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Müll unter dem Schnee

Teil 16 der Bergauf-Serie RespektAmBerg schaut bestürzt unter die tauende Schneeschicht.

von Birgit Kantner

Ganz Österreich unter einer Schneedecke!“: Solche oder ähnliche Schlagzeilen lassen das Herz von Outdoorbegeisterten höherschlagen. Eine winterliche, glitzernde und geschlossene Schneedecke, die sich wie ein dicker Daunenmantel über die Berghänge legt, ist der Traum aller Wintersportler*innen.

Mit den steigenden Temperaturen entwickelt sich das Ganze allerdings oft zum Alptraum. Wenn der Schnee im Frühjahr langsam schmilzt, kommen nämlich sämtliche Hinterlassenschaften zu Tage, die während der kalten Jahreszeit durch den Schnee schön abgedeckt und auf natürliche Weise verhüllt wurden. Taschentücher, die im weißen Schnee unsichtbar wurden, Bananen- und Orangenschalen, die nach der Gipfelrast im Schnee „entsorgt“ wurden, oder gar die Notdurft von Mensch und Hund, vorsorglich mit Schnee bedeckt, kommen im Frühjahr wieder zum Vorschein. Ein nun recht unappetitlicher Anblick unserer Bergnatur.

Allerdings handelt es sich nicht nur um ein rein ästhetisches, sondern oft auch um ein schwerwiegendes ökologisches Problem. Weggeworfene Zigarettenstummel sind dafür das beste Beispiel. Sie sind allgegenwärtig und nicht nur unschön anzusehen, sondern verunreinigen den Boden und in Folge auch das Grundwasser. Auf Grund ihrer chemischen Inhaltsstoffe könnte man sie auch als Sondermüll bezeichnen, der ordnungsgemäß entsorgt gehört und nicht achtlos in die Natur geschnippt werden soll. Tiere wie Vögel oder Kleinsäuger verwechseln unter Umständen den Filter mit Futter und vergiften sich damit.

Aber auch die so harmlos wirkende Bananenschale gehört in den Biomüll und nicht am Gipfel unter einen Stein versteckt. Die Schale der Südfrucht verrottet in unserem Klima nur sehr langsam und es kann bis zu fünf Jahre dauern, bis die Überreste völlig verschwunden sind. Meist sind die Früchte mit Pestiziden und Insektiziden behandelt, damit sie schön gelb und reif bei uns ankommen. Allerdings dringen diese Stoffe beim Verrottungsprozess ebenfalls in den Boden ein und hinterlassen ihre Spuren.

Aus RespektAmBerg nochmals die Bitte: Lasst euch nicht von der winterlichen Schneedecke verleiten, so manchen Abfall für eine kurze Zeit darunter zu verstecken, sondern nehmt den Müll zu jeder Jahreszeit wieder mit nach Hause und entsorgt ihn ordnungsgemäß.

Kurz blitzte beim Schreiben eine Szene aus der Piefke-Saga 4 auf: Die Almwiesen konnten aufgerollt werden und die Natur war tote Kulisse, denn in den Bergen wurde anfallender Sondermüll gelagert.

Autorin: Birgit Kantner ist Mitarbeiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.

Illustration: Valentina Recheis/himmel
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