globalista Magazin ErfolgsStory 2012

ERFOLGs_

story :

Gefördert durch: Das Rückkehr-Qualifizierungsprogramm der Arbeitsstelle Weltbilder e. V.

Editorial weltwärts-RückkehrerInnen können sich durch das Projekt globalista weiter entwickeln: zu globalistas, zu ExpertInnen und MultiplikatorInnen für Globales Lernen.

Alle Maßnahmen von „globalistas in Qualifikation“ sind so konzipiert, dass die RückkehrerInnen mit ihren Erfahrungen / ihrem Wissen / ihren „Bildern im Kopf“ umgehen lernen und ihre daraus resultierenden Erkenntnisse in Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie weiteren Formen von Sozial- und Gesellschaftsarbeit vermitteln können. In den Qualifikationsseminaren wird das Schreiben starker Texte ebenso geübt wie der sichere Umgang mit Fotos, Grundlagen von Layout und Veröffentlichungsstrategien werden vermittelt.

Im hier vorliegenden Magazin ErfolgsStory lesen Sie ausgewählte Geschichten von „Erfolg“, auch Reflexionen über Erfolg und Berichte im Sinne von: Ich habe etwas geschafft. Eigene ErfolgsStorys auf der persönlichen Ebene, die von anderen oder aus den Projekten, solche aus dem Süden und dem Norden.

Und: den weltwärts-RückkehrerInnen wird der eigene interkulturelle Kompetenzgewinn erfolgreich bewusst gemacht. „Nach der Rückkehr müssen die Erfahrungen reflektiert werden und in der Aneignung entwicklungspolitischer Handlungskompetenzen resultieren. Die Freiwilligen sollen ihre reflektierten Lernerfahrungen aktiv an andere weitergeben […]“ (BMZ / Konzept weltwärts- und danach? 2009).

Das tun wir hiermit!

Herzlichen Dank an alle beteiligten globalistas!

Inhalt

e r f o l g s s t o ry

01_Lea Burwitz_Überall_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S.

2

02_Sara Rudolph_Die 100-Teesorten-Welt_ _ _ _ _ _ _ _

S.

4

03_Jule Häußermann_Frühjahrsputz _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S.

6

04_Ruth Gonschorrek_Ich schwimme durch die Zeit _ _ _ _ _ S.

8

05_Christina Enns_Made by Tetra Pak _ _ _ _ _ _ _ _ _

S.

9

06_Christina Enns_Brief vom Erfolg _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 11

07_Marit Inga Peters_Der größte Erfolg _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 12

08_Anne Kruse_Sabina _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S. 14 09_Anna Luisa Schmitz_Über Umwege ans Ziel _ _ _ _ _ _

S. 16

10_Helge Meischner_Der Baum der seine Wurzeln fand_ _ _ _ S. 18 11_Lilia Afroune_Tief drinnen_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 20

12_Jan Reckfort_Der Mazda _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 21

13_Konstantin Zell_Immer weiter nach oben?_ _ _ _ _ _ _

S. 22

14_Gamze Güldal_Mein heimatloses Ich_ _ _ _ _ _ _ _ _ S. 24 15_Verena Foth_ Jasmin-Revolution_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 25

Erfolg_Statements _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S. 7, 15, 22 Erfolg_Ticker _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

S. 26

Impressum_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ S. 28

Überall Um die folgende Geschichte verstehen zu können, ist es nicht wichtig zu wissen, wo ich ein Jahr gewesen bin. Denn diese Geschichte wird tagtäglich an jedem Ort der Welt geschrieben.

Juan Carlos, 11 Jahre. Klein und aufgeweckt. Immer hat er ein Lächeln auf den Lippen. Immer freundlich.

Obwohl er noch so jung ist, hat er zu allem etwas zu sagen. Er ist akzeptiert, auch unter dven älteren Jungs. Man könnte fast sagen, er ist so was wie der Anführer. In der Schule ist er der Beste seiner Klasse.

Und er lernt Englisch. Ganz freiwillig. Während seine Kameraden schon nach wenigen Wochen die Lust verloren haben, hat er dafür gekämpft weiter machen zu dürfen.

Alvero, 10 Jahre. Oh, wie ist mir dieser Junge auf die Nerven gegangen, als ich ihn kennengelernt habe.

Foto hier, Foto da und bla bla bla. „Kleb nicht immer an mir und halt endlich deine Klappe!“, wollte ich immerzu brüllen. Hab ich natürlich nicht getan. Und dann wurde er zu meinem ständigen Begleiter. Bis er sich eines Tages entschloss, abzuhauen und seinen Onkel suchen zu gehen. Zwei Monate später stand er wieder vor mir und wollte mir weiß machen, das sei alles nie passiert.

Iverd, 18 Jahre. Lebt nun schon seit zehn Jahren im Kinderheim. Er ist sehr impulsiv und hat, wenn er nicht gerade wieder schlechte Laune hat, immer einen doofen Witz auf Lager. Stunden habe ich damit verbracht mathematische Probleme mit ihm zu lösen und ihm Englisch beizubringen. Die Fortschritte, die er in einem Jahr gemacht hat, waren so groß, dass ich es gar nicht fassen konnte. Ich kann mit Gewiss­ heit sagen, dass er einer der intelligentesten Menschen ist, die ich je kennengelernt habe. Schade, dass ihm vermutlich die Möglichkeit verwehrt bleibt zu ­studieren.

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Erfolgsstory

Freddy, 17 Jahre. Ist faul. Wenn mal wieder ein Acker angelegt oder das Heim zum Anlass eines Festes geschmückt werden sollte oder andere Situationen anstanden, die körperliche Anstrengungen beinhalte­ ten, war Freddy mit Sicherheit nirgendwo anders als in seinem Bett aufzufinden. Doch er war der Berater für alles und alle, der heimliche unbezahlte Psycho­ loge des Kinderheims. Wer Probleme hatte, der konn­ te sicher sein, Freddy hatte einen guten Rat auf Lager.

Vor allem die Jüngeren hingen sehr an ihm. Er wollte die Schule beenden und Musiker werden. Vor einigen Monaten kam sein Vater und nahm ihn zum Arbeiten mit nach Argentinien.

Sie alle haben gemeinsam, dass sie aus schwierigen Verhältnissen kommen. Sie hatten eine schwere Vergangenheit und ihre Zukunft wird auch nicht die einfachste sein. Doch jeder versucht auf seine eigene Art das Beste daraus zu machen und so schreibt jeder seine eigene Erfolgsgeschichte, die er dann sein Leben nennt.

Mein größter Erfolg in diesem Jahr war es, all diese Persönlichkeiten kennengelernt zu haben. Ich konnte ein Teil ihres Lebens sein und so, wie ich sie beeinflusst habe, hat mir jeder ein Stück von sich mit auf meinen Lebensweg gegeben.

Lea Burwitz, Bolivien Roberto, 15 Jahre. Geht nicht mehr in die Schule, denn es hat ihn gelangweilt. Dann hat er gearbeitet.

Das große Geld wollte er verdienen. Das hat ihn dann auch gelangweilt.

Edmundo, 18 Jahre. Ist der beste Fußballspieler von allen. Jeder möchte in seinem Team mitspielen, denn seine Mannschaft war immer die Gewinnermann­ schaft. Er ist aufgeschlossen und sehr selbstsicher.

Er setzt sich für die Rechte von Waisenkindern ein.

Hat auch schon an einem Kongress in der Haupt­ stadt teilgenommen. Als im Kinderheim ein Erzie­ her die Jungen schlug, ist er zur Vorsitzenden des Jugend­amtes gegangen und hat darauf aufmerksam gemacht. Er kann gute Reden halten. Er sollte mal darüber nachdenken Präsident zu werden.

Yale, 23 Jahre. Ist Erzieher im Kinderheim. Wenn er vor den Jungs steht und redet, dann sind alle still und jeder hört ihm zu. Denn er weiß, wovon er redet.

Auch er hat hier gelebt und weiß, wie schwierig es ist hier aufzuwachsen. Deshalb setzt er alles daran das Leben dieser Kinder lebenswerter zu machen.

