Prost März 2013

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8 Von Couch zu Couch durch die Welt

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Social Traveling lehrt Hotels das Fürchten

Im Internet eine Übernachtungsmöglichkeit ergattern, wo sonst die Einheimischen wohnen: Das Grundprinzip des „Sozialen Reisens“ ist nicht neu. Online-Portale wie Couchsurfing oder Hospitality Club ermutigen seit Jahren Mieter und Eigentümer von privaten Wohnungen, Gästen aus aller Welt die Tür zu öffnen und die Gästecouch freizuräumen. Doch mittlerweile haben sich europaweit professionelle Mietportale etabliert, die Hotels und Pensionen Konkurrenz machen. Weltweiter Marktführer unter diesen Vermittlungsportalen ist Airbnb. Das USUnternehmen, das 2007 im kalifornischen Silicon Valley gegründet wurde, hat nach eigenen Angaben

200.000 Übernachtungsmöglichkeiten in 190 Ländern im Angebot. In Europa trifft Airbnb allerdings auf zwei rege Wettbewerber, nämlich Wimdu.de aus der Firmengruppe der Samwer-Brüder und 9flats.com. Hinter 9flats steht der Hamburger Unternehmer Stephan Uhrenbacher, der sich zuvor mit der Gründung des Empfehlungsportals Qype einen Namen gemacht hat. Wie viele Übernachtungen das Trio Airbnb, Wimdu und 9flats bisher vermittelt hat, kann man keiner statistischen Erhebung entnehmen. Und die Unternehmen behandeln diese Zahlen als Geschäftsgeheimnis. Der deutsche Hotellerie-Branchenverband Dehoga geht davon aus, dass allein in Deutschland rund ein Viertel der insgesamt 370 Millionen Übernachtungen in professionell vermarkteten Ferienwohnungen und Privatappartements stattfindet. Davon läuft aber

nur ein Teil über die Vermittlungsportale. Berlin im Spitzenfeld Allein in Berlin werden nach Dehoga-Schätzungen 50.000 Betten privat angeboten, die jährlich von drei Millionen Touristen genutzt werden. Bei Airbnb spielt die deutsche Hauptstadt inzwischen auch international in der Spitzenliga. New York steht mit 12.000 Gastgebern an der Spitze. Berlin liegt mit 4.000 Listen-Einträgen hinter London (6.800) und Paris (6.500), aber deutlich vor München (1.500). In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa schätzt Airbnb-Chef Brian Chesky den Markt als „sehr, sehr groß“ ein. „Ich würde sogar sagen, es ist der größte Markt, von dem noch niemand gehört hat. Allein die Vermietung von Zweitwohnungen macht 100 Mrd. Dollar (78,9 Mrd.

Euro) weltweit aus - das ist mehr als die ganze Musikindustrie. Und bei uns vermieten im Moment 90 % der Leute noch ihren Erstwohnsitz.“ Fehlende Hygiene-Standards Der Dehoga beharrt darauf, in einem großen Teil der Übernachtungsangebote würden gültige Sicherheits- und Hygienestandards nicht eingehalten. Feuerlöscher und Fluchtwegepläne, die für Hotels vorgeschrieben seien, würden komplett fehlen. Uhrenbacher vermutet hinter diesen Beschwerden lediglich den Versuch, ein Konkurrenz-Konzept zu unterbinden. Und auch Wimdu-Chef Bleckwenn sieht in der BranchenBeschwerde die Absicht, „mit Regularien Innovationen einzuschränken“. „Durch die harten Bewertungen gibt es kein Sauberkeits- oder Sicherheitsproblem. In fünf Jahren wird es ein Rahmengerüst geben, an dem sich alle orientieren können.“


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