Andechser Bergecho

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Aus Kirche und Kloster

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Ich gehe als

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nicht als

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zwangsarbeiterr Marcel Callo ein Glaubenszeuge unserer Tage

Mit der Linzer Pfarrei »Marcel Callo« ist der Heilige Berg auf vielfältige Weise verbunden. Marcel Callo aus dem französischen Rennes starb als christlicher Missionar und Zwangsarbeiter während der NS-Diktatur. 1987 wurde er selig gesprochen. Von seinem Kommunionanzug befindet sich ein Teil im Kloster Andechs.

M

arcel Callo wird am 6. Dezember 1921 als zweitältestes von neun Kindern in einer religiösen Arbeiterfamilie im französischen Rennes geboren. Als Kind arbeitet er aktiv bei den Pfadfindern mit und tritt mit 13 Jahren zu Beginn seiner Buchdruckerlehre der Christlichen Arbeiter-Jugend (CAJ) bei. Aus der Feier der Eucharistie schöpft er Kraft für sein Wirken als »Laienapostel der Arbeiter«. In seiner Pfarrei Sankt Albin wird er Leiter der CAJ und wirkt als Vorkämpfer für eine missionarische Jugendarbeit. Am 19. März 1943 wird er als 22-Jähriger von Frankreich zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Mit der Einstellung

»Ich gehe nicht als Arbeiter dorthin – ich fahre als Missionar« nimmt er die Arbeit in Deutschland auf. 1943/44 lebt Marcel Callo im Lager von Zella-Mehlis in Thüringen und arbeitet in einer Waffenfabrik an der Montage von Leuchtpistolen. Im Arbeitslager sammelt er seine Kameraden zum Gottesdienst und ist als Krankenpfleger und Chorleiter für sie tätig. Er gründet eine katholische Aktionsgruppe aus französischen Jungarbeitern und Pfadfindern. Im April 1944 wird er von der Gestapo mit der Begründung verhaftet, dass er sich durch seine Missionstätigkeit als »Schädling für die Regierung der nationalsozialistischen Partei und für das Heil des deutschen Volkes erwiesen« habe. Die CAJ wird verboten. Marcel Callo wird für fünf Monate in Gotha inhaftiert. Im Oktober 1944 wird er mit seinen Kameraden ins Konzentrationslager abtransportiert. Nach Umwegen über Flossenbürg und Hof landet er schließlich im Konzentrationslager Mauthausen, wo er am 19. März 1945 stirbt. 1987 wird Marcel Callo in Rom von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Viele Bischöfe aus verschiedenen Ländern, u. a. auch Bischof Maximilian Aichern aus Linz, nehmen an der Zeremonie teil. Aus dem Heimatbistum Marcel Callos pilgern über 800 Menschen nach Rom. ➽ siehe auch Essen und Trinken


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