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Das Josef-Pixner-Biwak

Die Notunterkunft am Tiroler Höhenweg

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Der Tiroler Höhenweg führt auf einer Länge von 180 km von Mayrhofen im Zillertal nach Meran. Die neunte Etappe vom Gasthof Hochfirst (1.763 m) an der Timmelsjochstraße zur Zwickauer Hütte (2.989 m) weist im Bereich des Rauhjochs exponierte Stellen auf. Ein plötzlicher Wetterumschwung kann hier fatale Folgen haben.

Wanderer und Bergsteiger, die schlecht ausgerüstet oder zu spät am Berg unterwegs waren, mussten des Öfteren von der Bergrettung aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Im Zuge der Ausweisung des Tiroler Höhenweges wurde längere Jahre darauf hingearbeitet, an einer lawinensicheren Stelle ein Biwak zu errichten, um Schutzsuchenden einen Unterschlupf zu bieten. Im Jahr 2002 konnte das Vorhaben umgesetzt werden, seitdem steht hoch über dem Pfelderer Tal eine futuristisch anmutende Biwakschachtel. Benannt sie nach dem legendären Josef Pixner (1871–1957), besser bekannt als „Longer Nainer“. Der umtriebige Bergführer und Bürgermeister aus St. Leonhard soll ein guter Handwerker gewesen sein und kümmerte sich um die Erschließung der hochalpinen Wanderwege am Ötztaler Hauptkamm. Pixner hat auch mitgeholfen, die Stettiner Hütte und die Zwickauer Hütte zu erbauen, auf Letzterer war er sogar selbst Hüttenwirt.

Durchdachtes Konzept

Beim Josef-Pixner-Biwak (2.707 m) handelt es sich um ein Polybiwak. Dieses innovative Modulsystem mit achteckigem Grundriss wurde vom Innsbrucker Architekt und Bauphysiker Helmut Ohnmacht entwickelt. Die ersten Modelle kamen in den frühen 1970er Jahren zum Einsatz und waren noch aus glasfaserverstärktem Polyester gefertigt. Im Laufe der Zeit wurde das System weiterentwickelt, für die aktuelle Generation wird ein MERORaumfachwerk für den Unterbau verwendet, das hohe Robustheit und Stabilität gewährleistet. Das Energiekonzept orientiert sich am Prinzip des Passivhauses. Untertags ermöglicht die zweischalige, vier Quadratmeter große Plexiglaskuppel Wärmeeinträge durch die Sonneneinstrahlung. In der Nacht trägt die Körperwärme der anwesenden Personen zu einer kontinuierlichen Heizleistung bei. Selbst bei tiefen Außentemperaturen hat man

JosefPixnerBiwak am Rauhjoch

Foto: Martin Niedrist

Der Innenausbau aus Holz und die Lichtkuppel sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

Foto: Manuel Tollo

Die weitgehend unberührten Bergwiesen „Auf Imest“ mit der verfallenen Imestalm

Foto: Martin Niedrist innen ein temperiertes, trockenes Raumklima. Das selbstregulierende Lüftungskonzept sorgt für steten Luftaustausch. Die Aluminium-Außenhaut reflektiert einen Großteil der Sonnenstrahlung, damit sich im Sommer der Innenraum nicht zu sehr aufheizt. Polybiwaks haben sich als brauchbare Unterkünfte im Extremgelände bewährt, etwa als Forschungsstation in den Anden und der Antarktis. Bei Bedarf kann das Biwak durch zusätzliche Modulelemente erweitert werden. Das Modell am Rauhjoch weist eine effiziente Raumaufteilung auf und bietet sechs Schlafplätze, die mit Matratzen und Decken ausgestattet sind. Betreut wird das Biwak von der Ortsstelle Pfelders der AVS-Sektion Passeier.

Zustieg von Pfelders oder durchs Seebertal

Der Normalzustieg erfolgt aus südlicher Richtung von Pfelders aus. Nach einem etwas steilen Start ab dem Hintersteinhof erreicht man nach Durchquerung einer ersten Höhenstufe die idyllischen Bergwiesen „Auf Imest“ mit der verfallenen Imestalm. Ab hier geht es wieder steiler weiter Richtung Kühberg, wo schließlich das Niveau des „Tiroler Höhenweges“ erreicht wird. Nach insgesamt rund tausend Höhenmetern geht es nun relativ flach weiter zum Biwak. Der Abstieg kann als Rundwanderung über die Stieralm erfolgen.

Für die Tour sollte man über alpine Erfahrung verfügen, die Südhänge des Pfelderertales weisen zum Teil auch schroffe, felsdurchsetzte Passagen auf. Alternativ kann der Zustieg auch von Norden her durch das Seebertal erfolgen. Gäste werden ersucht, mit einem Selbstkostenbeitrag für die Wartungsspesen zur Erhaltung des Biwaks beizutragen und dieses sauber zu hinterlassen.

Martin Niedrist

JOSEFPIXNERBIWAK AM RAUHJOCH (2.707 M)

AVS-Sektion Passeier Webseite www.alpenverein.it Schlafplätze 6 Notlager Anreise mit Bus Mit dem Bus bis Pfelders (Haltestelle Erschbaum) Normalzustieg Von Pfelders zum Hintersteinhof (1.675 m) und über die Almweiden „Auf Imest“ weiter Richtung Kühberg, dann links abzweigen zum Biwak, Aufstiegszeit ca. 3 h Tourenmöglichkeiten Hochfirst (3.403 m), Liebener Spitze (3.399 m) Nachbarhütten Zwickauer Hütte (2.989 m), Stettiner Hütte (2.875 m)