Bergeerleben - AVS-Magazin September 2020

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Tiere der Nacht Den nachtaktiven Tieren auf der Spur

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ls Mensch nachts unterwegs zu sein, erfordert geeignete Ausrüstung und ein Schärfen unserer Sinne. Gleich verhält es sich im Tierreich: nächtliches Unterwegssein erfordert Anpassungen. Manche Tiere sind ausschließlich nachtaktiv und nutzen die Vorteile, die ihnen die Nacht bietet, andere wie­derum nutzen diese auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt für einen Teil ihres Lebenszyklus. Wen wir bei einer Nachtwanderung entdecken können, lest ihr im folgenden Beitrag. Unter den Säugetieren und Vögeln gibt es zahlreiche Arten, die Tiere der Nacht sind. Viele nachtaktive Säugetiere haben eine sehr empfindliche Nase, lange Tasthaare oder große Ohren für die Ortung von leisesten Geräuschen. Die Ausbildung großer Augen wie beim Schneehasen oder bei verschiedenen Mäusearten ist ebenso eine ­Anpassung an nächtliche Lichtverhältnisse, da diese das wenige Licht besonders gut nutzen können. Nacht­ aktiv zu sein, bietet einige Vorteile: Schutz vor Fressfeinden, weniger Nahrungskonkurrenz, eine Spezialisierung auf ebenfalls nachtaktive Beute oder vorteilhaftere Lebensraumbedingungen.

Welche Arten bei einer Nachtwanderung anzutreffen sind, hängt einerseits von der Jahreszeit, andererseits vom Lebensraum ab, in den wir uns begeben. Im Frühjahr pflanzen sich viele Tiere fort und sind besonders ­aktiv. Interessante Lebensräume sind Übergangsbereiche, etwa vom Siedlungsgebiet zum Waldrand, oder abwechslungsreiche Kulturlandschaften, die an Wälder grenzen, ebenso wie lichte Wälder, die mit offenen Flächen abwechseln. Da unser nächtlicher Sehsinn im Vergleich zu vielen Tieren eher schwach ausgeprägt ist, müssen wir auf Nachtwanderung jene Sinne schärfen, die wir im Alltag viel weniger ­beanspruchen: den Gehör- und den Geruchssinn, aber auch den Tastsinn. Gesangsstunden Eulen und Käuze sind in unseren Breiten größtenteils dämmerungs- und nachtaktiv. Zu den wichtigsten Anpassungen an die Dunkelheit gehört das empfindliche Gehör, welches die akustische Ortung der Beute ermöglicht. Die Augen nutzen das schwache Licht bestmöglich aus und das Gefieder ermöglicht durch die gezähnten Ränder der großen Federn an den Flügel­ spitzen einen fast lautlosen Flug. Es ist

Der Teichfrosch ist mit seinem lauten ­Quaken in der Dämmerung weitum hörbar. Foto: Fotogruppe Tetraon

wahrscheinlich, dass Eulen das Erd­ magnet­feld wahrnehmen und sich mithilfe der Sterne orientieren. Die beste Möglichkeit, Eulen oder Käuze nachzuweisen, ist über ihre Rufe. Die Balz beginnt mit Ende des Winters: Die Männchen tragen den Balzgesang mehrere Wochen lang vor. Männliche Singles singen viel ausdauernder, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Gesang ist meistens in den frühen Abend­stunden und vor Sonnenaufgang zu hören. Von manchen Eulen­arten ist auch ein Herbstgesang bekannt. Vogelkonzerte zu Beginn der Dämmerung prägen generell das Frühjahr und sind sowohl in den Siedlungen als auch in den Kultur- und Naturlandschaften zu hören. Von Echolot-Ortung und ­Nachtschwärmern Fledermäuse sind nachtaktive Insektenjäger. Die nächtliche Jagd und die Spezialisierung auf bestimmte ­Beuteinsekten vermeiden die Konkurrenz zu anderen Tieren oder zwischen Bergeerleben 03/20

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