Vorwort „Ich sinne oft darüber nach, wie die Wege des Einzelnen zu erklären sind, finde aber nur in wenigen Fällen eine Antwort“, schrieb Maria DeFehr in ihren Erinnerungen. Als Kind wohlhabender mennonitischer Bauersleute, Jakob und Emilie Reimer, in der Kubaner Ansiedlung geboren, erlebte sie eine unbeschwerte Kindheit und eine von Revolution, Bürgerkrieg und Verfolgung überschattete Jugend. Tief war der Kelch, den diese Frau zu trinken hatte. Manch ein anderer hätte dabei sowohl den Mut als auch den Glauben an Gott verloren. Nicht aber Mia, wie man sie zu Hause liebevoll nannte. Mit einer unbegreiflichen Durchsetzungskraft schlug sie sich durch das Dickicht sowjetischer Verfolgung und floh schließlich in einer abenteuerlichen Flucht über den Amur, den Grenzfluss zwischen Russland und China, den die Einheimischen „Fluss des Schwarzen Drachen“ nennen, nach China. Über China gelangte Mia nach den USA, wo sie an der Universität studierte und schließlich Lehrerin wurde – dies nicht nur ganz ohne ihre Familie, sondern aus der Ferne sorgte sie sogar für die in Russland zurückgebliebenen Angehörigen. Später heiratete sie Abram DeFehr, einen rührigen und geschäftstüchtigen jungen Mann aus Winnipeg in Kanada, der ebenfalls auf abenteuerlichen Wegen dem sowjetischen System entronnen war. Sie gründeten eine Familie, die bald weit über Kanada hinaus sowohl auf wirtschaftlichem als auch auf geistlichem Gebiet bekannt wurde. Die einst so stille und bescheidene Frau vom Kuban widmete sich nun der Erziehung ihrer Kinder und der Gemeindearbeit. Die Frucht ihres Lebens ist unvorstellbar groß. Ich bin seit Jahren mit ihrem Sohn Arthur DeFehr befreundet und habe immer wieder seinen Mut bewundert, alles einzusetzen, wenn es um die Sache der Mission ging. Ein reicher Industrieller wie er hätte es bestimmt nicht nötig, sein eigenes Leben und das Leben seiner Familie immer wieder in Gefahr zu bringen. Aber er hat es getan. Wir haben manch eine dieser nicht ungefährlichen Reisen gemeinsam durch das sowjetische Reich gemacht. 9