bedeutungsverlust der

bewegte.

Gegenwartskunst. Malerei war mal eine so ernste Sache, dass sie Gemüter erregte und die Blickrichtung der Men-

Während der Arbeit an dem Panoramabild hat Yadegar Asisi

schen veränderte. Malerei, insbesondere die Freiluftmale-

seine eigene, sehr einfache Erklärung für das Aufkommen

rei, war und ist ein höchst sinnliches Erlebnis. Sowohl für

des Impressionismus gefunden: Es ging schneller. Malerei

die Betrachter als auch für die, die es erschaffen. Heute

als Abbildung der Realität war eine zeitintensive Angele-

lässt sich zwar mit ein paar Klicks aus einem Handy-Foto

genheit. Monet aber hatte eine große Patchwork-Familie

ein scheinbar gemaltes Bild filtern. Aber das Ganze ver-

und musste mit seinen Bildern Geld verdienen. Dazu kam,

birgt keinen sinnlichen Moment kreativen Schaffens. Dabei

dass er zwar perfektionistisch aber nicht besonders zim-

beginnt jedes kleine Kind sich über die Malerei und Zeich-

perlich war. Wenn ihm etwas misslungen schien, zerstörte

nungen auszudrücken, noch bevor es richtig sprechen

er die Werke mit Fäusten und Fußtritten. (Seine Kinder bas-

kann. Und hört spätestens mit dem Schulbeginn damit

telten Schiffchen daraus und ließen sie auf dem Seerosen-

auf. Das Panorama will Malerei als Ausdruck von Lebens-

teich schwimmen.) Aber er gab dem bisher skizzenhaften

freude haptisch erlebbar machen. Die kindliche Freude

in der Malerei ein Recht auf Endgültigkeit.

am Zeichnen und Malen. Der Mensch dachte, er könne sich das Leben erleichtern und Computern diese Aufgaben übergeben. Dabei hat er sich um ein großes Glück gebracht. Findet Yadegar Asisi. Das Bild „Die Kathedrale von Monet“ zeigt nicht mehr als eine Kirche und ein paar schöne Häuser und wenige Menschen. Aber es zeigt den Mut, Sinnlichkeit zum Ausdruck zu bringen und es zeigt, welches Vergnügen es dem Maler bereitet hat, jeden Tag daran zu malen. Die Menschen sollen mit der gleichen

Foto: Beate Nelken © asisi

Freude darin herumwandeln.


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Warum weiter malen? Ein Gespräch zwischen Yadegar Asisi und Bazon Brock

Fast ein Jahr lang hat Yadegar Asisi in seinem Berliner Ate-

YADEGAR ASISI — Bazon, Du fragtest vorhin. Warum Rouen?

lier an dem Panorama „Die Kathedrale von Monet“ gemalt.

Darauf hast Du doch bestimmt selbst eine Antwort.

Grundlage für das Bild war die Anlage einer perspektivisch genauen Konstruktion des Panoramas, um optische Verzer-

BAZON BROCK — Warum Rouen für jeden, der sich mit der

rungen in dem Rundbild zu vermeiden. Auch die Häuser im

Moderne beschäftigt, extrem bedeutsam ist? Nicht nur, weil es

Hintergrund der Kathedrale hat Asisi zuerst einmal genau

mal die Hauptstadt des englischen Teils der Normandie gewe-

rekonstruiert, um die Situation des Platzes um 1894 nach

sen ist, sondern weil in Rouen die Familie von Duchamp gelebt

historischen Abbildungen zu zeigen. Dann aber hat er sich in

hat. In der Nähe ist er geboren, in Rouen zur Schule gegangen

sein Maleratelier zurückgezogen. Besucher, die er hereinließ,

und hat die Eltern, die später nach Rouen umzogen, immer wie-

erlebten ihn in allergrößter Zufriedenheit, eingehüllt in eine

der besucht. Er hatte sehr starke Bindungen zu dieser Stadt, und

Wolke aus Terpentin und Ölfarbe. Mit dem Kulturphilosophen

das ist nicht ohne Einfluss auf seine Theorie geblieben. Und seine

Bazon Brock sprach er anschließend über Impressionismus

Theorie war: „Das Kunstwerk hängt nicht an der Wand, sondern es

und den Sinn von Malerei in unserer Zeit.

entsteht im Kopfe des Betrachters.“ Rouen ist sozusagen die Hauptstadt der modernen Aufklärung im Bereich der Kunst. Und deshalb ist es interessant, dass Dein Panorama Rouen thematisiert und einen Anspruch zur Geltung bringt, den man sonst nirgends mehr sieht: Etwas nur mit Malerei zu zeigen, einem scheinbar veralteten Medium. Aber man sieht ja gerade durch die neuen Medien, was diese Malerei eigentlich zu leisten vermag. YADEGAR ASISI — Es war wirklich nur ein Impuls. Ich habe gedacht, man müsste eigentlich etwas machen, was aus dieser Zeit kommt. Aber durch den Filter der Modernität, der Moderne.