Die 100-Teesorten-Welt Ich brauche: Liebe, Geborgenheit, finanzielle und emotionale Sicherheit, Selbstverwirklichung, Wertschätzung und vieles mehr. Vieles brauche ich auch nicht und besitze es trotzdem: unzählige Klamotten, technische Geräte, Internetplattformen, ein weit gefächertes Angebot an Nahrungsmitteln. Weiß eigentlich einer hier, warum es in Deutschland so viele Teesorten gibt?

Danny braucht jedenfalls nur eine Teesorte, um zufrieden zu sein, so versicherte er mir. Allerdings hätte er auch nichts gegen Auswahlmöglichkeiten.

Mit seiner ecuadorianischen Gelassenheit schweifen seine Augen langsam, aber bedacht von mir zu der Teeschachtel und von dieser wieder zu mir zurück. In diesen Moment, an einem Sonntagmorgen vor ca. 15 Monaten, wurde mir bewusst, in welch unterschied­ lichen Umfeldern ein Ecuadorianer und eine Deutsche aufgewachsen sind.

Während meines Auslandsaufenthalts begegneten mir viele Menschen. Lebenskünstler und solche, die es noch werden wollen. Menschen, die in Lehm­ häusern wohnen und solche, die ihren Reichtum

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Erfolgsstory

g­ enauso wenig würdigen wie wir in Deutschland. Bei diesen Begegnungen wurde ich unbewusst oder auch bewusst sofort von Ecuadorianern eingestuft, in eine Schublade gesteckt oder besser geworfen. Es schien allen klar zu sein: Ich gehörte in die „Brauche-100Teesorten-Welt“.

Warum störte mich diese Zuordnung so sehr? Konn­ te ich nicht einfach alles ecuadorianisch gelassen nehmen?

Ich bin Deutsche, ohne Frage. Ich komme aus einem privilegierten, reichen Land und habe ein Stipendium bekommen, von dem Menschen in anderen Ländern nur träumen. Ich reiste, erlebte, berührte – während Freunde in Ecuador nie die Chance haben werden, mich in Deutschland zu besuchen. Wie eine Mauer schützt sich Europa vor Ausländern, aus Angst vor –ja, vor was eigentlich? Ist unsere Lebensweise wirk­ lich so toll, dass wir davon ausgehen können, dass jeder Mensch genau die will und das braucht, was wir ­glauben zu brauchen?

Dieses reflektierend, berühre ich ein Jahr lang Wangen, Hände, Herzen, Gedanken, Tische, Hühner,

Meerschweinchenspieße und Bananen und frage mich nach ein paar Monaten, warum ich plötzlich weder die Vielfalt beim Essen, noch eine heiße Dusche ­vermisse.

Woran lag es, dass ich plötzlich eine ganz andere Vorstellung davon hatte, was ich brauchte? Oder war es lediglich eine andere Wahrnehmung der Dinge?

Einige Bedürfnisse haben sich nämlich nicht verän­ dert. Und ich bin immer noch Ich. Ich, Sara. Ein Mensch. Nicht Deutschland-Sara, sondern EcuadorSara plus Deutschland. Ich bin auch Danny, der nur eine Teesorte braucht und Ines, die mir so viel Liebe und Vertrauen schenkte. Ich bin die 5. Klasse der Schule UEFTE, die mir half, mich selbst zu verwirkli­ chen und Amelia, die mir so viel gab. Ich bin Richard, wenn ich optimistisch bin, und lächele wie Gema, wenn mich etwas peinlich berührt.

Alle diese Menschen gehören heute zu meiner ­Identität.

Auch ich hinterließ Spuren in Ecuador. Joana ­brauchte während dieser Zeit einen erwachsenen Ansprech­ partner. Sie brauchte Wertschätzung. Dilan brauch­ te im Mai einen gewaltigen Tritt in den Hintern, damit er wieder seinen Weg findet. Und Kevin?

Kevin braucht das, was jeder Mensch braucht. Er ­unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von Danny, mir oder der Verkäuferin von REWE, die mir heute Morgen zulächelte.

Eigentlich ist es nämlich ganz einfach: Wir ­brauchen einander. Nicht jeden gleich stark, aber wir können ohne andere Menschen nicht existieren. Oft ­vergessen wir, dass wir alle auf einer Welt leben und nur ­zusammen ein Ganzes ergeben.

Ich habe in Ecuador gelernt, dass die Probleme unserer Menschheit nur zu lösen sind, wenn wir anfangen uns gegenseitig zu respektieren und auf­einander Rück­ sicht zu nehmen. Kein noch so gutes Wirtschafts­ programm, keine noch so ausgeklügelte politische Orientierung wird irgendetwas bewirken, wenn wir nicht erkennen, dass der Anfang in jedem Einzelnen liegt.

Während meines weltwärts-Jahres habe ich mich mitsamt meiner Kultur in einem völlig neuen Kontext

erkennen können, Grenzen überschritten und habe so viele Dinge entlarvt, von denen ich vorher noch nicht einmal wusste, dass sie so fest in mir verankert sind.

Dazu zählt zum Beispiel ein subtiler Rassismus, der sich in Deutschland als Offenheit verkauft oder als ausgeklügelte Arroganz, die hierzulande als Recht­ fertigung für das einzig richtige, wahre Leben gilt.

Heute finde ich Türen an mir, die wirklich offen stehen, so wie ich sie auch in Atahualpa oder in Azama oder Mindo oft bobachten konnte. In den dazugehörigen Räumen wohnen Menschen, die heute mit all ihren Verschiedenheiten und Gegensätzen ein Teil von mir sind, die mir Scheuklappen abnehmen konnten und mit deren Hilfe ich heute neue Farben fühlen kann.

Solch ein Prozess kann in jedem entstehen und er kann auch in Deutschland anfangen. Das sollte er sogar. Wenn es geht, schon heute. Jetzt, sofort. Ganz frei nach dem Motto: Ich berühre dich. Und dafür lasse ich auch zu, berührt zu werden.

Sara Rudolph, Ecuador

Frühjahrsputz Verehrte Weltbürger, ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen: Heute um 00:01 Uhr Weltzeit entrümpeln wir die Welt! Wir räumen über Nacht auf mit unseren Gren­ zen und Konventionen. Wir werden zu Umdenkern und Umdrehern.

Um Ihnen, als gesitteten Bürgern, eine Vorstellung von unserer Aktion zu geben, können Sie sich das Ganze wie eine Art Frühjahrsputz vorstellen: Alles raus! Alles neu! Wir entrümpeln! Alles, was wir im Laufe unserer Weltzeit unter den Teppich gekehrt haben, holen wir hervor. Aus den tiefsten Tiefen unserer alltäglichen Ablenkungen. Sie werden sich wundern und oftmals erschrecken, was da an die Oberfläche gelangt. Doch es gibt kein Pardon! Denn wie gesagt: Alles muss raus!

All unsere, mit der Zeit so lieb gewonnenen, Neuro­ sen hängen wir an die Wäscheleine, gleich neben unsere vielen Verdrängungen, die wohl Dreiviertel der Leine einnehmen werden.

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Erfolgsstory

In den gelben Säcken entsorgen wir unsere Bequem­ lichkeiten: Von Bewegungs-, über Denk-, bis Fühl­ faulheit ist hier alles abzugeben.

Die schwarzen Tonnen sind für unsere ständigen Rechtfertigungen reserviert. Auch hiermit werden Sie einige Tonnen füllen können. Unter den Recht­ fertigungen werden viele Wahrheiten und die uns so verhassten Schwächen hervorkommen. Diese bitten wir, auch wenn Sie sich anfänglich noch vor ihnen ekeln, diese penibelst aufzupolieren und irgendwann sogar zu akzeptieren.

Als Nächstes sind die Scheuklappen an der Reihe.

Oftmals, da wir unsere eigenen ja nicht sehen können, wird es uns nicht gelingen diese abzunehmen. Hier raten wir dringend zur Berührung: Berühren Sie und lassen Sie sich von anderen berühren! Scheu­klappen können einzig durch die Berührung mit etwas ande­ rem entfernt werden, seien dies nun Menschen, Welten, Gedanken oder Gefühle – wobei hier von positiven sowie negativen die Rede sei.

Jetzt kommen wir zu den Vorurteilen. Bitte ALLE aus dem Schrank nehmen und ordentlich auf die Kleider­ bügel hängen. Sie alle wegzuwerfen, wäre in höchs­ tem Maße fatal! Deshalb bedarf es einer intensiven Prüfung, welche zu den nützlichen und welche zu den überfälligen zu zählen sind. Tipp: Das wirksamste Prüfverfahren ist auch hier wieder die Berührung!

