VIER
Darf ich vorstellen: Der Medienzar Die Kirchenuhr läutete mit drei Glockenschlägen die letzte Viertelstunde vor Zwei ein. Von allen Seiten strömten die Bewohner, jung und alt, groß und klein, auf den Marktplatz und versammelten sich vor dem Podium. Alle waren da: der Scherenschleifer, die Marktdame, die mir die Kirschen verkauft hatte, und das Töpferehepaar, der Fischverkäufer mit seiner Frau, Bauersleute sowie unzählige Antonios und Marias und deren Kinder. Die ganz kleinen hielten einander bei den Händen oder nuckelten verträumt am Daumen. Die etwas größeren waren noch jung genug, um sich von dem Spektakel faszinieren zu lassen, während die Teenager die Gesichter verzogen und sich darüber beschwerten, dass es in ihrem modernen Europa immer noch derart altmodische Feste nationalen Stolzes gab. »Da drüben.« Max zeigte zum rechten Bühnenrand. Mit seiner stattlichen Größe und dem schlohweißen Schopf überragte er beinahe die ganze Zuschauermenge. »Siehst du die Frau mit den blonden Haaren?« Man konnte sie nicht übersehen. »Du meinst die mit dem schwarzen Kleid?« »Ihr Name ist Natalia Kurvinski. Sie ist seine Assistentin.« Ein klunkerüberladenes, knapp fünfzig Jahre altes Weib, Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Absätzen, einem knallengen Rock, aufgeschlitzt so lang wie mein Arm (und mein Arm war lang) und auf der Schulter irgendein teures Pelzchen. 96