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Bazon Brock Bazon Brock ist ein deutscher Kunsttheoretiker und Mitbegründer der Fluxus-Bewegung. Als Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung und Erfinder der Methodik des „Action Teaching” sowie der Besucherschule auf der Kasseler documenta, zählt er zu Deutschlands bekanntesten Kulturgesichtern. Zusammen mit Künstlern wie Joseph Beuys oder Friedensreich Hundertwasser beteiligte er sich schon in den 60er-Jahren an zahlreichen Happenings und bleibt bis ins hohe Alter der Aktionskunst verbunden. Mit Initiativen wie der Gründung des Instituts für theoretische Kunst, der Prophetenschule oder der Denkerei ist der 84-Jährige „Denker im Dienst” nach wie vor ein wichtiger Teil des deutschen Kunstdiskurses. Für seine zahlreichen Leistungen erhielt er neben zahlreichen städtischen Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden auch das Bundesverdienstkreuz sowie das Österreichische Ehrenkreuz 1. Klasse.

BAZON BROCK — Das ist die Modernität Duchamps aus Rouen.

YADEGAR ASISI — Die erste Bewegung eines Menschen, der

Nämlich: Nur wenn man selber Bestandteil dessen wird, was man

ein impressionistisches Bild anguckt, ist immer nah rangehen

betrachtet, kann man überhaupt ein verbindliches Urteil abgeben.

und dann zurücktreten. Aus drei Punkten bildet sich aus der Ent-

Duchamp macht klar, dass der Betrachter in die Betrachtung ein-

fernung irgendetwas. Das zeigt vielleicht die Erinnerung an eine

bezogen werden muss. Das beginnt ja bei der Zentralperspektive,

Realität. Wenn man draußen malt und versucht, genau die Far-

wo der Punkt, von dem der Betrachter das Bild zentral erschließen

ben zu treffen, die man ja vermeintlich sieht, sieht das im Atelier

kann, Bestandteil des Bildes und der Konstruktion ist.

plötzlich ziemlich mistig aus. Man muss beim Malen in ein Sehen hineinkommen, um die Sache zu übertreiben, zu dynamisieren.

YADEGAR ASISI — Wo auch immer Impressionisten ausgestellt

Was dann vor Ort vielleicht erst einmal ein bisschen übertrieben

werden, sind die Museen voll. Was ist das eigentlich, was an die-

aussieht.

sen Bildern bis heute so fasziniert? Impressionismus ist etwas, was jeder, völlig bildungsunabhängig, gerne ansieht.

BAZON BROCK — Aber das erlebt doch jeder, wenn er sich draußen bewegt. Es kommen die Wolken vor die Sonne, schon

BAZON BROCK — Dadurch, dass die Figurationen nicht mehr

sind die Farben ganz anders.

auf die Kontur festgelegt sind, sondern sozusagen venezianisch schwimmen, ist man fixiert auf den Gegenstand, der in die Land-

YADEGAR ASISI — Wenn Du es genauso malst, wie es da ist,

schaftsumgebung übergeht. Und dass man beim Betrachten

wird es verhältnismäßig langweilig. Du musst die Farben in Dei-

die Tiefenebenen wechseln kann, wie die Leute das in Venedig

nem sinnlichen Kosmos neu anlegen, musst den Mut haben, sie

erleben bei dem flirrenden Sommerlicht, wenn die Ablösung der

zu übertreiben.

Farbwahrnehmung von den Kathedralen dann plötzlich so etwas wie eine abstrakte Figuration als Bild ergibt. Das ist befreiend. Das verändert die Wahrnehmung der Welt, weil es keine Grenzen mehr gibt. Es aktiviert unsere eigenen Fähigkeiten, etwas zu sehen, indem man es imaginiert. Und der Impressionismus ist die stärkste Form, die Imagination anzuregen.