Nun kommen wir zu einem der anstrengendsten Rümpelmomente: Werfen Sie die Ziele und ­Ansprüche anderer ins Klo! Passen Sie aber bitte auf, dass Sie Ihre eigenen nicht mit hinunterspülen. Wirk­liche Ziele und Identitäten sind von selbst auf­erlegten Zwängen durch die An- oder Abwesenheit eines guten Gefühls im Herzen zu unterscheiden. Fühlen ist wieder einmal durch Berührung zu erlernen.

Nach diesem ausgiebigen, wütenden, zum Teil schmerzhaften Aufräumprozess werden Sie feststellen, dass sie wohl noch einige Weltjahre mit ­Umdrehen und Umdenken verbringen könnten. Bewahren Sie nur die Ruhe! Alles ist Veränderung! Es gilt Tag für Tag umzudenken und umzudrehen.

Jetzt schauen Sie sich noch einmal um! Wird die Welt nicht gleich um einiges schöner, wenn man in sich selbst aufräumt? Auch das können Sie, wie bereits bekannt, wieder testen, indem Sie berühren und sich berühren lassen.

Was braucht die Welt an Erfolg?

Die Welt braucht Augenöffner, die anderen ­v erdeutlichen, dass man NICHT die Augen verschließen darf aus Ohnmacht.

Dann ist auch ein Tropfen auf dem heißen Stein ein Erfolg!

ERFOLG Statement Marit-Inga Peters

Was braucht die Welt?

7 Milliarden, die sich fragen: „Was braucht die Welt?“

ERFOLG Statement Ruth Gonschorrek

Wir Menschen müssen uns unserer Macht bewusst werden.

Wir alle bilden die Welt, in der wir leben.

Indem wir uns verändern, verändern wir die Welt.

ERFOLG Statement Surya Weimer

Jule HäuSSermann, Ecuador

Das Glück, das wir hinterlassen, braucht die Welt.

ERFOLG Statement Anne Kruse

Was der Welt gut täte, wäre ein wenig Farbe. Vorausgesetzt: schwarz und weiß sind keine Farben. Dann wäre SchwarzWeiß-Malerei nämlich nicht mehr und ein weltpolitischer Farbwechsel durchaus möglich.

ERFOLG Statement Carmen Grimm

Ich schwimme durch die Zeit Ich atme tief ein. Und schließe die Augen. Öffne sie und nehme Anlauf, renne schneller und schneller und springe. Ins kalte Wasser.

Dann lerne ich schwimmen, in diesem warmen Land, in dieser anderen Kultur. Meine Bewegungen sind hektisch. Was, wenn ich untergehe und niemand es merkt? Warum gibt es hier eigentlich keinen Bademeister?

Ich blicke zum Himmel und mit meinen Augen, die vom Salzwasser brennen, erkenne ich, dass die Sonne im Zenit steht. Kein Osten und kein Westen, nach dem man sich richten könnte. So ist es also egal. Ich schwimme los in eine Richtung und vielleicht schwimme ich im Kreis. Bis meine Züge endlich ruhiger werden. In den Wellen bricht sich die Sonne, sie werden selbst zu kleinen Sonnen und ich folge einer nach der anderen, meistens der, die am hellsten scheint.

Das kleine Boot erkenne ich erst, als ich kurz davor bin. Ein Mann sitzt darin und flickt ein Fischernetz. Ich ziehe mich nur so weit hoch, dass mein Oberkörper aus dem Wasser kommt, sein Boot beginnt zu schaukeln.

Ich verschränke meine Arme über dem Rand des Bootes und lege meinen Kopf darauf. Dann unterhalten wir uns, nicht lange, weil wir nicht die gleiche Sprache sprechen. Er findet mich verrückt, weil ich hier schwimme.

Hier gibt es wilde Tiere und Unwetter. Aber er findet mich auch mutig. Zum Abschied lächelt er.

Ich schwimme weiter durch die Zeit, durch das Leben, durch meine Gedanken und die anderer. Komme vorbei an schwimmenden Städten, an nutzlosem Treibholz, an Ertrinkenden und Rettungsschwimmern, an Kindern, an Öllachen, die jeden Schwimmzug verlangsamen, und leeren Colaflaschen, die langsam in die Tiefe sinken.

ruth gonschorrek,Uganda

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Made by Tetra Pak Jeden Tag das gleiche Spiel. Wobei es genau ­genommen kein Spiel ist, sondern eher ein Spieß­ rutenlauf für Rosemary. Seit fünf Jahren schon lebt sie im Wohnheim der Moreson School in Namibia. Sie ist mittlerweile 17 Jahre alt und darf nur noch ein Jahr in die Schule gehen. Was danach kommt, weiß sie nicht.

Aber was sie genau weiß, ist, dass sie Hunger hat.

Auch in diesem Moment und ich weiß es auch. Ich versuche zu unterrichten. Als weiße Mittelstandsund Mittelklasse Lehrerin wundere ich mich, wie laut ein knurrender Magen sein kann und wie leise die ­eigene Stimme wird. Ich möchte so gern meine Stimme ­erheben gegen dieses ewige Knurren und Grummeln in meinem Klassenraum. Aber was soll ich sagen? Ich bin sprachlos über die kleinen Mahl­ zeiten der Schule einmal am Tag und auch darüber, dass die Lehrer oft nur für sich selber kochen, wenn es Nahrungsmittelspenden gibt. Meine Worte bewir­ ken bei Ihnen ­meistens gar nichts – und Rosemarys Spießrutenlauf mit dem knurrenden Magen geht in die nächste Runde.

Ich muss das Problem selber lösen. Aber wie? In meiner Ausbildung habe ich oft gehört, dass man Kompetenz-zentriert arbeiten soll. Aber was sind die Kompetenzen dieser Mädchen und Jungen? Ich schaue aus dem Fenster und beobachte, wie sie in der Pause auf dem Schulhof spielen. Rosemary hat Glück.

Sie bekommt von einer Freundin ein Trinkpäckchen

geschenkt. Schnell trinkt sie es aus. Und dann traue ich mal wieder meinen Augen nicht. Sie wirft ihr leeres Trinkpäckchen einfach auf den staubigen Boden. Na toll, denke ich. Alle Vorträge über Umweltbewusst­ sein umsonst. Müll überall hinwerfen - das können meine Schülerinnen und Schüler wirklich prima. Und dabei entwickeln sie tolle Ideen, in welchem Strauch noch Platz für einen alten Oshikandela Karton ist.

Wie arbeite ich jetzt Kompetenz-zentriert? Gute und sinnvolle Kompetenzen fallen mir wenig ein, und das Blatt vor mir bleibt ziemlich weiß und unbeschrieben.

Aber das Müllproblem und der Hunger lassen mich nicht los.

Ich frage mich, ob ich Hilfe aus Deutschland finden könnte und so investiere ich einen freien Tag und recherchiere im Internet. Tolle Tipps zur Umwelt­ bildung in Schulen finde ich da, mit Arbeitsblättern und Spielen. Aber ich müsste alles auf Englisch­über­ setzen, und wenn ich so an meine Lerngruppe denke, die alle nicht richtig lesen oder schreiben können, verwerfe ich alle Vorschläge.

Frustriert und gelangweilt surfe ich nun ziellos im Internet und stoße auf eine Seite mit Taschen. Schön sind die, schwarz-weiß geflochten aus Stoff. Aus Stoff denke ich, so ein Quatsch. Mit Stoff kann man doch keine stabile Tasche flechten. Nun hat mich die Neugier wieder. Ich lese auf der Seite genauer nach.

In der Biografie dieser Handwerkerin steht etwas von

Recycling. Das ist doch genau mein Thema. Ein paar Bilder weiter möchte ich begeistert „Halleluja“ rufen.

Morgen werde ich mir ein paar der älteren Mädels schnappen und von meiner Idee erzählen.

Rosemary sieht mich etwas ungläubig an. „Wir wollen Handtaschen machen aus Müll?“, fragt sie. JA, genau das. Wir machen uns gleich an die Arbeit. Zum Glück kennen ja alle die Verstecke, wo die Milch- und Saft­ kartons hingeworfen wurden. Im Laufe der nächsten Wochen geht es turbulent zu in meinem Klassen­ raum: Kartons waschen, zerschneiden, flechten und das Ganze wieder von vorne.

