Hermann, das Ei

Page 26

Aufbruch Als er erwachte, fühlte er sich zuerst noch unsicher, ob er es heute wagen sollte, aber dann entschloss er sich doch. Im Dunkeln zog er seine lange Hose der Einfachheit halber über den Pyjama. Der Pulli, den er am Vortag schon angehabt hatte, wurde über den Kopf gezogen, aber seine Socken vom Vortag konnte er im Dunkeln nicht finden, deshalb öffnete er leise die Schublade der Kommode und nahm ein anderes Paar heraus. Lautlos schlüpfte er aus dem Zimmer, holte den Anorak sowie seinen Rucksack vom Garderobenhaken. Die Stiefel behielt er in der Hand. Er hörte ein Schnarchen und dann nach ein paar Sekunden das Quietschen der Matratze hinter der nur angelehnten Tür. Sekundenlang hielt er den Atem an und wartete. Es würde nur gelingen, wenn die Wohnungstür nicht abgeschlossen war, und er hatte tatsächlich Glück. Fast geräuschlos zog er die Wohnungstür ins Schloss, tastete sich ohne Licht zu machen die Treppe hinunter. Auf der letzten Stufe setzte er sich hin und zog die Stiefel an. Vor der Haustür bemerkte er, dass es ziemlich kalt war, aber er konnte und wollte nicht umkehren, um noch eine Mütze zu holen. Und so stülpte er sich die Kapuze der Jacke über die Haare und zog die Kordel fest. Zielstrebig wandte er sich nach rechts, ging zügig bis zur Straßenecke. Es war noch dämmrig und der Asphalt glänzte vom Schneeregen. Die Straßenlaternen 131


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.