12 Warum weiter malen?

BAZON BROCK — Das Sehen der Welt ist für uns ein Prozess-

Du hattest mir geraten, dieses Thema zu lassen und gesagt:

geschehen. Wir bewegen uns, wir nähern uns an, wir entfernen

Geh in die Landschaft! Das ist ein absolut nachvollziehbarer

uns, das muss in der Malerei auch aufgenommen werden, um

Einwand, den Du da hattest. Ich habe aber gedacht, die Land-

auf natürliche Weise sehen zu können. Und der Impressionis-

schaft ist bezaubernd aus sich heraus und die Architektur hat ja

mus ist die höchste Form des Sehens. Man erkennt im Schatten

eine gewisse Schwere, eine gewisse Schwerfälligkeit. Was ich da

die eigentliche Bedeutsamkeit der Farbe, denn das pralle Licht

gemacht habe, das würden die Impressionisten so nie machen. Es

muss abgeblendet werden, damit man das, was beleuchtet wird,

ist ja mehr konzeptionell gedacht.

dadurch sehen kann, dass es eben Schatten bildet. Die Mehrzahl aller impressionistischen Maler bringt es fertig, die Farbigkeit aus

BAZON BROCK — Bei den Heuhaufen von Monet hält man das

dem Schatten heraus zu entwickeln, und sie damit überhaupt erst

ein bisschen für gewollt. Bei der Kathedrale aber wird das sofort

wahrnehmbar werden zu lassen.

klar, denn die Kathedrale steht ja für die Lichtmetaphysik. Die Malerei hat eingeholt, was die Theologie tausend Jahre lang expli-

YADEGAR ASISI — Das ist interessant, was Du da sagst: Ich

ziert und das haben die impressionistischen Maler, allen voran

wusste nicht, dass ich dieses Problem haben werde. Ich hatte für

Monet, fertiggekriegt. Als Künstler des Pinsels, der Bindung an ein

das Panorama die Abendvariante gewählt. Durch meine Erfahrun-

paar materielle Zeichenäußerungen, so einen grandiosen Gedan-

gen mit Licht und durch viele Reisen habe ich da keine Probleme

ken wie der Lichtmetaphysik des Mittelalters wieder zu entspre-

erwartet. Aber beim Malen fragte ich mich dann plötzlich: Was

chen, das ist fantastisch.

passiert eigentlich mit der Reflexion der Kathedrale auf die Häu-

Und deswegen war Deine Wahl, statt einer Landschaftsexempli-

ser, auf den Boden? Und dann begann das Bild für mich immer

fizierung (Wiedergabe, Demonstration * Anm. der Redaktion) die

mehr ein Universum zu werden. Die Reflexion der Kathedrale auf

Kathedrale zu wählen natürlich völlig richtig. Es war die überle-

die Umgebung war für mich plötzlich viel interessanter. Das war

gene Vision.

dann eigentlich die Arbeit. Ich hatte ja, was ich da malte, nicht vor mir. Ich musste mir alles ausdenken, Licht und die Reaktion des

YADEGAR ASISI — Wichtig war mit auch bei diesem Bild, dass

Schattens erst einmal denken, bevor ich es malte, mich an meine

es kein Tafelbild ist. Obwohl es mit der Kathedrale im Mittelpunkt

Erfahrungen erinnern. Daran habe ich begriffen was die Impres-

diesem Genre entsprechen könnte. Aber, wenn man es sequen-

sionisten eigentlich gemacht haben. Ich muss die Welt eigentlich

ziell betrachtet, merkt man, dass es Hunderte von Bildern sind,

meinen Kopf konstruieren, um dann wie ein Impressionist zu arbei-

die nebeneinander existieren, als wirklich absolut kompositorisch

ten.

gedachte Bilder.


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BAZON BROCK — Das gab es bisher nur in der Literatur. In

BAZON BROCK — Weil sie eben nicht ihre Welt schaffen. Viele

Frankreich, Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen

verstehen das im Sinne von Besitzverhältnissen. Aber es geht um

Zeit“, ist nichts anderes als die Ansammlung einzelner Bilder. Im

die eigene Verfügung über die Welt.

literarischen Medium wird durch die Fortsetzung der Erzählung und der Erzählungsstränge der Zusammenhang gestiftet. Bei Dir

YADEGAR ASISI — Genau, denn Mehrwert findet sich auch in

ist es jetzt so, dass das Panorama die natürliche Art ist, die ein-

der Malerei. Wenn jeder malen würde, hätte er ein Instrument fürs

zelnen Sequenzen wieder zu einem Ganzen zusammenzubringen

Leben. Als Selbstgespräch, als Entwerfen, als Gestalten, als Ver-

und zu einer Welterfahrung zu machen. Ein Stück Leinwand ist ja

einnahmung von Welt.