Am Ende steht Rosemary vor mir, sie strahlt. Stolz hat sie ihre erste selbst gewebte Tasche über der Schulter.

Am nächsten Morgen sitzen wir wieder im Klassen­ raum und versuchen zu schreiben. Es ist still. Zu still. Ich wundere mich doch sehr: 11 Uhr und kein Magenknurren? Ich frage nach. Rosemary steht auf und sprudelt gleich los: Oh Teacher, endlich fragst du!

Ich war auf dem Markt und da hat mir eine Frau 50 N$ für meine Tasche bezahlt!

Ich kann es kaum glauben, so viel hatte ich mir nicht davon versprochen. 50 N$ - das reicht für vier Mal

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Erfolgsstory

kappana auf dem Fleischmarkt kaufen und etwa 20 fatcakes, rechne ich schnell in Gedanken um. Genug Geld, um ein paar Mal satt zu werden.

In den nächsten Wochen verbreitet sich die ­Geschichte wie ein Lauffeuer und sogar einige Lehrer werden neugierig. Ich gebe ein paar Nachmittagsstunden extra, bis eine Lehrerin und fünf Mädels alle Arbeits­ schritte verinnerlicht haben.

Meine Lehrerkollegin schreibt mir zum Abschied eine Karte und entwickelt dabei noch größere Visionen.

Eines Tages können diese Mädchen mit selbst geweb­ ten Taschen einen Teil zu ihrem eigenen Lebensunter­ halt beitragen, wenn sie die Schule verlassen müssen.

Und wenn ich mir Rosemary so anschaue, dann ­glaube ich, dass sie es schaffen kann, trotz Lernbehinderung und ohne Eltern.

Christina Enns, Namibia

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Brief vom Erfolg Christina Enns, Namibia

Liebe Christina, ich habe mich schon länger nicht bei dir gemeldet, bitte entschuldige. Ich weiß, du bist immer noch ein bisschen sauer, weil ich dich in Namibia nur kurz besucht habe.

Aber mal ehrlich, das Fundraising Projekt mit den Tetra Pak Taschen lief doch super, oder?

Ich kann mir schon vorstellen, wie du jetzt mit den Augen rollst :-) Ich kenn dich ja.

Ich soll mich nicht immer auf diesem einen Projekt ausruhen, das wir zusammen gemacht haben …

Du wolltest mehr erreichen in diesem Jahr. Was war das noch mit dem Nachmittagsprogramm, das du machen wolltest? Das ging nicht, weil die Schul­ leitung dir keinen Raum zur Verfügung stellen wollte und die Hostelmütter nicht wollten, dass die Kinder draußen spielen. Ja, ich erinnere mich … Ich wollte mich ja für dich einsetzen, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, das Privatleben der Lehrerkollegen zu verschönern.

Und außerdem hattest du ja nach einem halben Jahr auch deinen eigenen Raum, zumindest vormit­ tags. Du weißt ja, wie lange es dauert, bis die Leute Vertrauen fassen und deine Arbeit wertschätzen.

Deswegen hatte ich dir ja dann zwei neue Kolle­ gen nahegebracht, leider konnte ich euch nur kurz bekannt machen und nicht dabei bleiben. Ich dachte, du schaffst es auch ohne mich, aber dann lief alles aus dem Ruder. Besser wir vergessen das Thema …

Politisch gesehen, war es ein wirklich auf­regendes Jahr. Ich habe natürlich versucht, bei den Wahlen eine Partei zu stärken, die sich für die Rechte behinder­ ter Menschen einsetzt, aber es war einfach noch zu früh. Hättest du nicht noch ein weltwärts-Jahr länger bleiben können?

Dann wäre es sicher was Ernstes zwischen uns geworden. Schade, dass wir nicht so richtig zueinander gefunden haben. Aber ich will mich bessern, ganz ehrlich. Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, dich öfter zu besuchen. Lass dich überraschen, du wirst schon sehen!

Alles Liebe, dein Erfolg

q w e r q w e r q w e r q w e r q w e r t q w e r q w e r q w e r t q w e r

Der größte Erfolg!?

Marit-Inga Peters, Südafrika

„Umlungu!“ hallt es durch die Straßen. Ich bin gemeint. Als einzige Weiße in einem schwarzafrikanischen Township zieht man die Blicke auf sich. Ist das ein Erfolg? Bis zu diesem Moment dachte ich, solch eine Aufmerksam­ keit genießen Stars aus Hollywood, die als erfolgreich gelten. Warum erfah­ re ich diese Aufmerksamkeit zwischen all den Schwarzen? Weil ich exotisch aussehe? Weil ich mich in das ach-so-gefährliche Township wage und an der Xhosa-Kultur interessiert bin? Weil ich weiß bin und das mit Reichtum verbunden wird in den Gassen von Mfuleni?

jederY einzel­ W E R T ZFakt Uist,IdassOichPwederAmehr S noch D weniger F Gerfolgreich H Jbin,Kals L X C V B N M ne, der mich auf der Straße als seine Schwester begrüßt.

W E R T Z U I O P A S D F G H J K L Y X C V B N M n m Q W E InRdenT ersten Z UdreiIMonaten O PalsADeutsche S Din F K L Y X C V B N M einer G für H michJwildfremden typisch b n m Q W Kultur, E Rfühlte TichZmichUgarInichtOsehrPerfolgreich.

A SAngefüllt D FmitGdenH J K L Y X C V B N M Q W E R T Zdeutschen U I Tugenden O P Awie Pünktlichkeit, S D F G Disziplin H J und K Perfektionismus L Y X C kam V B N M ich in meiner Projektstelle an. Schon bald musste ich feststellen, dass meine Q W E R TDevise Z U O Pkannst A besorgen, S D das F verschiebe G H JnichtKauf Lmorgen!“ Y X C V B N M „WasI du heute n m Q W EhierRnicht T aufgeht.

Z U Meine I OVorstellung P A war, S Dden Fhöchsten G HErfolg J sowohl K Lin Y X C V B N M b n m Q W E meiner R TMusikklasse, Z U IalsOauchP inAmeinem S D GitarrenF G HundJ Flötenunterricht K L Y X C V B N M und vor allem mit meinen Fußballmädels zu erreichen. Denn schließlich n m Q W E war R meine T Z I ODa PwarAes: das S Wort D FERFOLG! G H J K L Y X C V B N M Zeit U begrenzt! m Q W E R T Z U I O P A S D F G H J K L Y X C V B N M b n m Q W EWas R wollte T ZichUdaIdennO genau P Aerreichen?

S D IstF esGdennHnicht J schon K L einY Erfolg, X C V B N M die Kinder strahlen zu sehen, wenn sie mit ihrem Instrument vor mir stan­ n m Q W E Rden,Teuphorisch Z U mitsangen I O PoderAsichS motivieren D F Gkonnten H J inKderLsüdafri­ Y X C V B N M ein Ausdauertraining wollte W E R T Z Ukanischen I O Hitze P A S D F G mitzumachen?

H J K L Nein, Y Xich C V B N M ganz nach deutschem Maß mehr: Ein Konzert organisieren, mit meinen n m Q W E Fußballern R T ZPokale U abräumen, I O PFortschritte A S D F G H J K L Y X C V B N M sehen - am besten von Woche

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t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P A t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P r t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P A S t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P A t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P A S D t z u i o p a s d f g h j k l y x c v b n m Q W E R T Z U I O P

zu Woche! Kurz: Ich wollte handfeste Beweise für meinen Erfolg! Andere sollten daran teilhaben. Man kann meine Ideen von Erfolg getrost als Größenwahn bezeichnen – mit der Folge, dass man den Blick für das Kleine verliert. Dabei ist es schon Erfolg, wenn man erreicht, dass die Kinder aus meiner Projektstelle jeden Tag wiederkommen: Lebend, ohne Anzeichen auf Misshandlungen, ohne den Befund auf HIV! Es ist Erfolg, wenn man sie vor den Gefahren der Straße, dem Alkoholismus und vor Gewalt schützen kann. Wenn man ihnen ein Stück heile Welt vermit­ teln kann. Ihnen zeigen kann, dass auch Männer tolle Geschöpfe sind und nicht nur die Säufer, Schläger und Alleinlasser.

