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IT-MARKT: LICHT AM ENDE DES TUNNELS

Starkes Wachstum gab es zuletzt nur bei Servern und GPUs für KIAnwendung en. Der Client-Markt und damit auch der für PC-Komponenten und Peripheriegeräte hat dagegen stark nachgegeben. Aber eine Trendwende für die Branche ist in Sicht, vor allem ausg ehend vom B2B-Markt.

4,7 Prozent

Zuwachs soll der PC-Markt im Q4/2023 erreichen.

Die Zahlen sind dramatisch: Intel als größter Hersteller von PC-Prozessoren machte ersten Quartal des Jahres einen Verlust von 2,758 Milliarden US-Dollar. Dazu beigetragen hat ein Umsatzrückgang von 38 Prozent in der Client Computing Group gegenüber dem Q1 / 2022. Bei AMD sahen zwar die Gesamtzahlen besser aus, mit „nur” 139 Millionen US-Dollar Minus, aber im Client-Geschäft lag der Umsatzrückgang sogar bei 65 Prozent. Der Gaming-Sektor war mit minus 6 Prozent noch einigermaßen stabil, aber wohl primär durch die CPUs für Sony Playstation und Microsoft Xbox.

Die Hersteller von DRAM-Chips und Modulen sowie NAND-Flash und SSDs mussten ebenfalls massive Verluste durch geringeren Nachfrage und sinkende Preise hinnehmen. Zudem haben die Hersteller mit hohen Lagerbeständen zu kämpfen. Bei Samsung hat sich der ChipUmsatz praktisch halbiert, ebenso bei SK Hynix. Und Kioxia und Western Digital wollen sich zusammenschließen, um durch Kostensenkungen und Synergieeffekte besser über die Runden zu kommen. Der Absatz von PC-Mainboards ist laut einem Bericht von Digitimes bereits 2022 um 30 Prozent zurückgegangen. Das liegt vor allem auch daran, dass viele Hersteller nach dem Ende der Lieferkettenprobleme zu optimistisch wieder durchgestartet sind und zu viele Bauteile und Geräte produziert haben.

Ein Licht am Ende des Tunnels ist allerdings in Sicht. Für den europäischen PCMarkt sehen die Marktforscher von Context positive Signale bis Jahresende. Nach dem Umsatzrückgang bei PCs und Notebooks im letzten Jahr und einem schweren Start im Jahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent, ist laut Analysten eine Besserung in Sicht: Im vierten Quartal 2023 könnte der Markt für Desktop-PCs wieder um 4,7 Prozent wachsen und um 5,8 Prozent bei

Mobilrechnern. Ein stärkeres Plus stellen die Context-Marktforscher für das Gaming-Segment in Aussicht, ein wichtiger Markt für die Anbieter von Komponenten und Peripheriegeräten. Denn viele Gamer ziehen immer noch Desktop-PCs vor und wollen sich dabei nicht mit einem Rechner von der Stange zufrieden geben. Stattdessen bauen sie sich selbst einen Computer aus Einzelkomponenten, geben einen individuell konfigurierten Rechner in Auftrag oder rüsten ihren PC auf. Und sie sind durchaus bereit, für CPU, Mainboard, RAM, Grafikkarte, SSD, Gehäuse und Netzteil deutlich mehr Geld zu investieren, als andere PC-Kunden. Für Anbieter von Peripheriegeräten wie GamingMonitoren, Eingabegeräten und Headsets ist der Gaming-Sektor ebenfalls ein wichtiger Markt.

In der Distribution blickt man ebenfalls optimistischer in die Zukunft. So erwartet Markus Hollerbaum, Geschäftsführer bei Siewert & Kau, im Lauf des Jahres eine erhöhte Nachfrage nach Peripheriegeräten und Komponenten, vor allem bei Firmenkunden. Bei einigen zu Beginn der Corona-Pandemie angeschafften Geräte ist die übliche Nutzungsdauer erreicht, zudem sind sie abgeschrieben. Außerdem hätten einige Firmen, die Rechner und Peripheriegeräte fünf Jahre nutzen, jetzt ebenfalls Bedarf für Neuanschaffungen. Eine ähnliche Entwicklung beobachtet Herweck, etwa bei Headsets und Webcams, die jetzt nach drei Jahren Nutzung ersetzt werden.

