Ausgabe 07/2020 Überregional

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WIR ZUSAMMEN

Alzheimer in der Familie TEXT ,1(6 Æ$Æ,Ĉ FOTO MARION BLOMEYER

A

lzheimer ist nicht nur fĂźr die Erkrankten, sondern auch fĂźr die AngehĂśrigen schwierig. Die meisten Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung werden zu Hause von ihren AngehĂśrigen betreut und JHSÄ‚HJW (LQHQ 0HQVFKHQ PLW $O]KHLPHU ]X SÄ‚HJHQ LVW HLQH kĂśrperlich und psychisch belastende Aufgabe. Es ist wichtig, GDVV SÄ‚HJHQGH $QJHK¡ULJH DXFK an die eigene Gesundheit denken. Mein Opa hatte Alzheimer. Dadurch wurde er in den letzten Jahren immer vergesslicher. Mein Opa war sehr schlau und ich habe zu ihm aufgeschaut. Deshalb hat mich seine Krankheit sehr geprägt. Leider konnten wir uns nicht so oft sehen. Er hat in den Niederlanden gelebt. Und wir haben ihn so oft wie mĂśglich dort besucht. Oder gemeinsam Urlaub am Meer in Montenegro gemacht. Weil wir uns nicht so oft sehen konnten, sind mir die Veränderungen durch die Alzheimer-Krankheit immer stark aufgefallen. Ich erinnere mich, dass er am Anfang nur verwirrt war. Zum Beispiel hat er seinen SchlĂźssel irgendwo versteckt und dann nicht mehr gefunden. Dann habe ich ihn mit meinem Freund besucht. Mein Opa hat nur serbokroatisch gesprochen und mein Freund kann diese Sprache nicht. Trotzdem hat er meinem Freund ganz viele alte Geschichten auf serbokroatisch erzählt. Vieles hat er wiederholt. Denn er hatte vergessen, dass er es schon erzählt hat. Als meine Familie und ich ihn wieder besucht haben, hat er ein paar von uns nicht mehr erkannt. Das hat uns sehr traurig gemacht. An seine alten Lieblingslieder konnte er sich aber noch gut erinnern. Deshalb haben wir oft zusammen gesungen. Manchmal ist mein Opa wegen Kleinigkeiten schnell wĂźtend geworden oder hat geschimpft. Ich denke, dass jeder von uns gut damit umgehen gehen. Ich habe ihn immer umarmt, wenn er wĂźtend war. Dann war alles wieder gut. Trotzdem hat die Situation manchmal fĂźr Streit in der Familie gesorgt. Ich denke aber das ist normal. Denn wir alle hatten unterschiedliche Ansichten und es ist wichtig, darĂźber zu reden.

Was ist die AlzheimerKrankheit? 'LH $O]KHLPHU .UDQNKHLW LVW GLH KÂĽXÄ JVWH )RUP der Demenz. Die Alzheimer-Erkrankung wird auch „Alzheimer-Demenz“ oder „Morbus-Alzheimer“ genannt. Es handelt sich um eine unheilbare Krankheit des Gehirns. Im Gehirn gibt es Milliarden Nervenzellen. Sie sind miteinander vernetzt und tauschen untereinander Informationen aus. Bei Alzheimer-Patient*innen klappt dieser Austausch nicht mehr richtig. Immer mehr Nervenzellen sterben ab. Das wirkt sich auf das Gedächtnis aus. Deshalb werden Menschen mit Alzheimer verwirrt, vergesslich und orientierungslos. Diese Symptome nehmen im Verlauf der Krankheit zu. Und wirken sich mehr und mehr auf den Alltag aus. Auch die PersĂśnlichkeit und das Verhalten verändern sich im Verlauf der Erkrankung. Viele Alzheimer-Erkrankte werden mit der Zeit unruhig, aggressiv oder depressiv. Auch Probleme mit der Sprache oder Wahrnehmung kĂśnnen Symptome der Krankheit sein. Was genau die Krankheit auslĂśst, ist noch

QLFKW EHNDQQW %HVRQGHUV KÂĽXÄ J NRPPW VLH EHL alten Menschen vor. Die Alzheimer-Krankheit ist nicht heilbar. Aber es gibt Medikamente. Diese sollen dabei helfen, dass die Krankheit nicht zu schnell fortschreitet.

+LOIUHLFKH 7LSSV I½U GLH 3Ä‚HJH und Prävention Auch ein gesunder Lebensstil hilft dabei, die Symptome der Krankheit zu verlangsamen. Studien zeigen, dass ein gesunder Lebensstil auch das Risiko fĂźr eine Erkrankung senken kann. Deshalb sind 3Ä‚HJH XQG 3UÂĽYHQWLRQ YRQ $O]KHLPHU HLQ ZLFKWLges Thema. Auch nicht-medikamentĂśse Therapien kĂśnnen vorhandene Fähigkeiten länger erhalten XQG ]XP :RKOEHÄ QGHQ EHLWUDJHQ =XP %HLVSLHO LVW es gut, mit Alzheimer-Patient*innen spazieren zu gehen. Denn regelmäĂ&#x;ige Bewegung steigert die kĂśrperliche Fitness und ist gut fĂźr das Gehirn. Es wird besser durchblutet. Dadurch werden die Nervenzellen gestärkt. Und es kĂśnnen sich sogar neue Nervenzellen bilden. So bleibt die Leistungsfähigkeit des Gehirns länger erhalten. Gut sind auch regelmäĂ&#x;ige Beschäftigungen und Aktivitäten, die die Konzentration fĂśrdern. Zum Beispiel Musizieren, Gesellschaftsspiele, Puzzle oder Lesen. Denn solche Beschäftigungen fĂśrdern das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit. Ein weiteres Gesundheitsrisiko ist Einsamkeit im Alter. Immer mehr Menschen Ăźber 70 Jahre leben in Deutschland alleine. RegelmäĂ&#x;ige Unterhaltungen und Aktivitäten mit sozialen Kontakten helfen gegen Einsamkeit. Und sie KHOIHQ DXFK GDEHL LP .RSI Ä W ]X EOHLEHQ (LQ wertschätzender und verständnisvoller Umgang mit den Erkrankten ist besonders wichtig. Auch gesunde Ernährung ist gut fĂźr die kĂśrperliche und geistige Gesundheit. Gesunde Ernährung bietet Schutz fĂźr das Gehirn. AuĂ&#x;erdem hat sie einen positiven (LQÄ‚XVV DXI DQGHUH (UNUDQNXQJHQ