Es ist Erfolg, wenn die Kinder lernen Müll in einen Mülleimer zu werfen. Es ist Erfolg, wenn man gemein­ sam an einem Tanzwettbewerb teilnimmt und man sich nicht nur über seine Auszeichnung freut, sondern auch andere hochleben lässt für ihren Erfolg.

Es ist Erfolg, wenn man keinen Pokal bekommen hat und sich trotzdem als Sieger fühlt, weil Menschen, die einem am Herzen liegen oder auch nicht, gewonnen haben.

Wie sieht es nun aus mit Erfolg im interkulturellen Kontext? Wird Erfolg von Kultur zu Kultur anders definiert?

Mein Fazit ist: Erfolg lässt sich nicht in Schubladen packen, nicht pauschalisieren, nicht stereotypisieren!

Kostbar ist es, aus einer Gesellschaft kommend, in der Erfolg an Leistung gekoppelt ist, in eine fremde Kultur eintauchen zu dürfen, die in materieller Armut lebt. Sie öffnet die Augen, dass ein Leben in materiel­ ler Armut mehr inneren Reichtum hat als ein Leben in sozialer Armut. Soziale Armut meint hier: Armut im Herzen, Armut an Liebe - vor allem an ­Nächstenliebe.

Geld allein macht nicht erfolgreich, besser gesagt nicht GLÜCKLICH erfolgreich, denn geteilter Erfolg ist viel mehr Wert als alles Geld der Welt.

Glück und Liebe vermehren sich, wenn man sie teilt - auch in der s­ommerlichen Weihnachtszeit mit Kindern der Xhosa-Kultur, wenn man mit ihnen Kekse backt.

Dieses GEMEINSAME. Diese NÄCHSTENLIEBE. Diese HARMONIE. Dieser FRIEDE. Der größte Erfolg.

Sabina

oder: Die Abhängigkeit des Erfolges Um die folgende Geschichte verstehen zu können, ist es nicht wichtig zu wissen, wo ich ein Jahr gewesen bin.

Denn diese Geschichte wird tagtäglich an jedem Ort der Welt geschrieben.

meinen es ja nur gut. Sie denken, je länger die Kinder lernen, desto besser werden sie in der Schule. Warum nur schreiben die meisten Mädchen trotzdem schlech­ te Noten?

Sabina

Sabina schläft spätestens um zehn Uhr abends über ihr Schreibheft gebeugt in dem Raum ein, der gleich­ zeitig zum Essen, Beten und Schlafen genutzt wird.

Doch sie muss noch warten, bis die Erzieher erlauben, die Reisstrohmatten zum Schlafen auszurollen. Dann kuschelt sie sich mit Gurupriya zusammen auf eine Matte und holt sich ein wenig Erholung, bis sie um fünf wieder aus ihren Träumen geweckt werden.

Sabina möchte Lehrerin werden. Ein nicht allzu hoch gesteckter Traum, würde man hier sagen. Das 13-jährige Mädchen lebt jedoch in einem Mädchen­ heim in Indien. Ihre Eltern sind arme Fischer an der Küste von Tamil Nadu, die in einem kleinen Ort leben, der vor ein paar Jahren vom Tsunami verwüstet wurde. Damals lebte Sabina noch bei ihrer Familie.

Als die große Welle kam, konnten sich nur sie, ihr Vater und eine ältere Schwester retten. Die Mutter und ihre Geschwister gingen in den Fluten unter.

Nun ist Sabina dank deutscher Patenschaftsgelder der Kindernothilfe in dem Mädchenheim in Mayiladu­ thurai.

Sie besucht die achte Klasse der christlichen Middle School. Die Schule bekommt kaum noch staatliche Förderung, da zu wenig Schüler angemeldet werden.

Jeder, der es sich leisten kann, schickt sein Kind zu der englischsprachigen Privatschule. Dort gibt es gute Bildung mit Erfolgsgarantie.

Auf Sabinas Schule lernt sie nur wenig Englisch von selbst gebrochen sprechenden Englischlehrerinnen.

Sie hat den ganzen Tag Schule. Abends sitzt sie mit den anderen 250 Mädchen in dem großen Esssaal im Schneidersitz auf dem Boden und erledigt bis spät in die Nacht Hausaufgaben. Sie soll lernen. Die Erzieher

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Erfolgsstory

Sabina will Lehrerin werden. Sie braucht am Ende der achten Klasse gute Noten, um bei der katholischen weiterführenden Schule zugelassen zu werden. Hat sie die nicht, ist ihr Schicksal entschieden und sie kann nur noch Näherin werden - soweit sie dafür das nötige Talent besitzt. Dann wird sie es auch nicht viel besser haben als ihr Vater, der mit seinem kragen Einkom­ men vom Fischfang nicht beide Kinder durchbringen kann.

Sabina will Lehrerin werden. Einige der wirklich schlauen Mädchen schaffen es aufzusteigen. Sie schrei­ ben gute Noten, bekommen einen guten Abschluss und mit etwas Glück finanzieren ihre deutschen Paten ihnen auch noch ein College-Studium. Vielleicht kann Sabina es mit ihrer aufgeweckten Art schaffen.

Sie scheint den großen Druck, der auf ihr lastet, gut wegzustecken.

Bei Sabina geht es darum, ob sozialer Aufstieg für eine arme indische Halbwaise möglich ist. Kann ein bisschen Geld aus Deutschland den Lebenslauf der Mädchen so sehr verändern, dass sie später selbstbe­

wusste, berufstätige Frauen werden, anstatt wie ihre Mütter dem Cousin versprochen zu werden und ein Leben als Fischers Frau zu fristen?

Sabina gibt sich Mühe und hofft auf ihre deutschen Paten. Sie hofft, nicht nach dem Schulabschluss fallen gelassen zu werden und mit einer guten Bildung ein Studium beginnen zu können. In Indien gibt es kein Bafög. Sabina weiß nichts von Stipendien für schlaue Mädchen. Selbst wenn sie ein Studium fürs Lehramt abschließt, ist noch nicht sicher, dass sie Lehrerin werden kann. Es gibt begrenzte Stellen, die unter der Hand an Bekannte oder Leute, die dafür 20.000 Rupien bezahlen können, vergeben werden. So viel Geld wird sie nicht auftreiben können. Mit einem Aushilfsjob verdient man vielleicht 1.000 Rupien im Monat.

Was braucht die Welt an Erfolg?

Man hat mir einen Samen mitgegeben. Einen­ ­k leinen.

Einer der all meine Erfahrungen in sich trägt.

Ich wusste nicht, was ich mit ihm anfangen soll.

Also habe ich ihn tief in meinem Herz abgelegt.Und dann kam ich zurück. Und der Samen - angereichert mit den Dingen, die ich gelernt habe - hat angefangen zu keimen und zu wachsen. ­I nzwischen hat er Knospen getrieben.

Aber vielleicht hat Sabina Glück und sie wird Lehrerin. Für Tamil und Englisch. Vielleicht kann sie in einem besseren Haus als der Hütte ihres Vaters leben. Möglich, dass sie sogar einen Mann findet, der sie nicht abends im betrunkenen Zustand schlägt. Vielleicht schickt sie ihre Kinder auch einmal mit vier Jahren zur englischsprachigen Privatschule.

Nun lacht sie mich aber erst einmal weiter für meine Unfähigkeit beim Steine-Werf-Spiel aus und zieht Grimassen. Gleich fängt sie wieder an, ein Lied aus dem neuesten Ragini-Film zu singen und den Tanz vorzu­ machen. Dann wird sie mich auffordern mitzumachen und mich mit ihrer Zahnlücke angrinsen, wenn ich es ihr einigermaßen richtig nach­ mache.

Anne Kruse, Indien

Die schieben sich langsam der Sonne entgegen.

Um Früchte hervorzubringen, deren Samen ich weitergeben kann.

ERFOLG Statement Jana Baldus

l e i Z s n a e g ber Umwe

Ü

Um ans Ziel zu kommen, gibt es viele Wege. Man kann holprige, steinige, glatte, breite, schmale oder überfüllte nehmen … Manchmal hat man es eilig ans Ziel zu kommen, manchmal trödelt man so dahin.