keine Welterfahrung, es ist ein kleines Segment. Aber eine panoramatische Darstellung der Welt als eine in sich geschlossene

BAZON BROCK — Wer nicht gestalten kann, sei es mit Worten,

Bewegung von vorne nach hinten und von links nach rechts, oben

mit Erzählen, sei es durch Malen oder gestalten, der hat keine

und unten, das ist dann schon eine ganz andere Kraft. Das Pan-

Welt. Eine Welt muss man sich selber erobern als das, was zu

orama entspricht tatsächlich dem, was literarisch in Frankreich

einem zuordenbar ist. Zu meinem Körper, zu meinem Sehen, zu

durchgesetzt worden ist.

meinem Gefühl. Nur das, was mir zuordenbar ist, weil ich es selber anfassen, beeindrucken, formen kann, ist meine Welt. Alles

YADEGAR ASISI — Wir haben ja die Frage gestellt, was die Male-

andere bleibt abstrakt.

rei heute noch soll. Ich bin ja ein Schaffender. Es gibt so viele Wahrnehmungen von Malerei, die hat es schon immer gegeben.

YADEGAR ASISI — Das könnte doch ein schönes Schlusswort

Aber jetzt ist es eben ein sehr weites Feld, wenn man sieht, was

für unser Gespräch sein.

unter Malerei verstanden wird. Viele, denen ich etwas über Malerei erzähle, sagen mir Dinge, die nichts mit ihnen zu tun haben. Erzählen von Ausstellungen, Malern, die sie kennen, oder dass sie nie in Ausstellungen gehen, weil sie einmal als Kind langweilig fanden. Aber wenn ich sie frage, was ihnen Malerei selbst bringe, dann fragen sie, was soll mir das bringen?

BAZON BROCK — Bitteschön!


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Zwischen uns und dem Motiv Wenige Kunststile bleiben auch mehr als hundert Jahre nach ihrer Erfindung so modern wie der Impressionismus. Ein akademisches Projekt, das im Rahmen von Yadegar Asisis Panorama DIE KATHEDRALE VON MONET entsteht, experimentiert mit neuen Medien rund um die Rolle der eigenen Wahrnehmung innerhalb des Kunstwerks. Text: Aixa Navas Valbuena


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Impressionistische

Werke

haben

eine

faszinierende

genommen ging das Konzept über die Zweidimensionalität

Anziehungskraft, denn häufig wirken sie, als hätten sie

seines Mediums, der Malerei, hinaus. Heutzutage haben sich

gerade erst das Atelier des Künstlers verlassen. Die zeitlose

die technischen Voraussetzungen jedoch radikal gewandelt.

Anziehungskraft, die von dieser Bildästhetik ausgeht, hat eine nahezu immersive Wirkung, da sie die Wahrnehmung des Malers und des Betrachters als Teil des Kunstwerks mit einbezieht. Kunst kann also auch als Erfahrung und Prozess verstanden werden, anstatt ausschließlich objektzentriert zu sein. Betrachtet man den Impressionismus aus dieser Perspektive, gibt es auch im digitalen Zeitalter noch viel von Bilder linke Spalte: Visualisierungen basierend auf Monets Kathedralen-Serie. Simulationen in VR. Illustrationen der Verfasserin.

Bild rechte Spalte oben: „La Façade de la cathédrale de Rouen au soleil“, 1894. 107 cm x 74 cm. Clark Art Institute. Bild aus Wikimedia Commons. Öffentliches Eigentum.

Bild rechte Spalte unten: „Le Portail, effet du matin“, 1894. 107 cm x 74 cm. Fondation Beyeler Bâle. Bild aus Wikimedia Commons. Öffentliches Eigentum.

Eine Reihe von bildlichen Darstellungen eines Motivs unter dem gleichen Standpunkt.

1

2

I nterview für die norwegische Zeitung „Dagbladet“ in Wildenstein, 1979, 65.

3

onzeptionelle und technische K Entwicklung: Aixa Navas Valbuena.

