Schön, frei und wild

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Auf der Seiser Alm wachsen Kinder inmitten einzigartig schöner Natur unbeschwert auf.

Schön, frei und wild Die Seiser Alm ist bekannt als beliebtes Ausflugsund Urlaubsziel. ALPE wollte wissen, wie es sich anfühlt, auf der schönsten Hochalm das ganze Jahr über zu leben und zu wirtschaften.

A Auf einer Skala von null bis zehn - wie schön ist es, auf der Seiser Alm zu leben? „Elf!“, schießt es aus Frieda heraus. Christian nickt zustimmend. „Elf. Definitiv!“, sagt auch Martina. Es gebe kei­ nen schöneren Ort auf dieser Welt, sind sich die von ALPE zu Hause besuchten Alpler einig. „Alp­ ler“ werden hier jene genannt, die auf der Seiser Alm aufwachsen und leben. Derzeit sind das rund 150 Menschen jeden Alters. „Dörfler“ sind hinge­ gen jene, die unten im Dorf Kastelruth leben. Das ist der Hauptort der Gemeinde. Und dann gibt es aus Sicht der Alpler noch den Rest der Welt, mit dem man in Form des Urlaubsgastes zwar gerne in Berührung kommt, ihn ansonsten aber doch lieber weit genug weg weiß. Das moderne Leben ist hektisch und nicht überall gut zu den Menschen. Auf der Seiser Alm – mit 56 Quadratkilometern die größte Hochalm Europas – ist die Welt in vielerlei Hinsicht noch heil und gut überschaubar. Zwar zeigt sich die Natur ab und an

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unberechenbar, aber damit lernen die Alpler inmit­ ten dieser faszinierenden Berglandschaft der Dolo­ miten von klein auf zurechtzukommen. „Unsere Kinder sind wilde Kinder“, erzählt Mar­ tina. „Sie spielen draußen im Schlamm, laufen den Hühnern nach und halten die Schafe auf Trab. Es ist manchmal anstrengend, aber schön und so richtig gesund.“ An ihre unbeschwerte Kindheit auf der Alm erinnern sich auch Greta und Daniel mit leuchtenden Augen. Die beiden Jugendlichen wuchsen an einem besonders abgelegenen Punkt der Alm auf und würden mit niemandem tauschen. „Wir haben nichts vermisst“, sind sie sich einig. Und wenn Christian an seine eigene Kindheit vor Jahr­ zehnten und jene seiner Kinder denkt, kommt ihm der schwere Abschied vom unbeschwerten Som­ merleben am Berg in den Sinn, wenn es dann im Herbst immer wieder hieß, zur Schule ins Dorf zu fahren. Hier oben war die Freiheit der Kinder stets grenzenlos. Und sie ist es heute noch. »

Text: Elisabeth Augustin Fotos: Helmuth Rier

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