Wege sind überall zu finden - und doch bleiben sie bisweilen verschlossen. Es gibt Menschen, die sehen vor lauter Weggabelungen nicht mehr den einen, um ans Ziel zu kommen.

Manche kommen von einem Weg ab, den sie ihr Leben lang verfolgt haben und denken: dieser eine Weg war der einzig richtige. Tatsächlich, der einzige, der Sie an Ihr Ziel führt?

STOPP. Halte an und atme durch. Bevor du aufbrichst, bevor du dich auf den Weg machst, halte an! Sieh nach rechts und nach links. Hast du Hunger?

Dann kauf dir ein Brot - eine Frau steht nicht weit von dir und bietet dir welches an. Brauchst du Geduld und Rücksicht, um ans Ziel zu kommen? Nimm sie dir. Die Möglichkeiten liegen direkt vor dir.

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Erfolgsstory

Heute will ich von Lomé nach Tsevie, doch die Nacht bricht früher herein, als ich dachte … Die Straßen waren voll, irgendetwas ist geschehen, so dass es nicht weiter ging. Nun sind wir auf diesem Rastplatz und essen erst einmal. Bald wird die Route leerer sein. Wozu aufregen, wenn man an der Situation doch nichts ändern kann? Warum sich ärgern und murren, wenn der Tank leer ist? Wenn etwas Uner­ wartetes geschieht, ist das genau der Moment, wo Neues entsteht! Eine Planänderung bedeutet nicht gleich vom Weg abzukommen. Planänderungen sind Momente um innezuhalten, um den Weg, den man bisher gegangen ist, zu reflektieren! Wo kommst du her? Wo willst du hin? Was bewegt dich und wie fühlst du dich gerade in diesem Augenblick?

Zwischenhalte schaffen Unerwartetes: neue Begeg­ nungen, neue Ideen, neue Wege! „Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit“, sagt ein ghanai­ sches Sprichwort.

Ich begreife nicht, wie schnell ich einen Weg rase, wenn ich nicht mehr nachvollziehen kann, wie ich zum Ziel kam. Wer weiß, wie man sich auf holprigen, glatten, schmalen Wegen bewegt, der ist bereits am Ziel. Ist das nicht auch ein Erfolg?

Anna Luisa Schmitz, Togo

Wo kommst du her? Wo willst du hin?

Was bewegt dich?

Der Baum, der seine Wurzeln fand Stellt euch einen Baum vor. Einen großen, tropi­ schen Baum. Von Ferne sieht man zuerst die Blätter wie einen riesigen grünen Ball hoch oben in der Luft.

In der Mitte sind sie dunkler, ganz oben und an den Rändern heller. Man sieht die Silhouetten von Ästen, die wie Adern die Baumkrone durchziehen. Diffuse Bewegung verrät verschiedene Tiere, Vögel flattern und kleines Haariges ist auf der Suche nach Feigen und Früchten. Alles lebt und entwickelt sich!

Unser gedanklicher Blick wandert nach unten, wir betrachten den Stamm genauer. Hier war mal ein Ast, dort eine kleine Wunde, eine Unebenheit und daneben eine besonders glatte und schöne Stelle.

Die Dicke des Stammes lässt auf sein Alter schlie­ ßen. Ganz unten weicht die starre Geradlinigkeit des Stammes den sternförmigen Ansätzen der Wurzeln, die mit vielem anderen in dem weichen Waldboden verschwinden. Wir wissen, dass sich die Wurzeln nicht tief in die Erde bohren, sondern ihre Arme weit ausstrecken. Mit wie vielen Lebewesen dieser Baum wohl in Kontakt steht?

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Erfolgsstory

Aus Sicht des Baumes ein ganz normaler Baum.

Er hatte klein angefangen und langsam aber sicher den Weg nach oben beschritten. Wie alle anderen auch. Klar, kein Baum war wie der andere, trotzdem würde er sich nicht als außer­ gewöhnlich bezeichnen. Die Tiere, die immer wieder vorbeikamen, teilten seine Ansicht.

Wenn er an sich herunterschauen könnte, würde er sehen, was alle sahen. Ein stattlicher, gesunder Baum. Er hörte auf, wenn er den Boden erreich­ te, aber alle anderen hörten auch auf, wenn sie den Boden erreichten.

Dann kam diese eine Regenzeit, die alles durcheinan­ derbrachte – auch unsere Gedanken um Baum oder Mensch. Der Baum stand in einem kleinen Tal, mit dem er bisher immer zufrieden gewesen war. Bei stär­ kerem Regen bildete sich ein Rinnsal in der Nähe, das recht hübsch war und ausreichend Wasser brach­ te. Was aber in dieser Regenzeit entstand, hatte mit Rinnsal nichts mehr zu tun. Ein reißender Strom war es. Auch der hatte seine Schönheit, es war definitiv die aufregendste Regenzeit, die er erlebt hatte. Der Strom trieb viele Sachen vorbei, jeden Tag bekam er neue Dinge zu Gesicht. Die größte Überraschung kam am Ende, als die ungeheuren Regenfälle nachließen und die schwüle Hitze wieder Einzug hielt. Er rekelte sich gerade in der Sonne, als er an sich hinunterblickte.

Was er sah, nahm ihm den Atem: Er sah seine Wurzeln! Auf jeden Fall einen Teil davon. Er sah, wo er herkam. Er sah einen Teil von sich, der immer da gewesen war, von dem er aber nie gewusst hatte, dass er existierte. Er war total aufgeregt und dachte nach über Herkunft und Ursprung, Bodenbeschaffung, Beeinflussung durch Standort, Wachstumsvorteile und -nachteile. Wie wäre er wohl gewachsen, wenn der Samen seiner Mutter woanders hingefallen wäre?

Was für ein Leben hätte er an einem Ort gehabt?

Aufgrund seiner Position in der Talsohle war er der einzige, dessen Wurzeln frei gespült wurden. Nicht, dass ihm diese Tatsache schadete, aber etwas war sichtbar geworden, was sonst im Verborgenen blieb.

Nur er konnte das sehen, da die Büsche und Sträu­ cher um ihn herum ihn vor den Blicken der anderen schützen. Er wollte ihnen erzählen von dem Erlebnis, seinen Gedanken und Erkenntnissen.

Aber sie waren schnell gelangweilt. „Ach das schon wieder“, sagten sie bald, „Hast du schon einmal erzählt“, beschwerten sie sich.

Jetzt bekam er das Gefühl, anders zu sein als seine langjährigen Gefährten. Nicht besser, nicht schlech­ ter, doch anders.

Helge Meischner, Uganda

Tief drinnen Lilia Afroune, Kenia Sie heißt Nourah und glaubt noch immer an Gott.

Vor langer Zeit begannen die ersten Fremden ihr Land einzunehmen. Die Besitzer wechselten sich ab, doch Nourah passte sich immer wieder an. Wer glaubt, es würde keinen Unterschied machen, welcher Religion die Besetzer angehören, welche Gewohnheiten sie mitbringen und welche Lieder sie singen, der irrt.

Ist man Theoretiker und liebt die Schubladen, so nennt man sie Imperialisten und reduziert sie auf ihren Machthunger.

Nourah erlebte sie alle und weil sie ein friedvoller Mensch ist, sagte sie nur: Es ist unwichtig, unter welcher Flagge ich meine Ziegen in die Berge treibe.

Das türkische Gras wächst nicht anders als das fran­ zösische.

Sie tröstete die Tränen der Kinder, die ihre Sprache vergaßen und die Schrift verlernten.

Sie hörte den Frauen zu, die sich verhüllten und in der Stadt die Wände anstarrten.

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Erfolgsstory

Ruhig schloss sie die Augen, wenn die Männer Aufstände planten und die Realität unter ihren Füßen wegbrach.

Manchmal schlugen die Besetzer ihr Volk blutig zu Boden. Manchmal nahmen sie ihnen die Existenz­ grundlage. Sie vergewaltigten die Töchter und demü­ tigten die Kinder. Sie schufen Kriege und Frieden und brachten die Söhne dazu, grauenhafte Dinge zu tun.

Sie änderten die Götter und die Regeln.

Doch in der Mittagshitze sitzt Nourah im ­Schatten eines knorrigen Olivenbaums und schaukelt das Gefäß mit Buttermilch.