Um den Prototyp des Projekts in 360° zu sehen, klicken Sie auf den Link. https://youtu.be/i4Q1VI4d3PM

seinen Künstlern zu lernen. Insbesondere Claude Monet hat dem Faktor Zeit in seinem Werk eine wesentliche Rolle zugewiesen. In seinen Gemäldeserien stellte er die Bedeutung eines kurzfristigen Augenblicks, also einer Impression durch die Gegenüberstellung mehrerer dieser Momentaufnahmen dar. Seine Serie über die Kathedrale von Rouen ist ein gutes Beispiel für diesen bahnbrechenden künstlerischen Gedanken. Bei der Gestaltung seiner berühmten Kathedralen dokumentierte Monet in Briefen seine künstlerische Suche, die sich um das Thema Licht, oder besser gesagt um die visuelle Darstellung des Umgebungslichts, drehte. Dieses Licht, von Monet als „Enveloppe“ beziehungsweise Lichthülle bezeichnet, wird als ein Element verstanden, das sich auf Oberflächen zerstreut und vibriert, wodurch es Objekten Form und Charakter verleiht

Im digitalen Zeitalter stehen der Kunst Technologien wie Virtual Reality (VR) und Projection Mapping zur Verfügung, die mithilfe einer virtuellen Umgebung die Funktionsweise des menschlichen Sehens verwenden, um zu reproduzieren, wie wir Tiefe und Dreidimensionalität wahrnehmen. Wie könnte also eine Neuinterpretation dieses Konzept des Impressionismus mit moderner Medientechnik aussehen? Das künstlerische Experiment “L’enveloppe, of the depiction of impressions” versucht hierauf nun eine Antwort zu geben. Inspiriert durch Monets kreativen Prozess wird eine Interpretation von Monets Lichthülle in einer für die virtuelle Realität entwickelten Visualisierung aus Punktwolken und Partikelsystemen dargestellt. Diese Darstellung wird aus Daten abgeleitet, die aus den Bildern der KathedralenSerie und der Architektur von Notre-Dame de Rouen extrahiert wurden. Das Projekt entstand aus der Zusammenarbeit des Kreativteams von Yadegar Asisi und meiner studentischen Recherche, unter der Betreuung von Dr. Eva Hornecker (Human-Computer Interaction/ BUW) und dem Architekten Mathias Thiel (Ausstellungsdesign  /  asisi F&E GmbH).

und unsere Wahrnehmung von ihnen im Laufe der Zeit verän-

Die Beziehung zwischen Monets Schaffensprozess und

dert.

unserer eigenen Wahrnehmung könnte die Anziehungskraft

1895 erklärte Monet in einem Interview, „das Motiv sei für ihn zweitrangig; was er zu reproduzieren versuche, sei das, was zwischen dem Motiv und ihm selbst stehe“. In dieser Phase der Karriere des Malers verarbeitete er dieses Konzept in seinen Serien und seine Versuche, diese Lichthülle abbzubilden, wurde zu einer großen technischen Herausforderung. Monet selbst beschrieb es als ein Licht, das sich eigentlich unmöglich auf der Leinwand darstellen lässt. Im Grunde

erklären, die impressionistische Bilder erzeugen. Mit anderen Worten: Monets Bestreben, die Lichthülle darzustellen, ist eine künstlerische Suche, die auf unsere Wahrnehmung angewiesen ist und unserem Blick auf die Welt noch eine weitere Betrachtungsebene hinzufügt – die des vergänglichen Augenblicks in Form des Lichts. Nach diesem Gedanken wäre dieses Licht genau das, was zwischen uns und dem Motiv liegt.


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Kulturelle Identitäten Man sagt, manche Begegnungen können ein Leben von Grund auf verändern. Wenn Kunst für eine solche Begegnung verantwortlich zeichnet und Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und mit vielfältigen Hintergründen nicht nur um ein Thema vereint sind, sondern vor allem in der Leidenschaft für dieses, dann entsteht häufig unbewusst etwas ganz Einmaliges. Verfasser: Fanny Thiel

Frankreich ist seit jeher offen für experimentelle Gehver-

auf dem Cour Napoléon des Louvre zu erschaffen. Der

suche auf künstlerisch neuem Terrain. Auch in jüngster

Urban Artist JR kreierte eine gigantische Collage, die das

Zeit hat es sich immer wieder von einem populären Genre

Geheimnis des bestehenden Monuments spektakulär ent-

begeistern und fesseln lassen: der immersiven Kunst. Der

hüllen sollte, welches inzwischen so symbolträchtig ist wie

Kunstliebhaber der Moderne ist stets auf der Suche nach

der Eiffelturm. Die Installation, die nur wenige Tage lang zu

neuen kreativen Entdeckungen und emotionalen Erlebnis-

sehen war, weckte nicht nur die Neugier zahlreicher Kunst-

sen innerhalb des Kunstraumes. Heutzutage wollen wir mit

begeisterter und Touristen aus aller Welt. Es war auch dem

dem Kunstwerk interagieren, eins werden mit ihm, und zwar

Wetter, der Zeit und dem Besucherstrom hilflos ausgeliefert.

möglichst außerhalb der traditionellen Museumsmauern.

