Respektvoll
Zwei Nationalparke feiern Geburtstag Gedanken zur Genese der Kalkalpen und des Gesäuses. Und zur Neutralität. Liliana Dagostin
G
leich zwei Nationalparke feiern im Jahr 2022 Jubiläum. Grund genug für uns, auf Spurensuche zu gehen. Die Spur, die wir zunächst zurückverfolgen, ist eine behutsam gesetzte – denn Krallen sind im Trittsiegel keine zu lesen – ähnlich einem Luchs, dessen Antlitz Erkennungsmerkmal für den Luchs Trail geworden ist: Er verbindet den Nationalpark Kalkalpen mit dem Nationalpark Gesäuse und dem Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Zugleich verbindet er auch die Bergsteigerdörfer Johnsbach und Lunz am See. Der Weitwanderweg mit seinen elf Etappen verbindet die, die ihn gehen, Schritt für Schritt mit verschiedenen Lebensräumen, Bundesländern, Ge70
Panoramablick über das Gesäuse. Foto: Nationalpark Gesäuse/Andreas Hollinger
schichten und Gesichtern. Schutzgebiete wie sie erfüllen heute mit Stolz und sind nicht mehr wegzudenken, egal ob im Gesäuse, in den Kalkalpen oder in den Hohen Tauern. Doch das war nicht immer so. Die älteren Trittsiegel zeichnen sich deutlich ab. Denn wie so oft in der Geschichte der Schutzgebiete in Österreich, die heute von nationaler Bedeutung sind, waren den Ausweisungen Nutzungskonflikte vorangegangen.
25 Jahre Nationalpark Kalkalpen Das ältere der beiden Schutzgebiete ist der Nationalpark in jenem Teil der oberösterreichischen Kalkalpen, der sich auf das Reichraminger Hintergebirge und das Sengsengebirge erstreckt. Er feiert heuer seinen 25. Geburtstag. 1997 hatten der Bund und das Land Oberösterreich vereinbart, den Nationalpark Kalkalpen zu errichten und zu erhalten. Die Proponenten von damals erzählen, man sei sich 1997 rasch einig gewesen, dass ein den Anforderungen der Internationalen Naturschutzorganisation IUCN entsprechendes Schutzgebiet eingerichtet werden sollte. Nur die Ausdehnung Bergauf