Prolog
D
ie größte Angst mancher Frauen ist, dass ihr Mann eines Tages zur Haustür hinausgehen und nie wiederkommen könnte. Andere hingegen verfallen in Panik, wenn ihr Blick auf das kleine Schwarze ganz hinten im Kleiderschrank fällt und ihnen bewusst wird, dass sie nie wieder hineinpassen werden. Mich versetzt gerade ein Pariser Fluss in Panik, der so ruhig dahinfließt, als könnte er ein Baby in den Schlaf wiegen. Und trotzdem sind meine Hände so feucht, dass ich mich kaum an der Reling des Bootes festhalten kann. Mein Herz klopft wild in meiner Brust und nicht ein Wort, das während der letzten Stunde gesagt wurde, ist wirklich zu mir durchgedrungen. „Da sind wir. Steigen Sie jetzt bitte ganz vorsichtig ans Ufer.“ Pierre, unser Reiseführer, hilft dem Kapitän beim Anlegen, springt auf den Steg und bindet das kleine Schiff fest. Die Mitglieder des Drehteams von Passport to the World klettern nacheinander aus dem Boot. Ich muss erst einen Moment warten, bis mir nicht mehr schwarz vor Augen ist und sich meine wackligen Knie wieder beruhigt haben. „Gut gemacht, Maggie.“ Carley, meine Freundin und die Produzentin in unserem Team, klopft mir anerkennend auf die Schulter, während ich krampfhaft versuche, das Wasser zu ignorieren. Sie weiß, dass ich mich immer dann in ein psychisches Wrack verwandle, wenn ich eine Szene drehen muss, bei der Wasser im Spiel ist. Manchmal kann ich einen Praktikanten oder einen anderen Kameramann dazu bewegen, den Job für mich zu übernehmen, aber irgendwann muss ich schließlich dieser Schwäche den Kampf ansagen. Es ist geradezu lächerlich, beim Anblick der ruhigen Seine in Paris so in Panik zu verfallen. „Du brauchst eine Therapie“, sagt Carley. „Was ich jetzt brauche, ist ein Schokoladeneclair.“ Carley hält sich die Hand vor das Gesicht, um ihre Augen vor der Mittagssonne zu schützen. Sie reicht mir eine Flasche Wasser aus ihrer Tasche. „Komm, lass uns noch einige Sequenzen in diesem Café an 5