Komponenten und Peripheriegeräte auf der Computex

Die IT-Messe aus Taiwan hat drei Jahre lang Corona-Pause gemacht und fand 2023 endlich wieder statt. Traditionell ist die Computex ein Eldorado für PC-Komponenten und Peripherie, da ein großer Teil der Anbieter auf der Insel beheimatet ist und dort oder dem chinesischen Festland produziert. Wichtige Neuheiten waren auf jeden Fall die Grafikkarten der RTX4060-Ti-Serie mit Nvidia-GPU und die RadeonRX-7600-Karten mit AMD-Chip, von denen etliche Hersteller Custom-Modelle zeigten. Beide Serien bilden derzeit den Einstieg in die aktuelle Architektur der GPU-Hersteller. Zudem wächst die Zahl der Anbieter von IntelArc-Karten um Sparkle und Biostar. Bei den Mainboards gab es erste Platinen mit WiFi-7-Controllern zu sehen, allerdings oft noch als Vorseriengeräte. Ein Trend bei Herstellern wie Asus und MSI sind auf der Rückseite der Platinen angeordnete Kabelanschlüsse, damit Rechner mit Seitenfenster und Beleuchtung durch eine saubere Optik glänzen können. Daher dominierten bei den neuen Gehäusen die Modelle mit Glas-Seitenwand, RGB-Beleuchtung und viel Platz für Lüfter und Wasserkühlungs-Radiatoren. Passend zur PCIe-Gen5-Unterstützung aktueller Intel- und -AMD-Prozessoren zeigen einige StorageHersteller passende M.2-SSDs, alle mit großen Kühlkörpern oder kleinen Lüftern bestückt. Bei den Monitoren setzt sich der Trend zu größeren Diagonalen, höheren Bildwiederholraten und OLED-Panel oder Mini-LED-Backlight fort. Generell spielte auch auf der Messe in Taipeh Nachhaltigkeit eine größere Rolle.

Allerdings erwartet Hollerbaum Abschlüsse bei größeren Projekten erst im Herbst nach Ende der Urlaubszeit, da viele Entscheider und auch Mitarbeiter der ITAbteilungen im Sommer im Urlaub sind. Als Problem für den deutschen IT-Handel nennt der Manager den Umstand, dass einige IT-Produkte in anderen europäischen Ländern günstiger sind. Gerade bei nicht länderspezifischen Geräten wie Monitoren führt das dazu, dass dort eingekauft wird, was rechtlich auch in Ordnung ist. Generell gebe es bei Displays eine verstärkte Nachfrage nach Geräten mit integriertem USB-C-Dock und mit eingebauter Webcam. Hier macht sich die Einführung hybrider Arbeitsmodelle in vielen Firmen positiv bemerkbar. Sie bewirkt ebenfalls eine höher Nachfrage nach Lösungen für hybride Meetings. Generell beobachtet man bei Siewert & Kau aktuell weniger Verschiebungen von Projekten in Unternehmen.

Schwierig bleibt der Markt für ConsumerProdukte, da die Kunden durch die wirtschaftliche Lage mit steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und möglichen Belastungen durch neue Heizungen verunsichert sind. Zudem können die sinkenden Preise für einige IT-Produkte, speziell wenn Hersteller mit Sonderaktionen Nachfrage generieren wollen. Das könne sogar zu einer Kaufzurückhaltung führen, da die Kunden auf noch niedrigere Preise hoffen und enttäuscht vom Kauf absehen, wenn die Produkte nach Ablauf der Aktion wieder teurer werden.

Den Umsatzrückgang sieht Hollerbaum insgesamt nicht so dramatisch, da die Nachfrage nach IT-Geräten während der Corona-Pandemie sehr hoch war und sich nun eher wieder auf dem Niveau der Jahre zuvor bewegt, allerdings mit sinkenden Preisen bei steigenden Kosten der Hersteller als zusätzlicher Belastung. Das könne dazu führen, dass Produkte oder Produktvarianten mit geringer Marge aus dem Portfolio der Hersteller verschwinden, da sich die Produktion schlicht nicht mehr lohnt. Beispiele dafür sind Speichermodule mit 4 GB Kapazität, SSDs mit weniger als 250 GB Speicherplatz oder Desktop-Monitore mit kleiner Display-Diagonale.

