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Rettungshundestaffel

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Chronologie

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Vom Suchen und Finden – die ASB-Rettungshundestaffeln

Wenn nachts um zwei das Telefon klingelt, reagieren die wenigsten mit gesteigertem Tatendrang. Bei Rettungshund Aquim ist das anders.

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Der acht Jahre alte Rüde »hat eigentlich immer Lust, zu suchen«, sagt seine Hundeführerin Anke Boysen. Boysen war langjährige Leiterin der ASB-Rettungshundestaffel München, die von der Polizei regelmäßig für die Suche nach Vermissten angefordert wird. Ihren Antrieb für rund 30 ehrenamtliche Sucheinsätze im Jahr kann die Fachschwester für Intensivmedizin kurz und knapp zusammenfassen: »Ich möchte meinen Beitrag leisten. Es gehört zu meiner Lebenseinstellung, mich ehrenamtlich zu engagieren.«

Von ihrem Hund erwartet sie diese Einstellung dagegen nicht. »Man darf sich nicht vorstellen, dass der Hund Menschen suchen würde, um Leben zu retten – so denkt ein Hund nicht. Der weiß: Wenn ich Menschen finde, werde ich Historische Eckdaten belohnt«, sagt sie. Der immer gleiche Ablauf des Witterung Aufnehmens, Suchens und am Fundort Bellens wird mit einem Belohnungssystem erlernt. · · Ende der 90er-Jahre Gründung der ASB-Rettungshundestaffel München 2002 Gründung der Rettungshundestaffeln Starnberg-Weilheim für »Manche spielen lieber, andere fressen den südlicher gelegenen Einsatzbelieber was«, sagt Boysen, »wir fragen reich und Ingolstadt für den nördliden Hund, was er mag«. In jedem Fall cheren muss es sich lohnen. · 2012 Mitbegründung der SEG Die grundsätzliche Bereitschaft zu (Schnell-Einsatz-Gruppe) Rettungsseiner Aufgabe bringe Aquim aber selbst mit. »Die meisten Hunde haben von Natur aus exzellente Nasen und Lust, sie auch einzusetzen«, sagt Boysen, »Sucharbeit bedeutet für die meisten Hunde per se Spaß.« Boysen hund Oberland. Dieser Einsatzverbund besteht aus den Rettungshundestaffeln des BRK WeilheimSchongau, BRK Garmisch-Partenkirchen, BRK Bad Tölz-Wolfratshausen, Johanniter Peißenberg und der Rettungshundestaffel des ASB Starnist seit 21 Jahren Mitglied der Ret- berg-Weilheim tungshundestaffel. Sie begann dort

Lagebesprechung vor dem Ausschwärmen: Kaum gibt es grünes Licht für die Suche, flitzen die Rettungshunde auch schon los.

Mit 220 Millionen aktiven Riechzellen sind die Hunde rund um die Uhr, bei Wind und Wetter, im Einsatz. Anke Boysen mit Rettungshund Aquim bei einer Übung

gar nicht vorsätzlich, sondern weil sie mit ihrem ersten Hund in der Hundeschule angesprochen wurde. Alle weiteren Hunde suchte sie allerdings im Hinblick darauf aus, dass sie sowohl Familien- als auch Suchhund sein sollten.

300 Meter weit riechen – besser als jedes Messgerät Rettungshunde kommen zum Einsatz, wenn Personen verunglückt sind oder vermisst werden. Ursachen dafür sind zum Beispiel eingestürzte Gebäude. Klassische Vermisstensituationen sind Kinder, die nicht vom Spielen nach Hause kommen oder Senioren, die nach einem Spaziergang den Heim-

Fester Bestandteil des jährlich stattfindenden Isarinselfests: die Vorführungen der Münchner Rettungshundestaffel.

weg nicht gefunden haben, aber auch Suizide. Rettungshunde können große und unwegsame Gelände in relativ kurzer Zeit gründlich absuchen. Sie spüren Menschen dabei in bis zu 300 Metern Entfernung auf, verschüttete Personen wittern sie noch bis zu einer Tiefe von mehreren Metern. Das Ziel der Suche ist gar nicht immer, die vermisste Person zu finden, erklärt Boysen: »Manchmal fordert uns die Polizei auch für die gesicherte Information an, dass jemand in einem bestimmten Waldstück sicher nicht ist, damit das für die weitere Suche ausscheidet.« Persönlich belastender als ergebnisloses Suchen seien Einsätze, Welche Hunde können retten? »bei denen man Menschen findet, die zum Beispiel versucht haben, sich das Leben zu nehmen oder am Leben sind, sich aber in einer Grundvoraussetzungen: · gut ausgeprägter Gehör- und Geruchs sinn · arbeitsmotiviert Lage befinden, die nicht so einfach · körperlich fit und gesund ist«. · weder zu groß noch zu klein Die Ausbildung eines Rettungshun- · sozialverträglich in Bezug auf Mendeteams, bestehend aus Hundefüh- schen und Artgenossen – Suchen ist rer und Hund, nimmt circa zwei bis Teamwork drei Jahre in Anspruch und findet

vor Ort in der Rettungshundestaffel statt. Neben Erster Hilfe am Menschen und am Hund sowie Sanitätshelferausbildung umfasst das Training fachspezifisches Wissen um Kynologie, Einsatztaktik, Orientierung im Gelände und Sprechfunk. Am Ende der Ausbildung steht eine Prüfung zur Erlangung der Einsatzfähigkeit, die alle zwei Jahre wiederholt wird. »Entscheidend ist, dass wir unsere Hunde mit Freude und Spaß ausbilden«, betont Boysen, »Zwang oder Druck funktioniert nicht nur bei Menschen nicht.« Zweimal pro Woche trainiert sie mit Aquim. Obwohl die Rettungshunde aus München keine Lawineneinsätze absolvieren, geht es im Winter manchmal zu einer Übungseinheit in den Schnee. »Lawinenarbeit ist Spaß für den Hund, weil Schnee Spaß macht«, sagt Boysen. Auch ein gut trainierter Hund sei keine Maschine, »der hat auch mal einen Tag, an dem er nicht gut drauf ist, aber das muss ich als Hundeführer erkennen und ihn aus dem Einsatz nehmen«. Grundsätzlich aber »hat er eigentlich immer Lust«. Auch nachts – wenn üblicherweise das Telefon für Einsätze klingelt.

Wen fordert die Polizei an?

· Flächensuchhunde vorwiegend bei einer Vermisstensuche im Wald · Trümmerhunde bei Gebäudeeinsturz, z. B. nach einer Gasexplosion · Mantrailer (Personenspürhunde) bei der Suche nach vermissten Menschen in urbanem Gebiet oder auch Freiflächen

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