Letzterer machte sich das Kunstexperiment ohne zu zögern zu eigen: es wurde fotografiert, mit Füßen getreten, abge-

Auch der Pariser Louvre, das drittgrößte Museum der Welt,

rissen, mitgenommen... Aber genau das hatte der Künstler

das bekanntermaßen eine wahre Schatzkammer von Wer-

beabsichtigt!

ken aus fernen Zivilisationen und von zahlreichen Künstlern längst vergangener Epochen beherbergt, wandelt bereits

Die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, treibt viele Künst-

seit längerer Zeit auf den Pfaden der modernen Kunst. Die

ler an, die sich der immersiven Kunst verschrieben haben.

Welt wurde Zeuge, als 1989 die Pyramide von Ieoh Ming Pei

Sie haben keinerlei Gewissheit darüber, wie es wirken oder

im Zentrum des Cour Napoléon eingeweiht wurde. Noch nie

angenommen wird, bis ihr Werk auf die Öffentlichkeit trifft,

zuvor hatte es so heftige Reaktionen der Empörung gege-

die es dann zum Leben erweckt. Was verstehen wir unter

ben, jahrelang wurde eine erbitterte Auseinandersetzung

einem KunstERLEBNIS, wenn nicht das Experiment, uns

geführt und sogar der Vorwurf der Kulturschändung laut.

frei von Erwartungen, einfach nur überraschen und bestenfalls „hineinfallen“ zu lassen, eben einzutauchen…?

Im Jahr 2019, anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Pyramide, lud der Louvre einen weiteren zeitgenössischen

Und wenn sich ein Künstler verpflichtet, mit einer kulturellen

Künstler dazu ein, gemeinsam mit nicht weniger als 400

Einrichtung, einem historischen Monument, einer Stadt oder

freiwilligen Mitwirkenden ein außergewöhnliches Werk

sogar einer Metropole zusammenzuarbeiten, steht bei einer


© JR

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umstrittenen Kunstinstallation umso mehr auf dem Spiel.

und dem Künstler Yadegar Asisi und seinem Team. Ziel

Dazu gehören Geduld, Entschlossenheit und der Mut, sich

des Projekts war es, die Position der Stadt als Métropole zu

zahlreichen Herausforderungen zu stellen. Dass dies noch

behaupten.

immer möglich ist, zeigt auch das Beispiel des Künstlers Christo und seines postmortalen Kunstwerks „L’Arc de

Rouen, oft auch „die Stadt der hundert Kirchtürme“ genannt,

Triomphe, Wrapped“, das im Herbst 2021 in enger Zusam-

ist für ihre außergewöhnliche Ausstrahlung mit ihrer goti-

menarbeit mit dem Centre des monuments nationaux (CMN)

schen Architektur und den Fachwerkhäusern bekannt.

und dem Centre Pompidou enthüllt werden soll.

Besonders geprägt wurde die Stadt gegen Ende des Mittelalters durch Jeanne d’Arc. Im 19. Jahrhundert entwickelte

Paris, eine Weltstadt, deren Einfluss im kulturellen, künstle-

sich Rouen zur Wiege des Impressionismus und über-

rischen und historischen Milieu nicht länger betont werden

rascht Besucher und Bewohner bis heute stets aufs Neue.

muss, wurde 2016 in die Liste der französischen Métropolen

Yadegar Asisi war fasziniert vom kulturellen Reichtum und

aufgenommen. Diese neue Organisation des französischen

der ausgeprägten kulturellen Identität der Stadt, und das

Staatsgebiets hat das kulturelle Ziel, die Einrichtungen, die

war die Geburtsstunde der Idee, zwei exklusive Kunstwerke

Geschichte und die Identität der einzelnen Métropolen zu

zu schaffen, die von den historischen und unvergesslichen

würdigen und weiterzuentwickeln.