Ein Trend zu höherwertigen Produkten mit höheren Preisen ist schon länger bei CPUs oder Mainboards zu beobachten. So legt etwa AMD angesichts knapper Produktionskapazitäten bei TSMC den Fokus eher auf kostspieligere Modelle. Bei Mainboards gibt es eine ähnliche Entwicklung, wie Computerbase gemeinsam mit dem Preis - vergleichsportal Geizhals herausgefunden hat. So hat es bei den Durchschnittspreisen zwischen 2020 und 2022 eine Steigerung von knapp über 25 Prozent gegeben. Der Grund dafür liegt in der besseren Ausstattung vieler Platinen, die dafür teurer als ihre Vorgänger sind. Zudem gibt es nun deutlich mehr High-End-Modelle, die teilweise sogar über 1.000 Euro kosten. Mit den höheren Preisen kompensieren die Hersteller allerdings auch die für sie gestiegenen Kosten durch teurere Bauteile. Letztere sind durch höhere Anforderungen der CPUs an die Stromversorgung und durch die Einführung von PCIe 5.0 entstanden. Innovativ ist die IT-Branche bei Komponenten und Peripheriegeräten auch weiterhin, wie die Computex mit einer Fülle neuer Produkte aus diesem Marktsegment zeigt. Möglich ist allerdings ein Drosseln der Produktion bei Massenprodukten, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern. Hersteller sollten dabei allerdings mit Augenmaß vorgehen, damit dem Handel bei großen Projekten nicht plötzlich nach Nachschub ausgeht.

Eine Erholung Zeichnet Sich Ab

Im Markt für PC-Komponenten und Peripheriegeräte geht es wieder aufwärts, meint Markus Hollerbaum. Die Erholung startet im B2B-Sektor.

Wie schätzen Sie derzeit den Markt für PC-Komponenten und Peripheriegeräte ein? Ist eine Erholung in Sicht?

Hollerbaum: Wie dramatisch sich der Markt seit resbeginn verändert hat, ist deutlich zu erkennen, egal welche AnalyseTools man sich anschaut. Aktuell stehen die Zeichen, zumindest im Commercial Business, auf Erholung. Auf der ei- nen Seite haben die Produktpreise aus unserer Sicht bei vielen Produkten den Tiefpunkt erreicht und auf der anderen Seite sehen wir gerade im Businessbereich aufgrund der uns vorliegenden Forecasts eine positive Trendwende. Getrieben ist sie durch den Standardbedarf (Ersatz- und Neubeschaffung) und die Bereitschaft in neue Hard und Softwarelösungen zu investieren. Der Consumer-Markt hingegen ist weiterhin stark abhängig von externen Faktoren. Dadurch lässt sich hier kaum eine Prognose treffen und man muss weiter auf Sicht fahren. Wir sind gut aufgestellt, kennen aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung solche Situationen, haben das Ohr am Markt und machen uns mit unseren gut vernetzten Profis nicht Bange vor der Herausforderung.

Und bei welchen Produktgruppen sehen Sie derzeit noch Wachstum? Hollerbaum: Der Displaymarkt wird sich in Summe wieder erholen. Das zeigt die langjährige Betrachtung.

Seit mehreren Wochen verzeichnen wir eine erhöhte Nachfrage und einen erhöhten Absatz im Client-ComputingBereich, was nachgelagert immer zu einer erhöhten Nachfrage an Displays und anderen Peripherie-Produkten führt. Ein stark gestiegenes Interessen verzeichnen wir auch bei Lösungen rund um das Thema Meeting-Räume. Unternehmen berichten leidvoll darüber, dass Konferenzen mit mehreren Teilnehmern im Meeting-Raum und gleichzeitig zugeschalteten Teilnehmern nicht funktionieren und das zu Frust führt. Unserer Beratung und die daraus entstehenden Lösungen erzeugen bei unseren Partnern – und damit auch bei uns – ein Wachstum. kl

Immer schön flexibel bleiben:

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