Jahresbericht 2012

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Wir kennen den Preis unseres Lebensmittels – aber auch dessen Wert?

von Bernadett Füzi

Oscar Wilde schrieb bereits 1890 im „Das Bildnis des Dorian Gray“ folgenden Satz: „Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“ Diese Aussage ist nach 123 Jahren aktueller denn je!

Unsere moderne Zeit ist von der „Geiz ist geil“-Mentalität geprägt. Die Werbung verleitet uns dazu, Sachen zu kaufen, die wir nicht wirklich brauchen, oder Sonderangebote verleiten uns dazu, größere Mengen zu erwerben, als wir verbrauchen können. Warum haben wir den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln verlernt? Unseren Vorfahren stand eine viel bescheidenere Auswahl und Menge an Lebensmitteln zur Verfügung, sie respektierten aber das Essen deutlich mehr und verwerteten Reste, anstatt diese zu verschwenden. Eines der grundlegenden Probleme unserer Zeit ist, dass Lebensmittel immer weniger kosten und dass zumindest auf der nördlichen Halbkugel mehr als genug produziert werden. Dieser Überfluss führt zum Verlust von Wertschätzung und mindert unseren Bezug zu den Produktionsbedingungen und zur Natur. Wir müssen uns auf die „alten“ Werte rückbesinnen und dem kommerzialisierten Wahnsinn ein Ende setzen. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein ethisches, sondern ebenso um ein soziales, ökonomisches und ökologisches Problem! Verhaltensänderungen einzelner Personen verändern zwar nicht augenscheinlich unsere globale Situation, aber in diesem Zusammenhang kommt es auf jeden noch so kleinen Schritt an, vorausgesetzt, er geht in die richtige Richtung. Jede/r von uns kann einen Beitrag leisten! Lesen Sie mehr …

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Nimm 3, zahl 2 – und Du brauchst 1: Nach dieser Devise – wobei die 1 oft nicht bedacht wird – gehen Menschen heute sehr oft vor. Um den für Mensch und Umwelt schädlichen Teufelskreis zu durchbrechen, ist der Ansatz auch beim Konsumenten wichtig. Die Entscheidung des Konsumenten und der Konsumentin bestimmt wesentlich mit, was und wie produziert und gehandelt wird. Diese Konsumentenmacht in Richtung Menschen-, Umwelt- und Gesellschaftsgerechtigkeit zu lenken, ist eine wichtige Aufgabe der Ethik. Univ.-Prof. Mag. Dr.theol. Leopold Neuhold

Eine gute Möglichkeit ist, fair gehandelte Produkte zu kaufen, die es in Supermärkten und Weltläden gibt: fair gehandelte und entsprechend gekennzeichnete Bananen, Schokolade, Kakao, Kaffee, Tee, Orangensaft oder sogar Fußbälle. Produkte aus fairem Handel („fair trade“) sind meist ein bisschen teurer als andere. Dafür erhalten die Kleinbauernfamilien für den Verkauf ihrer Produkte das Doppelte bis Dreifache als sonst. Ao. Univ.-Prof. Dr.theol. Kurt Remele

„Hungerkriege: Das Schicksal unserer Kinder?“ von Hans Putzer Foto: Leykam Verlag

„Essen macht Politik: Tägliche Entscheidungen mit großen Folgen“ von Hans Putzer Foto: Leykam Verlag


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