Im Rhythmus der alten Lieder denkt sie an Gott, dessen Name sich änderte, dem sie doch immer noch vertraut.

Der Mazda Die Jahre hat er irgendwann nicht mehr gezählt. Es waren mehr als ein Dutzend und zusammen mit dem Kleinkredit der ONG (frz.: Nicht-Regierungs-Orga­ nisation) und seinem Erspartem reichte es dann vor einem knappen halben Jahr für den Mazda.

Der Mazda macht ihn zu dem, der er nun ist: Moha­ mad-Damba-Ba der Bus- und KleintransporterUnternehmer. Vorbei ist nun das tagelange Teeko­ chen und Bananen verkaufen am Busbahnhof seiner Heimatstadt. Wie oft war er nachts vor dem Hotel fast schlafend zusammengebrochen, wartend auf den einen Gast, der ihm hoffentlich wieder mal dieses unerwartet hohe Trinkgeld spendierte, da es einer dieser war, die ihr restliches Münzgeld vor der Abreise abgaben.

Für die Tubabs, wie diese Reisenden hier genannt werden: Peanuts. Für ihn ein halber Wochenlohn.

Aber jetzt: der rechte Außenspiegel des Mazda. Der Mazda ... immer der Mazda. Eine Stoßstange hier, ein Blinkrelay da. Stunden, Tage, Nächte, Wochen, Monate, Jahre – arbeiten für den Mazda. Da steht er nun und seine Gäste geben ihm Geld, bevor sie sich in den bis zum Bersten gefüllten Mazda drängen, ihr Hab und Gut auf das Dach stapelnd, bis das Vehikel nahezu die doppelte Höhe erreicht hat. Um sie herum diejenigen, die Schalen und Körbe mit Bananen auf dem Kopf transportieren, um sie am Busbahnhof zu verkaufen. So wie er damals …

Ein Ticket braucht es nicht. Er gibt jedem die Hand beim Besteigen seines Mazda, wünscht jedem Glück.

Inschallah.

Jan Reckfort, Senegal

Immer weiter nach oben?

Victor Sevilla zieht mit zittriger Hand an seiner Ziga­ rette. Noch zwei, drei ungeduldige Züge, bevor er den Stummel auf den Boden vor seinen Geländewa­ gen schmeißt. Victor ist schon ein alter Mann. Er ist dünn, hat eine rote Kappe auf dem Kopf. Darunter trägt er eine große Brille und einen grauen Vollbart.

Sein kariertes Hemd und die beige Trekkinghose gehören zu seiner Standardausstattung.

Was braucht die Welt an Erfolg?

Ich möchte nicht sein wie alle.

Ich möchte da wachsen, wo ich bin, ungeachtet der ­a nderen, die um mich herum wachsen oder der ­E insamkeit, weil keiner dort wächst, wo ich wachse.

Ich möchte mich nicht in Zielvorstellungen verrennen, mich nicht nach Plan entwickeln.

Ich möchte so wachsen, wie ich bin.

Ich bin die Frucht eines Jahres – ich bedeute nicht den Verlust der Zielstrebigkeit, die Ablehnung von Plänen.

Bloß die Option, auch mal zu schauen, was wird.

ERFOLG Statement Florian Bender

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Erfolgsstory

Wir fahren los. Victor drückt auf das Gaspedal seines Jeeps, den er damals in Miami gekauft hat, wie er mir stolz erzählte. Seine Hände zittern, auf dem Lenkrad, auf der Schaltung. Ich habe ihn nie gefragt warum, ob er eine Krankheit hat, einen Unfall hatte. Die Stra­ ße ist staubig, die Sicht ist klar. Wir fahren hinein in die Berge aus Sand und Geröll, trockene Berge. Doch erscheinen sie mir in verschiedenen Blautönen im Morgengrauen. Sie ziehen uns an.

Wir passieren ein paar, mit Werbung von Mobil­ funkanbietern bemalte Hütten und einen betonier­ ten Fußballplatz, auf dem Hunde umherschlendern.

Schließlich kommen wir in eine kleine Stadt. Sie scheint sympathisch, die Luft riecht frisch und rein, es ist ruhig. Die bunten Häuser glänzen fröhlich in der aufsteigenden Mittagssonne. Gerade ausgestie­ gen, zündet sich Victor eine Zigarette an. Er fragt mich nach den Unterlagen, die wir für die Stadtver­ waltung vorbereitet haben. Wo aber ist die Stadtver­ waltung, die municipalidad? Viele Menschen sind nicht zu sehen hier, endlich treffen wir einen kleinen Mann. Auf unsere Frage murmelt er nur unverständ­ lich, ohne uns anzusehen. Er wisse es nicht, kommt unter seinem Hut hervor. Ich krame nach der Tele­ fonnummer des zuständigen Beamten, von dem wir uns wichtige Informationen und Hilfe erhoffen, bevor wir weiter in die Berge fahren, zu dem Projekt, das wir begutachten sollen. Als wir den ingeniero Miguel erreichen, sagt er, er sei noch in einer reunión. Aber wir sollten uns doch schon mal in das Restaurant an der plaza setzen, dorthin komme er dann auch in einer Stunde. Es sei auch das Beste.

Vor allem das cuy (Meerschweinchen) sei zu empfehlen, das typische Gericht dieser Gegend. Ich schaue Victor fragend an. Er, keinen Ton. In einer bodega kauft er zwei Cola und eine Schachtel Zigaretten.

Wir setzen uns hin und betrachten den Fernseher.

Am Nachmittag geht es weiter, nun mit einem Taxi und einem Führer, der sich dort oben in den Dörfern bestens auskennt, laut ingeniero Miguel. Die Straße wird immer enger und unebener. Doch unseren Führer stört das keineswegs. Er erzählt ununterbrochen.

George heißt er, ja, so wie der Clooney, der aus Hollywood, der aus den vielen Filmen. Er lacht, herzlich und kindlich, sein Lächeln ist mit vier goldenen Zähnen verziert.

Victor macht die neue Schachtel Zigaretten auf, als wir ankommen in unserem Dorf. Bald wird er wieder nach Afghanistan gehen, erzählte er mir. Sein Bruder arbeitet im Irak. In der Entwicklungshilfe zu arbeiten gibt ihm eine gewisse Zufriedenheit, da er das Gefühl hat, Menschen zu helfen, die die Hilfe wirklich nötig haben. Schon als junger Mann war er in Krisengebieten aktiv, lange Jahre hat er in den Anden gearbeitet, zu Zeiten des Sendero Luminoso, zu Zeiten des Terrors. Seine Arbeit in Peru sei vorbei. Den Peruanern gehe es eigentlich ganz gut, sagt er.

Im Gegensatz zu der kleinen Stadt werden wir hier oben sehr freundlich empfangen. Als die Dorfbewoh­ ner uns sehen, wissen sie, warum wir gekommen sind.

Schnell werden die Jüngsten geschickt, um Inka Kola und Plastikbecher zu holen. Erst mal eine Erfrischung.

Zu den Wasserkanälen kommen wir heute sowie­ so nicht, die sind zu weit weg von hier, sagen die Männer. Sie wollen wissen, wo ich herkomme. Und wie es dort ist in Deutschland. Die Männer haben ein Glänzen in den Augen, wenn sie mich danach fragen.

Ich schaue zu Victor. Er zündet sich ruhig, aber mit zittriger Hand eine Zigarette an.

Konstantin Zell, Peru

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Mein heimatloses Ich Gamze Güldal, Ghana

Schnee inmitten einer Wüste. Ein farbenfroher Sing­ vogel fröhlich zirpend in einem blutigen Krieg. Ein wohlgekleideter Finanzchef, im Schneidersitz auf einem Boden aus Stroh. Ein Kind, gekleidet wie ein Professor, stehend vor einer Schar gebildet aussehen­ der Menschen, einen Vortrag zum Thema „Globale Politik“ haltend. Oder nur ein verwahrlostes, rosti­ ges Auto zwischen kurzen tropischen Bäumen und verwildertem Gras.

Wer sagt uns, wo was hingehört? Gehöre ich hier her?

Passe ich hier rein? Wo soll ich hin? Und vor allem, was soll ich tun?

Ich möchte frei sein und trotzdem zieht es mich zu anderen Menschen. Manchmal gehe ich Bindungen mit verschiedensten Individuen ein. Ab und zu lasse ich mich sogar so tief auf sie ein, dass es den Anschein einer Symbiose hat.