Epochen der Stadt erzählen: „Rouen 1431“, das Einblick gibt in die Zeit Jeanne d’Arcs und das Panorama „Die

Die Métropole Rouen Normandie ist Teil dieses Konzepts,

Kathedrale von Monet“, das in der Blütezeit des Impressio-

und im Rahmen dieses Ansatzes wurden in Rouen neue kul-

nismus angesiedelt ist.

turelle Einrichtungen mit großstädtischem Einfluss geschaffen. Das Panorama XXL, das sich seit 2014 am Ufer der

Was kann eine geschichtsträchtige Stadt wie Rouen sich

Seine befindet, ist dafür ein perfektes Beispiel. Die Schaf-

mehr wünschen, als dass sich wichtige Stationen ihrer

fung einer solchen kulturellen Struktur ist das Ergebnis der

Stadtgeschichte in einem monumentalen Panorama bild-

Zusammenarbeit zwischen der normannischen Métropole

haft und hautnah erlebbar in Szene setzen? Die Etablierung


18 KULTURELLE IDENTITÄTEN

eines Panoramas an einer Kulturstätte wie Rouen stellt für die Stadt nicht nur einen Mehrwert per se dar. Geschaffen wird ein Instrument, das gleichermaßen ermöglicht, der städtischen Kulturlandschaft eine neue Orientierung zu geben ebenso sowie die bestehende Identität zu stärken. Der Künstler Yadegar Asisi wurde in der Vergangenheit schon mehrfach angefragt, Panorama und Ausstellung zu standortbezogenen Themen zu realisieren; das erste Mal 2011 und in einer Neuauflage 2018 in einer einzigartigen Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin und dem angehörigen Pergamonmuseum. Aber auch 2016 entstand für die Lutherstadt Wittenberg im Jubiläumsjahr des Thesenanschlags ein Panorama über Martin Luther. Was die Anfrage aus Rouen betrifft, so war es jedoch das erste Mal, dass sich ein Nachbarland ernsthaft für den deutschen Künstler mit persischen Wurzeln interessierte, der als Meister der 360°-Panoramen gilt. Heute ist Rouen die einzige französische Stadt, die zwei 360°-Monumentalkunstwerke

aus

Epochen

vorweisen

kann, die für ihr besonderes historisches und kulturelles Erbe berühmt sind. Weltweit gibt es nur eine weitere Stadt, nämlich Dresden, der diese Ehre mit den Panoramen „Dresden im Barock“ und „Dresden 1945“ zuteilwird. Diese werden seit 2015 im jährlichen Wechsel präsentiert. Die Ufer von Rouen werden nun seit 2014 von der in Blautönen leuchtenden Panorama-Rotunde geprägt, die nicht nur Besucherscharen anzieht, sondern sich auch in der internationalen Presse und Kulturlandschaft einen Namen gemacht hat. Das ist die Essenz der Arbeit eines Künstlers; nicht die öffentliche Zustimmung oder Einstimmigkeit ist sein Ziel, ihm geht es vielmehr darum, dass seine Kunst gesehen wird, dass sie existieren kann, dass sie Fragen aufwirft und Diskussionen auslöst. Der Künstler möchte vor allem, dass über seine Kunst gesprochen wird und dass sie sich gemeinsam mit der Stadt ständig weiterentwickelt. Yadegar Asisi selbst sagt über seine Werke: „Ein Panorama ist nie ganz fertig.“ Der Anspruch des Künstlers – im Falle von Yadegar Asisi in Rouen – ist aufgegangen. Wie auch immer die Zukunft dieser temporären Installation aussehen mag, ihre verschiedenen Panoramen haben in der normannischen Hauptstadt für frischen Wind gesorgt, und ganz gleich, was man darüber denkt, es gibt und wird keinen weiteren solchen Ort geben, an dem man in diese historischen Schlüsselmomente einder sind nun ein fester Bestandteil der Identität dieser Stadt.

© Andia / Alamy Stock Photo

tauchen (und sich völlig darin verlieren) kann. Und diese Bil-


19

Frédéric Sanchez

mandie, als zukünftige Métropole ins Gespräch zu

Präsident der Métropole Rouen

bringen, die sich traut und stolz darauf ist, die Pan-

Normandie (2012 – 2019)

oramen des 21. Jahrhunderts von Yadegar Asisi zu zeigen.

Zu Beginn dieses Jahrzehnts waren Abgeordnete des Großraumes Rouen auf der Suche nach einer kulturel-

Doch Yadegar Asisi hat in Rouen nicht nur ein fertiges

len Initiative mit weitreichendem Einfluss. Im Zentrum

Werk gezeigt, das zuvor schon in Deutschland ausge-

der Überlegungen stand ein Museum für großforma-

stellt wurde. Er hat auch zwei neue Werke geschaffen:

tige Werke und so stieß man auf das monumentale

„Rouen 1431“ im Zeitalter von Jeanne d’Arc und „Die

Werk von Yadegar Asisi. In der Folge machten sich

Kathedrale von Monet“. Gotik und Impressionismus!