Alzheimer in der Familie gut bewältigen 'LH 3Ä‚HJH YRQ 0HQVFKHQ PLW $O]KHLPHU NDQQ I½U AngehĂśrige sehr anstrengend sein. Wenn man keiQH *HGXOG PHKU KDW NDQQ HV ]X .RQÄ‚LNWHQ XQG Streit kommen. Deshalb hilft es, sich in die erkrankte Person einzufĂźhlen. Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit frustriert Alzheimer-Patient*innen. Deshalb werden sie manchmal auch aggressiv oder traurig. Wichtig fĂźr den Umgang sind Ruhe und Geduld. Manchmal behaupten Alzheimer-Patient*innen Dinge, die nicht stimmen. Um Streit zu vermeiden, sollte man sie nicht verbessern oder korrigieren. Auch sollte man nicht Ăźber Themen

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sprechen, an die sich Alzheimer-Patient*innen nicht mehr erinnern. Das kann die erkrankte Person frustrieren oder verunsichern. Besser ist, wenn man das Thema wechselt. Oder man spricht Ăźber Themen, die weiter zurĂźckliegen. Denn oft kĂśnnen sich Erkrankte noch an Erlebnisse aus Kindheit oder Jugend erinnern.

Auszeit nehmen und Ăœberforderung vermeiden Es ist gut, fĂźreinander da zu sein. Und sich um ein demenzkrankes Familienmitglied zu kĂźmmern. Aber es ist auch wichtig, an sich selbst zu denken und Ăœberforderung zu vermeiden. Deshalb sollte man immer nach Hilfe und UnterstĂźtzung fragen. In der Familie, im Freundeskreis oder bei HilfsdiensWHQ $XFK DPEXODQWH 3Ä‚HJHGLHQVWH RGHU .XU]]HLWSÄ‚HJH N¡QQHQ GDEHL KHOIHQ VLFK VHOEVW HLQH $XV]HLW zu nehmen. Es gibt auch viele Hilfsangebote fĂźr AngehĂśrige. AngehĂśrige kĂśnnen sich in Selbsthilfegruppen oder Internetforen austauschen und um Rat fragen. Denn nur wer gut fĂźr sich selbst sorgt, kann auch fĂźr andere sorgen.

das Alzheimer

Name einer bestimmten Art von Demenz-Erkrankung;

der AngehĂśrige, -n die AngehĂśrige, -n

eine oder mehr Personen, die in einem engem familiären oder freundschaftlichen Verhältnis zueinander stehen.

belastend

hier: wenn etwas anstrengend, bedrĂźckend oder deprimierend ist

zu jemandem aufschauen

hier: ein Vorbild haben

prägen

beeinflussen

serbokroatisch

zusammenfassende Bezeichnung fĂźr die Sprachen Bosnisch, Kroatisch und Serbisch

die Kleinigkeit, -en

eine Sache mit geringer Bedeutung

die Ansicht, -en

persĂśnliche Meinung zu einem Thema

die Demenz

Oberbegriff fĂźr verschiedene Krankheiten, bei denen die Gehirnleistung abbaut

die Nervenzelle, -n

eine Zelle im KÜrper, die Informationen empfängt, verarbeitet und weiterleitet

vernetzt

verbunden, verknĂźpft

das Symptom, -e

Merkmal oder Anzeichen einer Krankheit

fortschreiten

sich weiterentwickeln; vorankommen

die Prävention, -en

das Vermeiden von Krankheiten und ihren Folgen; Vorbeugung

die Leistungsfähigkeit, -en

die Fähigkeit, eine kÜrperliche oder geistige Leistung ßber lange Zeit zu erbringen

das Musizieren

Musik machen

wertschätzend

respektvoll; auf AugenhĂśhe

verständnisvoll

Verständnis fßr jemanden haben; sich in jemanden/etwas hineinversetzen

bewältigen

mit etwas Schwierigem fertig werden; etwas meistern

einfĂźhlen

sich in jemanden hineinversetzen; etwas innerlich nachvollziehen oder PCEJGORĆ’PFGP

die Orientierungslosigkeit

ohne Orientierung sein

die Ăœberforderung, -en

wenn die Anforderungen zu hoch sind; wenn es zu viele Aufgaben gibt; wenn die Fähigkeiten nicht ausreichen, um Anforderungen erfolgreich zu bewältigen

demenzkrank

wenn jemand an Demenz erkrankt ist

Alzheimer-Telefon Die Deutsche Alzheimer *HVHOOVFKDIW H 9 bietet bundesweite Hilfe durch professionelle Beratung. Fßr AngehÜrige, Betroffene und alle Interessierten. 7HO 0R ELV 'R 8KU )UHLWDJ 8KU %HUDWXQJ LQ W½UNLVFKHU 6SUDFKH 0L 8KU

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