Was mich betrifft, habe ich öfter das Gefühl, mir selbst nicht treu sein zu können. Schon ein einziges Bild kann mich in meinen Grundprinzipien beein­ flussen, sogar ein Wort bringt mich aus meiner gewohnten Bahn. Doch ich vermag nicht zu sagen, ob es negativ oder positiv ist. Aber man braucht doch Veränderungen? Wir gehören doch keiner Konstante an, sind kein Lineal, an dem man uns ablesen kann.

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Erfolgsstory

Werte und Normen gehören unserer Gesellschaft an. Ja. Und wir gehören wiederum der Gesellschaft an. Wieder ja.

Und unser Verstand? Ja, dieser Verstand, hat der kein Eigenleben?

Ich glaube, mein Verstand gehört nicht einmal zu mir. Es formt sich von allein.

Er nimmt eine Gestalt an, die ich nicht kenne. Mir huschen Gedanken durch den Kopf, die ich nicht einfangen kann. Mein Verstand gibt mir keine Wörter dafür.

Wenn mein Verstand nicht mir gehört, dann gehöre ich auch an keinen Ort. Heimatlos streife ich umher. Ein Ziel hab ich gewiss. Eine Antwort, die so klar und deutlich vor mir liegt. So banal, dass es eine Beleidigung ist, sie in Worte zu fassen: Ich wünsche mir eine Symbiose mit meinem Verstand.

Ist es nicht der größte Erfolg, mit sich selbst im Reinen zu sein? Wenn mein Körper und meine Seele im Einklang sind, habe ich mein Ziel erreicht. Dann erst bin ich die, die ich war und die, die ich bin und die, die ich sein werde.

Jasmin-Revolution Unsichtbare Mächte fähig zu erhellen das Dunkel unserer Nächte.

Was für ein großer Schritt, wenn man die Rechte der Menschheit nicht mehr mit Füßen tritt.

Unsichtbare Mächte fähig zu wandeln unsere Welt in eine gerechte.

Wenn nur der Flügelschlag eines Schmetterlings irgendwo auf der Welt einen Orkan kann erzwingen wie viel mächtiger kann nun unser eigener Atem diese Welt machen gerechter.

Durch einzelne, winzige Taten.

Eine unsichtbare Macht, sie steckt in uns allen.

Hätten wir doch nur daran gedacht, dass unser Handeln hier und jetzt, Auswirkungen hat auf das der Anderen.

Sei mutig, sei stark und dir stets bewusst, du wirst nie sagen können: „Ich habe es nicht gewusst“.

Was du heute gibst, kommt morgen zurück.

Glück wächst nur geteilt, Stück für Stück.

Unsichtbare Mächte bringen ein Windrad zum Drehen.

Und auch du wirst bald verstehen: ­ inzigen Schmetterling, Das schwere Windrad, angetrieben von dem w dieser Windhauch und sei er auch noch so gering, entfacht ein Licht im finsteren Raum: Ein kleines Zeichen für einen großen Traum.

Verena Foth, Ghana

„Erfolg_Ticker“:

DUDEN: positives Ergebnis einer Bemühung; Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung

Wikipedia: Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele. … Bei Zielen kann es sich um eher sachliche Ziele wie zum Beispiel Einkommen oder um emotionale Ziele wie zum Beispiel Anerkennung handeln. …

Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder Effekt eines Handelns (z. B. durch den Ausspruch: „Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen“). … Erst später, insbesondere mit der Industrialisierung, erhält Erfolg die Bedeutung eines wertfreien, neutralen Resultats. Für das, was später mit „Erfolg“ bezeichnet wurde, dienten zunächst Begriffe wie Sieg oder Glück. …

In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es zahlreiche Versuche, den Begriff des (subjektiv empfundenen) Glücks oder Erfolgserlebnisses zu operationalisieren und messbar zu machen.

Ein Beispiel ist das Flow-Konzept von Csikszentmihalyi. Demnach stellt sich eine Art Glückgefühl ein, wenn die Fähigkeiten des Menschen in gleichem Maße wachsen wie die Herausforderungen.

Steigen diese Anforderungen aber schneller als die Fähigkeiten, kommt es zu Stress oder sogar zum Burnout-Syndrom. …

Mit der Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts verdrängten wirtschaftliche Eliten die alten Eliten aus Adel und Militär. 1927 erschien die Bibel aller Erfolgsmethoden, das Buch „Think and grow rich“ (Denke nach und werde reich) von Napoleon Hill sowie das im deutschsprachigen Raum wegweisende Buch „Sich selbst rationalisieren“ von Gustav Großmann. …

Von einer Erfolgsreligion kann man sprechen, wenn mit den Erfolgswegen Rituale und Zeremonien verbunden sind, die denen von Religionen ähneln. Allen gemeinsam ist der Glaube an die methodische Machbarkeit und Herstellbarkeit von materiellem Erfolg. …

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Erfolgsstory

Merkmale des Erfolgs: Heute stehen Handeln und Erfolg meist in einem deutlichen, planvollen Zusammenhang. Erfolg wird als das Erreichen eines definierten oder allgemein als erstrebenswert anerkannten Ziels verstanden. Dieses Ziel kann sich auf die Entwicklung eines Menschen oder einer Organisation beziehen. …

http://erfolg.org/ (03.02.2012): Erfolg bedeutet sich gut zu fühlen und dabei das zu erreichen, was man sich vorgenommen hat.

Erfolg lässt sich nicht so leicht allgemein definieren.

Erfolg ist die Fähigkeit seine selbst gesetzten Ziele zu erreichen, doch Erfolg ist auch eine Reise und kein Ziel.

http://zitate.net/erfolg.html (03.02.2012): „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.“ Albert Einstein, 1879 – 1955, Deutscher Physiker und Nobelpreisträger „Misserfolg ist lediglich eine Gelegenheit, mit neuen Ansichten noch einmal anzufangen.“ Henry Ford, 1863 – 1947, gründete den Automobilhersteller Ford Motor Company „Erfolge muss man langsam löffeln, sonst verschluckt man sich an ihnen.“ Erika Pluhar, Österreichische Schauspielerin „Um Erfolg zu haben, brauchst du nur eine einzige Chance.“ Jesse Owens, 1913 – 1980, US-Leichtathlet „Erfolg verändert den Menschen nicht. Er entlarvt ihn.“ Max Frisch, 1911 – 1991, Schweizer Schriftsteller „Erfolg bedeutet für mich Liebe, nicht Geld. Geld ist nur Ersatz für Liebe, das kannst Du bei vielen reichen Leuten beobachten.“ Cat Stevens in einem Interview aus der Zeitschrift „Musik Express“, Nummer 2, 1976

Impressum Autorinnen und Autoren: Anna Luisa Schmitz

Jule Häußermann

Anne Kruse

Konstantin Zell

Carmen Grimm

Lea Burwitz

Christina Enns

Lilia Afroune

Florian Bender

Marit Inga Peters

Gamze Güldal

Ruth Gonschorrek

Helge Meischner

Sarah Rudolph

Jana Baldus

Surya Weimer Verena Foth

Fotonachweise: Anne Kruse

Geesche Decker

Bert Odenthal

Helge Meischner

Christina Enns

Konstantin Zell

Corinna Keup

Lea Burwitz Maximilian Frömling

Eleanor Benz

Simeon Wittenberg

Abkürzungsverzeichnis + globalista Konsortialpartner: artefact gGmbH Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V. (bezev) Bischöfliches Generalvikariat Münster Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Westfalen-Lippe e.V. Jugendrotkreuz Deutsches Rotes Kreuz in Hessen/Volunta gGmbH (DRK Hessen/Volunta) Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Münster (DRK KV Münster) Deutsch-Tansanische Partnerschaft e.V. (DTP) Ev.-luth. Missionswerk in Niedersachsen (ELM) Experiment e.V. grenzenlos e.V. – Vereinigung internationaler Freiwilliger Internationale Jugendgemeinschaftsdienste e.V. (ijgd) Kolping Jugendgemeinschaftsdienste Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. (lkj) Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB)

Verantwortlich für das Projekt globalista sind: Arbeitsstelle Weltbilder e.V., info@arbeitsstelle-weltbilder.de Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

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Erfolgsstory

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