Der Schlossherr

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Der Schlossherr Schloss Prösels bei Völs am Schlern ist ein kultureller Mittelpunkt. Geführt wird die Burganlage von einer Genossenschaft mit einem neuen Präsidenten an der Spitze, der als Ötzi-Leibarzt weltbekannt wurde.

Ö Ötzi ist der Name der mehr als 5.000 Jahre alten Gletschermumie, die vor 27 Jahren am Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen gefunden worden ist. Als sie 1998 nach Südtirol überstellt wurde, beauftragte man den damaligen Leiter der Pathologie des Bozner Krankenhauses, Dr. Eduard Egarter Vigl, mit der Konservierung der Gletscherleiche, um sie nach und nach zu erforschen. Dank der von dem Pathologen speziell entwickelten Gefriertechnik kann die Mumie heute im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen besichtigt werden. Als Ötzis Leibarzt hat sich Egarter Vigl international einen Namen gemacht und wurde bei Erforschungen weiterer Mumien wie etwa König Tutanchamun in Ägypten oder der InkaMumien in Südamerika zu Rate gezogen.

Text: Rosa Maria Erlacher Fotos: Helmuth Rier

36 ALPE | Winter

Ötzis Leibarzt. 2016 ging Dr. Eduard Egarter Vigl, der ebenso als Gerichtsmediziner für die Bozner Staatsanwaltschaft gearbeitet hatte, in den wohlverdienten Ruhestand. Seinen Wohnsitz hatte der Arzt schon damals von der Landeshauptstadt Bozen auf einen alten Bauernhof in Völser Aicha verlegt. Rührig und kulturinteressiert wie er ist, brachte er sich sogleich in seine neue Heimat ein. Da war dieses wunderbare mittelalterliche Schloss ganz in seiner Nähe, das als kulturelles Kleinod glänzte und an dessen Erhaltung und Pflege er rege Anteil nahm. Nun, da ihm mehr Zeit zur Verfügung stand, war er nicht abgeneigt, sich neuen Herausforderungen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Bei der anstehenden Neuwahl sprach sich der Verwaltungsrat des Kuratoriums Schloss Prösels für Egarter Vigl als Präsidenten aus. Und so kam es,

dass der berühmte Ötzi-Spezialist zum Schlossherrn wurde. Sicherlich ist dies als großer Vorteil anzusehen, weil Dr. Eduard Egarter Vigl nicht nur ein großer Könner im Konservieren und Aufbewahren ist. Er vereint Leidenschaft und Begeisterung, Vergangenheit lebendig zu gestalten, Geschichten drum herum zu weben und Interesse zu wecken. Genau diese Leidenschaft war auch der Grund, weshalb Ötzi immer wieder ins Zentrum des öffentlichen Interesses rückt. „Nachdem ich das Problem der Konservierung gelöst hatte, richtete ich mein Augenmerk auf die Erforschung der Mumie“, erzählt der Pathologe. Und entdeckte dann tatsächlich etwas, was andere Forscher bisher übersehen hatten. Eine Pfeilspitze im Rücken, die vermutlich zu seinem Tod geführt hatte. Ein Detail, das die internationale Berichterstattung über Ötzi befeuerte und die Mumie einmal mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückte.

„Castrum Presil“. Heute steht bei Dr. Eduard Egarter Vigl Schloss Prösels im Mittelpunkt seines Interesses. Erstmals erwähnt wurde die mittelalterliche Wehranlage „Castrum Presil“ in einer Urkunde aus dem Jahre 1279. Erbaut wurde sie von den Herren von Völs, deren bekanntester Nachfolger Leonhard von Völs, Landeshauptmann an der Etsch und Burggraf von Tirol, die Burg um 1500 zu einer Schlossanlage erweiterte. Nach 1800 gaben die Freiherren von Völs die Burg auf und sie verfiel darauf hin zusehends. In den folgenden Jahrzehnten ging sie durch verschiedene Besit- »


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