mehr als 60 Bewohner Rouens, Abgeordnete, Kultur-

Die einzigartigen Denkmäler, die atemberaubende

schaffende, Journalisten und Wirtschaftsvertreter auf

Landschaft und die zeitgenössische Energie, die Ya-

die Reise, um selbst einmal einzutauchen in dieses

degar Asisi in Rouen begegneten, inspirierten ihn, sei-

außergewöhnliche Panoramaerlebnis. Die meisten

ne Arbeit weiter zu vertiefen. So entstanden zwei Wer-

waren sofort überzeugt, und man begann mit der

ke, auf die die Einwohner von Rouen besonders stolz

Realisierung des Projekts am Ufer der Seine, nicht

sind und die sie sich gerne immer wieder ansehen.

weit entfernt vom mittelalterlichen Stadtzentrum. Eine provisorische Rotunde wurde errichtet, die 5 Jahre

Diese abenteuerliche Reise einer Region gemeinsam

lang das Werk von Yadegar Asisi beherbergen sollte.

mit einem Künstler hat also erstklassige Früchte ge-

Bemerkenswert und außergewöhnlich war, dass die

tragen und unzähligen Besuchern lebenslange Er-

Entscheidung von den Abgeordneten der Métropole

innerungen beschert. Die Reaktionen waren oft sehr

Rouen einstimmig getroffen wurde.

ähnlich: ein staunender Ausruf beim Betreten der Rotunde, Schweigen, wenn über Rom die Nacht her-

Ohne diese Reisen an den „Ort des Geschehens“

einbrach, die Begeisterung des Kindes auf der Suche

hätte es das Rouen-Abenteuer von Yadegar Asisi

nach der miauenden Katze, die reine Freude über den

wahrscheinlich nie gegeben. Denn es ist unmöglich,

Klang der schwingenden Glocken, die Ergriffenheit

ein Panorama zu beschreiben – es ist, ebenso wie ein

des Besuchers, der sich in das Gästebuch einträgt,

Konzert, ein „Erlebnis“, ein Ereignis, das erlebt und

um einfach Danke zu sagen.

gefühlt werden muss. Wie Sie mittlerweile bemerkt haben dürften, war ich bei Im Dezember 2014 war es soweit, die Einwohner Rou-

diesem Abenteuer ein besonders motivierter Akteur.

ens und Umgebung konnten zunächst das Panorama

Ich gebe zu, der Mann gefällt mir. Ich schätze seinen

„Rom 312“ entdecken. Während mehrfach wechseln-

Humanismus und seine Zuneigung zu Menschen, sei-

der Ausstellungen in den folgenden Jahren (Rom 312,

nen Anspruch und seinen Humor. Sein Werk gefällt

Amazonien, Great Barrier Reef, Titanic, Rouen 1431,

mir. Verführt von der einzigartigen Virtuosität, wandert

Die Kathedrale von Monet) haben hunderttausende

mein Blick oft über dieses gigantische Werk und ver-

Besucher ihr ganz persönliches Panoramaerlebnis

fängt sich hier und da in den unzähligen Details, die

genossen. Obwohl der temporäre Ausstellungsbau

das Panorama lebendig werden lassen: die einge-

nicht bei allen auf Begeisterung stieß (die endgülti-

stürzte Säule eines Tempels, ein Flammenmeer oder

ge Demontage ist für Herbst 2021 geplant), war der

ein nächtliches Gewitter, ein Tier oder ein Baum in der

Erfolg in der Öffentlichkeit sofort spürbar und wuchs

Landschaft, eine alltägliche Szene. Nichts ist statisch:

über die Jahre weiter an. Das Betrachten und Erleben

mit Musik und Lichteffekten wird das Panorama leben-

des immersiven Werkes bringt Menschen aller Gene-

dig.

rationen und unterschiedlichster Verhältnisse zusammen. Ganz gleich, ob Einheimische oder Touristen,

Und schlussendlich stellt sich die Frage: Was ist mit

das Panorama lässt den Betrachter meist fasziniert

der berühmten „Nacht“ der Panoramen? Auch ich

und bewegt zurück.

fand diese manchmal allzu präsent. Doch gleichzeitig weckt diese Nacht, die uns zur Meditation einlädt,

Damit haben die Abgeordneten ihr Ziel erreicht: die

auch eine Erwartung: Sie bereitet die strahlende Mor-

breite Öffentlichkeit zu erreichen, das Interesse der

gendämmerung und die Wiedergeburt des Lichts und

Touristen zu wecken, Rouen, die Hauptstadt der Nor-

damit allen Lebens vor.


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